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BUNSENMAGAZIN - Deutsche Bunsengesellschaft für ...

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AKTUELLES<br />

Andreas Brockhinke und Gregor Jung*<br />

WISSENSCHAFTLER SIND HEUTE FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

Das Anforderungsprofi l <strong>für</strong> Wissenschaftler im Allgemeinen und<br />

Hochschullehrer im Besonderen hat sich in den vergangenen<br />

25 Jahren deutlich gewandelt. Während im „goldenen Zeitalter<br />

der Wissenschaft“ institutionelle Grundfi nanzierung ausreichend<br />

vorhanden war, ist diese Resource im Laufe der vergangenen<br />

Sparrunden verknappt worden. Auch ist die Konkurrenz<br />

auf nationaler Ebene durch Exzellenzinitiative und international<br />

durch das Aufkeimen asiatischer Forschung verschärft<br />

worden. Während Ende der siebziger Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts in besonderen Fällen drei Publikationen <strong>für</strong> eine<br />

Habilitation ausreichend waren, würde das heute allenfalls als<br />

„netter Versuch“ gewertet werden. Wer zu Beginn der Karriere<br />

naiv glaubt, das Hochschullehrerdasein bestünde hauptsächlich<br />

aus Forschen, Publizieren, Präsentieren und Dozieren,<br />

wird überrascht sein, wie vielfältig die Tätigkeiten später sind:<br />

Zusätzlich zu den genannten Kernaufgaben werden umtriebige<br />

Drittmittelaktivität, Beteiligung an der Hochschulselbstverwaltung,<br />

Gutachtertätigkeit, Erstellen von Evaluationsberichten,<br />

Netzwerkbildung usw. verlangt. Und selbstverständlich wird<br />

von einem Hochschullehrer erwartet, eine eigene Arbeitsgruppe<br />

aufzubauen – und das bringt mindestens zwei weitere Anforderungen<br />

mit: Projektmanagement und Personalführung.<br />

MANAGEMENTFEHLER:<br />

„DER FISCH STINKT IMMER VOM KOPF HER“<br />

Ganz wichtig ist es, die Aussage der oben genannten Redensart<br />

zu berücksichtigen: Jeder Fehler ist immer auch ein Fehler<br />

des Gruppenleiters. Selbst wenn man eindeutig – was selten<br />

gelingen wird – das Versagen einem Mitarbeiter zuordnen<br />

kann, dann fällt es indirekt doch wieder auf den Leiter zurück<br />

(der sich dann einen Fehler in der Personalauswahl oder der<br />

Betreuung eingestehen muss). Gerade bei Wissenschaftlern<br />

weit verbreitete Managementfehler betreffen z.B. das Zeitma-<br />

60<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 11. JAHRGANG · 2/2009<br />

MUSS EIN WISSENSCHAFTLER IMMER<br />

AUCH EIN MANAGER SEIN?<br />

Ein Plädoyer <strong>für</strong> die Wissenschaftsmanagementausbildung von Nachwuchswissenschaftlern<br />

PD Dr. Andreas Brockhinke<br />

Universität Bielefeld<br />

Physikalische Chemie I<br />

Universitätsstraße 25<br />

33615 Bielefeld<br />

brockhinke@pc1.uni-bielefeld.de<br />

nagement: Wer kennt nicht die Situation, dass Manuskripte,<br />

Abschlussarbeiten, Projektberichte und Anträge zu lange Zeit<br />

auf dem eigenen Schreibtisch verweilen? Wenn so etwas Überhand<br />

nimmt, ist es Zeit, über andere Verhaltensmuster nachzudenken.<br />

Fehler bei der Führung einer Arbeitsgruppe sind oft auf mangelnde<br />

Kommunikation zurückzuführen, deren Rolle wir hier<br />

näher beleuchten wollen. 1 Die Bedeutung der Kommunikation<br />

– auch non-verbaler – fällt meistens erst dann auf, wenn sie<br />

nicht funktioniert. Es soll Fälle gegeben haben, wo Kollegen<br />

innerhalb eines Fachbereichs über Jahrzehnte nicht mehr miteinander<br />

kommuniziert haben. Jeder Wissenschaftler wird sich<br />

an Gelegenheiten erinnern, wo er selbst das Gespräch unbewusst<br />

gemieden hat oder jemandem mit einer Abwehrhaltung<br />

begegnet ist. Das ist schädlich, da doch der wissenschaftliche<br />

Diskurs <strong>für</strong> qualitativ hochwertige Leistungen unabdingbar ist.<br />

Auch im Umgang mit Mitarbeitern ist ein Training der Soft Skills<br />

notwendig. An und <strong>für</strong> sich erfolg versprechende Projekte können<br />

in der Umsetzungsphase wegen falscher Menschenführung<br />

(in der Regel also wegen ungeschickter Kommunikation)<br />

scheitern. Es gilt zunächst, Fallen wie uneindeutige Aufgabenstellungen,<br />

Arbeitsplatzbeschreibungen usw. zu vermeiden.<br />

Besonders schwer wiegt es, wenn Mitarbeiter demotiviert<br />

werden – z.B. wenn sich der Arbeitsgruppenleiter permanent<br />

unter Berufung auf seine Position durchsetzt. Dies kann Konsequenzen<br />

sowohl <strong>für</strong> die Wissenschaft (unterdrückte Kreativität,<br />

mangelnder Projektfortschritt) als auch <strong>für</strong> die Finanzen<br />

haben (wenn Doktoranden oder fest angestellte Mitarbeiter<br />

durch wiederholte Demotivation nur noch „Dienst nach Vorschrift“<br />

machen). Damit sollte sich auch rein fi nanziell eine<br />

Basisausbildung in Mitarbeiterführung auszahlen. Mittel und<br />

Instrumente zur Mitarbeitermotivation (Zulagen, wissenschaftliche<br />

Förderung, Mentoring, aber auch Rücknahme von Privilegien)<br />

sind hinlänglich bekannt – aber als Arbeitsgruppenleiter<br />

Dr. Gregor Jung<br />

Universität des Saarlandes<br />

Juniorprofessur <strong>für</strong> Biophysikalische Chemie<br />

Campus B2 2<br />

66123 Saarbrücken<br />

g.jung@mx.uni-saarland.de<br />

* Die Autoren gehören zum aktiven Kern des Karriereforums, das seit zwei Jahren im Rahmen der Bunsentagung stattfi ndet.<br />

1 In J.R. Hollingworth, E.J. Hollingworth, Radikale Innovationen und Forschungsorganisation: Eine Annäherung, Österreichische Zeitschrift <strong>für</strong> Geschichtswissenschaft<br />

11, 31-66 (2000) werden Beispiele <strong>für</strong> die Bedeutung der Kommunikation <strong>für</strong> herausragende wissenschaftliche Leistungen im<br />

biomedizinischen Bereich genannt. Viele dieser Erkenntnisse lassen sich auch auf die Physikalische Chemie transferieren.

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