Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution
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"Nicht das macht frei, daß wir nichts über uns anerkennen wollen, sondern<br />
eben daß wir etwas verehren, das über uns ist. Denn indem wir es verehren,<br />
heben wir uns zu ihm hin<strong>auf</strong> und legen durch unsere Anerkennung an den<br />
Tag, daß wir selber das Höhere in uns tragen und wert sind seinesgleichen zu<br />
sein. Ich bin bei meinen Reisen oft <strong>auf</strong> norddeutsche K<strong>auf</strong>leute gestoßen,<br />
welche glaubten meinesgleichen zu sein, wenn sie sich roh zu mir an den<br />
Tisch setzten. Dadurch waren sie es nicht, allein sie wären es gewesen, wenn<br />
sie mich hätten zu schätzen und zu behandeln gewußt." 199<br />
5.4.3 Einheitlicher und geteilter Wille<br />
Wenn nun <strong>die</strong> Identifikation mit einem übergeordneten Ziel (wobei das Ziel durch<br />
Identifikation damit zum Motiv wird oder werden kann) erfolgt, dann bedeutet <strong>die</strong>s<br />
nicht, daß nicht gleichzeitig auch andere Identifikationen bestehen können. Wir<br />
sagten ja (in Kap. 5.3), daß das Ich sich prinzipiell mit allem identifizieren kann, was<br />
in das Bewußtseinsfeld gelangt. Es gibt keinen Glauben, keine Lehre, keine<br />
Dogmen, <strong>die</strong> zu abstrus wären, <strong>als</strong> daß sie nicht Einzelnen oder Gruppen <strong>als</strong><br />
Leitbild hätten <strong>die</strong>nen können und für deren Verteidigung Menschen nicht<br />
bereitwillig ihr Leben hingegeben hätten. Wenn <strong>die</strong> Identifikation mit dem jeweils<br />
höchsten individuellen Ziel oder Ideal stärker ist <strong>als</strong> alle anderen Identifikationen,<br />
können wir von einem einheitlichen oder vereinheitlichten Willen sprechen. Es ist<br />
klar, daß Einheit zugleich Stärke bedeutet, da es dann ja keine Widersprüche zu<br />
überwinden gilt.<br />
Die Stärke des Willens ist somit abhängig von der Stärke der Identifikation mit<br />
einem Ziel. So sind Menschen, <strong>die</strong> über einen starken Glauben an ihre Ideale<br />
verfügen, kaum von ihren Zielen abzubringen, und sie ordnen <strong>die</strong>sen alles andere in<br />
ihrem Leben unter. Was in ihnen wirkt, sind jene psychischen Kräfte, <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>sen<br />
Idealen verbunden sind und <strong>die</strong> durch Identifikation damit zum eigenen Willen<br />
werden.<br />
Manchen Menschen scheint eine in sich harmonische Motivstruktur angeboren zu<br />
sein, während andere in sich zerrissen sind und mit gegensätzlichen Tendenzen zu<br />
kämpfen haben. William James, der <strong>die</strong>ses Thema des geteilten und vereinheitlichten<br />
Willens in aller Breite behandelt hat, meint bezüglich des ersteren:<br />
199 Eckermann 1976, 18. Januar 1827, S. 216f.<br />
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