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Wenn wir <strong>die</strong>s für uns selbst und vor uns selbst auch nicht so offen zugeben<br />

möchten, so können wir doch <strong>auf</strong>grund der Ergebnisse der Vorurteilsforschung 50<br />

davon ausgehen, daß wir sie in Form von unbemerkten Selbstverständlichkeiten,<br />

Erwartungen, Rollenerwartungen usw. in uns beherbergen. Wie selbst herausragende<br />

Philosophen <strong>die</strong> Vorurteile ihrer Zeit teilen, ohne <strong>die</strong>s zu wissen, zeigt<br />

folgendes Zitat aus Hartmanns "Philosophie des Unbewußten":<br />

"Ferner sollte man sich ganz besonders hüten, das weibliche Geschlecht zu<br />

vernünftig machen zu wollen ... Das Weib verhält sich nämlich zum Manne,<br />

wie instinctives oder unbewusstes zum verständigen oder bewußten Handeln;<br />

darum ist das echte Weib ein Stück Natur, an dessen Busen der dem<br />

Unbewussten entfremdete Mann sich erquicken und erholen und vor dem<br />

tiefinnersten lauteren Quell alles Lebens wieder Achtung bekommen kann;<br />

und um <strong>die</strong>sen Schatz des ewig Weiblichen zu wahren, soll auch das Weib<br />

vom Manne vor jeder Berührung mit dem rauhen Kampfe des Lebens, wo es<br />

<strong>die</strong> bewusste Kraft zu entfalten gilt, möglichst bewahrt werden, und den<br />

süssen Naturbanden der Familie <strong>auf</strong>behalten bleiben." 51<br />

Vorurteile teilen wir immer mit anderen; denn hätten einige sie nur allein, wären sie<br />

leicht <strong>als</strong> solche erkennbar. Aber es ist ebenso wahrscheinlich, daß das, was<br />

Einzelne in abweichender Weise von anderen denken oder glauben, <strong>als</strong> Vorurteil,<br />

Unsinn, Unmöglichkeit verstanden wird, eben weil es von dem, was <strong>die</strong> meisten<br />

meinen oder glauben, abweicht. Das Grundgefühl scheint zu sein, daß das, was <strong>die</strong><br />

Mehrheit denkt, auch das Richtige ist. 52 Dieses Grundgefühl wird zwar individuell<br />

erfahren, aber es ist doch etwas Allgemeines, man teilt es mit anderen.<br />

Das Grundgefühl, daß <strong>die</strong> Gruppe und besonders <strong>die</strong> Mehrheit eine Kraft darstellt,<br />

<strong>die</strong> das Recht <strong>auf</strong> ihrer Seite hat, scheint eine unterbewußte Voraussetzung sozialer<br />

Zusammenschlüsse bei Menschen und Tieren zu bilden. Man denke beispielsweise<br />

daran, wie Fremdlinge in Bienenstöcken oder Ameisenh<strong>auf</strong>en behandelt werden. 53<br />

Die Ähnlichkeiten mit menschlichem Verhalten sind frappant, sogar im Vergleich mit<br />

Insekten:<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

Allgemein zum Vorurteil vgl. etwa Harding/Proshansky/Kutner/Chein 1969; Ehrlich 1979;<br />

Allport 1971; Körner 1976. Zur "Vorurteilshaftigkeit von Philosophie" vgl. Jankowitz<br />

1975. Zum Vorurteil in der Pädagogik vgl. Sacher (Hrsg.) 1976.<br />

v.Hartmann 91882, Bd. 1, S. 359.<br />

Vgl. hierzu <strong>die</strong> empirischen Untersuchungen von Asch 1952; Sherif 1936; Crutchfield<br />

1955.<br />

Vgl. z.B. v.Frisch 1965 (zum Verhalten von Bienen).<br />

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