Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Es mag sein, daß, je nach dem Maßstab, den man gerade anwendet (wobei man<br />
notgedrungen andere Maßstäbe unberücksichtigt läßt, denn es gibt sehr viele<br />
Möglichkeiten von Maßstäben), man behaupten kann, es gehe vorwärts oder es<br />
werde alles schlechter, oder es habe sich <strong>auf</strong>s Ganze gesehen nichts verändert<br />
(vgl. hierzu Kap. 6.2.4).<br />
Ein anderes stabilisierendes Element unseres Verhaltens sind <strong>die</strong> Gewohnheiten.<br />
Auch psychologische und soziologische Gesetzmäßigkeiten kann man <strong>als</strong> <strong>die</strong><br />
Beschreibung von Gewohnheiten <strong>auf</strong>fassen. Und was sind Gewohnheiten anderes<br />
<strong>als</strong> <strong>die</strong> Routinen des Unterbewußten? Eine wesentliche "Gewohnheit" bzw.<br />
Gesetzmäßigkeit ist <strong>die</strong> empirisch sehr leicht zu überprüfende und immer wieder<br />
bestätigte Annahme der Begrenztheit unseres Bewußtseins. Es könnte sich damit<br />
so verhalten wie Hume vermutete: Wir haben uns daran gewöhnt, bzw. wir haben es<br />
nie anders erfahren, und nun glauben wir, es sei ein Gesetz. 58 Und mit wie vielen<br />
unserer "Gesetze" und Annahmen könnte es sich so verhalten?<br />
Wenn wir <strong>die</strong> scheinbar ewigen Routinen menschlichen Verhaltens durch <strong>die</strong> tief<br />
eingeschliffenen Mechanismen des Unterbewußten erklären, das Unterbewußte<br />
aber schon in der Materie wirksam ist, dann könnte es sein, daß <strong>die</strong> Stabilität <strong>die</strong>ser<br />
Mechanismen aus sehr frühen Sta<strong>die</strong>n der Evolution herrührt. Die Evolution, so wird<br />
es üblicherweise gesehen, beginnt im oder mit dem Physischen, entwickelt daraus<br />
das Leben und schließlich das Bewußtsein oder Denken. Wenn wir höhere<br />
Lebensformen betrachten, so ist es kaum möglich, <strong>die</strong>se Bereiche voneinander zu<br />
trennen. Sie scheinen vielmehr ineinander verwoben zu sein. Das Physische, der<br />
Körper <strong>als</strong>o, ist nirgendwo klar trennbar vom Leben, es sei denn beim Toten. Auch<br />
das Denken ist überall mit dem Leben, seinen Bedürfnissen und Trieben und mit<br />
dem Körper, d.h. mit dem physischen Gehirn, den Bewegungsmöglichkeiten<br />
verknüpft. Man kann sogar sagen, daß das Denken eng mit dem physischen<br />
Ordnen, mit der körperlichen Erfahrung verbunden ist.<br />
Das Physische stellt sich unserem Auge <strong>als</strong> etwas Stabiles, Bleibendes, Objektives<br />
dar, <strong>als</strong> eine Masse, <strong>die</strong>, wenn sie ruht, nur mit Mühe zu bewegen ist, wenn sie aber<br />
in Bewegung ist, gleichförmig weiterläuft und nur schwer zu bremsen ist. Schwere<br />
und Trägheit scheinen somit grundlegende Merkmale des Physischen. Der<br />
tiefgründigeren Untersuchung des heutigen Physikers jedoch stellt sich Materie <strong>als</strong><br />
ein überaus komplexes Muster energetischer Prozesse dar, <strong>die</strong> in unendlicher<br />
58<br />
Vgl. Hume 1976 (1758), 1973 (1740).<br />
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