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Eine derartige Sehnsucht nach der ursprünglichen Einheit ist vermutlich in folgender<br />

Stelle von Leonardo da Vinci gemeint:<br />

"Sieh, wie <strong>die</strong> Hoffnung und der Wunsch, in den früheren Zustand<br />

zurückzukehren, ganz ebenso wirken wie das Licht <strong>auf</strong> den Falter. Denn der<br />

Mensch, der in ewiger Sehnsucht stets wieder mit Jauchzen den neuen<br />

Frühling erwartet, stets den neuen Sommer, stets neue Monate und neue<br />

Jahre, indem es ihm scheint, <strong>als</strong> kämen <strong>die</strong> Dinge immer erst viel zu spät, er<br />

gewahrt nicht, daß er damit immer nur seine eigene Auflösung<br />

herbeiwünscht. Diese Sehnsucht aber ist <strong>die</strong> geheime Kraft (quintessenzia),<br />

welche <strong>die</strong> Elemente bewegt, und welche <strong>als</strong> Seele, in dem menschlichen<br />

Körper eingeschlossen, stets zu dem zurückzukehren trachtet, der sie<br />

entsandt. Wisse, daß <strong>die</strong>ser Wunsch <strong>die</strong> geheime Kraft ist, welche untrennbar<br />

mit der Natur verbunden ist. Der Mensch aber ist das Abbild der Welt." 70<br />

Die Verschmolzenheit des Menschen mit der Welt hält auch nach dem ersten<br />

Erwachen des Ich an. Der Mensch "tritt aus der nulldimensionalen, archaischen<br />

Struktur der Identität in <strong>die</strong> eindimensionale der Unität hinaus." 71 Dies bedeutet eine<br />

punktartige Zentrierung; es ist zugleich ein Ausdruck für <strong>die</strong> weiterhin bestehende<br />

Raum- und Zeitlosigkeit <strong>die</strong>ser Stufe. 72<br />

Das Selbstsein und das Sein der Dinge<br />

haben noch keine feststehende Konstanz, sind noch nicht "durch bestimmte<br />

unverrückbare Merkmale voneinander gesondert. 73<br />

„Im magischen Bewußtsein<br />

verschieben sich immerfort "jene Grenzlinien, wie sie unsere empirischen Gattungs-<br />

und Artbegriffe zu ziehen pflegen." 74 So kann ein Wesen ganz verschiedene und<br />

sogar entgegengesetzte Formen annehmen, der Teil kann sozusagen noch alles<br />

werden und sein. 75 Dies kommt beispielsweise im Zauber zum Ausdruck, bei dem<br />

<strong>die</strong> symbolische Tötung oder Heilung einer Puppe, <strong>die</strong> für ein Tier oder einen<br />

Menschen steht, <strong>die</strong> Tötung oder Heilung <strong>die</strong>ses Tieres oder Menschen ist. 76<br />

Während nun <strong>die</strong> magische Bewußtseinsstufe noch <strong>als</strong> eine Art Traumzustand<br />

verstanden werden kann, bedeutet das sich später entwickelnde mythische<br />

Bewußtsein einen Schritt zu bewußterer Trennung von Ich und Welt. Der Mensch<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

Zit. nach v.Neumann 1986, S. 223.<br />

Gebser 1973, S. 87.<br />

Ebenda.<br />

Cassirer 1977, Bd. III, S. 71.<br />

Ebenda.<br />

Vgl. Gebser 1973, S. 88, sowie Cassirer 1977, Bd. III, S. 71. Allgemein zur magischen<br />

Struktur - siehe auch v.Neumann 1986, S. 43f.; Wilber 1984, S. 57f. sowie <strong>die</strong> dort<br />

gegebenen Literatur hinweise.<br />

Vgl. Gebser 1973, S. 89.<br />

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