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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Woher <strong>die</strong>ser unglaubliche Zustand? Warum war <strong>die</strong>s möglich? Die Seele ...<br />

befiehlt, daß sie will; sie könnte es nicht befehlen, wenn sie es nicht wollte,<br />

doch sie tut es nicht, was sie befiehlt. Aber sie will es nicht in ihrer Ganzheit,<br />

und so gebietet sie es auch nicht aus ihrer Ganzheit; denn sie gebietet nur,<br />

insoweit sie will, und insoweit wird auch nicht vollzogen, was sie gebietet,<br />

insoweit sie nicht will ..." 201<br />

Der sich widerstreitende, der geteilte Wille ist sozusagen der Normalzustand des<br />

Menschen. Wie Buridans Esel weiß er manchmal nicht recht, welchem Büschel Heu<br />

er sich zuwenden soll.<br />

"Wir werden", so drückt Spinoza es aus, "von äußeren Ursachen <strong>auf</strong> viele<br />

Weisen bewegt und schwanken hierhin und dorthin wie <strong>die</strong> von entgegengesetzten<br />

Winden bewegten Wellen ..., unkundig des Ausgangs und unseres<br />

Schicks<strong>als</strong>." 202<br />

Selbstbeobachtung kann dem Einzelnen widerstreitende Willenstendenzen erkennbar<br />

machen. Man erfährt <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Weise den Willen oder <strong>die</strong> Kräfte, <strong>die</strong> einen<br />

antreiben, <strong>als</strong> etwas Äußeres oder Fremdes und man erkennt, daß eine Willenstendenz<br />

nur durch Identifikation des Ich mit <strong>die</strong>ser Tendenz zum eigenen Willen<br />

wird. Aber das ist nur ein Aspekt und sehr viel bedeutsamer scheint, daß es<br />

offenbar irgendwo eine Instanz im Individuum gibt, <strong>die</strong> weiß, welches <strong>die</strong> "richtige"<br />

Entscheidung, <strong>die</strong> "richtige" Identifikation ist oder wäre und <strong>die</strong>, zumindest eine<br />

Weile, ein Gefühl der Unzufriedenheit oder Trauer erzeugt, wenn man <strong>die</strong> f<strong>als</strong>che<br />

Entscheidung getroffen hat.<br />

Das heißt jedoch nicht, daß bei allen Individuen ein Bewußtsein oder auch nur eine<br />

Ahnung <strong>die</strong>ser Instanz oder ihrer "Hinweise" vorhanden sein müßte. Manche Menschen<br />

haben es besonders schwer, während für andere alles ganz einfach scheint.<br />

Letzteren genügt oft eine kurze und einmalige Entscheidung zur Identifikation mit<br />

einer bestimmten Auffassung oder Einstellung, und <strong>die</strong>s führt zur völligen Änderung<br />

ihres Lebens, so "wie <strong>die</strong> reife Frucht bei der leisesten Berührung zu Boden fällt." 203<br />

William James zitiert <strong>als</strong> Beispiel hierfür aus Horace Fletchers Buch "Menticulture".<br />

204<br />

Fletcher berichtet von den Folgen eines Gesprächs mit einem im<br />

Zen-Buddhismus erfahrenen Freund:<br />

201 Augustinus, Ausg. 1963, B. Buch Kap. 5 - 9 (gekürzt), S. 163f.<br />

202 Spinoza, Ethik III, S. 59, Anm.<br />

203 James 1979, S. 176, dem ich auch das folgende Zitat entnehme.<br />

204 Horace Fletcher, Menticulture or the ABC of True Living, 1899, S. 26-36 abgekürzt, zit.<br />

nach James 1979, S. 177ff.<br />

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