Horizont Dez. 2011 - der katholischen Kirchengemeinde St ...

Hiltrud Bennemann
„ Ein Heiliger ist ein Mensc h, dur c h den die So nne sc heint.“
Kindermesse in Rhöndorf 13. November 2011 Weg zum Bahnhof fragt, Tobias verweist ihn an die Polizei.
Der Einzug sah einem Martinszug nicht unähnlich, es wa- Eine alte Frau mit schweren Taschen und Herzproblemen –
ren nur nicht ganz so viele Kinder dabei und die Dunkel- ihr zu helfen kommt auch nicht in Frage - Tobias hat wich-
heit fehlte, wie Pastor Bruno Wachten bemerkte. tigeres zu tun, er muss ja den heiligen Martin spielen. Ein
Elisabeth Schmitz und ein Kommunionkind trugen zur Landstreicher, der Hunger hat, will etwas von seinem Brot
Einführung eine Geschichte vor: Lea geht mit ihrer Mutter – auch das geht auf keinen Fall - der Landstreicher wird
in die Stadt und wirft zum ersten Mal einen bewussten abgewiesen, das Brot ist ja ein wichtiges Requisit im Spiel.
Blick auf die Fenster der großen Kirche. Sie meint, dass die- Tobias steht allein auf dem Marktplatz, langsam kommen
se mal geputzt werden müssten, so dreckig und stumpf ihm Zweifel, ob er sich den richtigen Zeitpunkt gemerkt
wie sie aussähen. Daraufhin geht die Mutter mit ihr in die hat, an dem die Hauptprobe stattfinden sollte. Er wird
Kirche hinein und Lea staunt nicht schlecht, als sie die unruhig, ärgerlich, sauer - es ist unverschämt von seinen
schönen bunten Fenster von innen sieht. Die Mutter erklärt MitspielerInnen, ihn einfach stehen zu lassen – Tobias
ihr die Figuren, auch der heilige Martin ist dabei. Am näch- schimpft vor sich hin. Am nächsten Tag kommt er immer
sten Tag fragt die Lehrerein in der Schule „Was ist ein noch voller Ärger in die Schule und fragt nach. Da muss er
Heiliger?“ Lea hat sofort eine Antwort parat: „Ein Heiliger hören, dass seine MitspielerInnen dem kleinen Mädchen
ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint.“ den Weg gezeigt, der alten Frau die Taschen nach Hause ge-
In der Predigt ging es dann auch um den heiligen Martin. tragen und dem Landstreicher Essen besorgt haben. Immer
Pastor Wachten erzählte eine weitere Geschichte: In einer noch voller Ärger sagt Tobias: „ Ok, wenn euch das alles
kleinen Stadt soll das Martinsfest mit einem Martinsspiel wichtiger war als unsere Probe, dann muss die Feier mit
gefeiert werden. Tobias bekommt die Hauptrolle. Er ist dem Martinsspiel eben ausfallen.“ Die Lehrerin hat nach-
mächtig stolz darauf und will sich was ganz besonderes denklich zugehört und kommentiert am Schluss: „Ich glau-
ausdenken, damit die Darstellung seines Martins lange in be, diese Feier hat schon stattgefunden.“
Erinnerung bleibt. Er wird nicht nur den Mantel teilen, son- Die Kinder in der Messe erkannten leicht, dass es viel wich-
dern auch Brot und Wurst bereit halten. Samstags ist die tiger ist, direkt zu helfen, wenn Not sich zeigt, als so etwas
Generalprobe angesetzt, es wird schon dunkel und Tobias zu spielen. Das hatten auch Tobias‘ MitschülerInnen be-
wartet ungeduldig auf seine MitspielerInnen. Da kommt griffen. Er selbst war aber mit seinem Spiel so beschäftigt ,
ein kleines Mädchen vorbei und weiß den Weg nach Hause dass er die Not vor seinen Augen nicht sah. Das Verhalten
nicht mehr. Tobias weist sie drauf hin, dass er ein wichtiges seiner MitschülerInnen entspricht dem Anliegen des Heili-
Spiel habe und daher keine Zeit, sich um ihr Problem zu gen Martin – leuchten von innen heraus. Die frohe Bot-
kümmern. Ähnliches erfährt ein Blinder, der nach dem schaft zeigt sich nicht im Spiel, sondern in Taten.
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Fotos: Diop