Aufgehorcht 1/08
Aufgehorcht 1/08
Aufgehorcht 1/08
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Editorial<br />
Automobillegenden<br />
AufgeHorcht<br />
Wenn in Deutschland von Automobillegenden gesprochen wird, dann stehen zwischen<br />
Flensburg und Berchtesgaden der „Käfer“ von Volkswagen und von Kap Arkona bis<br />
zum Fichtelberg der „Trabant“ von Sachsenring weit obenan. Für viele ihrer<br />
Besitzer waren sie treue Wegbegleiter und gehörten oft zum engeren Familienkreis.<br />
Heute sind sie für viele ihrer Verehrer zum Kultobjekt geworden. Mittlerweile<br />
sind die vielseitigen, gut besuchten u.a. auch „spektakulären“ Feierlichkeiten<br />
zum 50-jährigen Jubiläum des Trabant nun schon wieder Historie. Dennoch: Für<br />
jene Trabantfreunde, denen die Veranstaltungen vielleicht zu turbulent waren, oder<br />
die anderweitig keine Gelegenheit hatten, daran teilzunehmen, besteht zur Zeit<br />
immer noch die Möglichkeit, das „Kultobjekt Trabant“ als Produkt seiner Zeit in<br />
der noch bis Oktober 20<strong>08</strong> laufenden Sonderausstellung im August Horch Museum<br />
Zwickau zu sehen. Kultautos wie „Käfer“ und „Trabant“ sind einfach legendär, weil von vielen<br />
Automobilfreunden als solche anerkannt und gepflegt.<br />
Anders verhält es sich mit Automobillegenden, die im Verborgenen liegen. Es bedarf dann<br />
Enthusiasten und Kenner der Materie des Automobilbaues, die sich solcher erinnern und durch<br />
akribische Recherchen „ans Licht befördern.“ Walter Siepmann, ein ganzes Berufsleben als<br />
Entwicklungs- und Patentingenieur im westsächsischen Automobilbau vornehmlich mit Erfindungen<br />
und Warenzeichen befasst, ist es gelungen, die Geschichte des in der Auto Union entwikkelten<br />
DKW F9 aus versunkenen Erinnerungen hervorzuholen. Was auf den ersten Blick als<br />
nichts Besonderes erscheint, bringt bei näherem Eindringen in die Historie des F9 legendäre<br />
Aspekte hervor, die „aufHorchen“ lassen.<br />
Was kennzeichnet die Legende des Auto Union DKW F9? Konzipiert und entwickelt wurde das<br />
Produkt in der Auto Union in den 1930iger Jahren. Es erlangte die Serienreife 1939, zu einer Zeit<br />
als der 2. Weltkrieg begann. Der Serienstart blieb aus. Das bis Kriegsende verwahrte technische<br />
Konzept verblieb einerseits in Ostdeutschland und gelangte andererseits durch ehemalige<br />
Führungskräfte der Auto Union nach Westdeutschland. Dadurch war es möglich, in den 1940iger<br />
Jahren mit der Vorbereitung der Produktion ein- und desselben Fahrzeuges in beiden Teilen<br />
Deutschlands getrennt zu beginnen.<br />
Eine besondere Gemeinsamkeit stellte der Dreizylinder-Zweitakt-Otto-Motor als Antriebsaggregat<br />
dar, das auf beiden Seiten unter Beibehaltung des DKW-Grundkonzeptes leistungssteigernd<br />
weiterentwickelt wurde. Eine gesamtdeutsche Automobilgeschichte, die im Detail<br />
betrachtet ihre Einmaligkeit offenbart.<br />
Übrigens: Der letzte Motor des DKW-Konzeptes wurde serienmäßig im DDR-Kleintransporter<br />
B 1000 im sächsischen BARKAS-Werk bis zu dessen Produktionseinstellung im Jahr 1991 verbaut.<br />
Wenn das keine Legende ist?!<br />
Dr. Rainer Albrecht<br />
Präsident des Gemeinnützigen Fördervereins Automobilmuseum August Horch Zwickau e.V.<br />
01/20<strong>08</strong><br />
3
AufgeHorcht<br />
Aus dem Inhalt<br />
August Horch grüßt jetzt auch vom Himmel<br />
Ein im Drebacher Planetarium entdeckter<br />
Kleinplanet erhielt den Namen des Automobilpioniers<br />
Neues aus dem Horch Museum<br />
Das PER-Motorrad vor dem Aussterben bewahrt<br />
Leihgeber stellt Horch Museum<br />
einmalige Fahrzeugkonstruktion zur Verfügung<br />
Langer Nachhall eines Jubiläums<br />
Sonderschau „Vier Ringe für Sachsen“<br />
bis 8. Juni im Verkehrsmuseum Dresden<br />
Weitere großzügige Spende für Rennwagennachbau<br />
ADAC Sachsen unterstützt Erhalt<br />
wertvoller sächsischer Automobilgeschichte<br />
Ein Pkw für Ost und West – Teil 2<br />
Die Entwicklung des Auto Union DKW F9 und seine<br />
jahrzehntelangen Wirkungen<br />
Auto-Hochzeit in Zwickau<br />
Vor 50 Jahren vereinigten sich das Audi- und das Horch-<br />
Werk zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />
Viel Engagement „von unten“, viel Unheil „von oben“<br />
Die Entwicklung des Trabant 603 – eine vergebene Chance<br />
Ein echter Fünfziger lädt ein<br />
Sonderausstellung zum Trabant-Geburtstag<br />
noch bis Oktober 20<strong>08</strong><br />
Zwischen Holzvergasern und Promi-Autos<br />
AMI Leipzig setzte auch 20<strong>08</strong> Maßstäbe<br />
mit Rahmenprogramm<br />
Das Sammlerstück Audi Front 225<br />
4<br />
01/20<strong>08</strong><br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10–13<br />
14–17<br />
18–21<br />
22<br />
26
Erlebnisse am Nürburgring<br />
Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers<br />
der Auto Union – Teil 5<br />
Mit mehr als Tempo 400 raste er in den Tod<br />
Das Phänomen Bernd Rosemeyer – Symposium<br />
zu seinem 70. Todestag<br />
im August Horch Museum Zwickau<br />
Kirchberger PS-Legenden<br />
11. Kirchberg-Classics lädt am 7. Juni<br />
zu Oldtimertreffen und Rundfahrt ein<br />
Premiere für Hohnstein Historic<br />
Erster Startschuss für Classic-Car Rallye<br />
rund um das Elbsandsteingebirge am 11. Juli<br />
Erneut unterwegs auf den Spuren der Pioniere<br />
Sachsen Classic rollt vom 28. bis 30. August<br />
durch den Freistaat<br />
Leistungsstarker Partner für Abgastechnik<br />
Förderverein besuchte Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH<br />
AufgeHorcht<br />
34–37<br />
32–35<br />
36–37<br />
DKW-Motorradfahrer<br />
überaus erfolgreich auf dem Sachsenring<br />
Marke der Auto Union mit Spitzenresultaten<br />
beim Großen Preis von Europa 1938 38–39<br />
Automobilgeschichte unterhaltsam vermittelt – Teil 2<br />
Entdecken, begegnen, bewegen,<br />
erleben – der komplexe Weg<br />
zu einem Museum der Emotion und Faszination<br />
Wettfahrt mit der Kleinbahn<br />
August Horch bei<br />
Carl Benz in Mannheim<br />
Anchor Lamina<br />
40–44<br />
45<br />
46–48<br />
49<br />
50<br />
52<br />
01/20<strong>08</strong> 5
AufgeHorcht<br />
Neues aus dem<br />
Horch Museum<br />
Öffentliche Führungen<br />
und Jahreskarte<br />
Seit 20<strong>08</strong> können sich Besucher des<br />
Horch Museums Zwickau jeden ersten<br />
Sonntag im Monat ohne Voranmeldung<br />
direkt von August Horch durch ein reichliches<br />
Jahrhundert Zwickauer Automobilbaugeschichte<br />
geleiten lassen. Die<br />
zweistündigen öffentlichen Führungen<br />
beginnen jeweils 14.30 Uhr und können<br />
von bis zu 35 Besuchern wahrgenommen<br />
werden. Diese zahlen im Gegensatz<br />
zur sonst deutlich preisintensiveren<br />
Sonderführung mit dem Horch-Double<br />
Bernd Göpfert und Horchs Assistentin<br />
Fräulein Hermine nur zwei Euro zusätzlich<br />
zum Eintrittspreis. Bestandteil ist<br />
die Vorführung des Horch 8-Zylinder-<br />
Motors auf dem Prüfstand, die an jedem<br />
dritten Sonntag im Monat auch separat<br />
zu erleben ist.<br />
Zum neuen, noch kundenfreundlicheren<br />
Angebot des Museums gehört seit<br />
20<strong>08</strong> die Jahreskarte für 13 Euro. Interessant<br />
ist diese Offerte beispielsweise für<br />
Besucher, welche sich die wechselnden<br />
Sonderausstellungen im Laufe eines Jahres<br />
nicht entgehen lassen wollen. Bereits<br />
ab dem dritten Besuch rechnet sich diese<br />
Investition. Die Einzelkarte kostet 5 Euro.<br />
www.horch-museum.de<br />
Jeden ersten Sonntag im Monat lädt August Horch<br />
„höchstpersönlich“ zur öffentlichen Führung ein.<br />
Foto: Horch Museum<br />
6<br />
01/20<strong>08</strong><br />
August Horch grüßt<br />
jetzt auch vom Himmel<br />
Ein im Drebacher Planetarium entdeckter<br />
Kleinplanet erhielt Namen des Automobilpioniers<br />
Der Kleinplanet August Horch als Strichspur am<br />
Himmel.<br />
August Horch besitzt nunmehr auch<br />
einen offiziellen Platz am Firmament. Ein<br />
Kleinplanet hat den Namen des Automobilpioniers<br />
erhalten. Entdeckt wurde<br />
dieser Asteroid von Jens Kandler. Der<br />
Leiter von Zeiss-Planetarium und Volkssternwarte<br />
Drebach im Erzgebirge stieß<br />
bereits am 26. September 2000 auf diesen<br />
Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser<br />
von etwa 22 Kilometern. Bis ein<br />
Name vergeben werden konnte, dauerte<br />
es jedoch geraume Zeit. „Es wird kontrolliert,<br />
in welchen Bahnen sich der Kleinplanet<br />
bewegt. Wenn<br />
darüber genügend Aufschluss<br />
herrscht, erhält<br />
er eine Nummer“,<br />
erläutert der Leiter des<br />
Planetariums das aufwändige<br />
Prozedere.<br />
Der Horch-Asteroid<br />
wurde als 62.190.<br />
Kleinplanet unseres<br />
Sonnensystems eingetragen.<br />
Danach konnte<br />
Jens Kandler zur Namenswahl<br />
kommen.<br />
„Der Kleinplanet sollte<br />
auf jeden Fall nach<br />
einer Persönlichkeit<br />
benannt werden, die<br />
in der Region gewirkt<br />
hat. Ich habe mir das<br />
Museum in Zwickau<br />
angeschaut und viel über Horchs Engagement<br />
in Sachsen erfahren. Ich denke,<br />
er ist ein würdiger Namensgeber“, begründet<br />
Jens Kandler seine Wahl. Er erklärt,<br />
dass der Entdecker eines Kleinplaneten<br />
die Möglichkeit hat, „seinen“<br />
Himmelskörper zu benennen. Dazu<br />
wird ein kurzer Namensvorschlag beim<br />
Minor Planet Center in den USA eingereicht,<br />
der im Falle des Horch-Himmelskörpers<br />
unlängst bestätigt wurde.<br />
Zurzeit sind 185.000 Kleinplaneten in<br />
unserem Sonnensystem bekannt. Für<br />
einen Umlauf um die Sonne benötigt<br />
„August Horch“ 4,1 Jahre. Dennoch ist<br />
er ganz flott unterwegs. Er bewegt sich<br />
immerhin mit 19 km/s um unser Zentralgestirn.<br />
Kleinplaneten zählen zu den Kleinkörpern<br />
des Sonnensystems, die ähnlich wie<br />
die großen Planeten unsere Sonne umrunden.<br />
Aufgrund ihrer geringen Größe<br />
sind diese Himmelskörper nicht kugelrund,<br />
sondern sehen aus wie eine Kartoffel<br />
oder eine Erdnuss. Bisher wurden<br />
nur wenige Kleinplaneten aus nächster<br />
Nähe fotografiert. Am Sternenhimmel<br />
sind die Asteroiden auf den ersten Blick<br />
nicht von den Sternen zu unterscheiden.<br />
Aufgrund ihrer Bewegung vor dem Hintergrund<br />
der Sterne können wir sie jedoch<br />
als Strichspur erkennen. IR<br />
Bisher wurden nur wenige Kleinplaneten aus nächster Nähe fotografiert. Ein<br />
Beispiel ist Gaspra. Diese Himmelskörper sind nicht kugelrund, sondern haben<br />
die Form einer Kartoffel oder Erdnuss.<br />
Fotos: Zeiss-Planetarium und Volkssternwarte Drebach
Das PER-Motorrad<br />
vor dem Aussterben bewahrt<br />
Leihgeber stellt Horch Museum einmalige<br />
Fahrzeugkonstruktion zur Verfügung<br />
Michael Lehmann im Motorradfahrer-Outfit der 1920er Jahre auf der von ihm entdeckten PER aus Zwickau, der<br />
wohl einzigen Maschine, die weltweit noch existiert. Foto: Ina Reichel<br />
Rund 30 Jahre ist es her, da erfuhr Michael<br />
Lehmann aus Mülsen, dass der Baumeister<br />
Beck in Stenn bei Zwickau ein PER-<br />
Motorrad besitzt. Dieser hatte das<br />
Zweirad 1925 direkt beim Hersteller<br />
Friemann & Wolf Zwickau gekauft und<br />
bis in die 1950er Jahre große Touren<br />
damit gefahren. Der studierte Kfz-<br />
Ingenieur Michael Lehmann begeisterte<br />
sich für das Fahrzeug und konnte es<br />
1980 vom Erstbesitzer erwerben. Mit<br />
Bekannten hat er die dem Zahn der Zeit<br />
ausgesetzte technische Rarität so gut<br />
wie möglich konserviert. 2004 trat er an<br />
das Horch Museum mit dem Angebot<br />
einer Dauerleihgabe heran. In der Museumswerkstatt<br />
wurde dieser einmalige<br />
Zeitzeuge der Motorradgeschichte durchgreifend<br />
und behutsam zugleich restauriert.<br />
Seit Februar hat die PER ihren Platz<br />
nahe der Tankstelle in der Dauerausstellung<br />
eingenommen.<br />
Das Besondere an diesem Zweirad ist<br />
nicht nur die Tatsache, dass von dieser<br />
Marke wahrscheinlich nur noch diese<br />
eine Maschine existiert. Es verkörpert<br />
ein für seine Entstehungszeit äußerst<br />
fortschrittliches konstruktives Konzept.<br />
Eine selbsttragende Blechkarosserie sorgt<br />
dafür, dass Motor, Getriebe und Kette<br />
sauber eingepackt sind. Zündkerze, Vergaser<br />
und weitere betriebswichtige<br />
Teile sind direkt vor dem Fahrer angeordnet.<br />
Der Tank lässt sich herausnehmen,<br />
eine sehr praktische Lösung, da<br />
der Kraftstoff damals meist aus der<br />
Apotheke geholt wurde. Dem Motorrad<br />
fehlte nur eines: die Schar überzeugter<br />
Käufer. PER-Erfinder Kurt Passow<br />
war wohl seiner Zeit um einiges voraus,<br />
als er 1923 die Motorradkonstruktion<br />
begann und mit zwei Teilhabern die „Per“<br />
Konstruktions- und Handelsgesellschaft<br />
für Kraftfahrzeuge und Industriebedarf<br />
in Braunschweig etablierte. Zur finanziellen<br />
Absicherung der Fertigung gründeten<br />
sie die Kurt Passow AG im nahen Klein-<br />
Stöckheim. Doch der wirtschaftliche Erfolg<br />
wurde dem Unternehmen verwehrt.<br />
Passow und seine Partner verkauften<br />
Patente, Materialien und Fertigungseinrichtungen<br />
an die Firma Friemann &<br />
Wolf Zwickau. Der Grubenlampenhersteller<br />
gründete die PASSOW & CO.<br />
GmbH mit Sitz im Stammwerk. Vermutlich<br />
bis 1926 wurden dort PER-<br />
Motorräder produziert, dann kam aber<br />
auch an dieser Stelle das Aus für dieses<br />
Produkt. Dank Michael Lehmanns Hartnäckigkeit,<br />
der heute als Prüfingenieur<br />
beim TÜV arbeitet, konnte dieses einmalige<br />
Zeugnis Zwickauer Kfz-Geschichte<br />
bewahrt werden.<br />
Ina Reichel<br />
AufgeHorcht<br />
01/20<strong>08</strong> 7
AufgeHorcht<br />
Langer Nachhall eines Jubiläums<br />
Sonderschau „Vier Ringe für Sachsen“ bis 8. Juni im Verkehrsmuseum Dresden<br />
Der Nachbau des Auto Union Rekordrennwagens von 1937.<br />
Der 75. Jahrestag der Auto Union Gründung<br />
im Juni 1932 ist zwar fast schon ein<br />
Jahr Geschichte, doch das Jubiläum hallt<br />
nach. In einer noch bis 8. Juni andauernden<br />
Sonderschau erinnert das Verkehrsmuseum<br />
Dresden an den damals entstandenen<br />
zweitgrößten deutschen Automobilkonzern.<br />
Dresden vollendet eine<br />
Trilogie, die im Vorjahr im Sächsischen<br />
Industriemuseum Chemnitz und im August<br />
Horch Museum Zwickau begann.<br />
Die Museen konzipierten mit Unterstützung<br />
der Audi AG eine Sonderausstellung,<br />
die in unterschiedlicher Ausprägung<br />
an allen drei Orten gezeigt wurde<br />
bzw. noch wird. Während sich das<br />
Industriemuseum Chemnitz auf die unternehmerische<br />
sowie soziale Seite der<br />
8<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Auto Union konzentrierte, stellte das<br />
Horch Museum das Rennsportgeschehen<br />
rund um die erfolgreichen „Silberpfeile“<br />
in den Mittelpunkt.<br />
Dresden zeigt nun Abschnitte von beiden<br />
Expositionen. Der Besucher erhält<br />
umfassenden Einblick in die Unternehmensgeschichte,<br />
zur Produktpalette, zum<br />
Rennsport sowie zur Rolle der Auto<br />
Union im 2. Weltkrieg und zu den getrennten<br />
Wegen, die sich nach Kriegsende<br />
in Ost und West ergaben. Neben<br />
Schrifttafeln, historischen Fotos und<br />
Werbemotiven sind im Lichthof des Museums<br />
einige „Schmuckstücke“ aus dem<br />
Auto Union Produktprogramm zu sehen.<br />
Dazu gehören ein Audi Front 225 Luxus<br />
Cabriolet von 1936, ein DKW 1001 Son-<br />
Blick in die Sonderausstellung zur Auto Union. Fotos: Ina Reichel<br />
derklasse Sportroadster von 1934 und<br />
ein Horch 420 Cabriolet von 1931. Ein<br />
Höhepunkt der Schau ist ein Nachbau<br />
des legendären Stromlinienwagens, mit<br />
dem Bernd Rosemeyer 1937 bei einer<br />
Rekordfahrt auf der Autobahn Frankfurt-<br />
Darmstadt als erster Mensch die 400km/h-Geschwindigkeitsgrenze<br />
auf einer<br />
normalen Straße überschritt.<br />
IR<br />
Sonderführung zur Ausstellung am<br />
8. Juni, 11.00 Uhr nach Voranmeldung.<br />
www.verkehrsmuseum-dresden.de
Weitere großzügige<br />
Spende für den Nachbau<br />
des Rennwagens Typ C<br />
ADAC Sachsen unterstützt Erhalt<br />
wertvoller sächsischer Automobilgeschichte<br />
Detlef Hastreiter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ADAC Sachsen e. V. (l.), überreicht Dr. Rainer<br />
Albrecht, Präsident des Museumsfördervereins, einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro für das ehrgeizige<br />
Rennwagenprojekt Typ C. Foto: Frank Reichel<br />
Der ADAC Sachsen hat dem Gemeinnützigen<br />
Förderverein Automobilmuseum<br />
August Horch Zwickau erneut<br />
einen großzügigen Geldbeitrag für den<br />
Nachbau des Auto Union Rennwagens<br />
Typ C zur Verfügung gestellt. Zur Jahresmitgliederversammlung<br />
im April überreichte<br />
Detlef Hastreiter vom Vorstand<br />
des ADAC Sachsen einen Scheck in<br />
Höhe von 10.000 Euro an den Vereinspräsidenten<br />
Dr. Rainer Albrecht. Es war<br />
bereits die zweite Spende in einer fünfstelligen<br />
Größenordnung. Bereits 2007<br />
hatte der ADAC 20.000 Euro zu diesem<br />
ehrgeizigen Projekt beigesteuert.<br />
Dank dieser sowie weiterer finanzieller<br />
wie materieller Zuwendungen aus<br />
Wirtschaft und Wissenschaft kehrt das<br />
technische Denkmal Typ C langsam wieder<br />
auf die Bühne zurück. In Tausenden<br />
ehrenamtlichen Stunden haben Projektleiter<br />
Rainer Mosig, weitere erfahrene<br />
Automobilingenieure sowie Studenten<br />
der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
das Original von 1936/1937 ohne Zeichnungen<br />
mit modernsten technischen<br />
Mitteln „nachkonstruiert“.<br />
Entstanden ist bereits die Karosserie<br />
inklusive Cockpit mit Sitz, Instrumententafel,<br />
Lenksäule, Pedalwerk und Chassisrahmen.<br />
In der gegenwärtigen zweiten<br />
Baustufe arbeiten die Akteure u. a. an<br />
Vorder- und Hinterachse Rädern, sowie<br />
Lenksystem. Der gegenwärtige Wert<br />
des Fahrzeugs liegt – gemessen anhand<br />
der geleisteten Arbeitsstunden sowie<br />
der Materialkosten – bei mehr als einer<br />
Dreiviertel Million Euro.<br />
Der ADAC fühle sich diesem Projekt<br />
sehr verbunden, da mit ihm ein Denkmal<br />
wieder auferstehe, das für die sportlichen<br />
Erfolge stehe, die den ausgezeichneten<br />
Ruf der sächsischen Automobilbaukunst<br />
um die Welt trugen.<br />
IR<br />
AufgeHorcht<br />
Weitere Unterstützung für<br />
das Projekt Nachbau<br />
Rennwagen Typ C nimmt<br />
der Förderverein gern<br />
entgegen:<br />
Gemeinnütziger<br />
Förderverein<br />
Automobilmuseum<br />
August Horch Zwickau e.V.<br />
Audistraße 7<br />
<strong>08</strong>058 Zwickau<br />
Tel. 0375-2706587<br />
(dienstags und donnerstags<br />
jeweils 9.00 bis 11.00 Uhr)<br />
Fax 0375-2706587<br />
E-Mail:<br />
foerderverein<br />
@horch-museum.de<br />
Internet:<br />
http://foerderverein.<br />
horch-museum.de<br />
Spendenkonto:<br />
Sparkasse Zwickau<br />
BLZ 870 550 00<br />
Konto-Nr. 22 12 00 03 51<br />
Kennwort: RWC<br />
01/20<strong>08</strong> 9
AufgeHorcht<br />
Ein Pkw für Ost und West<br />
Die Entwicklung des Auto<br />
Union DKW F9 und seine<br />
jahrzehntelangen Wirkungen<br />
Im DKW F9 sehen Experten das reifste Produkt der<br />
Auto Union. Der kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs<br />
entwickelte Pkw verkörpert ein sächsisches Erzeugnis,<br />
das noch jahrzehntelang gesamtdeutsch wirkte.<br />
Der Dreizylinder-Zweitaktmotor wurde über 40 Jahre in<br />
Deutschland genutzt. Er war in der DDR Basis vom IFA<br />
F9 bis zum Wartburg. In der BRD wurde die von der<br />
Auto Union geschaffene strömungsgünstige Karosserieform<br />
des F9 rund 25 Jahre angewendet. Der DKW F9 war<br />
ein Pkw für Ost und West.<br />
Mai 1945: Der 2. Weltkrieg ging zu Ende. Deutschland lag in<br />
Trümmern, war besiegt, besetzt durch die alliierten Truppen und<br />
geteilt in eine Ost- sowie drei Westzonen. Die Betriebe der<br />
Auto Union AG in Sachsen wurden von der Sowjetunion demontiert<br />
und bis zur Löschung im Handelregister juristisch abgewickelt.<br />
Während dieser Phase erlangte die Auto Union GmbH<br />
Ingolstadt 1947 die Inhaberschaft aller bis 1945 durch die Auto<br />
Union AG erworbenen und angemeldeten Schutzrechte sowohl<br />
in der BRD und als auch im Ausland.<br />
Auf der Leipziger Messe 1948 präsentierte der Ausstellungsstand<br />
der „Volkseigenen Betriebe Sachsens“ des Fahrzeugbaues<br />
eine Reihe von in Sachsen traditionell gefertigten Fahrzeugen.<br />
Dazu gehörten drei Ausführungen vom DKW-Typ F8<br />
und eine DKW-F9-Limousine.<br />
Auf der Leipziger Messe 1948 präsentierte der Ausstellungsstand der „Volkseigenen Betriebe Sachsens“ des<br />
Fahrzeugbaues auch einen DKW F9. Vermutlich handelte es sich dabei um ein Versuchsfahrzeug aus der<br />
Zentralen Versuchsabteilung (ZVA) der Auto Union in Chemnitz.<br />
10<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Teil 2<br />
Prospekt der IFA-Vereinigung volkseigener Fahrzeugwerke vom März 1949.<br />
In kurioser Weise stellten diese „Volkseigenen Betriebe“ ihre<br />
Erzeugnisse insgesamt unter den „Vier Ringen“ der liquidierten<br />
Auto Union aus. Der gezeigte Pkw DKW F9 war vermutlich<br />
ein Versuchsfahrzeug aus der Zentralen Versuchsabteilung<br />
(ZVA) der Auto Union in Chemnitz. Für die Messe wurde dieses<br />
Fahrzeug, das einzige, welches sich in Sachsen noch in<br />
deutscher Hand befand, in einen ausstellenswürdigen Zustand<br />
versetzt. Dabei wirkten die IFA-Betriebe in Chemnitz,<br />
Scharfenstein und Zwickau zusammen. Die Messe-Präsentation<br />
erfolgte u. a. mit dem Willen der zuständigen Organe<br />
der SMAD (Sowjetische Militäradministration Deutschland).<br />
Sie sollte Interesse speziell bei ausländischen Käufern wecken<br />
um zukünftig Fahrzeuge zu exportieren.<br />
1949 wurden die ersten vier und im Folgejahr 260 IFA-F9 Pkw<br />
ausgeliefert. Mehrere IFA-Betriebe in<br />
Sachsen lieferten die Baugruppen, wobei<br />
in Zwickau die Endmontage erfolgte. Die<br />
Ausführung von Karosse, Rahmen, Fahrwerk<br />
und Motor entsprach im wesentlichen<br />
dem Vorkriegsstand, jedoch war<br />
der Benzintank unter der Kühlerhaube<br />
vor der Spritzwand angeordnet. Diese<br />
Vereinfachung ermöglichte es, den Vergaser<br />
des Motors mit Fallbenzin zu speisen.<br />
Eine Benzinpumpe konnte zu Lasten<br />
der Brandsicherheit entfallen.<br />
Ab 1950 kamen in der BRD DKW F89 P<br />
der Auto Union GmbH in Ingolstadt auf<br />
den Markt, die in Düsseldorf produziert<br />
wurden. Das Fahrzeug entsprach in seiner<br />
Form und seinem Fahrgestell dem Vorkriegsfahrzeug<br />
DKW F9. Die Frontpartie<br />
der Karosse wies ein verändertes Grill auf,<br />
und ein mit einem 700 ccm Zweizylinder-
Die Ostvariante: Der DKW F9, wie er ab 1953 in Eisenach gebaut wurde.<br />
Ost<br />
IFA F9 (Chemnitz/Zwickau)<br />
IFA (309) AWE Eisenach<br />
F9 Karosserie und 2 Zylinder-Motor<br />
F9 Karosserie und 3 Zylinder-Motor<br />
F9 Karosserie modifiziert,<br />
breiter 3 Zylinder-Motor<br />
Zweitaktmotor versehener Antriebsblock kam zum Einsatz.<br />
Dieser war, abweichend vom DKW F8, vor der Vorderachse<br />
angeordnet. Von diesem Typ wurde bis Anfang 1954 knapp<br />
80.000 Stück gefertigt.<br />
Bis zum Jahre 1953, in dem die Verlagerung der Produktion<br />
des F9 zum Automobilwerk Eisenach (AWE) erfolgte, wurde<br />
in Zwickau die geringe Gesamtstückzahl von ca. 1800 IFA-F9<br />
erreicht. Bei AWE lief der bis dahin gefertigte, mit einem<br />
Zwei-Liter-Viertaktmotor versehene Pkw EMW Typ 340 aus.<br />
Bereits beim Anlauf der Produktion in Eisenach erfolgten zahlreiche<br />
Verbesserungen der bisherigen F9-Ausführung. Der<br />
Benzintank wurde, wie bereits bei den F9-Prototypen der<br />
Auto Union, im Heck angeordnet und am Motor eine vom<br />
Kurbelkammerdruck betätigte Benzinpumpe angebracht.<br />
Durch Anwendung einer der Kurbelwelle direkt zugeordneten<br />
Dreihebel-Unterbrecherplatte und je einer Zündspule pro<br />
Zylinder konnte der bisherige Verteilerantrieb entfallen. Mit<br />
geändertem Brennraum, der eine zentrale Zündkerze aufwies,<br />
und durch Verbesserung der Auspuffanlage konnte die Leistung<br />
des 900ccm Dreizylindermotors auf 34 PS angehoben werden.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit dieser F9-Fahrzeuge betrug<br />
ca. 115 km/h.<br />
Anfang 1954 löste die Auto-Union den DKW F89 P durch den<br />
Typ „Sonderklasse“ mit 3-Zylinder-Zweitakt-Motoren mit 900<br />
ccm ab. In Abweichung vom ursprünglichen F9-Motor entsprach<br />
der Hub dem des Vorkriegs-F8- und des F89-Motors. Die<br />
Karosse wies gegenüber dem Vorgängermodell ein etwas<br />
geändertes Grill auf. Das Fahrgestell blieb im Prinzip unverändert.<br />
Die Motorleistung betrug 34 PS und die Höchstgeschwindigkeit<br />
120 km/h.<br />
Durch den Export der IFA-F9-Fahrzeuge kam es zwischen dem<br />
für den Fahrzeugexport zuständigen Volkseigenen Außenhandelsbetrieb<br />
der DDR und der Auto Union GmbH in Ingolstadt<br />
zu massiven Interessenkonflikten. Auf Grund der Nutzung der<br />
AufgeHorcht<br />
Die Westvariante: Der DKW F89, den die Auto Union GmbH Ingolstadt ab<br />
1950 in Düsseldorf produzierte.<br />
West<br />
AUTO UNION DKW F89<br />
AUTO UNION<br />
DKW – Sonderklasse –<br />
Der große DKW 3=6<br />
AUTO UNION – 1000 –<br />
patentierten F9-Karosserie in Ost und West ergab sich<br />
zwangsläufig die Ähnlichkeit zwischen dem IFA-F9 sowie den<br />
DKW F89 P und „Sonderklasse“ mit Dreizylindermotor der<br />
Auto Union. Qualitätsmängel der IFA-F9 Fahrzeuge, die durch<br />
eingeschränkte Fertigungsmöglichkeiten, Zuliefer- und Materialmängel<br />
verursacht wurden, schädigten mittelbar auch den<br />
Ruf der Auto Union-Fahrzeuge. Es drohten Urheber- und<br />
Schutzrechtsstreitigkeiten zwischen West und Ost, u. a. auf der<br />
Grundlage des Patentes, welches die Form der F9-Karosserie<br />
schützte.<br />
Nach kurzfristiger Vorbereitung begann aus den vorgenannten<br />
Gründen 1955 im Automobilwerk Eisenach die Serienproduktion<br />
des Wartburg 311 mit einer völlig neuen, damals sehr<br />
ansprechenden viertürigen Karosserie mit größerem Innenraum<br />
als beim F9. Das Fahrwerk und der vom F9 bekannte<br />
Rahmen mit vorderer und hinterer querliegender Blattfeder<br />
wurden übernommen, der Radstand um 100 mm vergrößert.<br />
Die Leistung des 900 ccm-Dreizylindermotors wurde auf 38<br />
PS gesteigert. Damit erreichten die Fahrzeuge 115 km/h. Mit<br />
leichter Modifizierung, aber gleicher Karosse kam ab 1965 der<br />
Wartburg 312 auf den Markt. In diesem Typ kam ein 1000 ccm-<br />
Dreizylindermotor mit 45 PS zum Einsatz. Das Fahrwerk wies<br />
Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern auf. Der bisher angewandte<br />
Rahmen des F9 wurde der neuen Radaufhängung<br />
angepasst.<br />
1955 brachte die Auto Union den DKW 3=6 auf den Markt.<br />
Die Breite der Karosserie wurde um knapp zehn Zentimeter<br />
gegenüber der Sonderklasse vergrößert. Die Motorleistung<br />
des 900 ccm-Motors wurde auf 38 und nachfolgend auf<br />
40 PS erhöht. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 120 bzw. 125<br />
km/h.<br />
Zur IAA 1957 begann die Ära der 1000 ccm-Dreizylindermotoren<br />
mit 44 bzw. 50 PS. Dieser Nachfolgetyp des DKW<br />
3=6 firmierte nur noch als Auto Union 1000. Die Vier Ringe der<br />
01/20<strong>08</strong> 11
AufgeHorcht<br />
Auto Union erstreckten sich dominant über das Gittergrill der<br />
Frontpartie. Der Begriff DKW wurde für diese Fahrzeuge<br />
nicht mehr angewandt, weil parallel der völlig neu konzipierte<br />
Kleinwagen DKW-Junior auf den Markt kam. Ende 1962<br />
wurde die Produktion des Auto Union 1000 eingestellt und<br />
damit auch die Benutzung der nur in den Maßen modifizierten<br />
F9-Karosse aus dem Jahre 1939. Damit konnte die<br />
Karosserieform des Auto Union F9 dem sich ständigen wandelnden<br />
Formverständnis der Fahrzeugkäufer über 20 Jahre<br />
genügen!<br />
Der DKW-Junior war ebenfalls mit Dreizylinder-Zweitaktmotoren<br />
in drei unterschiedlichen Hubraumgrößen und Leistungen<br />
– 34, 40 und 44 PS – ausgestattet. Alle diese Motoren wiesen<br />
68 mm Hub auf. Kolben wurden in drei unterschiedlichen<br />
Durchmessern für unterschiedliche Gesamthubräume eingesetzt.<br />
Die Fertigung von DKW-Junior-Typen lief bis zum Jahre<br />
1965.<br />
Zusammen mit dem Auto Union 1000 erfolgte 1957 die Vorstellung<br />
des damals aufregend karosserierten AU 1000 SP, der<br />
im Folgejahr lieferbar war und bis 1965 Absatz fand. Sein 1000<br />
ccm Dreizylindermotor leistet 55 PS, damit erreichte das<br />
schicke Fahrzeug 140 km/h.<br />
1964 gelangte als letzter Pkw mit Zweitaktmotor der BRD der<br />
Auto Union F102 auf den Markt. Er war eine Neukonstruktion<br />
und wies den stärksten jemals serienmäßig gefertigten<br />
Dreizylinder-Zeitaktmotor mit 1175 ccm Hubraum und 60 PS<br />
auf. 1966 übernahm die Volkswagen AG die Geschäftsanteile<br />
an der Auto Union zu 100 Prozent. Der F102 erwies sich mit<br />
dem Zweitaktmotor als nur schwer absetzbar. Nach etwas<br />
mehr als 53.000 Exemplaren wurde die Produktion im gleichen<br />
Jahr eingestellt. Die freigewordene Fertigungskapazität<br />
diente da-nach zur Steigerung der VW-Käfer-Stückzahlen,<br />
wobei parallel die Entwicklung des ersten Nachkriegs-Audi-<br />
Pkws erfolgte. Der bereits 1956 in Produktion gegangene<br />
Geländewagen Auto Union DKW Munga wies ebenfalls die<br />
DKW-Dreizylindermotoren auf. 1968 wurde auch dessen<br />
Herstellung aufgegeben, womit die Ära von Vierradfahrzeugen<br />
mit Zweitaktmotoren in der BRD endete.<br />
Das Framo-Werk in Hainchen führte seine traditionelle<br />
Fertigung von Kleintransporten auch nach 1945, umgewandelt<br />
in einen volkseigenen Betrieb, weiter. Bereits 1951 erfolgte<br />
die Ablösung der bei Framo seit den 1930er Jahren eingesetzten<br />
Zweitaktmotoren mit Doppelkolbenzylindern und Querstromspülung,<br />
Es begann der Einbau des F9-Motors. Dies<br />
sicherte die Vereinheitlichung der Motorproduktion und<br />
Der AU 1000 firmierte nicht mehr als DKW.<br />
12<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Der AU 1000 SP sorgte für Aufsehen mit seiner Karosserie. Das Fahrzeug<br />
wurde von 1957 bis 1965 gefertigt.<br />
Um patentrechtliche Streitigkeiten mit der Auto Union insbesondere zur Karosserie<br />
des F9 zu vermeiden, begann 1955 in der DDR die Serienproduktion des<br />
Wartburg 311 in Eisenach. Mit einer völlig neuen viertürigen Karosserie, dem<br />
Fahrwerk vom F9 sowie um einer auf 38 PS gesteigerten Motorleistung galt er<br />
damals als modernes Fahrzeug.<br />
-Typen durch die Gleichartigkeit der Grundmotoren für Pkw<br />
und Kleinlastwagen bzw. Transporter in der DDR. Nach der Zusammenfassung<br />
der IFA-Betriebe in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz),<br />
Frankenberg und Hainichen zum VEB Barkas Werke ging der<br />
Transporter Barkas B1000 1961 mit dem 900 ccm-Dreizylinder-<br />
Zweitaktmotor aus Eisenach in Serie und löste damit die<br />
ursprünglichen Framo-Fahrzeuge ab. Bereits im Folgejahr erfolgte<br />
der Einsatz der 1000 ccm Dreizylindermotoren. Dies<br />
änderte sich bis zur Einstellung der Barkas B1000-Fertigung nicht!<br />
DKW-Junior. Er kam parallel zum AU 1000 auf den Markt.
In der DDR stattete man ab 1967 den<br />
Pkw Wartburg als Typ 353 mit einer<br />
neuen Pontonkarosserie aus. Motor,<br />
Rahmen und Fahrwerk wurden vom<br />
Wartburg 312 übernommen. Zwei Jahre<br />
später erfolgte eine Leistungserhöhung<br />
bei dem 1000 ccm Dreizylindermotor<br />
auf 50 PS. In kleinen Schritten erfolgten<br />
über mehr als 20 Jahre partielle Verbesserungen<br />
und Anpassungen. 1989 wurde<br />
die Produktion des Wartburg 353 W eingestellt.<br />
Damit endete auch in der DDR<br />
der serienmäßige Einbau von Dreizylinder-Zweitaktmotoren<br />
in Pkw.<br />
Im Oktober 1990 erfolgte die Wiedervereinigung<br />
Deutschlands. Die Marktwirtschaft<br />
wirkte nun auch konsequent<br />
in den östlichen Landesteilen. Die unrentable<br />
Kleinserienproduktion des vor<br />
über 30 Jahren konzipierten und wenig<br />
veränderten Transporters IFA-Barkas-<br />
B1000 in Hainichen musste 1991 eingestellt<br />
werden. Der serienmäßige Einbau<br />
von Dreizylinder-Zweitakt-Motoren endete<br />
nach über 40 Jahren.<br />
Die Einschätzung des Auto Union-Mitarbeiters,<br />
Dr. Herbert Venediger, aus<br />
dem Jahre 1934 zu Zweitaktmaschinen<br />
mit Kurbelkammerpumpe („Für ein billiges<br />
Volksfahrzeug ist diese Bauform –<br />
etwa mit drei Zylindern in Reihe und<br />
einem Hubraum von einem Liter – die<br />
best geeignete Antriebsmaschine.“) bestätigte<br />
die über 40-jährige Anwendung<br />
derartiger Zweitaktmotoren in Deutschland.<br />
Walter Siepmann<br />
Fotos: Archiv des Autors<br />
Ab 1967 gab es den Wartburg als Typ 353 mit<br />
einer neuen Pontonkarosserie. Motor, Rahmen<br />
und Fahrwerk wurden vom Wartburg 312 übernommen.<br />
AufgeHorcht<br />
Der Auto Union F102 kam 1964 als letzter Pkw mit Zweitaktmotor in der BRD auf den Markt. Er war eine<br />
Neukonstruktion und wies den stärksten jemals serienmäßig gefertigten Dreizylinder-Zeitaktmotor mit<br />
1175 ccm Hubraum und 60 PS auf.<br />
Der Framo-Nachfolger Barkas B 1000 setzte bis zur wendebedingten Produktionseinstellung 1991 auf den<br />
F9-Motor.<br />
01/20<strong>08</strong> 13
AufgeHorcht<br />
Auto-Hochzeit in Zwickau<br />
Vor 50 Jahren vereinigten sich das Audi- und das Horch-Werk<br />
zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />
Bis 1956 bzw. 1957 trugen die Automobilwerke in<br />
Zwickau die Namen Audi bzw. Horch. Auf Geheiß der<br />
DDR-Partei- und Staatsführung wurde beide Betriebe<br />
1958 zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />
vereinigt. Hintergrund war u. a., den Automobilbau in<br />
der DDR zu rationalisieren. Der Autor, Dr. Winfried<br />
Sonntag, hat diese Prozesse in führender Position aktiv<br />
mitgestaltet. Mit diesem Beitrag erinnert er an die<br />
Vorgeschichte und die hindernisreichen Vorbereitungen<br />
für diese besondere Auto-Hochzeit.<br />
Die Geschichte des Zwickauer Automobilbaues begann 1904.<br />
August Horch hatte an diesem Standort für sein Werk das<br />
Areal der Segeltuchweberei Wächter & Zeuner ausfindig<br />
gemacht und als Produktionsstätte übernommen. In diesen<br />
Räumen entstanden Autos, deren Ruf bald auf dem ganzen<br />
Erdball bekannt wurde.<br />
1909 war es, als August Horch, schon damals ein weltbekannter<br />
Konstrukteur, aus den von ihm gegründeten Horch-<br />
Werken ausschied und mit einer Schar beherzter Mitarbeiter<br />
daranging, eine neue Fabrik ins Leben zu rufen, die den<br />
Namen Audi tragen sollte. Auch für diese Fabrik galt sein<br />
14<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Firmencredo, große Autos in bester Qualität aus hochwertigem<br />
Material zu bauen.<br />
Für beide Betriebe folgten Jahre blühender Konjunktur, die<br />
dann wechselten in Jahre mit tiefem wirtschaftlichen Zerfall.<br />
Um die folgende wirtschaftliche Notzeit zu überbrücken,<br />
schlossen sich die vier sächsischen Kraftfahrzeughersteller<br />
Audi und Horch Zwickau, DKW Zschopau und Wanderer<br />
Chemnitz im Juni 1932 zur Auto Union AG zusammen. Als<br />
Firmenzeichen mit Symbolcharakter wählte man die vier<br />
Ringe. Jeder Ring symbolisierte eine der vier sächsischen<br />
Automobilmarken. Der neue Firmenverbund konnte bereits<br />
nach kurzer Zeit auf eine erfolgreiche Bilanz blicken. Bis Ende<br />
der 1930er Jahre war die Auto Union der zweitgrößte<br />
Automobilproduzent in Deutschland.<br />
Während des 2. Weltkrieges wurden die Betriebe Horch und<br />
Audi teilweise zerstört. Nach Kriegsende erfolgte größtenteils<br />
eine Demontage der Anlagen der sächsischen Auto Union. Sie<br />
wurden als Reparationsleistung in die Sowjetunion geschafft.<br />
Dem damaligen Vorstand der Auto Union, Dr. Richard Bruhn<br />
und Dr. Carl Hahn, gelang es, in der Bundesrepublik eine neue<br />
Fahrzeugproduktion aufzubauen. Mit der Marke Audi im<br />
Volkswagenverbund ist ein Firmenname erhalten geblieben,<br />
der Tradition hat und mit seinem Credo „Vorsprung durch<br />
Technik“ zu den führenden Automobilherstellern in der Welt<br />
gehört.<br />
Erst Audi-Werk, später<br />
AWZ und nach der Vereinigung<br />
Werk II des VEB<br />
Sachsenring Automobilwerke<br />
Zwickau.
Aus dem Horch-Werk<br />
wurde Werk I des VEB<br />
Sachenring Automobilwerke<br />
Zwickau.<br />
Mühsamer Anfang im Osten Deutschlands<br />
Der Wiederaufbau der Fahrzeugindustrie im Osten Deutschlands<br />
ging unter sehr schwierigen Verhältnissen vor sich, da nahezu<br />
alle Werke in der sowjetischen Besatzungszone nicht mehr<br />
produktionsfähig waren. Es war ein mühsamer und schwerer<br />
Anfang. So mussten auf Forderung der Volkswirtschaft zuerst<br />
Lastkraftwagen und Ackerschlepper entwickelt und produziert<br />
werden. Diese Forderung wurde an eine Firma gestellt,<br />
die sich ihren Weltruf durch den Bau von Repräsentationsfahrzeugen<br />
und Luxuslimousinen verschafft hatte. So entstanden<br />
und wurden in der folgenden Zeit produziert: der Lastkraftwagen<br />
H 3, der Traktor Pionier, der Lastkraftwagen H 3 A, der<br />
S 4000 und der Personenkraftwagen P 240 in den VEB Kraftfahrzeugwerken<br />
Horch (ab 1957 umbenannt in VEB Sachsenring<br />
) sowie der bewährte DKW F 8 und der noch von der<br />
Auto Union entwickelte F 9 in den VEB Kraftfahrzeugwerken Audi<br />
(ab 1956 umbenannt in VEB Automobilwerke Zwickau - AWZ).<br />
Unter den besonderen Bedingungen einer staatlich gelenkten<br />
Wirtschaft waren viele Hindernisse zu überwinden. Hinzu<br />
kam, dass in der DDR und den sozialistischen Ländern keine<br />
automobilbautypischen Ausrüstungen wie Lackiertaktstraßen,<br />
automatische Schweißstraßen, Spezialausrüstungen für den<br />
Karosseriebau u.a. hergestellt wurden. Die Zuweisung von<br />
Importmittel durch den Staat zum Kauf solcher Anlagen im<br />
Ausland glich zu dieser Zeit einem Lottogewinn. Diese<br />
Situation zwang den Automobilhersteller, die erforderlichen<br />
Ausrüstungen im eigenen Betrieb selbst zu produzieren. Ähnlich<br />
war die Lage auf dem Gebiet der Materialwirtschaft.<br />
Neben den ständigen Engpässen gab es nur ein begrenztes<br />
Sortiment bei Stählen und allen anderen Werkstoffen. Das<br />
Forschungs- und Entwicklungspersonal stand somit vor komplizierten<br />
Aufgaben, die Schöpfertum, Risikobereitschaft und<br />
viel Mut zum Improvisieren verlangten. So wurde für Unmögliches<br />
am Ende doch immer eine Lösung gefunden.<br />
AufgeHorcht<br />
Das Jahr 1958 sollte ein besonderes Jahr für den Zwickauer<br />
Automobilbau werden. Auf der 33. Tagung des Zentralkomitees<br />
der SED wurde dazu aufgerufen, alle Vorzüge der sozialistischen<br />
Ordnung zu nutzen, um die Arbeitsproduktivität<br />
schneller zu steigern und die Wirtschaft rationell und erfolgreich<br />
zu leiten. Das Ministerium für Maschinenbau, Hauptverwaltung<br />
Automobilbau, nahm diesen Aufruf zum Anlass und<br />
schlug vor, die beiden Zwickauer Automobilwerke zu einem<br />
Kraftfahrzeugbetrieb zu vereinigen.<br />
„Straffe Organisation und Verbilligung der Leitung“<br />
In der „Direktive für die Arbeit der Kommission zur Zusammenlegung<br />
der Betriebe des Automobilbaues Sachsenring und<br />
AWZ“ der Hauptverwaltung Automobilbau heißt es dazu:<br />
„Die Betriebe VEB Sachsenring und VEB Automobilwerke<br />
Zwickau sind räumlich und branchenmäßig so gelegen, dass<br />
eine gemeinsame Leitung erfolgen kann und zur Erreichung<br />
einer straffen Organisation und einer Verbilligung der Leitung<br />
diese unbedingt angestrebt werden muss. Es kommt darauf<br />
an, beide Betriebe auf die gemeinsamen Aufgaben zu orientieren<br />
und in keinem Fall zuzulassen, dass die Werke in ihrer Entwicklung<br />
auseinander gehen, Die Lage im Werk AWZ ist so,<br />
dass dort in der nächsten Zeit sehr große Aufgaben beim<br />
Anlauf und der Produktion des Pkw P 50 zu lösen sind. Diese<br />
Aufgaben dienen vor allem der Befriedigung der Bedürfnisse<br />
der Bevölkerung und dem Export. Das Werk hat also eine<br />
gesicherte Perspektive. Im Vordergrund muss stehen, nicht<br />
nur die werksseitige Entwicklung bis 1960 zu betrachten, sondern<br />
wir müssen davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren<br />
eine weitere starke Erhöhung beim Bau des Kleinwagens eintreten<br />
muss, die in Übereinstimmung mit den vorhandenen<br />
Möglichkeiten stehen muss.<br />
Im Werk Sachsenring besteht eine schwierige Situation, die<br />
besonders durch die ungünstige Absatzlage durch den Lkw H 3 S<br />
hervorgerufen wurde. Wir nutzen die vorhandenen Kapazitäten<br />
01/20<strong>08</strong> 15
AufgeHorcht<br />
nicht aus. Die ungenügende Auslastung spiegelt sich wider in<br />
den ökonomischen Ergebnissen des Betriebes, insbesondere<br />
im Hinblick auf die Selbstkosten und die Amortisationen. Diese<br />
Schwierigkeiten sind auch die Ursache dafür, dass im Laufe des<br />
Jahres 1957 in erheblichem Umfang Produktionsarbeiter umgesetzt<br />
werden mussten, die keine Beschäftigung mehr im<br />
VEB Sachsenring finden konnten.“<br />
Weiter heißt es in dieser Direktive: Die Zusammenlegung der<br />
Betriebe AWZ und Sachsenring beachtet diese Gesichtspunkte<br />
und geht weiter davon aus, dass die Zusammenarbeit der<br />
Werke bereits begonnen hat. Bekanntlich hat das Werk<br />
Sachsenring die Produktion der Bodengruppe für den Pkw P 50<br />
übernommen. Es darf auch nicht unterschätzt werden, dass das<br />
Werk Sachsenring über einen leistungsfähigen Sondermaschinenund<br />
Werkzeugbau verfügt, der im Hinblick auf die zu schaffenden<br />
Ausrüstungen für den Pkw P 50 eine wesentliche innere<br />
Reserve des Automobilbaues darstellt.<br />
16<br />
Gründliche Vorbereitung<br />
Zu solch einer Vereinigung gehören natürlich gründliche Vorbereitungsarbeiten.<br />
Deshalb wurde eine Hauptkommission<br />
zur Erarbeitung der Grundlagen für die Vereinigung der beiden<br />
Werke gebildet. Die Berufung der Mitglieder erfolgte durch den<br />
Leiter der Hauptverwaltung im Ministerium Maschinenbau. Kommissionsvorsitzender<br />
wurde der Autor des Beitrages. Zu den<br />
weiteren Mitgliedern zählten der Sachsenring-Werkdirektor<br />
Herbert Uhlmann sowie der AWZ-Werkdirektor Heinz<br />
Probsthahn. Außerdem gehörten ihr – wie es in der DDR<br />
01/20<strong>08</strong><br />
oben: Die Vereinigung der beiden Zwickauer Automobilwerke war ein dominierendes<br />
Motiv in der Demonstration zum 1. Mai 1958 in Zwickau.<br />
links: Die Vorbereitungen zur Vereinigung der beiden Zwickauer Automobilwerke<br />
hatten den Status „Streng vertraulich“, wie das Deckblatt zur Direktive für die<br />
Zusammenlegung belegt.<br />
üblich war – Vertreter von SED und FDGB, der DDR-<br />
Gewerkschaft, an. Neben der Hauptkommission wurden die<br />
Arbeitsgruppen Kader, Planung, Betriebsorganisation, Technik<br />
und Technologie gebildet.<br />
Aufgabe der Hauptkommission war es, die Arbeitsgruppen<br />
anzuleiten und eine einheitliche Linie durchzusetzen. Dabei<br />
galt es, das produktionsterritoriale Prinzip der Leitung voll in<br />
Anwendung zu bringen. In den zusammengelegten Betrieben<br />
war das Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung weitestgehend<br />
durchzusetzen. Es sollten übersichtliche Produktionsbereiche<br />
gebildet werden, in denen die wirtschaftliche<br />
Selbstständigkeit weitgehend verwirklicht wird.<br />
Die Kaderkommission hatte zunächst einen Vorschlag zur<br />
künftigen Besetzung der Verwaltungsabteilungen sowie der<br />
Bereiche und Meistereien zu erarbeiten. Dieser Vorschlag<br />
wurde in der Hauptkommission beraten und bestätigt. Danach<br />
erfolgten die Aussprachen mit den Kadern und ihr Einsatz. Es<br />
wurde gefordert, dass jeweils die besten und aktivsten<br />
Mitarbeiter auszuwählen sind.<br />
Durch den Leiter der Hauptverwaltung wurden folgende Funktionen<br />
berufen: Werkdirektor, Technischer Direktor, Kaufmännischer<br />
Direktor, Hauptbuchhalter, Direktor für Arbeit,<br />
Planungsleiter, Fertigungsleiter, Kaderleiter.<br />
Die Arbeitsgruppe Planung legte detailliert die Perspektive des<br />
Werkes fest. Dabei waren neben den Planungsleitern der<br />
beteiligten Betriebe die Funktionäre hinzuzuziehen, die auf<br />
Grund ihrer Funktion und Erfahrung wesentliche Vorschläge<br />
unterbreiten konnten. Nach Bestätigung des Vorschlages über<br />
die perspektivische Entwicklung des Großbetriebes in der<br />
Hauptkommission und nach Abstimmung mit der Hauptverwaltung<br />
Automobilbau folgte die betriebliche Diskussion über<br />
den Perspektivplan.<br />
Die Arbeitsgruppe Betriebsorganisation zeigte einen Vorschlag<br />
für die künftige Organisation des Werkes auf. Dazu<br />
gehörten die Struktur, der Stellenplan und der Vorschlag über<br />
die Arbeitsmittel (Belegwesen usw.) Diese Arbeitsgruppe<br />
musste etappenweise vorgehen. Nach Klärung der Zentra
lisierung und Dezentralisierung von Aufgabengebieten galt es,<br />
die Einzelaufgaben zur Gewährleistung einer einheitlichen<br />
Betriebsorganisation zu erarbeiten. Im Vordergrund stand die<br />
Aufgabe, die ganze Organisation rationell und effektiv zu<br />
gestalten.<br />
Die Arbeitsgruppe Technik und Technologie wirkte zunächst<br />
an der Planung und Betriebsorganisation mit. Danach waren<br />
detaillierte Vorschläge für die Arbeit auf dem gesamten technischen<br />
Gebiet, insbesondere der Technologie, der Konstruktion,<br />
dem Werkzeug- und Maschinenbau zu erarbeiten.<br />
Für und Wider zur Vereinigung<br />
In den Betriebszeitungen wurden nun die Mitarbeiter über die<br />
Vereinigung der beiden Betriebe umfassend informiert. Nicht<br />
alle waren sofort von der Zusammenlegung der beiden<br />
Betriebe begeistert. So kursierte z. B. die Meinung, dass der<br />
VEB Sachsenring das Automobilwerk Zwickau oder umgekehrt<br />
das Automobilwerk Zwickau den VEB Sachsenring auffressen<br />
würde. Auch kreiste die Auffassung, dass man die Bildung<br />
der Auto Union mit der Vereinigung der beiden Zwickauer<br />
Betriebe vergleichen könne. In Partei- und Gewerkschaftsversammlungen<br />
wurde sich mit diesen Auffassungen auseinander<br />
gesetzt.<br />
Eine Frage beschäftigte viele Betriebsangehörige: Besteht bei<br />
der Vereinigung nicht die Gefahr, dass der Verwaltungsapparat<br />
größer wird? Dem wurde entgegengehalten, dass durch die<br />
Vereinigung Personal in den Verwaltungen eingespart werden<br />
kann. So wird es nach der Vereinigung nur noch eine<br />
Werkleitung, eine Parteileitung, eine BGL (Betriebsgewerkschaftsleitung)<br />
usw. geben. In diesem Zusammenhang wurde<br />
die Forderung erhoben, dass ein gesundes Verhältnis zwischen<br />
den Arbeitern in der Produktion und der Anzahl der<br />
Verwaltungsangestellten angestrebt werden muss. Dazu heißt<br />
es in der Betriebszeitung „Die Kurbelwelle“: „Diese Zusammenlegung<br />
der Verwaltung bedarf natürlich der sorgfältigsten<br />
Prüfung der Struktur- und Stellenpläne, denn schließlich ist die<br />
Kaderarbeit keine Tätigkeit mit toten Dingen, sondern mit<br />
Menschen, die das Wertvollste überhaupt darstellen.“ Mit diesem<br />
Satz sollte den Betriebsangehörigen die Angst vor den<br />
anstehenden personellen Veränderungen genommen werden.<br />
Nach 17 Tagungen konnte die Hauptkommission am 18. April<br />
1958 ihre Aufgabe erfolgreich abschließen. Als Leiter des<br />
Betriebes wurden bewährte Funktionäre verpflichtet. Zum<br />
damaligen Werkleitungskollektiv gehörten: Herbert Uhlmann,<br />
Werkdirektor; Winfried Sonntag, Technischer Direktor; Alfred<br />
Hempel, Arbeitsdirektor; Rudolf Grundmann, Fertigungsleiter;<br />
Richard Wetzel, Hauptbuchhalter; Manfred Hanke, Planungsleiter;<br />
Hans Tröger, Kaderleiter; Richard Körber; Kaufmännischer<br />
Direktor; Erich Heymann, Leiter der Gütekontrolle.<br />
Von vielfältiger Produktion zum Trabant-Fertiger<br />
Mit dem 1. Mai 1958 gab es nur noch ein Autowerk in Zwickau,<br />
den VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Noch existierte<br />
ein breites Produktionssortiment. Neben dem P 50<br />
wurden der P 70, der Pkw Sachsenring P 240, der Lkw S<br />
4000-1, Dieselmotoren, Ersatzteile und für 1,6 Millionen Mark<br />
AufgeHorcht<br />
Massenbedarfsgüter gefertigt. In der Folgezeit wurde die<br />
Produktion dieser Erzeugnisse verlagert bzw. eingestellt – bis<br />
auf den Trabant. Der VEB Sachsenring hatte fortan den Status<br />
des Kleinwagenwerkes der DDR.<br />
1990 erhielt der Trabi, wie er heute noch liebevoll im<br />
Volksmund genannt wird, den Titel „Auto des Jahres.“ Er<br />
wurde zur Legende auf Rädern und erfährt anlässlich der jährlichen<br />
„Internationalen Trabant-Fahrer-Treffen“ Anerkennung<br />
und Ehrung als „Volkswagen“ für die ehemaligen DDR Bürger.<br />
Am 30. April 1991 rollte der letzte „Trabi“ vom Band. Den<br />
VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, den ehemaligen<br />
Hersteller des Pkw Trabant mit 11.328 Beschäftigten gibt es<br />
nicht mehr. Ein Teil seiner Arbeitnehmer arbeitet heute bei<br />
Volkswagen Sachsen in Mosel, bei HQM Sachsenring, GKN,<br />
SAQ, Naue, JCA, Sasit, FES, in der Zwickauer System- und<br />
Haustechnik oder vielen anderen Unternehmen. Annähernd<br />
30 Firmen entstanden durch Neugründungen, Reprivatisierungen,<br />
Restitutionen oder Management-Buy-Out aus dem<br />
damaligen Automobilwerk.<br />
Der letzte Trabant mit der Fahrgestellnummer 3.096.099 steht<br />
im Automobilmuseum „August Horch“. Dort kann er besichtigt<br />
werden, und wer seine Geschichte kennt, denkt an den<br />
30. April 1991, an das Ende einer Legende.<br />
Das Unternehmen, das der Pionier des deutschen Automobilbaus<br />
und findige Konstrukteur August Horch am<br />
14. November 1899 in Köln-Ehrenfeld gegründet hat und<br />
1904 nach Zwickau brachte, ist heute eine der tragenden<br />
Säulen von VW Sachsen in Zwickau-Mosel. Die Geschichte,<br />
die diese beiden Fixpunkte verbindet, verlief alles andere als<br />
kontinuierlich. Über Höhen und Tiefen, Evolutionen und<br />
Zäsuren erklomm der Zwickauer Automobilbau immer neue<br />
Entwicklungsstufen. Bei all dem Wandel, den Horch und Audi<br />
in ihrer Geschichte vollzogen haben, blieb über Generationen<br />
und Betriebe der Stadt Zwickau erhalten, was die<br />
Unternehmen von Anbeginn an auszeichnete: Qualitätsbewusstsein,<br />
innovatives Denken, Fleiß, Ausdauer und die<br />
Leidenschaft für knifflige Konstruktionen, fürs Tüfteln und<br />
Entwerfen – kurz diejenigen sächsischen Tugenden, auf denen<br />
die herausragende Wirtschaftskraft dieser Region beruht.<br />
Dr. Winfried Sonntag<br />
Fotos: Archiv des Autors, August Horch Museum Zwickau<br />
Zu Beginn der Zusammenlegung gab es noch ein breites Produktspektrum. Kurze<br />
Zeit später musste sich der Betrieb voll und ganz auf die Fertigung des Pkw<br />
Trabant konzentrieren, eine Aufgabe, die ihn bis zu seinem Ende im April 1991<br />
forderte.<br />
01/20<strong>08</strong> 17
AufgeHorcht<br />
Viel Engagement „von unten“,<br />
viel Unheil „von oben“<br />
Die Entwicklung des Trabant 603<br />
- eine vergebene Chance<br />
Die Zwickauer Automobilbauer haben zahlreiche Anläufe unternommen,<br />
um den 1957 erstmals gefertigten Trabant in Konstruktion, Design und<br />
Technologie zu erneuern. Dass diese Versuche meist im Ansatz steckenblieben,<br />
lag keineswegs am Wissen und Können der westsächsischen<br />
Ingenieure und Facharbeiter. Vielmehr verhinderten politische Entscheidungen<br />
und die schmalbrüstige DDR-Wirtschaft, die zu keinem Zeitpunkt<br />
über die notwendigen Investitionsmittel verfügte, eine internationalen Maßstäben<br />
gerecht werdende Weiterentwicklung des DDR-Kleinwagens. Der<br />
Autor dieses Beitrages hat als Chefkonstrukteur „Aufstieg und Fall“ des<br />
Trabant Typ 603 erlebt.<br />
Bis 1969/1970 hatte sich der Trabant-<br />
Produzent Sachsenring Zwickau das Ziel<br />
gesetzt, einen neuen Pkw der Mittelklasse<br />
zu entwickeln. Hohe Stückzahlen<br />
bei niedrigen Kosten, ein Endverbraucherpreis<br />
von ca. 8000 DDR-Mark,<br />
Selbstkosten, die mit etwa 5500 Mark<br />
nur unwesentlich über denen des Trabant<br />
601 liegen, sowie ein technisches Niveau,<br />
dass bei der Markteinführung international<br />
mit führend ist, waren wesentliche<br />
Prämissen. Der P 603 sollte ein gutes<br />
Raumangebot haben, große aktive und<br />
passive Sicherheit, besten Komfort sowie<br />
eine optimale Fahrleistung.<br />
Für den Antrieb waren Zweitakt-Dreizylinder-Ottomotoren<br />
vom Automobilwerk<br />
Eisenach, Viertakt-Vierzylinder-<br />
Ottomotoren von den Skoda-Werken<br />
und der Kreiskolbenmotor „SZ“ vom<br />
Automobilwerk Zwickau vorgesehen.<br />
Erkenntnisse aus den Pariser und Genfer<br />
Autosalons führten zur Gestaltung einer<br />
selbsttragenden Karosserie in neuer<br />
Form mit verbesserter Belüftung sowie<br />
Schraubenfedern vorn und hinten.<br />
Zu jener Zeit war das „Auf und Ab“ in<br />
der Planung für den Pkw 603 eine einzige<br />
Katastrophe. 1963/1964 entstand unter<br />
Beachtung der Vorgaben der VVB<br />
(Vereinigung Volkseigener Betriebe – in<br />
18<br />
Zwei Jahre Kampf bis zur<br />
Projektbestätigung<br />
01/20<strong>08</strong><br />
diesem Falle für den Automobilbau) ein<br />
erster Planentwurf des P 603. Aber<br />
bereits zur gleichen Zeit nahm der<br />
Generaldirektor (der VVB Automobilbau)<br />
erste Eingriffe vor. In der Weisung<br />
vom 14. Dezember 1963 legte er fest,<br />
dass aus den Betrieben für das Automobilwerk<br />
Eisenach (AWE) als „sozialistische<br />
Hilfe“ Arbeitskräfte abzustellen<br />
seien. Es ging um die Erfüllung des<br />
Forschungs- und Entwicklungsplanes bei<br />
AWE für die Wartburg Typen 311–312<br />
und 353. Der VEB Sachsenring Automobilwerke<br />
Zwickau musste aus der<br />
Entwicklung vier Getriebe- und zwei<br />
Karosseriekonstrukteure, drei technische<br />
Zeichner, einen Autoelektriker, einen<br />
Diplommathematiker, einen Ingenieur<br />
für Dokumentation und Musterbaukapazität<br />
sowie drei Versuchsingenieure<br />
zur Verfügung stellen. Damit war klar:<br />
Der von den Zwickauern konzipierte<br />
Entwicklungsablaufplan des Trabant Typ<br />
603 war nicht zu halten. Es kam zu beträchtlichen<br />
Terminverschiebungen. Das<br />
Dilemma ging weiter. 1965 und Anfang<br />
1966 gab es keine Bestätigung der Pläne<br />
durch die VVB. Erst am 26. September<br />
1966 – nach zwei Jahre langem Kampf –<br />
billigte die VVB endlich das Thema<br />
„Trabant 603“.<br />
Ungeachtet dieser Querelen arbeitete<br />
die Perspektivabteilung der Konstruktion<br />
beim VEB Sachsenring mit reduzierten<br />
Kräften ab Februar 1964 weiter am Typ<br />
603. Zustimmung gab es vom Technischen<br />
Der nie gebaute Trabant P 603 von 1968/1969.<br />
Direktor der VVB, Wolfgang Opitz. Karosseriekonstrukteur<br />
Lothar Sachse machte<br />
sich an die Arbeit. Skizze um Skizze zur<br />
Karosserieform entstand unter seinen<br />
Händen. Zwei Karosseriekonstrukteure<br />
unterstützten ihn. Die Fachabteilungen<br />
Technologie, speziell die Duroplast-Spezialisten<br />
unter Leitung von Wolfgang<br />
Barthel, gaben wichtige Hinweise zur<br />
fertigungsgerechten Gestaltung der Teile.<br />
Langsam kristallisierte sich die Vollheckform<br />
heraus und fand Zustimmung. In<br />
dieser Zeit wurde bei Sachsenring für<br />
diesen Pkw der Begriff Vollheckfahrzeug<br />
geprägt.<br />
Leider ging die Arbeit nicht zügig weiter.<br />
Siegfried Sprenger, Leiter der Perspektivabteilung,<br />
bereitete mit seinen Mitarbeitern<br />
eine Dokumentation zu den<br />
technischen Daten des P 603 vor, auf<br />
deren Basis am 3. April 1964 Chefkonstrukteur,<br />
Dr. Werner Lang, die Grund-
ausführung des Trabant Typ 603 Vollheck-<br />
Limousine festlegte. Zieltermin für die<br />
Vorstellung des 1:1 Holzmodells war<br />
der Januar 1965. Nach Zustimmung<br />
durch die Werkleitung schuf Lothar<br />
Sachse 1966 das erste Gestaltungsmodell.<br />
Charakte-ristisch war die hoch lie-<br />
gende Knickkante mit Rechteckleuchten<br />
am Bug und Rundheckleuchten hinten.<br />
Später wurde diese Knickkante auf Vorschlag<br />
von Diplomformgestalter Clauss<br />
Dietel tiefer gelegt, ein Element, das im<br />
Modell Sonderwunsch zum Tragen kam.<br />
Zusammenarbeit mit Formgestaltern<br />
Chefkonstrukteur Dr. Werner Lang erkannte<br />
frühzeitig die Notwendigkeit, mit<br />
Formgestaltern zusammenzuarbeiten.<br />
1963 kam es daher zum Vertrag mit<br />
Clauss Dietel. Zuerst war die Mitarbeit<br />
am Perspektiv-Pkw und am Trabant 602<br />
Gegenstand der Vereinbarung. Für das Innenraumkonzept<br />
des P 602 wurde außerdem<br />
der Gestalter Lutz Rudolph vom<br />
Deutschen Amt für Material- und Warenprüfung<br />
(DAMW) beim Zentralinstitut für<br />
Gestaltung Berlin zur Mitarbeit gewonnen.<br />
Am 26. Mai 1965 erhielten Clauss Dietel<br />
und die DAMW-Gestaltergruppe den Auftrag<br />
zur Gestaltung des gesamten Innenraums<br />
im P 603 einschließlich der Armaturentafel.<br />
Es waren dazu mehrere Varianten<br />
zu erarbeiten. Nach vier Monaten<br />
legten die Gestalter die Ergebnisse vor.<br />
In der weiteren Zusammenarbeit entwarf<br />
Clauss Dietel außerdem Steilheck-<br />
Varianten für den P 603, die nicht bestätigt<br />
wurden. Von ihm stammt auch die<br />
Buggestaltung mit Rundscheinwerfern,<br />
die in das Modell Standard einflossen.<br />
Die Sonderwunsch-Ausführung mit rechteckigen<br />
Scheinwerfern von Lothar Sachse.<br />
AufgeHorcht<br />
Das Modell Sonderwunsch von Lothar<br />
Sachse wies einen Bug mit Rechteckscheinwerfern<br />
auf. Beide Vollheck-<br />
Varianten besaßen die gleiche Innenraumgestaltung.<br />
Entsprechend der Vorlage von Sachsenring-Betriebsdirektor<br />
Herbert Uhlmann<br />
zur Entwicklung und Produktion des<br />
Trabant 603 auf der Grundlage des<br />
Briefes des VVB-Generaldirektors vom<br />
26. September 1966 entstand zum 30.<br />
Dezember 1966 das technisch-ökonomische<br />
Gutachten zum Projekt. Danach<br />
war ein Entwicklungszeitraum vom<br />
zweiten bis zum vierten Quartal 1966<br />
vorgesehen (in Wirklichkeit begann die<br />
Entwicklung schon 1964). Bis Dezember<br />
1966 sollten ein 1:5- und ein 1:1-Modell<br />
entstehen. Von Januar 1967 bis Juni 1968<br />
stand der Bau von zehn Funktionsmustern<br />
auf dem Programm. Vorgesehen<br />
war, sechs Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor,<br />
drei Fahrzeug mit Zweitakt-<br />
Motor und ein Fahrzeug mit Viertakt-<br />
Motor auszurüsten. Der Serienanlauf<br />
sollte 1969 erfolgen.<br />
Funktionsmustererprobung mit<br />
verordneten Hindernissen<br />
Von April 1967 bis Dezember 1968 fand<br />
auf einer Rundstrecke im Erzgebirge,<br />
auf Landstraßen und der Autobahn die<br />
Fahrerprobung statt. Die durchschnittliche<br />
Laufleistung lag bei 75.000 Kilometern.<br />
Das Funktionsmuster 2 wurde<br />
auf dem Laufprüfstand des WTZ<br />
(Wissenschaftlich-Technisches Zentrum<br />
Automobilbau der DDR) geprüft. Die<br />
Erprobung erfolgte mit neun Versuchsfahrzeugen<br />
im Dreischichtsystem.<br />
Leider gab es durch Unvernunft von<br />
Partei- und Regierungsmitarbeitern (bis<br />
hin zum Minister) Unterbrechungen in<br />
der Entwicklungsarbeit. Kaum war ein<br />
Die Standard-Ausführung mit runden Scheinwerfern<br />
von Clauss Dietel.<br />
01/20<strong>08</strong> 19
AufgeHorcht<br />
Funktionsmuster auf Probefahrt, verlangten<br />
diese Leute, das Fahrzeug für<br />
eine bestimmte Zeit zu Ihrer Verfügung<br />
nach Berlin abzugeben. Da es Entwicklungsfahrzeuge<br />
waren, gab es natürlich<br />
Ausfälle, und wir mussten „ewige“ Erklärungen<br />
abgeben, warum und weshalb...<br />
– alles verlorene Zeit.<br />
Erkenntnisse aus der Erprobung fanden<br />
ihren Niederschlag beim konstruktiven<br />
Überarbeiten des Zeichnungssatzes.<br />
Schon in dieser Zeit erfolgte parallel zur<br />
Gesamterprobung die Übergabe der<br />
ersten Zeichnungen an die Abteilung<br />
Technologie für Getriebe, Fahrwerk und<br />
Karosserie (Baugruppen). Auf dieser<br />
Basis war es auch möglich, eine Großdisposition<br />
für Vorrichtungen, Werkzeuge<br />
und Lehren vorzunehmen und in<br />
der Zeit vom 30. Juni 1967 bis 30. Juni<br />
1968 die konstruktiven Unterlagen für<br />
die Nullserie zu übergeben.<br />
20<br />
Die Nullserie, die nie gebaut wurde<br />
Der Bau von 150 Nullserien-Fahrzeugen<br />
sollte von Mai bis August 1969 erfolgen.<br />
Die Spezifikation sah 120 Pkw Standard,<br />
15 Pkw Sonderwunsch mit Kreiskolbenmotor<br />
51 und 15 Pkw Sonderwunsch<br />
mit Vierzylinder-Viertakt-Motoren von<br />
Skoda vor. Leider kam es nie zum Bau<br />
einer Nullserie. Der geplante Entwicklungsaufwand<br />
lag bei 6,77 Millionen<br />
MDN (Mark der Deutschen Notenbank<br />
= DDR-Mark). Als Vollserie waren 90.000<br />
Pkw pro Jahr und Ersatzteile geplant.<br />
Mit Projektierungsbeginn des technologischen<br />
Ablaufs für den P 603 gab es eine<br />
unumstößliche Prämisse: Die technologischen<br />
Einrichtungen des P 601 waren so<br />
umfangreich wie nur möglich für die Fertigung<br />
des Trabant 603 zu nutzen. Das<br />
Ganze zielte darauf, die Investitionssumme<br />
unbedingt zu minimieren. Das wurde<br />
auch realisiert, aber auf Kosten der Konstruktion,<br />
die auf einigen Gebieten nicht gewollte<br />
Zugeständnisse machen musste.<br />
Für den Serienanlauf kam nur eine parallele<br />
Fertigung von Trabant 601 und Trabant<br />
603 in Frage. Das brachte aber einige<br />
Schwierigkeiten in den Fertigungsbereichen<br />
FB 1 (Pressstofffertigung), FB 2 (Mechanische<br />
Fertigung), FB 3 (U-Band,<br />
Lackiererei) und FB 6 (Getriebefertigung)<br />
mit sich. So hätten zum Beispiel die<br />
Phosphotieranlage mit Trockenstrecke<br />
und die EPV-Tauchanlage im FB 3 sowie<br />
der Hallenbau der Presserei des FB 1<br />
einsatzbereit sein müssen. Aber auch in<br />
all den anderen Fertigungsbereichen<br />
01/20<strong>08</strong><br />
wären umfassende technologische Anpassungen<br />
für den technologischen Ablauf<br />
des P 603 zu realisieren gewesen.<br />
Etwa 25 Betriebe bereiteten sich darauf<br />
vor, von der Batterie bis zum Rundscheinwerfer<br />
Teile für den 603 zu liefern.<br />
Man spürte die Begeisterung der dort<br />
Entwürfe verschiedener Karosserieformen.<br />
Beschäftigten, an dem neuen Pkw mitarbeiten<br />
zu können.<br />
Die Preiskalkulation sah für den P 603<br />
Standard eine Summe von 8150 MDN<br />
vor. Für den Sonderwunsch lag der Preis<br />
zwischen 8950 und 10.300 MDN.<br />
Formgestalter Clauss Dietel merkte in<br />
seiner Stellungnahme zur Gestaltung des<br />
P 603 im Dezember 1966 u. a. an, dass<br />
die Innenraumkonzeption „in dieser Klarheit<br />
fast noch nirgends vorhanden wäre“.<br />
Das Unheil nahte von oben<br />
Versuchserprobung, technologische Vorbereitung,<br />
Materialbestellung, das gute<br />
Urteil der Formgestalter – alles lief positiv<br />
für den neuen Trabant. Doch das Unheil<br />
nahte mit riesigen Schritten. 1968 fand<br />
eine Sonderberatung in der SED-<br />
Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt statt.<br />
Erich Honecker und Dr. Günter Mittag,<br />
letzterer als Sekretär für Wirtschaft im<br />
Politbüro der SED nahmen daran teil.<br />
Vorgesehen war, diesen Führungsperso-<br />
nen den Trabant P 603 vorzustellen.<br />
Mehrere Pkw in verschiedenen Farben<br />
und Ausführungen, auf Hochglanz poliert<br />
und ausstellungsreif hergerichtet,<br />
standen zur Besichtigung bereit. Sachsenring-Betriebsdirektor<br />
Herbert Uhlmann<br />
hatte sich auf einen Kurzvortrag zum P<br />
603 vorbereitet, doch er wartete vergebens.<br />
Die vom Politbüro gewünschte Zustimmung<br />
zur Produktion des P 603 blieb<br />
ungeklärt. Ohne einen Blick auf die<br />
Fahrzeuge, ohne ein Wort des Betriebsdirektors<br />
anzuhören, wies Dr. Mittag<br />
über seine Mitarbeiter die Verantwortlichen<br />
des Automobilwerkes Sachsenring<br />
an, sofort alle Aktivitäten am P 603 einzustellen.<br />
Die Fahrerprobungen und die<br />
Produktionsvorbereitungen seien umge-
hend abzubrechen. Der Trabant P603<br />
geht nicht in Produktion, hieß es. Der<br />
jetzige Trabant P 601 sei ausreichend für<br />
die Bevölkerung, so Mittag.<br />
Unfassbar! Einen Pkw mit so beachtlichem<br />
technischen Standard, der zu dem<br />
Zeitpunkt das internationale Niveau<br />
mitbestimmte, kurzerhand zu verbieten,<br />
welch ein riesiger Verlust für die<br />
Volkswirtschaft der DDR. Chefkonstrukteur<br />
Lang wollte das nicht wahrhaben.<br />
In Abstimmung mit dem Betriebsdirektor<br />
fuhr er nach Berlin und stellte<br />
den P 603 bei den Ministern Mielke,<br />
Dickel, Hofmann und Georgi vor. Sie<br />
waren begeistert von diesem Fahrzeug,<br />
gaben ihre Zustimmung und versprachen,<br />
ihren Einfluss bei Mittag geltend<br />
zu machen, damit es doch gebaut werden<br />
darf. Mit etwas Mut und Zuversicht<br />
ging es nach Zwickau zurück. Kaum war<br />
Dr. Lang wieder in der Stadt, wurde er<br />
vor die SED-Kreisleitung geladen. Nach<br />
langer Diskussion gab es den Beschluss,<br />
„den Lang“ in das Industriewerk nach<br />
Ludwigsfelde (Lkw-Produktion) zu dele-<br />
gieren für den Aufbau des Direktionsbereiches<br />
Forschung und Entwicklung.<br />
Damit war der „Unruhestifter“ für zwei<br />
Jahre weg aus Zwickau.<br />
Im Werk mussten alle Unterlagen wie<br />
Zeichnungen, Versuchsberichte und<br />
Technologien archiviert und im zentra-<br />
Das Innenraumkonzept konnte in den 1960er Jahren international voll mithalten.<br />
len Archiv in Karl-Marx-Stadt eingelagert<br />
werden. Die Versuchsfahrzeuge<br />
verschwanden für immer von der Bildfläche.<br />
Wirklich für immer?<br />
Dokumente spurlos verschwunden<br />
Das August Horch Museum Zwickau<br />
zeigte 1998 eine Ausstellung zur Entwicklung<br />
der Typen P 56 bis P 601 und<br />
einige Prototypen aus der Forschung.<br />
Leider fehlte der Trabant 603 in Kompaktbauweise,<br />
alle Versuchsfahrzeuge<br />
sind verschrottet worden. Mitglieder<br />
des Museums-Fördervereins und Fachleute<br />
der Westsächsischen Hochschule<br />
Zwickau stellten sich die Aufgabe, diese<br />
Lücke durch einen Nachbau des P 603 zu<br />
AufgeHorcht<br />
schließen. Zunächst begann die Suche<br />
nach Zeichnungsunterlagen, leider ohne<br />
Erfolg. Was nun? Da bekam Dr. Lang den<br />
Hinweis, dass die kompletten Unterlagen<br />
vom P 603 unter der Registrierreihe 600<br />
im Archiv in Chemnitz sein müssten. Er<br />
fuhr hin und fand auch diese Reihe. Aber<br />
wohin der Blick auch ging, nur gähnende<br />
Leere, es war nichts mehr vorhanden. Es<br />
gab keinen Eintrag im Register, niemand<br />
konnte Auskunft über den Verbleib der<br />
Unterlagen geben. Ohne Unterlagen kein<br />
Nachbau. Wir gaben auf. Bis heute ist<br />
keines der Dokumente aufgetaucht.<br />
Der Trabant 603 und der Golf 1<br />
1974 brachte Volkswagen den Golf 1 auf<br />
den Markt. Die Karosserieform, nur um<br />
die geht es, entsprach mit ganz wenigen<br />
Abweichungen der des Trabant P 603 in<br />
Kompaktbauweise von 1968/1969. Prof.<br />
Dr. Carl H. Hahn, ehemaliger VW-Vorstandschef,<br />
sagte in einem Interview für<br />
das Sonderheft 01/07 „50 Jahre Trabant“<br />
der Zeitschrift „Superillu“ zur Feststellung,<br />
dass die von Mittag zurückgepfiffene<br />
Entwicklung des Trabant 603 optisch<br />
und motormäßig den Golf des Westens<br />
vorweggenommen habe, u. a.: „Ich kenne<br />
die Mythen darum, die ja zum Teil an<br />
Verschwörungstheorie erinnern – und<br />
muss Ihnen sagen: Das ist unrealistische<br />
Phantasterei.“ Das die DDR die Golf-<br />
Klasse entwickelte und Wolfsburg die<br />
Ergebnisse gegen Devisen kaufte sei ein<br />
reines Hirngespinst, so Hahn: „Wir waren<br />
zwischen Wolfsburg, Neckarsulm und<br />
Ingolstadt in unserer eigenen Welt unterwegs<br />
– Quermotor, Frontantrieb – den<br />
Golf mussten wir nun wirklich nicht<br />
abkupfern.“ Dr. Werner Lang<br />
Fotos: Archiv des Autors<br />
Skizzen von Clauss Dietel vom 20. April 1966.<br />
01/20<strong>08</strong> 21
AufgeHorcht<br />
Ein echter Fünfziger lädt ein<br />
Sonderausstellung zum Trabant-Geburtstag noch bis Oktober 20<strong>08</strong><br />
„Ein echter Fünfziger – Konsumtraum & Alltagskultur in der DDR“ heißt eine Sonderausstellung zum 50.<br />
Trabant-Geburtstag im August Horch Museum Zwickau. Die im November 2007 eröffnete Schau ist noch bis<br />
Oktober 20<strong>08</strong> zu sehen. Konzipiert und finanziert hat sie der Förderverein des Museums mit vielen noch tätigen<br />
Fachleuten aus der Sachsenring-Zeit.<br />
Im Mittelpunkt steht natürlich<br />
der zum Kultauto avancierte<br />
Kleinwagen Trabant<br />
mit seiner einzigartigen Duroplastkarosserie.<br />
Umrahmt<br />
von Gegenständen des täglichen<br />
Bedarfs aus den 1950er<br />
Jahren sind in der Sonderausstellung<br />
drei Trabantfahrzeuge,<br />
eine P 70-Limousine<br />
– zur besseren Demonstration<br />
der Duroplastteile unlakkiert<br />
– sowie drei Zweitakt-<br />
Aggregate zu sehen. Hinzu<br />
kommen drei westliche Vergleichsfahrzeuge<br />
aus dieser<br />
Zeit.<br />
Gleich hinter dem P 70 in<br />
der Mitte der Schau steht ein<br />
Ur-P 50, wie er 1953/1954<br />
im IFA Forschungs- und Entwicklungswerk<br />
Karl-Marx-<br />
Stadt entwickelt wurde. Die<br />
Karosserieform erscheint gewöhnungsbedürftig.<br />
Die eigentliche<br />
Form des P 50 Trabant<br />
hat das Automobilwerk<br />
Zwickau (ehemals Audi) erst<br />
1956 entwickelt, nach zwei<br />
Jahren Serienproduktion des<br />
P 70.<br />
Bei den drei Motoren handelt<br />
es sich um das Schnittmodell<br />
eines P 70-Motors,<br />
eine überarbeitete Variante<br />
des DKW F8-Triebwerkes<br />
aus der Auto Union-Zeit,<br />
und um zwei Trabant-Versuchsmotoren.<br />
Ein Triebwerk stellt eine<br />
luftgekühlte Version dar, die im Kern aus<br />
zwei 250-ccm-MZ-Motorradmotoren<br />
besteht. Die zweite Variante ist ebenfalls<br />
ein 500-ccm-Zweizylindermotor,<br />
jedoch mit Einlassdrehschiebersteuerung,<br />
Luftkühlung und seitlich angeblocktem<br />
Getriebe samt Kegelradausgleichsgetriebe.<br />
Das letztgenannte<br />
Aggregat bildete schließlich den Antrieb<br />
für den Trabant.<br />
22<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Bild oben: Blick in die Trabant-Sonderausstellung. Im Vordergrund der unlakkierte<br />
P 70, auf der Plattform der P50/1.<br />
Bild unten: Ein P 60 Kombi neben dem ersten DDR-Motorroller „Pitty“ von<br />
1955 und weiteren typischen Konsumgütern aus dieser Zeit.<br />
Fotos: Frank Reichel<br />
Erhöht präsentiert sich auf einer Stahlplattform<br />
ein Trabant P 50/1 aus dem<br />
Jahr 1961. Im Oktober 1959, ein reichliches<br />
Jahr nach dem offiziellen Serienanlauf,<br />
erhielt der Motor neue Alferzylinder<br />
(Aluverbundguss) und einen neuen<br />
Vergaser. Diese Änderung ermöglichte<br />
eine Leistungssteigerung des Motors auf<br />
20 PS und eine Reduzierung des spezifischen<br />
Kraftstoffverbrauchs.<br />
Der gezeigte P 60 Kombi stammt aus<br />
dem Jahr 1966. Die Serienfertigung<br />
begann im Oktober<br />
1962. Ein auf 600 ccm<br />
erhöhter Hubraum und eine<br />
Gesamtleistung von 23 PS<br />
bei 4000 U/min waren Leistungsmerkmale.<br />
Als Zeichen<br />
der neuen Fahrzeuggeneration<br />
bekam die<br />
Karosserie einen seitlichen<br />
Farb- streifen, der mit zwei<br />
Zierleisten eingerahmt wurde.<br />
Im Modell zu sehen ist der<br />
Entwurf einer Trabant Coupé-Variante.<br />
Leider fiel dieser<br />
wie viele andere ansprechende<br />
und kluge Fahrzeugentwicklungen<br />
der unzureichenden<br />
Wirtschaftskraft<br />
der DDR zum Opfer.<br />
Von den sogenannten Fahrmaschinen,<br />
die zur Geburtszeit<br />
des Trabants die westeuropäischen<br />
Straßen befuhren,<br />
sind ein Lloyd LP 300<br />
von 1952, ein Goggomobil T<br />
250 von 1955 und eine<br />
BMW Isetta 300 aus dem<br />
Jahr 1956 zu sehen.<br />
Dass der Trabant auch heutige<br />
bzw. zukünftige Automobilingenieure<br />
beschäftigt,<br />
zeigt eine Arbeit von zwei<br />
Studenten der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau<br />
Ihr Entwurf Trabant 2010<br />
entstand 2005/2006. Auch<br />
das Modell des newTrabi der Firma Herpa<br />
weist in diese Richtung. Es soll evtl. in<br />
limitierter Auflage als Trabant-Nachfolger<br />
der Neuzeit produziert werden.<br />
Bernd Göpfert<br />
Ausführliche Informationen zu allen Exponaten<br />
der Trabant-Sonderschau finden<br />
Besucher in einer Beilage zum Museumsführer<br />
des Horch Museums Zwickau.
Im August sollen auf dem Gelände des<br />
ehemaligen Audi-Werkes in Zwickau einige<br />
Hundert Horch-Wagen gebaut werden.<br />
Allerdings en miniature. Die Fertigung<br />
der Modellautos passiert im Kurs<br />
„Automobilbau & Technik“ und dieser<br />
ist wiederum ein Baustein des IT-Fitness-<br />
Camps, welches das STZ Sächsische<br />
Technologie Zentrum in den Sommerferien<br />
veranstaltet. Vom 21. Juli bis 15.<br />
August können Schülerinnen und Schüler<br />
zwischen 12 und 17 Jahren jeweils<br />
AufgeHorcht<br />
Mit alten Autos in die berufliche Zukunft<br />
Ferien einmal anders beim IT-Fitness-Camp in Zwickau<br />
STZ-Geschäftsführer Dirk Virian, Zwickaus Sozialbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, Petra Michel von der Arbeitsagentur<br />
Zwickau und Henrik Tesch, Vertreter von Microsoft Deutschland und der IT-Fitness-Initiative (v. l.) vor<br />
einem Trabi, der sein „Styling“ im STZ-Camp 2007 erhielt. Foto: Frank Reichel<br />
eine Woche in verschiedene Berufsfelder<br />
„hineinschnuppern“. Im schon genannten<br />
Automobilbau-Kurs bringen die Camp-<br />
Teilnehmer alte Fahrzeuge wieder zum<br />
Laufen und erfahren, wie man Bauteile<br />
am Computer konstruiert. Die Themenwelt<br />
„Metall & Elektrotechnik“ macht u. a.<br />
mit dem Verfahren Schweißen und den<br />
Anforderungen der Mechatronik bekannt.<br />
„Betriebswirtschaft & IT“ bietet die Möglichkeit,<br />
eine fiktive Firma zu gründen.<br />
Aufgrund der guten Erfahrungen aus dem<br />
STZ-Sommercamp 2007 hat die bundesweite<br />
Initiative IT-Fitness ihr Engagement<br />
in diesem Jahr stark ausgeweitet<br />
und der Zwickauer Veranstaltung den<br />
Namen IT-Fitness-Camp gegeben. Erwartet<br />
werden rund 600 Jugendliche aus<br />
allen Teilen Deutschland. Neben den Kursen<br />
kommt der Ferienspaß bei Sommerrodeln,<br />
Wasserskifahren, Grillabenden<br />
und Ausflügen nicht zu kurz.<br />
IR<br />
www.stzcamp.de<br />
01/20<strong>08</strong> 23
AufgeHorcht<br />
Chemnitz wird erneut zum Mekka<br />
für Old- und Youngtimer-Fans<br />
Zweite Oldtimermesse lädt am 6. und 7. September 20<strong>08</strong><br />
in die Messe Chemnitz ein<br />
Historische Automobile und Motorräder ziehen immer<br />
wieder die Blicke auf sich. Das war zur 1. Oldtimermesse<br />
im vergangenen September in Chemnitz deutlich<br />
zu spüren. Für dieses Jahr hat die Messe einen<br />
weiteren Zuwachs an Old- und Youngtimerfahrzeugen<br />
in Aussicht gestellt. Fotos: Frank Reichel<br />
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der erfolgreichen<br />
Premiere der Oldtimermesse wird die Messe Chemnitz am 6.<br />
und 7. September 20<strong>08</strong> wieder zum Mekka für die Fans von<br />
Old- und Youngtimern werden. Auf einer Ausstellungsfläche<br />
von 11.000 Quadratmetern erwartet die Besucher in beiden<br />
Messehallen eine abwechslungsreiche Produktpalette von Fahrzeugen<br />
vergangener Zeiten sowie an Ersatzteilen und Zubehör,<br />
Literatur, historischer Werbung und Modellfahrzeugen.<br />
Allein in der Messehalle 1 werden mehr als 100 Autos und<br />
Motorräder aus dem vergangenen Jahrhundert präsentiert.<br />
Begleitet wird die Messe von einem großen Teilemarkt in der<br />
Messehalle 2, auf dem die Sammler nach gesuchten Originalersatzteilen<br />
oder wertvollem Zubehör stöbern können. Die<br />
Trennung dieser beiden Ausstellungsteile geht auf Anregung<br />
von Ausstellern und Besuchern zurück. Damit kommen sowohl<br />
die Liebhaber historischer Fahrzeuge, die „nur gucken“<br />
wollen, genauso wie die fachkundigen Kenner noch besser zu<br />
ihrem Recht.<br />
24<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Highlights sind u.a. eine Sonderschau mit historischen Militärfahrzeugen<br />
sowie die Präsentation des 1. Chemnitzer Oldtimerclubs<br />
unter dem Motto „IFA & Co“. Wie der Titel verrät,<br />
wird die Modellpalette der DDR-Fahrzeugindustrie im Mittelpunkt<br />
dieser Schau stehen. Gezeigt werden zum Beispiel ein<br />
Wartburg 311 Coupe aus dem Jahr 1964, eine Wartburg 311<br />
Cabriolet Limousine und ein Wartburg 313 Sport Roadster<br />
sowie ein P 70 Coupe aus dem Jahr 1956. Auch historische<br />
Nutzfahrzeuge aus dieser Zeit werden ebenfalls zu sehen sein.<br />
Dazu gehört ein Framo V901 Pritsche von 1959.<br />
Messechef Michael Kynast freut sich auf die zweite Oldtimermesse.<br />
„Im vergangenen Jahr gab es gleich bei der ersten Oldtimermesse<br />
ein sehr reges Interesse der Besucher an Oldtimern.<br />
Die große Nachfrage hat uns darin bestärkt, diese außergewöhnliche<br />
Ausstellung auch in diesem Jahr in den Messekalender<br />
zu integrieren.“<br />
IR/PM<br />
www.oldtimermesse-chemnitz.de
AufgeHorcht<br />
Ein zur Feuerwehr umgebautes Auto Union<br />
Steyr Wehrmachtsfahrzeug mit Holzvergaser.<br />
Zwischen Holzvergasern und Promi-Autos<br />
AMI Leipzig setzte auch 20<strong>08</strong> Maßstäbe mit Rahmenprogramm<br />
Die Leipziger Auto Mobil International<br />
(AMI) vom April dieses Jahres erreichte<br />
mit 293.000 Gästen nicht nur einen Besucherrekord.<br />
Sie zog Automobilliebhaber<br />
aus Deutschland, Tschechien, Polen<br />
und weiteren europäischen Ländern<br />
nicht nur mit über 100 Welt-, Europaund<br />
Deutschlandpremieren an. Nein, sie<br />
überraschte erneut wieder mit einem<br />
hochkarätigen Rahmenprogramm, bei<br />
dem auch für die Liebhaber älterer Modelle<br />
viel Schönes dabei war.<br />
Die Sonderschau „Tanke Holz“ bediente<br />
dabei nicht nur nostalgische Emotionen,<br />
denn die Suche nach nachwachsenden<br />
Kraftstoffen ist angesichts der Preistreiberei<br />
bei fossilen Energieträgern und den<br />
Auswirkungen der Zivilisation auf das<br />
Klima der Erde aktueller denn je. Zu sehen<br />
waren vor allem Fahrzeuge aus der<br />
ersten Hälfte des vergangenen Jahrhun-<br />
26<br />
Das Tatra Cabrio von Swetlana Stalin.<br />
01/20<strong>08</strong><br />
derts wie ein Opel Blitz, ein Wanderer<br />
W 10 von 1926 in einer Pick-up-Version<br />
sowie ein Auto Union Steyer 1500 A.<br />
Das ehemalige Wehrmachtsfahrzeug<br />
wurde 1947 zu einer Feuerwehr umgebaut.<br />
Allen gemeinsam ist der Holzvergaser.<br />
Seit 1923 gibt es diese Systeme, die<br />
aus Holz brennbares Gas entwickeln,<br />
mit dem sich Kraftfahrzeuge betreiben<br />
lassen. Vor allem in den Notjahren nach<br />
dem 2. Weltkrieg wurde dieses Verfahren<br />
mangels Alternativen oft genutzt.<br />
Ganz im Gegensatz zu den oft robusten<br />
holzgasbetriebenen Mobilen standen die<br />
Exponate der Sonderschau in der Glashalle<br />
der Leipziger Messe. „Autos der<br />
Promis“ zogen hier die Blicke auf sich.<br />
Schauspieler, Sportler und Hoheiten wie<br />
Dirk Bach, Torsten Frings, Christina Plate,<br />
Ralf Bauer, Wolfgang Lippert, Armin<br />
Rhode, Leopold Prinz von Bayern,<br />
Wanderer mit Holzgasantrieb.<br />
Johannes R. Bechers EMW<br />
aus Eisenach..<br />
Haddaway, Peter Sodann, Jan Hofer,<br />
Claudia Kleinert, Uwe Steimle, Rosi<br />
Mittermaier, Aljona Savchenko & Robin<br />
Szolkowy mit Trainer Ingo Steuer stellten<br />
ihre originellen Fahrzeuge meist im<br />
Youngtimerstatus vor. Zu sehen war<br />
jedoch auch ein EMW 327 von 1952,<br />
gebaut in Eisenach, den DDR-Literat und<br />
Kulturminister Johannes R. Becher Anfang<br />
der 1950er Jahre fuhr. Swetlana Stalins<br />
Tatra-Cabrio von 1949 wurde vorgeführt,<br />
genauso die Jagdwagen von Erich<br />
Honecker und Prinz Charles. Bei den<br />
beiden letztgenannten Fahrzeugen zeigte<br />
sich, dass Hoheiten offenbar weniger<br />
Komfort im Gelände brauchen als sozialistische<br />
Politiker. Denn der Range Rover<br />
des englischen Aristokraten wies nicht<br />
so viele Extras auf wie der aufwändig<br />
umgebaute Range Rover Honeckers.<br />
Ina Reichel<br />
Honeckers zum Jagdwagen umgebauter Range Rover. Der Range Rover von Prinz Charles.
AufgeHorcht<br />
01/20<strong>08</strong>
AufgeHorcht<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Viertürige Mittelklasselimousine mit Frontantrieb.
Technische Beschreibung<br />
Personenwagen Audi Front 225<br />
Hersteller Audiwerke AG Zwickau<br />
Bauzeit 02/1935 bis 04/1938<br />
Produktion 2552 PKW und 27 Chassis<br />
Davon 795 Limousinen in 4- und 6-Fensterausführung,<br />
1755 Kabrioletts in 2- und 4-Fensterausführung<br />
und 2 Roadster<br />
AufgeHorcht<br />
Gesamtfahrzeug<br />
Bauart: Personenkraftwagen in Rahmenbauweise<br />
zum Aufbau unterschiedlicher Karosserien<br />
Antrieb: Frontantrieb mit Motor- und Getriebeblock hinter der Vorderachse<br />
Hauptabmessungen:<br />
Radstand: 3100 mm<br />
Spurweite vorn: 1350 mm<br />
Spurweite hinten: 1400 mm<br />
Gesamtlänge: 4500 mm<br />
Gesamtbreite: 1650 mm<br />
Gesamthöhe: 1575 mm<br />
Bodenfreiheit: 190 mm<br />
Wendekreis-Ø: 12,5 m<br />
Gewichte:<br />
Fahrgestellgewicht: 950 kg<br />
Wagengewicht: Limousine 125 / 1424 kg , Kabriolett 1350 / 1482 kg<br />
zul. Belastung: 320 / 450 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit: 105 km/h<br />
Kraftstoffnormverbrauch: 14 – 16 l/100 km<br />
Ölverbrauch: 0,2 l/100 km<br />
Triebwerk<br />
Motor:<br />
Typ: W 45 (Porsche-Konstruktion)<br />
Bauart: 6-Zylinder-Reihenmotor mit Alu-Zylinderblock und nassen<br />
Zylinderlaufbüchsen<br />
Arbeitsverfahren: 4-Takt-Ottomotor<br />
Bohrung/Hub: 71 mm/95 mm<br />
Hubraum: 2255 cm 3<br />
Verdichtungsverhältnis: 6,4 : 1<br />
Höchstleistung: 50 PS bei 3300 U/min.<br />
Ab 1937 55 PS bei 3800 U/min.<br />
Kurbelwelle: 7-fach in Gleitlagern gelagert<br />
Nockenwelle: Anordnung seitlich im Kurbelgehäuse;<br />
Antrieb durch schrägverzahnte Stirnräder<br />
Anordnung der Ventile: 2 Ventile pro Zylinder hängend im Zylinderkopf<br />
Ventilbetätigung: von der Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel<br />
Schmiersystem: Druckumlaufschmierung mit Ölkühler<br />
Motorölmenge: 8 l<br />
Vergaser: Doppelfallstromvergaser Solex Typ 30 JFF<br />
Kühlung: Wasserkühlung durch Wasserpumpe, Lamellenkühler und Ventilator<br />
Kühlwassermenge: 15 l<br />
Kraftstoffanlage:<br />
Anordnung des Kraftstoffbehälters: hinter der Hinterachse unter dem Karosserieboden<br />
Inhalt: 50 l<br />
Kraftstoffförderung: durch mechanisch angetriebene Pumpe<br />
01/20<strong>08</strong>
AufgeHorcht<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Kupplung: halbnasse Einscheibenkupplung Typ Komet Mecano PF 15<br />
Getriebe:<br />
Bauart: 4-Gang-Schaltgetriebe mit Synchronisierung des<br />
3. und 4. Ganges und Rückwärtsgang<br />
Übersetzungen:<br />
1. Gang: 4,52 : 1<br />
2. Gang: 2,40 : 1<br />
3. Gang: 1,61 : 1<br />
4. Gang: 1,00 : 1<br />
Rückwärtsgang: 5,56 : 1<br />
Achsübersetzung: 5,25 : 1<br />
Schaltung: Kugelschaltung, Schaltstock am Armaturenbrett<br />
Ölfüllmengen: Getriebe 1,25 l; Achsgetriebe 1,50 l<br />
Elektrische Anlage:<br />
Bordspannung: 12 V<br />
Batterie: 12 V/45 AH<br />
Zündung: Batteriezündung<br />
Zündfolge: 1 - 5 - 3 - 6 - 2 - 4<br />
Zündkerzen: Bosch DM 175 A3<br />
Elektrodenabstand: 0,4 bis 0,6 mm<br />
Lichtmaschine: Bosch RJC 90/12 1100<br />
Anlasser: Bosch BGC 0,6/12 RS15<br />
Fahrwerk<br />
Rahmen: Zentralkastenrahmen<br />
Vorderachse:<br />
Lenkung:<br />
Bauart: Schwingachse mit 2 oberen Querlenkern und 1 Halbelliptikquerblattfeder<br />
unten; hydraulisch wirkende Stoßdämpfer<br />
Hinterachse:<br />
Bauart: Pendelschwingachse mit Schwingarmen, Halbelliptikquerblattfeder<br />
und hydraulisch wirkenden Stoßdämpfern<br />
Fahrgestellschmierung: durch Eindruckzentralschmierung<br />
Bremsen:<br />
Bauart: hydraulisch auf 4 Rädern wirkende Innenbackentrommelbremse<br />
Trommel-Ø 300 mm<br />
Handbremse: mechanisch auf die Hinterachse wirkend<br />
Bauart: ZF Rosslenkung (Schneckenlenkgetriebe mit Nasenhebel);<br />
Starre Lenksäule<br />
Räder/Reifen:<br />
Felgenart und -größe: Hering - Scheibenfelgen (Geradsitztiefbett) 3,25 E x 17<br />
Reifengröße: 5,25 - 17<br />
Reifendruck v/h:<br />
1,75 atü vorn; 1,5 - 1,6 atü hinten<br />
Karosserieausführungen und Preise<br />
4-Türen-Limousine (1935) 5.750,- RM (Karosserie: Hornig)<br />
6-Fenster-Limousine (1935 - 1938) 5.550,- RM (Normalausführung)<br />
5,900,- RM (Luxusausführung)<br />
Karosserie: Horchwerke<br />
2-Fenster-Sportkabriolett (1935 - 1937) 6.475,- RM (Normalausführung)<br />
6.675,- RM (Luxusausführung)<br />
Karosserie: Heinrich Gläser<br />
4-Fenster-Kabriolett (1935 - 1938) 6.475,- RM (Normalausführung)<br />
6.875,- RM (Luxusausführung)<br />
Karosserie: Heinrich Gläser<br />
Spezialroadster (1935) 2 Stück 7.950,- RM; Karosserie: Horch und Hornig<br />
Spezialkabriolett 2/3 Sitze (1937) 8.500,- RM; Karosserie: Heinrich Gläser<br />
Quellen: Technische Daten und Beschreibungen aus Unterlagen des Automobilmuseums A. Horch e. V. Zwickau<br />
Fotos: FES GmbH vom Ausstellungsfahrzeug des Automobilmuseums A. Horch Zwickau<br />
Zusammenstellung: Dipl. Ing. K.-H. Brückner, Förderverein Automobilmuseum A. Horch e. V. Zwickau
AufgeHorcht<br />
Erlebnisse<br />
am Nürburgring<br />
Aus dem Tagebuch eines<br />
Rennmechanikers der Auto Union<br />
Rudolf Friedrich hat als Rennmechaniker bei der Auto Union die großen Erfolge der Silberpfeile in den 1930er<br />
Jahren miterlebt und genauso die Schattenseiten des Rennsports kennengelernt. In der Betriebszeitung des ehemaligen<br />
VEB Sachsenring Zwickau berichtete er Ende der 1950er Jahre über seine Zeit an der Seite von Stuck,<br />
Rosemeyer & Co. „AufgeHorcht“ veröffentlicht Auszüge aus diesem hochinteressanten Tatsachenbericht in der<br />
Serie „Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers der Auto Union“. In Teil 5 schildert Rudolf Friedrich seine<br />
Erlebnisse und Erfahrungen am Nürburgring.<br />
Durch Täler und über Höhen hinweg, durch Wälder und<br />
Wiesen, an gelbblühenden Ginster vorbei, führt eine neun<br />
Meter breite Rennstrecke mit 170 Kurven und Steigungen bis<br />
zu 27 Prozent durch die raue Hocheifel. Die herbe Schönheit<br />
dieser Eifellandschaft wird viel von Kunstmalern besucht.<br />
Aber viele Jahre, im Juni und Juli, wurde diese friedliche Landschaft<br />
gestört. Zweimal im Jahr, zum „Eifelrennen“ und zum<br />
„Großen Preis von Deutschland“, wimmelten tagelang alle<br />
Straßen der Eifel, die zum Nürburgring führten, von Kraftfahrzeugen.<br />
Sah man an einem Renntag vom alten Turm der Nürburg<br />
herunter, dann glich das Land einem Ameisenhaufen. Fahrräder,<br />
Motorräder, Personenautos, Omnibusse und Lastwagen<br />
wälzten sich durch den Staub der Zufahrtsstraßen nach den<br />
großen Parkplätzen an der Rennstrecke. Schon zwei Tage vor<br />
dem Rennen wurden von den Zuschauern an den Waldrän-<br />
32<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Teil 5<br />
dern der Rennstrecke Zelte aufgeschlagen, um am Renntage ja<br />
den besten Platz zu haben. 300.000 Menschen strömten<br />
zusammen, um einen Großkampftag der Rennwagen zu erleben.<br />
Nachts loderten aus den Fichtenwäldern an der Rennstrecke<br />
die Lagerfeuer. Aus Begeisterung zum Motorsport<br />
wurde im Freien übernachtet. Der Nürburgring wurde ereignisvoller<br />
Platz vieler und toller Sensationen.<br />
Flugzeugstart a’ la Rosemeyer<br />
Da kommt eines Tages Bernd Rosemeyer in seinem Flugzeug,<br />
eine Messerschmitt-Taifun, zum Nürburgring, um zu trainieren.<br />
Er landete auf dem sehr wenig dazu geeigneten Flugplatz an<br />
der Rennstrecke. Nach dem Training wollte er mit seiner Maschine<br />
wieder starten. Der Flugplatz<br />
eignete sich aber absolut nicht für einen<br />
Start. Nach kurzem Überlegen fuhr er<br />
mit seinem „Horch 8“ zu uns an die<br />
Boxen, trommelte sämtliche Monteure<br />
zusammen, holte sich beim Hotelwirt<br />
Schnitker zwei Seile und zog mit uns<br />
hinunter zum Flugplatz. Von der Einzäunung<br />
des Flugplatzes legten wir auf<br />
Kommando Rosemeyers 15 Meter um.<br />
Am Fahrwerk des Flugzeuges banden<br />
wir die beiden Seile fest. Wie Schildbürger<br />
schleppten wir die Maschine<br />
vom Flugplatz einige Kilometer über<br />
die Rennstrecke hinauf zum Start und<br />
Ziel. Dann kletterte Rosemeyer auf die<br />
Tragfläche und bestieg die Kabine. Auf<br />
ein Zeichen von ihm drehten wir den<br />
Propeller einige Male durch. Der Motor<br />
Der Kurs des Nürburgrings in den<br />
1930er Jahren.<br />
wurde auf Kompression gebracht, dann<br />
drückte Rosemeyer auf den Starter<br />
und der Propeller lief an. Wir zogen
die beiden Startklötze weg und gingen schnell zur Seite.<br />
Langsam rollte die Maschine an. Zu unserem Schrecken<br />
gewann das Flugzeug auf der kurzen Startbahn bis zu den<br />
Gipfeln des Waldes an der Südkehre keine Höhe. Mit noch<br />
nicht eingezogenem Fahrwerk schwebte die Messerschmitt-<br />
Taifun nur wenige Zentimeter über den hohen Baumkronen<br />
des Waldes in der Luft. Dann zog Rosemeyer zwei Schleifen<br />
und flog am Startplatz erschreckend tief zu uns herunter, um<br />
dann steil ansteigend unseren Blicken zu entschwinden.<br />
Was niemand gewagt hätte, das brachte wieder einmal<br />
Rosemeyer fertig. Dort, wo Rennwagen starteten, musste er<br />
unbedingt auch einmal mit seinem Flugzeug starten. Wieder<br />
einer seiner Dummenjungenstreiche, der glücklich ausging.<br />
An einem schönen Platz hinter dem Sporthotel, in dem wir<br />
untergebracht waren, lagen eingebettet zwischen Erlen und<br />
Buchen unsere Werkstatt und Garage für unsere Rennwagen.<br />
Auch eine Drehbank und eine Bohrmaschine waren darin.<br />
Später wurden diese Rennwagen nachts von einem bewaffneten<br />
SS-Posten bewacht. Durch die offenen Werkstatttore<br />
leuchtete oft das Lampenlicht in die späte Mitternacht.<br />
Manche schlaflose Nacht wurde dort zugebracht. Wenn kurz<br />
vor dem Morgengrauen die müden Schritte der Monteure<br />
über die Wurzeln der Bäume stolperten, dann hieß es, drei<br />
Stunden Schlaf und dann wieder raus aus den Betten.<br />
Fast immer hatte unser Kompressormax die letzte Arbeit.<br />
Seine Kompressoren waren wirklich Sorgenkinder. Wenn<br />
schon alles fertig war, dann hieß es, diesen oder jenen<br />
Kompressor noch einmal nachsehen. Die Zahnräder des<br />
Flügelantriebes durften ja nur ein Hundertstel Millimeter Spiel<br />
haben, und die Flügel selbst nur ein Zehntel Millimeter. Sie<br />
waren so zäh, dass sie beim Nacharbeiten nur mit einem<br />
Ölstein bearbeitet werden konnten.<br />
Romantik neben der Strecke<br />
Start zum Eifelrennen 1936.<br />
Der kleine Reisewecker neben meinem Kopf auf der<br />
Nachttischplatte klingelte. Wir wollten schon 5 Uhr in der<br />
Werkstatt sein. 8 Uhr sollte das Training beginnen, und es<br />
musst noch sehr viel vorbereitet werden. Rennwagen und<br />
Rennfahrer sahen wir jeden Tag.<br />
Gut geschlafen, hatte ich wieder einmal Lust, dem Leben und<br />
der Natur etwas abzulauschen. Neben mir, im tiefen Schlaf,<br />
schnarchte einer von uns vier Monteuren. Er lag auf dem<br />
Rücken. Seine großen Füße lagen schweißduftend auf dem<br />
AufgeHorcht<br />
Auto Union-Monteure bereiten den Wagen von Hans Stuck für eine Fahrt am<br />
Nürburgring vor. Der zweite von rechts ist der Autor dieser Serie,<br />
Rennmechaniker Rudolf Friedrich.<br />
Bettrand neben dem Kopf des vor ihm Schlafenden. Eine<br />
Zigarette, halb angeraucht, lag neben dem Aschenbecher auf<br />
der Glasplatte des Nachtschränkchens. Vorn, unter dem ersten<br />
Bett im Zimmer, stand neben einigen Koffern ein mit Blumen<br />
bemalter Nachttopf.<br />
Ich öffnete das Fenster und ließ frische Luft ins Zimmer.<br />
Draußen schaute im ersten Frühlicht des neuen Tages, von<br />
einem Nebelkranz umgeben, die „Hohe Acht“ herüber. Wie<br />
eine dunkle Kulisse stand das Mauerwerk der alten<br />
Nürburgruine mit ihren Tannen vor dem Horizont. Dunkle<br />
bewaldete Bergkuppen tauchten aus den Tälern heraus und<br />
gaben der Eifellandschaft ihre herbe Romantik. Die Nacht war<br />
feucht und kühl. Von greifbar nahen Erlenzweigen perlten<br />
Tautropfen herab.<br />
Ein neuer Tag begann. Er musste ja beginnen, denn weit hinten<br />
am Horizont schob sich gesetzmäßig in ihrer ganzen<br />
Schönheit und Macht eine purpurrote Sonnenkugel aus dem<br />
Weltall in den aufklarenden Himmel.<br />
Ich sah die Welt mit anderen Augen als viele meiner Kollegen.<br />
Schon als Lehrling stand ich oft unter dem Sternenhimmel und<br />
suchte mit dem Meer von Himmelskörpern ins Reine zu<br />
kommen. Rätselhaften Naturerscheinungen ging ich auf den<br />
Grund. Die alte, morsche, phosphoreszierende Weide um<br />
Mitternacht am Bach war für mich plötzlich kein Geist mehr.<br />
Ich ging hin, brach dem Geist die Knochen entzwei und hielt<br />
statt Geisterknochen verfaultes Holz in den Händen.<br />
Schauermärchen erzählte mir meine Mutter. Hui – der Teufel<br />
fuhr um Mitternacht beim Fickel-Bauer aus der Feueresse. Ich<br />
glaubte nicht daran, legte dürres Fichtenreisig in den Ofen,<br />
sauste schnell in die windige Nacht – und siehe da, der Wind<br />
fegte den Funkenregen aus der Esse und formte die schönsten<br />
Teufeleien zusammen.<br />
Schon in jungen Jahren erlebte ich um mich herum eine<br />
pulsierende Welt, die materialistische Welt. Eine Welt, wahrer,<br />
reiner und schöner als die erlogene, unsichtbar göttliche<br />
Welt. Oft hießen mich die unscheinbarsten Dinge im<br />
Leben denken, und mit diesem Denken wurde die Welt für<br />
mich Wirklichkeit. Jenen Anblick der aufgewühlten Erde mit<br />
den vielen hartgefrorenen Leichen deutscher und<br />
sowjetischer Soldaten auf dem blutgetränkten Boden draußen<br />
im Osten werde ich nie vergessen, und er hat mich mehr<br />
und weiter denken lassen, dass wir Menschen einig, stark<br />
und mächtig genug sind, einen solchen furchtbaren Krieg zu<br />
verhindern und den Frieden zu festigen. Und in diese<br />
Friedensfront habe ich mich eindeutig eingereiht.<br />
01/20<strong>08</strong> 33
AufgeHorcht<br />
Die Werkstatt der Auto Union auf dem Nürburgring zum Großen Preis von<br />
Deutschland 1937: Nr. 6 – Wagen von H. P. Müller, Nr. 8 – Wagen von<br />
Hasse, Nr. 2 – Wagen von v. Delius, Nr. 4 – Wagen von Rosemeyer.<br />
Die heiße Sonne und der blaue Himmel meinten es gut mit<br />
uns. Ebenso die Rennwagen, sie liefen im Training wie Uhren.<br />
Rosemeyer fuhr zwei Runden auf seinem Wagen und wollte<br />
nichts mehr daran verändert haben. Stuck war nach drei<br />
Runden auch zufrieden mit seinem Wagen. Alles war guter<br />
Laune. Man konnte fast sagen, mit einem Gefühl einer zu frühen<br />
Überlegenheit sahen unsere vier Rennfahrer Rosemeyer,<br />
Stuck, Delius und Hasse hinüber an die Boxen von Mercedes-<br />
Benz und Alfa-Romeo, deren Monteure und Rennfahrer sichtbar<br />
noch mit großen Schwierigkeiten kämpften. Diese beiden<br />
Konkurrenzfirmen hatten in wochenlanger, fieberhafter<br />
Arbeit ihre Rennwagen für diese mörderische vierstündige<br />
Materialschlacht vorbereitet. Sie wollten unbedingt die Erfolgsserie<br />
unserer Rennwagen durchbrechen. Wir Monteure waren<br />
geteilter Meinung. Mit den Mercedes-Benz-Rennwagen war<br />
nicht zu spaßen, und sie sorgten für Überraschungen. Ein<br />
Nuvolari auf einem Alfa-Romeo hatte immer Siegeschancen.<br />
Am Sonnabend von 8 bis 12 Uhr war im Rennfahrerlager<br />
Abnahme aller Rennwagen nach der Grand-Prix-Formel, die<br />
von 1934 bis 1938 Geltung hatte. Diese ausgesprochene<br />
Leistungsformel gab den Konstrukteuren freie Hand, wieviel<br />
PS sie aus dem unbegrenzten Zylinderinhalt der Rennmotoren<br />
herausholten. Vorgeschrieben war bei dieser Formel nur das<br />
Gewicht des Rennwagens. Das Maximalgewicht des<br />
Fahrzeuges mit vier Rädern ohne Betriebsstoff und<br />
Schmiermittel sowie ohne Gummibereifung durfte nur 750<br />
Kilogramm betragen.<br />
Gewann nun ein Fahrer diesen Großen Preis - in diesem Falle<br />
war es Bernd Rosemeyer, 1934 Hans Stuck -, dann mussten<br />
die ersten fünf Rennwagen, die am Ziel ankamen, vor den<br />
Boxen aufgestellt werden. Es durfte mit keinem Handgriff<br />
etwas daran verändert werden. Nach der Siegerehrung wurden<br />
dann die Rennwagen ins Rennfahrerlager zur Nachprüfung<br />
des Gewichtes auf die Waage gefahren. Stimmte das<br />
Gewicht nach dem Rennen nicht mehr, wurde dem Fahrer der<br />
Preis aberkannt.<br />
34<br />
Die Wagen liefen wie Uhren<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Wie Übergewicht „weggezaubert“ wurde<br />
Meistens stimmte das Gewicht nur bei<br />
Skuderia Ferrari. Ihre Alfa-Romeo-<br />
Rennwagen hatten sogar oft 10 bis 15<br />
Kilogramm Minusgewicht. Bei den deutschen<br />
Rennwagen ging es immer so knapp<br />
zu, dass wir vor der Wagenabnahme einige<br />
schwere Teile aus dem Rennwagen entfernten.<br />
Diese Teile mussten aber zum<br />
Rennen wieder eingebaut werden und der<br />
Wagen war wieder zu schwer.<br />
Wie wurde nun die Frage des Gewichtes<br />
gelöst? Während an dem Siegerwagen die<br />
gummibereiften Räder mit unbereiften<br />
ausgewechselt wurden, ließ ein anderer<br />
Monteur das Benzin und Öl ab. Aus dem<br />
offengelegten Nockenwellenkörper des<br />
Motors wurde mit einer Saugpumpe jeder<br />
Tropfen Öl abgesaugt. Wie nun vor der<br />
Abnahmekommission, die um den Wagen<br />
herumstand, den 753 Kilogramm schweren<br />
Rennwagen auf 748 bis 749 Kilogramm zurückzaubern?<br />
Das haben wir – genau oder ähnlich wie Mercedes-Benz – folgendermaßen<br />
gemacht: Ein Monteur legte sich neben einer<br />
großen Blechwanne unter den Rennwagen. Während er an<br />
der Motorölwanne die Ölschläuche löste und das Öl in die<br />
Blechwanne laufen ließ, löste er die dahinter liegenden<br />
Stoßdämpfermuttern – sie waren schon auf der Fahrt zum<br />
Rennfahrerlager unbemerkt mit einem Schlüssel gelockert<br />
worden – und ließ sie mit den schweren Stoßdämpferscheiben<br />
aus Stahl und Pressstoff mit ins Öl fallen. Somit wurden die<br />
drei bis vier Kilogramm Übergewicht des Rennwagens entfernt.<br />
Dieser Schwindel musste natürlich etwas geschickt vorgenommen<br />
werden.<br />
Großer Preis von Deutschland 1936 im Fahrerlager Nürburgring. Der Wagen<br />
von Bernd Rosemeyer zur Kontrolle auf der Waage. Mit manchen Tricks wurde<br />
das Maximalgewicht von 750 Kilogramm nach dem Rennen „wiederhergestellt“.<br />
Eine Runde über den Nürburgring<br />
Und nun, lieber Leser, steig ein in unseren offenen 830er<br />
Horch, wir fahren jetzt eine Runde über den Nürburgring.<br />
Wie die großen „Gasgeber“ beginnen wir am Start und Ziel.<br />
Dann fahren wir in den großen Kreisbogen der Südkehre -<br />
dort kehren wir natürlich auch um und fahren steil hinunter<br />
zum bewaldeten „Hatzenbach“. Nach vielen Wellungen kommen<br />
wir zu „Hocheichen“. Dort stehen aber keine Eichen,<br />
sondern hohe Tannen. Da weiten sich unsere Blicke und
Augen. Rechts unten im Tal liegt Quittelsbach. Im Süden liegen<br />
die Dauner Berge. Ganz rechts schaut neugierig die alte<br />
Nürburg zu uns herüber. Auf einer schönen Geraden fahren<br />
wir hinauf zur „Quittelsbacher Höhe“. Links grüßt uns der<br />
„Flugplatz“. Da halten wir an. Vor uns steht das<br />
„Schwedenkreuz“. 300 Jahre alt soll es sein. Auf der<br />
Weiterfahrt kommt ein schöner Fernblick nach Aremberg.<br />
Hoppla – jetzt aber schön langsam, da kommt ja die gefährliche<br />
Kurve am „Aremberg“. Und nun hinunter in die verhängnisvollen<br />
Tannengründe der „Fuchsröhre“. In dieser Röhre ist<br />
schon mancher Rennfuchs hängengeblieben. Da vorn, am<br />
Kilometerstein 13, liegt der „Adenauer Forst“. Das ist die<br />
Stelle, wo der Sportreporter Rudolf Wernike Millionen<br />
Menschen an den Rundfunkgeräten fesselte. Da kommt auch<br />
schon die S-Kurve am finsteren „Kallenhard“. Vorsicht,<br />
Walter! Hier landeten schon viele Rennfahrer im Ackerfeld.<br />
Aber nun hinab ins Tal nach „Wehrseifen“ mit den viel besuchten<br />
Zuschauerhängen. Bei der „Ex-Mühle“ geht es aber schon<br />
wieder steil hinauf zum „Bergwerk“. Nach einem spitzen<br />
Winkel fahren wir in einem großen Bogen zum „Kesselchen“.<br />
Da ist auch schon das „Klostertal“, aber weit und breit ist kein<br />
Kloster zu sehen. Tiefe Schatten der Wälder liegen auf dem<br />
Splitt der Rennbahn. Es duftet nach frischen Tannen.<br />
Romantisch, reizvoll und tückisch ist diese herrliche<br />
Rennstrecke. Ausgeträumt, liebe Leser, wir kommen jetzt ins<br />
„Karussell“. Unser Wagen kippt nach rechts. Wir liegen schräg<br />
im Rundbogen des „Karussells“ und fahren eine dreiviertel<br />
Runde. Jetzt sind wir bei der „Hohen Acht“ angelangt. Da<br />
fängt unser Wagen plötzlich an zu<br />
wippen. Aha, da vorn rechts steht es<br />
ja an einem Schild, wir hätten ihn bald<br />
vergessen, den alten „Wippermann“.<br />
Am „Brünnchen“ und „Pflanzgarten“<br />
vorbei, fahren wir an einem der größten<br />
Zuschauerplätze, dem „Schwalbenschwanz“<br />
vorbei. Der „Galgenkopf“<br />
ohne Galgen taucht auf. Jetzt<br />
Vorsicht! Vor uns liegt die gefährliche<br />
„Dottinger Höhe“ mit ihren Wellen,<br />
wo die Rennfahrer knapp 300 Sachen<br />
draufhaben und Ernst Delius 1937<br />
den Tod fand. Am Kilometer 27 steht<br />
ein Schild „Antoniusbuche“, aber<br />
weder vom Antonius noch von der<br />
Buche ist etwas zu sehen. Dort soll<br />
früher eine mächtige Buche gestanden<br />
haben. Und am „Tiergarten“<br />
steht auch kein Tiergarten mehr. Das<br />
sind alles Bezeichnungen an der<br />
Rennstrecke, die an alte Zeiten erinnern<br />
und die aus Tradition beibehalten<br />
wurden. Da ist die schöne Fahrt<br />
auch zu Ende, und wir sind am Ziel<br />
angelangt.<br />
Nach einem gemütlichen Sonnabendabend<br />
in den unteren Gasträumen<br />
des Sporthotels begaben wir uns<br />
nach oben in unsere Zimmer. Ich<br />
schlief in einem Zimmer mit vier<br />
Betten. Wir vier Monteure hatten uns<br />
fertiggemacht zum Schlafen. Fritz lag<br />
schon im Bett. Da sagte er zu uns:<br />
AufgeHorcht<br />
„Itze kenn se uns mol am A... läckn! Itze wärd ne Runde um<br />
dn Ring gedreht. Los, alles in de Betten!“ Da langte er auch<br />
schon unters Bett, zog den sauberen Nachttopf hervor, stülpte<br />
ihn wie einen Sturzhelm über den Kopf, setzte eine<br />
Rennfahrerbrille auf, dann nahm er die Porzellan-Waschschüssel<br />
als Lenkrad in die Hände und markierte im Bett sitzend<br />
einige Trainingsrunden von Rosemeyer.<br />
„Achtung, Achtung! Hier Adenauer-Forst. Soeben ging<br />
Rosemeyer am Kilometer 13 an Carracciola vorbei und übernahm<br />
die Spitze“, rief er laut ins Zimmer. Weit aus dem Bett<br />
herausragend, bald links, bald rechts kurvend, machte er das<br />
Zwischengasgeben und das Knallen der Kerzen nach, bis er<br />
den Halt verlor, aus dem Bett flog und mit Klirren und<br />
Krachen mitten in den Scherben am Boden lag. Wir rutschten<br />
in den Betten umher und hielten uns die Bäuche vor Lachen.<br />
Noch nicht genug. Verdutzt richtete er sich auf, sah uns in seinem<br />
Nachthemd grinsend an und schob mit seinen großen<br />
nackten Füßen die Scherben wie Eierschalen unters Bett. Als<br />
er wieder ins Bett stieg – er hatte zwei kleine Schnittwunden<br />
am Finger – sagte er trocken zu uns: „Rennwagen überschlagen,<br />
Maschine kaputt!“ Jetzt brüllten wir vor Lachen und die<br />
Tränen liefen uns nur so herab. Alle Monteure, die mit uns auf<br />
dem oberen Korridor schliefen, kamen zu uns ins Zimmer und<br />
lachten mit. Fritz war ein sächsisches Unikum. Er sorgte<br />
immer für unsterblichen Humor. Seine humorvollen Einfälle<br />
werden noch oft in meinen Berichten erscheinen.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Fotos: Archiv Jürgen Pönisch<br />
Trainingsbetrieb auf dem Nürburgring: Bernd Rosemeyer gibt Autogramme<br />
an seinem Horch 853 Sportkabriolett, rechts Prof. Ferdinand Porsche.<br />
01/20<strong>08</strong> 35
AufgeHorcht<br />
Mit mehr als<br />
Die Fakten sind ernüchternd und erschütternd zugleich: Am 28. Januar 1938 starb der Auto Union Rennfahrer<br />
Bernd Rosemeyer bei einem Weltrekordversuch auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt. Bei einer<br />
Geschwindigkeit von weit über 400 km/h fand er den Tod. Für die Audi Tradition und das August Horch Museum<br />
Zwickau war die 70. Wiederkehr dieses tragischen Ereignisses Anlass für ein Symposium in memoriam Bernd<br />
Rosemeyer.<br />
Der Vortragssaal im Zwickauer Horch Museum platzte am<br />
Nachmittag des 28. Januar 20<strong>08</strong> förmlich aus allen Nähten. Weit<br />
über 100 äußerst interessierte Gäste nutzten die Chance, Leben<br />
und Tod des außergewöhnlichen Rennfahrers Revue passieren<br />
zu lassen und mit Historikern zu diskutieren. Der Film „Auf den<br />
Spuren eines Rennfahreridols“ zeigte auf, wie der 1909 geborene<br />
„Junge von nebenan“ aus Lingen an der Ems von einem<br />
Mitglied unter vielen in einem örtlichen Motorsportclub zum<br />
herausragenden Rennfahrer wurde. Zeitzeugen charakterisierten<br />
ihn als „Sonnenschein-Jungen“, als „Star zum Anfassen“,<br />
der einen „fröhlichen Leichtsinn“ an den Tag legte.<br />
Dieser „fröhliche Leichtsinn“, allerdings gepaart mit herausragendem<br />
Können, katapultierte den Jungen aus dem Volk von<br />
36<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Bernd Rosemeyer – ein ausgezeichneter<br />
Rennfahrer und unbekümmerter<br />
Draufgänger.<br />
Tempo 400 raste er in den Tod<br />
Das Phänomen Bernd Rosemeyer – Symposium zu seinem 70. Todestag im<br />
August Horch Museum Zwickau<br />
seinem ersten Start in einem Rennwagen 1934 über den ersten<br />
Sieg auf Auto Union im September 1935 auf dem Masaryk-<br />
Ring bei Brünn an die Spitze der damaligen Rennfahrerelite.<br />
1936 wurde das Jahr Bernd Rosemeyers. Sieben Mal stand er<br />
auf dem Podest ganz oben, davon allein nach drei Siegen bei<br />
Großen Preisen. Mit dem Auto Union Typ C 16-Zylinder-<br />
Grand-Prix-Wagen wurde er Europameister (damals dem Status<br />
eines Weltmeisters vergleichbar, da nur europäische Teams die<br />
Weltspitze beherrschten), Deutscher Straßenmeister und<br />
Deutscher Bergmeister.<br />
1936 wurde auch privat ein erfolgreiches Jahr für den sympathischen<br />
Blondschopf. Er heiratete die Fliegerin Elly Beinhorn.<br />
Damit war ein neues deutsches Traumpaar der 1930er Jahre
geboren, das quer durch alle politischen und gesellschaftlichen<br />
Schichten der damaligen Zeit außerordentliche Popularität genoss.<br />
Im November 1937 kam Sohn Bernd zur Welt. Obwohl<br />
sein Vater starb, als er kaum drei Monate alt war, sagte Prof. Dr.<br />
Bernd Rosemeyer jr. im Film „Auf den Spuren eines Rennfahreridols“,<br />
dass sein Vater ihm viel näher gewesen sei, als dies<br />
mitunter bei realen Vätern der Fall ist. Er habe ihn ein Leben<br />
lang begleitet, tue es heute noch und war immer ein jugendlicher<br />
Vater für ihn, ein jugendlicher Held.<br />
Mit diesem Mythos ist er bei dem Rekordversuch am 28. Januar<br />
1938 auf der heutigen A5 Frankfurt-Darmstadt ums Leben gekommen.<br />
Bereits im Juni 1937 erzielte er mit dem Auto Union<br />
Stromlinien-Rennwagen seine ersten Weltrekorde, die er im<br />
Oktober des gleichen Jahres noch überbot. Er überschritt<br />
damals mit 406,3 km/h als erster Mensch die 400 km/h-<br />
Grenze auf einer normalen Straße. Für die Rekordfahrten im<br />
Januar 1938 brachte die Auto Union einen überarbeiteten<br />
Stromlinien-Rekordwagen mit 16-Zylinder-Motor und 545 PS<br />
an den Start, dem jedoch ausreichende Tests bei Höchsttempo<br />
fehlten. Konkurrent Mercedes-Benz drängte damals auf den<br />
von der Norm abweichenden Januar-Termin, um noch vor der<br />
Internationalen Automobil-Ausstellung im Februar 1938 die<br />
Rekorde zurück zu holen. Normalerweise waren diese spektakulären<br />
Versuchsfahrten über den Kilometer bzw. die Meile<br />
nur für Oktober zugelassen.<br />
Am besagten Januarmorgen<br />
gegen 8.45 Uhr stieg Mercedes-<br />
Pilot Rudolf Caracciola zuerst<br />
in seinen Boliden. Nahezu bei<br />
Windstille fuhr er den fliegenden<br />
Kilometer mit 432,7 km/h.<br />
Als Rosemeyer an seinen<br />
ersten Start ging, war es gegen<br />
11.00 Uhr und nicht mehr<br />
windstill. Er „tastete“ sich in<br />
zwei Läufen an die Geschwindigkeit<br />
von Caracciola heran<br />
und wurde mit 429 km/h<br />
gemessen. Als er 11.46 Uhr<br />
zum dritten Mal an den Start<br />
geschoben wurde, hatte der<br />
Wind eine Geschwindigkeit<br />
von etwa 10 m/s erreicht. Er<br />
passierte den Messpunkt am<br />
Kilometer 5, absolvierte bei 8,6<br />
den Kilometer-Messpunkt,<br />
hätte bei 9,2 die Messstelle für<br />
die Meile hinter sich gelassen.<br />
Doch das erlebte er schon<br />
nicht mehr. 11.47 Uhr war Bernd Rosemeyer tot.<br />
Genickbruch.<br />
Über die Ursachen des Unfalls wurde und wird nach wie vor<br />
viel spekuliert. Für Automobilhistoriker Martin Schröder war<br />
nicht allein der Seitenwind der Auslöser, sondern vielmehr ein<br />
Zusammenspiel vieler Faktoren. Einer davon könnte darauf<br />
zurückgehen, dass die Auto Union mit dem 1938er<br />
Rekordprojektil den ersten Ground-effect-Wagen der Welt an<br />
den Start gebracht hatte. Alubrücken zwischen den aufgewölbten<br />
Radhäusern auf der Oberseite sollten einen stabileren<br />
Geradeauslauf garantieren, vordere Radverkleidungen und<br />
Alu-Schürzen zwischen den Rädern am Unterboden sowie ein<br />
Heckdiffusor Abtrieb erzeugen. Ein Mangel dabei: Auslässe im<br />
AufgeHorcht<br />
Boden leiteten die Kühlluft nach unten ab. Zwei unterschiedliche<br />
Luftströme trafen aufeinander, welche die Balance des<br />
Fahrzeugs empfindlich stören konnten.<br />
Eine weitere Erklärung geht darauf zurück, dass Rosemeyer<br />
angesichts nahender Brückenpfeiler bremste, die rechten Räder<br />
noch auf dem griffigen Beton, die linken schon im feuchten Gras,<br />
und damit den Unfall auslöste. Eine dritte Variante ist eine<br />
Windböe, die ihn kurz nach der Zeitnahme bei Kilometer 8,6<br />
erwischte. Deren Wirkung verschlimmerte sich noch, da an<br />
dieser Stelle die Fahrbahn drei Meter höher liegt als der Waldboden.<br />
Genauso bewegend wie der nach wie vor nicht vollständig geklärte<br />
Unfallhergang ist die Person Bernd Rosemeyer und die<br />
Einordnung in seine Zeit. Kulturwissenschaftler Dr. Uwe Day<br />
bezeichnete den begnadeten Rennfahrer als einen „Popstar“ der<br />
1930er Jahre, der vom proletarischen Motorradrennfahrer zum<br />
Autorennfahrer im weißen Overall aufgestiegen war. Das Image<br />
Rosemeyers und der Auto Union seien eng verknüpft, da er das<br />
junge „Eigengewächs“ einer selbst noch jungen Marke war.<br />
70 Jahre nach seinem Tod wird jedoch immer noch danach<br />
gesucht, wie der unbekümmerte jugendliche Haudegen politisch<br />
einzuordnen sei. Dass er vom Naziregime instrumentalisiert<br />
wurde und das auch geschehen ließ, steht außer Frage. In<br />
seiner Geburtsstadt Lingen ist nun eine Diskussion entbrannt,<br />
wie denn der nach wie vor populäre Rennfahrer anlässlich sei-<br />
So war er oft zu erleben: als Sieger nach spektakulären Rennen. Fotos: Audi<br />
nes 100. Geburtstages im Jahr 2009 zu ehren sei. Der Streit<br />
entzündete sich u. a. daran, dass Rosemeyer seit 1933 Mitglied<br />
der SS war, obwohl er sich politisch weder engagierte noch artikulierte.<br />
Zur Einordnung dieses Faktes sei angemerkt, dass für<br />
die Erteilung einer Rennfahrerlizenz die Mitgliedschaft in einer<br />
Motorsport betreibenden NS-Organisation obligatorisch war.<br />
Warum er letztendlich die SS wählte, gehört zu den Geheimnissen<br />
der Mythengestalt Rosemeyer. Ein Grund könnte gewesen<br />
sein, dass die SS 1933 noch nicht ihre spätere Bedeutung<br />
erlangt hatte und dass diese Organisation nach den Maßstäben<br />
der damaligen Zeit als Elite galt. Und Elite in seinem Sport<br />
wollte auch Bernd Rosemeyer sein – was ihm ohne Abstriche<br />
gelang. Ina Reichel<br />
01/20<strong>08</strong> 37
AufgeHorcht<br />
DKW-Motorradfahrer<br />
überaus erfolgreich<br />
auf dem Sachsenring<br />
Marke der Auto Union mit Spitzenresultaten<br />
beim Großen Preis von Europa 1938<br />
Neben den Motorradrennen auf der englischen Insel<br />
Isle of Man (Tourist Trophy, auch mit T.T. abgekürzt)<br />
galt in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen die<br />
Ausrichtung eines Laufes zur Europameisterschaft, der<br />
bis 1937 jährlich in einem anderen Land stattfand, als das<br />
größte Motorsportereignis und fand bei Presse, Rundfunk<br />
und Film enorme internationale Anerkennung.<br />
Titelte die Rennstrecke vor den Toren der Stadt Hohenstein-<br />
Ernstthal bisher unter verschiedenen Begriffen, so erhielt sie<br />
1937 ihren endgültigen Namen, nämlich Sachsenring. Sie erlebte<br />
1938 den zweiten Höhepunkt ihrer Geschichte, seit in<br />
Hohenstein-Ernstthal Rennen gefahren werden. Bereits 1936<br />
hatte sie mit der Durchführung der Rennen zur Europameisterschaft<br />
ihre Bewährungsprobe bestanden.<br />
Europameister durfte sich derjenige Fahrer nennen, der von<br />
1924 an bis einschließlich 1937 bei dem jährlich einzig anberaumten<br />
Lauf seiner Klasse als Sieger die Ziellinie überfuhr.<br />
Ab 1938 wurde demjenigen die Europameisterwürde verliehen,<br />
der die Punktehöchstzahl aus den errungenen Plätzen (eins bis<br />
sechs) nach sechs ausgetragenen Renn-Läufen aufwies.<br />
Auf ein Novum soll hier hingewiesen werden: Der Start-Ziel-<br />
Bereich am Sachsenring befand sich nur für dieses eine Jahr<br />
etwa in der Mitte der langen Geraden längs der Autobahn zwischen<br />
Badteichkurve am Mineralbad und der Nötzold-Kurve.<br />
Der Reichsautobahn-Abschnitt (so der damalige Sprachgebrauch)<br />
zwischen Meerane und Chemnitz wurde 1936 seiner<br />
Bestimmung übergeben. Ursache für die Verlegung soll die<br />
Start zum Rennen der 250er Klasse.<br />
mangelnde Tragfähigkeit der aufgeschütteten Erdmassen am<br />
bisherigen Start und Ziel, verbunden mit der Umgestaltung<br />
der Queckenberg-Kurve, gewesen sein.<br />
Eben diese Queckenberg-Kurve wurde von einer Spitzkurve<br />
zu einer flüssig zu durchfahrenden Kurve mit Pflasterung umgestaltet<br />
und erstmals bei einem Rennen befahren.<br />
Laut Zeitzeugen fanden im späten Frühjahr bereits Probefahrten<br />
durch den BMW-Rennstall statt. Es werden sicher<br />
nicht die Spitzenfahrer gewesen sein, die mehrere Tage vormittags<br />
von der Eisenbahnbrücke am Waldausgang bis zur<br />
38<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Mit einer Farbpostkarte wurde für den Großen Preis von Europa 1938<br />
auf dem Sachsenring geworben.<br />
Eisenbahnbrücke eingangs der Stadt Hohenstein-Ernstthal die<br />
neu geschaffene Queckenberg-Kurve im Renntempo durcheilten.<br />
Über Namen dazu ließ sich keine Notiz im damaligen<br />
„Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt“ finden.<br />
Tatsächlich berichtete diese Zeitung über eine größere Anzahl<br />
baulicher Veränderungen rund um den Straßenkurs. Damit<br />
erhöhte sich die Sicherheit um ein Vielfaches.<br />
Am Rennsonntag, dem 7. August 1938, fieberten bei herrlichstem<br />
Sommerwetter nahezu 300.000 Zuschauer dicht an dicht<br />
gedrängt einem Motorsport-Ereignis erster Güte entgegen.<br />
Bereits während der Trainingstage herrschte seitens des<br />
Publikums reges Interesse wie es bereits in den Jahren zuvor<br />
bei den Rennen am Sachsenring aufgefallen war.<br />
Trainiert wurde jeweils von 8.00 bis maximal 13.00 Uhr vom<br />
Donnerstag bis zum Samstag.<br />
Die Fahrer mit den Maschinen der Marke Auto Union DKW<br />
standen bei den Klassen 250 ccm und 350 ccm in der ersten<br />
Startreihe<br />
Um 9.00 Uhr erfolgte am Rennsonntag der Start für die Fahrer<br />
der Klasse A bis 250 ccm über 35 Runden auf dem 8,731<br />
Kilometer langen Rundkurs, das ergab eine Gesamtfahrtstrecke<br />
von ca. 306 Kilometern. Unter heutigen Verhältnissen<br />
eine unvorstellbare Belastung von Mensch und Maschine. In<br />
dem international gut besetzten Starterfeld war die Marke<br />
Auto Union DKW sowohl mit Werksfahrern (Kluge und<br />
Petruschke) als auch Privatfahrern dominierend vertreten,<br />
was sich im Ergebnis am Rennende zeigte.<br />
Ewald Kluge fuhr vom Start weg an der Spitze des Feldes.<br />
Nach einer imponierenden Aufholjagd folgte ihm Bernhard<br />
Petruschke auf einem sicheren zweiten Rang. Um Platz drei<br />
stritten sich Otto Kohfink, H. Gablenz, Karl Lottes und Drews.
Drei DKW Fahrer in der umgebauten<br />
Queckenberg-Kurve.<br />
Gegen Rennende gelang es Lottes noch, Kohfink auf den vierten<br />
Platz zu verweisen. Es folgten mit erheblichen Rückständen<br />
Gablenz, Drews, Albert Schneider und dann Otto Daiker. Erst<br />
auf Platz 16 lief der erste Fahrer mit einer anderen Motorrad-<br />
Marke als DKW ein.<br />
Ewald Kluge wurde in diesem Jahr unangefochten Europameister<br />
mit 36 Punkten vor Bernhard Petruschke mit 25<br />
Punkten.<br />
Mit Ewald Kluge (Auto Union DKW) gelang es erstmals einem<br />
deutschen Fahrer überhaupt, auf der berühmt-berüchtigten<br />
Tourist Trophy zu gewinnen (Juni 1938).<br />
Um 12.00 Uhr setzte sich das mit 47 Fahrern exzellent<br />
besetzte Fahrerfeld der 350er Klasse in Bewegung. Weitere<br />
fünf Runden und etwa 44 Kilometer mehr im Vergleich zum<br />
vorangegangenen Rennen mussten zurückgelegt werden. Der<br />
Rennstall Norton glänzte mit seinen international renommierten<br />
Fahrern J. Rusk und John White. Dagegenhalten wollte Auto<br />
Union DKW mit ihren bewährten Fahrern wie Walfried<br />
Winkler (Europameister 1934/Klasse bis 250ccm) und<br />
Siegfried Wünsche sowie Walter Hamelehle. Weiterhin vertreten<br />
waren Maschinen wie AJS (Fahrer Ernie Thomas) und<br />
Velocette (Spitzenfahrer E. A. (Ted) Mellors, welcher am Saisonende<br />
1938 Europameister wurde). Das deutsche Fabrikat<br />
NSU trat mit seiner Neuentwicklung unter Heiner Fleischmann<br />
an und dazu auf einem Vorjahresmodell Karl Bodmer.<br />
Vom Start an in Führung lag der Engländer White. Es folgten<br />
Wünsche und Winkler, dann Bodmer und Mellors. Nach einigen<br />
Runden rückte Rusk auf den zweiten Platz vor und Winkler<br />
übernahm Platz drei. Zur Mitte des Rennens waren zahlreiche<br />
Ausfälle durch Sturz oder Maschinenschäden zu verzeichnen,<br />
u. a. Rusk, Fleischmann, Rudi Knees, Hans Richnow, Hamelehle.<br />
Der Verlauf bis zum Ende des Rennens war unspektakulär und<br />
so hieß die Reihenfolge bei der Zieldurchfahrt: White vor<br />
Winkler und Wünsche. Es folgten Mellors und Bodmer.<br />
Weniger bekannte Namen schlossen sich an.<br />
Bei den Rennen in der Klasse bis 500 ccm sprachen die zahlreich<br />
angereisten Redakteure von Lokalzeitungen und internationalen<br />
Redaktionen gemeinhin von Rennen nach Guthrie.<br />
Dazu muss man wissen, dass der Schotte Jimmi Guthrie diese<br />
Kategorie als Europameister jahrelang dominiert hatte. Hier<br />
am Sachsenring siegte er 1935, 1936 und stand 1937 kurz vor<br />
AufgeHorcht<br />
einem weiteren Sieg, ehe ihn in der letzten Runde, ca. 2000<br />
Meter vor dem Ziel, das Schicksal ereilte, und er durch<br />
Maschinenschaden so unglücklich zu Sturz kam, dass er an<br />
dessen Folgen in den Abendstunden verstarb. Ein Findlingsstein<br />
an dieser Stelle erinnert noch heute zu Recht an diese<br />
Tragödie.<br />
Im Hauptrennen, welches um 15.00 Uhr gestartet wurde, gingen<br />
drei Werks- auch als Fabrikmannschaften bezeichnet – an<br />
den Start und jede Menge so genannter Privatfahrer. Für BMW<br />
stand zum ersten Mal am Sachsenring Georg Meier an der<br />
Startlinie gemeinsam mit Martin Schneeweiß und Ludwig<br />
(Wiggerl) Kraus. Norton trat mit Harold Daniell und Freddi<br />
Frith an. Gilera aus Italien brachte Dorino Serafini.<br />
Insgesamt nahmen 28 Fahrer den Kampf gegen die Streckenlänge<br />
von 40 Runden gleich 349 Kilometern auf, davon sechs<br />
Werksfahrer. Als Privatfahrer starteten u. a. Wilhelm Herz auf<br />
Auto Union DKW, die Gebrüder Karl und Otto Rührschneck<br />
mit ihren Norton-Maschinen. Die Reihefolge am Start und Ziel<br />
nach dem ersten Umlauf hieß zur Überraschung und Freude<br />
aller Zuschauer: Meier vor Serafini, Kraus, Schneeweis, Frith<br />
und Daniell. Nach etwa einem Dutzend Runden lag Meier<br />
noch immer in Führung, jetzt vor Frith und Daniell, während<br />
Schneeweis durch Sturz ausschied und Serafini mit technischem<br />
Defekt die Segel streichen musste. Nach der 40-<br />
Runden-Distanz wurde Meier mit großem Vorsprung unter<br />
dem Jubel der Zuschauer und dem seiner Betreuer abgewunken.<br />
Zwischenzeitlich hatte er noch den Rundenrekord auf<br />
142 km/h gebracht. Im Ziel folgten Daniell und Frith mit je<br />
zweiminütigem Rückstand zu Meier und untereinander. Auf<br />
Platz vier liegend überquerte Kraus die Ziellinie.<br />
Am Saisonende wurde Georg Meier mit 24 Punkten zum<br />
Europameister gekürt. Jürgen Rabe<br />
Fotos: Privatarchiv Jürgen Rabe, Werksfoto BMW,<br />
Werbe-Postkarte für das Rennen<br />
Georg Meier von<br />
BMW siegte in der<br />
500-ccm-Klasse.<br />
01/20<strong>08</strong> 39
AufgeHorcht<br />
Automobilgeschichte<br />
unterhaltsam vermittelt<br />
Entdecken, begegnen, bewegen, erleben – der komplexe Weg zu<br />
einem Museum der Emotion und Faszination<br />
Automobile Geschichte erleben - mit diesem Slogan wirbt das August Horch Museum Zwickau. Eine Botschaft,<br />
die bereits vor der Detailplanung zur Neugestaltung des Museums formuliert wurde. Der Slogan ist ein Ergebnis<br />
des im Gesamtumfang der Aufgabe integrierten Marketingkonzeptes. „Automobile Geschichte erleben“ war von<br />
Anfang an auch die Vision für die Gestalter und Planer von ö_konzept. Matthias Kaluza, einer der ö_konzept-<br />
Gründer, berichtet über die Herangehensweise an die Ausstellungsgestaltung. In Teil 2 beschreibt er u. a. die<br />
Darstellungen zum Auto Union Rennsport, zur Entwicklung des Frontantriebs sowie zum DDR-Fahrzeugbau.<br />
Der Auto Union Rennsport erhielt eine Raum-in-Raum-<br />
Installation. Einerseits sollten zwei Fahrsimulatoren,<br />
basierend auf einem modernen Computer-Rennspiel<br />
und in Form von dem Rennwagen Typ C ähnlichen<br />
Boliden, aufgenommen werden. Die Funktion bestand<br />
wie im Ausstellungsbereich Karosseriebau darin, den<br />
Aktivbereich gegen den normalen Besucherverkehr<br />
abzuschirmen. Andererseits sollte der Rennsport, als<br />
Wissensnische ausgebildet, Neugierde wecken nach<br />
dem Prinzip „etwas Verstecktes übt eine magische<br />
Anziehung aus“. Gekoppelt daran sind tiefer gehende<br />
Informationen zu den bedeutenden Rennsportjahren<br />
1934-1939.<br />
Der Auftritt der Auto Union ab ca. 1933 auf den<br />
Internationalen Automobilausstellungen gewann mehr<br />
und mehr eine eigenständige Identität - heute als Corporate<br />
Identity bezeichnet. Es war eine Demonstration<br />
der Stärke. Davon inspiriert wurde der Messestandcharakter<br />
der Auto Union als Präsentationsinszenierung<br />
für die verschiedenen Markenexponate gewählt. Der<br />
offene Charakter ermöglicht die Platzierung der ver-<br />
Ein Blick vom Messestand der Auto Union Mitte der 1930er Jahre zurück durch<br />
die Ausstellung in der oberen Etage. Die Offenheit erlaubt einen vergleichenden<br />
Blick auf die vorangegangene Fahrzeugentwicklung.<br />
40<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Teil 2<br />
schiedenen Marken. Zudem lässt sich ein einfacher<br />
Austausch von Exponaten, die für öffentliche Marketingaktionen<br />
des August Horch Museums zum Einsatz kommen,<br />
umsetzen. Gleichzeitig wird das Museum dadurch<br />
nicht statisch.<br />
Dass die Auto Union einer der Hauptlieferanten der<br />
Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war, ist<br />
ebenso ein Thema wie Zwangsarbeit und Arbeitslager<br />
als Außenstellen von Konzentrationslagern.<br />
Diese Thematik bildet gegenüber der glanzvollen<br />
Messeausstrahlung in der „Kriegsbox“ einen Gegensatz.<br />
Bewusst wurde der Kontrast als grundlegendes<br />
Gestaltungsmittel eingesetzt – vorher hell, freundlich,<br />
offen, anschließend dunkler, zerstörerisch, gedrückt.<br />
Schon durch die Umsetzung dieser Eigenschaften in der<br />
Ausstellungsarchitektur wird dem Besucher die inhaltliche<br />
Thematik über die Stimmung vermittelt. Die<br />
Inszenierung ist dann schließlich der Punkt auf das „i“,<br />
die wesentlich durch das vorhandene, unrestaurierte<br />
Exponat beeinflusst wird. Die audio-visuellen Mittel<br />
verstärken die Dramatik dieser Zeitdarstellung.<br />
Für die Inszenierung zur Kriegsproduktion der Auto Union wurden in einer Raumim-Raum-Konstruktion<br />
zwei 6 x 3,5 Meter große, vollflächig hinterleuchtete<br />
Fotografien auf Spannfolie eingesetzt. Deutlich ist in der Stimmung der Szene der<br />
Kontrast zum Flair des Auto Union Messestandes zu sehen.
Die Zeit des Suchens und Findens<br />
Die Geschichte nach 1945 wird fortgesetzt mit dem<br />
mühsamen Neubeginn mit Nutzfahrzeugen und den<br />
ersten Pkw-Produkten. Das etwas spartanisch gestaltete<br />
Umfeld mit grafischen Zitaten der Propaganda und<br />
Werbung sowohl in statischen als auch in bewegten<br />
Bildern ist der Rahmen für eine unstetige Zeit des<br />
„Suchens und Findens“. Viel zu entdecken gibt es bei<br />
genauerem Hinsehen. In den Vitrinen oder auch den<br />
kleinen Modellbaudioramen spiegeln sich Alltagssituationen<br />
und -ereignisse wider.<br />
Von den wirksamen, großvolumigen Exponaten und<br />
den großzügigen Darstellungsrahmen im Obergeschoss<br />
geht es auf der schiefen Rampe nach unten. Immer<br />
mit einem Blick zurück und mit einigen Einblicken in das<br />
nächste Ausstellungsthema - den Kleinwagen.<br />
Die Serieneinführung des Frontantriebs steht im<br />
Mittelpunkt der ersten Ausstellungskoje im Untergeschoss<br />
und wird autark behandelt. Ein Vergleich von<br />
Motorrad und Kleinwagen, beide mit gleichem<br />
Antriebsaggregat ausgestattet, prägt den Aufbau dieser<br />
Präsentation. Die grafische Gestaltung basiert ausschließlich<br />
auf damals eingesetztem Werbe- und<br />
Bildmaterial. So kann auf unterhaltsame Weise, weil teilweise<br />
amüsant, technische Basisinformation transportiert<br />
werden.<br />
Die anschließende rund 40 Meter lange Straße der<br />
1930er Jahre bildet die Ausstellungsfläche für mehrere<br />
Exponate der Marke DKW. Der an real existierende<br />
Fassaden orientierte Kulissenbau, der Einsatz von<br />
Granitpflaster als Straßenbelag, der begehbare<br />
„Tante Emma“-Laden, die Schaufenstergestaltungen und<br />
das Zubehör sind eine Inszenierung für die Familie. Jede<br />
Altersgruppe kann hier etwas entdecken und wenn es<br />
nur Erinnerungen sind.<br />
Der Übergang zur Pkw-Fertigung nach dem Krieg<br />
wurde fließend gestaltet, weil der Stand der Produkte<br />
vor dem Krieg gleich nach dem Krieg bedeutete.<br />
Dazwischen lagen fast zehn Jahre. Nur wer genauer hinschaut,<br />
bemerkt am Ende der Straße, dass es bereits den<br />
Stand Mitte 1950 darstellt – ein Abbild der Realität.<br />
Letztlich folgt die Geschichte des als Kind der<br />
Mangelwirtschaft einzigen in Großserie hergestellten<br />
Pkw mit Kunststoffkarosserie, des Trabant. Auch<br />
hier werden je nach Zeitabschnitt Ausdrucksformen<br />
in der zeitgenössischen Werbegrafik, Mode sowie<br />
Zeitkolorit als kontextualer Hintergrund eingesetzt.<br />
Gezeigt werden auch die vielen Pkw-Entwicklungsversuche,<br />
die nie umgesetzt werden konnten sowie die<br />
durch die Mangelsituation entstehende Eigendynamik<br />
der Selbsthilfe. Abschließend spannt sich der Bogen<br />
bis zur Entwicklung nach der Wiedervereinigung mit<br />
VW Sachsen und dem heute wichtigen Produktionsstandort<br />
des VW Konzerns in Zwickau-Mosel.<br />
AufgeHorcht<br />
Bild oben:<br />
Spartanisch und kühl wurde das Umfeld im Zeitabschnitt des Neubeginns nach<br />
dem Zweiten Weltkrieges gestaltet. Situationen, die das Leben lebenswert machten,<br />
sind bei genauerem Hinsehen dennoch zu finden.<br />
Bild Mitte u. unten:<br />
Eine ca. 40 Meter lange Geschäftsstraße der 1930er Jahre gibt sechs DKW<br />
Kleinwagen das dazugehörige Umfeld. Drei mit Originalexponaten dekorierte<br />
Schaufenster sowie ein begehbarer, komplett ausgestatteter Laden gehören zur<br />
Szene. Vom Spielzeug über Mode und Waren des täglichen Bedarfs bis hin zu den<br />
Fahrzeugen ist viel Interessantes für ein breites Publikum zu entdecken.<br />
01/20<strong>08</strong> 41
AufgeHorcht<br />
Im Untergeschoss wird die Geschichte der Kleinwagen aus Zwickau präsentiert.<br />
Im Bild ein Vorläufer des Trabant, ein P 70 Coupé von 1957. Zu erkennen ist die<br />
immer wiederkehrende Akzentuierung mit warmen Farbtönen im Gelb-Orange-<br />
Rotspektrum.<br />
Die ausgestellten Automobile, Motoren und Fahrzeugteile<br />
mit ihrer Faszination übernehmen die Funktion der<br />
Vermittlung und Veranschaulichung des technischen<br />
Wandels in den letzten 100 Jahren. Dabei ist die optische<br />
Wahrnehmungshierarchie nach heutigen Sehgewohnheiten<br />
aufgebaut. Grundprinzip: Anreiz und Interesse<br />
wecken durch große, wirksame Objekte, Arrangements<br />
oder Inszenierungen – Hinführung zum Detail.<br />
Technische Prinzipien und impulsgebende Lösungen<br />
wurden generell grafisch vereinfacht dargestellt. Die<br />
Beschränkung auf eine Zweifarbigkeit – Grundkörper in<br />
Graustufen, Lösungsprinzip in Orange – erhöht die<br />
schnelle Erfassung der Aussage. Die textlichen Aussagen<br />
sind nach neuesten Erkenntnissen der Museumsforschung<br />
hinsichtlich Umfang, Umbruch und diagonaler<br />
Lesbarkeit konzipiert. Sie wurden ständig kritisch<br />
geprüft. Schließlich beträgt die durchschnittliche<br />
Verweildauer bei einer Ausstellungstafel nach bundesweiten<br />
Untersuchungen im Durchschnitt nur ca. 1,5 min.<br />
Die Innenarchitektur ordnet sich dem musealen Zweck<br />
unter, ist aber dennoch eine moderne Komponente im<br />
Kontrast zu historischen Reizen. Besonders Einbauten in<br />
die Industriearchitektur der Jahrhundertwende wurden<br />
als Gegenpol hineingesetzt. Der Eingangsbereich mit<br />
Museumsshop, zentralem Tresen und Caféteria sowie<br />
dem darüberliegenden Multifunktionsraum zeigen<br />
moderne Stilistik. Besonderen Wert legte das<br />
Planungsteam von ö_konzept auf einen gezielten Einsatz<br />
des Lichtes und von Farben.<br />
Speziell für die Beleuchtung der Exponate und<br />
Inszenierungen wurde nach einer experimentellen Phase<br />
eine detaillierte Lichtplanung, die verschiedene<br />
Farbtemperaturen, genaue Abstrahlwinkel, verschiedene<br />
Filtervorsätze und die Positionierung der unter-<br />
42<br />
Anreiz wecken und zum Detail hinführen<br />
Innenarchitektur und Raumgestaltung<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Typische Erscheinungsbilder und Nutzungsformen des Trabant 601 in seiner über<br />
26-jährigen Produktionsphase als DDR-Designikone dürfen im Museum nicht<br />
fehlen.<br />
schiedlichen Scheinwerfertypen enthält, erstellt. Dieser<br />
Aufwand zahlte sich aus. Die Ausstellung präsentiert sich<br />
in zwei Erscheinungsformen - in einer Tag- und einer<br />
Nachtwirkung. Am Tag lässt im Obergeschoss das<br />
Tageslicht die Objekte sehr real erscheinen. Am Abend<br />
setzt das Kunstlicht glanzvolle Akzente, hebt die<br />
Wirkung der Exponate und übt eine Faszination aus, die<br />
dazu führte, einen langen Donnerstag mit verlängerter<br />
Öffnungszeit einzuführen. Die Lichtstimmungen und die<br />
Farbkonzeption sind unter der Berücksichtigung der<br />
Zeitabschnitte, der Zusammenhänge und der Bedeutung<br />
der jeweiligen Exponaten entwickelt worden.<br />
Das Farb- und Materialkonzept der Innenräume wurde<br />
in enger Abstimmung mit den Hochbauarchitekten entwickelt.<br />
Materialien und Farbtöne wirken verbindend<br />
zwischen Außen- und Innenraum. Gelbe und rote<br />
Hartbrandziegel, grau lasierter Sichtbeton, Schiefer und<br />
Putzflächen in gebrochenem Weiß schaffen einen neutralen<br />
und zeitlosen Hintergrund für die<br />
Ausstellungsinstallationen. Warme Farbtöne von<br />
Gelbocker über Orange bis Rot sind in verschiedenen<br />
Anwendungsbereichen vom Eingang an immer wiederkehrend<br />
eingesetzt. Der Bodenbelag der Ausstellungsräume,<br />
ein hoch beanspruchbarer fugenloser Epoxyd-<br />
Der Tresen im Eingangsbereich verknüpft drei Grundfunktionen miteinander -<br />
Empfang, Museumsshop und Cafeteria. Seine Hinterleuchtung übt eine magische<br />
Ausstrahlung bis auf die Straße aus.
Der begehbare „Tante-Emma-Laden“ an der Straße der 1930er Jahre wurde alten<br />
Ladenbausituationen nachkonstruiert. Originalverpackungen, originale Ausstattungselemente<br />
und Geruchsdesign verleihen der Inszenierung eine hohe<br />
Authentizität.<br />
harzestrich orientiert sich in Farbton und Struktur an der<br />
Erscheinung von Asphalt.<br />
Ausgangspunkt für die Entscheidung zu individuell entworfenen<br />
Einbauten und Möbelelemente bildeten gleichermaßen<br />
die funktionalen wie die musealen Anforderungen.<br />
Generell galt das Primat der Funktionalität und<br />
Nutzungsvariabilität für die Zukunft. So wurden zwei<br />
Teilbereiche in der Dauerausstellung als auch der Hof<br />
zwischen der Horch Villa und der Ausstellungshalle zur<br />
Nutzung für Veranstaltungen geplant. Das Erdgeschoss<br />
der Horch Villa und der Multifunktionsraum bietet<br />
zudem gute Voraussetzungen für Vorträge, Tagungen,<br />
Konferenzen u.a.m.<br />
Im Eingangsbereich wurde die Verknüpfung der<br />
Funktionen Museumsshop, Kasse und Cafeteria auf der<br />
Basis minimalen Platzbedarfes sowie Personaleinsatzes<br />
erreicht. Die reduzierte Form der Theke verbindet die<br />
unterschiedlichen Raumzonen und entfaltet ihre prägnante<br />
Wirkung im Kontrast zum umgebenden Beton<br />
der Raumhülle durch die flächige orangefarbene<br />
Hinterleuchtung.<br />
Die Forderung, Fahrzeuge austauschen zu können,<br />
wurde trotz der umfangreichen Einbauten und<br />
Raumnischen durch individuelle Spezialkonstruktionen<br />
erfüllt. Partiell verbergen sich hinter festen Trennwandelementen<br />
bewegliche Türflügel und unter Fahrzeugpodesten<br />
höhenverstellbare Schwerkraftrollen.<br />
Besonderer Feinabstimmung bedurfte die Konstruktion<br />
der Fahrzeugpodeste, um den Lastabtrag tonnenschwerer<br />
Fahrzeuge in die nur acht Zentimeter starke historische<br />
Betondecke so optimal wie möglich zu gestalten.<br />
Darüber hinaus waren Anforderungen der Heizungsund<br />
Klimatechnik hinsichtlich der Luftdurchströmung<br />
einiger Elemente zu realisieren.<br />
Neben modernen Trennwänden, Fahrzeugpodesten und<br />
Präsentationsvitrinen sowie den Trägermodulen für die<br />
Medientechnik wurden individuelle Elemente und<br />
Strukturen für die verschiedenen Installationen speziell<br />
konstruiert. Beispielsweise stellten die knapp 3,5 Meter<br />
hohen vier Ringe als Symbol der Vereinigung der vier<br />
Fahrzeugmarken Audi, DKW, Horch und Wanderer zur<br />
Auto Union in ihrer Dimension eine technologische<br />
AufgeHorcht<br />
Die Selbsthilfementalität, hervorgerufen durch die Mangelsituation in der DDR,<br />
führte zu der Ansammlung von Ersatzteilen. Meist vorzufinden in den typischen<br />
Fertigteilgaragen. Es ist die Schlüsselszene für die Inhalte im Umfeld.<br />
Herausforderung dar. Die Entwicklung der Raum-im-<br />
Raum-Installation zum Zweiten Weltkrieg wiederum<br />
erforderte die Umsetzung eines Gefühles von<br />
Bedrohung und Beklemmung, das mittels einer ausgeklügelten<br />
räumlichen Struktur unter Nutzung des<br />
Prinzips der optischen Täuschung in Verbindung mit<br />
Film- und Tontechnik realisiert wurde.<br />
Inszenierungen in historischem Ambiente<br />
Für die Inszenierungen in historischem Ambiente erfolgten<br />
detailgetreue Konstruktionen auf Basis intensiver<br />
Recherchen. So wurden die begehbare Standard-<br />
Tankstelle im Erdgeschoss, der über 40 Meter langen<br />
Straßenzug der 1930er Jahre mit Schaufenstern, die wiederum<br />
im Stil der Zeit mit originalen Exponaten der<br />
Städtischen Museen Zwickaus sowie aus Sammlungsbeständen<br />
des Auto Union Archivs bestückt werden<br />
konnten, der begehbare „Tante Emma Laden“ oder auch<br />
eine DDR-Fertigteilgarage im Untergeschoss, umgesetzt.<br />
Alle Inszenierungen wirken nur durch die verschiedenartigen<br />
Exponate aus der jeweiligen Zeit<br />
authentisch. So wurden für den begehbaren Laden viele<br />
Verpackungen aus den 1930er Jahren von uns deutschlandweit<br />
zusammengetragen. Ein halbleerer Laden entfaltet<br />
eben nicht die Wirkung. Das zusätzlich integrierte<br />
Geruchsdesign, ein Gemisch aus Kakao- und Kaffeeduft,<br />
erhöht die Bereitschaft des Entdeckens.<br />
Medientechnik und Animationen<br />
Eine weitere Informationsebene für die Besucher des<br />
August Horch Museums wurde mit dem Einsatz multimedialer<br />
Inhalte realisiert. Ziel war es mit einfachster<br />
Bedienung tiefgründig Inhalte leicht verständlich darzustellen<br />
oder auch unterhaltsam Randthemen aufzugreifen.<br />
Spezifische und detaillierte Informationen können in<br />
einigen Zeitabschnitten bequem von computerbasierenden<br />
Bildschirmterminals abgefragt werden. Die Bedienung<br />
erfolgt dabei zu 70 Prozent ohne mechanische<br />
01/20<strong>08</strong> 43
AufgeHorcht<br />
Die Inhalte auf den Medienstationen sind immer auch für Kinder in gut einsehbarer<br />
Höhe platziert. Die separate Touchscreenbedienung ist für jeden nutzbar.<br />
Bedienelemente – interaktiv mittels separaten Touch-<br />
Screen-Displays.<br />
Neben historischem Bildmaterial und Kurztextinformationen<br />
kommen 2d- und 3d-Animationen sowie Videoclips zum<br />
Einsatz. So können beispielsweise die Funktionsweise<br />
des Kurbeltriebs dreier unterschiedlicher Bauformen<br />
von Horch Achtzylinder-Reihenmotoren per 3d-<br />
Animation verglichen werden. Der Einsatz von Virtual<br />
Reality-Movies ermöglicht es dem Besucher, das<br />
Innenleben der Motorentypen aus jeder beliebigen<br />
Richtung anzusehen. Gleichzeitig werden einige wichtige<br />
technische Zusammenhänge mit grafischen Hinweisen<br />
oder Schlagwörtern erläutert.<br />
Die Innovationen des Audi Typ M sind an einem<br />
Fahrgestell in Originalgröße zu sehen. Deren Funktion<br />
kann per Animation im zugehörigen Computer-Terminal<br />
von jedem interessierten Besucher erforscht werden.<br />
Weitere Computer-Terminals zeigen mit Hilfe von 3d-<br />
Animationen die Entwicklung der Werkstandorte aller<br />
Zwickauer Automobilbau-Werke sowie an Hand von<br />
Video- und Bildmaterial die Konstruktions- und<br />
Produktionsweise der DDR-Nachkriegstypen P 70 und<br />
Trabant. Die grafische Gestaltung der Oberflächen baut<br />
auf den Corporate-Design-Linien des August Horch<br />
Museums auf.<br />
Die Bedienung ist so einfach gehalten, dass jeder die<br />
Technik bedienen kann und alle Inhaltsebenen erreichbar<br />
sind. Es gibt nur zwei Arten der Bedienung – vandalismussichere<br />
Einknopfbedienung oder Touch-Screen-<br />
Lösungen.<br />
Zu vielen Ausstellungsschwerpunkten wurde mit historischem<br />
Filmmaterial gearbeitet. Dabei ging es nicht nur<br />
um das Produkt Auto, sondern vielmehr um Zusammenhänge,<br />
Ereignisse, die mit Autos aus Zwickau oder<br />
der Mobilität in Verbindung stehen. Diese haben neben<br />
dem Vermitteln von gesellschaftlichem Leben auch die<br />
Aufgabe, dramaturgisch in die Ausstellung einzugreifen.<br />
So zeigt eine Monitorwand mit 12 Displays Originalaufnahmen<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg. Die optische<br />
Wirkung wird verstärkt durch den Einsatz von Audiotechnik<br />
sowie Verspiegelungseffekten.<br />
Zur Entspannung und Erheiterung kommen Szenen aus<br />
Spielfilmen der 1930er Jahre, in denen ausschließlich<br />
44<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Autos aus Zwickau auftauchen sowie zum Thema<br />
„Neubeginn nach dem Krieg“ Originalberichterstattungen<br />
aus den Anfängen der DDR zum Einsatz.<br />
Ein zusammenfassender Film über die Zwickauer<br />
Automobilgeschichte ist in einer überbreiten Zwei-<br />
Kanal-Technik auf die Rundwand projiziert. In diesem<br />
Film gibt es einen dramaturgischen Wechsel zwischen<br />
Zeichentrickfilmabschnitten in kindlich-humoresker<br />
Form und in klassischer Filmproduktion.<br />
Für die Zukunft des Museums gibt es noch viele interessante<br />
Ansätze, es weiterhin mit attraktiven Angeboten<br />
im Marketingprozess immer wieder im Fokus der<br />
Öffentlichkeit zu platzieren. Dabei sind die Sonderausstellungen<br />
nur eine Richtung.<br />
Zum Schluss möchte ich einen ganz besonderen Dank<br />
für die gute Zusammenarbeit an die Partner dieses<br />
Projektes richten. Von Seiten Audi gilt dies insbesondere<br />
für Rudi Vollnhals, Prof. Dr. Peter Kirchberg und Thomas<br />
Erdmann, Weiterhin sei Dank gesagt an Dr. Rainer<br />
Albrecht, sowohl in seiner ehemaligen Funktion als<br />
Geschäftsführer der FES und seiner heutigen als<br />
Präsident des Museums-Fördervereins, ebenso an die<br />
Fördervereinsmitglieder Dr. Werner Reichelt, Dr.<br />
Winfried Sonntag, Dr. Werner Lang sowie an die<br />
Museumsmitarbeiter Jürgen Pönisch und Heino Neuber.<br />
Ich wünsche dem August Horch Museum eine beständige,<br />
kreative Unruhe. Im Sinne des Slogans „Automobile<br />
Geschichte erleben“.<br />
Die Kombination von grafischer<br />
und virtueller Information<br />
erlaubt für unterschiedliche<br />
Rezipienten<br />
eine Vermittlung komplizierter<br />
Informationen bzw.<br />
Zusammenhänge, die sich<br />
durch das bloße Zeigen des<br />
Exponates nicht erschließen<br />
lassen.<br />
Matthias Kaluza, Diplom-Designer,<br />
ö_konzept, Atelier für Gestaltung und Agentur für<br />
Werbung und Kommunikation Zwickau<br />
Fotos: Archiv des Autors
Wettfahrt<br />
mit der Kleinbahn<br />
August Horch bei Carl Benz in Mannheim<br />
Mit August Horch stieg Sachsen zu einem der bedeutendsten Zentren des<br />
Automobilbaus empor. Wie der Kfz-Pionier selbst den Weg vom<br />
Schmiedegesellen zum Autoindustriellen erlebte, schilderte er 1937 in seiner<br />
Autobiographie „Ich baute Autos!“. Nachfolgend eine kleine Episode<br />
aus Horchs Zeit Ende des 19. Jahrhunderts bei Carl Benz in Mannheim.<br />
Das „Velo“, unser erstes kleines<br />
Modell, war, wie ich schon beschrieb,<br />
ganz eckig hinten gebaut, und aus<br />
dieser Form entwickelten wir nachher<br />
einen hinten abgerundeten Wagen.<br />
Die Mechanerie blieb im übrigen<br />
dieselbe. Das Fahrzeug wurde<br />
später „Comfortable“ genannt und<br />
kostete 2500 Mark. Es stellte sich<br />
aber bald heraus, daß dieses unser<br />
neues Modell schwerer war als das<br />
„Velo“ und schon kleinere Steigungen<br />
nicht mehr nehmen konnte. Mit<br />
unserem alten Modell, dem „Velo“,<br />
das 2000 Mark kostete, hatte man<br />
Steigungen bis sieben Prozent fahren<br />
können.<br />
Wir kamen auch mit dem alten Riemenantrieb<br />
nicht mehr weiter. Man<br />
konnte keine drei Riemen nebeneinander<br />
legen, weil der Platz zu beschränkt<br />
war, und deshalb kamen wir<br />
auf eine andere, vorzügliche Idee.<br />
Wir bauten ein Planetengetriebe, und<br />
zwar derart, daß wir nicht nur einen<br />
kleineren Gang damit erzielten, sondern<br />
auch noch einen Rücklauf. Dieses<br />
Planetengetriebe wurde später<br />
von der Firma Ford in den USA angewandt.<br />
Damit also hatten wir jetzt<br />
ein Fahrzeug mit drei Vorwärtsgängen<br />
und einem Rücklauf. Benz baute<br />
das Planetengetriebe schon im Jahre<br />
1887. Und mit diesem neuen Modell<br />
konnten wir schon Steigungen über<br />
sieben Prozent fahren. Die Geschwindigkeit<br />
in der Ebene blieb aber nach<br />
wie vor immer nur achtzehn Stundenkilometer.<br />
Das ließ mir einfach<br />
keine Ruhe mehr, und eines Tages<br />
marschierte ich zu Papa Benz ins<br />
Büro und sagte, daß ich den Versuch<br />
durchführen möchte, dem Motor<br />
eine höhere Kompression zu geben.<br />
Papa Benz musterte mich mißtrau-<br />
isch und sagte: „Was wolle Sie damit<br />
erreiche?“ „Der Motor bekommt eine<br />
größere Leistung und damit unsere<br />
Wagen eine höhere Geschwindigkeit.“<br />
Papa Benz: „Sie brauche nit<br />
schneller zu fahre! Es kann Ihne nur<br />
passiere, daß Ihne Ihre Wageteile ins<br />
Gesicht fliege. Die halte das nicht<br />
aus.“ Es gab eine lange Unterhaltung,<br />
und ich bot alles auf, ihn zu überzeugen,<br />
aber er weigerte sich strikt, sein<br />
Einverständnis zu dem Versuch zu<br />
geben. Ich ließ mir die Sache, von der<br />
ich unter keinen Umständen abgehen<br />
wollte, weiter durch den Kopf<br />
gehen, und an einem der folgenden<br />
Tage wanderte ich zu Herrn Ganß,<br />
einem Teilhaber der Firma. Ich erzählte<br />
ihm die Unterredung mit<br />
Herrn Benz und schilderte ihm mein<br />
Vorhaben. Herr Julius Ganß war<br />
ebenso fortschrittlich wie energisch<br />
und sagte sofort: „Herr Horch, Sie<br />
machen den Versuch! Wenn der Motor<br />
es aushält, können wir immer<br />
noch mit Herrn Benz sprechen.“<br />
Ich ging gleich an die Arbeit. Die<br />
Änderungen, die am Motor vorgenommen<br />
werden mußten, waren<br />
sehr einfach, und der Monteur Krapff<br />
und ich hatten die Sache in kurzer<br />
Zeit auf die Beine gestellt. Und siehe<br />
da: Der Motor hielt es aus, leistete<br />
beinahe eine Pferdekraft mehr als<br />
zuvor.<br />
Nun sagten wir es Papa Benz. Er war<br />
zunächst sehr ungehalten, daß man<br />
sein Verbot umgangen hatte, stand<br />
aber vor einer fertigen Tatsache, an<br />
der er nicht mehr ändern konnte. Der<br />
veränderte und verbesserte Motor<br />
wurde in unser Modell „Comfortable“<br />
eingebaut, und der Wagen lief nunmehr<br />
neun Kilometer schneller als<br />
zuvor. Seine erste Probefahrt mit<br />
AufgeHorcht<br />
Die Autobiographie von August Horch ist u. a. im<br />
Horch Museum Zwickau erhältlich.<br />
dem veränderten Motor machte der<br />
damalige Schlosser Hyronimus in der<br />
Neckarvorstadt auf einer Straße,<br />
durch die eine Kleinbahn fuhr. Sie<br />
hatte keine allzu große Geschwindigkeit,<br />
aber sie lief immerhin schneller<br />
als unsere Automobile, die damals<br />
nur achtzehn Kilometer in der Stunde<br />
schafften. Jetzt aber kam auf einmal<br />
der Hyronimus mit seinem verbesserten<br />
„Comfortable“ daher und<br />
„brauste“ die Straße entlang und<br />
überholte zum grenzenlosen Erstaunen<br />
des Lokomotivführers, sämtlicher<br />
Fahrgäste und aller Schaffner<br />
den Zug ohne jede Mühe. Es gab ein<br />
unbeschreibliches Hallo. Dem<br />
Hyronimus machte das großen Spaß,<br />
und da er ohnehin zu jedem Witz aufgelegt<br />
war, ließ er die Kleinbahn vorausfahren,<br />
„brauste“ wieder hinterher,<br />
überholte sie unter dem frenetischen<br />
Beifallsgebrüll des ganzen<br />
Zuges, und dieses Spielchen machte<br />
er noch einige Male und alle hatten<br />
ein Mordsvergnügen daran.<br />
An einem der nächsten Tage aber<br />
kam ein feierliches Schreiben der<br />
Bahnverwaltung, darinnen das gemessene<br />
Verbot stand, künftighin in<br />
derselben Straße mit der Kleinbahn<br />
zu fahren. Solange die Wagen der<br />
Firma Benz, schrieb die Bahnverwaltung<br />
entrüstet, nicht so schnell<br />
gewesen wären, sei noch alles gut gegangen,<br />
jetzt aber müsse man mit den<br />
schwersten Unglücksfällen rechnen...<br />
01/20<strong>08</strong> 45
AufgeHorcht<br />
Kirchberger<br />
PS-Legenden<br />
11. Kirchberg-Classics lädt am 7. Juni zu Oldtimertreffen und Rundfahrt ein<br />
Mittlerweile mehr als 500 Oldtimerfahrer und noch<br />
viel mehr Oldtimerfans haben jährlich am ersten<br />
Sonnabend im Juni einen festen Termin in ihrem<br />
Kalender vermerkt: das Oldtimertreffen mit Rundfahrt<br />
in Kirchberg bei Zwickau. Die Kirchberg-Classics lädt<br />
am 7. Juni bereits zum elften Mal ein.<br />
Vor der Vorschau auf das 20<strong>08</strong>er „Volksfest auf Rädern“ sei ein<br />
Blick rund 80 Jahre zurück gestattet. Denn da wurden die<br />
Grundsteine für die PS-Leidenschaft der Kirchberger gelegt,<br />
die wie viele Sachsen regelrecht „motorbesessen“ sind. Im Mai<br />
1929 gründeten Kraftfahrzeug-Enthusiasten den „Motorradund<br />
Automobil-Club Kirchberg und Umgebung“. Zu den<br />
Initiatoren gehörte der damals 21-jährige Arno Kramer.<br />
Geboren am 29. Februar 19<strong>08</strong> in Saupersdorf bei Kirchberg<br />
wuchs er mit seinen Brüdern Alfred und Hans in einer Familie<br />
auf, die bereits seit 1903 mit Fahr- und Motorrädern handelt.<br />
Mitte der 1920er Jahre erhielt er zusammen mit seinem ältesten<br />
Bruder das erste Motorrad. Es war eine 2-Gang-<br />
Maschine der Firma Arthur Schüttoff aus Chemnitz mit dem<br />
polizeilichen Kennzeichen V-5838.<br />
Arno Kramer hatte nicht nur Spaß am Fahren. Gemeinsam mit<br />
seinem Bruder Hans gab er 1926 ein „Lehrbuch für<br />
Motorradfahrer“ heraus. Es enthielt Abbildungen aller damals<br />
gültigen Verkehrszeichen und Verhaltensregeln im Straßenverkehr<br />
und kostete 75 Pfennige. Nicht nur mit diesem<br />
Vorläufer der heutigen StVO bekundete er seine Leidenschaft<br />
Impressionen von der 10. Kirchberg-Classics 2007.<br />
46<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Die Streckenführung der 11. Kirchberg-Classics.
Die Kirchberger Motorsportlegende Arno Kramer (hinten sitzend) 1927 mit<br />
einem seiner Brüder auf einer 2-Gang-Schüttoff-Maschine.<br />
für das Kfz. Sein Leben lang war Arno Kramer Mitglied der<br />
jeweiligen örtlichen Vereinigung für Motorsport-Anhänger.<br />
Kurz vor seinem Tod – er starb 99-jährig am 10. September<br />
2007 – wurde er noch „Ehrenmitglied der Kirchberger<br />
Linksfahrer“. Für eine DVD, die zur zehnjährigen Kirchberg-<br />
Classics im Vorjahr erschien, stand er als Interviewpartner<br />
noch Rede und Antwort. Befragt zu seinem größten<br />
Motorraderlebnis, berichtete er ausführlich von einer<br />
Fuchsjagd um 1922, bei der ihm ein falsch angefahrener<br />
Graben zum Verhängnis wurde. Sonst wäre er allen „Jägern“<br />
entkommen.<br />
Zeit genommen hätte sich Arno Kramer dagegen bestimmt für<br />
das Geschehen zur 11. Kirchberg-Classics am 7. Juni dieses<br />
Jahres. Das Organisatorenteam der Stadtverwaltung<br />
Kirchberg um Ordnungsamtschef Detlef Dix erwartet wiederum<br />
mehr als 500 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz<br />
Deutschland und angrenzenden Staaten. Teilnehmen kann wie<br />
bisher jeder, der einen Oldtimer nicht jünger als Baujahr 1975<br />
sein eigen nennt und Spaß am Fahren und Fachsimpeln mit<br />
Gleichgesinnten hat, egal ob er ein Moped oder einen<br />
Luxuswagen besitzt. Das Nenngeld von 15 Euro macht’s für<br />
AufgeHorcht<br />
Ein mobiler Sponsor sorgt zur Kirchberg-Classics für den „Treibstoff“ nach<br />
der Fahrt.<br />
jeden erschwinglich. Hermann Schwinger hat erneut eine<br />
Strecke ausgewählt, die wie gewohnt von den vorherigen<br />
abweicht, aber auf jeden Fall über rund 70 Kilometer interessante<br />
Erzgebirgsstraßen führt.<br />
Die meisten Teilnehmer finden sich schon einige Stunden vor<br />
dem Start um 13.00 Uhr ein. Ab 8.00 Uhr präsentieren sie<br />
ihre Fahrzeuge auf dem Festplatz Kirchberg. Um 9.30 Uhr lädt<br />
der Kraftfahrergottesdienst in der Stadtkirche St. Margarethen<br />
ein. In diesem Jahr wird an eine alte christliche Legende erinnert,<br />
in der ein Mann namens Christophorus Jesus selbst durch<br />
einen Fluss getragen habe. Der Heilige Christophorus als<br />
Schutzpatron aller Reisenden wird auch die diesjährige<br />
Erinnerungsplatte an das Treffen zieren.<br />
Nach dem Start um 13.00 Uhr steuern die Motorräder, Autos<br />
und Lkw Burg Schönfels an. Weiter geht es über Steinpleis<br />
zum Werdauer Markt und von dort zum Crimmitschauer<br />
Markt. An dieser Stelle wird etwa gegen 14.00 Uhr und nach<br />
34 gefahrenen Kilometern die „Große Rast“ eingelegt. 14.30<br />
Uhr setzt der Tross seine Fahrt fort über Dänkritz,<br />
Königswalde, Zwickau und Wilkau-Haßlau. Gegen 15.40 Uhr<br />
und dann nach 68 Kilometern wird das Fahrerfeld wieder am<br />
01/20<strong>08</strong> 47
AufgeHorcht<br />
Seit fast 80 Jahren Vereinssymbol: der Wimpel des 1929 gegründeten „Motorrad- und Automobil-Clubs<br />
Kirchberg und Umgebung“.<br />
Festplatz Kirchberg erwartet. Mit im Ziel ist dann vielleicht<br />
auch der Vizebürgermeister von Ravenna. Die italienische<br />
Stadt besitzt als Kontrollpunkt einen festen Platz in der Mille<br />
Miglia, der wohl berühmtesten Oldtimerfahrt der Welt. Die<br />
Beziehungen zwischen Ravenna und Kirchberg hat im 19.<br />
Jahrhundert übrigens der italienische Freiheitskämpfer<br />
Giuseppe Garibaldi geknüpft. Kirchberger Textilunternehmen<br />
färbten Uniformteile für die Ausrüstung seiner Soldaten. Zum<br />
48<br />
01/20<strong>08</strong><br />
Termine<br />
In den nächsten Jahren<br />
findet die Kirchberg-<br />
Classics zu folgenden<br />
Terminen statt:<br />
6. Juni 2009<br />
5. Juni 2010<br />
200. Garibaldi-Geburtstag im Vorjahr besuchte eine<br />
Delegation aus Ravenna die westsächsische Stadt und schnell<br />
fand man heraus, dass die PS-Leidenschaft eine gemeinsame<br />
ist.<br />
Ina Reichel<br />
Fotos/Grafiken:<br />
Stadtverwaltung Kirchberg, Detlef Dix<br />
www.kirchberg-classics.de
AufgeHorcht<br />
Premiere für Hohnstein Historic<br />
Erster Startschuss für Classic-Car Rallye<br />
rund um das Elbsandsteingebirge am 11. Juli<br />
Freunde des klassischen Motorsports<br />
können sich über ein neues Highlight im<br />
Rennkalender freuen: Am 11. Juli 20<strong>08</strong><br />
fällt erstmals der Startschuss für eine<br />
außergewöhnliche Classic-Car-Rallye<br />
rund um das Elbsandsteingebirge. Drei<br />
Tage werden die Teams Zeit haben, eine<br />
Strecke von rund 680 Kilometern im<br />
Dreieck Hohnstein, Leipzig und Dresden<br />
zu bewältigen. Dabei werden fahrerisches<br />
Können und Materialtauglichkeit<br />
gleichermaßen auf die Probe gestellt.<br />
Ein attraktives Unterhaltungsprogramm<br />
an historischen Plätzen sorgt für den exklusiven<br />
Rahmen, den ein solches Event<br />
braucht. Das Ganze steht im Dienste<br />
eines guten Zwecks: Der Reinerlös<br />
kommt der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland<br />
Nordhausen e. V. zugute.<br />
„Für die Anhänger des Motorsports geht<br />
hier ein Traum in Erfüllung“ sagt Initiator<br />
Stefan Dan, der dieses Projekt mit dem<br />
Organisationskomitee schon seit drei<br />
Jahren voran treibt. Die Hohnstein<br />
Historic führt in weiten Teilen über Straßen,<br />
auf denen schon Rennlegenden wie<br />
Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer<br />
oder Hans Stuber um den Sieg fuhren:<br />
zum einen über die historische Bergrenn-<br />
Strecke rund um Hohnstein, zum anderen<br />
über den in der Vorkriegszeit gebauten,<br />
aber nie offiziell in Betrieb genommenen<br />
„Deutschland-Ring“; einen zehn<br />
Kilometer langen Rundkurs, der 1940 mit<br />
dem Großen Preis von Deutschland dazu<br />
bestimmt war, das Erbe des stets umstrittenen<br />
Nürburgrings anzutreten.<br />
„Wir sind überzeugt, dass die Hohnstein<br />
Historic schon in wenigen Jahren mit<br />
großen Ereignissen wie der Mille Miglia<br />
in einem Atemzug genannt werden<br />
kann“, prophezeit Gregor Gerlitzki, „denn<br />
hier finden wir in gleichem Maße die Verbindung<br />
von Historie, großem Sport und<br />
kulturellen Highlights.“<br />
Prominente Teilnehmer haben bereits ihr<br />
Kommen angekündigt. Neben Tagesschau-Chefsprecher<br />
und Moderator Jan<br />
Hofer werden weitere bekannte Persönlichkeiten<br />
in Hohnstein erwartet und<br />
u. a. am Start sein.<br />
Wer über ein fahrtaugliches Automobil bis<br />
Baujahr 1975 verfügt und die Gelegenheit<br />
nutzen möchte, die Freude am Fahren<br />
mit einem attraktiven Rahmenprogramm<br />
zu verbinden, kann sich direkt<br />
über die Internet-Seite anmelden.<br />
www.hohnstein-historic.de<br />
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AufgeHorcht<br />
Erneut unterwegs<br />
auf den Spuren der Pioniere<br />
Sachsen Classic rollt vom 28. bis 30. August durch den Freistaat<br />
In diesem Jahr rollt die Sachsen Classic<br />
bereits zum sechsten Mal durch den Freistaat.<br />
Wobei diese Angabe nicht ganz korrekt<br />
ist. Denn erneut nimmt die internationale<br />
Oldtimer-Rallye wieder ein Stück<br />
Weg durch tschechisches Territorium und<br />
erstmals wird zwischen Zittau und Görlitz<br />
auch polnisches Gebiet kurz erfahren.<br />
Die erste Etappe startet am 28. August<br />
bereits traditionell 12.01 Uhr auf dem<br />
historischen Hauptmarkt in Zwickau.<br />
Gleich am ersten Tag steht eine beson-<br />
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dere Herausforderung im Roadbook:<br />
Nachdem die Fahrzeuge die „Steile Wand“<br />
in Meerane überwunden haben, folgt eine<br />
Sonderprüfung auf der 3,7 Kilometer<br />
langen GP-Strecke des Sachsenrings bei<br />
Hohenstein-Ernstthal.<br />
Am zweiten Tag schlängelt sich die Fahrzeugkolonne<br />
auf kurvenreichen Nebenstrecken<br />
des Erzgebirges hinauf zum<br />
Fichtelberghaus, nimmt Kurs auf Zschopau,<br />
wo DKW in den 1920er Jahren als<br />
größte Motorradfabrik der Welt produ-<br />
ziert hat und erreicht zur Mittagspause<br />
die Augustusburg. Danach geht es hinauf<br />
und entlang des Erzgebirgskammes,<br />
auch auf tschechischer Seite. Tagesziel ist<br />
Bad Schandau.<br />
Der Schlusstag lockt erneut mit vielen<br />
Attraktionen. Durch den wildromantischen<br />
Nationalpark der Böhmischen<br />
Schweiz wird Krasna Lipa angefahren.<br />
Über einen nur für die Sachsen Classic<br />
geöffneten Grenzübergang kommen die<br />
Fahrzeuge in das deutsch-polnischtschechische<br />
Dreiländereck nach Zittau<br />
und fahren weiter entlang der Neiße.<br />
Dabei wird bis Zgorzelec, der Schwesterstadt<br />
von Görlitz, auf die polnische<br />
Seite gewechselt. In ihrer herrlich restaurierten<br />
Altstadt feiern die Görlitzer an<br />
diesem letzten August-Wochenende ihr<br />
Stadtfest und binden die Sachsen Classic<br />
gleich mit ein. Weiter wird auf einsamen<br />
Nebenstrecken der Oberlausitz Bischofswerda<br />
angesteuert.<br />
Nach drei erlebnisreichen Tagen und 620<br />
Kilometern mehr auf dem Tacho erreicht<br />
der Old- und Youngtimertross schließlich<br />
Dresden. Vor der Semperoper ist eine<br />
letzte Zeitkontrolle zu absolvieren, bevor<br />
die Zielflagge vor der Gläsernen VW-<br />
Manufaktur das Ende dieser besonderen<br />
Rallye verheißt.
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AufgeHorcht<br />
Leistungsstarker<br />
Partner für<br />
Abgastechnik<br />
Förderverein besuchte<br />
Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH<br />
Zwei Mal im Jahr gehen die Mitglieder des Horch-Museum-<br />
Fördervereins auf „Besichtigungstour“ in Unternehmen der<br />
Automobilindustrie. Anfang Dezember 2007 waren sie bei der<br />
Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH zu Gast. Das 1991 gegründete<br />
Unternehmen gehört zum weltweit agierenden USamerikanischen<br />
Tenneco-Konzern. Gillet Zwickau ist auf die<br />
Fertigung von Abgastechnik für den Pkw-, Lkw- und Nutzfahrzeugbau<br />
spezialisiert und beliefert unter anderem große<br />
deutsche Automobilhersteller wie Daimler und VW Sachsen,<br />
letztere just-in-time.<br />
Die Schalldämpfer entstehen vorwiegend in Eigenfertigung<br />
(Pressteilherstellung, CNC-gesteuerte Rohrbiegerei für Rohrdurchmesser<br />
40 bis 140 Millimeter, Schweiß- und Falztechnik<br />
sowie Farbgebung mit automatischem Durchlauf). Alle wesentlichen<br />
Schweißkonstruktionen erfolgen mit Robotertechnik<br />
bzw. automatischen Schweißverfahren. Im firmeneigenen Werkzeugbau<br />
werden die dazu erforderlichen Vorrichtungen, Werkzeuge<br />
und Lehren konstruiert und gebaut. Außerdem ist der<br />
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Mitglieder des Horch-Museum-Fördervereins besuchten im Dezember<br />
2007 die Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH. Foto: Ina Reichel<br />
Werkzeugbau im europaweiten Firmenverbund ein gefragter<br />
Partner, wenn es um Konstruktion und Bau von abgasspezifischen<br />
Roboterschweißvorrichtungen geht.<br />
Seit Ende 1996 liefert Gillet Zwickau im Dreischichtbetrieb<br />
komplette Abgasanlagen für Passat und Golf im just-in-time-<br />
System für VW Sachsen in Zwickau-Mosel.<br />
Gillet Zwickau setzt die neuesten Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />
auf dem Gebiet der Abgastechnik in die Praxis<br />
um und setzt dabei auf die erstklassig ausgerüstete Forschungs-<br />
und Entwicklungsabteilung der Mutterfirma, Heinrich<br />
Gillet GmbH im pfälzischen Edenkoben. Aber auch die Zusammenarbeit<br />
mit innovativen Einrichtungen in Zwickau wird<br />
rege genutzt. Hierbei ist insbesondere der gute Kontakt zur<br />
Westsächsischen Hochschule, zum BIC sowie zum Volkswagen<br />
Bildungsinstitut hervorzuheben. Ebenso bündelt die Zusammenarbeit<br />
im Automobilcluster Südwestsachsen Kräfte im<br />
Territorium.<br />
PM<br />
Komplette Abgasanlagen für Passat und Golf liefert Gillet just in time an VW Sachsen. Foto: Gillet
VERANSTALTUNGEN<br />
Veranstaltungen 2. Halbjahr 20<strong>08</strong><br />
Gemeinnütziger Förderverein Automobilmuseum August Horch Zwickau e. V.<br />
Freitag/Sonnabend, 26./27. September<br />
Exkursion in die Lausitz<br />
1. Tag: Besuch des Lausitzringes mit Dekra Test Center<br />
2. Tag: Ausflug in den Spreewald<br />
Anmeldungen/Reservierungen beim Förderverein-Geschäftsführer R. Alscher<br />
Kostenbeitrag ca. 40,00 Euro pro Person (Bustransfer, Eintritte usw.)<br />
Hotelkosten ca. 40,00 Euro pro Person (zahlen Teilnehmer selbst vor Ort)<br />
Donnerstag, 2. Oktober, 16.30 Uhr<br />
Vortrag: Die Entwicklung der Fertigungssteuerung im Automobilbau aus der Sicht der Informatik,<br />
dargestellt an Beispielen von Horch, Audi, Sachsenring und VW Sachsen<br />
Vortragender: Dr. Günter Hetmank, Zwickau<br />
Ort: August Horch Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />
AufgeHorcht<br />
Ehrenmitgliedschaft<br />
für Roland Schulze<br />
Für sein außerordentliches Engagement<br />
und die damit verbundenen Erfolge bei<br />
der Mitgliedergewinnung erhielt Roland<br />
Schulze (l.) aus den Händen von Dr.<br />
Rainer Albrecht, Präsident des Horch-<br />
Museum-Fördervereins, die Urkunde<br />
für die Ehrenmitgliedschaft ausgehändigt.<br />
Roland Schulze hat als Akteur des<br />
Vereinspräsidiums vor allem viele mit<br />
der Automobilindustrie verbundenen<br />
Unternehmen für den Förderverein des<br />
Horch Museums begeistert.<br />
Donnerstag, 6. November, 16.30 Uhr<br />
Vortrag: Die Entwicklung der Benzineinspritzung bei Zwei- und Viertakt-Ottomotoren vom Anbeginn bis zum Jahre 1960<br />
Vortragender: Walter Siepmann, Chemnitz<br />
Ort: August Horch Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />
Donnerstag, 4. Dezember, 16.30 Uhr<br />
Laborbesichtigung in der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />
Überblick zum derzeitigen Anwendungsstand der „Digitalen Fabrik“ in der Automobilindustrie<br />
(ausgewählte Werkzeuge zur Fabrikplanung, Simulationssoftware „Flexim“, 3D-Layoutplanung am visTABLE)<br />
Erläuterungen von Prof. Dr. Andrea Kobylka und Prof. Dr. Thomas Gäse<br />
Ort: Eingang Technikum I, Schneebergerstraße 15, Rasmussen Bau<br />
Weitere Informationen, Nachfragen, Anmeldungen unter<br />
Telefon: 0375-2706587<br />
(jeweils dienstags und donnerstags von 9.00 bis 11.00 Uhr) bzw. unter<br />
Fax: 0375-2706587 sowie<br />
E-Mail foerderverein@horch-museum.de<br />
Verdiente<br />
Auszeichnung<br />
Änderungen vorbehalten!<br />
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AufgeHorcht<br />
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Impressum<br />
Herausgeber<br />
Gemeinnütziger Förderverein<br />
Automobilmuseum<br />
August Horch Zwickau e.V.<br />
Audistraße 7<br />
<strong>08</strong>058 Zwickau<br />
foerderverein@horch-museum.de<br />
http://foerderverein.horch-museum.de<br />
Redaktion<br />
Ina Reichel, Freie Journalistin,<br />
Chemnitz<br />
Anzeigenakquise, Layout, Satz<br />
Marketingagentur Reichel<br />
Kleinolbersdorfer Str. 6<br />
09127 Chemnitz<br />
Tel. 0371-7743510<br />
Fax 0371-7743511<br />
mareichel@ma-reichel.de<br />
Druck<br />
Druckerei Wagner GmbH<br />
Großschirma OT Siebenlehn<br />
Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe: 5. Mai 20<strong>08</strong>