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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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und seinem Willen zerrissenes Individuum. Das Leben kann für es zu einer Auseinandersetzung<br />

werden zwischen dem, was es soll, und dem, was ein anderer Teil<br />

der Person will. Auch <strong>die</strong> Umwelt wird in <strong>die</strong>sen Kategorien gesehen und danach<br />

beurteilt. Man sieht überall Menschen, <strong>die</strong> Dinge tun, <strong>die</strong> sie entsprechend der<br />

Identifikation mit den eigenen (d. h. den durch Identifikation mit den Normen von<br />

<strong>Institution</strong>en zueigen gewordenen) Normen unterlassen sollten. Man kann sich<br />

jenen anderen überlegen fühlen, weil man glaubt, in der "Wahrheit" jener Normen zu<br />

leben. Da <strong>die</strong>s aber nur ein kleiner Teil des Ich ist, fühlt man, daß man eigentlich in<br />

einer "Lüge", d. h. zugleich getrennt von jenen Normen lebt, und sowohl das eine<br />

wie das andere will.<br />

Der Normalfall ist vermutlich eher eine milde Form des geteilten Willens. Man gibt<br />

sich nie ganz und gar und ohne Rückhalt einem übergreifenden Ziel hin, sondern<br />

man findet Kompromißlösungen. Die Identifikationen mit verschiedenen Zielen oder<br />

Bedürfnissen werden so kombiniert, daß ihre Befriedigung nacheinander möglich ist<br />

und ihre Aneinanderreihung ein Ganzes zu ergeben scheint. So sind Familien- und<br />

Berufsleben - oder Beruf und Freizeit - nicht durch ein übergreifendes Ziel integriert,<br />

sondern man findet Wege, Ansprüche von und an <strong>die</strong>se Lebensformen nebeneinander<br />

zu befriedigen. Dies gelingt aber doch nur durch einen übergeordneten Wert,<br />

nämlich den der Vernünftigkeit. Diesen Typ des sozusagen vernünftigen, geteilten<br />

Willens scheinen <strong>die</strong> meisten Motivationstheorien im Auge zu haben. Sie berücksichtigen<br />

<strong>die</strong> Kalkulationen des Individuums, das Zusammenwirken verschiedener<br />

Motivkräfte samt den positiv oder negativ verstärkenden Einflüssen sozialer Beziehungen<br />

bzw. <strong>Institution</strong>en. Das Ergebnis eines derartigen mehr oder weniger komplexen<br />

Prozesses besteht dann aber immer darin, daß wenigstens für eine Weile ein<br />

Motiv <strong>die</strong> Überhand gewinnt bzw. das Individuum seiner Wirksamwerdung <strong>auf</strong>grund<br />

einer abwägenden Kalkulation zustimmt und das dann Denken, Fühlen und Handeln<br />

bestimmt. 244<br />

Vergleichen wir nun einen Menschen mit klar erkennbar geteiltem Willen, wie er<br />

weiter oben darzustellen versucht wurde, mit einem anderen, der jene milde oder<br />

Normalform des geteilten bzw. nicht voll geeinten Willens repräsentiert. Während<br />

der erstere irrational und übertrieben reagiert, ist unser jetziger Typ in allem eher<br />

244 Besonders deutlich zeigt sich <strong>die</strong>s an dem differenzierten Konzept der Leistungsmotivation<br />

(vgl. Weiner 1975, Meyer 1973, Heckhausen 1965, 1966, 1972, Schiefele 1974;<br />

vgl. auch den Überblick über verschiedene Motivationskonzepte bei Knörzer 1976 sowie<br />

den Reader zu verschiedenen Problemen der Motivation von Thomae 1968).<br />

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