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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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tritt aus der eindimensionalen Unität in eine "zweidimensionale Polarität.“ 77 Aber das<br />

Ich, das seiner Welt gegenübersteht, ist noch schwach. Es<br />

"fühlt und weiß sich nur, sofern es sich <strong>als</strong> Glied einer Gemeinschaft faßt,<br />

sofern es sich mit anderen zur Einheit einer Sippe, eines Stammes ... zusammengeschlossen<br />

sieht. Nur in ihr und durch sie besitzt es sich selbst ... Nur<br />

ganz allmählich kann <strong>die</strong>se Bindung sich lockern und lösen, kann es zu einer<br />

Selbständigkeit des Ich gegenüber den es umfassenden Lebenskreisen kommen."<br />

78<br />

So ist es verständlich, daß noch bei den Griechen <strong>die</strong> Verbannung, der Verstoß aus<br />

der Gemeinschaft, zu den schwersten Strafen zählt. Aber auch für uns kann der<br />

Ausschluß von einer Gruppe, zu der eine emotionale Bindung besteht, einen nicht<br />

so leicht zu überwindenden Schmerz bedeuten.<br />

Das Ich der Gruppe wie des einzelnen wird erhalten und gefestigt durch den<br />

Mythos. Das Wort bildet "für das Bewußtsein das erste Stadium und den ersten<br />

Beleg der Objektivität, weil durch dasselbe zuerst dem stetigen Wandel der<br />

Bewußtseinsinhalte Halt geboten, weil in ihm ein Bleibendes bestimmt und<br />

herausgehoben wird." 79 Das Bleibende ist <strong>die</strong> Vorstellung, der bildhafte Ausdruck<br />

vom Sinn, der das Leben der Gruppe und in der Gruppe leitet. Das Wort oder Bild<br />

ist aber nicht Symbol für etwas anderes - wie für uns -, sondern es ist noch ein<br />

realer und bestimmter Teil des Seins. Das Wesen der Dinge ist im Zeichen<br />

beschlossen. 80 Insofern <strong>die</strong>ses Wesen ein Allgemeines ist, wird damit eine Form<br />

allgemeiner Gesetzmäßigkeit in <strong>die</strong> Welt eingeführt und so eine differenziertere<br />

Erkenntnis der Welt ermöglicht <strong>als</strong> im magischen Denken, in dem noch jeder Teil für<br />

das Ganze stehen kann und noch keinen ihn bestimmenden Bezug zum Ganzen<br />

<strong>auf</strong>weist.<br />

Was in <strong>die</strong>sem Kapitel <strong>als</strong> mythische und magische Bewußtseinsstruktur gesondert<br />

behandelt ist, wurde in Kap. 4 zusammenfassend <strong>als</strong> magisch-mythisches<br />

Bewußtsein bezeichnet. Diese magisch-mythische Bewußtseinsstufe kann ebenfalls<br />

beim modernen Menschen beobachtet werden. Man kann es in der Art von<br />

Massensuggestion sehen, wie sie sich im Freudentaumel zu Beginn der meisten<br />

auch heutigen Kriege oder bei Fußballspielen zeigt. Der Krieg ebenso wie <strong>die</strong><br />

77<br />

78<br />

79<br />

80<br />

Ebenda, S. 113.<br />

Cassirer 1977, Bd. II, S. 209-210.<br />

Cassirer 1977, Bd. 1, S. 23.<br />

Ebenda, S. 56.<br />

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