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entgegenzunehmen und zu lesen." 231 Einige Tage fühlte sich Ratisbonne unfähig,<br />

"<strong>die</strong> Worte des Gebets aus seinem Geiste zu vertreiben", aber ansonsten behielt er<br />

"einen klaren Kopf und verbrachte seine Zeit mit unbedeutenden Unterhaltungen." 232<br />

M. Ratisbonne, er war zur Zeit des Erlebnisses 29 Jahre, schreibt:<br />

"Wenn in <strong>die</strong>sem Augenblick irgend jemand mit den Worten an mich<br />

herangetreten wäre: Alphonse, in einer Viertelstunde wirst du Jesus Christus<br />

<strong>als</strong> deinen Gott und Heiland anbeten; du wirst zu Füßen eines Priesters an<br />

deine Brust schlagen; du wirst den Karneval in einem Jesuitenkolleg damit<br />

verbringen, dich <strong>auf</strong> den Empfang der T<strong>auf</strong>e vorzubereiten, bereit, dein Leben<br />

für den katholischen Glauben hinzugeben, du wirst der Welt, ihrer Pracht und<br />

ihrem Vergnügen entsagen; du wirst deinem Glück, deinen Hoffnungen und<br />

notfalls deiner Verlobten entsagen, der Liebe zum jüdischen Volk; du wirst<br />

keine andere Sehnsucht haben, <strong>als</strong> Christus eng zu folgen und sein Kreuz bis<br />

zum Tode zu tragen - wenn, sage ich, ein Prophet mit einer solchen<br />

Weissagung zu mir gekommen wäre, würde ich der Meinung gewesen sein,<br />

daß nur eine Person verrückter <strong>als</strong> er sein könne - nämlich <strong>die</strong>jenige, <strong>die</strong> mit<br />

der Möglichkeit rechnen würde, daß so törichter Unsinn wahr werden würde.<br />

Und doch ist <strong>die</strong>se Torheit im Augenblick meine einzige Weisheit, mein<br />

einziges Glück. Als ich aus dem Cafe kam, begegnete mir der Wagen von M.<br />

B. (des Bekannten, der ihn zu bekehren versucht hatte). Er hielt an und lud<br />

mich ein, mitzufahren, aber bat mich zunächst, ein paar Minuten zu warten,<br />

während deren er sich irgendeiner religiösen Pflicht in der Kirche San Andrea<br />

delle Fratte widmete. Statt im Wagen zu warten, ging ich selber auch in <strong>die</strong><br />

Kirche, um sie anzuschauen. Die Kirche San Andrea war arm, klein und leer.<br />

Ich glaube, daß ich mich fast alleine in ihr befand. Kein Kunstwerk zog meine<br />

Aufmerksamkeit <strong>auf</strong> sich. Ich ließ meine Augen mechanisch über ihr Inneres<br />

wandern, ohne durch irgendeinen besonderen Gedanken <strong>auf</strong>gehalten zu<br />

werden. Ich kann mich nur an einen tiefschwarzen Hund erinnern, der,<br />

während ich in Gedanken versunken dastand, vor mir hin und her trabte.<br />

Plötzlich war der Hund verschwunden, <strong>die</strong> Kirche war in nichts zergangen, ich<br />

sah überhaupt nichts mehr, ... oder, genauer, ich sah, o mein Gott - nur noch<br />

ausschließlich eines.<br />

Mein Gott, wie kann ich es in Worte fassen? Nein, menschliche Worte reichen<br />

nicht aus, das Unausdrückbare auszudrücken. Jede Beschreibung, wie<br />

sublim sie auch sein mag, könnte nur eine Profanisierung der unaussprechlichen<br />

Wahrheit sein. Ich lag hingestreckt <strong>auf</strong> dem Boden, schwamm in<br />

meinen Tränen, mein Herz war außer sich, <strong>als</strong> M. B. mich zum Leben zurückrief.<br />

Ich konnte <strong>die</strong> Fragen nicht beantworten, <strong>die</strong> er mir eine nach der<br />

anderen stellte. Aber schließlich nahm ich das Amulett, das ich <strong>auf</strong> der Brust<br />

trug, und mit aller Hingabe der Seele küßte ich das gnadenstrahlende Bild der<br />

231 James 1979, S. 216.<br />

232 Ebenda.<br />

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