24.10.2014 Aufrufe

IT-Compliance im Unternehmen - Heymann & Partner, Rechtsanwälte

IT-Compliance im Unternehmen - Heymann & Partner, Rechtsanwälte

IT-Compliance im Unternehmen - Heymann & Partner, Rechtsanwälte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

<strong>im</strong><br />

<strong>Unternehmen</strong><br />

RA Dr. Lars Lensdorf<br />

<strong>Heymann</strong> & <strong>Partner</strong> Rechtsanwälte<br />

First Tuesday <strong>IT</strong><br />

02. November 2006


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 2


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 3


1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

<strong>Compliance</strong> = „Befolgung“<br />

▪ Einhaltung von Gesetzen, Richtlinien und anderen Verhaltensmaßregeln <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong>salltag<br />

▪ Einrichtung von Kontroll- und Steuerungsprozessen<br />

▪ Dokumentation solcher Prozesse<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> = Regelkonforme <strong>IT</strong>-Systeme<br />

▪ <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> eingesetzte <strong>IT</strong>-Systeme müssen den für Einrichtung und Betrieb solcher Systeme<br />

geltenden Gesetzen, Richtlinien und anderen Verhaltensmaßregeln genügen (z. B. Anforderungen<br />

<strong>IT</strong>-Grundschutzhandbuch bzw. <strong>IT</strong>-Grundschutzkataloge des Bundesamts für Sicherheit in der<br />

Informationstechnik, § 9 BDSG)<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> = <strong>Compliance</strong> mit Hilfe von <strong>IT</strong>-Systemen<br />

▪ Viele <strong>Unternehmen</strong>sfunktionen, für die <strong>Compliance</strong>-Anforderungen gelten, werden mit <strong>IT</strong>-Systemen<br />

abgebildet (z.B. Buchhaltung, Rechnungslegung, Aufbewahrungspflichten von best<strong>im</strong>mten<br />

Unterlagen – z. B. Handels-, Geschäftsbriefe –nach §257 HGB, §147 AO)<br />

▪ <strong>Compliance</strong> betrifft deshalb auch mittelbar die Einrichtung und den Betrieb von <strong>IT</strong>-Systemen, die<br />

jeweils „regelkonform“ sein müssen<br />

▪ Zunahme von mittelbaren <strong>Compliance</strong>-Anforderungen wie Unverfälschbarkeit und<br />

Revisionssicherheit von elektronischen Dokumenten, geordnete Archivierung. Anforderungen an<br />

Archivierung digitaler Unterlagen, die sich aus AO ergeben, werden durch die GoBS und die GDPdU<br />

konkretisiert.<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 4


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>?<br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 5


2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>?<br />

Persönliche Verantwortung der Geschäftführungsorgane für gesetzeskonformes<br />

Verhalten des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

▪ Verantwortlichkeit und Haftungsrisiko von Geschäftsführungsorganen (§ 93 Abs. 1 AktG: „Sorgfalt<br />

eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters“; § 43 I GmbHG: „Sorgfalt eines<br />

ordentlichen Geschäftsmannes“) hat zugenommen:<br />

• KonTraG, 1998 (§ 91 Abs. 2 AktG: Einrichtung eines Risikomanagementsystems)<br />

• TransPuG, 2002<br />

• UMAG<br />

• Corporate Governance Kodex, Abgabe einer Entsprechenserklärung gem. § 161 AktG<br />

• Strengere Rechtsprechung (BGH, „ARAG/Garmenbeck“, NJW 1997, 1926); Pflicht zur Durchsetzung von<br />

Ansprüchen der Gesellschaft gegenüber der Geschäftsführung, falls erfolgsversprechend<br />

▪ Schadensersatzpflicht nach § 93 Abs. 2 S. AktG, § 43 GmbHG<br />

▪ Erleichterte zur Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen der Gesellschaft gegen Vorstände<br />

und Aufsichtsräte aufgrund Beweislastverteilung<br />

• § 93 Abs. 1 S. 2 AktG:<br />

“Eine Pflichtverletzung liegt nicht vor, wenn das Vorstandsmitglied bei einer unternehmerischen<br />

Entscheidung vernünftigerweise annehmen durfte, auf der Grundlage angemessener Information zum<br />

Wohle der Gesellschaft zu handeln. “<br />

• § 93 Abs. 2 S. 2 AktG:<br />

“Ist streitig, ob sie die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters angewandt<br />

haben, so trifft sie die Beweislast.”<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 6


2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>? (ff.)<br />

Persönliche Verantwortung der Geschäftführungsorgane für gesetzeskonformes<br />

Verhalten des <strong>Unternehmen</strong>s (forts.)<br />

▪ § 91 Abs. 2 AktG: Pflicht der <strong>Unternehmen</strong>sleitung, „geeignete Maßnahmen zu<br />

treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand<br />

der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden“<br />

• Querschnittsnorm, die allgemein die Pflichten einer Geschäftsleitung spezifiziert<br />

• <strong>Unternehmen</strong>sleitung muss prüfen, ob ein mangelhaftes <strong>IT</strong>-System dem <strong>Unternehmen</strong><br />

erhebliche wirtschaftliche Schäden zufügen kann; Identifizierung „unternehmenskritischer<br />

Systeme“ (F&A-Systeme, ERP, Logistik)<br />

• § 317 Abs. 4 HGB: Abschlussprüfer hat sich bei börsennotierten <strong>Unternehmen</strong> von Existenz<br />

eines Überwachungssystems zu überzeugen und bei Lageberichterstattung zu beurteilen.<br />

Imageschäden des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

Erhöhte Kosten, z. B. höhere Refinanzierungskosten (Basel II)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 7


2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>? (ff.)<br />

Strafrechtliche Folgen:<br />

▪ „<strong>IT</strong>-bezogene“ Straftatbestände <strong>im</strong> STGB:<br />

• Ausspähen/Unterdrücken von Daten (§ 202a StGB), Besondere Gehe<strong>im</strong>haltungspflichten (§ 203<br />

StGB), Datenveränderung (§ 303a StGB)<br />

▪ weitere Straftatbestände z.B. <strong>im</strong> BDSG, KWG, AktG, HGB<br />

• praktisch aber trotz einiger Aufsehen erregender Fälle eher selten relevant<br />

Vorliegen einer Ordnungswidrigkeit ( z. B. § 16 AÜG)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 8


2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>? (ff.)<br />

Gewerberechtliche Unzuverlässigkeit<br />

Aufsichtsrechtliche Maßnahmen<br />

▪ z.B. § 6 Abs. 3 KWG: Anordnungsbefugnis der BaFin; § 35: Aufhebung der Erlaubnis;<br />

§ 36: Abberufung des Geschäftsleiters<br />

Ausschluss von der Vergabe öffentlicher Aufträge<br />

▪ <strong>IT</strong>-Standards und entsprechende Zertifizierungen werden <strong>im</strong>mer öfter als<br />

Wertungskriterien und Vertragsbestandteile verwendet<br />

▪ Sie haben dadurch (zumindest für die Bieter) faktisch Bindungswirkung (z.B. „<strong>IT</strong>-<br />

Grundschutzhandbuch“ (GSHB), „<strong>IT</strong> Infrastructure Library“ (<strong>IT</strong>IL))<br />

Wirtschaftsprüfertestat wird versagt<br />

Gesetzliche und vertragliche Obliegenheiten<br />

▪ nicht selbständig einklagbar, sondern bloße Verhaltensnormen, die bei<br />

Nichtbeachtung zum Rechtsverlust führen können. (§ 254 BGB)<br />

▪ insbesondere <strong>im</strong> Versicherungsvertragrecht/ VVG<br />

• z.B. Pflicht, bedeutende Umstände anzuzeigen, § 16 VVG<br />

• z.B. Pflicht, keine Gefahrerhöhung nach Vertragsschluss vorzunehmen oder dies zuzulassen,<br />

Anzeigepflicht § 23 VVG<br />

• Verletzung von Obliegenheit kann zu Verlust von Versicherungsschutz führen<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 9


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum iT-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 10


3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Gesetzliche Anforderungen<br />

▪ Gesetze, Verordnungen = unmittelbare Außenwirkung für jedermann, abstraktgenerell<br />

auf Herbeiführung einer Rechtsfolge gerichtet<br />

• z.B. BDSG (§ 9 BDSG mit Anlage); Verbot kartellrechtliche Absprachen; produzierendes Gewerbe:<br />

allgemeine Produktbeobachtungs-/Rückrufpflichten; § 91 Abs. 2 AktG<br />

▪ i.d.R. nicht dispositiv<br />

▪ enthalten nur selten konkrete Vorschriften zum „Wie“ der Umsetzung<br />

Verwaltungsvorschriften, Verwaltungshandeln<br />

▪ Ministerialerlasse, Verfügungen, Richtlinien oder Anordnungen<br />

▪ ergehen innerhalb der Verwaltung zur internen Organisation bzw.<br />

Interpretation/Handhabung von gesetzlichen Anforderungen, keine unmittelbare<br />

Außenwirkung<br />

▪ legen Gesetze aus bzw. konkretisieren diese und/oder geben Rechtsauffassung der<br />

Verwaltung zu best<strong>im</strong>mten Fragen wieder<br />

• z.B. <strong>IT</strong>-Richtlinie des BMI = Regelung des internen Einsatzes von <strong>IT</strong> durch die Bundesverwaltung;<br />

Grundsätze ordnungsgemäßer DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS); Grundsätze zum<br />

Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 11


3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Sonderfall: Aufsicht <strong>im</strong> Banken- und Finanzdienstleistungssektor durch die BaFin<br />

▪ KWG (ähnlich: WpHG) enthält gesetzliche Generalklauseln, die mittelbar auch <strong>IT</strong>spezifische<br />

Organisationspflichten für die erfassten Institute begründen<br />

▪ BaFin konkretisiert diese in Form behördlicher Rundschreiben, Verlautbarungen bzw.<br />

Richtlinien<br />

• z.B. Rs. 11/2001 („Outsourcing-Rundschreiben“)<br />

• z.B. Rs. 18/2005 („Mindestanforderungen an das Risikomangement“, MaRisk)<br />

▪ formell haben diese keine Außenwirkung, da i.d.R. nicht in Form eines VA,<br />

Allgemeinverfügung etc. ergehend<br />

▪ Aber: BaFin misst Institute an diesen Anforderungen und KWG räumt BaFin<br />

weitgehende Anordnungs-, Kontroll- und Prüfungsbefugnisse ein (z.B. §§ 6, 34, 36<br />

KWG)<br />

▪ Folge: Faktischer Zwang zur Umsetzung<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 12


3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Richtlinien und Standards<br />

▪ DIN oder ISO-Normen<br />

▪ haben keinen Rechtscharakter, sind nicht unmittelbar durchsetzbar<br />

▪ <strong>im</strong> <strong>IT</strong>-Bereich i.d.R. keine „technische Gesetzgebung“ in dem Sinne, dass best<strong>im</strong>mte<br />

Verfahren und Einrichtungen konkret beschrieben und vorgeschrieben sind (anders<br />

z.B. <strong>im</strong> Bereich der Normung oder Bauordnungsrecht/Baurecht)<br />

▪ Beachtung von Standards kann in Streitfällen als Interpretationshilfe herangezogen<br />

werden (z.B. „marktübliches Format“, Sorgfaltsmaßstab)<br />

▪ liefern wichtige Hinweise für die praktische Umsetzung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

Anforderungen<br />

▪ Zertifizierungen können den Nachweis eigener (Sorgfalts-) Pflichterfüllung erleichtern<br />

Referenzmodelle, Z. B. CoB<strong>IT</strong>, <strong>IT</strong>IL<br />

▪ Versuch der Definition allgemeiner Modelle, die einen Brückenschlag zwischen den<br />

unterschiedlichsten <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen versuchen.<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 13


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 14


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Datenschutz und Datensicherheit<br />

BDSG<br />

▪ Querschnittsnorm, daneben sektorspezifische Datenschutznormen:<br />

• z.B. Telekommunikation, §§ 91 ff. TKG, Sozialdatenschutz, § 67 ff. SGB X<br />

▪ Zentrale Bedeutung kommt personenbezogenen Daten zu<br />

• § 4 Abs. 1 BDSG: Erhebung, Verarbeitung, Nutzung von Daten nur, soweit gesetzlich erlaubt oder<br />

Einwilligung des Betroffenen vorliegt<br />

• weite Definition in § 3 Abs. 1 BDSG zu personenbezogenen Daten („Einzelangaben über persönliche<br />

oder sachliche Verhältnisse einer best<strong>im</strong>mten oder best<strong>im</strong>mbaren natürlichen Person“)<br />

Umsetzung der Anforderungen des BDSG erfordert Dokumentationsprozesse,<br />

Berücksichtigung bei Gestaltung von Vertragsunterlagen, AGB, Webseiten, etc.<br />

§ 9 BDSG i.V.m. der zugehörigen Anlage enthält allgemeine, technischorganisatorische<br />

Anforderungen zum Schutz von personenbezogenen Daten<br />

(Zutritts-, Zugangs-, Zugriffs-, Weitergabe-, Eingabe-, Auftrags- und<br />

Verfügbarkeitskontrolle)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 15


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

Datenschutz und Datensicherheit<br />

Outsourcing: § 11 BDSG (Auftragsdatenverarbeitung) vs. Funktionsübertragung<br />

▪ Einwilligung zur „echten“ Übermittlung selten praktikabel einholbar<br />

▪ daher i.d.R. Vereinbarung einer Auftragsdatenverarbeitung<br />

= Vereinbarung zwischen auslagerndem <strong>Unternehmen</strong> („Herr der Daten“) und<br />

Dienstleister („Auftragsdatenverarbeiter“)<br />

▪ Auftragsdatenverarbeiter ist nicht „Dritter“, auslagerndes <strong>Unternehmen</strong> und<br />

Dienstleister sind Einheit<br />

▪ Technisch-organisatorischen Maßnahmen müssen festgelegt werden (§ 11 Abs. 2<br />

BDSG)<br />

▪ Aber: liegt wirklich Auftragsdatenverarbeitung vor?<br />

• Rechenzentrumsbetrieb / Datenträgervernichtung / Archivierungsservice<br />

= Auftragsdatenverarbeitung<br />

• Personalverwaltung / Kundenbetreuung<br />

= wohl eher Funktionsübertragung<br />

Sonderproblem: Auftragsdatenverarbeitung <strong>im</strong> Nicht EU-Ausland;<br />

Erfordernis des angemessenen Datenschutzniveaus, § 4 b Abs. 2 S. 2 BDSG<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 16


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Arbeitsrecht<br />

Kollektives Arbeitsrecht<br />

▪ Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen<br />

▪ Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) enthält eine Vielzahl von Rechten des BR, die an<br />

technische Einrichtungen, Arbeitsabläufe, etc. anknüpfen und so auch <strong>IT</strong>-Systeme<br />

erfassen.<br />

▪ Beispiele:<br />

• § 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG: Recht des BR, die Einhaltung von zugunsten des Arbeitnehmers geltenden<br />

Rechtsvorschriften zu überwachen (z.B. BDSG)<br />

• §§ 80 Abs. 2, 111 BetrVG: Auskunfts- und Informationsanspruch bzgl. aller betrieblichen Vorgänge,<br />

erfasst z.B. Einrichtung und Betrieb von <strong>IT</strong>-Systemen<br />

• §87 I Nr. 6 BetrVG: Mitbest<strong>im</strong>mungsrecht des BR bei der Einführung und Anwendung von<br />

technischen Einrichtungen, die dazu geeignet sind, das Verhalten oder die Leistung der Mitarbeiter zu<br />

überwachen<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 17


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

Arbeitsrecht<br />

Arbeitnehmerüberlassung<br />

▪ Begriff: Arbeitgeber überlässt bei ihm angestellte Arbeitnehmer einem Dritten zur Arbeitsleistung<br />

▪ Gewerbsmäßige Arbeitnehmerüberlassung ist <strong>im</strong> Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) geregelt; bedarf grds.<br />

der behördlichen Erlaubnis<br />

▪ Arbeitsverhältnis zwischen Entleiher und AN wird fingiert, wenn Arbeitnehmerüberlassungsvertrag unwirksam ist<br />

(z. B. wegen fehlender Erlaubnis), § 10 I AÜG<br />

▪ Abgrenzungskriterium: liegt eine Eingliederung in den Betrieb des Entleihers vor? Zu beachten: Weisungsrechte,<br />

Zuweisung von Urlaub, Türschilder, e-mail Adresse, Kantinennutzung, Einordnung in Firmenhirachie<br />

Arbeitnehmererfindungsrecht / Urheberrecht<br />

▪ Bei urheberrechtsrelevanten Sachverhalten, z. B. SW-Programmierung: Schutz des Arbeitgebers nach § 69 b UrhG<br />

(AG zur Ausübung aller vermögensrechtlichen Befugnisse berechtigt)<br />

▪ Im Bereich des Arbeitnehmererfindungsrechts kein automatischer Erwerb der Erfinderstellung und der damit<br />

verbundenen Rechte durch den Arbeitgeber<br />

▪ Aber: Zugriffsrecht des Arbeitgebers, formalisiertes Verfahren:<br />

• schriftl. Meldung des AN (§ 5 I ArbEG); spezielle inhaltl. Anforderungen an die Meldung nach § 5 II ArbEG<br />

• Schriftl. Bestätigung des AG nach Eingang der Meldung<br />

• Inanspruchnahme durch schriftl. Erklärung innerhalb von 4 Monaten (§ 6 AerEG)<br />

Arbeitsschutzvorschriften<br />

▪ insbesondere: „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an<br />

Bildschirmgeräten“ (Bildschirmarbeitsschutzverordnung, BildscharbV)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 18


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

<strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

§ 91 Abs. 2 AktG: Einrichtung eines Überwachungssystems<br />

„Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein<br />

Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft<br />

gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden.“<br />

▪ Aufstellung von Regelungen/Geschäftsprozessen z.B. für<br />

• externe/interne Zugriffe auf Daten, Umgang mit Insiderinformationen<br />

• Datensicherung, Datenaufbewahrung (data retention)<br />

• Kontinuitätsmanagement/Notfallplanung (business continuity)<br />

▪ <strong>IT</strong>-Systeme müssen „angemessene“ Informationen liefern, sollten ggfs.<br />

Entlastungsnachweis führen können<br />

▪ 317 Abs. 4 HGB: Abschlussprüfer hat das Vorhandensein eines geeigneten<br />

Überwachungssystems zu prüfen, sowie den Inhalt dieses Systems und seine<br />

Aussagekraft zu beurteilen<br />

▪ Nicht (genügende) Beachtung des § 91 Abs. 2 AktG indiziert Pflichtverletzung der<br />

<strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 19


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

<strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

Basel II<br />

▪ „Rating“: zentrales Entscheidungskriterium, ob ein <strong>Unternehmen</strong> und, wenn ja, zu<br />

welchen Konditionen Kredite bekommt, ist das Risiko der Gesellschaft<br />

▪ Folge:<br />

1.) Erhöhtes Informationsbedürfnis der Bank ist zu bedienen, <strong>Unternehmen</strong> muss <strong>IT</strong>-<br />

Systeme so einrichten, dass diese die geforderten Informationen bereitstellen<br />

können; Darstellung der Risiken<br />

2.) Ermittlung der <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> vorhandenen Risiken unter dem Gesichtspunkt des<br />

sich daraus ergebenden Schuldnerausfallrisikos<br />

• Erforderlich: geeignetes Berichtswesens/Management Information System (MIS), das frühzeitig<br />

Handlungsbedarf erkennen lässt, Eingriffsgrenzen vorsieht<br />

• Sicherheit der unternehmensbezogenen Daten ist zu gewährleisten. Wurde ausreichende<br />

Notfallvorsorge getroffen?<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 20


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Buchhaltung etc.<br />

Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) nach HGB<br />

▪ Die wesentlichen Anforderungen an die Buchführung sind in den §§ 238, 239 und<br />

257 HGB („Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung“) festgelegt.<br />

▪ Die Anforderungen der §§ 238, 239, 257 HGB sind bei der Gestaltung einer <strong>IT</strong>gestützten<br />

Rechnungslegung zu beachten<br />

• Beachtung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (§ 239 IV HGB)<br />

• Berücksichtigung der damit verbundenen Anforderungen an die Sicherheit <strong>IT</strong>-gestützter<br />

Rechnungslegung<br />

• Die Nachvollziehbarkeit der Buchführungs- bzw. Rechnungslegungsverfahren (§ 238 I 2 HGB)<br />

• Die Nachvollziehbarkeit der Abbildung der einzelnen Geschäftsvorfälle in ihrer Entstehung und<br />

Abwicklung (§ 238 I 3 HGB)<br />

• Die Einhaltung der Aufbewahrungsvorschriften (§ 239 IV, 257 HGB)<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 21


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

Buchhaltung etc.<br />

Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS):<br />

▪ von der Finanzverwaltung aufgestellte Regeln zur Buchführung mittels<br />

Datenverarbeitungssystemen, z.B. Behandlung aufbewahrungspflichtiger Daten und<br />

Belege in elektronischen Buchführungssystemen; Präzisierung der GoB<br />

▪ Ordnungsmäßigkeitskriterien, die bei der Erfassung, Verarbeitung, Ausgabe und<br />

Aufbewahrung rechnungsrelevanter Daten über die Geschäftsvorfälle sicherzustellen<br />

sind: Vollständigkeit, Richtigkeit, Zeitgerechtheit, Ordnung (alles § 239 II HGB);<br />

Nachvollziehbarkeit (§ 238 I HGB); Unveränderlichkeit § 239 III HGB)<br />

Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU)<br />

▪ ergeben sich insbesondere aus § 147 Abs. 6 und § 146 Abs. 5 AO<br />

▪ Finanzamt muss auf elektronischem Weg Einsicht in die EDV-Buchführung nehmen<br />

können<br />

▪ definieren u.a. wie die Außenprüfung des Finanzamts bei einem Betrieb mit EDV-<br />

Buchhaltung durchzuführen ist, Anforderungen an <strong>Unternehmen</strong>ssoftware,<br />

Schnittstelle zur Prüfungssoftware<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 22


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

Buchhaltung etc.<br />

International Financial Reporting Standards (IFRS)<br />

▪ internationale Rechnungslegungsvorschriften, umfassen u.a.<br />

• Standards des International Accounting Standards Board (IASB)<br />

• International Accounting Standards (IAS) des International Accounting Standards Committee<br />

• Interpretationen des International Financial Reporting Standards Interpretations Committee (IFRIC)<br />

bzw. des ehem.Standing Interpretation Committee (SIC)<br />

▪ gelten als nationales Recht in allen EU-Mitgliedsstaaten. Ziel ist die Transparenz und<br />

Vergleichbarkeit von Konzernabschlüssen auch über Ländergrenzen hinweg<br />

▪ Anpassung von HGB F&A-Systemen; Problem: Anpassung Altsysteme vs.<br />

Aufbewahrungspflichten<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 23


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen (ff.)<br />

Buchhaltung etc.<br />

Sarbanes Oxley Act (SOX)<br />

▪ Reaktion des US-amerikanischen Gesetzgebers auf spektakuläre<br />

<strong>Unternehmen</strong>szusammenbrüche (Enron, Worldcom). SOX gilt seit Ende 2004 für alle<br />

<strong>Unternehmen</strong>, die an US-Börsen notiert sind<br />

▪ betrifft damit auch deren deutsche Tochtergesellschaften und deren Dienstleister,<br />

die zukünftig verstärkt auf Einhaltung der SOX Anforderungen geprüft werden<br />

▪ SOX regelt vor allem Prüfung der <strong>Unternehmen</strong>sfinanzen, sowie die Pflicht, ein<br />

Kontrollsystem für Finanzdaten zu unterhalten<br />

▪ begründet indirekt Anforderungen an <strong>IT</strong>-Systeme, da praktisch alle Finanzdaten<br />

heutzutage elektronisch verarbeitet werden<br />

• insbes. Section 404: Installation, Überprüfung, Dokumentation und Bewertung von<br />

Kontrollmechanismen für das Finanzberichtswesen, die üblicherweise mit Hilfe von <strong>IT</strong>-Systemen<br />

<strong>im</strong>plementiert werden<br />

▪ Die Einführung SOX-ähnlicher Anforderungen über die EU oder über nationale<br />

Gesetzgebungsorgane werden derzeit diskutiert.<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 24


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Branchenspezifisch: § 25 a II KWG<br />

§ 25a KWG (ähnlich: § 33 Abs. 2 WpHG)<br />

▪ Regelungen zur Steuerung und Überwachung von Risiken, um die<br />

Ordnungsmäßigkeit der Bankgeschäfte und Geschäftsorganisation zu<br />

gewährleisten.<br />

• Abs. 1 Nr. 2: Institute müssen über “angemessene Sicherheitsvorkehrungen für den<br />

Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung“ verfügen<br />

• Abs. 2: Regelungen zur Auslagerung von Bereichen auf ein anderes <strong>Unternehmen</strong>; § 25a<br />

Abs. 2 KWG in BaFin-Rundschreiben 11/2001 konkretisiert<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 25


4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Branchenspezifisch: MaRisk<br />

„Mindestanforderungen an das Risikomanagement“ („MaRisk“), Rundschreiben<br />

18/2005 v. 20.12.2005<br />

▪ enthält Anforderungen an eine „ordnungsgemäße Geschäfts-organisation“ und an<br />

„angemessene interne Kontrollverfahren“<br />

▪ Enthält auch Vorgaben für Ausgestaltung von <strong>IT</strong>-Systemen; AT 7 enthält Regelungen<br />

zur Ausgestaltung von <strong>IT</strong>-Systemen, zum Outsourcing und zur Notfallvorsorge:<br />

• <strong>IT</strong>-Systeme und die zugehörigen <strong>IT</strong>-Prozesse müssen die Integrität, die Verfügbarkeit, die<br />

Authentizität sowie die Vertraulichkeit der Daten sicherstellen<br />

• Trennung von Produktions- und Testumgebung<br />

• Notfallkonzept zur Fortführung von kritischen Aktivitäten und Prozessen ist zu erstellen, zeitnahe<br />

Bereitstellung von Ersatzlösungen, Wiederanlaufpläne<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 26


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenpezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 27


5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

<strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

▪ <strong>Compliance</strong> ist wesentliche Aufgabe der <strong>Unternehmen</strong>sleitung<br />

▪ Delegation in beschränktem Umfang möglich; Überwachungspflicht bleibt<br />

<strong>Unternehmen</strong>saufsicht<br />

▪ insbesondere: Aufsichtsrat, der die dem Vorstand obliegende Geschäftsführung zu<br />

überwachen hat, § 111 Abs. 1 AktG<br />

▪ Tendenz des Gesetzgebers, Rechte und Pflichten zu erweitern<br />

<strong>Unternehmen</strong>smitarbeiter<br />

▪ <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> als Teil arbeitsvertraglicher Pflichten insbesondere: von leitenden<br />

Mitarbeitern<br />

• z.B. CIO, soweit nicht ohnehin <strong>im</strong> Vorstand, Administratoren, Revisoren, DSB<br />

• Zunehmend: Whistleblowing-Problematik, z.B. durch SOX<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 28


5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

Aufsichtsbehörden<br />

▪ kontrollieren die Einhaltung des öffentlichen Ordnungsrahmens, z.B. BaFin, DSB<br />

samt Behördenunterbau, DS-Aufsicht (§ 38 BDSG)<br />

▪ Beobachtung (und Beachtung!) der von den Aufsichtsbehörden allgemein ergriffenen<br />

Aufsichtsmaßnahmen<br />

Externe (<strong>IT</strong>-)Dienstleister<br />

▪ Teilweise adressieren <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen explizit den Fall, dass ein Dritter<br />

eingesetzt wird (§ 25 a II KWG). Erhöhte Komplexität<br />

▪ Dienstleister ist (<strong>im</strong> Innenverhältnis) vertraglich zur Wahrung der einschlägigen <strong>IT</strong>-<br />

<strong>Compliance</strong> Anforderungen zu verpflichten; in diesem Zusammenhang:<br />

• wer beobachtet Änderungen der <strong>Compliance</strong> Anforderungen?<br />

• wer sorgt für erforderliche Anpassungen der Leistungen?<br />

• wer trägt Kosten? Anpassungen „in scope“ oder „out of scope“ (Änderungsverfahren)?<br />

▪ Aber: <strong>Unternehmen</strong> behält <strong>im</strong> Außenverhältnis Letztverantwortung<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 29


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-Comliance<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 30


6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

Ausgangsfrage: wie kann die Geschäftsführung der Überlast an rechtlichen Pflichten<br />

Herr werden („Corporate <strong>Compliance</strong>“)?<br />

Organisation<br />

▪ Ausweisung eines Verantwortungsbereichs „<strong>Compliance</strong>“ auf<br />

Geschäftsführungsebene, „Delegation zur Seite“ (Geschäftsverteilungsplan,<br />

Geschäftsordnung, Satzung)<br />

▪ „Delegation zur Seite“ grds. möglich / Einschränkung der Möglichkeit der Delegation,<br />

nichtdelegierbare Pflichten<br />

▪ „Delegation zur Seite“ führt <strong>im</strong> grds. zur Entlastung; aber: Kontrollpflichten,<br />

stichprobenartige Aufsicht besteht fort<br />

▪ „Delegation nach unten“: Ernennung eines <strong>Compliance</strong>-Managers für einen oder<br />

mehrere Bereiche; muss<br />

• überschneidungsfrei<br />

• an sachgerecht ausgewählte, kompetente, belehrte, eingearbeitete Mitarbeiter<br />

• unter Gewährung der erforderlichen Mittel<br />

erfolgen; Aufsichtspflicht bleibt bestehen.<br />

▪ Ggfls. Einrichtung selbständiger <strong>Compliance</strong>-Organisationen <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong><br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 31


6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

Information („Wissensmanagement“)<br />

▪ Informationsbeschaffung (ständige Veränderung der <strong>Compliance</strong> Anforderungen);<br />

wer beschafft; interne/externe Informationsbeschaffung (Organisation s.o.),<br />

Problem-/Risikobewusstsein schaffen<br />

▪ Informationsfluss, Einrichtung eines Kommunikationssystems bzw. von festen<br />

Prozessen, Mitarbeiter-Handbücher, Schulungen<br />

▪ Informationsverwertung<br />

Dokumentation („Wer schreibt, der bleibt“)<br />

Sicherstellung der Organisation, Information, Dokumentation durch <strong>Compliance</strong>-<br />

Programm<br />

<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> ist nur <strong>im</strong> Wege eines kontinuierlichen Prozesses zu erreichen:<br />

▪ Teil des Arbeitsalltags der Adressaten, Teil der Abläufe <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong><br />

▪ Ausgestaltung nach Art und Umfang angemessen (Prinzip „viel hilft viel“ ist nicht<br />

hilfreich) <strong>im</strong> Hinblick auf den <strong>Unternehmen</strong>sgegenstand sowie die Kritikalität und<br />

typisches Betriebsrisiko der <strong>IT</strong>-Systeme sowie besondere Problembereiche<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 32


6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

Bedeutung von Standards<br />

▪ können bei Umsetzung einzelner Anforderungen hilfreich sein<br />

▪ sind häufig unter Beteiligung von Praktikern bzw. der jeweiligen Interessengruppen<br />

geschrieben, oft mit Handlungsempfehlungen<br />

• z.B. <strong>IT</strong>-Organisation = COB<strong>IT</strong>, <strong>IT</strong>IL<br />

• <strong>IT</strong>-Sicherheit = BS 7799/DIN 17799<br />

• Business Continuity: PAS 56/BS 25999-1 (2006), 25999-2 (2007)<br />

▪ Beachtung von Prüfungsstandards (PS) des Institutes der Wirtschaftsprüfung (IDW)<br />

z.B. IDW PS-330<br />

Zertifizierungen<br />

▪ kein „Beweis“ für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>, aber <strong>im</strong> konkreten Fall Indikator für das Maß der<br />

Pflichterfüllung => Erschwerung des Beweises<br />

▪ sind oft nur stichtagsbezogen, unterschiedliche Schwerpunkte<br />

▪ erlauben oft keine historische Betrachtung<br />

Verträge mit Dritten (Outsourcing)<br />

▪ Wer ist wofür verantwortlich? Definition von Verantwortlichkeiten?<br />

▪ Änderungen von <strong>IT</strong> <strong>Compliance</strong> Anforderungen „in scope“ oder „out of scope“<br />

(Änderungsverfahren)<br />

▪ Kosten<br />

▪ Vertragsmanagement<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 33


Übersicht<br />

1. Zum Begriff „<strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong>“<br />

2. Warum <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

3. Rechtliche Grundlagen für <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

4. Ausgewählte <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

▪ Datenschutz und Datensicherheit<br />

▪ Arbeitsrecht<br />

▪ <strong>Unternehmen</strong>sorganisation<br />

▪ Buchhaltung, Rechnungslegung, Prüfung<br />

▪ Branchenspezifisch: Banken und Finanzdienstleister<br />

5. Adressaten von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

6. Gewährleistung von <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

7. Fazit und Ausblick<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 34


7. Fazit<br />

Zunehmende Regelungs- und Regulierungsdichte, Komplexität:<br />

• <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> ist aufgrund der zunehmenden Regelungs- und Regulierungsdichte sowie dem stetigen<br />

Wandel der Anforderungen ein äußerst komplexes Thema<br />

• Komplexität erfordert eine kontinuierliche, enge Zusammenarbeit aller (insbes. technischen und<br />

rechtlichen) Einheiten des <strong>Unternehmen</strong>s, um eine möglichst umfassende Abdeckung des (rechtlich)<br />

Erforderlichen durch das (technisch) Machbare zu gewährleisten<br />

Verstärkte Inanspruchnahme der <strong>Unternehmen</strong>sleitung:<br />

• Jede <strong>Unternehmen</strong>sleitung muss sich aufgrund der drohenden juristischen und ökonomischen<br />

Nachteile mit Fragen der <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> befassen<br />

• Es gehört zu den ständigen Aufgaben der <strong>Unternehmen</strong>sleitung, die aus den <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong><br />

Anforderungen erwachsenden Risiken für das <strong>Unternehmen</strong> realistisch einschätzen und die<br />

notwendigen Prozesse sowie Kontroll- bzw. Überwachungssysteme einzuführen<br />

Zunehmende Bedeutung von (<strong>IT</strong>-)Standards, Richtlinien, Refrenzmodellen<br />

▪ (<strong>IT</strong>-)Standards, Richtlinien, Refrenzmodelle erlauben eine systematische<br />

Vorgehensweise und können helfen, mehrere <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> Anforderungen<br />

gleichzeitig abzudecken<br />

▪ Aber: Hilfsmittel, kein Allheilmittel!<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 35


Literaturhinweise<br />

• Thümmel, Persönliche Haftung von Managern und Aufsichtsräten, 3. Aufl. 2003<br />

• Rodewald/Unger, Corporate <strong>Compliance</strong> – Organisatorische Vorkehrungen zur<br />

Vermeidung von Haftungsfällen der Geschäftsleitung, BB 2006, 113 ff.<br />

• Hauschka, <strong>Compliance</strong>: Geeignete Reaktion auf gestiegene Haftungsrisiken für<br />

Manager?, NJW 2004, 257 ff.<br />

• Hauschka, Corporate <strong>Compliance</strong> – <strong>Unternehmen</strong>sorganisatorische Ansätze zur<br />

Erfüllung der Pflichten von Vorständen und Geschäftsführern, AG 2004, 461 ff.<br />

• B<strong>IT</strong>KOM: Leitfaden „<strong>Compliance</strong> in <strong>IT</strong>-Outsourcing-Projekten, download unter:<br />

http://www.bitkom.de/de/publikationen/38337_40787.aspx<br />

• Lensdorf/Steger, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong>, <strong>IT</strong>RB 2006, 206 ff.<br />

Dr. Lars Lensdorf, <strong>IT</strong>-<strong>Compliance</strong> <strong>im</strong> <strong>Unternehmen</strong> Vortrag am 02.11.2006 Seite 36


Fragen<br />

Kontakt:<br />

RA Dr. Lars Lensdorf<br />

<strong>Heymann</strong> & <strong>Partner</strong> Rechtsanwälte<br />

Taunusanlage 1<br />

60329 Frankfurt am Main<br />

Tel. 069-768063-0<br />

www.heylaw.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!