Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Ein derartiges Wegerklären scheint auch dann nicht gerechtfertigt, wenn <strong>die</strong>se<br />
Erfahrungen zunächst nicht mit unserer Logik, insbesondere dem Satz von<br />
Widerspruch übereinstimmen. Tatsächlich gibt es Erfahrungsbereiche, in denen A<br />
und Nicht-A scheinbar gleichzeitig möglich sind. Aber für uns, d. h. für unser<br />
rationales Denken machen solche Erfahrungen ganz einfach keinen Sinn. Tatsächlich<br />
gilt der Satz vom Widerspruch aber auch in Fällen, in denen <strong>auf</strong> den ersten Blick<br />
Widersprüche <strong>als</strong> zugelassen erscheinen. So sind beispielsweise bei vielen<br />
zunächst widersprüchlichen Aussagen Hegels häufig Interpretationen möglich (etwa<br />
<strong>die</strong> Veränderungen von Ereignissen im L<strong>auf</strong>e der Zeit von A zu Nicht-A 28 oder <strong>die</strong><br />
Betrachtung <strong>die</strong>ser Erscheinungen von unterschiedlichen Ebenen, <strong>die</strong> den<br />
Widerspruch <strong>als</strong> nur scheinbar erweisen. 29 Wäre das nicht möglich, würden wir bei<br />
der Beschäftigung damit vielleicht ebenso "verrückt", wie jene armen Tiere, <strong>die</strong> im<br />
Experiment vor Bedingungen gestellt wurden, <strong>die</strong> sich von Mal zu Mal verkehrten,<br />
und <strong>die</strong> schließlich nichts mehr ausprobierten, sondern stumpfsinnig <strong>die</strong>selbe<br />
Reaktion wiederholten, ob sich nun ihr Leiden minderte oder verschlimmerte, und<br />
<strong>die</strong> auch den eigenen Tod dann nicht gescheut hätten. Auch Beispiele aus der<br />
Mathematik und Physik zeigen, daß von einem Standpunkt a-logische Annahmen<br />
durchaus logisch sein können, logisch eben in einem anderen Rahmen. Man denke<br />
an <strong>die</strong> widersprüchlich scheinende Annahme von Materie und Anti-Materie; oder in<br />
der Quantenphysik <strong>die</strong> Möglichkeit von Teilchen, <strong>die</strong> sich nicht nur im Raum,<br />
sondern auch in der Zeit vor und zurück bewegen können; oder in der Mathematik<br />
den Bereich der transfiniten Zahlen, wo Unterschiede zwischen unendlichen<br />
Mengen von Zahlen gemacht werden, obgleich auch der Satz gilt, daß unendlich<br />
gleich unendlich ist. 30 Die Wirklichkeit braucht sich nicht um unsere Logik zu<br />
"kümmern"; sie zeigt uns, daß vieles gleichzeitig bestehen kann, das sich für uns<br />
auszuschließen scheint. Für <strong>die</strong> Erde etwa bestehen <strong>die</strong> verschiedenen<br />
Jahreszeiten oder Tag und Nacht stets gleichzeitig, während sie für uns nur<br />
<strong>auf</strong>einander folgen können. Es ist offenbar eine Frage des Standpunktes. Es gilt,<br />
nicht verschiedene Ebenen der Betrachtungsweise zu vermischen. Beispielsweise<br />
ist <strong>die</strong> Behauptung, der Tisch, <strong>auf</strong> dem ich schreibe, existiere so, wie ich ihn sehe,<br />
und er existiere nicht so, natürlich widersprüchlich; aber aus der Sicht der<br />
subatomaren Physik unterliegt meine Wahrnehmung einer Täuschung, und <strong>die</strong><br />
Verneinung der ersten Behauptung kann ebenfalls wahr sein. Die am häufigsten<br />
28 Vgl. Popper 1972, S. 312f.<br />
29 Vgl. James 1941, S. 369f.<br />
30 Vgl. Guillen 1984, S. 46f.<br />
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