Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Befriedigung usw. rationalisieren. Wenn Bewußtsein etwas Allgemeines, ja Universales<br />
ist, das unser individuell begrenztes Sein umfaßt und enthält, warum sollte es<br />
sich dann mit der Begrenztheit der individuellen Bewußtheit zufrieden geben?<br />
Gehen nicht alle Bestrebungen <strong>auf</strong> eine Ausweitung unserer Grenzen hinaus? Die<br />
Menschen wollen mehr Macht, mehr Wissen, mehr Besitz, mehr Genuß, mehr<br />
Liebe. Hier wird <strong>die</strong>ses Streben <strong>als</strong> <strong>die</strong> gesellschaftliche und subjektive Interpretation<br />
eines uns immanenten und zugleich mehr oder weniger latenten größeren<br />
oder Über-Bewußtseins verstanden, das jene ihm eigene Fülle auch für unser<br />
Vordergrundbewußtsein anstrebt. So gesehen, ist unser Bemühen um allgemeinere<br />
Ziele und <strong>die</strong> Bereitschaft, uns mit ihnen zu identifizieren, lediglich <strong>die</strong> Folge übergeordneter<br />
und uns zugleich überbewußter Steuerungen.<br />
Allerdings sind wir nicht nur <strong>die</strong>sen „höheren“, sondern auch „niederen“ Einflüssen<br />
ausgesetzt. Denn <strong>die</strong> unsere mentalen Ideale beengenden oder störenden Wünsche,<br />
Vorstellungen und Impulse unserer vitalen Natur entstehen ja ebenfalls nicht<br />
durch voll bewußte Entscheidungen. Vielmehr tauchen sie aus dem Unterbewußten<br />
<strong>auf</strong> und üben ihre Macht über unser Bewußtsein aus, das sich oft bereitwillig mit<br />
ihnen identifiziert und <strong>die</strong>se Elemente rechtfertigt. Ohne <strong>die</strong>se allgegenwärtigen<br />
„Widerstände“ würden sich <strong>die</strong> „höheren“ Ziele viel einfacher verwirklichen lassen.<br />
Die Aufgabe des Bewusstseins besteht darin zu erkennen, was „wahr, schön und<br />
gut“ (Platon) ist und <strong>die</strong>ses gegen alle Anfechtungen und durch alle Niederlagen<br />
gegenüber solchen Anfechtungen zu verfolgen. Dadurch wird nicht nur der Wille<br />
gestärkt, sondern dadurch wird das erreicht, was wir „Bildung“ nennen. Der Prozess<br />
der Bildung wird <strong>als</strong>o von den „höheren“ Zielen, <strong>die</strong> sich im Einzelnen manifestieren,<br />
geleitet, auch wenn <strong>die</strong> Arbeit des „Bildens“ vom Einzelnen selbst zu leisten ist.<br />
Da das Überbewußte hinter oder über den scheinbar undurchdringlichen Grenzen<br />
unseres gewohnten Bewußtseins verborgen wirkt, ist es auch erklärbar, wie<br />
plötzliche, gegen <strong>die</strong> eigenen Vorstellungen gerichtete Verwandlungen bzw. Bekehrungen<br />
möglich sind, <strong>die</strong> das Fühlen, Denken, Handeln und Wollen "in eine neue<br />
Richtung, <strong>auf</strong> neue Wege, zu neuen Zielen" zwingen. 230 James berichtet hierzu<br />
unter anderem den Fall von M. Alphonse Ratisbonne, einem Freidenker und Juden,<br />
der a-religiös war und während eines Rom-Aufenthalts den Bekehrungsversuchen<br />
eines Bekannten ausgesetzt war, der ihn etwas scherzhaft bat, sich "ein Amulett um<br />
den H<strong>als</strong> zu hängen und den Text eines kurzen Gebets an <strong>die</strong> heilige Jungfrau<br />
230 Das Zitat ist dem weiter unten folgenden Bericht entnommen.<br />
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