Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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unbezähmbaren Streben danach, mehr zu besitzen, es besser zu haben, berühmt<br />
zu werden, den Stein der Weisen zu finden usw., dann würden wir aus den einmal<br />
gefundenen Routinen nie ausbrechen. Es würde uns vieles erspart bleiben, aber wir<br />
würden auch nicht nach etwas suchen, das vielleicht besser sein könnte <strong>als</strong> das,<br />
was wir haben. Es wurde schon mehrfach erwähnt, daß <strong>die</strong>se Antriebe nicht nur<br />
individuell sind, wenn ihnen auch im Individuum etwas entspricht, denn Bedürfnisse,<br />
Wünsche, Freuden, Hoffnungen, Ängste, Erregungen aller Art treten <strong>auf</strong> im<br />
Zusammenhang mit irgendwelchen Vorstellungen oder Ereignissen, ohne daß wir<br />
sie bewußt haben wollen, sie können im Gegenteil recht störend sein. In vieler<br />
Hinsicht scheinen sie Naturereignissen ähnlich.<br />
Wir gehen <strong>als</strong>o davon aus, daß unterbewußte "Willens"-Strebungen weite Teile<br />
unseres Denkens, Fühlens und Handelns leiten (vgl. auch Kap. 5.4.2), wobei aber<br />
große interindividuelle Unterschiede bestehen. Man kann annehmen, daß <strong>auf</strong> den<br />
unteren Ebenen der Hierarchie des Unterbewußten <strong>die</strong>se vitalen Antriebe vor allem<br />
<strong>auf</strong> <strong>die</strong> Lösung der täglichen Probleme ausgerichtet sind, <strong>auf</strong> den Genuß der<br />
alltäglichen Freuden. Auch jene Antriebe, <strong>die</strong> man <strong>als</strong> Süchte bezeichnet wie<br />
Habsucht, Eifersucht, Neid 65 und <strong>die</strong> zahlreichen übrigen weniger schönen Eigenschaften,<br />
dürften <strong>die</strong>sem Bereich angehören. Ihre Universalität ist ebenso offenbar<br />
wie ihre interindividuelle Differenzierung. Margaret Mead berichtet allerdings über<br />
Gesellschaften, in denen, wie sie beobachten zu können glaubte, nur <strong>die</strong> positiveren<br />
Antriebe vorherrschten und so eine nahezu para<strong>die</strong>sische Harmonie des Lebens<br />
herbeiführten. 66<br />
Das Fortbestehen der Wirkungen eines universalen oder auch kollektiven<br />
Unbewußten im Menschen kann uns viele Regungen und Verhaltensweisen<br />
verständlicher machen. Jeder kann Dinge in sich selber finden, wie sie <strong>auf</strong> den<br />
vorhergehenden Seiten beschrieben wurden; sie sind ein Teil unserer Natur. Damit<br />
ist nichts darüber ausgesagt, daß wir <strong>die</strong>se Natur <strong>als</strong> letztgültige Norm anerkennen<br />
müßten. Aber sofern wir nicht erkennen und anerkennen, was und wie wir sind,<br />
können wir auch nicht lernen, <strong>die</strong>se Bereiche unserer Natur unter <strong>die</strong> Herrschaft<br />
höherer Instanzen zu stellen und sie so vielleicht zu transformieren bzw. von jenen<br />
überbewußten Steuerungsinstanzen transformieren zu lassen.<br />
65<br />
66<br />
Vgl. <strong>die</strong> Abhandlung über den Neid von Schoeck 1966.<br />
M. Mead 1970 (11928).<br />
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