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BUNSENMAGAZIN - Deutsche Bunsengesellschaft für ...

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DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />

Wolfgang von Rybinski<br />

LEITARTIKEL<br />

PHYSIKALISCHE CHEMIE – BEDEUTUNG FÜR<br />

ANWENDUNGEN IN TECHNIK UND ALLTAG<br />

Liebe Mitglieder und Freunde der Bunsen-Gesellschaft,<br />

es ist <strong>für</strong> mich eine große<br />

Ehre, von den Mitgliedern<br />

der Bunsen-Gesellschaft<br />

mit Beginn dieses Jahres<br />

zum Vorsitzenden gewählt<br />

worden zu sein. Als<br />

Vertreter der industriellen<br />

Forschung freut es mich<br />

besonders, im routinemäßigen<br />

Wechsel wieder die<br />

Sicht eines Physikochemikers<br />

aus der Anwendung<br />

einbringen zu können.<br />

Die Physikalische Chemie<br />

ist eine Wissenschaftsdisziplin,<br />

die sehr vielfältige<br />

Gebiete – nicht nur der<br />

Chemie – umfasst und von der Seite der Grundlagenforschung<br />

viele neue Felder erschließt. Dies zeigen die Veranstaltungen<br />

der Bunsen-Gesellschaft wie die jährliche Bunsentagung mit<br />

ihren Beiträgen in den verschiedenen Teilgebieten sowie Bunsen-Kolloquien,<br />

Bunsen-Diskussionstagungen oder auch die<br />

Manfred-Eigen Nachwuchswissenschaftler-Gespräche.<br />

Wie kaum ein anderes naturwissenschaftliches Fachgebiet<br />

zeichnet sich die Physikalische Chemie aber auch dadurch<br />

aus, dass sie in unterschiedlichsten Anwendungen eine große<br />

Bedeutung hat. In erster Linie denkt man dabei an die klassische<br />

chemische Großindustrie, in der die Physikalische Chemie<br />

wichtige Beiträge bei der Entwicklung von Produkten und<br />

der Optimierung von Prozessen leistet. Es gibt aber auch viele<br />

andere Bereiche, in denen die Physikalische Chemie mit neuen<br />

Erkenntnissen und der Entwicklung neuer Methoden entscheidend<br />

zur Weiterentwicklung beiträgt. Ich möchte hier als<br />

Beispiele die Elektronikindustrie, den Automobilbereich, die<br />

Luft- und Raumfahrt, die Energieversorgung, die pharmazeutische<br />

Industrie sowie die medizinische Diagnostik nennen.<br />

Diese exemplarisch genannten Anwendungsbereiche zeigen<br />

die große Bandbreite <strong>für</strong> die Umsetzung physikalisch-chemischer<br />

Forschungsergebnisse.<br />

Dr. Wolfgang von Rybinski<br />

Henkel AG & Co. KGaA, Global R&D Laundry & Home Care,<br />

Advanced Materials/Technology Brokerage<br />

Henkelstr. 67, 40589 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211/797-2984<br />

E-Mail: wolfgang.rybinski@henkel.com<br />

Aber die Physikalische Chemie ist nicht nur <strong>für</strong> komplexe technische<br />

Anwendungen, die erfahrungsgemäß besonders im<br />

Mittelpunkt des Interesses stehen, von großer Wichtigkeit. Ich<br />

selbst vertrete ein Unternehmen, das Produkte <strong>für</strong> den Endverbraucher<br />

herstellt, die im alltäglichen Gebrauch überall<br />

gegenwärtig sind. Dies zeigt einen Aspekt der Physikalischen<br />

Chemie auf, der vielfach übersehen wird und der den meisten<br />

Nicht-Naturwissenschaftlern auch nicht bewusst ist: Mit Physikalischer<br />

Chemie kommen wir alle jeden Tag in Kontakt. Wer<br />

denkt schon daran, dass beim Waschen der Haare oder bei<br />

der Dusche am Morgen physikalisch-chemische Effekte wie<br />

rheologisches Verhalten, Grenzfl ächenadsorption oder Benetzungseffekte<br />

die Basis <strong>für</strong> die Produkte bilden. Das Gleiche<br />

gilt auch <strong>für</strong> Nahrungsmittel, die wir bei einem anschließenden<br />

Frühstück zu uns genommen haben. Es klingt trivial, aber<br />

eine Entwicklung heutiger Produkte <strong>für</strong> diese Anwendungen<br />

– und man könnte viele weitere Beispiele anführen – ist ohne<br />

eine systematische Untersuchung der Wirkmechanismen nicht<br />

möglich. Moderne Markenartikel sind Multikomponentensysteme<br />

mit einem komplexen Leistungsspektrum, bei denen die<br />

einzelnen Wirkstoffe in synergistischer oder negativer Weise<br />

miteinander wechselwirken. Hier<strong>für</strong> reicht empirisches Wissen<br />

nicht mehr aus, sondern es ist ein fundamentales Verständnis<br />

notwendig. Dies ist auch der Punkt, an dem Physikalische Chemie<br />

in der Produktentwicklung ansetzt. Erklärbar wird damit<br />

auch, dass überdurchschnittlich viele Physikochemiker in der<br />

Produktentwicklung der Lebensmittel-, Kosmetik- und Waschmittelindustrie<br />

sowie von Klebstoffen tätig sind.<br />

Diese Beispiele erwähne ich aus folgendem Grund: Die außerordentliche<br />

Bandbreite der physikalisch-chemischen Grundprinzipien<br />

einerseits und deren wirtschaftliche Bedeutung <strong>für</strong><br />

die Anwendungen andererseits erfordert einen intensiven und<br />

kontinuierlichen Austausch zwischen Grundlagenforschung<br />

und Industrie. Eine wissenschaftliche Vereinigung wie die<br />

Bunsen-Gesellschaft kann hierbei eine wichtige Rolle übernehmen,<br />

indem sie Initiativen fördert, die beide Gruppen noch<br />

näher zusammenbringen.<br />

Für ein besseres Verständnis beider Gruppen sollte man dabei<br />

berücksichtigen, dass vielfach eine unterschiedliche Vorgehensweise<br />

besteht. Bei der Anwendung steht ein Produkt oder<br />

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