Zakynthos - DiveInside
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Das Online-Magazin vOn Taucher.neT<br />
Wie es ist ...<br />
... ein Buch zu schreiBen<br />
... eine DVD zu proDuzieren<br />
Biologie<br />
Heringskönig<br />
Reise 1<br />
<strong>Zakynthos</strong><br />
Reise 2<br />
Komodo<br />
Ausgabe 01/2012<br />
Der Grosse DiVeinsiDe TauchLampenTesT<br />
- LeD TankLampen 2012 -
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
liebe leser 3<br />
titElthEma<br />
Wie es ist ...<br />
... ein Buch zu schreiben 4<br />
... eine dVd zu produzieren 10<br />
tEchnik<br />
der diveinside tauchlampentest 2012 – lEd tanklampen 15<br />
rEisE<br />
komodo – mantas, drachen und robinson-Feeling 27<br />
<strong>Zakynthos</strong> – Feines tauchen im ionischen meer 33<br />
BiologiE/mEdiZin<br />
der heringskönig – Punk unter heringen 41<br />
tauchertypen – die (nicht ganz so) glorreichen sieben 45<br />
augEnBlickE<br />
roswitha Vi, die Braunhemden 47<br />
Vorschau / impressum 49<br />
Das neue DiveinsiDe –<br />
noch umfangreicher,<br />
frischer,<br />
authentischer!<br />
unsErE thEmEn dEr Januar-ausgaBE:<br />
Titelbild von Norbert Probst<br />
tEchnik<br />
seit Jahren testen wir tauchlampen basierend auf<br />
eigenen lichtmessungen und haben damit in puncto<br />
offenheit bei den herstellern schon einiges bewegt.<br />
diesmal werden wir noch genauer hinschauen und<br />
nehmen die lumen- bzw. lichtmengen-Versprechen<br />
der hersteller unter die lupe.<br />
seite 15<br />
BiologiE<br />
Einer der ungewöhnlichsten Fische im mittelmeer<br />
ist der heringskönig, der auf dem Fischmarkt auch<br />
Petersfisch genannt wird. Flach auf dem Eis in der Vitrine<br />
liegend sieht er wie ein Plattfisch mit Irokesenfrisur<br />
aus, doch mit den platten Fischen hat er rein gar<br />
nichts zu tun, wie wir gleich sehen werden ...<br />
seite 41<br />
rEisE<br />
Eine tauchsafari in den gewässern rund um die<br />
indonesische insel komodo ist auch für vielgereiste<br />
taucher ein leckerbissen. herrliche korallenriffe<br />
und eine vielfältige Fischwelt versprechen lohnende<br />
abstiege. Ein höhepunkt ist ein landgang, um die<br />
letzten „drachen“ der Erde hautnah zu erleben.<br />
seite 27
3<br />
Editorial<br />
Editorial<br />
liEBE lEsEr,<br />
Januar ist Messezeit. Alle Jahre wieder lockt die größte Tauchermesse – die „boot“ Tauchsportbegeisterte<br />
aus aller Welt nach Düsseldorf. 2012 lohnt der Besuch gleich mehrfach: Zum einen ist die<br />
Messe der Szenetreffpunkt schlechthin, der ideale Ort, um Bekanntschaften aufzufrischen und sich<br />
über die Neuheiten im Technik- und Reisebereich zu informieren. Und für Fotografen und Liebhaber<br />
schöner Bilder hat sich TopShot, der gemeinsame Fotowettbewerb von Taucher.Net, der Partner-<br />
Destination 2012 Wakatobi und der „boot“, im dritten Jahr als Treffpunkt etabliert. Hier werden<br />
nicht nur die schönsten Bilder aus Indonesien prämiert, hier finden Besucher auch die besten Bilder<br />
aus unserem Fotobewerb „Foto des Monats“ aus dem Jahr 2011. Wir haben auch vier absolute<br />
Spitzenfotografen für den TopShot begeistern können: Linda Pitkin, Alptekin Baloglu, Ralf Kiefner<br />
und Franco Banfi präsentieren ihre schönsten Bilder und stehen für Fragen und Fachgespräche zur<br />
Unterwasserfotografie zur Verfügung.<br />
Aus der Halle 3 werden wir in diesem Jahr exklusiv in unserem „boot“-Blog berichten. Nach fünf<br />
Jahren Messemagazin – täglich druckfrisch in der Halle verteilt – beschreiten wir nun neue Wege und<br />
werden unsere Berichterstattung auf den Blog konzentrieren. Alle Neuheiten aus dem Technik- und<br />
Reisebereich, interessante Begegnungen aber auch die obligatorischen Messegerüchte können<br />
Sie online und täglich aktuell in unserem „boot“-Blog nachlesen.<br />
Taucher.Net und <strong>DiveInside</strong> wünschen Ausstellern und Besuchern eine fantastische Messe und<br />
wenn Sie schon mal vor Ort sind, schauen Sie doch auch mal bei uns herein: Während der gesamten<br />
Messezeit stehen wir Ihnen für Fragen und Anregungen gerne zur Verfügung!<br />
Ihre Redaktion <strong>DiveInside</strong>
4<br />
Titelthema<br />
Wie es ist ...<br />
... ein Buch zu schreiben<br />
„unter Wasser“: Wagnis,<br />
schnellschuss, Bestseller<br />
der im august 2011 erschienene reportageband „Unter Wasser – 24 tauchplätze, die<br />
jeder taucher gesehen haben muss“ ist seit der Veröffentlichung fast durchgehend<br />
auf Platz 1 der Bestenliste von amazon – noch nie hat sich in einem vergleichbaren<br />
Zeitraum ein tauchbuch ähnlich gut verkauft. Herausgeber linus Geschke erzählt<br />
in diveinside, wie es dazu kam und welche Schwierigkeiten auf einen neuen autor<br />
warten, der mit dem Gedanken an ein eigenes Buch spielt.<br />
Bericht von Linus Geschke, Foto: Gerald Nowak
5<br />
Titelthema<br />
Südafrika: Unter Tigern<br />
Lembeh Strait: Paradies der kleinen Monster<br />
Ich weiß nicht, wie oft mich Taucher in diesem<br />
Jahr gefragt haben, wie man am besten<br />
ein Buch schreibt. Die Antwort darauf ist<br />
immer die gleiche und setzt bei der Motivation<br />
an: Weil man es will! Sollte in erster Linie<br />
der Gewinngedanke dahinter stehen, kann<br />
man es sich gleich sparen – selbst ein gut<br />
verkauftes Tauchbuch macht den Autor nicht<br />
reich, und wenn man dann noch den Ertrag<br />
in Relation zu der investierten Zeit setzt, ist<br />
es schon arg dämlich, so etwas überhaupt<br />
anzufangen.<br />
Konkret wurden die Gedankenspiele zu „Unter<br />
Wasser“ im Herbst 2010. Die meisten Tauchführer,<br />
die es damals gab, hatten für mich<br />
einen entscheidenden Nachteil: Zumeist grandiose<br />
Bilder trafen dabei auf grottenschlechte<br />
Texte, deren Informationswert und Lesespaß<br />
sich in sehr überschaubaren Bahnen bewegte.<br />
Andere Werke wiederum stellten 100 Tauchplätze<br />
auf 200 Seiten vor – abzüglich des<br />
Beiwerkes wie Inhaltsangabe, Bilder und Autorenvorstellung<br />
blieb da für die Beschreibung<br />
der einzelnen Spots nicht mehr viel übrig.<br />
Dies sollte bei „Unter Wasser“ anders werden:<br />
336 Seiten, aber nur 24 Tauchplätze ließen<br />
für die einzelnen Destinationen außerge-<br />
wöhnlich viel Raum entstehen, um richtige<br />
Geschichten zu erzählen – nicht nur kurz<br />
angerissene Appetithäppchen.<br />
Diese 24 Tauchplätze sollten einen Rundumblick<br />
geben über das, was die Faszination<br />
Tauchen ausmacht. Dazu gehören nicht nur<br />
die immer wiederkehrenden tropischen Ziele<br />
in Asien, dem Roten Meer oder in der Karibik,<br />
sondern auch Plätze in Deutschland, Island<br />
oder im Mittelmeer. Nicht nur bunte Fische<br />
und Haie, sondern auch tiefe Expeditionen<br />
in Höhlen, Tauchgänge an versunkenen Schiffen,<br />
Makrofotografie oder die weniger<br />
bekannten Räuber der Meere. Für einen<br />
Autor alleine ist dies nicht zu schaffen, vor<br />
allem dann nicht, wenn das Ganze auch noch<br />
authentisch werden soll – also mussten Mitstreiter<br />
her, die auch ernsthaft etwas zu<br />
erzählen haben. Diese senken zwar den möglichen<br />
Verdienst vollends auf Taschengeldniveau,<br />
aber ich hatte ja schon oben geschrie-<br />
„UntEr WaSSEr“<br />
Titel: Unter Wasser – 24 Tauchplätze, die jeder<br />
Taucher gesehen haben muss<br />
Verlag: Jesbin<br />
Seiten: 336<br />
Herausgeber: Linus Geschke/Gunther Maassen<br />
ISBN: 978-3-939276-05-0<br />
Preis: 24,90 Euro<br />
Inhalte: Südafrika / Island/Lembeh Strait / Brother<br />
Islands / Frankreich /Cancún / Ustica / Utila / Österreich<br />
/ Tasmanien /<br />
Cocos Island / Ligurien<br />
/ Malediven / Madeira<br />
/ Raja Ampat / Azoren<br />
/ Malaysia / Scapa<br />
Flow / Sinai / Bali /<br />
Malta / Palau / Traunfall<br />
/ Curaçao<br />
ben: Der einzige Grund, ein Buch zu veröffentlichen,<br />
ist: Weil man es will!<br />
Jeder der Autoren sollte ein oder zwei<br />
Geschichten liefern und schnell war klar:<br />
Allein in der Tauchbranche findet man keine<br />
zwölf Autoren, die wirklich gut sind. Zwei<br />
oder drei bei der „unterwasser“, maximal<br />
zwei bei der „tauchen“, dazu der Chef von<br />
„Atlantis“, die Redakteurin des „Sporttaucher“<br />
und ein Autor von „<strong>DiveInside</strong>“, das<br />
wars. Doch es müssen ja nicht nur Leute<br />
von den Tauchmagazinen sein; auch unter<br />
den Redakteuren der „Welt“ und bei „Spiegel<br />
Online“ gibt es Menschen, die dem<br />
Tauchsport verfallen sind und bereit waren,<br />
hierbei mitzumachen. Gemeinsam mit<br />
einem Autor von „Focus Online“ und dem<br />
Höhlentaucher Ralph Wilhelm war das persönliche<br />
„Dreamteam“ damit komplett – und<br />
unter dem Strich haben die völlig verschiedenen<br />
Schreiber mit vollkommen unter-<br />
Fotos: Martin Strmiska, Wolfgang Pölzer
6<br />
Titelthema<br />
schiedlichen Hintergründen „Unter Wasser“<br />
nur gutgetan.<br />
Bebildert wurden die Geschichten von einigen<br />
der besten Fotografen wie Norbert<br />
Probst, Gerald Nowak, Frank Schneider oder<br />
Wolfgang Pölzer, die auch selber Texte lieferten<br />
– aber auch von bislang noch weniger<br />
bekannten Fotografen wie Adrian Schöne,<br />
Sven Peks oder Martin Strmiska, die in ihrem<br />
Portfolio Bilder haben, die durch und durch<br />
außergewöhnlich sind.<br />
VErlag, VErdiEnst,<br />
VErmutungEn<br />
Genauso oft wie die Frage nach dem „wie“<br />
wird Buchautoren die Frage nach dem „wo“<br />
gestellt. Für jemanden, der bislang noch<br />
nicht professionell schreibt und dement-<br />
Cancun: Skulpturen im Park<br />
sprechend über keinerlei Kontakte verfügt,<br />
ist die Suche nach einem passenden Verlag<br />
sicherlich die größte Hürde auf dem Weg<br />
zum eigenen Buch. Oftmals verzweifeln<br />
potenzielle Autoren bereits daran und<br />
schauen sich nach alternativen Möglichkeiten<br />
um: Ein E-Book oder ein Buch im Eigenverlag,<br />
beispielsweise bei „book on demand“,<br />
kurz BOD . Beides kann man machen, beispielsweise<br />
dann, wenn es einem in erster<br />
Linie darum geht, ein Buch mit dem eigenen<br />
Namen drauf zu haben. Will man jedoch,<br />
dass es auch gelesen wird, ist der klassische<br />
Verlag noch immer der beste Weg: Vorauswahl,<br />
Korrektur und Lektorat sorgen dafür,<br />
dass nur ein Bruchteil dessen veröffentlicht<br />
wird, was geschrieben wurde. Anders sieht<br />
das bei BOD aus, wo es keinerlei Qualitätskontrolle<br />
gibt: Da kann auch die Hausfrau<br />
ihr eigenes Leben veröffentlichen, das sie<br />
selbst vielleicht für unglaublich spannend<br />
hält, das ansonsten aber kaum eine Menschenseele<br />
interessiert. Es mag auch bei BOD<br />
oder unter reinen E-Books gute Bücher<br />
geben – in der Masse der grausigen gehen<br />
sie aber leider oftmals unter.<br />
Aber wie kommt man nun mit seiner eigenen<br />
Buchidee an einen Verlag? Folgende Tipps<br />
sollten dabei weiterhelfen:<br />
1. Alles, was man anfangs braucht, ist ein<br />
kurzes Exposé – nicht zu lang, das liest<br />
kein Mensch. Ganz oben kommt etwas<br />
zur eigenen Person hinein, persönliche<br />
Angaben wie Alter, Beruf oder Wohnort.<br />
Wenn man bereits in Zeitungen oder<br />
Magazinen veröffentlicht hat, sollten<br />
Nachweise darüber nicht fehlen: Je<br />
renommierter das Magazin oder die Zeitung<br />
ist, umso besser sind die Chancen,<br />
als Autor für voll genommen zu werden.<br />
2. Es folgt eine kurze Inhaltsangabe des<br />
Buchs sowie ein einzelnes Probekapitel,<br />
maximal drei Seiten – mehr nicht.<br />
3. Der vielleicht wichtigste Punkt: Machen<br />
Sie dem Verlag in wenigen Sätzen klar,<br />
wo Sie den Markt und die Chancen für<br />
ein solches Buch sehen, was Ihr Buch<br />
von vergleichbaren Büchern unterscheidet<br />
und was Sie selbst in Eigenregie tun<br />
können, um die Vermarktung anzukur-<br />
Brother Islands: Die Vollendeten<br />
beln. Für unbekannte Autoren geben<br />
Verlage ungern Geld für Werbung aus –<br />
hier ist Kreativität gefragt.<br />
Auch die Frage „Wie viele Bücher verkauft<br />
man denn so?“, wird häufig gestellt. Das ist<br />
schwierig zu beantworten: Es gibt Tauchbücher,<br />
die haben es in mehreren Jahren auf<br />
gerade einmal 300 Exemplare geschafft –<br />
diese wohl meist im persönlichen Umfeld des<br />
Autors. Bei 2.000 bis 3.000 verkauften Büchern<br />
kann man schon sehr zufrieden sein, um die<br />
5.000 herum wird es zu einem „Branchen-<br />
Bestseller“.<br />
Als Verdienstspanne kann man dann bei<br />
Sachbüchern zwischen sieben und zwölf<br />
Prozent vom Ladenverkaufspreis erwarten,<br />
abzüglich der Mehrwertsteuer – je nach<br />
Fotos: Adrian Schöne, Jason deCaires Taylor
7<br />
Titelthema<br />
Island: Eiskalte Leidenschaft<br />
Verlag, Verhandlungsgeschick und dem persönlichen<br />
„Standing“ als Autor. Im Falle von<br />
„Unter Wasser“ müssen diese Prozente auch<br />
noch durch alle beteiligten Autoren und<br />
Fotografen geteilt werden – sagte ich schon,<br />
dass man damit nicht reich wird? Die Finger<br />
Fontaine du Truffe: Im schönsten Arsch der Welt<br />
lassen sollte man von Verlagen, die den Autor<br />
an den Kosten für Druck und Layout beteiligen<br />
wollen: Meist ist dies unseriös! Glaubt<br />
der Verlag an ein Buch, muss er auch ein<br />
gewisses Risiko tragen – glaubt er nicht<br />
daran, soll er es lassen.<br />
Glücklicherweise stand mit Jesbin der Verlag<br />
für „Unter Wasser“ schon fest, bevor das Buch<br />
komplett geschrieben war: Ein Vorteil, wenn<br />
man im selben Verlag bereits ein anderes<br />
Buch veröffentlicht hat. Nerviger waren da<br />
die Kommentare von Menschen, die mit dem<br />
Projekt selbst gar nichts zu tun hatten. Menschen,<br />
die einem permanent erzählen wollen,<br />
dass es nie funktionieren könne, so unterschiedliche<br />
Autoren von unterschiedlichen<br />
Magazinen unter einen Hut zu bringen: „Das<br />
klappt nie“, war noch der freundlichste aller<br />
Kommentare. Doch es klappte, und sogar sehr<br />
gut: „Unter Wasser“ steht fast durchgängig<br />
auf Platz 1 unter den Tauchbüchern und hatte<br />
mit Platz 38 die höchste Platzierung, die ein<br />
Fotos: Martin Strmiska, Ralph Wilhelm<br />
GOZO<br />
INSELPARADIES IM MITTELMEER<br />
Höhlen - Steilwände - Wracks<br />
und glasklares Wasser<br />
Tauch ein an einem der<br />
Top Spots im Mittelmeer
8<br />
Titelthema<br />
Abgewrackt: Malta<br />
Tauchbuch unter allen Büchern bei Amazon<br />
jemals hatte. Nach nur vier Monaten waren<br />
bereits gut 70 Prozent der ersten Auflage<br />
verkauft – auch dies ein Erfolg. Wie viel all<br />
das auch mit Glück und Umständen zu tun<br />
hat, die man selber nicht beeinflussen kann,<br />
zeigt mein erstes Buch „Mitten im Blau:<br />
Tauchsafaris in Ägypten“. Anfang Januar 2011<br />
erschien es, gerade pünktlich zur ägyptischen<br />
Revolution und der darauf folgenden Tourismuskrise:<br />
Pech gehabt!<br />
Im Januar 2011 beschlossen wir auf der „boot“<br />
in Düsseldorf, „Unter Wasser“ zu machen. Im<br />
August desselben Jahres kam es heraus: Ein<br />
echter Schnellschuss! Hunderte E-Mails gingen<br />
vorher hin und her, die Korrekturen<br />
umfassten insgesamt über 800 Punkte, die<br />
Auswahl der Bilder dauerte Tage – zusammen<br />
eine Arbeit von mehreren Wochen. Dazu Fragen<br />
über Fragen: An welche Stelle setzen wir<br />
welchen Bericht? Muss dieser Absatz komplett<br />
umgeschrieben werden, ist vielleicht sogar<br />
der ganze Aufbau bei diesem oder jenem<br />
Bericht völlig verkehrt? Wo gibt es logische<br />
Fehler? Fehlt noch ein Autorenbild für die<br />
Vorstellung? Stimmen alle Daten und Zahlen?<br />
Norbert Probst fand ein anderes Titelbild<br />
besser, manch ein Autor würde gerne mehr<br />
Text haben, manch ein Fotograf mehr Bilder.<br />
20 Leute, 30 Meinungen, gut, dass irgendwann<br />
der Drucktermin anstand. Und als es dann<br />
endlich da war, noch ganz frisch gerochen<br />
hat und sich so unglaublich gut anfühlte, da<br />
war es fast, wie bei der Geburt eines Babys.<br />
Naja – wenigstens so ungefähr …<br />
Sollten Sie jetzt mit dem Gedanken schwanger<br />
gehen, ein eigenes Buch zu schreiben:<br />
Machen Sie es, überlegen Sie nicht lange –<br />
aber nur, wenn Sie es auch wirklich wollen!<br />
Ob es dann ein Erfolg wird oder nicht: Das<br />
Gefühl, am Ende ein eigenes Buch in den<br />
Händen zu halten, ist mit Geld eh nicht zu<br />
bezahlen! lG<br />
Foto: Gerald Nowak<br />
Orange in allen<br />
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*Abbildung in Originalgröße
10<br />
Titelthema<br />
Wie es ist ...<br />
... eine DVD zu produzieren<br />
Die Wracks von malta<br />
Meist entstammt eine dVd über die Welt unter Wasser der Produktion eines<br />
tV-Senders: Exzellentes Bildmaterial in hervorragender Qualität, tolle Schnitte,<br />
ein erklärender Kommentar. all dies hat „die Malta Wracks“ von rene Heese<br />
nicht zu bieten. Es ist das Werk eines ambitionierten Solotauchers, eines laien<br />
hinter der Kamera. Was der Käufer jedoch bekommt, sind tauchgänge in ihrer<br />
ganzen länge an Wracks, über die es bislang noch nichts Vergleichbares gab<br />
und denen man in jeder Filmminute die liebe anmerkt, die rene Heese in das<br />
Projekt gesteckt hat. diveinside-redakteur linus Geschke hat sich mit dem<br />
Wrackliebhaber Heese über die Filmreihe unterhalten.<br />
Interview von Linus Geschke
11<br />
Titelthema<br />
Wichtigstes Handwerkzeug:<br />
eine handliche Videokamera<br />
Rene Heese im<br />
Gespräch:<br />
„Dann erzähl<br />
ich mal...“<br />
LG: R e n e, wa s h a t d i c h z u m Ta u c h e n<br />
geführt?<br />
RH: In Warnemünde mit direktem Blick auf<br />
die Ostsee aufgewachsen, interessiere ich<br />
mich seit meiner Kindheit für Schiffe. Ich<br />
habe mich schon damals gefragt, wie wohl<br />
die durch Kriegswirren, durch Naturgewalten<br />
oder durch menschliches Versagen versunkenen<br />
Schiffe nach den vielen Jahren auf<br />
dem Meeresgrund, am Platz ihrer letzten<br />
Ruhestätte, aussehen. Stehen die Masten<br />
noch? Sind die Segel in der Meeresströmung<br />
wie seinerzeit im Starkwind aufgebläht oder<br />
hängen sie zerfetzt an den Rahen herunter?<br />
Sind die schlanken Schornsteine der stolzen<br />
Passagierdampfer noch leicht nach achtern<br />
geneigt oder liegen sie verloren, weit entfernt<br />
vom Schiffsrumpf im Sand?<br />
Von Anbeginn meiner Tauchkarriere begleitete<br />
mich mein Slogan: „Ich kann nicht alle<br />
Wracks dieser Welt betauchen, aber ich kann<br />
es versuchen!“<br />
LG: Du tauchst fast ausschließlich ohne Buddy<br />
und auch ohne Anbindung an eine Tauchbasis.<br />
Was hat dich zu einem „Einzelgänger“<br />
werden lassen?<br />
RH: Da muss ich etwas ausholen: Es fing<br />
damit an, dass ich aus beruflichen Gründen<br />
von Rostock an den Bodensee umzog.<br />
Dadurch ist das Mittelmeer zunehmend zu<br />
meinem Hauptbetätigungsfeld geworden.<br />
Die geführten Tauchgänge mit den am Mittelmeer<br />
ansässigen Tauchbasen auf der Linie<br />
Cartagena – Marseille – Portofino – Messina<br />
erfüllten bald meinen Tatendrang nicht mehr.<br />
Der Bau eines dem Wracktauchen gerecht<br />
werdenden, sechseinhalb Meter langen GFK-<br />
Ribs (ein Schlauchboot mit glasfaserverstärktem<br />
Rumpf, Anm. d. Red.) wurde in Auftrag<br />
gegeben. Nach einem einschneidenden<br />
Erlebnis an einem Schiffswrack weit draußen<br />
auf dem Meer vor Cabo de Palos im Jahre<br />
2007 habe ich das Boot dann im Folgejahr<br />
verkauft. Ein Rückschritt in Form von tauch-<br />
basen-abhängigem Tauchen kam für mich<br />
als nun erfahrener Solowracktaucher nicht<br />
mehr infrage.<br />
LG: Wie bist du dann auf Malta gekommen,<br />
ein Ziel, welches in der Beliebtheit der meisten<br />
Taucher weit hinter Ländern wie Ägypten<br />
zurücksteht?<br />
RH: Malta ist, anders als beispielsweise Ägypten,<br />
eine Inselgruppe mit nur moderaten<br />
Reglementierungen, die zudem lediglich<br />
rund zweieinhalb Flugstunden von Deutschland<br />
entfernt liegt. Alle mir dort durch<br />
Recherchen bekannten Schiffswracks habe<br />
ich nach und nach betaucht und penetriert<br />
– eine der Grundlagen hierfür war das Buch<br />
von Peter G. Lemon, „Scuba Diving“. In Anlehnung<br />
an dieses Buch und an meine Erfahrung<br />
mit teils sehr tiefen Solowracktauchgängen<br />
wuchs der Gedanke, sich eine handliche,<br />
tiefentaugliche Filmkamera zuzulegen und<br />
mit ihr erneut auf Tour zu gehen, um alle<br />
Schiffswracks vor Malta möglichst vollständig<br />
zu dokumentieren, quasi als eine Art<br />
visueller Wrackführer, eine Ergänzung zum<br />
Buch. Jeder begeisterte Wracktaucher soll<br />
unter anderem mit Hilfe meiner Filmreihe<br />
in der Lage sein, sich gründlich auf seine<br />
Wracktauchgänge vor Malta vorbereiten zu<br />
können. Möglicherweise trägt meine Filmreihe<br />
zur Verhinderung von Tauchunfällen<br />
an den herrlichen Malta-Wracks bei, sodass
12<br />
Titelthema<br />
ein freies, basenunabhängiges Tauchen noch<br />
viele weitere Jahre fortbestehen wird.<br />
LG: Wie liefen die einzelnen Tauchgänge ab?<br />
Auf Malta liegen die meisten Wracks in Küstennähe;<br />
sicherlich ein Vorteil für dein Projekt.<br />
RH: Das stimmt! Die küstennahen Wracks<br />
vom Ufer aus zu betauchen, gestaltete sich<br />
– in Abhängigkeit vom Wetter – in der Regel<br />
wirklich unproblematisch. Kommt der Wind<br />
von Norden, wird im Süden Maltas getaucht.<br />
Diese Wracks liegen unwesentlich tiefer als<br />
40 Meter. Das bereits genannte Buch bietet<br />
eine hervorragende Hilfe zum Auffinden der<br />
Spots. Die Durchführung der Tauchgänge ist<br />
recht einfach, da es sich um kleinere Schiffe<br />
handelt, welche an guten Tagen – geübte<br />
Navigation vorausgesetzt – zügig in Sichtweite<br />
gelangen. Dennoch empfiehlt es sich<br />
auch hier, ein Doppelgerät zu verwenden.<br />
Ausreichend redundantes Atemgas zur Verfügung<br />
zu haben, lässt die Dekompressionszeit<br />
in den schön bewachsenen Uferregionen<br />
zu einem entspannten, interessanten Vergnügen<br />
werden.<br />
LG: Das sind aber auch die hinlänglich<br />
bekannten Wracks wie die „Rozi“ oder die<br />
„Karwela“. Wie sieht es aus mit dem, was weiter<br />
draußen oder tiefer liegt? Schiffe wie die<br />
„Polynesien“?<br />
RH: Ganz klar: Tauchgänge an den auf dem<br />
offenen Meer liegenden Wracks sind etwas<br />
völlig anderes. Nicht nur das an der Oberfläche<br />
wahrgenommene Wetter hat einen<br />
direkten Einfluss. In Konsultation mit dem<br />
Skipper, welcher alle vorbereitenden Maßnahmen<br />
durchführt wie etwa das Setzen der<br />
Abtauchleine, sollte der erfahrene Wracktaucher<br />
die Tiefenströmung berücksichtigen,<br />
die zeitweise mehrere Knoten erreichen<br />
kann. Kevin, mein bevorzugter Skipper, gibt<br />
darüber im Ansatz Auskunft. Tatsächlich weiß<br />
man es erst jedoch unten am Wrack. Nicht<br />
jeder Tag ist psychisch und/oder physisch<br />
gleich, auch wenn die örtlichen Randbedingungen<br />
optimal erscheinen. Und so endete<br />
Beim Solotauchen ist die richtige Vorbereitung<br />
entscheidend.<br />
der erste von vier Tauchgängen zum Truppentransporter<br />
„Polynesien“ – in der Filmreihe<br />
im Ablauf wegen der besseren Übersicht<br />
als Tauchgang Nummer zwei dargestellt<br />
– in einer Beinahe-Katastrophe. Alles, was<br />
schief laufen konnte, lief schief, vom mehrfachen<br />
Hängenbleiben über eingeklemmt<br />
sein bis hin zu einem beim Penetrationsversuch<br />
beschädigten Ventil an meiner Deko-<br />
Gas-Flasche, welches sich jedoch auf der 21<br />
Meter-Dekompressionsstufe wieder in Funktion<br />
bringen ließ. Zudem hat der Wasserdruck<br />
im Schiffsinneren der „Polynesien“ während<br />
der Filmaufnahmen die Kamera ausgeschaltet.<br />
Das Widerlager der Ein/Aus-Taste des<br />
nur bis 60 Meter druckfesten Gehäuses hatte<br />
nachgegeben. Die teilweise gerade noch<br />
brauchbaren Szenen habe ich dennoch in<br />
der Filmreihe dargestellt.<br />
Fertig wie ein Schnitzel: Manche Tauchgänge<br />
verlangen Rene Heese alles ab.<br />
LG: Was waren die Schwierigkeiten vor Ort und<br />
wie hast du deine Tauchgänge organisiert?<br />
RH: Auf meinen zahlreichen Reisen nach<br />
Malta und bei der Frage, wie ich an die<br />
Wracks herankomme, welche nicht in unmittelbarer<br />
Ufernähe liegen, lernte ich zwangsläufig<br />
die beiden Unternehmer und äußerst<br />
erfahrenen Sportbootskipper Owen und<br />
Kevin kennen. Beide verfügen über ein großes<br />
und stark motorisiertes Boot und agieren<br />
bei ihren Ausfahrten selbständig und<br />
flexibel, vor allen Dingen ungebunden von<br />
Tauchbasen.<br />
Die benötigte Ausrüstung für die Wracktauchgänge<br />
habe ich aus Deutschland mitgebracht.<br />
Geeignete Atemgasflaschen, Atemgasgemische<br />
und das Blei bekomme ich an<br />
ausgewählten Tauchbasen. Ein Mietwagen<br />
ist ein unverzichtbares Utensil. Eine Schwie-<br />
rigkeit bei der Umsetzung der Tauchgänge<br />
ist die Wetterlage. Wind, Welle, Meeresströmung<br />
– einzeln oder in Kombination –<br />
machen terminierte Ausfahrten zu den<br />
Wracks auf offener See häufig unmöglich.<br />
Owen hatte im Sommer 2011 leider und<br />
unerwartet seine unternehmerische Tätigkeit<br />
eingestellt. Damit tat sich eine weitere<br />
Schwierigkeit für mich auf, denn nun war<br />
ich allein auf Kevins Terminkalender angewiesen.<br />
Ein weiteres Beispiel für das, was sich einem<br />
an Problemen in den Weg stellen kann: Der<br />
vor Manoel Island, Valletta liegende Leichter<br />
„X127 Coralita“ ist aktuell nur für gewiefte,<br />
hartnäckige Abenteurer zu betauchen. Man<br />
sollte unbedingt die Security an den Zugängen<br />
des Sperrgebietes freundlich stimmen.<br />
Zudem: Man kommt mittels beherztem<br />
Sprung von der Kaimauer zwar ins Wasser<br />
und kann den Tauchgang durchführen,<br />
jedoch gibt es derzeit keine Möglichkeit, das<br />
Wasser zu verlassen. Dieser Aspekt muss<br />
zwingend vorher geklärt werden. Mir ist es<br />
gelungen, die Crew einer milliardenteuren<br />
Hochseeyacht im Vorfeld zu überreden, mich<br />
an ihrem Schiffsheck samt Tauchausrüstung<br />
aus dem Wasser zu heben, damit ich triefend<br />
nass per Pedes durch das Schiffsinnere zum<br />
Fallreep und somit zurück an den Kai<br />
komme.<br />
StEcKBriEF: rEnE HEESE<br />
Name: Rene Heese<br />
Alter: 46 Jahre<br />
Wohnort: Schwerin<br />
Beruf: Dipl.-Ing. für<br />
Schiffsbetriebstechnik<br />
Leidenschaft: Schiffe (alte<br />
Frachter, alte Passagierschiffe)<br />
Taucht seit: 1998<br />
Erster Tauchschein: 07/2000<br />
Anzahl Tauchgänge: Rund 1.000
13<br />
Titelthema<br />
Die maltesischen Gewässer sind ideal für Wrackfreunde.<br />
LG: Gibt es jemanden, ohne den deine Filmreihe<br />
nie zustande gekommen wäre, dem du<br />
viel zu verdanken hast?<br />
RH: Eine unverzichtbare Unterstützung ist<br />
meine tauchende Freundin, welche nicht<br />
nur als erfahrene Unterwasserfotografin<br />
solokompetent in Tiefen bis 70 Metern hervorragende<br />
Unterwasserfotos von den<br />
Schiffswrack macht, sondern mir auch an<br />
Bord in der Vorbereitungsphase vor meinen<br />
Solotauchgängen in die schwere Ausrüstung<br />
hilft und sicherheitsrelevante Aufgaben<br />
an Bord übernimmt. Alleine durch ihre<br />
Anwesenheit oben an Bord mahnt sie mich<br />
zu mehr Disziplin in den dunklen Schiffsleibern.<br />
LG: Der Markt an Büchern und DVDs ist weitestgehend<br />
gesättigt. Erklär mir, warum Taucher<br />
bei dem fast unüberschaubaren Angebot<br />
gerade zu deiner Filmreihe greifen sollten.<br />
RH: Diese Filmreihe ist nach meiner Auffassung<br />
eine gelungene Ergänzung zu Lemons<br />
Tauchführer, da es mir mit diesem ersten Teil<br />
gelungen ist, alle zwölf Schiffswracks im<br />
Wesentlichen innen und außen vollständig<br />
bildlich darzustellen. Ein Fließtext zu Beginn<br />
eines jeden Films gibt einen kurzen Überblick<br />
über die Schiffshistorie. Ausgewählte Musik<br />
ist auf die einzelnen Szenen abgestimmt.<br />
Auf akustische, meiner Meinung nach störende<br />
Kommentare wurde bewusst verzichtet.<br />
Die Atem- und Nebengeräusche sind<br />
authentisch beibehalten und spiegeln für<br />
den Betrachter ein Liveerlebnis wider. Die<br />
Kamera folgt der Blickrichtung des Tauchers<br />
am Spot. Auf eine professionelle Ausleuchtung<br />
wurde bewusst verzichtet, da auch der<br />
ambitionierte Wracktaucher selten über<br />
mehr als 50 Watt Lichtleistung verfügt und<br />
eine höhere Lichtleistung sich wegen der<br />
Schwebteilchen teilweise kontraproduktiv<br />
auswirken würde. Zudem verhindert eine<br />
voluminöse Kameraausrüstung die Art der<br />
Aufnahmen, wie ich sie bevorzuge: weitestgehend<br />
durchlaufend und aus der Bewegung<br />
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VON TAUCHERN<br />
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Azenor, Mühlstr. 10, 88085 Langenargen<br />
Tel: +49 7543 9347973 Fax: +49 7543 9347974<br />
Email: azenor@phoenixworld.eu<br />
Web: www.gdivers.com
14<br />
Titelthema<br />
heraus. Nach Vollendung des zweiten Teils<br />
gibt es auf dem Markt ein umfassendes Werk<br />
über alle betauchbaren Schiffswracks vor<br />
Malta. Jeder kann diese Filmreihe als Vorbereitung<br />
für seine Tauchabenteuer auf Malta<br />
hinzuziehen oder zuhause entspannt auf<br />
dem Bildschirm genießen, ohne selbst Risi-<br />
diE Malta WracKS<br />
Den ersten Teil der Filmreihe „Die Malta Wracks“ kann man<br />
aktuell bei amazon.de bestellen, im sortierten Fachhandel<br />
unter ISBN: 978-3-9814913-0-2 oder direkt bei Rene Heese<br />
über E-Mail: diverhans@web.de<br />
Das Set, bestehend aus Cover und 4 DVDs mit einer Gesamtspielzeit<br />
von 248 Minuten, kostet 24,90 Euro zuzüglich<br />
variierenden Versandkosten.<br />
Besucher der „boot“ in Düsseldorf können Rene Heese an<br />
den Wochenenden auf dem Taucher.Net-Stand treffen, wo er<br />
auch Vorträge hält und<br />
für Diskussionen bereitsteht.<br />
Natürlich gibt es<br />
dort die Filmreihe auch<br />
zu kaufen!<br />
Die „Polynesien“ ist<br />
unberechenbar:<br />
Oftmals gibt es hier<br />
starke Strömungen.<br />
ken einzugehen – und hat dennoch „alles<br />
gesehen“.<br />
Eine Produktion dieser Art gibt es auf dem<br />
Markt nicht. Genügt das als Grund (lacht)?<br />
LG: R e n e , w i r d a n k e n d i r f ü r d i e s e s<br />
Gespräch!<br />
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15<br />
Technik<br />
Der DiveinsiDe tauchlampentest<br />
Mit der schnell fortschreitenden lEd-technologie wird es wieder einmal<br />
Zeit, einen genauen Blick auf die aktuelle Königsklasse der tauchlampen<br />
zu werfen: die lEd tanklampen. ist diese technik für manchen Geldbeutel<br />
noch zu teuer, wird sie doch erfahrungsgemäß auch bald im mittleren<br />
Preissegment Einzug halten, und dann gilt das hier Gesagte auch dort.<br />
Seit Jahren testet die diveinside-redaktion tauchlampen basierend auf<br />
eigenen lichtmessungen und hat damit in puncto offenheit bei den<br />
Herstellern schon einiges bewegt. diesmal werden wir zum ersten Mal<br />
noch etwas genauer hinschauen und nehmen nun die lumen- bzw. lichtmengen-Versprechen<br />
der Hersteller unter die lupe. Gerade in der Königsklasse<br />
geben sich die lampen als wahre lumenmonster – und nicht nur<br />
hier wird unser test mit einigen Überraschungen aufwarten ...<br />
Bericht von Michael Lux
16<br />
Technik<br />
Mit der immer beliebteren LED-Technik haben die<br />
meisten Hersteller ihr Portfolio mittlerweile zu<br />
Universal-Lampensystemen ausgebaut.<br />
VErkaBElt<br />
Nicht nur für den technischen Taucher sind<br />
sie die erste Wahl. Wer auf gute Durchdringung<br />
in unseren heimischen Gewässern<br />
mit ihren oft schlechten Sichtbedingungen<br />
Wert legt, kommt an einem starken und<br />
damit stromfressenden Lampenkopf nicht<br />
vorbei. Daran hat auch die effiziente LED-<br />
Technik kaum etwas geändert. Und die<br />
notwendige Stromquelle trägt sich einfach<br />
viel bequemer am Harness oder Tank befestigt,<br />
und dank „Goodman Handle“-Haltegriff<br />
hat man sogar eine Hand mehr frei. Aus<br />
diesem Grund greift auch der ambitionierte<br />
Taucher immer noch gerne zu Tanklampen<br />
– sie haben bis heute nichts an ihrer Bedeutung<br />
in der Tauchszene eingebüßt. Und das<br />
trotz einem Trend zu immer kleiner werdenden<br />
LED-Tauchlampen.<br />
Unser Testfeld wird diesen Anspruch an<br />
Kompaktheit aber meist nicht erheben,<br />
denn wer Lichtleistung will, muss auch mit<br />
einer gewissen Größe leben. Mit an Bord<br />
haben wir diesmal alles, was Rang und<br />
Namen hat – und trotzdem wollen wir auch<br />
mal kleineren Lampenbauern die Chance<br />
geben, sich zu behaupten. Diesem Ruf sind<br />
auch fast alle ausgewählten Lampenbauer<br />
gerne gefolgt, mit Ausnahme von Light-<br />
For-Me aus Polen. Hier wollte man leider<br />
keinen Test – schade.<br />
Mit der immer beliebteren LED-Technik<br />
haben die meisten Hersteller ihr Portfolio<br />
mittlerweile zu ganzen Lampensystemen<br />
ausgebaut, bei denen aus einer Tanklampe<br />
auch schnell mal eine kleine Handlampe für<br />
das Reisegepäck oder, je nach Tauchbedingungen,<br />
der Kopf ausgetauscht werden kann<br />
– für viele ein Pluspunkt, von dem man gerne<br />
Gebrauch macht. Außerdem muss bei einem<br />
„Update“ der Tauchlampe normalerweise<br />
kein neuer Akkutank mitgekauft werden. Es<br />
reicht, den Kopf auszutauschen bzw. nur das,<br />
was sich im Kopf befindet.<br />
Aber bei einer Tauchlampe – egal welcher<br />
Preisklasse – kommt es primär auf die inneren<br />
Werte an, und hier darf man angesichts<br />
von Preisen bis zu 1.000 Euro in unserem<br />
Testfeld schon einiges erwarten. Gleich vorweg:<br />
Bei der Auswahl von guten und effizienten<br />
LED-Emittern haben alle Hersteller<br />
ihre Hausaufgaben gemacht. Ein positives<br />
Bild, das ein paar Jahre zuvor noch ganz<br />
anders aussah. Wer aber glaubt, mit einer<br />
guten LED sei der Job so gut wie getan, der<br />
irrt. Das wird unser Test eindrucksvoll belegen,<br />
denn zu den Hausaufgaben eines Tauchlampenherstellers<br />
gehört auch der effiziente<br />
Umgang mit der durchaus großen Lichtmenge<br />
aktueller LEDs. Am Ende zählt nämlich<br />
nur das, was vorne rauskommt und nicht,<br />
was theoretisch erzeugt werden könnte.<br />
Daher wird immer noch gerne mystifiziert,<br />
wenn es um den Verkauf von Tauchlampen<br />
geht, denn Lichtempfinden ist trotz exakter<br />
Messwerte immer noch eine recht subjektive
17<br />
Technik<br />
Die spektrale Lichtmessung sowie die Ermittlung der Lumenwerte hat Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Adrian<br />
Mahlkow der OUT e.V. in Berlin für uns durchgeführt.<br />
Sache, und meist fehlt es einfach an einem<br />
passenden Vergleich, um eine Lampe für gut<br />
oder schlecht zu befinden.<br />
lux, lumEn & co<br />
Daher geben die Hersteller – quasi als Galionsfigur<br />
für ihre Lampen – gerne einen<br />
Lumenwert an. Dabei scheint mittlerweile<br />
eine regelgerechte Lumen-Schlacht entstanden<br />
zu sein, die Tauchlampen weit jenseits<br />
der 3.000 Lumen – jedenfalls auf dem Papier<br />
– hervorgebracht hat. 3.000 Lumen, man<br />
stelle sich das einmal vor – das sind zwei<br />
100-Watt-Glühbirnen in einem Lampenkopf<br />
und die auch noch nach vorne gebündelt!<br />
Wenn man dann aber einmal nachfragt, wie<br />
diese Messwerte entstanden sind, trifft man<br />
oft auf eine Mauer des Schweigens. Wer sich<br />
mit LEDs ein wenig auskennt, merkt schnell,<br />
dass hier die maximal theoretische Lumenleistung<br />
der verwendeten LEDs einfach aufsummiert<br />
worden ist. Wie sehr diese Milchmädchenrechnung<br />
allerdings an der Realität<br />
vorbei geht zeigt unser Test: Fast kein Hersteller<br />
wirbt mit Lumen-Angaben, die der<br />
Realität auch nur nahe kommen. Um die<br />
tatsächliche Lumenleistung messtechnisch<br />
zu belegen, bedarf es allerdings einigen<br />
Aufwands, daher ist eine exakte Lumenmessung<br />
speziellen Labors vorbehalten, und<br />
diesen Aufwand scheuen die Hersteller offensichtlich,<br />
denn die Wahrheit beim Namen zu<br />
nennen hat gleich zwei Nachteile: Es kostet<br />
Geld, jede Lampe zu vermessen und man<br />
gerät seinen Mitbewerbern gegenüber in<br />
einen Nachteil, weil die eigenen Lumenangaben<br />
plötzlich weitaus geringer sind als<br />
bei vergleichbaren Tauchlampen. Das ist<br />
auch der Grund, warum bislang kein Interesse<br />
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18<br />
Technik<br />
bestand, diesen Umstand zu ändern – warum<br />
auch, solange niemand nachfragt?<br />
<strong>DiveInside</strong> hat aber nachgefragt und wird es<br />
auch in Zukunft bei all seinen Tauchlampentests<br />
tun. Wir konnten dazu ein weltweit anerkanntes<br />
Lichtlabor in Berlin für unsere Messungen<br />
gewinnen, bei dem u.a. auch namhafte<br />
LED Hersteller ihre neuen Produkte vermessen<br />
lassen (siehe Info-Kasten). Hier wurden<br />
alle Testkandidaten einer Spektralmessung<br />
unterzogen, aus der in einer Ulbrichtkugel<br />
der exakte Lumenwert errechnet wird. Eine<br />
durchaus komplexe Messung, zu der nur<br />
wenige Labors in Deutschland mit hoher<br />
Genauigkeit in der Lage sind. Der OUT e.V. in<br />
Berlin gehört zu diesen Laboren.<br />
Aber warum messen und nicht „standardisiert“<br />
weiterschätzen? Vergleichbar sind die<br />
Lampen doch trotzdem! Nein, sind sie nicht,<br />
denn in einer Lampe kann man eine Menge<br />
richtig oder falsch machen, und den Lichtanteil,<br />
der nicht intern auf der Strecke bleibt,<br />
nennt man mit Blick auf den Energieverbrauch<br />
Effizienz. Dabei verheißt eine hohe<br />
Effizienz die Rettung von möglichst viel<br />
Licht, das der Taucher dann nutzen kann.<br />
Und was nutzt es, viele LEDs in eine Lampe<br />
oUt E. V.<br />
Die spektrale Lichtmessung sowie die Ermittlung<br />
der Lumenwerte aller Testkandidaten hat freundlicherweise<br />
Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Adrian Mahlkow vom<br />
OUT e.V. in Berlin für uns durchgeführt.<br />
Der Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie<br />
e.V. (OUT e.V.) wurde 1991 als gemeinnützige<br />
eigenständige Forschungseinrichtung mit dem Ziel<br />
der Förderung von Wissenschaft und Forschung im<br />
öffentlichen Interesse gegründet. Seine Forschungsfelder<br />
liegen vorzugsweise auf den Gebieten<br />
der Optoelektronik und umweltverträglichen<br />
Technologien.<br />
Im Optischen Labor des OUT e.V. steht eine umfangreiche<br />
Messtechnik zur Charakterisierung der elektrischen,<br />
optischen und mechanischen Eigenschaften<br />
von LED zur Verfügung.<br />
einzubauen, wenn nur ein Bruchteil des<br />
Lichtes am Ende das Wasser erreicht. Das<br />
hat für den Taucher gleich zwei Nachteile:<br />
Der erhöhte Aufwand schlägt sich in einem<br />
höheren Anschaffungspreis nieder und der<br />
erhöhte Energiebedarf muss bei jedem<br />
Tauchgang mitgeschleppt werden, obwohl<br />
es mit weniger LEDs bei besserer Effizienz<br />
genauso gut ginge. Erst die Nachfrage nach<br />
guten, effizienten Tauchlampen wird sie<br />
nicht nur besser, sondern auch kleiner und<br />
sparsamer machen. Der Schlüsselwert dazu<br />
heißt Lumen pro Watt (Lm/W). Er wird in<br />
unserem Test erstmals Einzug halten und<br />
damit die Lichtbündelungsqualität der<br />
gesamten Lampe wiedergeben.<br />
In diesem Test vergleichen wir auch nur<br />
ausschließlich bündelnde Spotlampen, denn<br />
die scheinbar ähnlichen Video-Köpfe mit<br />
gleichen Modellbezeichnungen haben oft<br />
einen entscheidenden Vorteil bei der<br />
Lumen- oder Lichtmengenbetrachtung: Sie<br />
haben gar keine Lichtbündelung, weil die<br />
LEDs direkt vor der Scheibe sitzen und<br />
sowieso von Haus aus im gewünschten<br />
Winkel abstrahlen. Und wo nichts bündelt,<br />
da geht auch kein Licht verloren. Videolampen<br />
mit Spotlampen zu vergleichen ist also<br />
meist so, wie das mit den Äpfeln und den<br />
Birnen.<br />
Wie gewohnt, legen wir aber auch weiterhin<br />
Wert auf die Angabe der maximalen Helligkeit<br />
im Hotspot in Form der Beleuchtungsstärke<br />
lux und des Abstrahlwinkels<br />
einer Tauchlampe. Während die Beleuchtungsstärke<br />
Rückschlüsse auf die Durchdringung<br />
und Reichweite im Wasser zulässt,<br />
sagt der Abstrahlwinkel etwas über die zu<br />
beleuchtende Fläche im Hotspot aus, und<br />
die sollte nicht zu groß oder zu klein sein<br />
– je nach Anwendung oder Sichtbedingung.<br />
Zusammen mit dem nun gemessenen<br />
Lumenwert hat der Taucher damit einen<br />
guten Hinweis an der Hand, was gut oder<br />
schlecht für ihn sein könnte.
19<br />
Technik<br />
Die lampentests<br />
1 halcyon Eos<br />
Die EOS von Halcyon ist die einzige LED-<br />
Hauptlampe im Lieferprogramm des Ausrüsters.<br />
Mit dessen Ausrichtung auf professionelle<br />
sowie technische Taucher muss eine<br />
Hauptlampe bei Halcyon natürlich den Anforderungen<br />
dieser Klientel genügen. Und das<br />
heißt, eine klar erkennbare Fokussierung zur<br />
Kommunikation mit Licht, einen Hauptschalter<br />
am Akkutank, um einen E/O-Cord möglich<br />
zu machen, und eine lange Brennzeit für<br />
längere Tauchgänge. Tatsächlich erfüllt die<br />
EOS diese Erwartungen, die an ihren wohlklingenden<br />
Namen aus der griechischen<br />
Mythologie gestellt werden. Halcyon ist erst<br />
spät auf den LED-Zug aufgesprungen, hat<br />
diese Lampe aber trotzdem nun bereits eine<br />
Weile am Markt, was schlussendlich der<br />
Grund dafür sein dürfte, dass dort noch der<br />
mittlerweile betagte XR-E Emitter von Cree<br />
verbaut wird. Die Cree XR-E war zu ihrer Zeit<br />
top und ist auch nach heutigem Maßstab<br />
immer noch eine gute LED. Zusammen mit<br />
der eher mittelmäßig starken Bündelungsoptik<br />
erreicht die EOS eine Punkthelligkeit<br />
im unteren Testfeld mit 11.800 lux maximal,<br />
begnügt sich dafür aber auch mit schmalen<br />
11,2 Watt Verbrauch am Akkutank.<br />
Das belohnt den Taucher mit der gleichzeitig<br />
größten Stärke der EOS: reichlich Brennzeit.<br />
Mit 4:40 Stunden belegt sie den zweiten<br />
Platz hier hinter der mbsub VB-50. Sie benötigt<br />
dafür aber nur einen 54-Wh-Akkutank<br />
gegenüber der VB-50 mit mehr als doppelter<br />
Energiereserve. In Sachen Gewicht und<br />
Ausmaßen tut sich das aber trotzdem nicht<br />
viel. Das liegt zum einen an der recht dickwandigen<br />
Tankwand aus Delrin mit eingebauter<br />
Wasserfalle gegen Wassereinbrüche<br />
und auch an der etwas schlechteren Energiebilanz<br />
von NiMH-Zellen.<br />
Das Lichtbild der EOS liefert einen klar abgegrenzten<br />
Hotspot mit nur wenig Licht in der<br />
Corona. Der Spot könnte ein wenig verzeichnungsfreier<br />
sein, aber das spielt im Wasser<br />
erfahrungsgemäß eine geringere Rolle. Den<br />
Anforderungen des technischen Tauchers<br />
Corona Dunkel Hell<br />
kommt die Lampe nach, wenn auch mit zu<br />
wenig „Wumms“ im Vergleich zu anderen<br />
Kandidaten innerhalb unseres Testfeldes. Ein<br />
echter Pluspunkt der EOS ist das Ladegerät,<br />
welches zwar nicht gerade klein ausfällt, aber<br />
die Ladezeit unter sehr gute zwei Stunden<br />
drückt. Hier merkt man, dass der 4,5 Ah Tank<br />
das kleinste Modell der Halcyon-Baureihe ist<br />
und das Ladegerät entsprechend leistungsfähig<br />
sein muss. Als Option winken noch 9<br />
Ah und satte 13,5 Ah – echte Schwergewichte<br />
in jeder Hinsicht und Spitzenreiter in Sachen<br />
Energievorrat. Für eine halbwegs gute Vergleichbarkeit<br />
haben wir aber für diesen Test<br />
die kleine 4,5-Ah-Variante gewählt, weil diese<br />
Kapazität in etwa von nahezu jedem Hersteller<br />
in unserem Testfeld erhältlich ist.<br />
Angenehm aufgefallen ist uns die robuste<br />
Verarbeitung der Lampe zusammen mit einer<br />
offensichtlich sehr guten Hartanodisierung<br />
des Aluminium-Gehäuses, was die Lampe<br />
relativ unempfindlich gegen Kratzer macht.<br />
Als typische D.I.R.-Style-Tauchlampe wird die<br />
EOS ausschließlich am Akkutank über einen<br />
Kippschalter bedient, und ein schnelles hin<br />
und her dimmt die Lampe auf etwa 50% Lichtleistung.<br />
Der Schalter macht eine erreichbare<br />
Akkutank-Position z.B. an einem Harness zur<br />
Bedingung. Dafür ist damit ein optionaler<br />
E/O-Cord bei der EOS möglich, der den Wechsel<br />
unter Wasser auf einen anderen Lampenkopf<br />
wie auch auf eine Trocki-Heizung ermöglicht.<br />
Einzig die VB-50 von mbsub bietet als<br />
Option auch den Schalter am Tank – dann<br />
allerdings gegen Aufpreis.<br />
Unter dem Stich ist bei der EOS alles Wichtige<br />
inklusive, denn das Goodman Handle ist<br />
untrennbarer Bestandteil des Gehäuses. Das<br />
lässt sich Halcyon aber auch gut bezahlen<br />
mit rund 1.000 Euro Verkaufspreis, was in<br />
unserem Testfeld das obere Ende markiert.<br />
Tauch-<br />
Angebote<br />
Niederländische<br />
Karibik
20<br />
Technik<br />
2 mbsub Vb-50<br />
Mit der VB-50 schlägt mbsub einen neuen<br />
Weg ein, der zuerst in der Backuplampe<br />
X1-VB Verwendung fand. Und zwar sorgt bei<br />
der VB-50 nicht wie üblich eine Kunststoff-<br />
Optik oder ein Reflektor für die Lichtbündelung,<br />
sondern eine spezielle Fresnellinse.<br />
Diese Linsentechnik kennt jeder, der schon<br />
einmal das Leuchtfeuer eines Leuchtturms<br />
gesehen hat und weiß, mit wie wenig Licht<br />
hier weite Entfernungen geschafft werden.<br />
Diese Bündelungstechnik gibt der VB-50<br />
zwei exklusive Vorteile – und schafft ein<br />
neues Problem. Die optische Linse kann zum<br />
ersten Mal das Licht dort sammeln, wo die<br />
LED am stärksten ist – oben! Und sie ist deutlich<br />
größer im Durchmesser als jede übliche<br />
Kunststoffoptik. Diese beiden Fakten erlauben<br />
es den recht großen SST-50 LED Emitter<br />
von Lumius, trotzdem sehr scharf und durchaus<br />
hell zu fokussieren. Mit 26.000 lux, und<br />
das über den gesamten Hotspot relativ konstant,<br />
kann die VB-50 einer 21W HID das<br />
Wasser reichen bzw. abgraben. Darüber hinaus<br />
ist die Optik der VB-50 beweglich montiert<br />
und erlaubt dadurch einen sehr großen<br />
Fokusbereich mit stets nahezu 100%-ig<br />
gleichmäßiger Lichtverteilung – unmöglich<br />
mit einem Reflektor. Eingestellt wird der<br />
Fokus über einen Stellring an der Frontseite<br />
des Kopfes, und das stufenlos.<br />
Aber wo Licht ist, ist meist auch Schatten:<br />
Der Preis für diese Fokussierungsmethode<br />
ist eine eher ungewöhnliche Lichtverteilung.<br />
Auf Spot gestellt, zeigt die VB-50 quasi eine<br />
Projektion des LED Chips selbst an der Wand<br />
und die ist nicht rund, sondern quadratisch.<br />
Erst wenn der Fokus aufgedehnt wird, wird<br />
der Spot immer runder, bleibt dabei aber<br />
immer gleichmäßig. Außerdem fehlt der<br />
Lampe auf Spot gestellt nahezu jegliche<br />
Corona. Will man mehr sehen als im Hotspot,<br />
muss die Lampe meist auffokussiert werden.<br />
Es ist nur ganz leichtes Streulicht vorhanden.<br />
Auch die Lichtleistung in Form der Lumen<br />
könnte bei der VB-50 besser sein, denn eine<br />
optische Linse fängt das extreme Seitenlicht<br />
Corona Dunkel Hell<br />
der LED nicht mehr ein, welches dann in der<br />
Lampe einfach verpufft. Daher verwundert<br />
die hohe Abweichung von der Herstellerabgabe<br />
in diesem Punkt wenig.<br />
Trotzdem bietet die VB-50 ein erfrischend<br />
neues Konzept, welches aus dem Einheitsbrei<br />
sichtbar heraussticht. Eine eher technisch<br />
orientierte Klientel wird die Nachteile für<br />
einen perfekt sichtbaren Spot vielleicht<br />
gerne in Kauf nehmen. Für diese Käuferschicht<br />
sind auch die Aufpreis-Optionen<br />
E/O-Cord und schaltbarer Akkutank<br />
gedacht.<br />
Der Energiespeicher ist bei der VB-50 ein<br />
121Wh starker Lithium-Mangan-Pack. Das<br />
reicht für eine 5:15 Stunden lange Brennzeit<br />
– Platz eins. Bei gleichzeitig 26.000 lux Helligkeit<br />
ein gutes Paket. Einzig die Ladezeit<br />
von stolzen acht Stunden wäre mit einem<br />
stärkeren Ladegerät verbesserungswürdig.<br />
Es gibt bei mbsub zu diesem Tank keine<br />
andere Kapazitätsoption.<br />
Geschaltet wird der Lampenkopf über einen<br />
Magnetdrehschalter mit LOW (40%)- und<br />
HIGH (100%)-Position.<br />
Die VB-50 ist eine ungewöhnliche Tanklampe,<br />
die gerade bei schlechteren Sichtbedingungen<br />
ihre Stärken gut ausspielen kann. Sie<br />
zeigt sich flexibel, hat aber eine Lichtverteilung,<br />
die nicht jedermanns Geschmack sein<br />
mag. Im Paket bekommt man einen starken<br />
und trotzdem kleinen Akkutank mit moderner<br />
Lithium-Mangan-Technik. Freuen wird<br />
sich vor allen der technische Taucher über<br />
die möglichen Zusatzoptionen.<br />
DEIN<br />
INDIVIDUELLES<br />
TAUCH SYSTEM<br />
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21<br />
Technik<br />
3 tillytEc lEd 4500<br />
Der LED 4500-Kopf ist derzeit das Flagschiff<br />
des Herstellers aus Rastow. Wie üblich bei<br />
TillyTec, steht LED 4500 nicht für eine Lampe,<br />
sondern bezeichnet nur den Lampenkopf.<br />
Dazu passend kann man sich aus dem Lieferprogramm<br />
eine von drei verschiedenen<br />
Akkutank-Größen aussuchen. Für unseren<br />
Test haben wir den mittleren Tank vom Typ<br />
TT2 gewählt, da der unserem Testdurchschnitt<br />
von ca. 50 Wh am nächsten kommt.<br />
Wer den LED 4500-Kopf zum ersten Mal<br />
anschaltet, wird schnell die gewaltige Helligkeit<br />
bemerken, die er erzeugt. Aus nicht<br />
weniger als zehn XP-G LEDs erzeugt der Kopf<br />
echte 1.700 Lumen Lichtleistung und markiert<br />
damit das obere Ende im Testfeld. Dass<br />
dies freilich weit entfernt ist von den theoretischen<br />
4.500 Lumen der Herstellerangabe,<br />
liegt auf der Hand. Tillytec hat aber versprochen,<br />
in Zukunft im Labor gemessene Lumenwerte<br />
für all seine Lampen zu veröffentlichen.<br />
Das ist vorbildlich, meinen wir.<br />
Echte 1.700 Lumen bedeuten in unserem<br />
Test Spitzenposition. Die sind aber nur möglich<br />
aufgrund des recht hohen Energiebedarfes,<br />
der mit 34 Watt auch Spitzenreiter<br />
ist. Wer also lange Brennzeiten braucht, sollte<br />
zum größten TT3 Tank greifen. Die restlichen<br />
Herstellerangaben decken sich erfreulich<br />
genau mit unseren Lichtmessungen bzw.<br />
Corona Dunkel Hell<br />
überschreiten sie sogar etwas in Sachen<br />
Punkthelligkeit (gemessene 52.000 lux). Die<br />
nimmt jedoch mit fortschreitender Akkuleerung<br />
– wie üblich bei ungeregelten Tauchlampen<br />
– kontinuierlich ab. Trotzdem hält<br />
sie sich erfreulich lange auf einem hohen<br />
Niveau, dank der Lithium-Eisen-Phosphat-<br />
Akkutechnik, die Tillytec in allen Akkupacks<br />
verbaut. Die sollte dem Akku eine sehr gute<br />
Lebenserwartung verleihen und kurze Ladezeiten<br />
ermöglichen. Tatsächlich macht der<br />
TillyTec Lader den Energiespeicher in nur<br />
zwei Stunden wieder voll – gut so.<br />
Sein Licht bezieht die LED 4500 aus zehn<br />
„unterschiedlichen“ LEDs des gleichen Typs<br />
XP-G. Unterschiedlich, weil in der Mitte drei<br />
warmweiße LEDs angeordnet sind, die dem<br />
ansonsten kaltweißen Licht etwas mehr Rotanteil<br />
beimischen und den Lichteindruck<br />
dadurch in neutralweiße 5.000-5.500 Kelvin<br />
drücken, was die Lichtmessung auch bestätigt.<br />
Die Lichtqualität sollte damit auch für<br />
farbenreiche Tauchreviere bzw. Foto/Video<br />
taugen.<br />
Geschaltet wird der LED 4500, wie bei Tilly-<br />
Tec üblich, durch das Drehen des Lampenkopfes,<br />
sodass sich in der Lampe ein Kontakt<br />
schließt. Der Lampenkopf hat keinerlei Elektronik<br />
und damit keine Regelung oder Dimmung.<br />
Tiefentladen wird der Akkutank trotzdem<br />
nicht, da die LEDs mit ihrer Mindest-<br />
Vorwärtsspannung bei einer gewissen<br />
Schwelle langsam immer dunkler werden<br />
und diese Minimalspannung nicht unterschreiten<br />
können. Trotzdem wünscht man<br />
sich bei diesem lichtgewaltigen Kopf gelegentlich<br />
mal eine Dimmung wie z.B. beim<br />
Nachttauchgang am Riff.<br />
Der Brennchart hält erwartungsgemäß keine<br />
Überraschung parat und ist dem treuen Dive-<br />
Inside Leser schon von einigen anderen<br />
Lampen ohne Regelung bekannt. Zwei Stunden<br />
Brennzeit ist angesichts des Energiebedarfs<br />
eine ordentliche Leistung und reicht<br />
für zwei normale Sporttauchgänge ohne<br />
Nachladen. Das Lichtbild zeigt einen klar<br />
erkennbaren Hotspot mit eng anliegender<br />
Corona. Die Lampe hat auch bei schlechteren<br />
Sichtbedingungen eine sehr gute Durchdringung<br />
mit mäßiger Partikelblendung<br />
gezeigt. Die Lichtbündelung funktioniert<br />
also auch unter schwierigen Bedingungen.<br />
Einen E/O-Cord gibt es bei Tillytec auf<br />
Anfrage für alle angebotenen Tanklampen.<br />
Allerdings bleibt der Tank dann weiterhin<br />
nicht schaltbar.<br />
Lichttechnisch lässt die Tillytec LED 4500<br />
alle anderen Testkandidaten hinter sich und<br />
erkauft sich das durch den höchsten Strombedarf<br />
und einen mittelmäßigem Effizienzwert<br />
von 47 Lumen/Watt. Wer kompromissloses<br />
Licht will, ist hier also richtig.<br />
4 mEtalsuB kl-1242<br />
Mit der KL-1242 schickt Aqualung sein aktuelles<br />
Spitzenmodell aus dem Hause Metalsub<br />
ins Rennen. Der niederländische Lampenbauer<br />
setzt bei der KL-1242, wie fast alle<br />
Mitbewerber, auf den aktuellen Cree XP-G-<br />
Emitter und bündelt das Licht der fünf LEDs<br />
mit Reflektoren nach vorne. Die Entscheidung,<br />
statt auf die üblichen Kunststoff-Optiken<br />
auf Reflektoren zu setzen, zahlt sich bei<br />
der Metalsub-Lampe aus: Die KL-1242<br />
erreicht mit 65 Lumen/Watt eine sehr gute<br />
Gesamteffizienz und nimmt in diesem Test<br />
damit den Spitzenplatz ein. Immerhin braucht<br />
es nur fünf XP-G LEDs, um in puncto Lichtmenge<br />
mit den größeren Konkurrenten aus<br />
dem Hause Greenforce oder Tillytec mithal-
22<br />
Technik<br />
ten zu können, die dafür sieben respektive<br />
zehn LEDs brauchen. Wirklich überraschend<br />
ist auch die sehr exakte Angabe der erzeugten<br />
Licht-Lumen, denn die übertrifft die<br />
getestete Lampe sogar, mit rund 1.300 Lumen<br />
gegenüber der Herstellerangabe von nur<br />
1.200 Lumen. Daumen hoch dafür – leider<br />
sollte Metalsub der einzige Hersteller in diesem<br />
Test bleiben, der mit solcher Ehrlichkeit<br />
aufwarten kann.<br />
Verpackt ist die KL-1242 in einem stabilen<br />
Aluminiumgehäuse mit einer stoßabsorbierenden<br />
Gummierung an der Lünette. Die<br />
Baugröße bewegt sich eher im Mittelfeld<br />
der Testkandidaten, mit ihrer maximalen<br />
Helligkeit von 18.000 lux liegt die Lampe<br />
erwartungsgemäß auch in diesem Bereich.<br />
Die Helligkeit und Lichtverteilung reicht<br />
Corona Dunkel Hell<br />
trotzdem auch für partikelreiche Tauchbedingungen.<br />
Einzig die reflektortypische, recht<br />
helle Corona mag bei extrem schlechter Sicht<br />
etwas stören, gibt aber ein sehr komfortables<br />
Licht ab, wenn es besser wird. Der Hotspot<br />
der KL-1242 ist klar ausgeprägt und eignet<br />
sich auch für die Kommunikation unter Wasser<br />
beim technischen Tauchen.<br />
Geschaltet wird die Lampe über einen Magnetschalter<br />
im Drehring mit Arretierung im<br />
AUS-Zustand. Interessanterweise dimmt die<br />
Lampe von 20% auf 100% Lichtleistung stufenlos.<br />
Trotzdem hat der Hersteller dem<br />
Lampenkopf nur zwei Rastpositionen bei<br />
20% und 100% gegönnt – schade eigentlich,<br />
denn so ist dieses nette Feature kaum nutzbar.<br />
Offensichtlich arbeitet auf der Elektronik<br />
ein Hallsensor statt der sonst üblichen Magnetschalter.<br />
Als weiteres Feature der Elektronik<br />
hat Metalsub der KL-1242 eine grün/<br />
rote LED gegönnt, um den aktuellen Ladezustand<br />
des Akkupacks grob anzuzeigen.<br />
Neigt sich dieser dem Ende zu, so geht die<br />
Lampe in einen Notmodus mit stark reduzierter,<br />
aber brauchbarer Helligkeit.<br />
Bei all dieser Elektronikverliebtheit wundert<br />
es allerdings, dass Metalsub an anderer Stelle<br />
nicht alle Hausaufgaben erledigt hat: So zeigt<br />
der Brennchart eine starke Oberwelligkeit,<br />
die der Mensch aber zum Glück nicht sieht.<br />
Weitaus störender ist allerdings, dass sich<br />
die Lampe im AUS-Zustand von allein entlädt,<br />
so man den Kopf nicht vom Akku trennt.<br />
Eine moderne, magnetgesteuerte Tauchlampe<br />
muss das besser können, wie es beispielsweise<br />
die VB-50 zeigt.<br />
Der Akkupack selbst ist mit altbewährter<br />
NiMH-Technik aufgebaut, und die hat gegenüber<br />
Lithium-Mangan oder gar Lithium-Eisen<br />
einen klaren Gewichtsnachteil. Schön ist<br />
allerdings der ins Akkupackgehäuse integrierte<br />
Tankhalter. Zusammen mit einem<br />
Gegenstück lässt sich das Pack so sehr<br />
bequem in Sekunden am Tank arretieren,<br />
wird aber D.I.R.-Taucher vor ein Problem<br />
stellen.<br />
Unter dem Strich bleibt ein positives Bild<br />
der KL-1242 – mit ein paar Schwächen in<br />
den Details. Die KL-1242 liefert ein anständiges<br />
Licht und geht sorgsam mit diesem<br />
wertvollem Gut um. Zusammen mit einigen<br />
nützlichen Features mag hier sicher der gute<br />
Preis für das Gesamtpaket von rund 660 Euro<br />
trösten, was für unser Testfeld die preisgünstigste<br />
Lampe bedeutet.<br />
5 grEEnForcE<br />
hEPtastar xPgh<br />
Auf den ersten Blick kann die Greenforce<br />
Heptastar XPGH ihre Verwandtschaft mit<br />
dem TillyTec System nicht verbergen. Beide<br />
Systeme teilen sich die gleiche, modulare<br />
Idee und den gleichen Stecker zum Schalten<br />
sowie zur Stromversorgung. Wer aber etwas<br />
genauer hinschaut, stellt schnell fest, dass<br />
die Ähnlichkeiten an diesem Punkt auch<br />
schon enden. Das beginnt mit dem Akkutank,<br />
in dem sich bei Greenforce noch die altbewährte,<br />
aber schwere NiMH-Akkutechnik<br />
findet und endet im Lampenkopf, dessen<br />
auffälligster Unterschied zum Tillytec-Top-<br />
Produkt sowohl die Größe als auch das Vorhandensein<br />
einer Elektronik ist. Während<br />
der Tillytec LED 4500-Kopf das obere Ende<br />
im Testfeld in Sachen Kopfdurchmesser markiert,<br />
zeigt uns die Heptastar XPGH genau<br />
das Gegenteil. Die Lampe ist extrem klein<br />
und leicht, was sie im Handling sehr attraktiv<br />
macht. Leider liefert auch Greenforce das<br />
Goodman Handle nicht automatisch mit,
23<br />
Technik<br />
und selbst bei dieser handlichen Größe wird<br />
es schnell lästig, den Kopf in der Hand halten<br />
zu müssen.<br />
Angetrieben wird die Lampe von einer stattlichen<br />
Anzahl aus sieben modernen Cree<br />
XP-G LED Emittern, wie der Produktname<br />
schon vermuten lässt. Die Heptastar bietet<br />
eine elektronische Helligkeits-Regelung wie<br />
auch eine zweistufige Dimmung (50% /<br />
100%). Durchgeschaltet wird die Dimmung<br />
mit einem schnellen Aus- und Wiederein-<br />
schalten. Das funktionierte bei unseren Tests<br />
praxistauglich und zuverlässig.<br />
Die kompakte Bauweise fordert jedoch ihren<br />
Tribut, wenn es zur Betrachtung des Lichtes<br />
selbst kommt, das die Heptastar XPGH<br />
erzeugt. Der Beam hat einen wenig klar definierten<br />
Hotspot und geht quasi nahtlos in<br />
die Corona über. Das Licht ist weit verteilt<br />
mit relativ großem Abstrahlwinkel und einer<br />
sehr geringen Punkthelligkeit im Hotspot<br />
von nur 7.000 lux maximal – trotz der hohen<br />
Anzahl an LEDs. Dabei erreicht die Heptastar<br />
einen guten Effizienzwert von 59 Lumen/<br />
Watt, da sie ihre LEDs offensichtlich nicht<br />
mit dem maximal zulässigen Strom betreibt<br />
und so an Effizienz gewinnt. Trotzdem<br />
erreicht die Lampe damit nicht ihre spezifizierten<br />
1.960 Lumen Lichtleistung, sondern<br />
liegt in Wirklichkeit bei etwa 1.200 Lumen.<br />
Der Abstrahlwinkel von 21° ist relativ breit<br />
gewählt und den kleinen Optiken geschuldet.<br />
Damit ist das Licht-Setup der Heptastar<br />
primär für mittlere bis gute Sichtbedingungen<br />
geeignet bei relativ wenig „Bums“ in<br />
Sachen Durchdringung.<br />
Getrieben wird der Heptastar Lampenkopf<br />
von einer Elektronik mit recht guter Helligkeitsstabilität<br />
und einem großen Spannungs-<br />
Eingangsbereich. Ist der Akku am Ende,<br />
schaltet die Heptastar schlagartig in ihren<br />
Notmodus, in dem sie nur einen kleinen<br />
Bruchteil ihrer Lichtleistung liefert – deutlich<br />
weniger als andere Lampen hier im Vergleich<br />
und unter der Messschwelle des Luxmeters,<br />
welches den Brennchart erzeugt. Daher<br />
scheint die Notlauf-Eigenschaft im Brennchart<br />
zu fehlen, ist aber in der dennoch vorhanden<br />
und zieht sich über einige Stunden<br />
hin.<br />
Da Greenforce, wie auch andere Hersteller,<br />
explizit mit PWM Dimmung als Feature wirbt,<br />
wollen wir diesen Begriff an dieser Stelle<br />
einmal entzaubern: PWM steht als Abkürzung<br />
für „pulse width modulation“ (zu deutsch:<br />
Pulsweitenmodulation) und ist lediglich eine<br />
der beiden Methoden, eine LED zu dimmen.<br />
Bei der PWM Dimmung wird die LED im Prinzip<br />
in sehr schneller Folge mit voller Helligkeit<br />
immer wieder ein- und ausgeschaltet,<br />
und die Länge der Dunkelphase bestimmt<br />
dabei das Maß der Dimmung. Vorteil dabei<br />
ist gegenüber der Dimmung über den LED-<br />
Strom eine gleichbleibende Lichtfarbe. Dies<br />
ist aber mit dem bloßen Auge in der Realität<br />
kaum zu erkennen und verschenkt die besser<br />
werdende Effizienz der LED bei Dimmung<br />
über den Strom. PWM ist also kein Feature,<br />
sondern lediglich ein technisches Detail einer<br />
dimmbaren Tauchlampe.<br />
Unter dem Strich hinterlässt die Heptastar<br />
XGPH einen guten Eindruck in Sachen<br />
Robustheit, Qualität und Baugröße. Sie kann<br />
aber mit ihrer Lichtleistung nicht ganz überzeugen<br />
und wird für manch dunkles Tauchgewässer<br />
weniger geeignet sein. Dafür bietet<br />
Greenforce, wie auch Tillytec, ein wirklich<br />
modulares Lampensystem, dass in Zukunft<br />
mitwachsen kann.<br />
Corona Dunkel Hell
24<br />
Technik<br />
6 Finnlight long<br />
1400 smart<br />
Die Finnlight „long 1400 smart“ ist eine Weiterentwicklung<br />
des Modells „long 1400“. Der<br />
Zusatz „smart“ soll zeigen, dass die Lampe<br />
mit einer besseren Elektronik aufgewertet<br />
wurde. Vertrieben wird die „long 1400 smart“<br />
in Deutschland über Atomic, und im Lieferumfang<br />
findet sich allerlei nützliches Zubehör.<br />
Besonders erwähnenswert ist hier das<br />
mitgelieferte Goodman Handle – ein Vorgehen,<br />
das Schule machen sollte.<br />
Auf den ersten Blick fällt sofort die Baugröße<br />
der „long 1400 smart“ ins Auge. Mit ihren<br />
Lithium-Cobat Zellen ist sie besonders klein,<br />
leicht und energiestark, erkauft sich das aber<br />
durch ein potenziell etwas höheres Risiko,<br />
welches mit dieser Zellchemie verbunden<br />
ist, zumal das Pack hermetisch abgeriegelt<br />
geladen wird. Dafür kann der Akku als einziger<br />
Kandidat dieser Testreihe sogar in der<br />
Jackettasche Platz finden und liefert trotzdem<br />
satte 4,3 Stunden Brennzeit auf<br />
100%.<br />
Fast schon zierlich wirkt der kleine Lampenkopf<br />
auf dem Goodman Handle mit seinen<br />
drei Cree XP-G LED Emittern. Er erzielt elektronisch<br />
geregelt nur 11.200 lux Helligkeit<br />
maximal und zeigt damit bei schlechter Sicht<br />
Schwächen in Sachen Durchdringung.<br />
Geschaltet wird die „long 1400 smart“ über<br />
einen konventionellen Drehring vorne am<br />
Lampenkopf. Weniger üblich ist allerdings<br />
das Bedienkonzept: Schaltet man den Ring<br />
eine Raststufe weiter, geht er wie erwartet<br />
auf die Brennstufe „low“ und blinkt kurz seinen<br />
aktuellen Ladezustand – eine prima<br />
Sache. Wer nun aber auf der nächsten Raststellung<br />
die mittlere Helligkeit erwartet<br />
wundert sich, denn es ändert sich erst einmal<br />
nichts. Erst alle zwei Raststellungen schaltet<br />
die long 1400 smart ihre drei Helligkeitsstufen<br />
durch bis sie wieder aus ist. Das läuft<br />
dem Konzept zuwider, dass Tauchlampen<br />
möglichst intuitiv bedienbar sein sollten.<br />
Weniger „smart“ ist auch die Eigenschaft der<br />
Elektronik, sich selbst langsam zu entladen,<br />
wenn der Lampenkopf nicht vom Akkupack<br />
getrennt wird. Aber das Trennen wird der<br />
Taucher sowieso nicht vergessen, da der<br />
recht leichtgängige Drehring sonst die<br />
Lampe beim Transport durch unbeabsichtigtes<br />
Einschalten schnell entleeren kann<br />
– so bei unseren Test passiert.<br />
Punkten kann die Elektronik aber in Sachen<br />
Lichtregelung, denn selten haben wir eine<br />
derart stabile Regelung über den gesamten<br />
Kapazitätsbereich des Akkus gesehen. Ist die<br />
50%-Marke erreicht, beginnt die long 1400<br />
smart jede Minute einmal zu blinken und<br />
schaltet sich mit Erreichen des Akkusendes<br />
dann plötzlich vollständig ab. Gerade wegen<br />
dieser fehlenden Notlaufeigenschaft wäre<br />
es aber praktikabler, die Vorwarnung mehr<br />
in Richtung Kapazitätsende zu schieben,<br />
denn mit über vier Stunden Brennzeit in der<br />
Tasche wird man mehr als einen Tauchgang<br />
machen wollen und steigt dann beim zweiten<br />
oder dritten Tauchgang mit einer bereits<br />
blinkenden Lampe ins Wasser. Ein Backup-<br />
Licht ist hier also schwer angeraten.<br />
Die herausragenden Eigenschaften der Finnlight<br />
„long 1400 smart“ sind ihre riesige<br />
Brennzeit zusammen mit einem sehr kleinen<br />
Package. Wer so etwas sucht, ist hier richtig,<br />
muss aber dafür Abstriche bei der Lichtleistung<br />
machen. Darüber hinaus wäre es eine<br />
Empfehlung an den Hersteller, die „smart“<br />
noch etwas smarter zu machen und die kleinen<br />
Schwächen auszubügeln sowie der<br />
Lampe eine Notlaufeigenschaft zu gönnen.<br />
Dann wird die brandneue „long 1400 smart“<br />
sicher noch viele Taucher begeistern.<br />
Corona Dunkel Hell
25<br />
Technik<br />
dEr Blick Zurück ...<br />
... zeigt uns, dass eine realistische Messung<br />
der Lichtleistung in Form von Lumen interessante<br />
zusätzliche Details zu unseren Testkandidaten<br />
hervorgezaubert hat. Insbesondere<br />
ein vergleichender Blick auf die Herstellerangaben<br />
sagt uns aber, dass hier viel<br />
Nachholbedarf besteht. Sind die modernen<br />
Tauchlampen nun wirklich so schlecht in ihrer<br />
Lichtleistung, und warum ist das so?<br />
Natürlich ist das Problem nicht neu, und ältere<br />
Lampen liefern schlicht noch geringere<br />
Lumenleistungen. Wobei man nicht aus den<br />
Augen verlieren sollte, dass 1.000 echte Lumen<br />
eine Menge Holz ist und die auf einen Punkt<br />
gerichtet eine hohe Helligkeit liefern. Wirklich<br />
vergleichbar werden Lampen aber erst mit<br />
ihren echten Messdaten, und die sollten von<br />
den Herstellern gefordert werden, so sie die<br />
Lumen Lichtleistung überhaupt angeben.<br />
Letztendlich ist das Testergebnis aber auch<br />
nicht extrem überraschend für die meisten<br />
Eingeweihten, denn es sollte dem Informierten<br />
eigentlich klar sein, dass jeder Übergang<br />
von Licht in ein anderes Medium sichtbare<br />
Verluste an der Oberfläche mit sich bringt.<br />
Und folgen wir dem Lichtstrahl in Gedanken<br />
einmal aus der LED hinaus, in die Optik hinein<br />
und von dort heraus in die Frontglasscheibe<br />
hinein und dann zu guter Letzt ins<br />
Wasser, so haben wir mindestens fünf Übergänge,<br />
die je mit circa acht bis zehn Prozent<br />
Verlust zu Buche schlagen. Des Weiteren<br />
schlägt die Lichtbündelung bzw. Lichtausrichtung<br />
zusätzlich zu, welche die Optiken<br />
mit sehr unterschiedlicher Qualität erledigen.<br />
Dass am Ende vielleicht nur noch 30 bis 40<br />
Prozent nutzbares Licht übrig bleibt, erstaunt<br />
nun vielleicht niemanden mehr, aber es bietet<br />
trotzdem noch viel Spielraum für Optimierungen.<br />
So hat der Reflektor beispielsweise<br />
prinzipbedingt zwei Lichtübergänge<br />
weniger, da er lediglich reflektiert und sonst<br />
keine verlustbehafteten Übergänge hat. Die<br />
Metalsub-Lampe hat dies als Effizienzgewinner<br />
sichtbar belegt.<br />
Und dennoch kann man auch beim Reflektor<br />
etwas falsch machen, da ein billiger, verchromter<br />
Kunststoff-Reflektor beispielsweise<br />
nur 70 Prozent Effizienz aufweist gegenüber<br />
speziell beschichteten Aluminium-Reflektoren,<br />
die es auf hohe 96 Prozent bringen können.<br />
Daher wird der Lumen-pro-Watt-Wert<br />
(Lm/W) einer Lampe, der diesen kompletten<br />
Lichtweg bewertet, eine neue, feste Größe<br />
bei unseren Tests werden. Für unsere zukünftigen<br />
Tests eine weitere wichtige Messgröße<br />
um Herstellerangaben besser überprüfen zu<br />
können.<br />
Große Unterschiede gibt es aber auch bei<br />
der maximalen Punkthelligkeit, den lux-<br />
Werten. Wer glaubt, viele LEDs führen automatisch<br />
zu einer guten Helligkeit, ist auf dem<br />
Holzweg. Wenn man die Helligkeit einer<br />
Lampe an etwas festmachen will so ist das<br />
eher die Baugröße bzw. der Kopfdurchmesser.<br />
Das liegt an der einfachen Tatsache, dass<br />
mehr LEDs auf gleichem Raum kleinere<br />
Reflektoren/Linsen haben müssen. Und der<br />
Durchmesser der Bündelungstechnik macht<br />
letztendlich die Musik. Daher steht der<br />
Wunsch, kleine Lampen zu bauen, der Forderung<br />
nach guter Durchdringung mit hoher<br />
Helligkeit leider im Weg – daran werden<br />
auch zukünftige LEDs wenig ändern können.<br />
So wird die Kurve der Lichtsteigerung pro<br />
Jahr bei den LEDs nun langsam immer flacher,<br />
da man sich immer mehr dem theoretischen<br />
Maximum annähert. Wir werden also<br />
weiterhin Forschritte sehen, sie werden aber<br />
immer kleiner ausfallen, bis sich die weiße<br />
LED dem Maximum von etwa 330 Lumen /<br />
Watt langsam annähert.<br />
Trotz all der schönen Messwerte bleibt Licht<br />
eine sehr subjektive Sache, und nichts ist<br />
bekanntlich heller, als die eigene Tauchlampe.<br />
Zu Lichtmenge und Lichthelligkeit kommt<br />
immer auch die Lichtverteilung, und die ist<br />
meist recht unterschiedlich und wird auch<br />
ebenso subjektiv verschieden empfunden.<br />
Dazu kommt der geplante Haupteinsatzzweck<br />
bzw. die Sichtweite, die eine mehr<br />
oder weniger stark bündelnde Lampe erfordert.<br />
Wohl dem, der dimmen und fokussieren<br />
kann. Daher gilt auch weiterhin, sich das<br />
Objekt der Begierde vorher einmal anzuschauen.<br />
Fazit<br />
Die Königsklasse könnte unterschiedlicher<br />
kaum sein: Eine Punkthelligkeit von über<br />
50.000 lux bis hinunter auf 7.000 lux, drei<br />
bis zehn LEDs pro Kopf, eine Effizienz von<br />
25 Lm/W bis 65 Lm/W, zwei bis fünf Stunden<br />
Brennzeit und 10 W bis 34 W Verbrauch.<br />
Die Tillytec LED 4500 hat die Krone auf, was<br />
Helligkeit und Lichtmenge betrifft. Sie erkauft<br />
sich das aber auch mit Spitzenplätzen in<br />
Sachen Kopfdurchmesser und Verbrauch.<br />
Wer technisch taucht, wird von der Halcyon<br />
EOS, der VB-50 von mbsub oder von der Finn<br />
Light long mit knapp fünf Stunden vollem<br />
Licht ohne nachzuladen belohnt. Auch die<br />
Ladezeiten der Akkus differieren sehr stark<br />
– Ladezeiten von fünf Stunden oder mehr<br />
sind eigentlich nicht mehr zeitgemäß und<br />
rufen nach einem besseren Ladegerät.<br />
Ein schönes Detail einer Tauchlampe ist die<br />
Möglichkeit, den ungefähren Ladezustand<br />
des Akkus einschätzen zu können. Hier helfen<br />
nur die KL-1242 von Metalsub und auch das<br />
Finn Light mit unterschiedlichen Ansätzen<br />
weiter. Darüber hinaus sind es manchmal die<br />
Kleinigkeiten, die gefallen, und hier sind uns<br />
u.a. der selbst austauschbare Akkupack von<br />
Greenforce und Halcyon, die Oberflächenrobustheit<br />
der EOS, die Farbwiedergabe der<br />
LED4500 und auch die tolle Fokussierbarkeit<br />
der VB-50 von mbsub ins Auge gefallen.<br />
Wenig verständlich ist, warum manche Tanklampen<br />
noch ohne passendes Goodman<br />
Handle daherkommen, denn eher früher als<br />
später wird man es auf jeden Fall haben<br />
wollen, sprich: Man sollte es gleich mit einkalkulieren.<br />
Hier geht der Punkt an Halcyon,<br />
mbsub und Finn Light, die es beilegen bzw.<br />
wo das Goodman Handle integraler Bestandteil<br />
der Lampe ist.<br />
Wünschenswert wäre es, wenn alle Hersteller<br />
ihre Lumen-Angaben in Zukunft etwas überarbeiten<br />
würden oder zumindest klar sagen,<br />
wie sie zustande kommen. Wer unsicher beim<br />
Kauf ist, sollte bei einem Hersteller anfragen,<br />
ob er eine Lumenmessung gemacht hat. Denn<br />
nur das Nachfragen wird auf lange Sicht zu<br />
einem Umdenken führen. Ml
26<br />
Technik<br />
lampen im ÜBerBlick<br />
Halcyon EOS mbsub VB-50 Tillytec LED4500 Metalsub KL-1242 Greenforce Heptastar XPGH Finnlight long 1400 smart<br />
lux maximal 11.800 lux 26.000 lux 52.100 lux 18.000 lux 7.000 lux 11.200 lux<br />
Verbrauch max. (W) 11,2 W 18,5 W 36,0 W 20,0 W 21,0 W 16,0 W<br />
Lumen gemessen 439 Lm 468 Lm 1.706 Lm 1.308 Lm 1.234 Lm 742 Lm<br />
Abstrahlwinkel 8° 7° 8° 10° 21° 12°<br />
Produkt-Effizienz (Lm/W) 39 Lm/W 25 Lm/W 47 Lm/W 65 Lm/W 59 Lm/W 46 Lm/W<br />
Abweichung Herstellerangabe<br />
Lumen<br />
73% 39% 38% 109% 63% 53%<br />
LED 3 x Cree XR-E 1 x SST-50 10 x Cree XP-G 5 x Cree XP-G 7 x Cree XP-G 3 x Cree, XP-g<br />
Farbtemperatur (Kelvin) 7.800 K 8.500 K 5.400 K 7.500 K 6.200 K 6.900 K<br />
Brenndauer 100% 4:40 Std. 5:15 Std. 1:50 Std. 2:00 Std. 2:20 Std. 4:20 Std. / 8:00 Std. med.<br />
Tank-Bezeichnung „4.5 Ah“ Cave TT2 FX1204 Flexi II Long<br />
Zellen Akku NiMH LiMn LiFePo4 NiMH NiMH LiCo<br />
Nenn-Spannung 12V 12,6V 12,8V 12V 12V 14,4V<br />
Tank-Kapazität (Wh) 54Wh 121Wh 54Wh 48Wh 54Wh 75Wh<br />
Ladezeit 2 Std. 8 Std. 2 Std. 6 Std. 5 Std. 5 Std.<br />
Schalter Kippschalter am Tank Magnetdrehschalter am Kopf drehen Lampenkopf Magnetdrehschalter am Kopf drehen Lampenkopf Magnetdrehschalter am Kopf<br />
Dimmung 50% / 100% 40% / 100% nicht dimmbar 20%–100%, stufenlos 50% / 100% 10% / 50% / 100%<br />
Gewicht 1,8kg 2,0kg 1,3kg 1,6kg 1,5 kg 1,0 kg<br />
E/O-Cord? JA JA NEIN NEIN NEIN NEIN<br />
Goodman Handle im<br />
Lieferumfang?<br />
JA JA NEIN NEIN NEIN JA<br />
Preis 1000 Euro 980 Euro 970 Euro 660 Euro 800 Euro 800 Euro<br />
Herstellerangaben<br />
lux maximal 10.700 26.000 50.000 keine Angabe keine Angabe keine Angabe<br />
Lumen 600 Lm 1200 Lm 4500 Lm 1200 Lm 1960 Lm 1400 Lm<br />
Abstrahlwinkel -- 8° 10° keine Angabe 10° 10°<br />
Brenndauer 5 Std. 5 Std. 120 min 140 min 140 min 5 Std.<br />
Verbrauch 12W 18W keine Angabe 20W 21W keine Angabe
27<br />
Reise<br />
Mantas, Drachen & Robinson-Feeling<br />
Eine tauchsafari in den Gewässern rund um die indonesische<br />
insel Komodo ist auch für vielgereiste taucher<br />
ein leckerbissen. Herrliche Korallenriffe und<br />
eine vielfältige Fischwelt versprechen lohnende<br />
abstiege. Zwischen den tauchgängen werden die<br />
augen von einer grandiosen landschaft verwöhnt. Ein<br />
weiterer Höhepunkt ist ein landgang, um die letzten<br />
„drachen“ der Erde hautnah zu erleben.<br />
komoDo<br />
Bericht von Andreas Wackenrohr
28<br />
Reise<br />
Eine vielfältige Fischwelt<br />
verspricht lohnende Tauchgänge.<br />
Die Strömung ist im Gegensatz zum vorigen<br />
Tauchgang nicht besonders stark, trotzdem<br />
trüben viele Schwebeteilchen die Sicht.<br />
Bereits zehn Minuten dümpeln wir nun hier<br />
in etwa neun Metern Tiefer umher, aber von<br />
den Mantas keine Spur. Für Abwechslung<br />
sorgt ein großer Rochen, der sich aber von<br />
den Tauchern sichtlich belästigt fühlt und<br />
lieber das Weite sucht. Auch einige große<br />
Sepien schweben über dem Grund. Ein Exemplar<br />
nährt sich, und sein Farbspiel ist ein<br />
Anzeichen höchster Erregung. Dumm, dass<br />
auf der Kamera ein Weitwinkel montiert ist,<br />
denn mittlerweile hat der Kopffüßer jegliche<br />
Scheu verloren. Meine wippenden Finger<br />
machen ihn noch neugieriger. Es ist wirklich<br />
beachtlich, wie gut man mit diesen faszinierenden<br />
Wesen kommunizieren kann. Nur<br />
sollte man dabei den Rest der Gruppe nicht<br />
aus den Augen verlieren, denn die ist inzwischen<br />
nur noch schemenhaft auszumachen.<br />
So findet das mitreißende Spiel mit dem<br />
Sepia ein abruptes Ende. Schnell wird klar,<br />
warum die anderen Taucher einen Ortswechsel<br />
vollzogen haben. Sie sind da! Im Formationsflug<br />
kommen die eleganten Gleiter<br />
näher. Drei, vier, nein sogar fünf „Gentle<br />
Giants“ schweben auf uns zu. Das ganze<br />
erinnert an einen Formationsflug einer Fliegerstaffel.<br />
Im Blau heben sich die Konturen<br />
Zwischen den Tauchgängen werden die Augen<br />
von einer grandiosen Landschaft verwöhnt.<br />
der mächtigen Körper trotz der vielen<br />
Schwebeteilchen gut ab. Einige von ihnen<br />
haben das riesige Maul weit geöffnet und<br />
bieten tiefe Einblicke. Hoffentlich kommen<br />
sie noch bis auf Fotodistanz heran, denn<br />
solche Szenen kann man nicht alle Tage auf<br />
den Speicher bringen. Jetzt dreht der Erste<br />
an einem großen Korallenblock ein paar<br />
Runden, um die Putzerfische anzulocken.<br />
Als sie an ihm „andocken“ geht ein zucken<br />
durch den riesigen Körper. Die anderen<br />
Mitglieder der Staffel sind fast außer Sichtweite,<br />
kommen aber jetzt auch zur Putzerstation<br />
geflogen. Auch sie beginnen zu<br />
kreisen. Manchmal sind die Flügelspitzen<br />
so nah, dass man sie problemlos berühren<br />
könnte. Solche Momente sind der Grund,<br />
warum Tauchen süchtig macht. Noch einige<br />
Minuten dauert die unbeschreibliche Flugshow,<br />
dann entschwinden die perfekten<br />
Gleiter ins ewige Blau.<br />
landschaFtEn aus dEm<br />
märchEnBuch<br />
Die Zeit zwischen den Tauchgängen verbringt<br />
man am Besten auf dem Schatten<br />
spendenden Oberdeck der MS „Tarata“. Von<br />
hier hat man den besten Blick auf die bizarre,<br />
faszinierende Landschaft von Komodos Inselwelt.<br />
Die oft wolkenverhangenen Bergspitzen<br />
bilden einen wundervollen Kontrast zum<br />
Rest der Landschaft. Das facettenreiche Blau<br />
des Meeres gibt dem Ganzen eine einzigartige,<br />
fast unwirkliche Stimmung. So hat man<br />
das Gefühl, dass die Zeit bis zum nächsten<br />
Tauchplatz wie im Flug vergeht. Das 24 Meter<br />
lange, im landestypischen Stil gebaute Holzschiff<br />
ist kein Raumwunder und nicht mit<br />
den schwimmenden Luxusherbergen im<br />
Roten Meer vergleichbar. Aber wer braucht
29<br />
Reise<br />
das schon, wenn das Essen schmackhaft ist<br />
und die Tauchgänge das Prädikat „besonders<br />
wertvoll“ verdienen. Außerdem ist die Crew<br />
sehr aufmerksam und hilfsbereit. Kurze<br />
Abstecher an die menschenleeren, eindrucksvollen<br />
Strände werden auf Wunsch<br />
der Gäste organisiert. Wer sich dabei aufmacht,<br />
um ein wenig die Gegend zu erkunden,<br />
wird mit echten Robinson-Feeling<br />
belohnt.<br />
EindrucksVollEr<br />
landgang<br />
Höhepunkt der Landgänge ist ein Besuch<br />
bei den legendären Komodowaranen. Die<br />
größten Echsen der Welt in ihrer natürlichen<br />
Umgebung zu erleben, ist allerdings schon<br />
eine kleine sportliche Herausforderung.<br />
Zumindest wenn man sich für eine größere,<br />
mehrstündige Tour mit einem erfahrenen<br />
Führer entscheidet. Die Trampelfade führen<br />
durch unwegsames Gelände mit teilweise<br />
steilen Wegstecken. Die hohe Luftfeuchtigkeit<br />
und Temperaturen jenseits 30 Grad fordern<br />
ihren Tribut. So kommen dann viele<br />
Besucher an ihre Leistungsgrenzen und zur<br />
Erholung bedarf es einiger Pausenzeiten, bei<br />
denen auch der köpereigene Flüssigkeitshaushalt<br />
wieder ins Gleichgewicht gebracht<br />
werden sollte. Aber die eindrucksvolle Landschaft<br />
und die hautnahen Begegnungen mit<br />
den großen „Drachen“ sind die Anstrengungen<br />
wert. Übrigens sind die Warane nicht<br />
Begegnung mit einem Drachen:<br />
der Komodowaran ist die größte Echse der Welt.<br />
im geringsten aggressiv, wie häufig behauptet<br />
wird. Zwar hat der einheimische Guide<br />
einen längeren Stock dabei, der aber nur als<br />
Gehhilfe zum Einsatz kommt. In Fachbüchern<br />
wird die maximale Größe der Echsen mit etwa<br />
drei Metern und einem Gewicht von cirka 70<br />
Kilogramm angegeben. Leider hatte keines<br />
der von uns gesichteten Exemplare auch nur<br />
annähernd diese Abmessungen. Sie wirkten<br />
eher chronisch unterernährt. Als Ursache wird<br />
eine starke Wilderei in dem eigentlich streng<br />
geschützten Nationalpark angegeben. Völlig<br />
durchgeschwitzt und mit einer Fülle von<br />
nachhaltigen Eindrücken erreichen wir dann<br />
die „Tarata“ mit dem sehnlichen Wunsch nach<br />
einen kühlenden Tauchgang.<br />
tauchEn rund um komodo<br />
Die Tauchplätze rund um Komodo zählen<br />
zum Besten, was das Inselreich Indonesien<br />
zu bieten hat. Herrliche Korallengärten mit<br />
einer unglaublichen Artenvielfalt an Stein-<br />
und Weichkorallen erfreuen die Sinne. Makrofans<br />
können sich richtig austoben, denn
30<br />
Reise<br />
Die Tauchplätze rund um Komodo zählen zu den<br />
Highlights des indonesischen Archipels.<br />
Prächtige Korallengärten mit einer unglaublichen<br />
Artenvielfalt an Stein- und Weichkorallen<br />
erfreuen die Sinne.<br />
Kleinlebewesen wie Nachtschnecken, Garnelen,<br />
Krebse und Krabben finden wachsame<br />
Augen hier an fast jedem Spot. Auch neugierige<br />
Seekobras schlängeln sich durch die<br />
Riffe und kommen den Tauchern manchmal<br />
sehr nahe.<br />
Enorme Strömungen sorgen dafür, dass auch<br />
pelagische Fische keine Mangelware sind.<br />
Da die Inseln der Sundagruppe sehr dicht<br />
zusammen liegen, müssen die Wassermassen<br />
der Gezeitenströme diese Engstellen passieren.<br />
Die kleinen Sunda-Inseln liegen östlich<br />
von Java. Sie umfassen Lombok, Sumbawa,<br />
Sumba, Komodo, Flores, Timor und<br />
weitere, kleinere Inseln.<br />
Tauchspots, die sich in diesen Strömungsbereichen<br />
befinden, werden mit reichlich<br />
Nahrung versorgt und so gedeihen hier die<br />
schönsten Korallengärten. Weichkorallen in<br />
den kitschigsten Farben, große Tonnenschwämme<br />
und bizarre Steinkorallen siedeln<br />
hier auf engsten Raum zusammen und sind<br />
eine wahre Augenweide. Einige Riffe können<br />
zudem mit spektakulären Drop-Offs aufwarten<br />
und sind bei einem Driftdive das Sahnehäubchen.<br />
Kenner bekommen sicherlich<br />
leuchtende Augen, wenn Namen wie Castle<br />
Rock oder Cannibal Rock ins Spiel kommen.<br />
Neue Messe München / Eingang Ost<br />
22. – 26. 02. 2012<br />
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Partnerland 2012
31<br />
Reise<br />
Allerdings sind viele Tauchplätze wegen der<br />
starken Strömungen nicht gerade anfängerfreundlich.<br />
Wer noch keine große Erfahrung<br />
auf diesem Gebiet besitzt, sollte diese vor<br />
einen Trip nach Komodo unbedingt woanders<br />
sammeln. Nur dann lassen sich die<br />
Tauchgänge in vollen Zügen genießen.<br />
Im Süden von Komodo trifft warmes Wasser<br />
der Floressee auf die kälteren Strömungen<br />
des Indischen Ozeans. Solche Stellen sind<br />
immer für Begegnungen mit Großfisch gut.<br />
Vielerorts ist die Sicht gut, meist über 20<br />
Meter, allerdings kann es aufgrund der<br />
besonderen Strömungsverhältnisse auch<br />
mal Tauchgänge geben, bei denen nur einstellige<br />
Sichtweiten erreicht werden. aW<br />
rEiSE-inFoS<br />
Seit 1987 bietet der indonesische Betreiber Grand Komodo<br />
Tours mehrtägige Touren mit verschiedenen Schiffen in<br />
den Komodo-Nationalpark und zu anderen Tauchgebieten<br />
in Indonesien an. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist<br />
gut, denn für einen relativ geringen Preis wird hier erstklassiges<br />
Tauchen geboten. Dafür müssen die Gäste auf<br />
dem eher kleinen Boot den geringeren Komfort in Kauf<br />
nehmen.<br />
Es werden 7-tägige Tauchfahrten zum Komodo-Nationalpark<br />
und 10-Tages-Tauchfahrten zum Komodo-<br />
Nationalpark + Sangeang, alle beginnend und endend<br />
in Bima/Sumbawa, angeboten.<br />
Zur Unterbringung der maximal zwölf Taucher stehen<br />
an Bord der 24 Meter langen, in traditioneller indonesischer<br />
Holzbauweise errichteten „MV Tarata“ sechs<br />
Doppelkabinen zur Verfügung. Ab einer Belegung mit<br />
elf Tauchern kann es allerdings an Bord des Tauchschiffes<br />
schon etwas enger werden. Ein 220-Volt-Generator<br />
sorgt für Strom. Die „Tarata“ wird von einem Beiboot<br />
begleitet.<br />
Verpflegung: Vollpension mit indonesischen und europäischen<br />
Speisen.<br />
Tauchbetrieb: Auf der Tarata wird Non-Limit-Tauchen<br />
angeboten. Begleitet werden die Tauchgänge von kompetenten<br />
einheimischen Tauchguides, welche die Gewässer<br />
sehr gut kennen. Die Tauchgänge starten in der Regel<br />
vom Hauptboot. Am Ende des Tauchgangs sammelt das<br />
Beiboot die Taucher ein.<br />
Preise: Die Tarata kostet mit sieben Übernachtungen,<br />
Tauchen und Vollpension bei Aquaventure Tauchreisen<br />
1.179 Euro. Der Inlandsflug von Bali kostet zirka 250 Euro.<br />
Hinzu kommt noch der Langsteckenflug nach Bali, beispielsweise<br />
mit Malaysia Airlines Frankfurt - Kuala Lumpur<br />
– Denpasar und retour für zirka 950 Euro inklusive<br />
Steuern. Vor oder nach der Tauchsafari bietet sich noch<br />
ein Aufenthalt auf Bali an.<br />
Bilder von Andreas Wackenrohr
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Tauchen im<br />
Königreich<br />
Die schönsten tauchplätze<br />
thailanDs – präsentiert von<br />
einigen Der etabliertesten basen<br />
Des beliebten tauchreiseziels
33<br />
Reise<br />
Griechenland war lange ein traumziel für taucher.<br />
Klares, warmes Wasser, Höhlen, Grotten und Wracks<br />
zogen die neptunsjünger magisch an. dann wurde<br />
das rote Meer immer leichter erreichbar und damit<br />
attraktiver. Um das tauchrevier Griechenland wurde<br />
es in den tauchmagazinen recht ruhig. Zu recht?<br />
diveinside ging mal nachschauen – auf <strong>Zakynthos</strong>.<br />
<strong>Zakynthos</strong><br />
feines tauchen im ionischen meer<br />
Bericht und Bilder von Harald Mathä
34<br />
Reise<br />
Das Piratenschiff mit<br />
Urlaubern verschwindet in<br />
der Steilküste. Google Maps: 37°47‘20“N 20°46‘43“O<br />
Lage: Ionische Inseln/ Griechenland<br />
Fläche: 406 km2 rEiSE-inFoS<br />
Zwei bis vier Flugstunden, weiter ist kaum<br />
eine griechische Insel entfernt. Noch zwei<br />
Stunden weiter lockt das farbenprächtige<br />
Rote Meer, mag mancher entgegnen. Und<br />
die Flüge dorthin sind auch kaum teurer, ein<br />
anderer. Eine Woche Tauchurlaub in Ägypten<br />
kommt auch um einiges billiger, sagt der<br />
Nächste. Das Mittelmeer ist doch leergefischt<br />
und da gibts nichts zu sehen, wirft noch ein<br />
ganz Weitgereister ein. Hier sage ich:<br />
STOPP!<br />
Das Rote Meer mit dem Mittelmeer zu messen,<br />
ist wie der Vergleich von Äpfeln und<br />
Birnen. Beide sind Obst, beides sind Meere.<br />
Hat man von den Äpfeln die Schnauze voll,<br />
greift man zu den Birnen. Die Birne ist in<br />
diesem Fall Griechenland. Nun, Inseln gibt<br />
es in Griechenland wie Sand am Meer. Manche<br />
haben seit Jahrzehnten unter Tauchern<br />
einen legendären Ruf. Eine davon ist die<br />
südlichste der Ionischen Inseln: <strong>Zakynthos</strong>.<br />
Einmal rund<br />
um diE insEl, BittE!<br />
Laganas, das touristische Zentrum der Insel,<br />
um neun Uhr früh: Die Partymeile ist wie<br />
ausgestorben. Die Teilnehmer aus England<br />
und Skandinavien liegen im Bett und schlafen<br />
ihren Rausch aus. Pub an Pub und Disco<br />
an Disco wetteifern an der Hauptstraße um<br />
die Gunst der Nordländer. An die nächtlichen<br />
Feiern erinnern nur mehr einige Lachen auf<br />
der Straße, in denen sich die Morgensonne<br />
spiegelt. Ein Müllmann sammelt die Plastikbecher<br />
ein und stopft sie in einen großen,<br />
blauen Müllsack. Nix wie weiter in die Hauptstadt<br />
der Insel.<br />
<strong>Zakynthos</strong>-Stadt wurde bei einem Erdbeben<br />
1953 fast vollständig zerstört und musste<br />
neu aufgebaut werden. Antike Bauten oder<br />
Saison: Mai bis Oktober<br />
Einwohner: 40.000<br />
Touristen/Jahr: 400.000<br />
Wassertemperatur in der Saison: 17 bis 28°C<br />
Anreise: Ferienflieger, Fähren zum Festland und nach<br />
Italien<br />
Webcam: http://www.zakynthos.at/First-webcamzakynthos-greece.htm<br />
Denkmäler gibt es daher, wie auf der ganzen<br />
Insel, kaum. Steht man vormittags am Aussichtspunkt<br />
am Berg Bochali und blickt auf<br />
den Hafen von <strong>Zakynthos</strong> und die dunstverhangene<br />
Küste im fotofeindlichsten Gegenlicht,<br />
dann ahnt man, dass der spätere Nachmittag<br />
der bessere Zeitpunkt gewesen wäre.<br />
Also Ortswechsel: vom kleinen Hafen am<br />
Kap Skinari fahren Ausflugsboote zu den<br />
berühmten „blauen Grotten“. Die Schiffsführer<br />
verstehen ihr Handwerk und quetschen<br />
ihre Boote in die kleinen Grotten. Die Steilküste<br />
mit ihren wenigen dutzend Metern<br />
Höhe mag Badetouristen beeindrucken, die<br />
sonst am Sandstrand liegen, aber als Taucher<br />
sieht man bei den täglichen Tauchausfahrten<br />
am Skopos Steilabbrüche, gegen die diese<br />
hier nicht mehr als eine Gehsteigkante<br />
sind.
35<br />
Reise<br />
Steile Felsküste, ein einsamer Sandstrand, türkises Meer und ein geheimnisvolles Wrack:<br />
Shipwreck-Beach ist das Wahrzeichen der Insel.<br />
rostigEs WahrZEichEn<br />
Jetzt aber nix wie raus aus dem Gröttchen,<br />
die nächsten Boote mit Touris warten schon!<br />
Im Norden der Insel windet sich die Straße<br />
dann die Berge hoch. Die Luft wird frischer,<br />
und es kühlt deutlich ab. Steigen im Hochsommer<br />
die Temperaturen an der Küste<br />
gegen 40 Grad Celsius, kann man in der frischen<br />
Luft oben in den Bergen noch immer<br />
durchatmen. Die ganze Insel ist erfrischend<br />
grün. Doch immer wieder werden Wälder<br />
und Olivenhaine von deprimierendem<br />
Schwarz abrupt unterbrochen. Waldbrände<br />
sind auf <strong>Zakynthos</strong> wie im ganzen Land ein<br />
Problem. Nur selten ist Blitzschlag die Ursache.<br />
Oft steckt menschliche Gier dahinter.<br />
Ein Kanister Benzin und ein Streichholz, dazu<br />
etwas Schmiergeld, machen aus einem uralten<br />
Wald oder Olivenhain schnell ein Baugrundstück,<br />
erfährt man nicht nur hinter<br />
vorgehaltener Hand.<br />
Die Westküste fällt spektakulär über 200<br />
Meter senkrecht ins Meer. Wahrzeichen von<br />
<strong>Zakynthos</strong> ist die Bucht mit dem Schiffswrack.<br />
Das Schmugglerschiff wurde 1980<br />
von der Polizei entdeckt, die Besatzung verließ<br />
das Schiff, das führerlos strandete. Kein<br />
Prospekt kommt ohne das Motiv aus: Steilküste,<br />
ein einsamer Sandstrand, türkisblaues<br />
Meer und das Wrack. Kitschig schön! Aber<br />
das Wrack zerfällt zusehends, und die Tourismusmanager<br />
überlegen, wie sie das<br />
romantisch vor sich hinrostende Stahlskelett<br />
erhalten können.<br />
Bild: Andi Keller
36<br />
Reise<br />
Hauptsache, man muss die<br />
Ausrüstung nicht selbst tragen!<br />
Einsame Buchten gibt es<br />
an der Steilküste genug.<br />
Abenteuer für Badetouristen:<br />
Die blauen Grotten von Skinari
37<br />
Reise<br />
Etwas weiter andere Probleme: In Exo Chora<br />
steht ein Olivenbaum, der so alt ist wie das<br />
Christentum. Die Alten plauschen in seinem<br />
Schatten. Vielleicht reden sie darüber, wie<br />
es früher war, als sie jung waren. Ihre Kinder<br />
und Enkel sind weggezogen. Sterben die<br />
Alten, werden ihre Dörfer wohl zu „Geisterdörfern“.<br />
limni kErioú<br />
2.000 Jahre alt<br />
soll dieser<br />
Olivenbaum sein.<br />
Abseits von Trubel und Party liegt am<br />
Südende der Bucht von Laganas das Dörfchen<br />
Limni Kerioú, übersetzt „Kerzensee“.<br />
Früher gab es hier einen See, der verlandete<br />
und heute ein Sumpf mit Schilf ist. Reich<br />
wurde der Ort in der Antike durch seine<br />
Vorkommen von Erdpech (Naptha), das zum<br />
Abdichten von Schiffsrümpfen benötigt<br />
wurde. Das zähflüssige Erdöl quillt noch<br />
heute aus dem Boden und kann heute noch<br />
am „Pechtümpel des Herodot“ mit einem<br />
Schilfrohr aus dem sumpfigen Wasser gezogen<br />
werden. Der antike griechische Gelehrte<br />
beschrieb diese Vorkommen an Erdpech<br />
ausführlich in seinen Schriften.<br />
Etwa zehn Tavernen gibt es in Linmi Kerioú-<br />
und eine Bar. Das wars! Von Disco, Abfeiern<br />
und Halligalli ist man hier, im wahrsten Sinne<br />
des Wortes, meilenweit entfernt. Dafür<br />
Jeder packt beim Beladen vom Tauchboot mit an.<br />
MALEDIVEN<br />
ÄGYPTEN<br />
BALI<br />
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38<br />
Reise<br />
genießt man einen entspannten Blick auf<br />
das Meer und die Insel Marathonisi. Dort<br />
wächst wilder Fenchel, daher stammt auch<br />
ihr griechischer Name. Touristen nennen die<br />
Insel auch „Schildkröteninsel“, weil ihre Silhouette<br />
angeblich an eine Schildkröte erinnert.<br />
Nach acht bis zehn Ouzo tut sie das<br />
vielleicht auch wirklich...<br />
tauchEn auF <strong>Zakynthos</strong><br />
Das erste, was hier überrascht, ist das warme<br />
Wasser. Ende September noch 26°Grad. Da<br />
reicht selbst für Frostbeulen ein 5-mm-Anzug.<br />
Die nächste Überraschung sind die Sicht-<br />
So entstehen kleine Tritonshörner.<br />
weiten. Bei ausnahmsweise nur 20 Metern<br />
wird über schlechte Sicht geschimpft. 30<br />
Meter sind normal, aber mehr wird erwartet.<br />
Der Fischreichtum liegt jedenfalls über den<br />
Erwartungen. Qualitativ wie quantitativ!<br />
Sardinen und Mönchsfische in Schwärmen,<br />
die bis zur Sichtgrenze reichen. Dazu silbrig<br />
glänzende Brassen und Lippfische, die wie<br />
Farbtupfen an den Tauchplätzen herumhuschen.<br />
Etwas Besonderes sind die Begeg-<br />
nungen mit Zackenbarschen. Die größten<br />
Exemplare der gestreiften und braunen<br />
Zackis sind wohl einen knappen Meter lang!<br />
Sie sind neugierig, aber auch scheu und drehen<br />
dem Fotografen ganz bestimmt immer<br />
dann die Schwanzflosse zu und hauen ab,<br />
wenn man nahe genug für eine gute Aufnahme<br />
wäre. Am Ostriff kann man fünf und<br />
mehr Zackis gleichzeitig sehen. Nacktschnecken,<br />
Mittelmeermuränen, kleine Drachenköpfe<br />
und riesige Tritonshörner sorgen<br />
zusätzlich dafür, dass die Speicherkarte der<br />
Kamera nicht leer bleibt.<br />
Doch <strong>Zakynthos</strong> ist auch noch für etwas<br />
anderes berühmt: Höhlentauchen vom Feins-<br />
ten! Die Steilabbrüche der Küste sind von<br />
Höhlen und Kavernen (nicht Tavernen, die<br />
sind an Land) nur so durchzogen. Lässt man<br />
das Tageslicht hinter sich und dringt in die<br />
Finsternis einer Höhle ein, so entdeckt man<br />
bald am Rande des Lichtkegels der Lampe<br />
ein eigenartiges Gewusel. Ganze Wolken<br />
roter Höhlengarnelen flüchten vor dem Licht<br />
Frei nach Herbert Grönemeyer:<br />
Halt mich, nur ein bisschen...<br />
Die agilen, lichtscheuen roten Höhlengarnelen zu<br />
fotografieren, ist eine Herausforderung.<br />
in die finsteren Ecken der Höhlen. Nur mit<br />
dem schwachen Pilotlicht des Blitzes hat<br />
man die Chance, nahe genug zu kommen,<br />
um dieses Schaupiel zu fotografieren.<br />
Wracks<br />
Ja, gibt es. Theoretisch zumindest. Ein englisches<br />
U-Boot beispielsweise oder eine<br />
gesunkene Fähre gäbe es zu betauchen.<br />
Aber die Wracks eint eines: Sie liegen entweder<br />
so weit entfernt, dass sich die Anfahrt<br />
nur auszahlt, wenn alle Taucher bereit sind,<br />
den extra Treibstoff zu bezahlen oder die<br />
Wracks liegen so tief, dass sie noch nicht<br />
einmal mit Trimix betauchbar wären. Ersteres<br />
könnte sich 2012 ändern: Ein neuer Tauchkatamaran<br />
soll auch mehrtägige Tauchexpeditionen<br />
möglich machen.
39<br />
Reise<br />
carEtta carEtta, diE<br />
karEttschildkrötE<br />
Sie ist Wahrzeichen der Insel und prangt auf<br />
T-Shirts, Kappen, Kaffeetassen und unfassbar<br />
viel mehr: die unechte Karettschildkröte. Eine<br />
schützenswerte Kreatur, die jeder Tourist<br />
gesehen und fotografiert haben will. „Come<br />
and watch the Turtle“-Boote bieten in der<br />
weiten Bucht von Laganas überall ihre Dienste<br />
an. Diese Schildkröten gibt es zwar fast weltweit,<br />
aber nirgendwo sind ihre Bestände so<br />
gefährdet wie im Mittelmeer. Um ihre Eier<br />
ablegen zu können, benötigen die Tiere Sandstrände<br />
und Ruhe. Diese gibt es in der halbmondförmigen<br />
Bucht von Laganas über Kilo-<br />
BaSiS-inFo nEro SPort<br />
Ausbildung nach: CMAS/PADI bis CMAS***/DM<br />
Basisleiter: Peter und Dennis Mohr<br />
Gegründet: 1986<br />
Mitarbeiter: 4 TL, 2 Officekräfte, 1 deutsche<br />
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Transport: Basisbus, Tuk-Tuk, Boot<br />
Tel.: +49-2361-32041 (Büro Deutschland)<br />
+30-26950-28481 (Basis Mai-Okt.)<br />
+30-6985666645 (Mobil)<br />
info@nero-sport.de<br />
http://www.nero-sport.de<br />
Geöffnet: Mai bis Oktober<br />
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Familiäre Atmosphäre, Kinderbetreuung, bequemes Tauchboot,<br />
ab 2012 Tauchkatamaran, 12 Appartements bei der<br />
Tauchbasis, Taverne mit original Recklinghäuser Currywurst<br />
und mehr!<br />
meter. So sind einige beliebte Badestrände<br />
um Sekania gesperrt worden, um die Nistplätze<br />
der Schildkröten zu schützen.<br />
Erna, diE mönchsroBBE<br />
Um <strong>Zakynthos</strong> leben noch etwa 25 Exemplare<br />
der Mittelmeer-Mönchsrobbe (Monachus<br />
monachus). Die Art ist akut vom Aussterben<br />
bedroht. Es soll insgesamt nur noch etwa 400<br />
Tiere geben. Entdeckt man in einer Grotte<br />
auf der Halbinsel Skopos einen torpedoähnlichen<br />
Gegenstand am Boden, dann ist das<br />
kein Kriegsrelikt. Nähert man sich so langsam<br />
und leise, wie das als Taucher geht, so kommt<br />
man dem über zwei Meter langen Robbenmännchen<br />
„Erna“ (sic!) sehr nahe. Erna hält<br />
hier ein kurzes Nickerchen und wird nach<br />
einigen Minuten wieder zur Oberfläche aufsteigen,<br />
um zu atmen. So niedlich die Robbe<br />
auch aussieht. Sie ist ein Raubtier, das größer<br />
als ein Taucher mitsamt Flossen ist! Respekt<br />
und entsprechender Abstand sollen Garant<br />
für eine faszinierende Begegnung sein.<br />
Die Konoba Agro Turizam Antunovic: Traditionelle<br />
dalmatinische Köstlichkeiten vom Allerfeinsten!<br />
Palau<br />
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Karettschildkröten stehen auf <strong>Zakynthos</strong> unter<br />
besonderem Schutz. Schließlich sind sie das<br />
Wahrzeichen der Insel.<br />
rückBlick<br />
Schaut man rechts aus dem Flugzeug und<br />
sieht die monotonen, braunen Gebirgszüge<br />
von Albanien langsam vorbeiziehen, ist der<br />
Moment gekommen, das Erlebte noch einmal<br />
Revue passieren zu lassen. Man versteht,<br />
warum Nero-Sport so viele Stammgäste hat.<br />
Es ist nicht irgendeine anonyme Tauchbasis<br />
mit Massenabfertigung, sondern wirklich<br />
wie eine große Familie. <strong>Zakynthos</strong> punktet<br />
an Land mit viel Grün und beeindruckenden<br />
Steilküsten. Unter Wasser begeistern die<br />
tollen Sichtweiten, faszinierende Höhlen und<br />
das vielfältige Leben. Im Mittelmeer gibt’s<br />
nix zu sehen? Von wegen! HM<br />
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41<br />
Biologie<br />
Punk Heringen<br />
unter<br />
Der heringskönig<br />
Einer der ungewöhnlichsten Fische im Mittelmeer ist der<br />
Heringskönig, der auf dem Fischmarkt auch Petersfisch<br />
genannt wird. Flach auf dem Eis in der Vitrine liegend sieht<br />
er wie ein Plattfisch mit irokesenfrisur aus, doch mit den<br />
platten Fischen hat er rein gar nichts zu tun, wie wir gleich<br />
sehen werden ...<br />
Auf der Spur königlicher Meeresbewohner mit Harald Mathä
42<br />
Biologie<br />
nomEn Est omEn?<br />
Blödsinn! Der Heringskönig ist sicher kein<br />
Königshering oder König der Heringe und<br />
geleitet sie auch ganz bestimmt nicht durch<br />
die gefährlichen Weiten der Meere. Im Gegenteil:<br />
Er folgt Schwärmen von Heringen, Makrelen<br />
und Sardinen, um sich Nachzügler und<br />
Schwache zu schnappen. So landete er auch<br />
immer wieder in den Netzen der Fischer, die<br />
in ihm etwas Königliches sahen oder früher<br />
genug Zeit hatten, Geschichten zu erfinden.<br />
Mit Heringen hat er aber gar nichts am Hut,<br />
er frisst sie nur. Der Name Petersfisch wiederum<br />
leitet sich vom heiligen Petrus ab, der,<br />
bevor er als Apostel Karriere machte, als ein-<br />
HErinGSKöniG<br />
Familie: Zeidae mit 14 Arten<br />
Bekannteste Art: Zeus faber (Heringskönig, Petersfisch)<br />
Engl.: John Dory, St. Peter’s fish<br />
Franz.: Saint Pierre<br />
Ital.: Pesce San Pietro<br />
Span.: Pez de san Pedro<br />
Größe: bis 60 cm<br />
Alter: bis 12 Jahre<br />
Aussehen: Schmaler, diskusförmiger Fisch mit langgefransten<br />
Rückenflossen. Runder Fleck in der Körpermitte<br />
Lebensraum: Küste, später offenes Meer<br />
Nahrung: Fische und Tintenfische<br />
Verbreitung: weltweit außer Amerika<br />
Verwechslungsmöglichkeit: keine<br />
Die unregelmäßigen Flecken lösen die Silhouette<br />
des Fischs vor dem Hintergrund auf.<br />
facher Fischer arbeitete. Die Legende besagt,<br />
dass ihm beim Fischen am See Genezareth<br />
ein Geldstück ins Wasser fiel. Ein Heringskönig<br />
kam flugs herbei und schnappte die Münze.<br />
Doch Petrus griff flink nach dem Fisch und<br />
zog ihm das Geldstück wieder aus dem Maul.<br />
Als Dank dafür, von dem heiligen Mann<br />
berührt geworden zu sein, tragen die Petersfische<br />
seinen Daumenabdruck auf ihrer Seite.<br />
Dass Petersfische im Süßwasser nicht vorkommen,<br />
wusste der antike Erfinder dieser<br />
frommen Geschichte offenbar nicht. Vielleicht<br />
ist ja am Rest der christlichen Mythologie<br />
mehr dran ...<br />
Der wissenschaftliche Name Zeidae für die<br />
Familie der Petersfische leitet sich von Zeus,<br />
dem obersten Chef der altgriechischen Götterwelt<br />
ab.<br />
VErhaltEn und<br />
aussEhEn<br />
Verwechslung ausgeschlossen: Hochrückig<br />
und flach wie ein Diskus, die ersten Strahlen<br />
der Rückflossen sind verlängert und erinnern<br />
an den Irokesenschnitt eines Punks. Der Kopf<br />
ist riesig, ebenso die hoch stehenden Augen.<br />
Das Maul ist schräg nach oben gerichtet.<br />
Auf der Flanke des silbrig glänzenden und<br />
unregelmäßig gefleckten Fisches findet sich<br />
ein dunkler, runder Fleck, der oft hell umrandet<br />
ist.<br />
Titelbild von Katharina Brönnecke, Bild von Manuela1109
43<br />
Biologie<br />
Der Zweck der langen<br />
Strahlen der Rückenflosse<br />
ist nicht<br />
bekannt.<br />
Von der Seite ist der<br />
hochrückige, flache<br />
Fisch leicht zu<br />
erkennen. Frontal ist<br />
er fast unsichtbar.<br />
Er nähert sich seiner Beute fast unsichtbar nur durch das Flirren<br />
seiner hinteren Rücken- und Afterflossen.<br />
Fast die Hälfte des Fischs entfällt auf den Kopf.<br />
Fotos von links Bilder: oben links im oben: Uhrzeigersinn: © Harald Mathä, Franz links Balmer, unten: decofalter, © Jeannine_Andre, Andy Kutsch, Mitte: Harald © Mathä Heiko
44<br />
Biologie<br />
Die Legende besagt, dass der charakteristische<br />
Fleck der Fingerabdruck des Apostels Petrus sei.<br />
Solange der Heringskönig dem Taucher nicht<br />
seine Seite zuwendet, ist er kaum zu sehen.<br />
Auch versteckt er sich mit seiner schmalen<br />
Silhouette gerne hinter den Ästen von Gorgonien<br />
oder Schwämmen, aber auch hinter<br />
Bojenleinen, wo er so perfekt manövriert,<br />
dass er hinter dieser Deckung ungesehen<br />
bleibt. Der schmale Fisch ist auch gegen den<br />
Hintergrund kaum zu erkennen. Diese Vorteile<br />
nutzt er bei der Jagd: Langsam nähert<br />
sich der Heringskönig seiner Beute. Er bewegt<br />
sich fast unsichtbar nur durch das Flirren<br />
seiner hinteren Rücken- und Afterflossen<br />
vorwärts. Erst in unmittelbarer Nähe seiner<br />
Beute beschleunigt er plötzlich durch einen<br />
kraftvollen Schlag der Schwanzflosse und<br />
reißt gleichzeitig sein Maul auf. Durch die<br />
speziellen, kompliziert gebauten Kiefer entsteht<br />
ein Unterdruck. Die Beute wird mit<br />
einem Schwall Wasser ins weit aufgerissene<br />
Maul eingesaugt.<br />
lEBEnsraum<br />
Als Taucher bekommt man in allen Tiefen<br />
meist nur Jungtiere zu Gesicht, deren Körper-<br />
durchmesser selten 20 Zentimeter überschreitet.<br />
Werden die Tier älter, wandern sie bis in<br />
500 Meter Tiefe oder verschwinden auf ihren<br />
Jagdzügen hinter Heringsschwärmen her ins<br />
weite, offene Meer.<br />
WirtschaFtlichE<br />
BEdEutung & gEFährdung<br />
Der Heringskönig aus dem Mittelmeer und<br />
dem Ostatlantik ist ein exzellenter Speisefisch<br />
mit festem, schmackhaftem Fleisch. Er wird<br />
kaum direkt befischt, sondern landet meist<br />
als Beifang in den Netzen der Fischer. Der<br />
große Kopf und die Flossen machen mehr als<br />
die Hälfte des Fisches aus. Der essbare Anteil<br />
am gekauften Fisch ist so recht gering. Den-<br />
Die Begegnung mit einem Heringskönig ist ein<br />
Höhepunkt für jeden Tauchgang.<br />
noch kommen Zeidae aus dem Pazifik als<br />
„Petersfische“ auf den Ladentisch, deren<br />
Fleisch jedoch nicht an die Qualität des echten<br />
Heringskönig (Zeus faber) herankommt.<br />
Über den Heringskönig ist noch immer sehr<br />
wenig bekannt, daher gibt es auch kaum<br />
seriöse Aussagen über seine Bestände oder<br />
Gefährdung.<br />
ZusammEnFassung<br />
Einer der charakteristischsten Bewohner des<br />
Mittelmeers ist der Heringskönig. Familienmitglieder<br />
der Zeidae (Petersfische) kommen<br />
weltweit, mit Ausnahme von Amerika, vor.<br />
Durch seine schmale Silhouette ist der Fisch<br />
kaum zu erkennen. Dies nutzt er aus, wenn<br />
er sich gemächlich seiner Beute nähert um<br />
dann plötzlich zuzuschlagen. An der Küste<br />
sind meist nur Jungtiere zu beobachten.<br />
Adulte Exemplare ziehen in große Tiefen oder<br />
ins offene Meer, um dort zu jagen. HM<br />
Bilder: Michael Eisenmann, Ulrich Richard Merkel
45<br />
Medizin<br />
tauchertypen<br />
Die (nicht ganz so) glorreichen sieBen<br />
diveinside-autorin anke Fabian ist Ärztin. tauchärztin sogar. Sie kennt alle taucher-Zipperlein, Mittelchen,<br />
Hausrezepte und Kontraindikationen – dieses schwierige Wort benutzen tauchärzte, wenn<br />
sie sagen wollen, dass jemand nicht tauchen darf. Seit Jahren schildert sie den diveinside-lesern<br />
die lästigsten Krankheiten, die neuesten therapiemethoden und die aberwitzigsten Unfallhergänge.<br />
aber diesmal hatten wir eine ganz einfache Frage an sie: „Sag mal, kann man uns taucher<br />
eigentlich aus medizinischer Sicht in bestimmte typen einteilen?“ ihre antwort: ein nicht ganz<br />
ernst gemeinter rundumschlag gegen – nun ja – eigentlich gegen uns alle. Viel Spaß!<br />
Typ 1: Der dicke Taucher<br />
Erhöhtes Deko-Risiko, schwitzt schnell und<br />
viel, verliert entsprechend viel Flüssigkeit,<br />
die er unbedingt wieder auffüllen muss.<br />
Braucht meist viel Luft und zwängt sich nur<br />
mühsam in seinen Anzug, den der Basisleiter<br />
nach stundenlanger hektischer Suche<br />
nach dem einzigen XXXL-Neopren aufgetrieben<br />
hat. Kurz: Tauchen und dick sein –<br />
also richtig, richtig dick –, das passt eigentlich<br />
nicht zusammen. Aber sind wir so arrogant,<br />
deshalb allen Adipösen das Tauchen<br />
zu verbieten? Natürlich nicht! Wir ermutigen<br />
sie sogar dazu, denn ein Herantasten an die<br />
eigenen Grenzen kann das Körperbewusst-<br />
sein verbessern. ABER: bitte strikt konservative<br />
Profile, am besten Nitrox auf Lufttabelle,<br />
keine Deko-Tauchgänge und kein<br />
Non-limit-diving! Viel trinken und natürlich:<br />
Ein gründlicher medizinischer Check-up,<br />
um Herzerkrankungen auszuschließen. Bei<br />
Adipositas ist im Rahmen der Tauchtauglichkeits-Untersuchung<br />
ein Belastungs-EKG<br />
angesagt – egal in welchem Alter.<br />
Typ 2: Der dünne Taucher<br />
Der (sehr) dünne Taucher ist eine wahre<br />
Wundertüte. Trainingszustand: unbekannt.<br />
Das könnte ein Marathonläufer sein oder<br />
aber ein Magersüchtiger. Dünne Taucher<br />
frieren meist sehr schnell.<br />
Kein Wunder – mangels Körperrundungen<br />
kann das Wasser<br />
ja ungehindert vom Hals bis<br />
zum Knöchel durch den Anzug<br />
strömen. Luftverbrauch: Ebenfalls<br />
unbekannt. Aus medizinischer<br />
Sicht stellt sich die Frage: Warum<br />
ist dieser Mensch so dünn? Steckt<br />
vielleicht eine Erkrankung dahinter,<br />
die eine Tauchtauglichkeit ausschließt?<br />
Medikamente? Bulimie? Immerhin: Dekompressionstechnisch<br />
sind wir hier erst mal<br />
auf der eher sicheren Seite.<br />
Typ 3: Der Bodybuilder<br />
Wir kennen Sie alle, diese unverschämt<br />
durchtrainierten Typen, die am Strand oder<br />
auf dem Tauchschiff die entzückten Blicke<br />
der Damen und die neidischen der anderen<br />
Herren auf sich ziehen. Hier ein kleiner Trost<br />
für die Männer, die statt eines Sixpacks eher<br />
ein kleines Fass unter dem T-Shirt spazieren<br />
tragen: Solche „Anabolika-Großkunden“<br />
haben ein erhöhtes Deko-Risiko. Warum?<br />
Weil der stark auftrainierte Muskel Stickstoff<br />
bestens speichert, welcher dann später beim<br />
Abrödeln munter vor sich blubbert. Außerdem<br />
verbrauchen die Möchtegern-Schwarzeneggers<br />
meist recht viel Luft. Und? Immer<br />
noch neidisch? Na also!<br />
Typ 4: Der Bauarbeiter<br />
Ist eng verwandt mit dem Typus des Bodybuilders<br />
– hat aber wegen seines körperlich<br />
anstrengenden Jobs leider mehr degenerative<br />
Vorschäden am Skelett – vor allem
46<br />
Medizin<br />
am Rücken. Also bitte: rückenschonendes<br />
Tauchen. Ein weiterer Schwachpunkt: Die<br />
Leber. Meist trinkt dieser Tauchertyp nämlich<br />
reichlich Bier. Was sagen Sie da? Nur<br />
ein Klischee? Na, dann werfen Sie mal einen<br />
Blick in ein All-Inclusive-Hotel in Hurghada.<br />
Und? Wer sitzt da morgens um zehn mit<br />
der kühlen blonden Stella und ihrer Schwester<br />
Sakara an der Taucherbar? Ist das nicht<br />
der Ecki, Ihr Buddy für den heutigen Nightdive?<br />
Na sehen Sie! Wenn Sie heute Abend<br />
wirklich mit ihm tauchen gehen wollen,<br />
nehmen Sie ihm jetzt lieber die schwere<br />
Bierflasche weg – er hat ja schließlich<br />
Rücken, wie wir wissen!<br />
Typ 5: Der Büromensch<br />
Regelmäßiger Sport liegt diesem Tauchertypus<br />
so fern wie Mikronesien vom Walchensee.<br />
„Dive in, chill out“ – endlich Urlaub<br />
vom Büroalltag. Erst mal schlafen und dann<br />
ab ins Wasser. Ist ja auch ok, aber: Hält die<br />
schlaffe Muskulatur denn alledem stand?<br />
Geschüttel auf dem Schiff, Ausrüstung tragen,<br />
rein ins Wasser, ordentlich Strömung,<br />
nach dem Tauchgang rauf aufs Boot, mit<br />
Gerödel die Leiter hochgeklettert – da kann<br />
es eng erden. Vor allem für den Rücken.<br />
Rückenschmerzen bis hin zum Bandscheibenvorfall<br />
sind bei dieser Spezies keine<br />
Seltenheit. Aber auch ein einfaches Schultersyndrom<br />
kann einem schon den Urlaub<br />
verderben. Also bitte: Hilfestellung rund<br />
ums Tauchen annehmen und nicht den<br />
arroganten Manager raushängen lassen –<br />
das können Sie ja dann nach dem Urlaub<br />
machen, wenn sie wieder zurück im Büro<br />
sind. Übrigens: Wie sieht es denn eigentlich<br />
mit dem Trainingszustand von Herz und<br />
Lunge aus? Ein Tipp an diese Kandidaten:<br />
Lieber vorab mal ein Belastungs-EKG<br />
machen – bevor es unter Wasser zu Luftnot<br />
kommt.<br />
Typ 6: Der Marathonläufer<br />
Eigentlich ein idealer Taucher: Herz und<br />
Lunge bestens in Form und auf Ausdauer<br />
trainierte Muskeln, die selbst der ärgsten<br />
Strömung standhalten. Aber Achtung: Bitte<br />
nicht während des Tauchurlaubs trainieren<br />
– da gab es schon viele Deko-Unfälle, selbst<br />
bei ganz braven Tauchprofilen! Außerdem<br />
nervt es die Mitreisenden, wenn diese<br />
Leute zwischen zwei Tauchgängen fünfhundert<br />
Mal im Salon des Tauchschiffs<br />
auf- und abrennen, um in Wettkampfform<br />
zu bleiben.<br />
Typ 7: Der Traumtaucher<br />
Raucht nicht, trinkt nicht, hat ausreichend<br />
Schlaf, ist ausdauertrainiert wie ein Extremsportler<br />
und relaxt wie ein Yoga-Meister, ist<br />
sozialkompetent, verantwortungsbewusst<br />
und hilfsbereit, kennt seine Grenzen und<br />
die seines Buddys, informiert sich über die<br />
lokalen Gegebenheiten und Notfalllogistik,<br />
hat eine Tauchtauglichkeituntersuchung<br />
und eine Tauchversicherung, wartet seine<br />
Ausrüstung ordentlich ... Über diesen Tauchertyp<br />
lässt sich eigentlich nur eins sagen:<br />
So eine(n) würde ich gerne mal kennen<br />
lernen.<br />
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Augenblicke<br />
rosWitha, part vi – Die BraunhemDen<br />
Es war kein guter Tourstart für Theo, den Silberrücken: Die Mitreisenden sieht<br />
er nicht auf seinem Level, der Diveguide ist kompetent wie ’ne Linkskurve und<br />
statt Roswitha hat er nun homoerotische Unterstellungen (siehe <strong>DiveInside</strong><br />
Ausgabe 03/11) an der Backe kleben. Zu allem Überfluss ankert der eigene<br />
Kahn jetzt auch noch direkt neben der „Heaven Harmony“; seit Jahren Dauersiegerin<br />
beim Wettbewerb um das Boot mit dem lautesten Generator im Roten<br />
Meer. Doch ein gemeinsamer Gegner verbindet, und so kommen sich Roswitha<br />
und der Silberrücken in den folgenden Tagen näher als je zuvor – wenn auch<br />
unter anderen Umständen als erhofft. Das Leben ist kein Ponyhof.<br />
Vom Deck der Heaven Harmony weht die<br />
Flagge der Tauchsportgruppe „Wolfsrudel“<br />
hinüber, ein Zusammenschluss wertkonservativer<br />
Taucher aus dem Erzgebirge,<br />
wie es in der Vereinssatzung heißt.<br />
Irgendwann vor vielen Jahren war<br />
der Silberrücken mal mit ihnen in<br />
der Ostsee unterwegs, Wracks betauchen,<br />
und die Wiedersehensfreude<br />
scheint riesig zu sein, wenn man die<br />
euphorischen Gesten richtig deutet,<br />
die die erzgebirgische<br />
Gruppe<br />
i n R i c h t u n g<br />
Theo sendet. Da<br />
der Generator<br />
der „HimmlischenHarmonie“<br />
jedoch jede<br />
Von-Boot-zu-Boot-Verständigung<br />
schon im Ansatz unmöglich macht,<br />
bleibt viel Raum für Phantasie übrig<br />
– haben die jetzt „du stehst im Stau“<br />
oder „dumme Sau“ gerufen?<br />
„Nee nee, keine Bange, das sind alles<br />
prima Kerle, noch so richtige Taucher“,<br />
erklärt Silberrücken-Theo und gibt mit einem<br />
Rundumblick zu verstehen, dass er dem Rest<br />
seiner Reisegruppe diese Qualifikation nicht<br />
zuteil werden lässt. „Nicht so weichgespülte<br />
Jammerlappen wie manche hier an Bord.“<br />
Dass genau in diesem Moment Diveguide<br />
Jürgen und Theos Kabinennachbar<br />
Tobias das Sonnendeck betreten,<br />
deute ich als lustigen Zufall; dass<br />
sich die sächselnde Jacqueline blitzartig<br />
in den Salon verzieht, ebenfalls.<br />
Nur Roswitha reagiert mit buddhistischer<br />
Gelassenheit: Sie ist jetzt<br />
schließlich Divemasterin, also eine<br />
Meisterin des<br />
Tauchens, das<br />
hat sie Schwarz<br />
auf Weiß, damit<br />
steht sie außerhalb<br />
jeder Kritik.<br />
Wenn jetzt in<br />
ihrem Umfeld<br />
jemand von richtigen Tauchern<br />
spricht, wachsen ihr unsichtbare<br />
High Heels, die sie gleich mehrere<br />
Zentimeter in die Höhe heben: Ego-<br />
Doping per Plastikkarte – sowas<br />
müsste eigentlich von Krankenkassen<br />
finanziert werden.<br />
Während Roswitha sich mit einer lässigen<br />
Geste die Sonnenbrille mit dem D&G-Logo<br />
(für den Silberrücken die Abkürzung für<br />
„Dumm&Geil“) ins Haar schiebt, scheint für<br />
den Diveguide die Zeit gekommen, Theo<br />
gegenüber klare Kante zu zeigen: Er ist<br />
schließlich der verantwortliche Mann hier<br />
an Bord, sein Wort sollte Gesetz sein. Gut,<br />
die Nummer mit dem vorletzten Tauchgang<br />
ist jetzt eher suboptimal gelaufen, normal<br />
sollte er seinen Gästen helfen, nicht umgekehrt.<br />
Aber sich von dieser aus der Steinzeit<br />
stammenden Tauchamöbe vor aller Augen<br />
permanent runterbürsten zu lassen, geht<br />
jetzt doch entschieden zu weit. „Ich finde“,<br />
holt er bedeutungsschwanger aus, „du solltest<br />
dich mal ein bisschen zurücknehmen,<br />
Theo! Wir wollen hier alle Spaß haben, nur<br />
du reitest immer deine Alleingänge. Entweder,<br />
du hältst dich fortan an die Regeln, oder<br />
es setzt mal ein Tauchverbot für dich!“<br />
das drEam-tEam und diE<br />
VErschWörung<br />
Der Silberrücken will ihm gerade klar machen,<br />
dass es gleich etwas ganz anderes setzt, als<br />
von unerwarteter Seite Hilfe naht. „Und ich<br />
finde“, plustert sich Roswitha auf, „dass Taucher,<br />
die auf dem Level wie Theo oder ich<br />
tauchen, schon ein paar Freiheiten mehr<br />
haben sollten. Diese ewige Gleichmacherei<br />
geht mir ganz schön auf den Keks!“ Theo ist<br />
zwar nicht ganz klar, was Roswitha mit „Level<br />
wie Theo und ich“ meint, dem Kern ihrer<br />
Aussage kann er aber bedingungslos zustimmen.<br />
Und als der Diveguide dann auch noch<br />
formal mit einem „dann taucht ihr beide jetzt<br />
halt zusammen und wir anderen haben<br />
unsere Ruhe“ kapituliert, weiß er: Heute wird<br />
ein guter Tag!<br />
Nicht ganz so gut findet dagegen Roswithas<br />
Gatte Erwin den Tag. Die Hälfte der Tour ist<br />
rum, es gab kein einziges Mal Sex, die bis-<br />
herigen Tauchgänge waren eine Katastrophe,<br />
nebenan dröhnt der Generator des Grauens<br />
und jetzt hängt sich Roswitha auch noch an<br />
den testosterongeschwängerten Halbaffen<br />
dran. Wäre er anders gestrickt, würde er sich<br />
Roswitha nun mit ein paar klaren Worten<br />
vorknöpfen. Doch Erwin ist halt Erwin, und<br />
so macht er das, was er schon sein ganzes<br />
Leben lang macht: Er wartet auf einen besseren<br />
Zeitpunkt. Ein Zeitpunkt, der in der<br />
Mehrzahl der Fälle nie kommt: Wenn es<br />
Alpha-Tiere gibt, dann ist sein Platz am anderen<br />
Ende des Alphabets, irgendwo zwischen<br />
X und Z. Doch dann legt sich ein Grinsen<br />
über sein rötlich verbranntes Gesicht: Das<br />
ist die Lösung – warum ist er da nicht schon<br />
vorher drauf gekommen? Plötzlich hat er<br />
47 Bericht von Linus Geschke
48<br />
Augenblicke<br />
etwas, was er sonst noch nie hatte: Einen<br />
Plan, einen richtig guten Plan.<br />
Ganz andere Gedanken treiben dagegen<br />
Malte an, den Vorzeige-Feuilletonisten der<br />
intellektuellen Wochenzeitung. Zum wiederholten<br />
Male schaut er zum anderen Boot<br />
hinüber: Wolfsrudel, wertkonservativ, war da<br />
nicht was? Sofort sieht er eine rechtsradikal<br />
motivierte Verschwörung unter dem wolkenlosen<br />
ägyptischen Mittagshimmel aufziehen;<br />
eine Story, mit der er in Journalistenkreisen<br />
den ganz großen Coup landen<br />
könnte. Die passenden Schlagzeilen hat er<br />
schon vor Augen: „Knapp sieben Jahrzehnte<br />
nach El Alamein: Wieder deutsche Braunhemden<br />
in Ägypten!“ gefällt ihm, „Rechte<br />
Wracktaucher: Nicht nur Rost ist braun!“ wäre<br />
auch nicht schlecht. Er sieht sich schon beim<br />
Interview im heute-journal, wo ihn eine<br />
anhimmelnde Marietta Slomka mit den Worten<br />
„aufgrund einer investigativen Meisterleistung<br />
hat der Journalist Malte Jüngens<br />
einen der größten deutschen Nachkriegsskandale<br />
aufgedeckt…“ begrüßt. Ehrungen,<br />
Journalistenpreise, vielleicht sogar das Bundesverdienstkreuz<br />
– jetzt ist alles drin! Natürlich<br />
müsste man den Sprachgebrauch ein<br />
wenig anpassen, die Didaktik dem Inhalt<br />
unterwerfen: Aus „Diveguide“ würde er „Großgruppenführer“<br />
machen, das erste Briefing<br />
würde zum Morgenappell, aber dann …<br />
Die Glocke reißt ihn bimmelnd aus seinen<br />
Gedanken, das nächste Briefing steht an. Im<br />
Kreise sitzen sie um Jürgen herum: Roswitha<br />
und Theo, das neue Tauchtandem. Erwin,<br />
alleine mit seinem famosen Plan. Malte, dem<br />
die Braunhemden zu dem ganz großen<br />
Durchbruch verhelfen sollen. Und ich, der<br />
eigentlich nur Urlaub machen wollte …<br />
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27.Februar 2012.<br />
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