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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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"Ein Tag wird kommen im L<strong>auf</strong> der Jahrhunderte, an dem eine neue Idee sich<br />

den Platz <strong>als</strong> Leitidee der Menschheit erobert. Ein anderer Stern, der jetzt<br />

noch unbemerkt oder unsichtbar ist, wird am intellektuellen Himmel emporsteigen,<br />

und menschliche Gefühle werden <strong>auf</strong> seinen Einfluß reagieren, <strong>die</strong><br />

menschlichen Pläne werden sich seiner Führung unterwerfen. Er wird das<br />

Kriterium sein, mit dessen Hilfe der Fortschritt und alle anderen Ideen<br />

beurteilt werden. Und auch er wird Nachfolger haben.<br />

In anderen Worten, legt nicht der Fortschritt selbst den Gedanken nahe, daß<br />

sein Wert <strong>als</strong> Doktrin nur relativ ist, entsprechend einem bestimmten, nicht<br />

sehr weit fortgeschrittenen Zivilisationsstadium, genauso wie <strong>die</strong> göttliche<br />

Vorsehung zu ihrer Zeit eine Idee mit relativem Wert war, <strong>die</strong> einem noch<br />

etwas weniger fortgeschrittenen Stadium entsprach?" 228<br />

Das, was uns <strong>als</strong>o weitertreibt, was uns zur Anerkennung oder Akzeptierung von<br />

Zielen bringt, <strong>die</strong> mehr oder weniger weit über uns hinausweisen und dadurch eine<br />

Vereinheitlichung unserer Ziele in größerem oder geringerem Grade zustandebringen<br />

kann, ist nichts <strong>als</strong> eine vage Ahnung, ein Glaube an oder ein Überzeugtsein<br />

von einem Ideal oder einem Ziel, das wir in seinen Konsequenzen nicht zu<br />

überblicken vermögen. Der Glaube an einen Gott, an eine Idee wie Freiheit oder<br />

Gerechtigkeit, Schönheit, Wahrheit usw. bedeutet <strong>die</strong> Identifikation mit Symbolen,<br />

<strong>die</strong> offenbar erhebliche psychische Energie tragen, konzentrieren, integrieren,<br />

umwandeln und kanalisieren oder leiten können (vgl. hierzu auch Kap. 5.2.3). Wir<br />

werden dadurch von größerer Energie durchströmt, <strong>als</strong> wenn wir nur einer Folge<br />

eng begrenzter Bedürfnisse oder Impulse gehorchen. Es vermittelt uns weiter <strong>die</strong><br />

Empfindung eines stärker ausgedehnten Ich, eines Mehr an Bewußtheit, einer<br />

Erweiterung unserer eingegrenzten, beengten Existenz. 229<br />

Unsere Ausgangsfrage war, warum wir tendenziell dazu neigen, <strong>die</strong> allgemeineren,<br />

an der Spitze der Hierarchie stehenden Motive höher zu bewerten <strong>als</strong> <strong>die</strong> weiter<br />

unten rangierenden. Die Antwort könnte sein, daß das Streben höherer Bewußtseinsinstanzen<br />

nach Ausweitung des jeweils aktuellen Bewußtseins <strong>die</strong>se Wahl für<br />

uns trifft, während wir dann das Ergebnis mit dem Nutzen, mit der größeren<br />

228<br />

Bury 1955, 5. 352.<br />

229 Ein Grundproblem <strong>die</strong>ser ganzen Untersuchung ist, daß wir ständig gezwungen sind,<br />

Wertbegriffe zu gebrauchen, <strong>die</strong> eine Über- und Unterordnung ausdrücken. Tatsächlich<br />

jedoch geht es um <strong>die</strong> bloße Darstellung unterschiedlicher Qualitäten des Bewußtseins,<br />

und jede moralische Wertung widerspricht den hier verfolgten Absichten. Das Problem<br />

besteht vielleicht einfach darin, daß wir gewohnt sind, Alltagsbegriffe mit Wertungen zu<br />

verknüpfen. Schon wenn wir von etwas sagen, es sei nicht rational, so scheint <strong>die</strong>s eine<br />

negative Wertung zu implizieren, da wir Rationalität <strong>als</strong> ein sehr erstrebenswertes,<br />

positiv besetztes Ideal begreifen.<br />

115

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