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Ausgabe 2/2002 - TRIKON

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Mit Sonne statt<br />

mit Holz kochen<br />

Solartechnikexperten der Fachhochschule Gelsenkirchen unterstützen<br />

seit zwei Jahren ein Ausbildungszentrum im westafrikanischen Staat<br />

Gambia.<br />

(SB) „Die reichen Waldbestände, die<br />

es vor sechzig Jahren im westafrikanischen<br />

Gambia noch gab, sind heute fast<br />

vollständig verschwunden. Ein Grund<br />

für diese Veränderung liegt in der kontinuierlichen<br />

Abholzung, denn Holz ist<br />

in Westafrika der wichtigste Energielieferant<br />

für‘s Kochen“, erläutert Prof. Dr.<br />

Dieter Kohake, gemeinsam mit Prof. Dr.<br />

Rainer Braun Solartechnikexperte an<br />

der Fachhochschule Gelsenkirchen. Mit<br />

seinem Mitarbeiter Thomas Nierhoff<br />

setzt der Professor darum eine kostengünstige<br />

und umweltgerechte Lösung<br />

ein, mit der man in heißen Ländern<br />

die Sonne als alternative Energiequelle<br />

nutzen kann. Bereits vor zwei Jahren<br />

haben die Gelsenkirchener Forscher<br />

den Praxistest vor Ort gestartet: In<br />

der „Technical High School“, einer Berufsschule,<br />

die im Kinderdorf Bottrop<br />

in Birkama/Gambia liegt, installierte<br />

Thomas Nierhoff „Solarkocher“. Deren<br />

Technik ist einfach, ihr Gebrauch<br />

schnell zu erlernen. Der Kochtopf steht<br />

im Brennpunkt eines Hohlspiegels<br />

und wird durch die gebündelten Sonnenstrahlen<br />

auf Siedetemperaturen<br />

erhitzt.<br />

Mit im Gelsenkirchener Energiepaket<br />

für Gambia waren neben<br />

den Solarkochern photovoltaische<br />

Anlagen, die die Sonnenenergie in<br />

elektrischen Strom umwandeln. Prof.<br />

Kohake: „Damit sichert die Schule<br />

ihre Stromversorgung für Licht und<br />

Computer, die sonst zeitweise mit Dieselgeneratoren<br />

betrieben werden. Und<br />

Dieselkraftstoff ist oft Mangelware in<br />

Gambia.“ Nach zwei Jahren Testlauf<br />

ziehen Kohake und Nierhoff eine<br />

überwiegend positive Bilanz. Thomas<br />

Nierhoff: „Während es bei der Technik<br />

der Photovoltaik noch ein paar<br />

Anlaufschwierigkeiten hinsichtlich<br />

der Wartung der Systemtechnik gibt,<br />

akzeptieren die Schüler den Solarkocher<br />

als Alternative zum Kochen mit<br />

Feuerholz. Wir hoffen, dass wir diese<br />

Technik über Lehrer und Schüler als<br />

Multiplikatoren auch im Land bekannter<br />

machen.“<br />

Damit möglichst viele Menschen<br />

vom Solarkocher profitieren können,<br />

soll demnächst auch deren Produktion<br />

im Land stattfinden. Die Herstellung<br />

der Kocher ist einfach und wird<br />

ebenfalls an der „Technical High<br />

School“ gelehrt. Auch die Ersatzteile<br />

sollen zukünftig in Gambia zu bekommen<br />

sein. Bis es so weit ist, hat<br />

der Gelsenkirchener Energieversorger<br />

Ele, der das Projekt seit zwei Jahren<br />

finanziell unterstützt, noch einmal<br />

eine Lieferung Reflektorbleche für<br />

die Solarkocher gesponsert.<br />

Kohake und Nierhoff haben mit<br />

ihrem Projekt auch jenseits von Afrika<br />

Interesse geweckt. Zehn Schüler des<br />

Hans-Böckler-Berufskollegs in Marl<br />

informierten sich im April mit ihrem<br />

Lehrer Studienrat Gerhard Drovs im<br />

Solartechniklabor der Hochschule<br />

ausführlich über das Gambia-Projekt.<br />

Für Lehrerin und Berufsschülerinnen<br />

der „Technical High School“<br />

in Birkama gehört das Kochen<br />

mit dem Solarkocher schon zum<br />

Alltag. Zum Schutz der Augen<br />

vor zuviel Strahlung tragen die<br />

Schülerinnen Sonnenbrillen. Über<br />

gebrauchte Brillen für Gambia<br />

freut sich Thomas Nierhoff, Telefon:<br />

0209/9596-287<br />

Foto: FHG/Thomas Nierhoff<br />

Solartechnikexperte Thomas Nierhoff<br />

(l.) erläuterte den Schülern des<br />

Hans-Böckler-Berufskollegs sowie<br />

ihrem Lehrer Gerhard Drovs (3.v.l.)<br />

die Solaranlage auf dem Hochschuldach.<br />

Foto: FHG/SB<br />

<strong>TRIKON</strong> 1/02 - Juni <strong>2002</strong><br />

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