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Download als PDF-Datei - Auswirkungen auf die Institution

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Viele Bedingungen von Bildung liegen in objektiven, steuerbaren Außenverhältnissen,<br />

in Werten, in Materialien, in Aufgaben, Strategien, institutionellen Rahmenbedingungen<br />

usw. Es ist ein Allgemeinplatz, daß <strong>die</strong> Pädagogik immer nur über<br />

<strong>die</strong>se Bedingungen von Bildung verfügen kann, während <strong>die</strong> eigentlichen Bildungsprozesse<br />

von den lernenden Individuen selbst vollzogen werden müssen. In <strong>die</strong>ser<br />

Hinsicht unterscheidet sich <strong>die</strong> Erziehungswissenschaft nicht von den Naturwissenschaften<br />

- außer, daß in der Erziehungswissenschaft das Ergebnis nicht mit Sicherheit<br />

vorhersagbar ist. Auch ein Physiker kann lediglich Bedingungen herbeiführen,<br />

unter denen Naturkräfte in <strong>die</strong> ihnen gemäße Aktion treten können. Die Errichtung<br />

einer schiefen Ebene mit einer Rinne in der Mitte, in <strong>die</strong> eine Kugel gesetzt wird, ist<br />

ein Beispiel dafür. Entsprechend der vom Experimentator vorgegebenen Bedingungen<br />

und der der Kugel inhärenten Kraft, wird <strong>die</strong>se sich bewegen. Der Physiker wird<br />

nicht behaupten, er habe <strong>die</strong> Kugel bewegt oder ihre Bewegung unmittelbar hervorgebracht.<br />

Er hat lediglich <strong>die</strong> Bedingungen für <strong>die</strong>se ganz bestimmte Bewegung<br />

geschaffen.<br />

Aber zwischen dem Pädagogen und dem "Zögling" besteht ein anderes Verhältnis<br />

<strong>als</strong> zwischen dem Physiker und der Materie. Bildungsmaßnahmen werden getragen<br />

von einem Subjekt, einem Selbst, einem irgendwie inneren Wesen, was immer es<br />

sei, und <strong>die</strong>s wirkt <strong>auf</strong> ein solches im Lernenden. 9 So wie es nicht möglich ist,<br />

jemandem einen objektiven Sachverhalt zu erklären, von dem man selbst keine<br />

klare Vorstellung hat, so wird es nicht möglich sein, jemanden zur Veränderung oder<br />

Formung (d. h. Bildung) seiner selbst anzuregen, wenn man nicht selbst an sich<br />

arbeitet. 10 Diese Arbeit erfordert aber Selbsterkenntnis, sie erfordert, daß wir uns<br />

intensiver, theoretisch und praktisch, mit unserem subjektiven Sein auseinandersetzen.<br />

Dieses Sein kann im weitesten Sinn <strong>als</strong> Bewußtsein bezeichnet werden;<br />

Bewußtsein von den Dingen um uns herum und von den Dingen in uns. So wie <strong>die</strong><br />

Untersuchung der Materie zu neuen Sichtweisen und Formen der Weltbetrachtung<br />

geführt hat, könnte auch <strong>die</strong> Untersuchung unseres Inneren, unserer Psyche zu<br />

einer Revolutionierung unserer Auffassungen beitragen, zu Auffassungen, <strong>die</strong> über<br />

9<br />

Annahmen oder Erkenntnisse <strong>die</strong>ser Art sind natürlich in den ältesten Philosophien und<br />

Religionen zu finden. In der Pädagogik hat sich z.B. und vor allem Maria Montessori damit<br />

auseinandergesetzt und <strong>die</strong> vielleicht erfolgreichste Pädagogik <strong>auf</strong> <strong>die</strong>ser Grundlage<br />

entwickelt (man vgl. z.B. ihre Behandlung der sittlichen Erziehung, Montessori 1979, S.<br />

91ff.).<br />

10<br />

Wir werden später in Teil II sehen, daß differenziertere Erklärungen möglich sind,<br />

Erklärungen, <strong>die</strong> von einer verborgenen Einheit oder Ganzheit ausgehen (vgl hierzu etwa<br />

Montessori 1979, S. 132ff; Oswald 1977; Steiner 1975 (1932), S. 22).<br />

10

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