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6.2.4 Das Unterbewußte in der Entwicklungsgeschichte individuellen Bewußtseins<br />

Die Evolution menschlichen Bewußtseins könnte in Schichten oder Stufen erfolgen.<br />

Wenn es ist, dann sollten <strong>die</strong>se Schichten oder Stufen irgendwie erkennbar sein. In<br />

der Entwicklung des Individuums könnte sich <strong>die</strong> Evolution menschlichen Bewußtseins<br />

in verkürzter Form wiederholen. Das heißt, daß in der Entwicklung vom<br />

Säugling zum Erwachsenen <strong>die</strong>se Stufen ebenfalls anzutreffen sind. 67 Da aber das<br />

Unterbewußte, wie oben ausgeführt, stets gegenwärtig und wirksam ist, können<br />

seine Wirkungen in jedem von uns in Ansätzen beobachtet werden. Doch wenden<br />

wir uns zunächst der Entwicklungsgeschichte des Bewußtseins zu.<br />

Individuelles oder Ich-Bewußtsein besteht im Wissen um <strong>die</strong> Abgetrenntheit des Ich.<br />

Im Anfang jedoch bestehen <strong>die</strong> Gegensätze zwischen dem Ich und den andern,<br />

dem Ich und der Welt der Dinge noch nicht. Der Mensch ist vielmehr noch eins mit<br />

der Natur, mit der "Mutter" oder Allmutter", er lebt in einer archaischen Identität. In<br />

<strong>die</strong>sem Zustand der Identität oder Einheit gibt es kein Gestern oder Morgen,<br />

sondern nur ein "Jetzt und Immer", es gibt weder Geburt noch Tod, sondern nur<br />

"Da-Sein". Der Mensch lebt noch in einer nulldimensionalen Welt ohne Zeit und<br />

Raum 68 ; er ist noch nicht er selbst, vielmehr ist alles, er eingeschlossen, <strong>die</strong> Welt.<br />

Die Lebensfunktionen des Essens, Trinkens, Schlafens, Zeugens, Gebärens<br />

ereignen sich - so wie es regnet - nichts wird bewußt gewollt oder getan. 69 Wo<br />

<strong>die</strong>ses Wollen beginnt, beginnen Trennung und schmerzlich empfundene Gegensätze.<br />

Diese Trennung ist sozusagen <strong>die</strong> Geburt des Individuums.<br />

Die Vergangenheit der archaischen Identität lebt unterbewußt in uns fort abgesehen<br />

davon, daß auch das Neugeborene sich noch eine Weile in einem ähnlichen<br />

Zustand zu befinden scheint. Unsere Sehnsucht nach Geborgenheit, das Streben<br />

nach Sicherheit, nach einer sicheren Lebensstellung könnten z. B. Ausdruckformen<br />

sein, <strong>die</strong> durch jene unterbewußte Struktur der archaischen Identität in uns<br />

hervorgerufen werden. Entsprechend wird eine erzwungene Trennung vom Partner,<br />

von der Arbeitsstelle, von der Heimat <strong>als</strong> schmerzlich empfunden, und den Zwang,<br />

das Ich zu behaupten, erfahren wir oft <strong>als</strong> Bürde. Das Ende der täglichen<br />

Auseinandersetzungen, das fraglose Einssein scheinen <strong>die</strong> Lösung unserer<br />

Probleme zu sein. Diese Lösung ist es wohl auch, <strong>die</strong> manche im Suizid suchen.<br />

67<br />

68<br />

69<br />

Vgl. v.Neumann 1986, S. 316f.<br />

Vgl. hierzu Gebser 1973.<br />

Vgl. hierzu v.Neumann 1986, S. 18f.; Gebser 1973 (11949/53), S. 35f., 83f.; Wilber<br />

1984, S. 37f.<br />

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