Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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Wenn nun gelungene Konzentration <strong>die</strong> absolute Dominanz eines Motivs bedeutet,<br />
kann <strong>die</strong>se im Bewußtsein doch verschieden erlebt werden. Man sieht, daß der<br />
Sänger im Zustand höchster Konzentration sich selbst wie ein Objekt wahrnehmen<br />
kann. Er ist voll <strong>auf</strong> seine Aufgabe konzentriert, aber er verliert sich nicht darin,<br />
sondern <strong>die</strong> Instanz des personalen Selbst tritt ins Bewußtseinsfeld und so ist er<br />
sich für eine Weile seiner selbst bewußt.<br />
Dies ist der vermutlich seltener anzutreffende Fall. Zunächst ist üblich und entspricht<br />
der Erfahrung der meisten, daß man völlig in der Sache "<strong>auf</strong>geht", d. h. sein Ich,<br />
dessen Bedürfnisse oder Wünsche und <strong>die</strong> Umwelt für eine Weile vergißt. Zudem<br />
weiß man - das entspricht auch der Literatur zur intrinsischen Motivation 217 - daß<br />
eine mit Interesse, d. h. mit voller persönlicher Hingabe (das Ich identifiziert sich mit<br />
seiner Aufgabe, löst sich darin sozusagen <strong>auf</strong>) durchgeführte Arbeit zu Befriedigung<br />
und Ich-Stärkung führt, wenngleich natürlich eine körperliche Ermüdung nicht zu<br />
vermeiden ist. Eine lustlos ausgeführte Tätigkeit oder Aufgabe dagegen (d. h. das<br />
Ich will sich aus irgendwelchen Gründen, nicht voll mit seiner Aufgabe identifizieren)<br />
führt schon nach kurzer Zeit zu Ermüdung und Erschöpfung und einer Art innerer<br />
Leere, weil man keine angemessene Bestätigung oder Erfüllung finden kann.<br />
Jede mit Interesse und Konzentration, d. h. einem eindeutigen Willen ausgeführte<br />
Tätigkeit energetisiert das Ich, stärkt und bestätigt es. Aber es scheint ein Irrtum zu<br />
sein, anzunehmen, daß <strong>die</strong>s immer gleichbedeutend mit einer positiven oder<br />
vertrauensvollen Einstellung zu allem Geschehen sei. Schopenhauer und Eduard<br />
von Hartmann etwa kamen trotz eines höchst arbeitsreichen und insofern befriedigenden<br />
Lebens zu einer überaus pessimistischen Auffassung des Lebens, ja sie<br />
sahen das Ziel des ganzen Weltprozesses in der Bewußtwerdung der Vergeblichkeit<br />
und Schalheit und letztlich unvermeidlichen Enttäuschung allen Lebens. 218 Jedoch<br />
scheint nach Hartmann viel von der Art des Lebenszieles abzuhängen. Während<br />
seiner Auffassung nach das <strong>auf</strong> Wahrheit gerichtete Streben des Philosophen und<br />
Mystikers doch eine gewisse Befriedigung ohne letztlich unumgängliche Enttäuschung<br />
möglich mache, gelte <strong>die</strong>s für alles sonstige Streben nicht. 219<br />
Unter den Lebenszielen, <strong>die</strong>, wie Hartmann ausführt, notwendig zur Enttäuschung<br />
führen müssen, nennt er: Gesundheit, Jugend, Freiheit, auskömmliche Existenz,<br />
217 Vgl. Portele 1975 und <strong>die</strong> dort referierten und zitierten Befunde.<br />
218 Schopenhauer 1968 und Hartmann 1882, 8d. 2, insbesondere Kap. XIII (S. 285f.) über<br />
"Die Unvernunft des Wollens und das Elend des Daseins". Vgl. auch Hartmann 1891.<br />
219 Vgl. Hartmann 1882, 8d. 2, S. 295f.<br />
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