27.10.2014 Aufrufe

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die begrenzten bzw. abgeteilten Vordergrundidentifikationen (das Ich) sind es ja, <strong>die</strong><br />

zu beständiger Disharmonie und Auseinandersetzung führen. Indem man <strong>auf</strong> <strong>die</strong>sen<br />

Grenzen besteht, sie <strong>auf</strong>rechterhalten will, stößt man sich an anderen Grenzen<br />

derselben Art. Beispielsweise identifiziert sich ein Kind mit dem Wunsch, einen<br />

Gegenstand besitzen zu wollen; ein anderes Kind identifiziert sich mit dem gleichen<br />

Wunsch; der Erzieher identifiziert sich vielleicht mit der Auffassung, daß man nicht<br />

jedem Wunsch nachgeben dürfe, sowie mit "seinem" Ärger über <strong>die</strong>sen kleinen<br />

Streit. In den durch <strong>die</strong>se begrenzten Identifikationen (<strong>als</strong> begrenzten Willenstendenzen)<br />

ausgelösten Interaktionen können sich <strong>die</strong>se Identifikationen noch<br />

verhärten.<br />

Die Erfahrung der Einheit des Willens, in der <strong>die</strong>se begrenzenden Identifikationen<br />

"vergessen" werden, vermittelt <strong>die</strong> Empfindung von etwas Größerem, von etwas, zu<br />

dem man Vertrauen haben kann und das <strong>die</strong> Dinge "normalisiert". Allerdings ist<br />

<strong>die</strong>se "Normalisierung" oder Vereinheitlichung des Willens in den meisten Schulen<br />

und Elternhäusern nicht <strong>die</strong> Regel. Weitaus häufiger wird das Verhalten durch<br />

Gebote und Verbote normiert und dadurch in relativ geordnete Bahnen gebracht,<br />

was aber keine Vereinheitlichung des Willens bedeutet. Es ist eher eine Zwangs-<br />

Vereinheitlichung, wobei <strong>die</strong> nicht geduldeten Impulse <strong>auf</strong>grund eines externen,<br />

stärkeren Willens eine Weile in den Hintergrund gedrängt werden. In <strong>die</strong>sem Fall<br />

erfolgt <strong>die</strong> Entwicklung nicht von a) nach b) und dann nach c), sondern direkt von a)<br />

nach c). 242<br />

zu c): Die Konfrontation mit den gesellschaftlichen Werten und Normen führt zur<br />

Auseinandersetzung und Bewußtwerdung der Begrenzung des Individuums in<br />

seinen Wünschen und seinem Denken gegenüber Ansprüchen von außerhalb<br />

<strong>die</strong>ser Grenzen.<br />

Die Identifikation mit den gesellschaftlichen oder institutionellen Zielen und Werten<br />

kann einen Teil der Person darstellen, während <strong>die</strong> Identifikation mit den Gefühlen<br />

oder Wünschen einen anderen, damit nicht integrierten Teil bildet. So kann sich<br />

etwa durch eine besonders autoritäre Erziehung oder <strong>auf</strong>grund der Drohung mit<br />

Liebensentzug ein (in der psychoanalytischen Terminologie) so starkes Über-Ich<br />

bilden, daß das Ich "den Anforderungen des Es, des Über-Ichs und der Realität"<br />

nicht mehr gleichzeitig genügen kann. 243 Die Folge ist ein in seinen Bestrebungen<br />

242 Zu den unterschiedlichen Wirkungen von Erziehungsmaßnahmen <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Motivation vgl.<br />

<strong>die</strong> zusammenfassende Diskussion der Literatur bei Schiefele 1974, S. 199ff.<br />

243 Freud 1953, S. 8.<br />

122

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!