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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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willentliche Lenkung wird alltagspsychologisch ebenfalls <strong>als</strong> vom Bewußtseinsfeld<br />

bewirkt vorgestellt. Bedenkt man nun, wie begrenzt das Bewußtseinsfeld ist und daß<br />

es uns kaum möglich ist, uns auch nur für eine Minute vor dem Auftauchen nicht<br />

gewollter Gedanken in <strong>die</strong>sem Feld zu schützen, dann wird verständlich, daß <strong>die</strong><br />

Steuerung einer Tätigkeit durch <strong>die</strong>ses begrenzte Bewußtsein nur innerhalb sehr<br />

enger Grenzen erfolgreich sein kann. Eine Folge des so verstandenen Willens ist<br />

auch, daß man sich dadurch in seinen Fähigkeiten stark eingeengt fühlt (und auch<br />

ist); man erfährt, daß man nahezu unfähig ist, einen Gedanken zu konstruieren,<br />

wenn er einem nicht einfällt.<br />

Die Schwierigkeit, seine Gedanken willentlich in dem Sinne zu beherrschen, daß<br />

man nur eine einzige in sich zusammenhängende und schlüssige Gedankenkette im<br />

Bewußtseinsfeld sich ereignen läßt, wird anschaulich von Huxley am Beispiel einer<br />

außergewöhnlichen Persönlichkeit (Abbé Joseph, <strong>die</strong> "Graue Eminenz" hinter oder<br />

neben Kardinal Richelieu) beschrieben, und zwar am Versuch, so zu beten, daß das<br />

Bewußtsein ausschließlich von <strong>die</strong>sem Gebet erfüllt ist und nichts anderes sich<br />

dazwischendrängen kann.<br />

"Mehr <strong>als</strong> fünfundzwanzig Jahre waren vergangen, seit Pater Benet aus<br />

Canfield ihn beten gelehrt hatte. Mehr <strong>als</strong> fünfundzwanzig Jahre - und sein<br />

Geist war noch nicht völlig unter Kontrolle, <strong>die</strong> Teufel der Ablenkung hatten<br />

manchmal immer noch <strong>die</strong> Macht, sogar in das Heiligtum des Gebetes<br />

einzudringen. Es gab kein anderes wirkliches Mittel dagegen <strong>als</strong> <strong>die</strong> Gnade<br />

Gottes. Inzwischen konnte man nur beschließen, <strong>die</strong> ablenkenden Gedanken<br />

zu verbannen, wann immer sie den Weg durch <strong>die</strong> Schutzmauern fanden.<br />

Wenn man in <strong>die</strong>sem Kampf hartnäckig blieb, wenn man hart und geduldig<br />

daran arbeitete, würde das zweifelsohne <strong>als</strong> Ver<strong>die</strong>nst angerechnet werden.<br />

Gott kannte <strong>die</strong> Schwächen, <strong>die</strong> man hatte, und <strong>die</strong> Anstrengungen, <strong>die</strong> man<br />

machte, um sie zu überwinden." 211 (Huxley verwendet insgesamt zwölf Seiten<br />

dar<strong>auf</strong>, dem Leser eindringlich und lebendig <strong>die</strong>se Schwierigkeiten vor Augen<br />

zu stellen.)<br />

Willenskraft, <strong>die</strong> man vom Bewußtseinsfeld her <strong>auf</strong>recht zu erhalten sucht, ist kräftezehrend<br />

und wenig wirkungsvoll. Die angestrengte Aktivität läßt nur wenig Raum für<br />

das Wirken der durch <strong>die</strong> Identifikation mit einem Ziel bewegten Kräfte, es drängt<br />

<strong>die</strong>se sozusagen in den Hintergrund. Diese Kräfte sind es ja, <strong>die</strong> <strong>die</strong> eigentliche<br />

Arbeit tun, und nur <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong>ser Arbeit erscheinen im Bewußtseinsfeld.<br />

Wenn man über etwas spricht, weiß man nicht im vorhinein, wie man im einzelnen<br />

211 Huxley 1982 (11944), S. 11.<br />

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