Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
moderater und eben vernünftig. Vernünftigkeit bedeutet in <strong>die</strong>sem Zusammenhang,<br />
daß man in der Lage ist, Gefühle zurückzuweisen, <strong>die</strong> der Akzeptierung einer<br />
allgemeineren Ordnung und der Identifikation mit ihr allzu sehr im Wege stehen. Auf<br />
<strong>die</strong>se Weise gelingt es, größere innere Konflikte zu vermeiden.<br />
Das Streben nach der Identifikation mit allgemeineren Ordnungen könnte man <strong>als</strong><br />
Streben nach (relativer) Vereinheitlichung des Willens bezeichnen. 245 Wenn dann<br />
aber <strong>die</strong>se allgemeinere Ordnung sehr weit vom Gewohnten entfernt liegt, kann es<br />
wieder zu einem deutlich erkennbar geteilten Willen kommen, wie wir es am Beispiel<br />
von Augustinus dargestellt haben (vgl. Abschnitt 5.4.3). An <strong>die</strong>sem Beispiel ist<br />
schließlich auch zu erkennen, wie der bewußte (wobei es zweifellos unendlich viele<br />
Gradunterschiede der Bewußtheit geben kann) geteilte Wille zu einem bewußten<br />
einheitlichen Willen <strong>auf</strong> hoher (Bewußtseins-) Ebene werden kann.<br />
zu d): Der vereinheitlichte, bewußte Wille bedeutet <strong>die</strong> Akzeptierung und Identifikation<br />
mit einem hohen oder höchsten Ziel oder Wert unter Zurückweisung aller<br />
anderen Identifikationsmöglichkeiten. Es kann somit keine Kalkulation der Vor- und<br />
Nachteile geben, sondern nur eine rückhaltlose Hingabe, wie sie vermutlich in<br />
einem relativ hohen Grad bei Napoleon oder M. Ratisbonne (vgl. das Beispiel aus<br />
Kap. 5.4.5) der Fall war.<br />
In partikularer Weise wird <strong>die</strong>se Einheit des Willens aber auch in Fällen hoher<br />
Konzentration erreicht, wie aus den Beispielen in Kap. 5.4.4 ersichtlich ist. Es ist<br />
<strong>die</strong>s eine nicht ganz identische Form des Willens, wie Montessori sie von konzentrierten<br />
Kindern berichtet, denn sie scheint <strong>auf</strong> einem höheren Niveau der Bewußtheit<br />
angesiedelt. Während das Kind sich fast automatisch in einem Interesse<br />
verliert, muß der Erwachsene bewußt alle Ablenkungen, alle anderen möglichen<br />
Identifikationen zurückweisen. Und während Kindern <strong>die</strong>se Konzentration in einer<br />
geeigneten Umgebung grundsätzlich sehr leicht zu fallen scheint (sie bemühen sich<br />
ja nicht darum, sondern "sie kommt zu ihnen"), gelingt sie nur wenigen der<br />
Erwachsenen und dann auch nicht allzu häufig; das Feld der Bewußtheit ist größer,<br />
vielfältiger, und daher ist <strong>die</strong> Einheit des Willens in der vollständigen Konzentration<br />
weniger einfach zu erreichen. Man kann es auch so sagen, daß <strong>die</strong> Hindernisse, <strong>die</strong><br />
beiseitezuschieben sind, um ein einziges Ziel oder Motiv zur Wirkung kommen zu<br />
245 Hier wäre etwa das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung zu nennen, wie Maslow es<br />
formuliert hat (Maslow 1977, S. 88-89 u. S. 216f.).<br />
124