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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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einmal zwanzig Jahren ganz Europa umgestaltete, das Rechtswesen neu ordnete,<br />

eine zuverlässige, effektive Verwaltung <strong>auf</strong>baute, wie man sie erst aus späteren<br />

Zeiten wieder kennt und vieles andere mehr. Es kommt hier nur <strong>auf</strong> den<br />

unbestreitbar enormen Umfang der Leistungen an, es geht nicht um ihre Bewertung.<br />

Eine solch unerhörte Leistungsfähigkeit war Napoleon möglich, weil seine schon an<br />

sich außergewöhnlichen Fähigkeiten seinem Willen beliebig zu Gebote standen.<br />

Das soll heißen, daß es in ihm keinen Streit oder Zweifel darüber gab, was er tun<br />

sollte oder wollte, vielmehr schien alles zu funktionieren, wie von einer einzigen<br />

Befehlszentrale geleitet. Das mag einem General entsprechen, aber es wird selten<br />

einen geben, bei dem es tatsächlich so ist. "Er erklärte, seine vielen verschiedenen<br />

Angelegenheiten seien in seinem Kopf oder Gedächtnis geordnet, wie in einem<br />

Schrank mit vielen Fächern: 'Wenn ich meine Gedanken von einer Sache abwenden<br />

will, so schließe ich das Fach, in dem sie liegt und öffne ein anderes ... Wenn ich<br />

schlafen möchte, so schließe ich alle Fächer und bin rasch eingeschlafen:" 207 So ist<br />

es zu verstehen, daß er trotz <strong>die</strong>ser rastlosen Aktivität selten weniger <strong>als</strong> sieben<br />

Stunden pro Tag schlief und meist noch einmal kurz zwischendurch. 208<br />

Diese<br />

beliebige Verfügbarkeit aller Leistungen von Körper und Verstand ist nur möglich,<br />

wenn keine Zeit und Kraft für das Ordnen von hin- und hervagabun<strong>die</strong>renden<br />

Gedanken verbraucht werden muß.<br />

In ähnlicher Weise schien Napoleon fähig, seine Gefühle zu beherrschen und nicht<br />

oder jedenfalls kaum von ihnen beherrscht zu sein. Er konnte wohl über den Tod<br />

seiner Generale Tränen weinen und doch gleichzeitig sein Frühstück einnehmen. 209<br />

Aber er sagte auch:<br />

"Ich habe in Schlachten komman<strong>die</strong>rt, in denen das Schicksal ganzer Armeen<br />

entschieden wurde, und ich habe keinerlei Gefühlsregung verspürt. Ich habe<br />

<strong>die</strong> Ausführung von Manövern beobachtet, <strong>die</strong> das Leben von vielen unter<br />

uns fordern mußten und meine Augen blieben trocken." 210<br />

Im persönlichen Umgang mit seinen Soldaten und Untergebenen war er eher<br />

liebenswürdig. Offenbar konnte er seine Gefühle ebenso wie <strong>die</strong> der anderen relativ<br />

unbeteiligt beobachten und sie, wenn sie nicht völlig beherrschbar waren, abl<strong>auf</strong>en<br />

207 Zit. nach Durant 1982, Bd. 17, S. 287.<br />

208 Ebenda.<br />

209 Ebenda, S. 293<br />

210 Ebenda, S. 299.<br />

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