BUNSENMAGAZIN - Deutsche Bunsengesellschaft für ...
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DEUTSCHE BUNSEN-GESELLSCHAFT<br />
Abb. 9: Beispiel <strong>für</strong> einen Isolator-Metall-Übergang, der durch eine klassische<br />
Festkörperreaktion getrieben wird: Stark nichtstöchiometrisches<br />
Ga 2 O 3 (entsprechend GaO x ) ist bei Raumtemperatur nach der Präparation<br />
mittels Laserdeposition als Glas amorph und transparent. Bei erhöhter Temperatur<br />
setzt Disproportionierung ein, und die entstehenden Ga 2 O 3 -Keime<br />
erhöhen das Fermi-Niveau, derart, dass metallische Leitfähigkeit entsteht<br />
(Bild bereit gestellt von M. Martin, Aachen).<br />
Ein interessantes Beispiel <strong>für</strong> eine klassische<br />
Festkörperreaktion mit unerwarteten<br />
Folgen ist in Abb. 9 dargestellt. Ein<br />
mittels Laserdeposition hergestelltes,<br />
bei Raumtemperatur metastabiles und<br />
stark sauerstoffarmes Oxid GaO x bildet<br />
bei hoher Temperatur die stabile<br />
Gleichgewichtsphase Ga 2 O 3 durch „Ausfällung“<br />
kleiner kristalliner Keime. Dies<br />
führt im Gegenzug zu einer weiteren<br />
Reduktion der Matrix, die daraufhin<br />
metallisch wird [16]. Damit wird aus<br />
einer einfachen Festkörperreaktion ein<br />
neuer Mechanismus <strong>für</strong> einen Isolator-<br />
Metallübergang – und die verbindende<br />
Rolle der Physikalischen Chemie zwischen<br />
Festkörperchemie und -physik<br />
wird greifbar.<br />
Eine Frage, die immer wieder in neuen<br />
Varianten gestellt wird, betrifft die Kontrolle<br />
chemischer Reaktionen oder die<br />
Planbarkeit von Festkörpersynthesen<br />
ASPEKTE<br />
[17]. Festkörperchemiker können meist nicht wie ihre organisch-chemischen<br />
Kollegen per Retrosynthese klar defi nierte<br />
Synthesestrategien entwickeln. Die chemische Bindung des<br />
Festkörpers und die Existenz von Nichtgleichgewichtsdefekten<br />
machen Festkörpersynthesen weniger gut planbar. Umso mehr<br />
ist die Physikalische Chemie gefragt, die thermodynamischen<br />
und kinetischen Konzepte bereitzustellen, die hier helfen können.<br />
Ein <strong>für</strong> 2009 geplantes neues Schwerpunktprogramm<br />
der DFG an den Grenzen zwischen Festkörperchemie, -physik<br />
und Physikalischer Chemie mit dem Thema „Kristalline Nichtgleichgewichtsphasen“<br />
wird sich in den nächsten sechs Jahren<br />
verstärkt den Fragen nach Keimbildung, Phasenselektion und<br />
deren theoretischem Verständnis widmen.<br />
4. OBERFLÄCHEN: VON LANGMUIR BIS ERTL<br />
Die physikalische Chemie der Oberfl ächen ist bis zum heutigen<br />
Tage eine Erfolgsgeschichte der Physikalischen Festkörperchemie.<br />
Experiment, Modell- und Methodenentwicklung gingen<br />
miteinander einher und machen das Gebiet unverändert<br />
fruchtbar – wo<strong>für</strong> der Bedarf der chemischen Industrie nach<br />
besseren Katalysatoren natürlich nicht unwesentlich ist.<br />
Entsprechend wird sich auch auf der Bunsentagung in Köln ein<br />
erheblicher Teil von Beiträgen mit Themen beschäftigen, die<br />
durch die heterogene Katalyse motiviert sind. Schnittstellen<br />
gibt es zunehmend mit der Elektrochemie, in der seit Entwicklung<br />
des Rastertunnelmikroskops die rasche Entstehung einer<br />
„Electrochemical Surface Science“ zu beobachten ist. Zwar ist<br />
die elektrochemische Oberfl ächen- oder besser Grenzfl ächenforschung<br />
noch immer hinter den Erfolgen der Oberfl ächenchemie<br />
zurück – die stark zunehmende Bedeutung elektrochemischer<br />
Systeme in der Energietechnologie wird hier aber<br />
zu einer spürbaren Beschleunigung führen.<br />
Abb. 10: Oberflächenchemie von RuO 2 als Katalysator im Deacon-Prozess<br />
(Bild bereit gestellt von H. Over, Gießen).<br />
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