BUNSENMAGAZIN - Deutsche Bunsengesellschaft für ...
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DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
DFG (Substitutionseffekte in Ionenkristallen) die elektronische<br />
Struktur von gemischten Leitern sowohl mittels elektrochemischer<br />
Messungen mit miniaturisierten Elektroden als auch<br />
mittels Photoelektronenspektroskopie [11]. Im dargestellten<br />
Fall sind die elektronischen Zustände dargestellt, die durch den<br />
Einbau von Stickstoffdefekten in ein Oxid entstehen.<br />
2.2. EXPERIMENTELLE METHODEN UND METHODENENT-<br />
WICKLUNG<br />
Die Entwicklung neuer experimenteller Methoden gehörte immer<br />
zu den Kernaufgaben der physikalischen Chemie. Die kondensierte<br />
Phase – insbesondere der Festkörper, sei er kristallin<br />
oder ungeordnet – stellt dabei besondere Anforderungen.<br />
Sowohl die Methoden als auch die Probenpräparation selbst<br />
sind in aller Regel sehr anspruchsvoll.<br />
Abb. 6: Temperaturabhängigkeit der ionischen Leitfähigkeit von LiNbO 3 (σ dc T<br />
vs. 1/T) - vom Einkristall über polykristalline Proben bis zu nanokristallinen<br />
und amorphen Proben. In dieser Reihenfolge erhöht sich die Leitfähigkeit<br />
bei 500 K um ca. 7 Größenordnungen (Bild bereit gestellt von M. Wilkening/<br />
P. Heitjans, Hannover).<br />
Die Festkörper-NMR gehört seit Jahren zu den unverzichtbaren<br />
Werkzeugen der Materialforschung, und hat besonders im Umfeld<br />
der Entwicklung von Lithiumbatterien neue, attraktive Aufgabenfelder.<br />
Die Untersuchung der atomaren Dynamik in stark<br />
fehl- und ungeordneten Stoffen (nanokristalline Materialien,<br />
Gläser, etc.) gehört zu den besonderen Stärken der NMR. In<br />
den Abbildungen 6 und 7 sind Ergebnisse der Arbeiten von<br />
M. Wilkening aus der Arbeitsgruppe von P. Heitjans zu sehen,<br />
der die Ionendynamik in Li-Ionenleitern mittels verschiedener<br />
NMR-Methoden untersucht [12] und auf der Bunsentagung<br />
hierüber berichten wird.<br />
Aber auch alle anderen wichtigen Methoden zur Festkörpercharakterisierung<br />
werden beständig weiter entwickelt: An der Grenze<br />
zur Physik bietet die Transmissionselektronenmikroskopie<br />
ASPEKTE<br />
Abb. 7: (links) Hochauflösende TEM-Aufnahmen von (a) Kugel gemahlenem<br />
LiNbO 3 (16 h) und (b) LiNbO 3 aus einem Sol-Gel-Verfahren. Das gemahlene<br />
Material besitzt nur an der Oberfläche eine amorphe Schicht (Pfeile), das<br />
chemisch präparierte Material ist über weite Teile amorph. (rechts) 7 Li NMR-<br />
Spektren (Resonanzfrequenz: 77.7 MHz) der Proben in (a) und (b) liefern<br />
Informationen über die Beiträge verschiedener Leitungspfade (Bild bereit<br />
gestellt von M. Wilkening/P. Heitjans, Hannover).<br />
sowohl neue Höchstaufl ösungs-Methoden als auch immer bessere<br />
in situ-Techniken [13,14]. Fortschritte in der Methodenentwicklung,<br />
vor allem im Hinblick auf verbesserte in situ-Verfahren<br />
bei hohen Temperaturen, unter dem Einfl uss von externen Feldern<br />
oder in Reaktionsmedien werden in einer ganzen Reihe von<br />
Beiträgen vorgestellt. Die Arbeitsgruppe von Klaus-Dieter Becker<br />
betreibt eine ganze Reihe von spektroskopischen Methoden bei<br />
hohen Temperaturen und in kontrollierten Atmosphären – insbesondere<br />
UV/Vis-Spektroskopie und Mößbauer-Spektroskopie<br />
bis zu Temperaturen oberhalb 1000 °C, PAC-Spektroskopie oder<br />
ESR-Spektroskopie. Auch hierzu wird es Berichte auf der Bunsentagung<br />
geben.<br />
2.3. THEORETISCHE METHODEN<br />
Immer häufi ger werden Experimente mit Festkörpern durch theoretische<br />
Studien untermauert und ergänzt. Im Bereich der Oberfl<br />
ächenchemie ist dies fast die Regel, im Bereich der Volumeneigenschaften<br />
hängt dies stark von der Aufgabenstellung ab.<br />
Dabei werden bei heutigen Computersimulationen je nach<br />
Fragestellung die verschiedensten Methoden eingesetzt (hierzu<br />
wird Timo Jacob [15] in seinem Vortrag berichten): Bei den<br />
quantenmechanischen Simulationen überwiegen Anwendungen<br />
der Elektronendichte-Funktional-Theorie, wobei eine<br />
Vielzahl von Funktionalen <strong>für</strong> den Ausdruck <strong>für</strong> die Austausch-<br />
und Korrela tionswechselwirkung verwendet werden – von der<br />
lokalen Dichte-Näherung bis hin zu orbitalabhängigen Termen.<br />
Typische Themen <strong>für</strong> diese Rechnungen sind beispielsweise<br />
die Bestimmung der Elektronenstruktur des Festkörpers oder<br />
die Berechnung von Bildungsenthalpien von Defekten im Festkörper.<br />
Von der Rechenzeit her sind diese Untersuchungen<br />
typischerweise auf Systeme (Elementarzellen oder Cluster)<br />
von etwa 1000 Atomen/Ionen beschränkt. Geht es bei der<br />
Fragestellung nicht um die elektronische Struktur, geht man<br />
zur klassischen Moleküldynamik über, wobei in der Computer-<br />
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