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Das Magazin der E.ON BKK für Versicherte

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16 wir. 4-2007 Gesundheit<br />

Mögliche Gründe <strong>für</strong> eine mangelnde Bereitschaft<br />

zur Organspende – die Wartelisten sind lang<br />

Obwohl Deutschland eine medizinisch und technologisch hoch entwickelte Nation ist, liegt die Bereitschaft<br />

zur Organspende in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n weitaus höher. Dies hängt vermutlich mit <strong>der</strong> mangelnden<br />

Aufklärung in puncto Organspende sowie <strong>der</strong> Angst vor einer verfrühten Organentnahme zusammen.<br />

Dabei ist letztere unbegründet, denn <strong>der</strong> Hirntod wird von zwei unabhängigen Neurologen mittels klinischer<br />

und apparativer Diagnostik bestimmt, die we<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Entnahme <strong>der</strong> Organe noch <strong>der</strong> Transplantation<br />

selbst zu tun haben.<br />

Michael Schumacher macht es, Franz Beckenbauer<br />

und Boris Becker auch. Die ehemaligen<br />

Sport-Profis engagieren sich im<br />

Verein „Sportler <strong>für</strong> Organspende“ (VSO).<br />

<strong>Das</strong> finden die meisten Deutschen gut,<br />

kaum einer macht aber mit. Auch die Kliniken<br />

nicht – denn nur 50 Prozent aller Krankenhäuser<br />

melden potenzielle Spen<strong>der</strong>.<br />

Organmangel: 1.000 Menschen jährlich<br />

sterben<br />

Organversagen – häufig ein Todesurteil. Dabei<br />

erklären sich drei Viertel aller Deutschen<br />

– zumindest mündlich – dazu bereit,<br />

im Todesfall ihre Organe zu spenden. Tatsächlich<br />

haben aber nur zwölf Prozent <strong>der</strong><br />

Bevölkerung einen Organspendeausweis,<br />

in dem sie ihre Bereitschaft kundtun, und<br />

nur bei 20 Prozent <strong>der</strong> Verstorbenen ist <strong>der</strong><br />

Wille überhaupt bekannt. <strong>Das</strong> reicht aber<br />

nicht aus, um den Bedarf an Spen<strong>der</strong>organen<br />

zu decken. Zehn Menschen sterben<br />

täglich in Europa, weil sie vergebens auf<br />

ein Spen<strong>der</strong>organ warten. Deshalb wird<br />

mehr denn je diskutiert, wie die Spendenbereitschaft<br />

gesteigert werden kann.<br />

Zögernde Spen<strong>der</strong><br />

Die Organtransplantation in Deutschland<br />

macht Fortschritte, immer ausgeklügelter<br />

die Transplantationstechniken, immer besser<br />

die Medikamente. Die Akzeptanz <strong>der</strong><br />

Organspende in <strong>der</strong> Gesellschaft ist hoch,<br />

trotzdem gibt es in Deutschland viel zu wenige<br />

Organe. Über 4.000 Organe werden jedes<br />

Jahr in Deutschland transplantiert.<br />

Gleichzeitig warten aber immer noch über<br />

12.000 Patienten auf ein lebensrettendes<br />

Organ wie Herz, Lunge, Leber o<strong>der</strong> Niere.<br />

Mangelnde Bereitschaft: Angst vor Missbrauch<br />

Eine mögliche Ursache <strong>für</strong> diese mangelnde<br />

Spendebereitschaft ist laut Umfragen<br />

die Angst vor Missbrauch, die viele Deutsche<br />

davon abhält. Noch geistert die<br />

Furcht in den Köpfen vieler, dass die Organe<br />

entnommen werden, bevor sie wirklich<br />

tot sind. O<strong>der</strong> dass gar die Versorgung des<br />

Schwerkranken eingestellt wird, weil Organe<br />

benötigt werden. Die Deutsche Stiftung<br />

Organtransplantation (DSO) wi<strong>der</strong>legt diese<br />

Bedenken: „Alle ärztlichen und pflegerischen<br />

Maßnahmen am Unfallort und im<br />

Krankenhaus haben zum Ziel, das Überleben<br />

des Patienten zu sichern und seine Gesundheit<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen.“ Darum sind<br />

die Ängste vor einer zu frühen Entnahme<br />

<strong>der</strong> Organe absolut unbegründet.<br />

Angst vor den Angehörigen?<br />

Der zu Lebzeiten geäußerte Wille des Verstorbenen<br />

hat Priorität. Aber wer lebt, will<br />

nicht über sein mögliches Ende nachdenken.<br />

In diesem Fall müssen die nächsten<br />

Angehörigen entscheiden, was <strong>der</strong> mutmaßliche<br />

Wunsch gewesen sein könnte.<br />

Und hier wenden sich viele aus Trauer,<br />

Angst, Unwissenheit o<strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung<br />

gegen eine Organspende.<br />

Auch wenn es paradox klingt: Viele Organspenden<br />

scheitern im Zentrum des Geschehens<br />

– auf <strong>der</strong> Intensivstation. Die Gründe<br />

sind vielfältig – oft ist es die Angst, nicht<br />

den richtigen Zeitpunkt <strong>für</strong> die Ansprache<br />

<strong>der</strong> Angehörigen zu treffen. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Organspenden könnte verdoppelt werden,<br />

wenn Ärzte alle Möglichkeiten ausschöpf-<br />

ten, potenzielle Organspen<strong>der</strong> zu ermitteln.<br />

Wichtig ist es daher, die Ärzte im Umgang<br />

mit Angehörigen zu schulen.<br />

Die an<strong>der</strong>e Seite ist, dass viele Kliniken<br />

sich überhaupt nicht an <strong>der</strong> Organspende<br />

beteiligen. Dabei sind sie gesetzlich verpflichtet,<br />

jeden Hirntoten an die DSO zu<br />

melden.<br />

Ursachensuche: Zau<strong>der</strong>nde Kliniken – sind<br />

die Krankenhäuser schuld?<br />

Ursache <strong>für</strong> die geringe Zahl an Organspenden<br />

in Deutschland sei in erster Linie<br />

die fehlende Bereitschaft von Krankenhäusern,<br />

mögliche Spen<strong>der</strong> an Koordinationsstellen<br />

zu melden, meint Hans Lilie, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Ständigen Kommission Organtransplantation<br />

bei <strong>der</strong> Bundesärztekammer.<br />

55 Prozent aller Kliniken mit Intensivstation<br />

missachteten ihre im Transplantationsgesetz<br />

festgeschriebene Pflicht.<br />

Insgesamt zählt Deutschland rund 1.400 Kliniken<br />

mit Intensivstationen, rund 50 Transplantationszentren<br />

gibt es bundesweit. Arbeitsüberlastung,<br />

mangelnde Fachkenntnis<br />

<strong>der</strong> Ärzte und Schwestern, ungewohnte<br />

Abläufe, o<strong>der</strong> Personalknappheit sind nur<br />

einige Gründe, warum die Kliniken so zögerlich<br />

agieren. Für die Medizin gehört<br />

heute die Übertragung von Organen und<br />

Geweben zu den Verfahren bei <strong>der</strong> Patientenversorgung.<br />

Dennoch stehen deutlich<br />

weniger Organe <strong>für</strong> Transplantationen zur<br />

Verfügung als benötigt würden. Dabei kann<br />

je<strong>der</strong> von uns einmal auf eine Transplantation<br />

angewiesen sein, ob jung o<strong>der</strong> alt.

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