Der Schwinger und der Musiker Ã¼ber: - Bligg

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SONNTAGSBLICK 22. August 2010 9 « Das kommt bei dir im Toggenburg auch vor – dort heisst es einfach Fasnacht.» Bligg Bligg: An deiner Stelle würde ich in Zukunft meine Schwingerhymne «Legändä und Heldä» hören… Forrer: Nein, ich werde diesbezüglich nichts ändern. Denn ich habe «meinen» Vorbereitungs-Song erstmals vor dem Eidgenössischen 2001 gehört, danach bin ich Schwingerkönig geworden. Dieses Lied ist für mich deshalb wie ein Glücksbringer – und wenn ich es höre, gehen mir sehr viele Bilder durch den Kopf, die mir viel Kraft geben. Bligg: Ich kann das gut nachvollziehen. Ich lade mich vor einem Konzert ebenfalls mit lauter Musik auf. Aber nicht mit den eigenen Songs. Ich höre sehr oft rockige Nummern von Mando Diao. Unsere Shows haben ja auch einen rockigen Touch. Jeder, der schon einmal einen Gig von mir gesehen hat, weiss, dass unsere Live- Show wesentlich rockiger ist als die CDs. Live gehts bei uns fast so zu und her wie auf dem Schwingplatz. Kann man einen Gang im Schwingen wirklich mit einem Konzert vergleichen? Bligg: Egal, ob du im Sägemehl, im Boxring oder auf der Konzertbühne stehst – im Endeffekt hat alles einen gewissen Wettkampfcharakter. gestellt König Nöldi zeigt Bligg den Schwinger-Griff. Nöldi, welche Vorurteile haben Sie als «Landei» aus dem Toggenburg gegenüber dem Zürcher Bligg? Forrer: Ich bin schon der Meinung, dass auf dem Land alles noch ein bisschen anständiger zu und her geht. Vor allem dann, wenn ich sehe, wie viele halbnackte Menschen anlässlich der Street-Parade durch Zürich laufen… Bligg: Das kommt bei euch im Toggenburg auch vor, mit dem Unterschied, dass man das bei euch einfach Fasnacht nennt! Ich habe lange genug auf dem Land gelebt und weiss, dass die Leute auf dem Land in Wahrheit viel deftiger abgehen als die in der Stadt. Forrer: Vielleicht hast du sogar recht. Wie auch immer: Ich könnte mir auf jeden Fall nicht vorstellen, jemals in der Stadt zu leben. Ich brauche einfach meinen Freiraum. Ich will jederzeit die Möglichkeit Weiter Seite 10
10 Das grosse Doppel-Interview Fortsetzung von Seite 9 haben, ins Gras zu pinkeln, wenn ich keine Lust habe, auf die Toilette zu gehen… Bligg: Auch ich finde das Leben auf dem Land eigentlich viel schöner. Und wenn ich einmal eine Familie haben sollte, werde ich auch wieder aufs Land ziehen. Im Moment wohne ich in der Stadt, weil ich hier als Mensch, der in der Öffentlichkeit steht, mehr Anonymität geniesse. Forrer: Diese Anonymität geniesse ich im Toggenburg genau so. Mein Haus steht oberhalb des Dorfes Stein, wo ich keinen Menschen sehe, wenn ich meine Ruhe haben will. Die meiste Ruhe geniesse ich, wenn ich mich vor meinem Haus in den Jacuzzi setze und ins Dorf hinunter schauen kann. Bligg: Was, du hast ein Jacuzzi? Ich glaube, ich muss auch mit Schwingen anfangen, damit ich mir einen solchen Luxus leisten kann. Forrer: Lieber Bligg, von den paar Franken, die ich mit dem Schwingen verdiene, könnte ich mir keinen so schönen Ford Mustang leisten, wie du ihn hast. Bligg: Ich schlage dir Folgendes vor: Du kommst nach dem Eidgenössischen mal mit dem Zug zu mir nach Zürich. Von dort fahren wir mit meinem Mustang wieder zu dir ins Toggenburg und machen es uns in deinem Jacuzzi gemütlich. Ist das ein Deal? Forrer: Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ihr seid beide gestandene Mannsbilder. Was ist für euch ein richtiger Mann? Bligg: Ein richtiger Mann steht jederzeit zu seinem Wort, übernimmt Verantwortung und behandelt seine Frau wie eine Königin. « Ich könnte mir keinen so schönen Mustang leisten.» Nöldi Forrer Forrer: Leck doch mir, wenn ich hier raus laufe muss ich aufpassen, dass ich nicht auf deiner Schleimspur ausrutsche und auf die Schnauze fliege! Aber im ernst: Ein Mann, ein Wort – das ist auch mein wichtigster Leitsatz. Zudem muss ein Mann seiner Familie Sicherheit, den nötigen Rückhalt geben können. Abschlussfrage: Was bedeutet für euch die Schweiz? Forrer: Grundsätzlich können wir extrem stolz auf unser Land sein. Die Schweiz ist etwas ganz Besonderes. Ansonsten würden nicht so viele Menschen in unser Land kommen. Leider haben wir bei uns zu viele Gesetze und Verbote. Ich denke da vor allem an das Rauchverbot in öffentlichen Lokalen. Obwohl ich selber Nichtraucher bin, finde ich es bedenklich, dass ein 70-jähriges Papeli in seiner Stammbeiz nicht mehr sein Pfeifchen rauchen darf. Bligg: Die Schweiz ist für mich ein Paradies auf Erden! Die Vegetation und das Klima ist super, die geografische Lage ist top, zudem ist die Schweiz ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus vielen Kulturen. Den echten Schweizer gibt es ja eigentlich gar nicht. Irgendwo hat jeder von uns in seinem Stammbaum Familienangehörige aus einem Nachbarland. Forrer: Gahts no, ich bin ein Ur-Toggenburger! Bligg: Wie auch immer, ich bin auf jeden Fall davon überzeugt, dass die kulturelle Vielfalt unser Land ganz enorm bereichert. Nöldi und ich tragen beide zur Pflege von Traditionen bei: Er durch das Ausüben einer traditionellen Sportart, ich mit meiner Mundartmusik. • stilsicher Nöldi gibt auch im Studio eine prima Figur ab – Bligg zelebrierte seinen Hit Rosalie mit dem Schwingerkönig.
Seite 1: 8 Das grosse Doppel-Interview Forre

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