COLUMpodium 01-2005.pdf - Stiftung Columban
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Weiterbildung<br />
Die Affolter-Methode<br />
Seit annähernd 30 Jahren forschen<br />
Dr. Félicie Affolter und ihre<br />
Nachfolger über die Ursachen von<br />
Sprach- und Lernstörungen bei<br />
Kindern und Erwachsenen. Daraus<br />
entwickelte sich das so genannte St.<br />
Galler-/Affolter-Modell, das die<br />
Wurzel der Entwicklung in der<br />
gespürten Auseinandersetzung mit<br />
der Umwelt innerhalb von problemlösenden<br />
Alltagsgeschehnissen<br />
sieht. In diesem Modell wird die<br />
Ursache vieler Schwierigkeiten in<br />
Sprache, Problemlösung und<br />
Verhalten einer Störung der zentralen<br />
Organisation von taktilkinästhetischen,<br />
intermodalen und<br />
serialen Wahrnehmungsprozessen<br />
gesehen. Behandelt werden diese<br />
Probleme mit der "geführten<br />
Interaktionstherapie".<br />
Frau Marlies Kocher<br />
verfügt über eine fundierte sozialtherapeutische<br />
und therapeutische<br />
Praxiserfahrung und eine Vielzahl an<br />
entsprechenden Ausbildungen<br />
(Physiotherapie, Bobath-Konzept,<br />
Affolter-Methode, Entwicklungspsychologie)<br />
Frau Kocher arbeitet<br />
seit 31 Jahren mit behinderten Menschen<br />
und war viele Jahre an der<br />
Nathalie-<strong>Stiftung</strong> für schwerstmehrfachbehinderte<br />
sowie 17 Jahre als<br />
Dozentin an der Schule “Lehrer für<br />
geistig Behinderte” tätig. Seit einigen<br />
Jahren freischaffend mit eigener Praxis<br />
in Bern.<br />
Eurythmiekurs für<br />
Mitarbeiter/innen<br />
Dienstags 9.45 - 10.30 Freitags 8.15 - 9.00<br />
im Saal des<br />
Martin-Odilien-Hauses<br />
Die Kursdaten können auch einzeln<br />
besucht werden. Für Fragen wendet<br />
Euch bitte an Vera, int. Telefon 25<br />
Alle sind willkommen!<br />
Drei Nachmittage mit Marlies Kocher über den Umgang<br />
mit Alltagssituationen in der Behindertenarbeit<br />
7./8./ 9. März 2005 von Sonja Preisig und Regula Benini<br />
In Scharen kamen die interessierten und neugierigen Basisarbeiter der<br />
Gruppen in den Saal. Im Kreis ging es los mit der Vorstellungsrunde.<br />
Zugleich äusserten wir unsere Erwartungen an die Weiterbildung.<br />
Marlies sammelte, ordnete und versprach auf einige Fragestellungen<br />
im Verlauf der Weiterbildung zurückzukommen.<br />
In der Bewältigung des Alltags mit unseren Schützlingen ist die Zeit ein<br />
wichtiger Faktor. Viele Aktivitäten scheitern, da wir schon vorwärts<br />
gehen und nicht bemerkt haben, dass der Betreute noch gar nicht da ist<br />
mit seiner Aufmerksamkeit.<br />
Dies führt zu beidseitigen Frustrationen und zu einem zu schnellen<br />
Aufgeben unsererseits. Im Laufe eines Lebens kann das zu einem<br />
Riesengebirge von Frustrationen werden.<br />
Wie beim Kleinkind gehen die Wahrnehmungen unserer Schützlinge<br />
noch stark über das Spüren, Tasten (untere Sinne). Diese Sinne sind die<br />
Grundlage für die Verknüpfung weiterer Sinnesreize, so dass eine<br />
Wahrnehmung entstehen kann. Hier setzt dann die Affolter-Methode<br />
ein.<br />
Wir blieben nicht im Theoretischen. In Zweier-Gruppen versuchten wir<br />
unserem Spürsinn auf die Spur zu kommen. Händchenhalten, was für<br />
die einen wohliges Vergnügen für andere eine buchstäbliche Af-Folter-<br />
Methode war.<br />
Wechselseitig stiegen wir in die Rolle des Betreuten beim Schuhe<br />
anziehen und Apfel schneiden. Am eigenen Leibe spürten wir nun,<br />
welche Gefühle dieses Führen nach Affolter in uns weckt. Einige<br />
Mitarbeiter nahmen ihre Rolle so ernst, dass die andern Teilnehmer das<br />
Lachen nicht verkneifen konnten, der Anwender aber richtig ins<br />
Schwitzen kam.<br />
Positiv war, dass der Anwender eine verbale Rückmeldung vom<br />
„Betreuten“ bekam, was unsere Schützlinge in dieser Form nicht<br />
können. Wir merkten nun selber, dass eine Schwierigkeit beim Führen<br />
darin besteht, Informationen und Absichten klar und eindeutig rüber zu<br />
bringen. Marlies Kocher machte uns Mut, es trotz Unzulänglichkeiten<br />
immer wieder von Neuem zu versuchen.<br />
Filmausschnitte aus einer unserer Wohngruppen und aus einer<br />
Werkstatt zeigten, wo und wie Lernsituationen verbessert werden<br />
können und Leistungen, die unsere Schützlinge erbringen, positiv<br />
bewerten können. Lob an Stelle von Frust weckt die Bereitschaft und<br />
Neugier mit zu tun.<br />
Für uns war diese Fortbildung sehr interessant und brauchbar für den<br />
Alltag mit unseren Schützlingen.<br />
Regula Benini ist seit 6 Jahren und Sonja Preisig seit 3 ½ im <strong>Columban</strong> tätig. Beide<br />
arbeiten zur Zeit als Betreurinnen auf der Wohngruppe Ahorn.<br />
14 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005