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Horizont Dez. 2011 - der katholischen Kirchengemeinde St ...

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Hiltrud Bennemann<br />

Schwester Maura Zan<strong>der</strong><br />

Leiterin <strong>der</strong> Begegnungsstätte Haus den Menschen dienen und ihr Ziel ist, in<br />

Magdalena in Bad Honnef <strong>der</strong> Mission eingesetzt zu werden. Im Fe-<br />

Schwester Maura gehört <strong>der</strong> „Kongre- bruar 1961, sie ist 23 Jahre alt, gibt ihr <strong>der</strong><br />

gation <strong>der</strong> Franziskanerinnen von <strong>der</strong> Trierer Weihbischof bei ihrer Einführung<br />

Buße und <strong>der</strong> christlichen Liebe“¹ an, in den Orden den Namen Maura. Sie<br />

die auf Nonnenwerth ihren Hauptsitz selbst hätte Judith gewählt, diese starke<br />

haben. Frau im Alten Testament scheint ihr das<br />

Auf den ersten Blick sieht man eine richtige Vorbild zu sein – aber lei<strong>der</strong><br />

schmale, elegant gekleidete Erschei- wurde man damals nicht nach seinem<br />

nung, nur das Tau-Kreuz², das sie trägt, Wunschnamen gefragt. Mit dem Namen<br />

weist auf ihre Ordenszugehörigkeit hin. Maura kann sie zunächst überhaupt<br />

Die Zartheit täuscht. Es steckt viel Kraft nichts anfangen. Gleich nach <strong>der</strong> Zere-<br />

und <strong>St</strong>ärke in ihr. monie meint ihr Bru<strong>der</strong>: „Mach dir nichts<br />

Geboren in <strong>der</strong> Eifel als drittes von sechs daraus, dieser Name ist so eigenartig - ein-<br />

Kin<strong>der</strong>n erlebt sie die Kriegsjahre in bit- zigartig wie du.“ Die junge Schwester<br />

terer Armut. Sie muss sich mit ihren Ge- Maura macht sich in einem Legenden-<br />

schwistern und <strong>der</strong> Mutter den Lebens- buch kundig über das Leben <strong>der</strong> Heiligen<br />

unterhalt mit Feldarbeit verdienen. Der Vater ist im Krieg Maura³ im 9. Jahrhun<strong>der</strong>t und freundet sich langsam mit<br />

und kommt erst 1956 im Rahmen <strong>der</strong> Adenauerschen diesem Namen an. Jahre später bekommt sie die Gelegen-<br />

Rückführung aus russischer Kriegsgefangenschaft nach heit, ihren Namen noch einmal zu wechseln. Aber zum<br />

Hause. Erstaunen ihrer Umgebung nimmt sie ihren Taufnamen<br />

Nach dem Besuch <strong>der</strong> Volkschule kommt sie nach Bad Gertrud nicht wie<strong>der</strong> an, son<strong>der</strong>n bleibt bei Maura, dem<br />

Honnef in die damalige Haushaltsschule <strong>der</strong> Franziskaner- Namen, den sie inzwischen lieben gelernt hat.<br />

innen in <strong>der</strong> Bismarkstraße (heute Realschule). Eine Tante<br />

von ihr hatte die Eltern auf diese Ausbildungsmöglichkeit<br />

hingewiesen und ihnen dazu geraten. Nach dem Beenden<br />

ihrer hauswirtschaftlichen Ausbildung ist ihr Wunsch<br />

zunächst Kin<strong>der</strong>krankenschwester zu werden. Dann aber<br />

liest sie zufällig in einem weggeworfenen Prospekt etwas<br />

über die Ausbildung zur Heimleiterin für schwererzieh-<br />

bare Mädchen. Sie meldet sich - damals 18-jährig - eigen-<br />

mächtig an <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>krankenpflegeschule in Bonn ab<br />

und an <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Schule in Düsseldorf an und informiert<br />

ihren Vater darüber, dass die neue Schule 300 DM Schul-<br />

geld kosten wird.<br />

In diese Zeit fällt auch ihre Entscheidung, sich den Franzis-<br />

kanerinnen anzuschließen. Sie hatte über einen Lebensent-<br />

wurf für sich nachgedacht und sah da drei Möglichkeiten:<br />

alleine zu bleiben, zu heiraten o<strong>der</strong> in einer Gemeinschaft<br />

mit Gleichgesinnten zu leben. Die junge Frau entscheidet<br />

sich für das Leben in einer Gemeinschaft. Sie will Gott und<br />

Schwester Maura beginnt ihre berufliche Laufbahn in<br />

einem Heim für schwererziehbare Mädchen in Föhren in<br />

<strong>der</strong> Nähe von Trier. Dem Heim ist eine Son<strong>der</strong>schule<br />

zugeordnet. Da Lehrermangel herrscht, unterrichtet sie<br />

dort auch Biologie und Geschichte. Sie ist Gruppenmutter<br />

und hat immer mehr Kin<strong>der</strong> um sich geschart als üblich - 17<br />

statt 14. Die Schicksale und schweren Verhaltensauffällig-<br />

keiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen von vier bis siebzehn<br />

Jahren verlangen viel Einfühlungsvermögen. Die rechte<br />

Fürsorge und Erziehung sind Schwerstarbeit. Sie erzählt<br />

von einem kleinen Mädchen, das mit ansehen musste, wie<br />

<strong>der</strong> Vater die Mutter ermordete. Die Kleine folgt ihr immer<br />

und überall hin, bis sie eines Tages sagen kann: „Jetzt habe<br />

ich keine Angst mehr, jetzt bist du meine Mammerle<br />

(Mutter).“<br />

60 - H ORIZON T <strong>Dez</strong> em ber 20 11<br />

Sieben Jahre später wird das Haus in Föhren geschlossen.<br />

Ihr Wunsch in die Mission zu gehen wird aber nicht erfüllt.

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