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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Grund, warum Maria Montessori <strong>die</strong> Vereinheitlichung <strong>die</strong>ses zerstreuten Willens <strong>als</strong><br />

"Normalisierung" bezeichnet. 238 Diese Vereinheitlichung erfolgt <strong>auf</strong>grund eines dem<br />

Kind nicht bewußten inneren Antriebs.<br />

zu b): Wir kommen somit zur Grundform des einheitlichen, unbewußten Willens. Der<br />

unbewußte innere Antrieb zur Vereinheitlichung zeigt sich im Interesse an einer<br />

Sache und in der Konzentration <strong>auf</strong> sie. Montessori erzählt von einer Beobachtung<br />

an einem dreijährigen Kind, das eine Übung mit ihrem Material "40mal oder öfter"<br />

wiederholte. 239 Während <strong>die</strong>ses Kind in "seine" Aufgabe vertieft war, bat Montessori<br />

<strong>die</strong> Erzieherin, <strong>die</strong> anderen Kinder singen zu lassen:<br />

"Sie sangen alle, aber <strong>die</strong>ses Kind blieb immer noch von seiner Arbeit<br />

gefesselt. Dann hörte das Kind plötzlich <strong>auf</strong>. Es hatte sich nicht stören lassen.<br />

Es hörte <strong>auf</strong>, <strong>als</strong> innerlich etwas beendet war, ein Zyklus der Aktivität. Dieser<br />

Zyklus der Aktivität endet in einem Augenblick. Etwas hatte sich innerlich<br />

ereignet, was von großer Bedeutung war, auch wenn es sich nur bei einem<br />

<strong>die</strong>ser 45 Kinder ereignete. Wir dürfen ein sich konzentrierendes Kind nicht<br />

stören, denn in <strong>die</strong>sem Kind ereignet sich innerlich etwas. Allmählich beginnen<br />

<strong>die</strong> anderen Kinder sich zu konzentrieren. An einem Tag ein Kind, am<br />

anderen Tag zwei oder drei Kinder. Wenn sie sich konzentriert haben, sind<br />

<strong>die</strong> Kinder anders. Sie haben keine besonderen Unarten mehr. Sie lösen sich<br />

und arbeiten selbständig. Unordentliche Kinder fangen an, Ordnung zu lieben.<br />

Alle werden so ordentlich, daß Unordnung etwas Außergewöhnliches wird.<br />

Sie sind genau. Sie betreten einen neuen Pfad." 240<br />

Diese Vereinheitlichung des Willens mag vorübergehend sein, aber solange sie<br />

besteht, bedeutet <strong>die</strong>s, daß das Individuum ohne irgendwelche Überlegungen 241 ,<br />

ohne Wenn und Aber in einer Sache <strong>auf</strong>geht. Das konzentrierte Kind, wie Montessori<br />

es beschreibt, fragt nicht nach Vorteilen, nach Belohnungen, es vergleicht sich<br />

nicht mit anderen; es existiert sozusagen keine Abgrenzung zwischen ihm und der<br />

Aufgabe, in der es sich verliert.<br />

Diese Erfahrung der Einheit ist offenbar etwas sehr Bedeutsames, so etwas wie ein<br />

Versprechen <strong>auf</strong> umfassendere Einheit. Sie zu machen, bedeutet, sich selbst für<br />

eine Weile zu vergessen, d.h. <strong>die</strong> Vordergrundidentifikationen, <strong>die</strong> das Ich abgrenzen,<br />

in etwas Größerem <strong>auf</strong>gehen zu lassen.<br />

238 Montessori 1979, S. 22.<br />

239 Vgl. Montessori 1975, S. 43 u. 1966, S. 48ff.<br />

240 Montessori 1979, S. 22-23.<br />

241 In der Motivationspsychologie wird meist von "Kalkulationen" gesprochen.<br />

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