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COLUMpodium 01-2005.pdf - Stiftung Columban

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<strong>Stiftung</strong> <strong>Columban</strong><br />

Sozialtherapeutische Gemeinschaft<br />

Frühjahr 2005<br />

<strong>COLUMpodium</strong><br />

Aus den Werkstätten Seite 4<br />

Anthroposophie / Therapeutisches Arbeiten Seite 12<br />

Sozialpädagogik Seite 19<br />

Zahlen und Fakten / Jahresrechnung 2004 Seite 22


Inhalt<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

In neuem Gewand<br />

Gerne präsentieren wir Ihnen heute<br />

unsere neu konzipierte Heimzeitung<br />

<strong>COLUMpodium</strong>, die Sie über die<br />

Facetten unserer Arbeit informieren<br />

soll. Im Januar 2005 habe ich die<br />

Redaktion übernommen und ich<br />

freue mich sehr, Ihnen unsere Arbeit<br />

in der vorliegenden Form näher<br />

bringen zu dürfen.<br />

Das <strong>COLUMpodium</strong> wird zwei Mal<br />

jährlich erscheinen, Frühjahr und<br />

Herbst, um Ihnen über aktuelle<br />

Themen und Entwicklungen im<br />

Heim zu berichten.<br />

Der Name ist ein Stück Programm,<br />

so dass wir beabsichtigen, allen Bereichen<br />

des <strong>Columban</strong>s ein Podium<br />

zu eröffnen, um Transparenz zu<br />

schaffen nach innen sowie nach<br />

aussen. Wir sind sehr gespannt auf<br />

Ihre Reaktion und begrüssen es,<br />

wenn wir Rückmeldungen oder<br />

Anmerkungen von Ihnen erhalten.<br />

Dies können Sie gern in direkter<br />

Form im Gespräch, mittels einer<br />

Spende oder per Post bzw. e-mail<br />

tun.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen<br />

beim Durchblättern und Lesen<br />

unseres <strong>COLUMpodium</strong>s!<br />

Ihre Andrea Waldenburg Lienhard<br />

Inhalt<br />

Aus dem <strong>Stiftung</strong>srat 3<br />

Aus den Werkstätten / Beschäftigung 4<br />

Kräuterwerkstätte 6<br />

Gärtnerei / Holzwerkstätte 8<br />

Aus den Wohngruppen 10<br />

Anthroposophie / Therapeutisches Arbeiten 12<br />

Weiterbildung 14<br />

Menschen im <strong>Columban</strong> 16<br />

Sozialpädagogik 19<br />

Zahlen und Fakten (Jahresrechnung 2004) 22<br />

2 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Am 18. April hat Interimsleiter Herr Marco Comolli<br />

seine Arbeit im Heim aufgenommen. Er hat eine<br />

Ausbildung zum Heilerzieher und das Lehrerseminar in<br />

Dornach abgeschlossen. Ferner macht er berufsbegleitend<br />

eine Ausbildung zum Mediator in Basel. Praktische<br />

Berufserfahrungen bringt er unter anderem mit aus 4jähriger<br />

Mitarbeit im Heim Oberfeld in Marbach und 3<br />

Jahre als Klassen- und Fachlehrer an der Rudolf<br />

Steiner-Schule in Marbach. Ferner war er 4 Jahre<br />

Präsident des Schulheims Michlenberg in Rehetobel. -<br />

Herr Marco Comolli wird in der Regel vom Montag bis<br />

Donnerstag im Heim erreichbar sein und voraussichtlich<br />

bis Ende August die Leitung wahrnehmen.<br />

Die Anstellung eines Interimsleiters wurde nötig, da<br />

Felix Studer nach der Kündigung freigestellt werden<br />

musste. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes<br />

verzichtet der <strong>Stiftung</strong>srat darauf, die gut fundierten<br />

Gründe, die zur nötigen Kündigung führten, im Einzelnen<br />

aufzuführen.<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat handelte aus Sorge um das<br />

Betriebsklima und die weitere Entwicklung des Heimes.<br />

Vor dem einschneidenden Schritt der Kündigung des<br />

Heimleiters haben wir sorgfältig alle Handlungsvarianten<br />

durchdiskutiert. Dazu haben wir in der Person von<br />

Herrn Marc Wethmar aus Zürich einen externen<br />

Organisationsberater zugezogen. Dieser half uns mit<br />

seiner grossen Erfahrung in Personalfragen und<br />

Organisationsentwicklung, die Entscheide in eine für<br />

das Heim positive Richtung zu lenken. Unter anderem<br />

wurden von den meisten Mitarbeitenden mit<br />

ausgearbeiteten Fragebogen Stellungnahmen<br />

eingeholt, um den nötigen Handlungsbedarf genauer<br />

erkennen zu können. Die Resultate zeigen aber auch<br />

sehr positive Fakten; so arbeiten z.B. die meisten<br />

Mitarbeitenden sehr gerne im Heim <strong>Columban</strong> und<br />

schätzen die Arbeit mit den Bewohnern sehr. Der<br />

<strong>Stiftung</strong>srat wird zusammen mit der Heimleitung alles<br />

Mögliche unternehmen, um die Voraussetzungen für<br />

die Arbeitsqualität im Interesse der betreuten<br />

Menschen weiter zu verbessern.<br />

Einzelne Menschen haben sich mit Fragen an uns<br />

gewendet, was die geschilderten Vorgänge im Heim für<br />

die zu betreuenden Menschen bedeuten. Der<br />

<strong>Stiftung</strong>srat war sich bewusst, dass der oben erwähnte<br />

nötige Entscheid zu Missstimmungen vor allem in der<br />

Mitarbeiterschaft führen könnte. Wir dürfen jedoch<br />

feststellen, dass die Betreuung der Bewohner durchwegs<br />

von der Heimleitung und den Mitarbeitenden<br />

sichergestellt war. Die neue Heimleitung mit den<br />

Herren Marco Comolli, Harald Draxl und Günther<br />

Boltshauser hat sich in nur wenigen Tagen gut eingespielt<br />

und arbeitet bereits sehr konstruktiv zusammen.<br />

Aus dem<strong>Stiftung</strong>srat<br />

Nach unserer Wahrnehmung hat sich auch das<br />

Betriebsklima bei den Mitarbeitenden nach der bereits<br />

erwähnten Unsicherheit beruhigt und verbessert.<br />

Für die Suche nach einem definitiven neuen Heimleiter<br />

sind bereits auf verschiedene Inserate hin eine beachtliche<br />

Anzahl Bewerbungen eingetroffen. Diese werden<br />

unter Mitarbeit der Heimleitung und einer Delegation<br />

von Mitarbeitenden einer eingehenden Prüfung<br />

unterzogen. Wir hoffen, eine optimal qualifizierte<br />

Persönlichkeit als neuen Heimleiter(in) zu finden und<br />

werden Sie gerne zur gegebenen Zeit erneut informieren.<br />

- Sollten Sie zu der aktuellen Situation oder allgemein<br />

Fragen haben, so stehen Ihnen gerne die Mitglieder<br />

der Heimleitung oder der Unterzeichnete (Tel. Nr.<br />

061 706 44 20 während Bürozeit) zur Verfügung.<br />

Mit besten Grüssen<br />

Rudolf Hafner<br />

Präsident <strong>Stiftung</strong> Heim <strong>Columban</strong><br />

Rudolf Hafner, Betriebsökonom FH und Heimleiter mit Diplom des<br />

schweiz. Heimverbandes, führt das Präsidium des <strong>Stiftung</strong>srates des<br />

Heims <strong>Columban</strong> seit 2002 und war acht Jahre kaufm. Leiter im<br />

Ekkharthof mit rund 200 Mitarbeitenden.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 3


Aus den Werkstätten<br />

Die Werkstätten<br />

Webstube<br />

Hier entstehen unter fachkundlicher<br />

Leitung und auf verschiedenen Webstühlen<br />

Handtücher, Tischdecken,<br />

Schals sowie andere anspruchsvolle<br />

textile Erzeugnisse aus ausgewählten<br />

Materialien.<br />

Kerzenwerkstatt<br />

In ruhiger Atmosphäre wachsen die<br />

Kerzen, indem sie wieder und wieder<br />

in das flüssige Wachs getaucht<br />

werden. Die wohlriechenden Bienenwachskerzen<br />

werden abgewogen,<br />

um sie anschliessend sorgsam<br />

einzupacken, um sie zu lagern. Für<br />

den Verkauf erhalten sie eine<br />

ansprechende Verpackung, teilweise<br />

werden sie bunt bemalt und mit<br />

Seidenband dekoriert.<br />

Kräuterstube<br />

Rund um den Tisch verlesen und<br />

zupfen flinke Hände die verschiedensten<br />

Tee- und Gewürzkräuter,<br />

um diese dann in die verkaufsfertigen<br />

Säckchen abzufüllen. Diese<br />

werden mit speziellen Etiketten<br />

versehen, welche Auskunft über<br />

Anbau, Inhalt und Wirkung enthalten.<br />

Lädeli<br />

Wir haben ein gut sortiertes Angebot<br />

an Trockenwaren, Tees, Gemüse<br />

sowie Dingen des täglichen Lebens,<br />

welche die Wohngruppen benötigen.<br />

Auf Bestellung beliefern wir die<br />

Wohngruppe nach Wunsch. Mitarbeitende<br />

können Lebensmittel zu<br />

günstigen Konditionen beziehen.<br />

Die Beschäftigung von Günther Boltshauser<br />

Das Heim <strong>Columban</strong> ist ein Wohnheim mit Beschäftigung. Unsere<br />

Werkstätten gelten offiziell als Beschäftigungsstätten. Die Bewohner<br />

werden an fünf Tagen in der Woche in unterschiedlichen Werkbereichen<br />

geführt und geleitet, um Arbeiten zu verrichten, Produkte<br />

herzustellen.<br />

Es ist da ein Garten, der nach „Demeter“-Ansprüchen vorwiegend mit<br />

Kräuteranbau gepflegt wird. Das ist die höchste Form von biologischer<br />

Qualität, die zertifiziert wird, also auch eine hohe Auszeichnung<br />

unseres Gärtners bedeutet. Es ist zudem die erste biologische Richtung,<br />

die es gibt, welche auf Angaben von Rudolf Steiner begründet<br />

und entwickelt wurde. Die Kräuterwerkstatt bezieht einen Teil ihres<br />

Kräuterbedarfs aus diesem hauseigenen Anbau. Die Kräuter werden<br />

getrocknet, genau nach kontrollierten selbst kreierten Rezepten zu<br />

verschiedenen Genuss- und Medizinaltees gemischt und in Säcklein<br />

abgefüllt und auf ansprechende Weise beschriftet. Der Kräuterwerkstatt<br />

ist ein Laden angegliedert, bei dem die Wohngruppen ihre<br />

Bedarfsgüter bestellen, die durch die Betreuten ausgeliefert werden.<br />

Da sind auch buchhalterische Qualitäten gefragt. Auch Private können<br />

dort einkaufen.<br />

Unsere Anlagen sind ein Schmuckstück, welches gepflegt werden will.<br />

Für die Umgebungspflege gibt es eine Gruppe „Geländepflege“,<br />

welche unser Gelände im Schuss hält. Zwei traditionelle Werkstätten im<br />

Heim sind die Kerzenwerkstatt, wo wunderbar duftende, exakt und<br />

schön gearbeitete Kerzen gezogen werden, und die Weberei, in<br />

welcher farblich und materialmässig edle, schöne Gebrauchsstoffe<br />

professionell auf Handwebstühlen gewoben werden. In der<br />

Holzwerkstatt werden viele im Heim anfallende Reparaturen gemacht,<br />

auch verschiedene neue Holzartikel werden hergestellt. Fehlen noch<br />

Werkküche/Bäckerei und die Wäscherei, wo nebst dem<br />

Dienstleistungsbetrieb auch noch Betreute in separaten, geeigneten<br />

Programmen arbeiten.<br />

4 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Konzentriertes Arbeiten und intensive Betreuung in der Bäckerei .<br />

Die meisten Werkstätten werden nur von einer Person geführt. Zur<br />

Entlastung bei Abwesenheiten durch Kurse, Krankheiten und Ferien<br />

wurde eine Springerstelle geschaffen. Trotzdem ist der Anspruch an die<br />

betreuenden Mitarbeiter sehr hoch. Mehr Personal wäre willkommen,<br />

kann aber nicht finanziert werden.<br />

Unsere Werkstätten sind nicht durch den Verkauf der entstehenden<br />

Produkte auf Ertrag ausgerichtet, sondern darauf, dass unsere<br />

Betreuten in eine sinnvolle, angemessene Beschäftigung geführt und<br />

geleitet werden können. Trotzdem stellen wir viele Produkte her, welche<br />

verkauft werden. Das hilft uns, teure Entstehungskosten, also<br />

Ausgaben für Material, wenn möglich auszugleichen. Wir können die<br />

Tätigkeiten somit besser den Möglichkeiten der Betreuten anpassen,<br />

als beispielsweise über Arbeitsaufträge für die Industrie. Die Aufgaben<br />

müssen also nicht monoton sein, können abwechslungsreicher<br />

gestaltet werden, der Druck auf Umsatz um jeden Preis fällt weg.<br />

Unsere gefertigten Produkte haben einen ästhetischen Wert, sind also<br />

nicht nur zweckmässig, sondern auch schön und ansprechend,<br />

liebevoll gestaltet. Das sich Umgeben mit wertvollem, schönem<br />

Material richtet die Seele mehr auf, als beispielsweise immer nur so und<br />

so viele Schrauben abzuzählen, oder Karton zu falten. Die Fähigkeiten<br />

unserer betreuten Mitarbeiter sind unterschiedlich. Bei vielen ist es<br />

nicht leicht herauszufinden, was für eine Arbeit ihnen entsprechen<br />

könnte, wie sie eine Mitverantwortung übernehmen können, für eine<br />

noch so kleine Handhabung, um damit das Erleben von Nützlichsein,<br />

zu einer Arbeit gebraucht zu werden, dazu zu gehören, seinen Beitrag<br />

zu einem Ganzen leisten zu können, zu spüren. Es werden verschiedenen<br />

Hilfsmittel konstruiert und verwendet, um den behinderten<br />

Mitmenschen das Mittun zu erleichtern, oder überhaupt zu ermöglichen.<br />

Die Produkte, die in viel Kleinarbeit entstehen, werden auf verschiedenen<br />

Märkten mit gutem Erfolg verkauft. Auch Bestellungen werden von<br />

den Werkstätten entgegengenommen.<br />

Schreinerei<br />

Sägen, hobeln, schnitzen, schmirgeln,<br />

spitzen und feilen. Das Ergebnis<br />

sind Bilderrahmen, Bänke,<br />

Spielwaren, Holzschalen, Vogelhüsli<br />

oder aber Reparaturen sowie Sonderanfertigungen<br />

für unser Heim.<br />

Garten<br />

Arbeiten mit Behinderten<br />

Um hier tätig zu werden, braucht es<br />

Luft- und Sonnenhunger, aber auch<br />

eine gewisse Wetterfestigkeit! Die<br />

Gartengruppe ist einerseits für das<br />

gärtnerische Aussehen der Heimanlagen<br />

verantwortlich und andererseits<br />

für die Produktion von Blumen,<br />

Kräutern und Gemüse für den Eigengebrauch.<br />

Werkküche / Bäckerei<br />

Unter aufmerksamer professioneller<br />

Anleitung rüsten, backen und<br />

kochen Bewohner, um die hungrigen<br />

Mäuler und Mägen aller Mitarbeitenden<br />

und Bewohner regelmässig<br />

zu stopfen.<br />

Günther Boltshauser ist im <strong>Columban</strong> seit<br />

1996 tätig und zur Zeit verantwortlicher Leiter<br />

der Bereiche Beschäftigung und Therapie<br />

sowie Mitglied der Heimleitung.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 5


Aus den Werkstätten<br />

Huflattich (tussilago farfara)<br />

Man nennt ihn auch Fohlenkraut<br />

oder Eselskraut. Da die Blüten vor<br />

den Blättern kommen, sagt man<br />

auch: “ Es erscheint der Sohn vor<br />

dem Vater.”<br />

Huflattich wächst an Bachufern, an<br />

Böschungen, Eisenbahndämmen,<br />

auf Schuttplätzen, an Acker- und<br />

Waldrändern.<br />

Verwendet werden die Blätter (Mai,<br />

Juni) und die Blütenköpfe (Februar,<br />

März), wenn sie sich ganz entfaltet<br />

haben.<br />

Die Blüten schmecken süsslich,<br />

etwas herb (und riechen nach<br />

Honig), die Blätter sind leicht bitter.<br />

Der Huflattich ist die erste Heilpflanze<br />

im Frühling! Sie wirkt entzündungshemmend,<br />

blutreinigend<br />

und ist vitaminreich. Ein Tee aus den<br />

Blättern ist ein altes Hausmittel<br />

gegen Husten. Früher bereitete man<br />

aus dem Huflattich gern ein Gemüse<br />

für blutarme Kinder.<br />

Zwei Tage haben die Betreuten aus der Kräuterwerkstatt morgens<br />

und nachmittags Huflattichblüten an Berghängen und Schutthalden<br />

gesammelt. Wir sind in einsame Gegenden des Urnäscher Berggebietes<br />

gewandert. Nachfolgendes Märchen erklärt Euch warum:<br />

Der Huflattich aus Kräutermärchen von Folke Tegetthoff<br />

Der für Kräuter zuständige Engel, Herbario, sass in seinem<br />

Wolkenlabor und kramte zwischen Blättern, Blüten und Samen. Heute<br />

morgen war er mit einem schrecklichen Husten aufgewacht. Einem<br />

Husten, der ganz hinten sitzt und sein Vergnügen darin findet, den Hals<br />

zu kitzeln. In seinem Ärger fand Herbario aber nicht gleich die richtige<br />

Pflanze, roch da, kostete dort, aber nichts wollte den Husten beruhigen.<br />

„Wird Zeit, dass der Frühling kommt, damit ich wieder Ordnung hier<br />

herein bekomme“, brummte der Engel.<br />

Die Samen probten schon ihren Auftritt, einzelne Blätter hatten sich<br />

schon ein Blüten-Make-up aufgelegt. Aber nichts fand sich gegen<br />

diesen gemeinen Husten! Im hintersten Winkel entdeckte der Engel<br />

einen Topf mit herrlich goldgelben Blüten. „Wer seid Ihr denn?“ fragte<br />

er und griff nach dem Behälter. Da geschah das Unglück! Ein Unglück,<br />

das dem Kräuterengel Herbario in seiner tausendjährigen Dienstzeit<br />

noch nie passiert war: Irgendwie rutschte der Topf aus seiner Hand, fiel<br />

von der Wolke, und unendlich viele kleine, gelbe Blüten regneten auf<br />

die Erde. „Um Himmels willen!“ schrei Herbario entsetzt auf. „Und das<br />

im Februar!“<br />

Die Sonne hatte in das weisse Leintuch des Winters schon viele grüne<br />

Flecken gemalt. An so einem Sonnentag durfte das Fohlen zum<br />

erstenmal allein auf die Weide. Nachdem es den wilden Galopp<br />

ausprobiert, sich auf der weichen, schon warmen Erde gewälzt hatte,<br />

legte es sich hin, um ein bisschen zu verschnaufen. Plötzlich glaubte es<br />

zu träumen: Es regnete kleine Sonnen! Und es hörte gar nicht mehr auf.<br />

Immer mehr Blüten fielen vom Himmel wie gelber Schnee!<br />

In kindlicher Angst meinte das Fohlen, es wäre zu wild gewesen und<br />

hätte die Sonne gestört, die nach ihrer langen Winterruhe ja noch ganz<br />

schläfrig war. Also begann es hastig, alle Blüten aufzufressen! Frass,<br />

frass, bis es ganz dick war und sich kaum noch rühren konnte. Am<br />

nächsten Tag hatte das Fohlen die ganze grüne Weide gelb gedüngt...<br />

Oben, auf seiner Wolke, lag Herbario und sah durch sein Fernglas,<br />

was für eine Bescherung er mit Hilfe des jungen Pferdes auf der Erde<br />

angerichtet hatte. „Gelbe Blüten im Februar!“ stöhnte er. „Wenn das<br />

Gott erfährt, na dann Prost!“ Nun war ja nichts mehr dagegen zu<br />

machen. Da erst entdeckte Herbario, dass dort auf der Weide ja Blüten<br />

ohne Blätter blühten. „Auch das noch“, rief er und schlug sich auf die<br />

engelische Stirn. Schnell suchte er nach geeigneten Blättern, aber alle<br />

Formen waren schon an andere Pflanzen vergeben. In seiner<br />

Verzweiflung und in der Hoffnung auf ein Wunder leerte er einfach den<br />

Topf mit der Aufschrift „Blattgrün“ auf die Erde.<br />

„Wahrscheinlich bin ich meinen Job sowieso los!“ murmelte er und<br />

legte sich hinters Fernrohr, um zu beobachten, was nun passierte.<br />

Das Fohlen lag auf der gelbgesprenkelten Wiese und getraute sich<br />

kaum noch, eine Bewegung zu machen. Es dachte immer noch, es sei<br />

seine Schuld gewesen, dass die kleinen Sonnen auf die Weide gefallen<br />

waren und jetzt alles voller gelber Blütentupfen war. So kann man sich<br />

vorstellen, wie das Fohlen in Panik geriet, als plötzlich auch noch ein<br />

grüner Regen auf sein Fell herabprasselte!<br />

6 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Es sprang auf und galoppierte und trampelte auf der grünen Masse<br />

herum, als wollte es alles in die Erde stampfen. Als es vor Erschöpfung<br />

zu Boden sank, bemerkte es, dass sich durch seine Tritte unzählige<br />

Blätter geformt hatten.<br />

„Na ja, nicht besonders originell, aber besser als gar nichts“, sagte sich<br />

Herbario, „gelbe Blüten im Februar und Blätter, die aussehen wie<br />

Fohlenhufe...“<br />

„Herbario!“ rief es plötzlich durch den Himmelssaal.<br />

„Oh, mein Gott!“ Herbario flog zitternd zur obersten Himmelswolke.<br />

„Herbario“, sagte Gott, „als ich heute morgen die Erdrundschau sah,<br />

entdeckte ich ein neues Kraut. War das deine Idee?“<br />

Herbario wusste nicht recht, was antworten.<br />

„Es gefällt mir. Eine gute Idee, schon im Februar ein bisschen Gelb zu<br />

streuen. Und die Blätter sind auch hübsch gelungen. Aber sag, wofür ist<br />

es gut?“<br />

„Äh, ich ... ich hatte so schrecklichen Husten und als ich ...“<br />

„Gegen Husten also, das ist gescheit! Von solchen Kräutern kann man<br />

nie genug haben. Bravo Herbario!“<br />

Als der Kräuterengel glückstrahlend in sein Wolkenlabor zurückgekehrt<br />

war, kramte er zwischen Töpfen und Tiegeln, bis er endlich fand, was er<br />

suchte. „Das hast du dir verdient, junges Fohlen.“ Und er leerte einen<br />

Sack mit himmlischem Hafer auf die Pferdeweide. „Danke!“ rief er und<br />

trug in sein Kräuterbuch den Namen für das neue Kraut ein:<br />

Fohlenkraut!<br />

Der Huflattich aus Kräutermärchenbuch Teil 2 erschienen im Nymphenburger<br />

Verlag, München mit freundlicher Genehmigung des Autors<br />

Folke Tegetthoff (www.tegetthoff.at)<br />

Arbeiten mit Behinderten<br />

Ein Auszug aus dem über 30<br />

Mischungen umfassenden<br />

Angebot der Kräuterstube:<br />

Wochentagstees<br />

Von Montag bis Sonntag, für jeden<br />

Tag den richtigen Tee mit jeweils den<br />

einzelnen Wochentagen zugeordneten<br />

Kräutermischungen.<br />

Afrikanische Weite<br />

Erfrischend und stärkend erfüllt uns<br />

der duftende Tee mit einer Ahnung<br />

der Freiheit und Vielfalt in den<br />

Weiten Südafrikas. (Vitamin C reich)<br />

Roibos, Zitronengras, Verbena, Zitronenstücke,<br />

Zitronenthymian<br />

Dolce Vita<br />

Erfrischender Tee, würzig und aromatisch<br />

mit der natürlichen Süsse<br />

von Pfirsichstücken und Steviablättern;<br />

um wieder mal richtig die Süsse<br />

des Lebens zu geniessen. Schmeckt<br />

auch als Eistee vorzüglich!<br />

Grüntee Sencha, Melisse, Holderblüten,<br />

Pfirsichstücke, Ingwer, Kardamom, Stevia,<br />

Linden-, Klee-, Dostblüten<br />

Nichtgeburtstagstee<br />

Ein herrlicher Familientee für 364<br />

Tage im Jahr! (Für den Geburtstag<br />

empfehlen wir den Festtagstee)<br />

Cassisblätter, Kakaoschalen, Kapuzinerblüten,<br />

Orangenstücke, Zimt, Quittenstücke,<br />

Lindenblüten, Sternanis, Koriander, Zitronenstücke,<br />

Ingwer<br />

Regenbogentee<br />

So leicht und luftig, wie die Farben<br />

des Regenbogens bereitet dieser Tee<br />

beim Trinken Freude.<br />

Goldmelisse, Rosen, Ringelblumen, Zitronenbasilikum,<br />

Kornblumen, Melisse, Schlüsselblumen,<br />

Königskerze, Lavendel, Malvenblüten<br />

Tropic Dream<br />

Ein Traum von Tee! Je nach dem, ob<br />

man ihn 5, 10, 20 oder 30 Min.<br />

ziehen lässt - er schmeckt jedes mal<br />

anders. Köstlich auch als Eistee.<br />

Bananenstücke, Roibos, Orangenblüten,<br />

Orangenschalen, Kiwistücke, Rosen, Süssholz,<br />

Kardamom, Nelken, Fenchel, Piment<br />

Es ist unser Ziel, Sie mit unseren<br />

exklusiven Rezepten zu erfreuen<br />

und Ihnen die Vielfalt unserer<br />

Kräutertees nahe zu bringen.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 7


Aus den Werkstätten<br />

Der Garten von Thomas Clavadetscher<br />

Eine kurze Geschichte der Gärtnerei<br />

Unsere Gärtnerei ist schon seit Jahren biologischdynamisch<br />

bewirtschaftet worden, jedoch wurde sie<br />

nicht offiziell für eine Begleitung oder ein Label<br />

angemeldet. Dies geschah erst im Jahr 2000, als Rolf<br />

Mellentin zu uns in den Garten kam und unser Team<br />

ergänzte. Gemeinsam entwickelten wir eine neue<br />

Struktur und Daniel Baumgartner erhielt den Auftrag,<br />

mit dem FiBL (Forschungsinstitut für biologischen<br />

Landbau) in Kontakt zu treten. Wir wurden in dessen<br />

Kontrollprogramm aufgenommen, was zu einer zweijährigen<br />

Umstellungsphase führte, in der wir alljährlich<br />

kontrolliert wurden.<br />

Bereits im Jahr 2003 erhielten wir - als einer der<br />

kleinsten Betriebe - die “Vollknospe-Anerkennung”.<br />

Doch wir wollten weiter, das Gartenteam und ich: Wir<br />

wollten die Demeter- Qualität erreichen!<br />

Am 26. August 2004 erreichten wir nach vielen<br />

Stunden aufwendiger Planung und intensiver Arbeit<br />

unser Ziel . Seit diesem Datum ist das Heim <strong>Columban</strong><br />

ein Demeter-Betrieb!<br />

Eine wichtige Anmerkung betrifft eine Neuregelung für<br />

die Demeter-Anerkennung, welche seit diesem Jahr<br />

neu an den Betriebsleiter gebunden worden ist.<br />

Mit nachfolgenden Erläuterungen möchte ich den<br />

Lesern einen kleinen Einblick in den nicht immer<br />

einfachen Kreislauf von Mikrokosmos und Makrokosmos<br />

zu gewähren. In diesem Zusammenhang ist auch<br />

die Frage nach der Düngung mit den biologischdynamischen<br />

Präparaten wichtig.<br />

Humusreicher, aktiver Boden das wertvollste<br />

Kapital des Bauern<br />

Der Humusanteil nimmt in gut gepflegten Böden<br />

laufend zu. Dies bestätigen nicht nur Bauern, sondern<br />

auch Langzeitversuche “DOK” des Forschungsinstitutes<br />

für biologischen Landbau FiBL. Dieser stellt<br />

auch fest, dass in den biodynamischen Parzellen die<br />

Summe der Bodenlebewesen und deren Aktivitäten am<br />

Höchsten sind.<br />

Vitale Pflanzen für Mensch und Tier<br />

Innere Formkraft, Nährwert, Sättigungsgrad und<br />

Gesundheitswert der biodynamischen Pflanzen sind<br />

hoch.<br />

Einbezug der Kräfte aus dem Kosmos (Mond,<br />

Planeten und Tierkreis)<br />

Dass der Mond eine Wirkung auf die Erde hat, wird z.B.<br />

an Ebbe und Flut deutlich. Auch die Planeten beeinflussen<br />

mit ihren Kräften die Natur und in Verbindung mit<br />

den einzelnen Tierkreisbildern sogar das Klima. Der<br />

Aussaatkalender von Maria Thun berücksichtigt die<br />

Wirkung dieser Kräfte. Die biodynamischen Bauern<br />

beziehen diese Kräfte mit ein und arbeiten zusammen<br />

mit ihnen.<br />

Die biodynamischen Präparate<br />

Sie bestehen aus Pflanzen für die Pflege der Hofdünger<br />

und Komposte. Die beiden Präparate aus Dung bzw.<br />

Quarz werden in Wasser intensiv gerührt und in<br />

homöopathischer Dosis aufs Feld gebracht. Sie stärken<br />

die Pflanzen, regen Bodenlebewesen an und fördern so<br />

den Humusaufbau.<br />

Eigenverantwortung<br />

Der biodynamische Bauer steht in ständiger<br />

Zwiesprache mit der Natur, dies fordert einfühlsame<br />

kreative Lösungen. Deshalb ist in der biodynamischen<br />

Landwirtschaft die Eigenverantwortung sehr hoch.<br />

8 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Die Demeter-Anbaurichtlinien<br />

Sie gehen von einer ganzheitlichen Betrachtung aus. So<br />

werden Tiere ausschliesslich mit Demeter- und Biofutter<br />

gefüttert. Die Liste der erlaubten Dünger und Pflanzenschutzmittel<br />

ist kurz. Kontrolle und Zertifizierung führt<br />

die bio.inspekta in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Verein für biodynamische Landwirtschaft aus.<br />

Grundlagen-Informationen<br />

Grundlage der biodynamischen Landwirtschaft ist der<br />

„Landwirtschaftliche Kurs“ von Rudolf Steiner gehalten<br />

in Koberwitz an Pfingsten 1924.<br />

Thomas Clavadetscher arbeitet seit April 1999 im Heim <strong>Columban</strong><br />

und leitet als Gärtner mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung die<br />

Gartenwerkstatt.<br />

Holz als Werkstoff und Medium<br />

von Pius Gschwend<br />

Die Bäume sind unsere Begleiter durch das ganze Jahr.<br />

Je nach Witterung sind sie ruhig, säuselnd oder wild<br />

bewegt. Die kahlen Äste, das Spriessen und Grünen<br />

der Blätter, die Blütenzeit und das Früchtetragen, sowie<br />

die bunten Herbstblätter wirken in die seelische Tiefe<br />

hinein. Sie inspirieren und spenden Lebensenergien.<br />

Der Rohstoff Holz bildet eine ideale Brücke von der<br />

Natur zum Menschen. Bei der Vertiefung in einen<br />

werdenden Holzgegenstand eröffnet sich eine neue<br />

Welt. Nebst der Lichtquelle, der Holzmaserung und den<br />

verschiedenen Naturfarbtönen wirken auch Formen<br />

und Strukturen auf uns ein. Sie sprechen die emotionalen<br />

Kanäle an; Phantasien entstehen, Wünsche<br />

erwachen und fordern den Menschen zur Aktivität auf.<br />

Arbeiten mit Behinderten<br />

Holz bietet sich als vielseitiger Werkstoff an. Es kann<br />

gesägt, geschnitten, gehobelt, gekratzt, gebohrt,<br />

gedreht, gefeilt, geklebt, gebeizt, bemalt und gebrannt<br />

werden.<br />

Verschiedenste Werkzeuge und Maschinen setzt man<br />

zum Sägen, Fräsen und Spalten ein. Holzverbindungen<br />

stellt man durch Klebstoffen, Leimen, Metallprofilen,<br />

Nageln und Schrauben her.<br />

Die Möglichkeiten, das Holz als therapeutisches<br />

Hilfsmittel einzusetzen sind vielfältig. Bei der<br />

Begegnung und seiner Bearbeitung spricht es alle<br />

Sinne an; insbesondere Auge, Ohr, Geruch- und<br />

Tastsinn. Es ist ein idealer Stoff, um die Geschicklichkeit<br />

der Hände (Feinmotorik) zu üben. Als Hilfsmittel zu<br />

einer kreativen Gruppentätigkeit regt es das Mitdenken<br />

an und motiviert zum Handeln und Mitgestalten.<br />

Für die Betreuten ist die Förderung der Vertrautheit zum<br />

Holz wichtig. Im Erleben wie Holz sich verändert,<br />

erweitern sich die Denkprozesse und die<br />

Arbeitsmöglichkeiten. Es verhilft zu mehr Sicherheit und<br />

grösserem Selbstwertgefühl. Das Gestalten in der<br />

Gruppe stimuliert und fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl.<br />

Der Werkstoff Holz eignet sich bestens für wachsende<br />

Wiederholung, denn wachsende Wiederholung ist<br />

„lebendiges Sein.“<br />

Pius Gschwend ist seit Dezember 20<strong>01</strong> als Leiter der Holzwerkstatt<br />

tätig und blickt auf lange Jahre Berufserfahrung als Schreiner und<br />

Sozialpädagoge VPG zurück.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 9


Aus den den Wohngruppen<br />

Wohnruppen<br />

Für Anna von Werner Joller<br />

An einem Webstuhl sitzen,<br />

Faden um Faden weben,<br />

goldene Fäden, blaue,<br />

rote und grüne Fäden.-<br />

So magst Du, Anna,<br />

auch Dein Leben weben,<br />

Tag für Tag:<br />

Webe die Trauer,<br />

die Freude,<br />

die Leiden, Krämpfe und Feste<br />

zu einem Teppich,<br />

zum Teppich Deines Lebens!<br />

“Vertrauen”, Linolschnitt<br />

Für Corinne von Werner Joller<br />

Du kannst nicht schreiben, kannst nicht lesenund<br />

dennoch strahlt die ganze Kraft<br />

der Gottheit von Deinem Wesen,<br />

das uns berührt und neu erschafft!<br />

Werner Joller arbeitet seit Juli 20<strong>01</strong> als<br />

Betreuer auf der Wohngruppe Esche.<br />

Parzival in Italien von Katrin Gruber<br />

Hallo! Dürfen wir uns vorstellen, wir sind die Gruppe Parzival!<br />

Wir bestehen aus fünf Schützlingen und fünf Mitarbeitern, waren letzten<br />

September wie jedes Jahr in Italien, genauer gesagt in Bibione. Voller<br />

Vorfreude machten wir uns mit dem Bus auf den Weg, wir hatten 8<br />

Stunden Fahrzeit vor uns!<br />

Dürfen wir vorstellen, an Bord mit dabei waren: Heini, 44 Jahre alt,<br />

redet für sein Leben gerne, liebt seine Grosmami und noch mehr<br />

Schokolade, Guetzli und fast alles was süss ist. Roger, 40 Jahre alt,<br />

taubstumm, kann aber gut zeigen was er will und was nicht. Er liebt es,<br />

PET-Flaschendeckel zu sammeln und diese zu Parfümieren, natürlich<br />

waren „Deckelis“ auch an Bord. Auch dabei: Karin, 33 Jahre alt, unser<br />

Mami der Gruppe. Sie kontrolliert alles und jeden, macht<br />

Haushaltarbeiten alleine und liebt es stundenlang mit der Schnur und<br />

Stecken zu spielen und alles zu hinterfragen. Da wäre da noch unser<br />

Marco, 35 Jahre alt, er redet nicht, dafür stellt er uns Mitarbeiter immer<br />

auf eine harte Aufmerksamkeitsprobe. Er liebt es „Blödsinn“ zu<br />

machen, die Mitarbeiter zu ärgern, das ist sein Element! Nicht zu<br />

vergessen: Unser Andreas, 28 Jahre alt, unser Nesthäkchen, doch er<br />

hat es ganz schön in sich. Er ist der Kreativste auf unserer Gruppe,<br />

neben Klavier spielen, näht er gerne an seiner Nähmaschine (er meint<br />

zumindest er würde nähen). Er ist ein Fasnachtsnarr, liebt es sich zu<br />

verkleiden, zu schminken und Ballons platzen zu lassen. Zudem ist er<br />

ein kleiner Botaniker, sammelt gerne Blumen und macht Sträusse, die<br />

er dann sorgfältig zusammenstellt und in eine Vase steckt, so dass die<br />

ganze Gruppe mit seinen Blumen „geschmückt“ ist, manchmal auch<br />

der ganze Boden!<br />

Im Handgepäck die Mitarbeiter, welche zum Rechten geschaut haben!<br />

In Italien angekommen, genossen wir das schöne Wetter, lagen viel am<br />

Strand und abends gab es auf unserer schönen Terrasse feine Pasta alla<br />

italia con i verdura fresci e insalate! Leider regnete es die letzten drei<br />

Tage, so dass wir doch erfreut waren, am letzten Tag wieder nach Hause<br />

zu fahren. Wir hatten wirklich ein wunderschönes Lager und freuen uns<br />

schon auf den September dieses Jahres, denn dann fahren wir wieder<br />

nach Italien, und dieses Mal heisst unser Ziel Toscana.<br />

Euer Team Parzival<br />

* Da unsere Schützlinge so viel Gepäck und Spielzeug mitgenommen<br />

haben, hatten wir leider keinen Platz mehr für den Fotoapparat. Sorry<br />

keine Fotos, aber Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, wie schön wir es<br />

hatten! Und dieses Jahr gibt's bestimmt Fotos!<br />

Katrin Gruber arbeitet seit Februar 2004 als Betreuerin auf der Wohngruppe Parzival.<br />

10 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Auf neuen sprachlichen Wegen von Andrea Waldenburg<br />

Jede Bewohnerin und jeder Bewohner hat eine ganz eigene und<br />

spezielle Art, sich auszudrücken. Als Betreuerinnen und Betreuer haben<br />

wir es gelernt, ihre individuellen Lautäusserungen, Mimiken,<br />

Gebärden und Töne zu interpretieren und zu verstehen. Sicher gibt es<br />

im Alltag manchmal Missverständnisse, aber das ist auch mit dem<br />

gesprochenen Wort nicht zu vermeiden.<br />

Wir möchten gerne, dass unsere fünf Bewohner nicht nur uns verstehen,<br />

sondern dass sie sich selber ausdrücken und ihre Wünsche<br />

äussern können.<br />

Seit letztem Jahr arbeiten wir an der Entwicklung eines Verständigungsmodells<br />

mittels einer Fototafel, die an zentraler Stelle auf der<br />

Wohngruppe aufgehängt wird. Fotos sollen deutlich machen, welcher<br />

Wochentag heute ist, welche Termine und Aufgaben heute anstehen,<br />

welche Betreuer auf der Gruppe anwesend sind und welche<br />

Freizeitaktivitäten wir planen. Über das Bild wollen wir ins Gespräch<br />

kommen.<br />

Als zweites führen wir langsam im täglichen Kontakt eine einfache<br />

Gebärdensprache ein. Das heisst, wir müssen alle dazulernen. Bei<br />

Tisch beginnen wir mit Begriffen wie „Bitte“ und „Danke“ oder „Brot“<br />

und „Butter“. Es ist ein grosser Schritt für die Menschen, sich vom<br />

Zeigen oder Deuten zu lösen und in die Gebärde wechseln, z.B. wenn<br />

man ein Brot möchte. Wir wissen auch, dass es nicht für jeden<br />

Bewohner gleich gut möglich sein wird, auf das Erlernen von<br />

Gebärden für die Kommunikation einzusteigen. Einige Gebärden<br />

jedoch wie z.B. Klatschen oder Reiben der Hände sind gut zu erlernen.<br />

Durch konsequente Anwendung der Gebärden erhoffen wir uns, die<br />

sprachliche Einbahnstrasse zwischen uns, den Betreuern und unseren<br />

Bewohnern zu durchbrechen. In der nebenstehenden Seitenspalte sind<br />

drei Beispiele aus dem Handbuch “Wenn mir die Worte fehlen” von<br />

Anita Portmann zu sehen, welche die Nähe zwischen Wort und<br />

Gebärde verdeutlichen.<br />

Andrea Waldenburg Lienhard arbeitet seit 10 Jahren als Betreuerin im Heim <strong>Columban</strong><br />

und studiert seit Herbst 2002 berufsbegleitend an der FHS Rorschach Soziale Arbeit.<br />

Leben im <strong>Columban</strong><br />

Illustrationen: Martin Gyger aus “Wenn mir<br />

die Worte fehlen” Handbuch, Heilpädagogisches<br />

Zentrum Schüpfheim 20<strong>01</strong><br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 11


Anthroposophie<br />

Was bedeutet anthroposophische Heil- und Sozialtherapie von Gerard Kwant<br />

Das Essenzielle des anthroposophischen Menschenbildes<br />

ist die Einzigartigkeit jedes Individuums. Jeder<br />

Mensch wird betrachtet als ein geistiges Wesen mit<br />

einer eigenen Individualität und eigenem Entwicklungsweg.<br />

Diese Individualität existiert bereits vor der<br />

Erdengeburt und wird auch nach dem Tode weiterexistieren.<br />

Durch die Verbindung mit dem physischen Körper kann<br />

die geistige Wesenheit sich in aufeinanderfolgenden<br />

Erdenleben weiter entwickeln.<br />

Nach dieser Erkenntnis ist das Geistige im Menschen,<br />

dessen Individualität, immer gesund.<br />

Bei Menschen mit einer geistigen Behinderung<br />

(Entwicklungsstörung) ist die Rede von einem gestörten<br />

Verhältnis zwischen ihrer Individualität und ihrem<br />

Körper, durch Störungen in ihrem physischen Körper.<br />

Prozesse wie das Denken, Fühlen und Wollen können<br />

dadurch stark beeinträchtigt sein, jedoch nicht die<br />

Persönlichkeit bildende Individualität selber.<br />

Was bedeutet dies nun konkret dieser Ansicht nach für<br />

die Arbeit mit Menschen mit einer Entwicklungsstörung?<br />

Kurz gesagt: Die Pflege und Betreuung muss mehr<br />

beinhalten als das Überwachen der körperlichen<br />

und geistigen Gesundheit.<br />

Wir wollen zudem, wie schwierig das auch manchmal<br />

sein kann, hinstreben auf das Finden und Unterstützen<br />

von durchführbaren Entwicklungsmöglichkeiten. Dies<br />

tun wir unter anderem dadurch, dass wir die<br />

Entwicklung der Beziehung in den Mittelpunkt stellen<br />

und fördern zwischen behinderten Mitarbeitern und<br />

nicht-behinderten Mitarbeitern.<br />

Die Bezeichnung Heilpädagogik bedeutet eine<br />

Erziehung, welche heilend wirkt. In der anthroposophisch-heilpädagogischen<br />

Vorgehensweise wird das<br />

Kind immer gesehen in einem erweiterten Familienkreis.<br />

Die intensive Zusammenarbeit und Einbeziehung<br />

der Eltern und eventueller Geschwister in die<br />

pädagogische Arbeit hat einen hohen Stellenwert.<br />

Die anthroposophische Heilpädagogik legt grossen<br />

Wert auf eine künstlerische Umgebung, auf Therapien<br />

mit einem künstlerischen Hintergrund und auf die<br />

innere Haltung der Heilpädagogen als bestimmendes<br />

Element in der Begegnung. Weiter spielt ein religiöskulturell<br />

orientierter Rhythmus in Tag, Woche und Jahr<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Die anthroposophische Sozialtherapie nun hat sich aus<br />

dieser Heilpädagogik weiter entwickelt. Sie richtet sich<br />

spezifisch nach der Pflege und Entwicklung für<br />

Erwachsene mit einer Entwicklungsstörung. Der Ansatz<br />

der anthroposophischen Sozialtherapie ist die menschliche<br />

Ebenbürtigkeit. Die Erwachsenen (sprich behinderten<br />

Mitarbeiter) werden angesprochen auf ihre<br />

sozialen Fähigkeiten und gestärkt in ihrem Gefühl der<br />

menschlichen Vollwertigkeit.<br />

Konkret geschieht dies durch Teilnahme an künstlerischen<br />

Aktivitäten, sowie sinnvoller Arbeit. Eine Arbeit im<br />

Gegensatz zum Hobby, nicht für sich selber, sondern für<br />

andere. Das, was produziert ist, wird gekauft und<br />

gebraucht. Die Aufgaben, welche die behinderten<br />

Mitarbeiter in den Werkstätten übernommen haben,<br />

fordern von ihnen, bei sich zu bleiben und<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Auch in der Sozialtherapie ist die künstlerische<br />

Umgebung, die Therapien, die innere Haltung der<br />

Sozialpädagogen von immenser Bedeutung. Sowohl in<br />

der Heilpädagogik als auch in der Sozialtherapie gilt<br />

eine Entwicklungsstörung als eine Möglichkeit, um<br />

innere Fähigkeiten zu entwickeln. Auch die Heilpädagogen<br />

und Sozialtherapeuten durchlaufen gemeinsam<br />

mit den Betreuten einen Entwicklungsweg, erstens<br />

durch die alltägliche gemeinsame Auseinandersetzung,<br />

aber zum Beispiel auch durch das gemeinsame<br />

Wohnen mit den Betreuten (Camphill).<br />

Die anthroposophische Methodik der Heilpädagogik<br />

und Sozialtherapie selbst basiert auf der Erfahrung,<br />

dass der Einsatz zur Selbstentwicklung bei den<br />

Betreuern grossen Einfluss hat auf die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

der Kinder und Erwachsenen.<br />

In diesem Sinne sind Menschen mit einer Entwicklungsstörung,<br />

sowie ihre Begleiter innerhalb der Sozialtherapie,<br />

„Challenged people“.<br />

Behinderte Mitarbeiter und nicht-behinderte Mitarbeiter,<br />

welche Verantwortung für einander übernehmen<br />

wollen, gehören in der anthroposophischen Sozialtherapie<br />

zu einer Gemeinschaft, worin jeder auf seine<br />

individuellen Qualitäten und sein Entwicklungspotenzial<br />

hin angesprochen wird.<br />

Gerard Kwant arbeitet seit 2004 im Heim <strong>Columban</strong> als Gruppenverantwortlicher<br />

auf der Wohngruppe Ahorn und blickt auf über<br />

zwanzig Jahre Erfahrung in der Arbeit als Sozialtherapeut mit<br />

Behinderten zurück.<br />

12 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Das Therapieangebot von Günther Boltshauser<br />

Ein nicht unwesentliches Merkmal am Heim <strong>Columban</strong> ist, dass es mit<br />

anthroposophischem Hintergrund geführt wird. Das findet unter vielem<br />

Anderen eine Ausprägung in den von uns angewendeten Therapieformen.<br />

Wir können damit nicht Behinderungen unserer Bewohner<br />

heilen, aber ihnen wertvolle Impulse geben, die sie in ihrem Alltag<br />

umsetzen können. Das gelingt einige Male mehr, andere Male weniger.<br />

Die Bereitschaft und die Fähigkeit Impulse aufzunehmen und umzusetzen,<br />

sind unterschiedlich<br />

Ein zentraler Unterschied zu allen andern Lebewesen macht den<br />

Menschen aus, nämlich dass er ein individuelles Ich besitzt. Dank<br />

dieser Ich-Begabung kann der Mensch schöpferisch, kreativ tätig sein.<br />

Kunst und Kultur ist dem Menschen eigen, entspricht dem Menschen,<br />

macht den Menschen zum Menschen. Die Anthroposophie Rudolf<br />

Steiners hatte früh, im Beginn des letzten Jahrhunderts, entdeckt, dass<br />

mit künstlerischer Tätigkeit heilend auf den Menschen gewirkt werden<br />

kann. Denn künstlerisches Schaffen fordert den ganzen Menschen<br />

heraus, durch genaues Beobachten und konsequentes Denken,<br />

Feinfühligkeit im Empfinden und subtiles Handeln. Nebst Malen,<br />

Plastizieren, Musik, wurde eine neue Kunstform entwickelt, welche<br />

Sprache und Töne über Gebärden sichtbar macht, die Eurythmie. Eine<br />

weitere Entwicklung der Eurythmie in therapeutische Wirksamkeiten ist<br />

die Heileurythmie.<br />

Maltherapeutische Ansätze gibt es sehr verschiedene. Was ein Mensch<br />

malt, hat immer mit ihm zu tun. Geübte Therapeuten können charakteristische<br />

Tendenzen und kranke Züge aus dem Gemalten lesen.<br />

Allerdings darf man einen Menschen nicht auf etwas festlegen, was er<br />

im Moment gemalt hat; er kann das ja auch verändern. Gerade das<br />

Verändern kann aber zielbewusst mit klaren Gesichtspunkten angegangen<br />

werden, was bereits ein therapeutischer Weg sein kann. Übe<br />

ich malender Weise an objektiven Gesichtspunkten, erarbeite ich mir<br />

neue Fähigkeiten. Diese bleiben nicht auf das Malen beschränkt, es<br />

werden damit seelische Kräfte gebildet, erweitert oder verfeinert.<br />

Farben sprechen das Empfinden, also die Seele an. Bei Rot habe ich<br />

eine andere Empfindung als bei Blau. Rot gibt es in unterschiedlichsten<br />

Qualitäten, Blau ebenso. Über das differenzierte Farberleben beim<br />

Malen gestalte ich mein Empfindungsleben. Mit auf diese Weise<br />

geübten Fähigkeiten begegne ich der Welt, kann anders wahrnehmen<br />

und mich einbringen, kann krankmachende Tendenzen verändern.<br />

Farben und Formen können Disharmonien aufzeigen, in Harmonie<br />

gebracht wirken sie heilend zurück. Auch über das Formgeben,<br />

Formerfassen, Formen üben kann heilend gewirkt werden. Bei uns im<br />

Heim <strong>Columban</strong> wird therapeutisch mit Malen, Plastizieren und<br />

Steinhauen gearbeitet.<br />

Massagen und rhythmische Massagen werden angewendet, die auch<br />

separat beschrieben werden. Ebenfalls wird Physiotherapie eingesetzt.<br />

Zur Zeit werden bei uns weder Musiktherapie, noch therapeutische<br />

Sprachgestaltung angewendet. Wir haben uns für obige<br />

Therapieformen entschieden, welche vom Heimarzt begleitet werden.<br />

Therapeutisches Arbeiten<br />

Heileurythmie<br />

„Ein pädagogisches Prinzip, ein<br />

künstlerisches und ein hygienisches<br />

Prinzip drückt sich in der Eurythmie<br />

zugleich aus. Ein pädagogisches<br />

Prinzip insofern, als der Mensch ja,<br />

wenn er heranwächst mit Eurythmie,<br />

wenn er von den ersten Kindheitsjahren<br />

an Bewegungen im Sinne der<br />

Eurythmie gemacht hat, welche so<br />

wirken, dass, ich möchte sagen, die<br />

Götter sich recht verbunden fühlen<br />

mit der Erde. Daher ist sie so recht<br />

ein Mittel, die Verbindung herzustellen<br />

zwischen den göttlich-geistigen<br />

Hierarchien und dem heranwachsenden<br />

Kinde.“<br />

GA Rudolf Steiner 156 vom<br />

12. Oktober 1914, gehalten in<br />

Dornach<br />

Die Heileurythmie ist eine Bewegungstherapie,<br />

die den Menschen<br />

nach Leib, Seele und Geist berücksichtigt.<br />

Diese Ganzheit wird therapeutisch<br />

differenziert angesprochen.<br />

Die Heileurythmie orientiert sich an<br />

den Lauten der Sprache. Die Vokale<br />

und Konsonanten werden in<br />

Bewegungen umgesetzt, welche in<br />

einer bestimmten Wirkungsbeziehung<br />

zu den Vorgängen unseres<br />

Organismus stehen. Deshalb wirkt<br />

sie gezielt stärkend, regulierend und<br />

harmonisierend bis in die Funktionen<br />

der Organsysteme. Sie regt die<br />

Lebensprozesse und die Selbstheilungskräfte<br />

an und fördert die<br />

Eigenwahrnehmung.<br />

Neben vielfältigen Indikationen bei<br />

akuten, chronischen und degenerativen<br />

Erkrankungen eignet sich<br />

Heileurythmie auch zur Prophylaxe<br />

und zur Nachsorge. Heileurythmie<br />

wird vom Arzt verordnet.<br />

Faltblatt der anthrosana, Verein für<br />

anthroposophisch erweitertes<br />

Heilwesen, Arlesheim November<br />

20<strong>01</strong><br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 13


Weiterbildung<br />

Die Affolter-Methode<br />

Seit annähernd 30 Jahren forschen<br />

Dr. Félicie Affolter und ihre<br />

Nachfolger über die Ursachen von<br />

Sprach- und Lernstörungen bei<br />

Kindern und Erwachsenen. Daraus<br />

entwickelte sich das so genannte St.<br />

Galler-/Affolter-Modell, das die<br />

Wurzel der Entwicklung in der<br />

gespürten Auseinandersetzung mit<br />

der Umwelt innerhalb von problemlösenden<br />

Alltagsgeschehnissen<br />

sieht. In diesem Modell wird die<br />

Ursache vieler Schwierigkeiten in<br />

Sprache, Problemlösung und<br />

Verhalten einer Störung der zentralen<br />

Organisation von taktilkinästhetischen,<br />

intermodalen und<br />

serialen Wahrnehmungsprozessen<br />

gesehen. Behandelt werden diese<br />

Probleme mit der "geführten<br />

Interaktionstherapie".<br />

Frau Marlies Kocher<br />

verfügt über eine fundierte sozialtherapeutische<br />

und therapeutische<br />

Praxiserfahrung und eine Vielzahl an<br />

entsprechenden Ausbildungen<br />

(Physiotherapie, Bobath-Konzept,<br />

Affolter-Methode, Entwicklungspsychologie)<br />

Frau Kocher arbeitet<br />

seit 31 Jahren mit behinderten Menschen<br />

und war viele Jahre an der<br />

Nathalie-<strong>Stiftung</strong> für schwerstmehrfachbehinderte<br />

sowie 17 Jahre als<br />

Dozentin an der Schule “Lehrer für<br />

geistig Behinderte” tätig. Seit einigen<br />

Jahren freischaffend mit eigener Praxis<br />

in Bern.<br />

Eurythmiekurs für<br />

Mitarbeiter/innen<br />

Dienstags 9.45 - 10.30 Freitags 8.15 - 9.00<br />

im Saal des<br />

Martin-Odilien-Hauses<br />

Die Kursdaten können auch einzeln<br />

besucht werden. Für Fragen wendet<br />

Euch bitte an Vera, int. Telefon 25<br />

Alle sind willkommen!<br />

Drei Nachmittage mit Marlies Kocher über den Umgang<br />

mit Alltagssituationen in der Behindertenarbeit<br />

7./8./ 9. März 2005 von Sonja Preisig und Regula Benini<br />

In Scharen kamen die interessierten und neugierigen Basisarbeiter der<br />

Gruppen in den Saal. Im Kreis ging es los mit der Vorstellungsrunde.<br />

Zugleich äusserten wir unsere Erwartungen an die Weiterbildung.<br />

Marlies sammelte, ordnete und versprach auf einige Fragestellungen<br />

im Verlauf der Weiterbildung zurückzukommen.<br />

In der Bewältigung des Alltags mit unseren Schützlingen ist die Zeit ein<br />

wichtiger Faktor. Viele Aktivitäten scheitern, da wir schon vorwärts<br />

gehen und nicht bemerkt haben, dass der Betreute noch gar nicht da ist<br />

mit seiner Aufmerksamkeit.<br />

Dies führt zu beidseitigen Frustrationen und zu einem zu schnellen<br />

Aufgeben unsererseits. Im Laufe eines Lebens kann das zu einem<br />

Riesengebirge von Frustrationen werden.<br />

Wie beim Kleinkind gehen die Wahrnehmungen unserer Schützlinge<br />

noch stark über das Spüren, Tasten (untere Sinne). Diese Sinne sind die<br />

Grundlage für die Verknüpfung weiterer Sinnesreize, so dass eine<br />

Wahrnehmung entstehen kann. Hier setzt dann die Affolter-Methode<br />

ein.<br />

Wir blieben nicht im Theoretischen. In Zweier-Gruppen versuchten wir<br />

unserem Spürsinn auf die Spur zu kommen. Händchenhalten, was für<br />

die einen wohliges Vergnügen für andere eine buchstäbliche Af-Folter-<br />

Methode war.<br />

Wechselseitig stiegen wir in die Rolle des Betreuten beim Schuhe<br />

anziehen und Apfel schneiden. Am eigenen Leibe spürten wir nun,<br />

welche Gefühle dieses Führen nach Affolter in uns weckt. Einige<br />

Mitarbeiter nahmen ihre Rolle so ernst, dass die andern Teilnehmer das<br />

Lachen nicht verkneifen konnten, der Anwender aber richtig ins<br />

Schwitzen kam.<br />

Positiv war, dass der Anwender eine verbale Rückmeldung vom<br />

„Betreuten“ bekam, was unsere Schützlinge in dieser Form nicht<br />

können. Wir merkten nun selber, dass eine Schwierigkeit beim Führen<br />

darin besteht, Informationen und Absichten klar und eindeutig rüber zu<br />

bringen. Marlies Kocher machte uns Mut, es trotz Unzulänglichkeiten<br />

immer wieder von Neuem zu versuchen.<br />

Filmausschnitte aus einer unserer Wohngruppen und aus einer<br />

Werkstatt zeigten, wo und wie Lernsituationen verbessert werden<br />

können und Leistungen, die unsere Schützlinge erbringen, positiv<br />

bewerten können. Lob an Stelle von Frust weckt die Bereitschaft und<br />

Neugier mit zu tun.<br />

Für uns war diese Fortbildung sehr interessant und brauchbar für den<br />

Alltag mit unseren Schützlingen.<br />

Regula Benini ist seit 6 Jahren und Sonja Preisig seit 3 ½ im <strong>Columban</strong> tätig. Beide<br />

arbeiten zur Zeit als Betreurinnen auf der Wohngruppe Ahorn.<br />

14 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Weiterbildung an der Epilepsieklinik in Zürich<br />

15.04.05 von Andrea Waldenburg<br />

Erfreut, dass ich an dem diesjährigen Vertiefungskurs der EPI Zürich<br />

teilnehmen kann, fahre ich gespannt nach Zürich. Diese Weiterbildung<br />

beschäftigt sich mit dem Thema „Antiepileptika- ihre Wirkungen und<br />

Nebenwirkungen“ Nach dem ersten dreitägigen Grundlagenseminar<br />

zu Epilepsie und dem letztjährigen Vertiefungstag zu Anfalldiagnostik<br />

erwarte ich wiederum einen spannenden, lehrreichen Tag, mit teils<br />

bekannten Gesichtern; alle Teilnehmer kommen aus verschiedenen<br />

Bereichen der Heimlandschaft und alle haben eine Gemeinsamkeit:<br />

sie arbeiten mit Menschen mit Epilepsie.<br />

Kurz gesagt, meine Erwartungen wurden absolut erfüllt: die Dozenten<br />

sind kompetent, denn sie stehen seit Jahren in der Arbeit und können<br />

Zusammenhänge schlüssig darstellen. Der Austausch mit meinen<br />

Berufskollegen aus der Praxis ist spannend und unsere spezifischen<br />

Fragen werden rundum beantwortet.<br />

In der Entwicklung „neuer“ Medikamente tut sich einiges. Aber die<br />

„Neuen“ sind nicht wirksamer als die „Alten“, jedoch erweitern sie das<br />

Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten und sind zum Teil besser<br />

verträglich. Allen Medikamenten gemein ist aber: Antiepileptika<br />

bekämpfen primär das Anfallgeschehen und sind nicht vorrangig auf<br />

die Heilung der Ursachen ausgerichtet.<br />

Für mich bleibt am Abend die wichtige Erkenntnis: dass es nicht das<br />

Wundermittel geben kann und dass es bei jedem einzelnen Fall wichtig<br />

ist, genau zu diagnostizieren, welche Anfallsform besteht. Insgesamt<br />

sind Epilepsiesymptome so vielfältig wie deren Ursachen.<br />

Wir, die Menschen mit Epilepsie betreuen, die sich nicht oder wenig<br />

äussern können, müssen ganz genau hinschauen und jeden Anfall sehr<br />

gut dokumentieren. Denn: je besser die Anfallsursache geklärt ist,<br />

desto grösser die Chancen, eine Anfallsfreiheit zu erreichen!<br />

Eine zweite Erkenntnis ist, dass bei einer Therapie das Verhältnis von<br />

Wirkung und Nebenwirkungen nicht im Voraus abschätzbar ist, selbst<br />

wenn natürlich auf Erfahrungswerte zurückgegriffen werden kann.<br />

Nebenwirkungen sind dosis- und stoffabhängig.<br />

Medikamentenumstellungen sollten deshalb sorgsam durch Fachleute<br />

angeleitet und begleitet werden.<br />

Für Interessierte enthält die Heimbibliothek eine Reihe an weiterführender<br />

Literatur, unter anderem auch den Sammelordner der Schweizerischen<br />

Epilepsie-Klinik, epi info von Dr. med. G. Krämer.<br />

Blitzlichter<br />

Weiterbildung<br />

Interviewauszüge zur Eurythmieweiterbildung<br />

für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

Wie lang machst du schon mit?<br />

A Ich bin seit fast ½ Jahr regelmässig dabei, ich gehe<br />

immer Dienstag morgen in den Kurs und merke, dass<br />

es mir gut tut. Angefangen hat es damit, dass ich mal<br />

erzählt habe, dass ich aufhören möchte zu rauchen<br />

und es mir so schwer fällt. Dann hat mir Vera einige<br />

Übungen gezeigt, die ich machen kann. So bin ich<br />

dazu gekommen.<br />

B Zuerst habe ich als Bezugsperson eine Bewohnerin<br />

in die Heil-Eurythmie begleitet, da habe ich es<br />

erstmals kennen gelernt. Das war vor 6 Monaten. Als<br />

dann der Kurs im Heim angeboten wurde, sind wir vom<br />

Team aus zu Zweit hingegangen.<br />

Woran merkst du, dass es dir gut tut?<br />

A Ich fühle mich irgendwie erholt und besser nach der<br />

Eurythmie, entspannter. Ist gar nicht so einfach zu<br />

beschreiben, aber ich glaube durch die Bewegungen<br />

kann ich mich besser wahrnehmen.<br />

B Um die Bewegungen nicht zu schnell und richtig zu<br />

machen, brau-che ich innere Kraft und Ruhe. Ich muss<br />

mich konzentrieren und bei mir sein. Hinterher fühle<br />

ich mich psychisch ausgeglichener und körperlich<br />

fitter.<br />

Was gefällt dir daran?<br />

A Die Übungen, die wir in der Gruppe machen z.B.<br />

Figuren zusammen laufen oder Vokale in Bewegung<br />

ausdrücken und das man es gezielt anwenden kann,<br />

z.B. um das Ich zu stärken.<br />

B Es macht mir Spass, mit anderen Mitarbeitern des<br />

Heimes zusammen etwas zu erlernen; das verbindet<br />

uns auf eine neue Weise - es ist fast wie Freizeit. Ich<br />

erlebe, dass man sich hilft und dass dies ohne Druck<br />

geschieht.<br />

Was bedeutet dir Eurythmie für deine<br />

Arbeit / in deiner Arbeit ?<br />

A Ich denke, ich kann nach der Eurythmiestunde<br />

einiges lockerer und entspannter zurück an meine<br />

Arbeit gehen.<br />

B Ich kann im Kurs von der Arbeit auf der Gruppe und<br />

dem Rest abschalten.<br />

C Wir merken, dass wir durch den Kurs viel lockerer<br />

und entspannter auf die Bewohner zugehen können.<br />

Ausserdem entsteht übergreifend eine Verbindung<br />

zwischen denen, die an der Weiterbildung teilnehmen.<br />

Wenn wir uns im Heim sehen, dann fragen wir: „<br />

Kommst du am nächsten Dienstag?“<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 15


Antroposophie Menschen im <strong>Columban</strong><br />

aktuell<br />

<strong>Columban</strong>isch Kochen<br />

Hefeschnecken nach Corinne<br />

Man nehme<br />

… für den Teig<br />

400 g Mehl<br />

25 g Hefe<br />

80 g Zucker<br />

1 Prise Salz<br />

1 dl Milch, lauwarm<br />

2 Eier<br />

80 g Butter<br />

Aus den Zutaten einen weichen<br />

Hefeteig zubereiten und diesen<br />

gehen lassen.<br />

… für die Füllung<br />

250 g Haselnüsse oder Mandeln,<br />

feingerieben<br />

100 g Zucker<br />

1 Ei<br />

1 Apfel, feingeraffelt<br />

ca. 1 dl Rahm<br />

Alle Zutaten gut vermischen<br />

6 Esslöffel Aprikosenkonfitüre<br />

Formen<br />

Den Teig zu einem grossen Rechteck<br />

dünn auswallen und der Länge nach<br />

in drei Teile schneiden. Jeden Streifen<br />

zuerst mit Aprikosenfüllung bestreichen,<br />

dann die Nussmasse darüber<br />

verteilen. Von einer Seite her einrollen,<br />

in 3 cm dicke Scheiben schneiden.<br />

Mit der Schnittfläche nach oben<br />

auf ein mit Backpapier belegtes Blech<br />

geben. Nochmals gehen lassen.<br />

Backen<br />

Auf zweitunterster Rille bei guter<br />

Mittelhitze (200 Grad) während 35-<br />

45 Minuten. Die fertigen, nochheissen<br />

Hefeschnecken mit Zuckersirup<br />

bepinseln.<br />

Guten Appetit! Probieren Sie das<br />

Rezept doch zu Hause auch<br />

einmal!<br />

Kurzportrait Corinne Ditzler<br />

Corinne ist eine junge Frau von 19 Jahren , die seit August 2003 bei<br />

uns auf der Wohngruppe Esche lebt. Dort hat sie ein Einzelzimmer, in<br />

dem sie sich gerne aufhält, wenn sie sich mit ihren Spielsachen<br />

beschäftigt. Auf der Wohngruppe hat sie sich gut eingelebt, sie kennt<br />

jede/n Mitbewohner/in und kann sich gut mit ihren älteren<br />

Kollegen/innen arrangieren. Bemerkenswert ist ihr feines Gespür für<br />

Stimmungen, ihre grosse Ressource ist ihre Wahrnehmungskraft.<br />

Natürlich gibt es im Gruppenleben nicht immer nur Sonnenschein :<br />

dann kann sie sehr wohl auch zeigen, wenn ihr einmal etwas nicht<br />

passt.<br />

Das Heim bereichert Corinne mit ihrem fröhlichen, zufriedenen Wesen<br />

sehr. Sie geht freundlich und offen auf ihre Umgebung zu. Indem sie<br />

lächelnd ihr Gegenüber anspricht und gerne die Hand zur Begrüssung<br />

reicht, gelingt ihr rasch die Kontaktaufnahme. In ihrer Freizeit geht sie<br />

mit viel Spass Reiten auf einen nahegelegenen Reiterhof.<br />

Zur Hälfte arbeitet Corinne in der Weberei, zur anderen Hälfte ist sie<br />

engagiert in der Küchenwerkstatt. Eine ihrer Spezialitäten sind die im<br />

nebenstehenden Kasten beschriebenen Hefeschnecken.<br />

16 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


„Hallo, ich bin Marco Comolli!“ von Andrea Waldenburg<br />

Guten Tag, Marco es freut mich<br />

sehr, dass Du so spontan Zeit gefunden<br />

hast für ein Gespräch. Wir<br />

sind natürlich alle gespannt, wer<br />

dieser „neue Heimleiter“ ist, der<br />

jetzt seit einer Woche die Heimgeschäfte<br />

führt. Du hast dich ja bereits<br />

in einer Mitarbeiterkonferenz den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

vorgestellt, mich würden aber noch<br />

einmal die Gründe für Deinen Stellenantritt<br />

interessieren und was du<br />

uns über Deine Person berichten<br />

möchtest.<br />

Ich wurde vom <strong>Stiftung</strong>srat direkt angefragt, ob ich mir vorstellen könne,<br />

die Heimleitung kurzfristig zu übernehmen. Eigentlich wollte ich mir<br />

nach meiner vorherigen Position als Schulleiter der Kleinklassen von 7<br />

Gemeinden in Berneck (Rheintal) eine selbstgewählte Auszeit nehmen,<br />

ein „sabbatical“ sozusagen. Ich war dort sehr gerne Schulleiter und<br />

Lehrer, hatte aber das Bedürfnis mich zu verändern.<br />

Nun, nach der Anfrage von Herrn Hafner entschied ich mich nach<br />

kurzer Abwägung für die Interimsheimleitung im <strong>Columban</strong>, da mir die<br />

anthroposophische Arbeit am Herzen liegt. Im Moment verstehe ich<br />

mich als trouble-shooter, der das Heim in seiner jetzigen Situation<br />

unterstützt. Ich gehe offen in die neue Situation hinein und mich interessieren<br />

keine vergangenen Geschichten, sondern das Jetzt. Schön<br />

ist, dass ich einige Mitarbeiter bereits aus anderen Zusammenhängen<br />

kenne.<br />

Meine Wurzeln gründen in der Anthroposophie, da ich meine Grundausbildungen<br />

in Epalinges und Dornach gemacht habe. Breite Erfahrungen<br />

konnte ich in verschiedenen Funktionen sammeln - in anthroposophischen<br />

sowie staatlichen Institutionen. Insgesamt würde ich<br />

mich als Generalist und Allrounder charakterisieren, da ich vielfältige<br />

Interessen und Fähigkeiten mitbringe. Schon als junger Mann wusste<br />

ich, dass ich mehr als einen Beruf in meinem Leben ausüben würde.<br />

Bevor ich 1994 zur Heilpädagogik kam, habe ich als Carrosseriespengler<br />

und EDV-Programmierer gearbeitet.<br />

Wie sehe ich meine Aufgabe heute? In erster Linie möchte ich das Heim<br />

tragfähig machen, damit der kommende Heimleiter eine „machbare“<br />

Situation antrifft. Ich möchte Bewusstseinsfragen in meiner Arbeit<br />

angehen, sowie zukunftsgerichtet denken und handeln. Dabei ist mir<br />

eine stärkere Verankerung der Anthroposophie im Heim wichtig.<br />

Konkret möchte ich bestehende Konflikte angehen, zum Beispiel mit<br />

Hilfe externer Mediatoren.<br />

Natürlich bin ich auch Privatmensch: ich bin 39 Jahr jung, lebe in Walzenhausen<br />

mit meiner Frau, im selber umgebauten Haus mit unserer<br />

Katze und diversen Hobbies: Lesen, Wandern in der Natur, Musik<br />

machen und ich fahre gerne Motorrad. Besonders interessiere ich mich<br />

für Chartres und bin grosser Kühlewindfan.<br />

Vielen Dank, Marco, für das Gespräch. Ich wünsche Dir einen guten<br />

Start im <strong>Columban</strong> und freue mich auf unsere Zusammenarbeit.<br />

Menschen im <strong>Columban</strong><br />

Danke, Felix !<br />

Aus der Presse ist bekannt, dass<br />

unser Heimleiter Felix Studer auf<br />

Ende August 2005 aus dem Heim<br />

<strong>Columban</strong> austritt. Anfang April<br />

2005 wurde er beruflich freigestellt<br />

und so nutzte die Mitarbeiterschaft<br />

den letzten Freitag, um sich bei ihrem<br />

ehemaligen Heimleiter für seine<br />

geleistete Arbeit zu bedanken.<br />

Am 22. April 2005 kamen wir nach<br />

der Arbeit zu einem gemütlichen<br />

Höck im Restaurant Krone im Dorf<br />

Urnäsch zusammen, um uns gebührend<br />

von ihm zu verabschieden. Mit<br />

einem bescheidenen Geschenk<br />

hoffen wir, er behalte die Bewohner,<br />

uns und das <strong>Columban</strong> in guter<br />

Erinnerung.<br />

Felix, wir danken Dir für Dein Engagement<br />

für das Heim in den letzten<br />

vier Jahren, Deine Kraft und Deinen<br />

Humor, den Du trotz schwierigster<br />

Aufgaben nie verloren hast. Für Deine<br />

Zukunft wünschen wir Dir neue<br />

Herausforderungen und gutes<br />

Gelingen!<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des Heims <strong>Columban</strong><br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 17


Antroposophie Menschen Kultur im <strong>Columban</strong><br />

im <strong>Columban</strong> aktuell<br />

Rückblick<br />

Die Matinée vom 12. Dezember mit<br />

Avetik Babloyan (Violine) und<br />

Eduard Mamajew (Klavier) mit<br />

Werken von Schubert, Haydn, Debussy<br />

und das Lautenkonzert vom<br />

11. Januar von Barock bis Pop mit<br />

Christian Zimmermann sind nur zwei<br />

der kulturellen Highlights des vergangenen<br />

Winterhalbjahres.<br />

Mit seiner glanzvollen Leistung<br />

überzeugen konnte denn auch das<br />

Traumtheater Valentino mit seinem<br />

Gastspiel vom 28. Januar und am<br />

13. März unterhielt uns Walter Alder<br />

mit Nachwuchsmusikern auf’s Vortrefflichste<br />

mit Hackbrett, Bassgeige,<br />

Geige, Handorgel und Klavier. Die<br />

“lüpfige” Appenzellermusik lud uns<br />

ein zu tanzen und spendete Freude.<br />

Auch im Sommerhalbjahr 2005<br />

rechnen wir mit einer Reihe von<br />

attraktiven Anlässen. Interessierte<br />

können sich gerne im Heim über die<br />

laufenden Kulturveranstaltungen<br />

informieren und sind herzlich<br />

eingeladen.<br />

Fasnacht im <strong>Columban</strong><br />

Wir sitzen in der Kerzenwerkstatt und machen uns innerlich bereit für<br />

den Feierabend, den Weg auf die Wohngruppe, denken ans Abendessen<br />

als plötzlich draussen ein lauter “Fanfaren”stoss ertönt. Sofort<br />

setzt lautes tiefes Trommeln ein und alle laufen ans Fenster, um zu<br />

sehen, was da so unerwartet abgeht.<br />

Was für eine Überraschung: Es stehen dort etwa 20 blausilberne<br />

Musiker in ihrer Guggenuniform, sie spielen auf und scheinen auf uns<br />

zu warten. Also los - rein in die Mäntel und raus ins Gelände! Aus allen<br />

Werkstätten strömen die Mitarbeiter, einige schaukeln bereits im Takt.<br />

Langsam folgen wir der Truppe, einige Bewohner wollen es ganz genau<br />

hören und gehen nah an die Instrumente heran, hören gebannt zu und<br />

staunen über die schönen glitzernden Kostüme.<br />

Nach einer halben Stunde gelangen wir ans untere Haus, wo die<br />

Truppe uns ein eindrückliches Abschlussintermezzo spielt. Wir applaudieren<br />

begeistert und freuen uns mit ihnen auf heissen Punsch und süsse<br />

Stückchen, denn mittlerweile ist es draussen eisig kalt geworden.<br />

Vielen Dank der Riethüsli-Gugge für die schöne Überraschung!<br />

Abends geht es für einige, noch unternehmungslustige Bewohner und<br />

Betreute am Fasnachtsball der Invalida in St. Gallen weiter.<br />

Der Start am Freitag kann als gelungener Auftakt der Heimfasnacht<br />

gesehen werden. Diese erreichte mit DJ Steffen und Nachtessen in<br />

Kostümen am Dienstag den 08. Februar ihren Höhepunkt.<br />

18 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Um personenzentriert arbeiten zu können, muss sich<br />

ein Betreuer eine bestimmte Haltung gegenüber seinen<br />

behinderten Klienten aneignen: Empathie (Einfühlungsvermögen),<br />

Wertschätzung und Kongruenz<br />

(Echtheit) sind drei Komponenten der personzentrierten<br />

Haltung. Kongruenz bedeutet dem anderen als Person<br />

und nicht versteckt hinter einer professionellen Maske<br />

zu begegnen. Das bedeutet, dass ich als Betreuer<br />

meine Gefühle, Impulse und Eindrücke zulasse, aber<br />

nicht, dass ich sie dem Gegenüber ungefiltert an den<br />

Kopf werfe.<br />

Hinzu kommen in der personzentrierten Arbeit mit<br />

Behinderten Richtlinien für den Betreuer: Zuhören,<br />

Ernstnehmen, von der Normalität ausgehen, am<br />

Naheliegenden bleiben, sich nicht durch Vorwissen<br />

bestimmen lassen, auf das Erleben eingehen,<br />

Ermutigen, Eigenständigkeit unterstützen, überschaubare<br />

Wahlmöglichkeiten geben, klare Informationen,<br />

Stützen für selbständiges Handeln anbieten, konkret<br />

werden, Sprache des Gegenübers finden, eigenen<br />

Anteil erkennen und Situationen ansprechen.<br />

Zuhören bedeutet mit allen Sinnen beim Behinderten<br />

zu sein, auf Mimik, Gestik, Reaktionen, Gefühle und<br />

Empfindungen zu achten, die nicht mit Lautsprache<br />

ausgedrückt werden.<br />

Ernstnehmen bedeutet sich in die subjektive<br />

Wahrnehmung, das subjektive Erleben und sich in ihren<br />

Bezugsrahmen einzufühlen. Ernstnehmen auch wenn<br />

die Verhaltensweisen des Behinderten absurd und seine<br />

Aussagen unverständlich oder unwahrscheinlich<br />

erscheinen.<br />

Von der Normalität auszugehen fördert den Bezug<br />

zur Wirklichkeit des geistig Behinderten, psychisch<br />

Kranken oder Verwirrten. Dabei muss Überforderung<br />

des Behinderten vermieden und auf seine Stärken und<br />

Einschränkungen Rücksicht genommen werden.<br />

Sich nicht von Vorwissen bestimmen lassen heisst<br />

stets offen zu bleiben für neue und unbekannte Seiten<br />

der Persönlichkeit des behinderten Menschen.<br />

Eingehen auf das subjektive Erleben des behinderten<br />

Menschen ist nötig , um angemessene<br />

Bedingungen für sein Wohlergehen zu schaffen. Das<br />

Bemühen, das Verhalten des Behinderten aus dessen<br />

Erleben heraus zu begreifen, hilft dem Betreuer den<br />

behinderten Menschen besser zu verstehen.<br />

Sozialpädagogik<br />

Personzentriertes Arbeiten mit Behinderten von Christian Renz<br />

nach Carl Rogers und Marlies Pörtner (Psychologen und Therapeuten)<br />

Ermutigen: Betreuer sollten aufmerksam auf jedes<br />

Signal von Mut und Hoffnung achten, es unterstützen<br />

und den Behinderten bestärken, wenn ihm etwa<br />

gelingt, auch wenn es noch so unscheinbar wirkt.<br />

Behinderte werden oft entmutigt, weil sie etwas nicht<br />

können.<br />

Eigenständig handeln heisst Verantwortung übernehmen.<br />

Diese Verantwortung sollte der Betreuer dem<br />

behinderten Menschen, wo immer es geht , überlassen<br />

und zutrauen, auch wenn dieser sich nicht so verhält,<br />

wie der Betreuer es für richtig hält. Eigenständigkeit<br />

wahren heisst überschaubare Wahlmöglichkeiten<br />

geben. An persönliche Fähigkeiten angepasste<br />

Wahlmöglichkeiten, die Entscheidungsalternativen<br />

bieten, verbessern die Lebensqualität, fördern<br />

Eigenständigkeit und stärken das Selbstwertgefühl (des<br />

Behinderten). Ein angemessenes Gleichgewicht zwischen<br />

Rahmen und Spielraum muss gefunden werden.<br />

Klare Informationen: Um Entscheidungen zu treffen<br />

und Wahlmöglichkeiten wahrzunehmen müssen die<br />

Rahmenbedingungen geklärt sein. Der Behinderte<br />

muss wissen in welcher Situation er sich befindet und<br />

was mit ihm passiert.<br />

Stützen für selbständiges Handeln haben ihren Sinn<br />

darin, den betreffenden Personen, bei Aufgaben, die<br />

sie überfordern, Hilfestellung zu geben, anstatt sie<br />

alleine zu lassen oder sie ihnen ganz abzunehmen. So<br />

erfahren die Behinderten, dass sie trotz ihrer<br />

Einschränkungen manches selbst können und nicht<br />

immer versagen. Betreuer sehen so wo Probleme und<br />

Grenzen liegen, wo jemand Unterstützung braucht und<br />

wo der Behinderte sehr gut selbständig handeln kann.<br />

Konkret werden heisst herauskristallisieren was<br />

genau gemeint ist und was einen stört, nervt, freut und<br />

was man sich wünscht.<br />

Sprache des Gegenübers finden bedeutet, sich so<br />

auszudrücken, dass der andere einen verstehen kann,<br />

auch mit sprachlosen Menschen zu sprechen, denn<br />

einzelne Informationen und Emotionen sind vielleicht<br />

aus der Stimme und dem gesprochenen Wort herausfilterbar.<br />

Den eigenen Anteil erkennen bedeutet sich selbst<br />

bewusst werden, welchen Teil ich zu einer Situation<br />

beitrage.<br />

Die Situation ansprechen heisst auf das Erleben der<br />

Gesprächpartners eingehen oder es ihnen näher<br />

bringen.<br />

Christian Renz arbeitet seit 6 ½ Jahren im Heim <strong>Columban</strong> als<br />

Betreuer auf der Wohngruppe Esche und begleitet zur Zeit drei<br />

Mitarbeiter/-innen als Praxisanleiter.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 19


Sozialpädagogik<br />

Abschiede von Doris Mehring<br />

Diesmal gibt es Grillfleisch und Kartoffelsalat. Dazu<br />

trinken wir Cola und alkoholfreies Bier. Manche dieser<br />

Henkersmahlzeiten bestehen aus Kaffee und Kuchen.<br />

Auch Pizza mit Rotwein hatten wir schon. Kommt immer<br />

auf den Typen an, der uns nach einer Weile wieder<br />

verlässt.<br />

Beim ersten Mal dachte ich noch, dass es keine<br />

schönen Tage mehr geben wird. Der Gedanke, nie<br />

wieder ihr Lachen zu hören, sie nie wieder riechen zu<br />

können, nie wieder ihren Arm auf meiner Schulter zu<br />

spüren, erschien mir unerträglich.<br />

Ihrem Versprechen, uns oft zu besuchen, habe ich<br />

anfänglich vertraut. Als sie immer seltener kam, habe<br />

ich mein Gesicht und meine Arme zerkratzt. „Ich bin<br />

schuld!“ habe ich gedacht. „Ich war nicht gut. Habe sie<br />

oft genervt, habe den Tischdienst nicht gemacht. Ich<br />

bin schlecht. Deshalb will sie nicht mehr hier arbeiten.“<br />

Der große Schmerz ist weggegangen, aber ein kleines<br />

wundes Loch ist in mir geblieben. Ich spüre es, wenn ich<br />

an sie denke.<br />

Als der Neue kam, habe ich ihm das Leben schwer<br />

gemacht. Er war nicht wie sie. Es hat lange gedauert,<br />

bis sich die alte Vertrautheit bei mir wieder einstellte. Als<br />

es gut war zwischen uns, weinte er beim Abschied. Er<br />

habe eine neue Stelle, die besser bezahlt würde, sagte<br />

er, und das habe nichts mit uns zu tun.<br />

Auch dieses kleine Loch ist noch in mir.<br />

Wenn das so weitergeht, sehe ich innen aus wie ein<br />

Schweizer Käse. Menschen kommen, begleiten uns ein<br />

Stück und hinterlassen kleine schmerzende Löcher,<br />

wenn sie uns verlassen.<br />

Ich würde mich gerne davor schützen, aber es gelingt<br />

mir nicht.<br />

Du hast mir erklärt, dass du nicht meine Mutter bist, die<br />

ein Leben lang für mich da war. Du bist nur eine<br />

Wegbegleiterin, die mir helfen soll, allein zu gehen. Du<br />

bist für mich da, solange du hier bist. Wenn du gehst,<br />

kommt ein anderer Mensch, nimmt deinen Platz ein,<br />

verlässlich wie du.<br />

Ich hoffe nur, mein Gedächtnis reicht aus, um mich an<br />

all die Wegbegleiter zu erinnern, die ein Stück mit mir<br />

gegangen sind und mein Inneres zerlöchert haben.<br />

Du sagst, es sei gut, dass es die Löcher gebe. Sie<br />

würden mir dabei helfen, Gefühle nicht zu vergessen.<br />

Text mit freundlicher Genehmigung des Verlages. Nachdruck aus<br />

Doris Mehring: Wieder so ein Tag. Geschichten für besondere<br />

Menschen, GwG-Verlag, Köln 2003, www.gwg-ev.org,<br />

verlag@gwg-ev.org; ISBN 3-926842-37-7<br />

20 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


Beziehungsarbeit als elementarer Bestandteil in der<br />

sozialpädagogischen Arbeit von Andrea Waldenburg<br />

In der sozialpädagogischen Arbeit kennen wir unterschiedliche<br />

Ansätze, Methoden und Techniken, um auf Probleme der Klienten zu<br />

reagieren. Vielen Überlegungen liegt der Lebensweltansatz zu Grunde,<br />

der vom Alltagsleben des Individuums ausgeht und dessen gesamten<br />

Erfahrungsraum einschliesslich Gegenständen, Personen und<br />

Ereignissen umschreibt. Dieser Alltag ist sozusagen Schauplatz und<br />

Ziel der Handlungen von Menschen.<br />

In der sozialpädagogischen Lehr-Lern-Situation findet zwischen zwei<br />

Partnern Interaktion und Kommunikation statt. P. Watzlawick -<br />

Soziologe und Kommunikationswissenschaftler der ersten Stunde- hat<br />

sogenannte Axiome erarbeitet. Diese benennen Grundannahmen, die<br />

bei näherer Betrachtung durch allgemeine Erfahrung bestätigt werden:<br />

1. man kann sich nicht nicht verhalten<br />

2. man kann nicht nicht interagieren<br />

3. man kann nicht nicht kommunizieren<br />

4. man hat nicht nicht Ziele<br />

5. jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen<br />

Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt<br />

Der Inhaltsaspekt wird vorwiegend durch Sprache, der<br />

Beziehungsaspekt durch Wahrnehmung und Sprache repräsentiert.<br />

Beide Aspekte hängen unmittelbar zusammen, wobei die<br />

Beziehungsebene primäre Bedeutung hat. Im praktischen sozialpädagogischen<br />

Alltag heisst das: Wenn die Beziehung stimmt, lassen sich<br />

Sachprobleme oft leichter und einfacher lösen.<br />

Nun kennen wir aber auch ein Dilemma: Zum professionellen Rollenverständnis<br />

des Sozialpädagogen gehört es, dass er sowohl Beziehung<br />

eingeht, als auch Distanz wahrt. Somit sind Einfühlungsvermögen<br />

(Empathie) und Rollendistanz zwei Seiten einer Medaille. Diese<br />

Tatsache birgt aber Probleme und Gefahren. Zu starkes<br />

Einlassen/Identifikation mit seinem Klienten kann befangen und<br />

handlungsunfähig machen; zu viele Beziehungen können auf<br />

Egoismus des Sozialpädagogen hindeuten. Es ist klar, dass man nicht<br />

zu allen Personen eine gleich gute Beziehung aufbauen kann, deshalb<br />

ist Teamarbeit in der Sozialpädagogik so wichtig.<br />

Gerade im professionellen Alltag gehören sich Verbinden und sich<br />

Trennen zum alltäglichen Geschäft. Für Heimbewohner kann dies sehr<br />

schwer zu verstehen sein, warum eine Person, die sie jahrelang<br />

begleitet hat, plötzlich nicht mehr da ist.<br />

Eine tragfähige Beziehung muss langsam wachsen, und es braucht<br />

einen angemessenen Umgang mit Nähe und Distanz sowie mit der<br />

Beendigung einer Beziehung. Dies gilt im Privaten genauso sowie im<br />

Beruf.<br />

In unserem Heimalltag im <strong>Columban</strong> erleben wir täglich diese<br />

Gratwanderung zwischen Beziehung und Distanz; sich Verbinden und<br />

wieder Trennen sind im Betreuungsalltag feste Elemente .<br />

Buchtip<br />

Sozialpädagogik<br />

Menschliche Kommunikation<br />

Paul Watzlawick, Janet H. Beavin,<br />

Don D. Jackson<br />

Auch Schweigen ist Kommunikation<br />

Meiner Meinung nach ist "Menschliche<br />

Kommunikation" der Klassiker<br />

der kommunikationswissenschaftlichen<br />

Literatur. Erstmalig 1969 auf<br />

dem Markt und immer noch<br />

brandaktuell erscheint er alle Jahre<br />

wieder in neuem Gewand.<br />

Einleuchtend beschreiben die Autoren<br />

- allen voran Watzlawick - die<br />

Wirkungen menschlicher Kommunikation<br />

auf verständlichem, aber hohem<br />

Niveau. Es geht primär darum,<br />

wie und warum wir so kommunizieren,<br />

wie wir kommunizieren. Und es<br />

geht darum, dies noch gelingender<br />

zu tun. Viele kleine Fallbeispiele aus<br />

der Weltliteratur beleben den Stoff<br />

und laden den Leser auf teilweise<br />

humorvolle Art dazu ein, seinen<br />

Horizont zu erweitern.<br />

Vor allem aber enthält dieses Buch<br />

den berühmten Satz: "Man kann<br />

nicht nicht kommunizieren”. Je<br />

mehr man sich damit auseinander<br />

setzt, desto deutlicher wird, wie<br />

genial dieses kleine Statement ist:<br />

auch wenn ich schweige oder in<br />

einem Gespräch Arme und Beine<br />

verschränke, ist darin eine Botschaft<br />

enthalten. Kommunikation ist allgegenwärtig<br />

- bewusst und unbewusst!<br />

Sicher, diese Lektüre ist kein Kochbuch<br />

im Sinne von "Man nehme zwei<br />

Eier, 1 l Milch..." Ganz so einfach<br />

machen es uns die Autoren nicht,<br />

weil es so einfach nicht funktioniert.<br />

Kommunikation ist hochgradig<br />

komplex und lässt sich zwar vereinfachen,<br />

aber eben nur bis zu einem<br />

bestimmten Punkt. Hier wird dem Leser<br />

wird eine gewisse Denkleistung<br />

abverlangt. Wer bereit ist, in diesen<br />

Denkprozess einzusteigen, wird es<br />

schätzen können.<br />

Wer sich weiter für Kommunikation<br />

interessiert, dem sei auch Schulz von<br />

Thuns “Miteinander reden” empfohlen.<br />

<strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005 21


Zahlen und & und Fakten<br />

Kommentar von Hansueli Grob<br />

Das Jahr 2004 konnte finanziell so<br />

abgeschlossen werden, dass das<br />

ganze Betriebsdefizit anwartschaftlich<br />

vom BSV (Bundesamt für Sozialversicherung)<br />

übernommen werden<br />

wird und die möglichen Abschreibungen<br />

getätigt werden konnten.<br />

Als grössere Investition sind die Anschaffung/Erneuerung<br />

der EDV-<br />

Anlage für die Verwaltung, die Sanierung<br />

und Erweiterung des Personenaufzugs<br />

im Johannes-Sophien-<br />

Haus sowie die Sanierung der<br />

Waschküche im Martin-Odilien-<br />

Haus zu erwähnen.<br />

Infolge der Änderungen des<br />

Abrechnungsmodus des BSV sind<br />

Sparanstrengungen im kommenden<br />

Jahr 2005 unerlässlich.<br />

Hansueli Grob zeichnet seit 5 Jahren verantwortlich<br />

für das Rechnungswesen im Heim<br />

<strong>Columban</strong>.<br />

Das <strong>Columban</strong> in Zahlen<br />

im Heim <strong>Columban</strong> arbeiten<br />

87 Angestellte in<br />

69 Vollstellen für<br />

48 Bewohner, die in<br />

7 Werkstätten arbeiten, in ihrer<br />

Freizeit in<br />

8 Wohngruppen betreut und<br />

begleitet, in<br />

4 Therapiebereichen unterstützend<br />

behandelt und von<br />

4 Dienstleistungsbereichen<br />

ergänzend versorgt werden.<br />

(Stand April 2005)<br />

Jahresrechnung 2004<br />

2004 Vorjahr 2003<br />

AUFWAND 6’680’474.88 6’634’035.41<br />

Personalaufwand 5’390’654.97 5’215’043.70<br />

Besoldungen und Sozialleistungen 5’249’746.55 5’082’915.70<br />

Personalnebenaufwand 52’169.34 66’095.05<br />

Honorare für Leistungen Dritter 88’739.08 66’032.95<br />

Sachaufwand 1’289’819.91 1’418’991.71<br />

Medizin. Bedarf / Pflegemittel 116’128.42 97’171.63<br />

Lebensmittel und Getränke 231’105.50 221’888.62<br />

Haushalt 52’415.50 51’388.75<br />

Unterhalt und Reparaturen 147’722.30 222’574.67<br />

Anschaffungen 14’293.35 21’294.37<br />

Zins-, Mietaufwand 138’843.16 168’816.98<br />

Abschreibungen 261’293.05 268’196.70<br />

Energie und Wasser 64’491.90 88’775.10<br />

Förderung / Aktivierung Betreute 60’142.10 57’438.80<br />

Büro und Verwaltung 126’675.05 108’525.44<br />

Werkstätten / Beschäftigung 5’843.44 20’253.75<br />

Uebriger Sachaufwand 70’866.14 92’666.90<br />

ERTRAG 6’680’474.88 6’634’035.41<br />

Betriebsertrag 3’037’694.81 2’944’906.65<br />

Erträge von Betreuten 2’922’489.93 2’807’499.90<br />

Erträge aus Werkstätten 21’297.45 21’576.59<br />

Übrige Erträge Betreute 1’307.15 -<br />

Kapitalzinsertrag 38’838.73 49’860.76<br />

Erträge Personal und Dritte 53’761.55 65’969.40<br />

Betriebsdefizit (2004) 3’642’780.07 3’689’128.76<br />

Betriebsfremder Erfolg 122’431.15 127’708.55<br />

Beiträge, Subventionen, Spenden 122’431.15 127’708.55<br />

Bilanz per 31.12.2004 per 31.12.2003<br />

AKTIVEN 5’892’774.90 5’846’850.93<br />

Umlaufvermögen 534’094.83 410’122.17<br />

Kassen 12’682.95 6’836.95<br />

Postcheck 43’534.51 40’242.70<br />

Banken 109’345.82 70’450.39<br />

Debitoren 354’455.80 279’681.88<br />

Vorräte - -<br />

aktive Rechnungsabgrenzung 14’075.75 12’910.25<br />

Anlagevermögen 1’715’900.00 1’747’600.00<br />

Liegenschaften 1’539’000.00 1’564’000.00<br />

Betriebseinrichtung/Fahrzeuge 167’600.00 174’300.00<br />

Wertschriften 9300.00 9’300.00<br />

aktive Berichtigungsposten 3’642’780.07 3’689’128.76<br />

Guthaben BA für Sozialversicherung 3’642’780.07 3’689’128.76<br />

PASSIVEN 5’892’774.90 5’846’850.93<br />

Fremdkapital 3’048’773.28 3’150’405.75<br />

Kreditoren 218’985.05 109’186.90<br />

Bankschulden 8<strong>01</strong>’308.23 -<br />

Darlehen 2’000.00 2’000.00<br />

Hypotheken 2’000’000.00 3’000’000.00<br />

passive Rechnungsabgrenzung 26’480.00 39’218.85<br />

Eigenkapital 2’844’0<strong>01</strong>.62 2’696’445.18<br />

<strong>Stiftung</strong>skapital 1’966’406.76 1’910’351.77<br />

Kapital in Fonds 877’594.86 786’093.41<br />

22 <strong>COLUMpodium</strong> / Frühjahr 2005


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