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Aufgehorcht 1/08

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Editorial<br />

Automobillegenden<br />

AufgeHorcht<br />

Wenn in Deutschland von Automobillegenden gesprochen wird, dann stehen zwischen<br />

Flensburg und Berchtesgaden der „Käfer“ von Volkswagen und von Kap Arkona bis<br />

zum Fichtelberg der „Trabant“ von Sachsenring weit obenan. Für viele ihrer<br />

Besitzer waren sie treue Wegbegleiter und gehörten oft zum engeren Familienkreis.<br />

Heute sind sie für viele ihrer Verehrer zum Kultobjekt geworden. Mittlerweile<br />

sind die vielseitigen, gut besuchten u.a. auch „spektakulären“ Feierlichkeiten<br />

zum 50-jährigen Jubiläum des Trabant nun schon wieder Historie. Dennoch: Für<br />

jene Trabantfreunde, denen die Veranstaltungen vielleicht zu turbulent waren, oder<br />

die anderweitig keine Gelegenheit hatten, daran teilzunehmen, besteht zur Zeit<br />

immer noch die Möglichkeit, das „Kultobjekt Trabant“ als Produkt seiner Zeit in<br />

der noch bis Oktober 20<strong>08</strong> laufenden Sonderausstellung im August Horch Museum<br />

Zwickau zu sehen. Kultautos wie „Käfer“ und „Trabant“ sind einfach legendär, weil von vielen<br />

Automobilfreunden als solche anerkannt und gepflegt.<br />

Anders verhält es sich mit Automobillegenden, die im Verborgenen liegen. Es bedarf dann<br />

Enthusiasten und Kenner der Materie des Automobilbaues, die sich solcher erinnern und durch<br />

akribische Recherchen „ans Licht befördern.“ Walter Siepmann, ein ganzes Berufsleben als<br />

Entwicklungs- und Patentingenieur im westsächsischen Automobilbau vornehmlich mit Erfindungen<br />

und Warenzeichen befasst, ist es gelungen, die Geschichte des in der Auto Union entwikkelten<br />

DKW F9 aus versunkenen Erinnerungen hervorzuholen. Was auf den ersten Blick als<br />

nichts Besonderes erscheint, bringt bei näherem Eindringen in die Historie des F9 legendäre<br />

Aspekte hervor, die „aufHorchen“ lassen.<br />

Was kennzeichnet die Legende des Auto Union DKW F9? Konzipiert und entwickelt wurde das<br />

Produkt in der Auto Union in den 1930iger Jahren. Es erlangte die Serienreife 1939, zu einer Zeit<br />

als der 2. Weltkrieg begann. Der Serienstart blieb aus. Das bis Kriegsende verwahrte technische<br />

Konzept verblieb einerseits in Ostdeutschland und gelangte andererseits durch ehemalige<br />

Führungskräfte der Auto Union nach Westdeutschland. Dadurch war es möglich, in den 1940iger<br />

Jahren mit der Vorbereitung der Produktion ein- und desselben Fahrzeuges in beiden Teilen<br />

Deutschlands getrennt zu beginnen.<br />

Eine besondere Gemeinsamkeit stellte der Dreizylinder-Zweitakt-Otto-Motor als Antriebsaggregat<br />

dar, das auf beiden Seiten unter Beibehaltung des DKW-Grundkonzeptes leistungssteigernd<br />

weiterentwickelt wurde. Eine gesamtdeutsche Automobilgeschichte, die im Detail<br />

betrachtet ihre Einmaligkeit offenbart.<br />

Übrigens: Der letzte Motor des DKW-Konzeptes wurde serienmäßig im DDR-Kleintransporter<br />

B 1000 im sächsischen BARKAS-Werk bis zu dessen Produktionseinstellung im Jahr 1991 verbaut.<br />

Wenn das keine Legende ist?!<br />

Dr. Rainer Albrecht<br />

Präsident des Gemeinnützigen Fördervereins Automobilmuseum August Horch Zwickau e.V.<br />

01/20<strong>08</strong><br />

3


AufgeHorcht<br />

Aus dem Inhalt<br />

August Horch grüßt jetzt auch vom Himmel<br />

Ein im Drebacher Planetarium entdeckter<br />

Kleinplanet erhielt den Namen des Automobilpioniers<br />

Neues aus dem Horch Museum<br />

Das PER-Motorrad vor dem Aussterben bewahrt<br />

Leihgeber stellt Horch Museum<br />

einmalige Fahrzeugkonstruktion zur Verfügung<br />

Langer Nachhall eines Jubiläums<br />

Sonderschau „Vier Ringe für Sachsen“<br />

bis 8. Juni im Verkehrsmuseum Dresden<br />

Weitere großzügige Spende für Rennwagennachbau<br />

ADAC Sachsen unterstützt Erhalt<br />

wertvoller sächsischer Automobilgeschichte<br />

Ein Pkw für Ost und West – Teil 2<br />

Die Entwicklung des Auto Union DKW F9 und seine<br />

jahrzehntelangen Wirkungen<br />

Auto-Hochzeit in Zwickau<br />

Vor 50 Jahren vereinigten sich das Audi- und das Horch-<br />

Werk zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />

Viel Engagement „von unten“, viel Unheil „von oben“<br />

Die Entwicklung des Trabant 603 – eine vergebene Chance<br />

Ein echter Fünfziger lädt ein<br />

Sonderausstellung zum Trabant-Geburtstag<br />

noch bis Oktober 20<strong>08</strong><br />

Zwischen Holzvergasern und Promi-Autos<br />

AMI Leipzig setzte auch 20<strong>08</strong> Maßstäbe<br />

mit Rahmenprogramm<br />

Das Sammlerstück Audi Front 225<br />

4<br />

01/20<strong>08</strong><br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10–13<br />

14–17<br />

18–21<br />

22<br />

26


Erlebnisse am Nürburgring<br />

Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers<br />

der Auto Union – Teil 5<br />

Mit mehr als Tempo 400 raste er in den Tod<br />

Das Phänomen Bernd Rosemeyer – Symposium<br />

zu seinem 70. Todestag<br />

im August Horch Museum Zwickau<br />

Kirchberger PS-Legenden<br />

11. Kirchberg-Classics lädt am 7. Juni<br />

zu Oldtimertreffen und Rundfahrt ein<br />

Premiere für Hohnstein Historic<br />

Erster Startschuss für Classic-Car Rallye<br />

rund um das Elbsandsteingebirge am 11. Juli<br />

Erneut unterwegs auf den Spuren der Pioniere<br />

Sachsen Classic rollt vom 28. bis 30. August<br />

durch den Freistaat<br />

Leistungsstarker Partner für Abgastechnik<br />

Förderverein besuchte Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH<br />

AufgeHorcht<br />

34–37<br />

32–35<br />

36–37<br />

DKW-Motorradfahrer<br />

überaus erfolgreich auf dem Sachsenring<br />

Marke der Auto Union mit Spitzenresultaten<br />

beim Großen Preis von Europa 1938 38–39<br />

Automobilgeschichte unterhaltsam vermittelt – Teil 2<br />

Entdecken, begegnen, bewegen,<br />

erleben – der komplexe Weg<br />

zu einem Museum der Emotion und Faszination<br />

Wettfahrt mit der Kleinbahn<br />

August Horch bei<br />

Carl Benz in Mannheim<br />

Anchor Lamina<br />

40–44<br />

45<br />

46–48<br />

49<br />

50<br />

52<br />

01/20<strong>08</strong> 5


AufgeHorcht<br />

Neues aus dem<br />

Horch Museum<br />

Öffentliche Führungen<br />

und Jahreskarte<br />

Seit 20<strong>08</strong> können sich Besucher des<br />

Horch Museums Zwickau jeden ersten<br />

Sonntag im Monat ohne Voranmeldung<br />

direkt von August Horch durch ein reichliches<br />

Jahrhundert Zwickauer Automobilbaugeschichte<br />

geleiten lassen. Die<br />

zweistündigen öffentlichen Führungen<br />

beginnen jeweils 14.30 Uhr und können<br />

von bis zu 35 Besuchern wahrgenommen<br />

werden. Diese zahlen im Gegensatz<br />

zur sonst deutlich preisintensiveren<br />

Sonderführung mit dem Horch-Double<br />

Bernd Göpfert und Horchs Assistentin<br />

Fräulein Hermine nur zwei Euro zusätzlich<br />

zum Eintrittspreis. Bestandteil ist<br />

die Vorführung des Horch 8-Zylinder-<br />

Motors auf dem Prüfstand, die an jedem<br />

dritten Sonntag im Monat auch separat<br />

zu erleben ist.<br />

Zum neuen, noch kundenfreundlicheren<br />

Angebot des Museums gehört seit<br />

20<strong>08</strong> die Jahreskarte für 13 Euro. Interessant<br />

ist diese Offerte beispielsweise für<br />

Besucher, welche sich die wechselnden<br />

Sonderausstellungen im Laufe eines Jahres<br />

nicht entgehen lassen wollen. Bereits<br />

ab dem dritten Besuch rechnet sich diese<br />

Investition. Die Einzelkarte kostet 5 Euro.<br />

www.horch-museum.de<br />

Jeden ersten Sonntag im Monat lädt August Horch<br />

„höchstpersönlich“ zur öffentlichen Führung ein.<br />

Foto: Horch Museum<br />

6<br />

01/20<strong>08</strong><br />

August Horch grüßt<br />

jetzt auch vom Himmel<br />

Ein im Drebacher Planetarium entdeckter<br />

Kleinplanet erhielt Namen des Automobilpioniers<br />

Der Kleinplanet August Horch als Strichspur am<br />

Himmel.<br />

August Horch besitzt nunmehr auch<br />

einen offiziellen Platz am Firmament. Ein<br />

Kleinplanet hat den Namen des Automobilpioniers<br />

erhalten. Entdeckt wurde<br />

dieser Asteroid von Jens Kandler. Der<br />

Leiter von Zeiss-Planetarium und Volkssternwarte<br />

Drebach im Erzgebirge stieß<br />

bereits am 26. September 2000 auf diesen<br />

Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser<br />

von etwa 22 Kilometern. Bis ein<br />

Name vergeben werden konnte, dauerte<br />

es jedoch geraume Zeit. „Es wird kontrolliert,<br />

in welchen Bahnen sich der Kleinplanet<br />

bewegt. Wenn<br />

darüber genügend Aufschluss<br />

herrscht, erhält<br />

er eine Nummer“,<br />

erläutert der Leiter des<br />

Planetariums das aufwändige<br />

Prozedere.<br />

Der Horch-Asteroid<br />

wurde als 62.190.<br />

Kleinplanet unseres<br />

Sonnensystems eingetragen.<br />

Danach konnte<br />

Jens Kandler zur Namenswahl<br />

kommen.<br />

„Der Kleinplanet sollte<br />

auf jeden Fall nach<br />

einer Persönlichkeit<br />

benannt werden, die<br />

in der Region gewirkt<br />

hat. Ich habe mir das<br />

Museum in Zwickau<br />

angeschaut und viel über Horchs Engagement<br />

in Sachsen erfahren. Ich denke,<br />

er ist ein würdiger Namensgeber“, begründet<br />

Jens Kandler seine Wahl. Er erklärt,<br />

dass der Entdecker eines Kleinplaneten<br />

die Möglichkeit hat, „seinen“<br />

Himmelskörper zu benennen. Dazu<br />

wird ein kurzer Namensvorschlag beim<br />

Minor Planet Center in den USA eingereicht,<br />

der im Falle des Horch-Himmelskörpers<br />

unlängst bestätigt wurde.<br />

Zurzeit sind 185.000 Kleinplaneten in<br />

unserem Sonnensystem bekannt. Für<br />

einen Umlauf um die Sonne benötigt<br />

„August Horch“ 4,1 Jahre. Dennoch ist<br />

er ganz flott unterwegs. Er bewegt sich<br />

immerhin mit 19 km/s um unser Zentralgestirn.<br />

Kleinplaneten zählen zu den Kleinkörpern<br />

des Sonnensystems, die ähnlich wie<br />

die großen Planeten unsere Sonne umrunden.<br />

Aufgrund ihrer geringen Größe<br />

sind diese Himmelskörper nicht kugelrund,<br />

sondern sehen aus wie eine Kartoffel<br />

oder eine Erdnuss. Bisher wurden<br />

nur wenige Kleinplaneten aus nächster<br />

Nähe fotografiert. Am Sternenhimmel<br />

sind die Asteroiden auf den ersten Blick<br />

nicht von den Sternen zu unterscheiden.<br />

Aufgrund ihrer Bewegung vor dem Hintergrund<br />

der Sterne können wir sie jedoch<br />

als Strichspur erkennen. IR<br />

Bisher wurden nur wenige Kleinplaneten aus nächster Nähe fotografiert. Ein<br />

Beispiel ist Gaspra. Diese Himmelskörper sind nicht kugelrund, sondern haben<br />

die Form einer Kartoffel oder Erdnuss.<br />

Fotos: Zeiss-Planetarium und Volkssternwarte Drebach


Das PER-Motorrad<br />

vor dem Aussterben bewahrt<br />

Leihgeber stellt Horch Museum einmalige<br />

Fahrzeugkonstruktion zur Verfügung<br />

Michael Lehmann im Motorradfahrer-Outfit der 1920er Jahre auf der von ihm entdeckten PER aus Zwickau, der<br />

wohl einzigen Maschine, die weltweit noch existiert. Foto: Ina Reichel<br />

Rund 30 Jahre ist es her, da erfuhr Michael<br />

Lehmann aus Mülsen, dass der Baumeister<br />

Beck in Stenn bei Zwickau ein PER-<br />

Motorrad besitzt. Dieser hatte das<br />

Zweirad 1925 direkt beim Hersteller<br />

Friemann & Wolf Zwickau gekauft und<br />

bis in die 1950er Jahre große Touren<br />

damit gefahren. Der studierte Kfz-<br />

Ingenieur Michael Lehmann begeisterte<br />

sich für das Fahrzeug und konnte es<br />

1980 vom Erstbesitzer erwerben. Mit<br />

Bekannten hat er die dem Zahn der Zeit<br />

ausgesetzte technische Rarität so gut<br />

wie möglich konserviert. 2004 trat er an<br />

das Horch Museum mit dem Angebot<br />

einer Dauerleihgabe heran. In der Museumswerkstatt<br />

wurde dieser einmalige<br />

Zeitzeuge der Motorradgeschichte durchgreifend<br />

und behutsam zugleich restauriert.<br />

Seit Februar hat die PER ihren Platz<br />

nahe der Tankstelle in der Dauerausstellung<br />

eingenommen.<br />

Das Besondere an diesem Zweirad ist<br />

nicht nur die Tatsache, dass von dieser<br />

Marke wahrscheinlich nur noch diese<br />

eine Maschine existiert. Es verkörpert<br />

ein für seine Entstehungszeit äußerst<br />

fortschrittliches konstruktives Konzept.<br />

Eine selbsttragende Blechkarosserie sorgt<br />

dafür, dass Motor, Getriebe und Kette<br />

sauber eingepackt sind. Zündkerze, Vergaser<br />

und weitere betriebswichtige<br />

Teile sind direkt vor dem Fahrer angeordnet.<br />

Der Tank lässt sich herausnehmen,<br />

eine sehr praktische Lösung, da<br />

der Kraftstoff damals meist aus der<br />

Apotheke geholt wurde. Dem Motorrad<br />

fehlte nur eines: die Schar überzeugter<br />

Käufer. PER-Erfinder Kurt Passow<br />

war wohl seiner Zeit um einiges voraus,<br />

als er 1923 die Motorradkonstruktion<br />

begann und mit zwei Teilhabern die „Per“<br />

Konstruktions- und Handelsgesellschaft<br />

für Kraftfahrzeuge und Industriebedarf<br />

in Braunschweig etablierte. Zur finanziellen<br />

Absicherung der Fertigung gründeten<br />

sie die Kurt Passow AG im nahen Klein-<br />

Stöckheim. Doch der wirtschaftliche Erfolg<br />

wurde dem Unternehmen verwehrt.<br />

Passow und seine Partner verkauften<br />

Patente, Materialien und Fertigungseinrichtungen<br />

an die Firma Friemann &<br />

Wolf Zwickau. Der Grubenlampenhersteller<br />

gründete die PASSOW & CO.<br />

GmbH mit Sitz im Stammwerk. Vermutlich<br />

bis 1926 wurden dort PER-<br />

Motorräder produziert, dann kam aber<br />

auch an dieser Stelle das Aus für dieses<br />

Produkt. Dank Michael Lehmanns Hartnäckigkeit,<br />

der heute als Prüfingenieur<br />

beim TÜV arbeitet, konnte dieses einmalige<br />

Zeugnis Zwickauer Kfz-Geschichte<br />

bewahrt werden.<br />

Ina Reichel<br />

AufgeHorcht<br />

01/20<strong>08</strong> 7


AufgeHorcht<br />

Langer Nachhall eines Jubiläums<br />

Sonderschau „Vier Ringe für Sachsen“ bis 8. Juni im Verkehrsmuseum Dresden<br />

Der Nachbau des Auto Union Rekordrennwagens von 1937.<br />

Der 75. Jahrestag der Auto Union Gründung<br />

im Juni 1932 ist zwar fast schon ein<br />

Jahr Geschichte, doch das Jubiläum hallt<br />

nach. In einer noch bis 8. Juni andauernden<br />

Sonderschau erinnert das Verkehrsmuseum<br />

Dresden an den damals entstandenen<br />

zweitgrößten deutschen Automobilkonzern.<br />

Dresden vollendet eine<br />

Trilogie, die im Vorjahr im Sächsischen<br />

Industriemuseum Chemnitz und im August<br />

Horch Museum Zwickau begann.<br />

Die Museen konzipierten mit Unterstützung<br />

der Audi AG eine Sonderausstellung,<br />

die in unterschiedlicher Ausprägung<br />

an allen drei Orten gezeigt wurde<br />

bzw. noch wird. Während sich das<br />

Industriemuseum Chemnitz auf die unternehmerische<br />

sowie soziale Seite der<br />

8<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Auto Union konzentrierte, stellte das<br />

Horch Museum das Rennsportgeschehen<br />

rund um die erfolgreichen „Silberpfeile“<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Dresden zeigt nun Abschnitte von beiden<br />

Expositionen. Der Besucher erhält<br />

umfassenden Einblick in die Unternehmensgeschichte,<br />

zur Produktpalette, zum<br />

Rennsport sowie zur Rolle der Auto<br />

Union im 2. Weltkrieg und zu den getrennten<br />

Wegen, die sich nach Kriegsende<br />

in Ost und West ergaben. Neben<br />

Schrifttafeln, historischen Fotos und<br />

Werbemotiven sind im Lichthof des Museums<br />

einige „Schmuckstücke“ aus dem<br />

Auto Union Produktprogramm zu sehen.<br />

Dazu gehören ein Audi Front 225 Luxus<br />

Cabriolet von 1936, ein DKW 1001 Son-<br />

Blick in die Sonderausstellung zur Auto Union. Fotos: Ina Reichel<br />

derklasse Sportroadster von 1934 und<br />

ein Horch 420 Cabriolet von 1931. Ein<br />

Höhepunkt der Schau ist ein Nachbau<br />

des legendären Stromlinienwagens, mit<br />

dem Bernd Rosemeyer 1937 bei einer<br />

Rekordfahrt auf der Autobahn Frankfurt-<br />

Darmstadt als erster Mensch die 400km/h-Geschwindigkeitsgrenze<br />

auf einer<br />

normalen Straße überschritt.<br />

IR<br />

Sonderführung zur Ausstellung am<br />

8. Juni, 11.00 Uhr nach Voranmeldung.<br />

www.verkehrsmuseum-dresden.de


Weitere großzügige<br />

Spende für den Nachbau<br />

des Rennwagens Typ C<br />

ADAC Sachsen unterstützt Erhalt<br />

wertvoller sächsischer Automobilgeschichte<br />

Detlef Hastreiter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des ADAC Sachsen e. V. (l.), überreicht Dr. Rainer<br />

Albrecht, Präsident des Museumsfördervereins, einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro für das ehrgeizige<br />

Rennwagenprojekt Typ C. Foto: Frank Reichel<br />

Der ADAC Sachsen hat dem Gemeinnützigen<br />

Förderverein Automobilmuseum<br />

August Horch Zwickau erneut<br />

einen großzügigen Geldbeitrag für den<br />

Nachbau des Auto Union Rennwagens<br />

Typ C zur Verfügung gestellt. Zur Jahresmitgliederversammlung<br />

im April überreichte<br />

Detlef Hastreiter vom Vorstand<br />

des ADAC Sachsen einen Scheck in<br />

Höhe von 10.000 Euro an den Vereinspräsidenten<br />

Dr. Rainer Albrecht. Es war<br />

bereits die zweite Spende in einer fünfstelligen<br />

Größenordnung. Bereits 2007<br />

hatte der ADAC 20.000 Euro zu diesem<br />

ehrgeizigen Projekt beigesteuert.<br />

Dank dieser sowie weiterer finanzieller<br />

wie materieller Zuwendungen aus<br />

Wirtschaft und Wissenschaft kehrt das<br />

technische Denkmal Typ C langsam wieder<br />

auf die Bühne zurück. In Tausenden<br />

ehrenamtlichen Stunden haben Projektleiter<br />

Rainer Mosig, weitere erfahrene<br />

Automobilingenieure sowie Studenten<br />

der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />

das Original von 1936/1937 ohne Zeichnungen<br />

mit modernsten technischen<br />

Mitteln „nachkonstruiert“.<br />

Entstanden ist bereits die Karosserie<br />

inklusive Cockpit mit Sitz, Instrumententafel,<br />

Lenksäule, Pedalwerk und Chassisrahmen.<br />

In der gegenwärtigen zweiten<br />

Baustufe arbeiten die Akteure u. a. an<br />

Vorder- und Hinterachse Rädern, sowie<br />

Lenksystem. Der gegenwärtige Wert<br />

des Fahrzeugs liegt – gemessen anhand<br />

der geleisteten Arbeitsstunden sowie<br />

der Materialkosten – bei mehr als einer<br />

Dreiviertel Million Euro.<br />

Der ADAC fühle sich diesem Projekt<br />

sehr verbunden, da mit ihm ein Denkmal<br />

wieder auferstehe, das für die sportlichen<br />

Erfolge stehe, die den ausgezeichneten<br />

Ruf der sächsischen Automobilbaukunst<br />

um die Welt trugen.<br />

IR<br />

AufgeHorcht<br />

Weitere Unterstützung für<br />

das Projekt Nachbau<br />

Rennwagen Typ C nimmt<br />

der Förderverein gern<br />

entgegen:<br />

Gemeinnütziger<br />

Förderverein<br />

Automobilmuseum<br />

August Horch Zwickau e.V.<br />

Audistraße 7<br />

<strong>08</strong>058 Zwickau<br />

Tel. 0375-2706587<br />

(dienstags und donnerstags<br />

jeweils 9.00 bis 11.00 Uhr)<br />

Fax 0375-2706587<br />

E-Mail:<br />

foerderverein<br />

@horch-museum.de<br />

Internet:<br />

http://foerderverein.<br />

horch-museum.de<br />

Spendenkonto:<br />

Sparkasse Zwickau<br />

BLZ 870 550 00<br />

Konto-Nr. 22 12 00 03 51<br />

Kennwort: RWC<br />

01/20<strong>08</strong> 9


AufgeHorcht<br />

Ein Pkw für Ost und West<br />

Die Entwicklung des Auto<br />

Union DKW F9 und seine<br />

jahrzehntelangen Wirkungen<br />

Im DKW F9 sehen Experten das reifste Produkt der<br />

Auto Union. Der kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs<br />

entwickelte Pkw verkörpert ein sächsisches Erzeugnis,<br />

das noch jahrzehntelang gesamtdeutsch wirkte.<br />

Der Dreizylinder-Zweitaktmotor wurde über 40 Jahre in<br />

Deutschland genutzt. Er war in der DDR Basis vom IFA<br />

F9 bis zum Wartburg. In der BRD wurde die von der<br />

Auto Union geschaffene strömungsgünstige Karosserieform<br />

des F9 rund 25 Jahre angewendet. Der DKW F9 war<br />

ein Pkw für Ost und West.<br />

Mai 1945: Der 2. Weltkrieg ging zu Ende. Deutschland lag in<br />

Trümmern, war besiegt, besetzt durch die alliierten Truppen und<br />

geteilt in eine Ost- sowie drei Westzonen. Die Betriebe der<br />

Auto Union AG in Sachsen wurden von der Sowjetunion demontiert<br />

und bis zur Löschung im Handelregister juristisch abgewickelt.<br />

Während dieser Phase erlangte die Auto Union GmbH<br />

Ingolstadt 1947 die Inhaberschaft aller bis 1945 durch die Auto<br />

Union AG erworbenen und angemeldeten Schutzrechte sowohl<br />

in der BRD und als auch im Ausland.<br />

Auf der Leipziger Messe 1948 präsentierte der Ausstellungsstand<br />

der „Volkseigenen Betriebe Sachsens“ des Fahrzeugbaues<br />

eine Reihe von in Sachsen traditionell gefertigten Fahrzeugen.<br />

Dazu gehörten drei Ausführungen vom DKW-Typ F8<br />

und eine DKW-F9-Limousine.<br />

Auf der Leipziger Messe 1948 präsentierte der Ausstellungsstand der „Volkseigenen Betriebe Sachsens“ des<br />

Fahrzeugbaues auch einen DKW F9. Vermutlich handelte es sich dabei um ein Versuchsfahrzeug aus der<br />

Zentralen Versuchsabteilung (ZVA) der Auto Union in Chemnitz.<br />

10<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Teil 2<br />

Prospekt der IFA-Vereinigung volkseigener Fahrzeugwerke vom März 1949.<br />

In kurioser Weise stellten diese „Volkseigenen Betriebe“ ihre<br />

Erzeugnisse insgesamt unter den „Vier Ringen“ der liquidierten<br />

Auto Union aus. Der gezeigte Pkw DKW F9 war vermutlich<br />

ein Versuchsfahrzeug aus der Zentralen Versuchsabteilung<br />

(ZVA) der Auto Union in Chemnitz. Für die Messe wurde dieses<br />

Fahrzeug, das einzige, welches sich in Sachsen noch in<br />

deutscher Hand befand, in einen ausstellenswürdigen Zustand<br />

versetzt. Dabei wirkten die IFA-Betriebe in Chemnitz,<br />

Scharfenstein und Zwickau zusammen. Die Messe-Präsentation<br />

erfolgte u. a. mit dem Willen der zuständigen Organe<br />

der SMAD (Sowjetische Militäradministration Deutschland).<br />

Sie sollte Interesse speziell bei ausländischen Käufern wecken<br />

um zukünftig Fahrzeuge zu exportieren.<br />

1949 wurden die ersten vier und im Folgejahr 260 IFA-F9 Pkw<br />

ausgeliefert. Mehrere IFA-Betriebe in<br />

Sachsen lieferten die Baugruppen, wobei<br />

in Zwickau die Endmontage erfolgte. Die<br />

Ausführung von Karosse, Rahmen, Fahrwerk<br />

und Motor entsprach im wesentlichen<br />

dem Vorkriegsstand, jedoch war<br />

der Benzintank unter der Kühlerhaube<br />

vor der Spritzwand angeordnet. Diese<br />

Vereinfachung ermöglichte es, den Vergaser<br />

des Motors mit Fallbenzin zu speisen.<br />

Eine Benzinpumpe konnte zu Lasten<br />

der Brandsicherheit entfallen.<br />

Ab 1950 kamen in der BRD DKW F89 P<br />

der Auto Union GmbH in Ingolstadt auf<br />

den Markt, die in Düsseldorf produziert<br />

wurden. Das Fahrzeug entsprach in seiner<br />

Form und seinem Fahrgestell dem Vorkriegsfahrzeug<br />

DKW F9. Die Frontpartie<br />

der Karosse wies ein verändertes Grill auf,<br />

und ein mit einem 700 ccm Zweizylinder-


Die Ostvariante: Der DKW F9, wie er ab 1953 in Eisenach gebaut wurde.<br />

Ost<br />

IFA F9 (Chemnitz/Zwickau)<br />

IFA (309) AWE Eisenach<br />

F9 Karosserie und 2 Zylinder-Motor<br />

F9 Karosserie und 3 Zylinder-Motor<br />

F9 Karosserie modifiziert,<br />

breiter 3 Zylinder-Motor<br />

Zweitaktmotor versehener Antriebsblock kam zum Einsatz.<br />

Dieser war, abweichend vom DKW F8, vor der Vorderachse<br />

angeordnet. Von diesem Typ wurde bis Anfang 1954 knapp<br />

80.000 Stück gefertigt.<br />

Bis zum Jahre 1953, in dem die Verlagerung der Produktion<br />

des F9 zum Automobilwerk Eisenach (AWE) erfolgte, wurde<br />

in Zwickau die geringe Gesamtstückzahl von ca. 1800 IFA-F9<br />

erreicht. Bei AWE lief der bis dahin gefertigte, mit einem<br />

Zwei-Liter-Viertaktmotor versehene Pkw EMW Typ 340 aus.<br />

Bereits beim Anlauf der Produktion in Eisenach erfolgten zahlreiche<br />

Verbesserungen der bisherigen F9-Ausführung. Der<br />

Benzintank wurde, wie bereits bei den F9-Prototypen der<br />

Auto Union, im Heck angeordnet und am Motor eine vom<br />

Kurbelkammerdruck betätigte Benzinpumpe angebracht.<br />

Durch Anwendung einer der Kurbelwelle direkt zugeordneten<br />

Dreihebel-Unterbrecherplatte und je einer Zündspule pro<br />

Zylinder konnte der bisherige Verteilerantrieb entfallen. Mit<br />

geändertem Brennraum, der eine zentrale Zündkerze aufwies,<br />

und durch Verbesserung der Auspuffanlage konnte die Leistung<br />

des 900ccm Dreizylindermotors auf 34 PS angehoben werden.<br />

Die Höchstgeschwindigkeit dieser F9-Fahrzeuge betrug<br />

ca. 115 km/h.<br />

Anfang 1954 löste die Auto-Union den DKW F89 P durch den<br />

Typ „Sonderklasse“ mit 3-Zylinder-Zweitakt-Motoren mit 900<br />

ccm ab. In Abweichung vom ursprünglichen F9-Motor entsprach<br />

der Hub dem des Vorkriegs-F8- und des F89-Motors. Die<br />

Karosse wies gegenüber dem Vorgängermodell ein etwas<br />

geändertes Grill auf. Das Fahrgestell blieb im Prinzip unverändert.<br />

Die Motorleistung betrug 34 PS und die Höchstgeschwindigkeit<br />

120 km/h.<br />

Durch den Export der IFA-F9-Fahrzeuge kam es zwischen dem<br />

für den Fahrzeugexport zuständigen Volkseigenen Außenhandelsbetrieb<br />

der DDR und der Auto Union GmbH in Ingolstadt<br />

zu massiven Interessenkonflikten. Auf Grund der Nutzung der<br />

AufgeHorcht<br />

Die Westvariante: Der DKW F89, den die Auto Union GmbH Ingolstadt ab<br />

1950 in Düsseldorf produzierte.<br />

West<br />

AUTO UNION DKW F89<br />

AUTO UNION<br />

DKW – Sonderklasse –<br />

Der große DKW 3=6<br />

AUTO UNION – 1000 –<br />

patentierten F9-Karosserie in Ost und West ergab sich<br />

zwangsläufig die Ähnlichkeit zwischen dem IFA-F9 sowie den<br />

DKW F89 P und „Sonderklasse“ mit Dreizylindermotor der<br />

Auto Union. Qualitätsmängel der IFA-F9 Fahrzeuge, die durch<br />

eingeschränkte Fertigungsmöglichkeiten, Zuliefer- und Materialmängel<br />

verursacht wurden, schädigten mittelbar auch den<br />

Ruf der Auto Union-Fahrzeuge. Es drohten Urheber- und<br />

Schutzrechtsstreitigkeiten zwischen West und Ost, u. a. auf der<br />

Grundlage des Patentes, welches die Form der F9-Karosserie<br />

schützte.<br />

Nach kurzfristiger Vorbereitung begann aus den vorgenannten<br />

Gründen 1955 im Automobilwerk Eisenach die Serienproduktion<br />

des Wartburg 311 mit einer völlig neuen, damals sehr<br />

ansprechenden viertürigen Karosserie mit größerem Innenraum<br />

als beim F9. Das Fahrwerk und der vom F9 bekannte<br />

Rahmen mit vorderer und hinterer querliegender Blattfeder<br />

wurden übernommen, der Radstand um 100 mm vergrößert.<br />

Die Leistung des 900 ccm-Dreizylindermotors wurde auf 38<br />

PS gesteigert. Damit erreichten die Fahrzeuge 115 km/h. Mit<br />

leichter Modifizierung, aber gleicher Karosse kam ab 1965 der<br />

Wartburg 312 auf den Markt. In diesem Typ kam ein 1000 ccm-<br />

Dreizylindermotor mit 45 PS zum Einsatz. Das Fahrwerk wies<br />

Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern auf. Der bisher angewandte<br />

Rahmen des F9 wurde der neuen Radaufhängung<br />

angepasst.<br />

1955 brachte die Auto Union den DKW 3=6 auf den Markt.<br />

Die Breite der Karosserie wurde um knapp zehn Zentimeter<br />

gegenüber der Sonderklasse vergrößert. Die Motorleistung<br />

des 900 ccm-Motors wurde auf 38 und nachfolgend auf<br />

40 PS erhöht. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 120 bzw. 125<br />

km/h.<br />

Zur IAA 1957 begann die Ära der 1000 ccm-Dreizylindermotoren<br />

mit 44 bzw. 50 PS. Dieser Nachfolgetyp des DKW<br />

3=6 firmierte nur noch als Auto Union 1000. Die Vier Ringe der<br />

01/20<strong>08</strong> 11


AufgeHorcht<br />

Auto Union erstreckten sich dominant über das Gittergrill der<br />

Frontpartie. Der Begriff DKW wurde für diese Fahrzeuge<br />

nicht mehr angewandt, weil parallel der völlig neu konzipierte<br />

Kleinwagen DKW-Junior auf den Markt kam. Ende 1962<br />

wurde die Produktion des Auto Union 1000 eingestellt und<br />

damit auch die Benutzung der nur in den Maßen modifizierten<br />

F9-Karosse aus dem Jahre 1939. Damit konnte die<br />

Karosserieform des Auto Union F9 dem sich ständigen wandelnden<br />

Formverständnis der Fahrzeugkäufer über 20 Jahre<br />

genügen!<br />

Der DKW-Junior war ebenfalls mit Dreizylinder-Zweitaktmotoren<br />

in drei unterschiedlichen Hubraumgrößen und Leistungen<br />

– 34, 40 und 44 PS – ausgestattet. Alle diese Motoren wiesen<br />

68 mm Hub auf. Kolben wurden in drei unterschiedlichen<br />

Durchmessern für unterschiedliche Gesamthubräume eingesetzt.<br />

Die Fertigung von DKW-Junior-Typen lief bis zum Jahre<br />

1965.<br />

Zusammen mit dem Auto Union 1000 erfolgte 1957 die Vorstellung<br />

des damals aufregend karosserierten AU 1000 SP, der<br />

im Folgejahr lieferbar war und bis 1965 Absatz fand. Sein 1000<br />

ccm Dreizylindermotor leistet 55 PS, damit erreichte das<br />

schicke Fahrzeug 140 km/h.<br />

1964 gelangte als letzter Pkw mit Zweitaktmotor der BRD der<br />

Auto Union F102 auf den Markt. Er war eine Neukonstruktion<br />

und wies den stärksten jemals serienmäßig gefertigten<br />

Dreizylinder-Zeitaktmotor mit 1175 ccm Hubraum und 60 PS<br />

auf. 1966 übernahm die Volkswagen AG die Geschäftsanteile<br />

an der Auto Union zu 100 Prozent. Der F102 erwies sich mit<br />

dem Zweitaktmotor als nur schwer absetzbar. Nach etwas<br />

mehr als 53.000 Exemplaren wurde die Produktion im gleichen<br />

Jahr eingestellt. Die freigewordene Fertigungskapazität<br />

diente da-nach zur Steigerung der VW-Käfer-Stückzahlen,<br />

wobei parallel die Entwicklung des ersten Nachkriegs-Audi-<br />

Pkws erfolgte. Der bereits 1956 in Produktion gegangene<br />

Geländewagen Auto Union DKW Munga wies ebenfalls die<br />

DKW-Dreizylindermotoren auf. 1968 wurde auch dessen<br />

Herstellung aufgegeben, womit die Ära von Vierradfahrzeugen<br />

mit Zweitaktmotoren in der BRD endete.<br />

Das Framo-Werk in Hainchen führte seine traditionelle<br />

Fertigung von Kleintransporten auch nach 1945, umgewandelt<br />

in einen volkseigenen Betrieb, weiter. Bereits 1951 erfolgte<br />

die Ablösung der bei Framo seit den 1930er Jahren eingesetzten<br />

Zweitaktmotoren mit Doppelkolbenzylindern und Querstromspülung,<br />

Es begann der Einbau des F9-Motors. Dies<br />

sicherte die Vereinheitlichung der Motorproduktion und<br />

Der AU 1000 firmierte nicht mehr als DKW.<br />

12<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Der AU 1000 SP sorgte für Aufsehen mit seiner Karosserie. Das Fahrzeug<br />

wurde von 1957 bis 1965 gefertigt.<br />

Um patentrechtliche Streitigkeiten mit der Auto Union insbesondere zur Karosserie<br />

des F9 zu vermeiden, begann 1955 in der DDR die Serienproduktion des<br />

Wartburg 311 in Eisenach. Mit einer völlig neuen viertürigen Karosserie, dem<br />

Fahrwerk vom F9 sowie um einer auf 38 PS gesteigerten Motorleistung galt er<br />

damals als modernes Fahrzeug.<br />

-Typen durch die Gleichartigkeit der Grundmotoren für Pkw<br />

und Kleinlastwagen bzw. Transporter in der DDR. Nach der Zusammenfassung<br />

der IFA-Betriebe in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz),<br />

Frankenberg und Hainichen zum VEB Barkas Werke ging der<br />

Transporter Barkas B1000 1961 mit dem 900 ccm-Dreizylinder-<br />

Zweitaktmotor aus Eisenach in Serie und löste damit die<br />

ursprünglichen Framo-Fahrzeuge ab. Bereits im Folgejahr erfolgte<br />

der Einsatz der 1000 ccm Dreizylindermotoren. Dies<br />

änderte sich bis zur Einstellung der Barkas B1000-Fertigung nicht!<br />

DKW-Junior. Er kam parallel zum AU 1000 auf den Markt.


In der DDR stattete man ab 1967 den<br />

Pkw Wartburg als Typ 353 mit einer<br />

neuen Pontonkarosserie aus. Motor,<br />

Rahmen und Fahrwerk wurden vom<br />

Wartburg 312 übernommen. Zwei Jahre<br />

später erfolgte eine Leistungserhöhung<br />

bei dem 1000 ccm Dreizylindermotor<br />

auf 50 PS. In kleinen Schritten erfolgten<br />

über mehr als 20 Jahre partielle Verbesserungen<br />

und Anpassungen. 1989 wurde<br />

die Produktion des Wartburg 353 W eingestellt.<br />

Damit endete auch in der DDR<br />

der serienmäßige Einbau von Dreizylinder-Zweitaktmotoren<br />

in Pkw.<br />

Im Oktober 1990 erfolgte die Wiedervereinigung<br />

Deutschlands. Die Marktwirtschaft<br />

wirkte nun auch konsequent<br />

in den östlichen Landesteilen. Die unrentable<br />

Kleinserienproduktion des vor<br />

über 30 Jahren konzipierten und wenig<br />

veränderten Transporters IFA-Barkas-<br />

B1000 in Hainichen musste 1991 eingestellt<br />

werden. Der serienmäßige Einbau<br />

von Dreizylinder-Zweitakt-Motoren endete<br />

nach über 40 Jahren.<br />

Die Einschätzung des Auto Union-Mitarbeiters,<br />

Dr. Herbert Venediger, aus<br />

dem Jahre 1934 zu Zweitaktmaschinen<br />

mit Kurbelkammerpumpe („Für ein billiges<br />

Volksfahrzeug ist diese Bauform –<br />

etwa mit drei Zylindern in Reihe und<br />

einem Hubraum von einem Liter – die<br />

best geeignete Antriebsmaschine.“) bestätigte<br />

die über 40-jährige Anwendung<br />

derartiger Zweitaktmotoren in Deutschland.<br />

Walter Siepmann<br />

Fotos: Archiv des Autors<br />

Ab 1967 gab es den Wartburg als Typ 353 mit<br />

einer neuen Pontonkarosserie. Motor, Rahmen<br />

und Fahrwerk wurden vom Wartburg 312 übernommen.<br />

AufgeHorcht<br />

Der Auto Union F102 kam 1964 als letzter Pkw mit Zweitaktmotor in der BRD auf den Markt. Er war eine<br />

Neukonstruktion und wies den stärksten jemals serienmäßig gefertigten Dreizylinder-Zeitaktmotor mit<br />

1175 ccm Hubraum und 60 PS auf.<br />

Der Framo-Nachfolger Barkas B 1000 setzte bis zur wendebedingten Produktionseinstellung 1991 auf den<br />

F9-Motor.<br />

01/20<strong>08</strong> 13


AufgeHorcht<br />

Auto-Hochzeit in Zwickau<br />

Vor 50 Jahren vereinigten sich das Audi- und das Horch-Werk<br />

zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />

Bis 1956 bzw. 1957 trugen die Automobilwerke in<br />

Zwickau die Namen Audi bzw. Horch. Auf Geheiß der<br />

DDR-Partei- und Staatsführung wurde beide Betriebe<br />

1958 zum VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau<br />

vereinigt. Hintergrund war u. a., den Automobilbau in<br />

der DDR zu rationalisieren. Der Autor, Dr. Winfried<br />

Sonntag, hat diese Prozesse in führender Position aktiv<br />

mitgestaltet. Mit diesem Beitrag erinnert er an die<br />

Vorgeschichte und die hindernisreichen Vorbereitungen<br />

für diese besondere Auto-Hochzeit.<br />

Die Geschichte des Zwickauer Automobilbaues begann 1904.<br />

August Horch hatte an diesem Standort für sein Werk das<br />

Areal der Segeltuchweberei Wächter & Zeuner ausfindig<br />

gemacht und als Produktionsstätte übernommen. In diesen<br />

Räumen entstanden Autos, deren Ruf bald auf dem ganzen<br />

Erdball bekannt wurde.<br />

1909 war es, als August Horch, schon damals ein weltbekannter<br />

Konstrukteur, aus den von ihm gegründeten Horch-<br />

Werken ausschied und mit einer Schar beherzter Mitarbeiter<br />

daranging, eine neue Fabrik ins Leben zu rufen, die den<br />

Namen Audi tragen sollte. Auch für diese Fabrik galt sein<br />

14<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Firmencredo, große Autos in bester Qualität aus hochwertigem<br />

Material zu bauen.<br />

Für beide Betriebe folgten Jahre blühender Konjunktur, die<br />

dann wechselten in Jahre mit tiefem wirtschaftlichen Zerfall.<br />

Um die folgende wirtschaftliche Notzeit zu überbrücken,<br />

schlossen sich die vier sächsischen Kraftfahrzeughersteller<br />

Audi und Horch Zwickau, DKW Zschopau und Wanderer<br />

Chemnitz im Juni 1932 zur Auto Union AG zusammen. Als<br />

Firmenzeichen mit Symbolcharakter wählte man die vier<br />

Ringe. Jeder Ring symbolisierte eine der vier sächsischen<br />

Automobilmarken. Der neue Firmenverbund konnte bereits<br />

nach kurzer Zeit auf eine erfolgreiche Bilanz blicken. Bis Ende<br />

der 1930er Jahre war die Auto Union der zweitgrößte<br />

Automobilproduzent in Deutschland.<br />

Während des 2. Weltkrieges wurden die Betriebe Horch und<br />

Audi teilweise zerstört. Nach Kriegsende erfolgte größtenteils<br />

eine Demontage der Anlagen der sächsischen Auto Union. Sie<br />

wurden als Reparationsleistung in die Sowjetunion geschafft.<br />

Dem damaligen Vorstand der Auto Union, Dr. Richard Bruhn<br />

und Dr. Carl Hahn, gelang es, in der Bundesrepublik eine neue<br />

Fahrzeugproduktion aufzubauen. Mit der Marke Audi im<br />

Volkswagenverbund ist ein Firmenname erhalten geblieben,<br />

der Tradition hat und mit seinem Credo „Vorsprung durch<br />

Technik“ zu den führenden Automobilherstellern in der Welt<br />

gehört.<br />

Erst Audi-Werk, später<br />

AWZ und nach der Vereinigung<br />

Werk II des VEB<br />

Sachsenring Automobilwerke<br />

Zwickau.


Aus dem Horch-Werk<br />

wurde Werk I des VEB<br />

Sachenring Automobilwerke<br />

Zwickau.<br />

Mühsamer Anfang im Osten Deutschlands<br />

Der Wiederaufbau der Fahrzeugindustrie im Osten Deutschlands<br />

ging unter sehr schwierigen Verhältnissen vor sich, da nahezu<br />

alle Werke in der sowjetischen Besatzungszone nicht mehr<br />

produktionsfähig waren. Es war ein mühsamer und schwerer<br />

Anfang. So mussten auf Forderung der Volkswirtschaft zuerst<br />

Lastkraftwagen und Ackerschlepper entwickelt und produziert<br />

werden. Diese Forderung wurde an eine Firma gestellt,<br />

die sich ihren Weltruf durch den Bau von Repräsentationsfahrzeugen<br />

und Luxuslimousinen verschafft hatte. So entstanden<br />

und wurden in der folgenden Zeit produziert: der Lastkraftwagen<br />

H 3, der Traktor Pionier, der Lastkraftwagen H 3 A, der<br />

S 4000 und der Personenkraftwagen P 240 in den VEB Kraftfahrzeugwerken<br />

Horch (ab 1957 umbenannt in VEB Sachsenring<br />

) sowie der bewährte DKW F 8 und der noch von der<br />

Auto Union entwickelte F 9 in den VEB Kraftfahrzeugwerken Audi<br />

(ab 1956 umbenannt in VEB Automobilwerke Zwickau - AWZ).<br />

Unter den besonderen Bedingungen einer staatlich gelenkten<br />

Wirtschaft waren viele Hindernisse zu überwinden. Hinzu<br />

kam, dass in der DDR und den sozialistischen Ländern keine<br />

automobilbautypischen Ausrüstungen wie Lackiertaktstraßen,<br />

automatische Schweißstraßen, Spezialausrüstungen für den<br />

Karosseriebau u.a. hergestellt wurden. Die Zuweisung von<br />

Importmittel durch den Staat zum Kauf solcher Anlagen im<br />

Ausland glich zu dieser Zeit einem Lottogewinn. Diese<br />

Situation zwang den Automobilhersteller, die erforderlichen<br />

Ausrüstungen im eigenen Betrieb selbst zu produzieren. Ähnlich<br />

war die Lage auf dem Gebiet der Materialwirtschaft.<br />

Neben den ständigen Engpässen gab es nur ein begrenztes<br />

Sortiment bei Stählen und allen anderen Werkstoffen. Das<br />

Forschungs- und Entwicklungspersonal stand somit vor komplizierten<br />

Aufgaben, die Schöpfertum, Risikobereitschaft und<br />

viel Mut zum Improvisieren verlangten. So wurde für Unmögliches<br />

am Ende doch immer eine Lösung gefunden.<br />

AufgeHorcht<br />

Das Jahr 1958 sollte ein besonderes Jahr für den Zwickauer<br />

Automobilbau werden. Auf der 33. Tagung des Zentralkomitees<br />

der SED wurde dazu aufgerufen, alle Vorzüge der sozialistischen<br />

Ordnung zu nutzen, um die Arbeitsproduktivität<br />

schneller zu steigern und die Wirtschaft rationell und erfolgreich<br />

zu leiten. Das Ministerium für Maschinenbau, Hauptverwaltung<br />

Automobilbau, nahm diesen Aufruf zum Anlass und<br />

schlug vor, die beiden Zwickauer Automobilwerke zu einem<br />

Kraftfahrzeugbetrieb zu vereinigen.<br />

„Straffe Organisation und Verbilligung der Leitung“<br />

In der „Direktive für die Arbeit der Kommission zur Zusammenlegung<br />

der Betriebe des Automobilbaues Sachsenring und<br />

AWZ“ der Hauptverwaltung Automobilbau heißt es dazu:<br />

„Die Betriebe VEB Sachsenring und VEB Automobilwerke<br />

Zwickau sind räumlich und branchenmäßig so gelegen, dass<br />

eine gemeinsame Leitung erfolgen kann und zur Erreichung<br />

einer straffen Organisation und einer Verbilligung der Leitung<br />

diese unbedingt angestrebt werden muss. Es kommt darauf<br />

an, beide Betriebe auf die gemeinsamen Aufgaben zu orientieren<br />

und in keinem Fall zuzulassen, dass die Werke in ihrer Entwicklung<br />

auseinander gehen, Die Lage im Werk AWZ ist so,<br />

dass dort in der nächsten Zeit sehr große Aufgaben beim<br />

Anlauf und der Produktion des Pkw P 50 zu lösen sind. Diese<br />

Aufgaben dienen vor allem der Befriedigung der Bedürfnisse<br />

der Bevölkerung und dem Export. Das Werk hat also eine<br />

gesicherte Perspektive. Im Vordergrund muss stehen, nicht<br />

nur die werksseitige Entwicklung bis 1960 zu betrachten, sondern<br />

wir müssen davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren<br />

eine weitere starke Erhöhung beim Bau des Kleinwagens eintreten<br />

muss, die in Übereinstimmung mit den vorhandenen<br />

Möglichkeiten stehen muss.<br />

Im Werk Sachsenring besteht eine schwierige Situation, die<br />

besonders durch die ungünstige Absatzlage durch den Lkw H 3 S<br />

hervorgerufen wurde. Wir nutzen die vorhandenen Kapazitäten<br />

01/20<strong>08</strong> 15


AufgeHorcht<br />

nicht aus. Die ungenügende Auslastung spiegelt sich wider in<br />

den ökonomischen Ergebnissen des Betriebes, insbesondere<br />

im Hinblick auf die Selbstkosten und die Amortisationen. Diese<br />

Schwierigkeiten sind auch die Ursache dafür, dass im Laufe des<br />

Jahres 1957 in erheblichem Umfang Produktionsarbeiter umgesetzt<br />

werden mussten, die keine Beschäftigung mehr im<br />

VEB Sachsenring finden konnten.“<br />

Weiter heißt es in dieser Direktive: Die Zusammenlegung der<br />

Betriebe AWZ und Sachsenring beachtet diese Gesichtspunkte<br />

und geht weiter davon aus, dass die Zusammenarbeit der<br />

Werke bereits begonnen hat. Bekanntlich hat das Werk<br />

Sachsenring die Produktion der Bodengruppe für den Pkw P 50<br />

übernommen. Es darf auch nicht unterschätzt werden, dass das<br />

Werk Sachsenring über einen leistungsfähigen Sondermaschinenund<br />

Werkzeugbau verfügt, der im Hinblick auf die zu schaffenden<br />

Ausrüstungen für den Pkw P 50 eine wesentliche innere<br />

Reserve des Automobilbaues darstellt.<br />

16<br />

Gründliche Vorbereitung<br />

Zu solch einer Vereinigung gehören natürlich gründliche Vorbereitungsarbeiten.<br />

Deshalb wurde eine Hauptkommission<br />

zur Erarbeitung der Grundlagen für die Vereinigung der beiden<br />

Werke gebildet. Die Berufung der Mitglieder erfolgte durch den<br />

Leiter der Hauptverwaltung im Ministerium Maschinenbau. Kommissionsvorsitzender<br />

wurde der Autor des Beitrages. Zu den<br />

weiteren Mitgliedern zählten der Sachsenring-Werkdirektor<br />

Herbert Uhlmann sowie der AWZ-Werkdirektor Heinz<br />

Probsthahn. Außerdem gehörten ihr – wie es in der DDR<br />

01/20<strong>08</strong><br />

oben: Die Vereinigung der beiden Zwickauer Automobilwerke war ein dominierendes<br />

Motiv in der Demonstration zum 1. Mai 1958 in Zwickau.<br />

links: Die Vorbereitungen zur Vereinigung der beiden Zwickauer Automobilwerke<br />

hatten den Status „Streng vertraulich“, wie das Deckblatt zur Direktive für die<br />

Zusammenlegung belegt.<br />

üblich war – Vertreter von SED und FDGB, der DDR-<br />

Gewerkschaft, an. Neben der Hauptkommission wurden die<br />

Arbeitsgruppen Kader, Planung, Betriebsorganisation, Technik<br />

und Technologie gebildet.<br />

Aufgabe der Hauptkommission war es, die Arbeitsgruppen<br />

anzuleiten und eine einheitliche Linie durchzusetzen. Dabei<br />

galt es, das produktionsterritoriale Prinzip der Leitung voll in<br />

Anwendung zu bringen. In den zusammengelegten Betrieben<br />

war das Prinzip der wirtschaftlichen Rechnungsführung weitestgehend<br />

durchzusetzen. Es sollten übersichtliche Produktionsbereiche<br />

gebildet werden, in denen die wirtschaftliche<br />

Selbstständigkeit weitgehend verwirklicht wird.<br />

Die Kaderkommission hatte zunächst einen Vorschlag zur<br />

künftigen Besetzung der Verwaltungsabteilungen sowie der<br />

Bereiche und Meistereien zu erarbeiten. Dieser Vorschlag<br />

wurde in der Hauptkommission beraten und bestätigt. Danach<br />

erfolgten die Aussprachen mit den Kadern und ihr Einsatz. Es<br />

wurde gefordert, dass jeweils die besten und aktivsten<br />

Mitarbeiter auszuwählen sind.<br />

Durch den Leiter der Hauptverwaltung wurden folgende Funktionen<br />

berufen: Werkdirektor, Technischer Direktor, Kaufmännischer<br />

Direktor, Hauptbuchhalter, Direktor für Arbeit,<br />

Planungsleiter, Fertigungsleiter, Kaderleiter.<br />

Die Arbeitsgruppe Planung legte detailliert die Perspektive des<br />

Werkes fest. Dabei waren neben den Planungsleitern der<br />

beteiligten Betriebe die Funktionäre hinzuzuziehen, die auf<br />

Grund ihrer Funktion und Erfahrung wesentliche Vorschläge<br />

unterbreiten konnten. Nach Bestätigung des Vorschlages über<br />

die perspektivische Entwicklung des Großbetriebes in der<br />

Hauptkommission und nach Abstimmung mit der Hauptverwaltung<br />

Automobilbau folgte die betriebliche Diskussion über<br />

den Perspektivplan.<br />

Die Arbeitsgruppe Betriebsorganisation zeigte einen Vorschlag<br />

für die künftige Organisation des Werkes auf. Dazu<br />

gehörten die Struktur, der Stellenplan und der Vorschlag über<br />

die Arbeitsmittel (Belegwesen usw.) Diese Arbeitsgruppe<br />

musste etappenweise vorgehen. Nach Klärung der Zentra


lisierung und Dezentralisierung von Aufgabengebieten galt es,<br />

die Einzelaufgaben zur Gewährleistung einer einheitlichen<br />

Betriebsorganisation zu erarbeiten. Im Vordergrund stand die<br />

Aufgabe, die ganze Organisation rationell und effektiv zu<br />

gestalten.<br />

Die Arbeitsgruppe Technik und Technologie wirkte zunächst<br />

an der Planung und Betriebsorganisation mit. Danach waren<br />

detaillierte Vorschläge für die Arbeit auf dem gesamten technischen<br />

Gebiet, insbesondere der Technologie, der Konstruktion,<br />

dem Werkzeug- und Maschinenbau zu erarbeiten.<br />

Für und Wider zur Vereinigung<br />

In den Betriebszeitungen wurden nun die Mitarbeiter über die<br />

Vereinigung der beiden Betriebe umfassend informiert. Nicht<br />

alle waren sofort von der Zusammenlegung der beiden<br />

Betriebe begeistert. So kursierte z. B. die Meinung, dass der<br />

VEB Sachsenring das Automobilwerk Zwickau oder umgekehrt<br />

das Automobilwerk Zwickau den VEB Sachsenring auffressen<br />

würde. Auch kreiste die Auffassung, dass man die Bildung<br />

der Auto Union mit der Vereinigung der beiden Zwickauer<br />

Betriebe vergleichen könne. In Partei- und Gewerkschaftsversammlungen<br />

wurde sich mit diesen Auffassungen auseinander<br />

gesetzt.<br />

Eine Frage beschäftigte viele Betriebsangehörige: Besteht bei<br />

der Vereinigung nicht die Gefahr, dass der Verwaltungsapparat<br />

größer wird? Dem wurde entgegengehalten, dass durch die<br />

Vereinigung Personal in den Verwaltungen eingespart werden<br />

kann. So wird es nach der Vereinigung nur noch eine<br />

Werkleitung, eine Parteileitung, eine BGL (Betriebsgewerkschaftsleitung)<br />

usw. geben. In diesem Zusammenhang wurde<br />

die Forderung erhoben, dass ein gesundes Verhältnis zwischen<br />

den Arbeitern in der Produktion und der Anzahl der<br />

Verwaltungsangestellten angestrebt werden muss. Dazu heißt<br />

es in der Betriebszeitung „Die Kurbelwelle“: „Diese Zusammenlegung<br />

der Verwaltung bedarf natürlich der sorgfältigsten<br />

Prüfung der Struktur- und Stellenpläne, denn schließlich ist die<br />

Kaderarbeit keine Tätigkeit mit toten Dingen, sondern mit<br />

Menschen, die das Wertvollste überhaupt darstellen.“ Mit diesem<br />

Satz sollte den Betriebsangehörigen die Angst vor den<br />

anstehenden personellen Veränderungen genommen werden.<br />

Nach 17 Tagungen konnte die Hauptkommission am 18. April<br />

1958 ihre Aufgabe erfolgreich abschließen. Als Leiter des<br />

Betriebes wurden bewährte Funktionäre verpflichtet. Zum<br />

damaligen Werkleitungskollektiv gehörten: Herbert Uhlmann,<br />

Werkdirektor; Winfried Sonntag, Technischer Direktor; Alfred<br />

Hempel, Arbeitsdirektor; Rudolf Grundmann, Fertigungsleiter;<br />

Richard Wetzel, Hauptbuchhalter; Manfred Hanke, Planungsleiter;<br />

Hans Tröger, Kaderleiter; Richard Körber; Kaufmännischer<br />

Direktor; Erich Heymann, Leiter der Gütekontrolle.<br />

Von vielfältiger Produktion zum Trabant-Fertiger<br />

Mit dem 1. Mai 1958 gab es nur noch ein Autowerk in Zwickau,<br />

den VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau. Noch existierte<br />

ein breites Produktionssortiment. Neben dem P 50<br />

wurden der P 70, der Pkw Sachsenring P 240, der Lkw S<br />

4000-1, Dieselmotoren, Ersatzteile und für 1,6 Millionen Mark<br />

AufgeHorcht<br />

Massenbedarfsgüter gefertigt. In der Folgezeit wurde die<br />

Produktion dieser Erzeugnisse verlagert bzw. eingestellt – bis<br />

auf den Trabant. Der VEB Sachsenring hatte fortan den Status<br />

des Kleinwagenwerkes der DDR.<br />

1990 erhielt der Trabi, wie er heute noch liebevoll im<br />

Volksmund genannt wird, den Titel „Auto des Jahres.“ Er<br />

wurde zur Legende auf Rädern und erfährt anlässlich der jährlichen<br />

„Internationalen Trabant-Fahrer-Treffen“ Anerkennung<br />

und Ehrung als „Volkswagen“ für die ehemaligen DDR Bürger.<br />

Am 30. April 1991 rollte der letzte „Trabi“ vom Band. Den<br />

VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, den ehemaligen<br />

Hersteller des Pkw Trabant mit 11.328 Beschäftigten gibt es<br />

nicht mehr. Ein Teil seiner Arbeitnehmer arbeitet heute bei<br />

Volkswagen Sachsen in Mosel, bei HQM Sachsenring, GKN,<br />

SAQ, Naue, JCA, Sasit, FES, in der Zwickauer System- und<br />

Haustechnik oder vielen anderen Unternehmen. Annähernd<br />

30 Firmen entstanden durch Neugründungen, Reprivatisierungen,<br />

Restitutionen oder Management-Buy-Out aus dem<br />

damaligen Automobilwerk.<br />

Der letzte Trabant mit der Fahrgestellnummer 3.096.099 steht<br />

im Automobilmuseum „August Horch“. Dort kann er besichtigt<br />

werden, und wer seine Geschichte kennt, denkt an den<br />

30. April 1991, an das Ende einer Legende.<br />

Das Unternehmen, das der Pionier des deutschen Automobilbaus<br />

und findige Konstrukteur August Horch am<br />

14. November 1899 in Köln-Ehrenfeld gegründet hat und<br />

1904 nach Zwickau brachte, ist heute eine der tragenden<br />

Säulen von VW Sachsen in Zwickau-Mosel. Die Geschichte,<br />

die diese beiden Fixpunkte verbindet, verlief alles andere als<br />

kontinuierlich. Über Höhen und Tiefen, Evolutionen und<br />

Zäsuren erklomm der Zwickauer Automobilbau immer neue<br />

Entwicklungsstufen. Bei all dem Wandel, den Horch und Audi<br />

in ihrer Geschichte vollzogen haben, blieb über Generationen<br />

und Betriebe der Stadt Zwickau erhalten, was die<br />

Unternehmen von Anbeginn an auszeichnete: Qualitätsbewusstsein,<br />

innovatives Denken, Fleiß, Ausdauer und die<br />

Leidenschaft für knifflige Konstruktionen, fürs Tüfteln und<br />

Entwerfen – kurz diejenigen sächsischen Tugenden, auf denen<br />

die herausragende Wirtschaftskraft dieser Region beruht.<br />

Dr. Winfried Sonntag<br />

Fotos: Archiv des Autors, August Horch Museum Zwickau<br />

Zu Beginn der Zusammenlegung gab es noch ein breites Produktspektrum. Kurze<br />

Zeit später musste sich der Betrieb voll und ganz auf die Fertigung des Pkw<br />

Trabant konzentrieren, eine Aufgabe, die ihn bis zu seinem Ende im April 1991<br />

forderte.<br />

01/20<strong>08</strong> 17


AufgeHorcht<br />

Viel Engagement „von unten“,<br />

viel Unheil „von oben“<br />

Die Entwicklung des Trabant 603<br />

- eine vergebene Chance<br />

Die Zwickauer Automobilbauer haben zahlreiche Anläufe unternommen,<br />

um den 1957 erstmals gefertigten Trabant in Konstruktion, Design und<br />

Technologie zu erneuern. Dass diese Versuche meist im Ansatz steckenblieben,<br />

lag keineswegs am Wissen und Können der westsächsischen<br />

Ingenieure und Facharbeiter. Vielmehr verhinderten politische Entscheidungen<br />

und die schmalbrüstige DDR-Wirtschaft, die zu keinem Zeitpunkt<br />

über die notwendigen Investitionsmittel verfügte, eine internationalen Maßstäben<br />

gerecht werdende Weiterentwicklung des DDR-Kleinwagens. Der<br />

Autor dieses Beitrages hat als Chefkonstrukteur „Aufstieg und Fall“ des<br />

Trabant Typ 603 erlebt.<br />

Bis 1969/1970 hatte sich der Trabant-<br />

Produzent Sachsenring Zwickau das Ziel<br />

gesetzt, einen neuen Pkw der Mittelklasse<br />

zu entwickeln. Hohe Stückzahlen<br />

bei niedrigen Kosten, ein Endverbraucherpreis<br />

von ca. 8000 DDR-Mark,<br />

Selbstkosten, die mit etwa 5500 Mark<br />

nur unwesentlich über denen des Trabant<br />

601 liegen, sowie ein technisches Niveau,<br />

dass bei der Markteinführung international<br />

mit führend ist, waren wesentliche<br />

Prämissen. Der P 603 sollte ein gutes<br />

Raumangebot haben, große aktive und<br />

passive Sicherheit, besten Komfort sowie<br />

eine optimale Fahrleistung.<br />

Für den Antrieb waren Zweitakt-Dreizylinder-Ottomotoren<br />

vom Automobilwerk<br />

Eisenach, Viertakt-Vierzylinder-<br />

Ottomotoren von den Skoda-Werken<br />

und der Kreiskolbenmotor „SZ“ vom<br />

Automobilwerk Zwickau vorgesehen.<br />

Erkenntnisse aus den Pariser und Genfer<br />

Autosalons führten zur Gestaltung einer<br />

selbsttragenden Karosserie in neuer<br />

Form mit verbesserter Belüftung sowie<br />

Schraubenfedern vorn und hinten.<br />

Zu jener Zeit war das „Auf und Ab“ in<br />

der Planung für den Pkw 603 eine einzige<br />

Katastrophe. 1963/1964 entstand unter<br />

Beachtung der Vorgaben der VVB<br />

(Vereinigung Volkseigener Betriebe – in<br />

18<br />

Zwei Jahre Kampf bis zur<br />

Projektbestätigung<br />

01/20<strong>08</strong><br />

diesem Falle für den Automobilbau) ein<br />

erster Planentwurf des P 603. Aber<br />

bereits zur gleichen Zeit nahm der<br />

Generaldirektor (der VVB Automobilbau)<br />

erste Eingriffe vor. In der Weisung<br />

vom 14. Dezember 1963 legte er fest,<br />

dass aus den Betrieben für das Automobilwerk<br />

Eisenach (AWE) als „sozialistische<br />

Hilfe“ Arbeitskräfte abzustellen<br />

seien. Es ging um die Erfüllung des<br />

Forschungs- und Entwicklungsplanes bei<br />

AWE für die Wartburg Typen 311–312<br />

und 353. Der VEB Sachsenring Automobilwerke<br />

Zwickau musste aus der<br />

Entwicklung vier Getriebe- und zwei<br />

Karosseriekonstrukteure, drei technische<br />

Zeichner, einen Autoelektriker, einen<br />

Diplommathematiker, einen Ingenieur<br />

für Dokumentation und Musterbaukapazität<br />

sowie drei Versuchsingenieure<br />

zur Verfügung stellen. Damit war klar:<br />

Der von den Zwickauern konzipierte<br />

Entwicklungsablaufplan des Trabant Typ<br />

603 war nicht zu halten. Es kam zu beträchtlichen<br />

Terminverschiebungen. Das<br />

Dilemma ging weiter. 1965 und Anfang<br />

1966 gab es keine Bestätigung der Pläne<br />

durch die VVB. Erst am 26. September<br />

1966 – nach zwei Jahre langem Kampf –<br />

billigte die VVB endlich das Thema<br />

„Trabant 603“.<br />

Ungeachtet dieser Querelen arbeitete<br />

die Perspektivabteilung der Konstruktion<br />

beim VEB Sachsenring mit reduzierten<br />

Kräften ab Februar 1964 weiter am Typ<br />

603. Zustimmung gab es vom Technischen<br />

Der nie gebaute Trabant P 603 von 1968/1969.<br />

Direktor der VVB, Wolfgang Opitz. Karosseriekonstrukteur<br />

Lothar Sachse machte<br />

sich an die Arbeit. Skizze um Skizze zur<br />

Karosserieform entstand unter seinen<br />

Händen. Zwei Karosseriekonstrukteure<br />

unterstützten ihn. Die Fachabteilungen<br />

Technologie, speziell die Duroplast-Spezialisten<br />

unter Leitung von Wolfgang<br />

Barthel, gaben wichtige Hinweise zur<br />

fertigungsgerechten Gestaltung der Teile.<br />

Langsam kristallisierte sich die Vollheckform<br />

heraus und fand Zustimmung. In<br />

dieser Zeit wurde bei Sachsenring für<br />

diesen Pkw der Begriff Vollheckfahrzeug<br />

geprägt.<br />

Leider ging die Arbeit nicht zügig weiter.<br />

Siegfried Sprenger, Leiter der Perspektivabteilung,<br />

bereitete mit seinen Mitarbeitern<br />

eine Dokumentation zu den<br />

technischen Daten des P 603 vor, auf<br />

deren Basis am 3. April 1964 Chefkonstrukteur,<br />

Dr. Werner Lang, die Grund-


ausführung des Trabant Typ 603 Vollheck-<br />

Limousine festlegte. Zieltermin für die<br />

Vorstellung des 1:1 Holzmodells war<br />

der Januar 1965. Nach Zustimmung<br />

durch die Werkleitung schuf Lothar<br />

Sachse 1966 das erste Gestaltungsmodell.<br />

Charakte-ristisch war die hoch lie-<br />

gende Knickkante mit Rechteckleuchten<br />

am Bug und Rundheckleuchten hinten.<br />

Später wurde diese Knickkante auf Vorschlag<br />

von Diplomformgestalter Clauss<br />

Dietel tiefer gelegt, ein Element, das im<br />

Modell Sonderwunsch zum Tragen kam.<br />

Zusammenarbeit mit Formgestaltern<br />

Chefkonstrukteur Dr. Werner Lang erkannte<br />

frühzeitig die Notwendigkeit, mit<br />

Formgestaltern zusammenzuarbeiten.<br />

1963 kam es daher zum Vertrag mit<br />

Clauss Dietel. Zuerst war die Mitarbeit<br />

am Perspektiv-Pkw und am Trabant 602<br />

Gegenstand der Vereinbarung. Für das Innenraumkonzept<br />

des P 602 wurde außerdem<br />

der Gestalter Lutz Rudolph vom<br />

Deutschen Amt für Material- und Warenprüfung<br />

(DAMW) beim Zentralinstitut für<br />

Gestaltung Berlin zur Mitarbeit gewonnen.<br />

Am 26. Mai 1965 erhielten Clauss Dietel<br />

und die DAMW-Gestaltergruppe den Auftrag<br />

zur Gestaltung des gesamten Innenraums<br />

im P 603 einschließlich der Armaturentafel.<br />

Es waren dazu mehrere Varianten<br />

zu erarbeiten. Nach vier Monaten<br />

legten die Gestalter die Ergebnisse vor.<br />

In der weiteren Zusammenarbeit entwarf<br />

Clauss Dietel außerdem Steilheck-<br />

Varianten für den P 603, die nicht bestätigt<br />

wurden. Von ihm stammt auch die<br />

Buggestaltung mit Rundscheinwerfern,<br />

die in das Modell Standard einflossen.<br />

Die Sonderwunsch-Ausführung mit rechteckigen<br />

Scheinwerfern von Lothar Sachse.<br />

AufgeHorcht<br />

Das Modell Sonderwunsch von Lothar<br />

Sachse wies einen Bug mit Rechteckscheinwerfern<br />

auf. Beide Vollheck-<br />

Varianten besaßen die gleiche Innenraumgestaltung.<br />

Entsprechend der Vorlage von Sachsenring-Betriebsdirektor<br />

Herbert Uhlmann<br />

zur Entwicklung und Produktion des<br />

Trabant 603 auf der Grundlage des<br />

Briefes des VVB-Generaldirektors vom<br />

26. September 1966 entstand zum 30.<br />

Dezember 1966 das technisch-ökonomische<br />

Gutachten zum Projekt. Danach<br />

war ein Entwicklungszeitraum vom<br />

zweiten bis zum vierten Quartal 1966<br />

vorgesehen (in Wirklichkeit begann die<br />

Entwicklung schon 1964). Bis Dezember<br />

1966 sollten ein 1:5- und ein 1:1-Modell<br />

entstehen. Von Januar 1967 bis Juni 1968<br />

stand der Bau von zehn Funktionsmustern<br />

auf dem Programm. Vorgesehen<br />

war, sechs Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor,<br />

drei Fahrzeug mit Zweitakt-<br />

Motor und ein Fahrzeug mit Viertakt-<br />

Motor auszurüsten. Der Serienanlauf<br />

sollte 1969 erfolgen.<br />

Funktionsmustererprobung mit<br />

verordneten Hindernissen<br />

Von April 1967 bis Dezember 1968 fand<br />

auf einer Rundstrecke im Erzgebirge,<br />

auf Landstraßen und der Autobahn die<br />

Fahrerprobung statt. Die durchschnittliche<br />

Laufleistung lag bei 75.000 Kilometern.<br />

Das Funktionsmuster 2 wurde<br />

auf dem Laufprüfstand des WTZ<br />

(Wissenschaftlich-Technisches Zentrum<br />

Automobilbau der DDR) geprüft. Die<br />

Erprobung erfolgte mit neun Versuchsfahrzeugen<br />

im Dreischichtsystem.<br />

Leider gab es durch Unvernunft von<br />

Partei- und Regierungsmitarbeitern (bis<br />

hin zum Minister) Unterbrechungen in<br />

der Entwicklungsarbeit. Kaum war ein<br />

Die Standard-Ausführung mit runden Scheinwerfern<br />

von Clauss Dietel.<br />

01/20<strong>08</strong> 19


AufgeHorcht<br />

Funktionsmuster auf Probefahrt, verlangten<br />

diese Leute, das Fahrzeug für<br />

eine bestimmte Zeit zu Ihrer Verfügung<br />

nach Berlin abzugeben. Da es Entwicklungsfahrzeuge<br />

waren, gab es natürlich<br />

Ausfälle, und wir mussten „ewige“ Erklärungen<br />

abgeben, warum und weshalb...<br />

– alles verlorene Zeit.<br />

Erkenntnisse aus der Erprobung fanden<br />

ihren Niederschlag beim konstruktiven<br />

Überarbeiten des Zeichnungssatzes.<br />

Schon in dieser Zeit erfolgte parallel zur<br />

Gesamterprobung die Übergabe der<br />

ersten Zeichnungen an die Abteilung<br />

Technologie für Getriebe, Fahrwerk und<br />

Karosserie (Baugruppen). Auf dieser<br />

Basis war es auch möglich, eine Großdisposition<br />

für Vorrichtungen, Werkzeuge<br />

und Lehren vorzunehmen und in<br />

der Zeit vom 30. Juni 1967 bis 30. Juni<br />

1968 die konstruktiven Unterlagen für<br />

die Nullserie zu übergeben.<br />

20<br />

Die Nullserie, die nie gebaut wurde<br />

Der Bau von 150 Nullserien-Fahrzeugen<br />

sollte von Mai bis August 1969 erfolgen.<br />

Die Spezifikation sah 120 Pkw Standard,<br />

15 Pkw Sonderwunsch mit Kreiskolbenmotor<br />

51 und 15 Pkw Sonderwunsch<br />

mit Vierzylinder-Viertakt-Motoren von<br />

Skoda vor. Leider kam es nie zum Bau<br />

einer Nullserie. Der geplante Entwicklungsaufwand<br />

lag bei 6,77 Millionen<br />

MDN (Mark der Deutschen Notenbank<br />

= DDR-Mark). Als Vollserie waren 90.000<br />

Pkw pro Jahr und Ersatzteile geplant.<br />

Mit Projektierungsbeginn des technologischen<br />

Ablaufs für den P 603 gab es eine<br />

unumstößliche Prämisse: Die technologischen<br />

Einrichtungen des P 601 waren so<br />

umfangreich wie nur möglich für die Fertigung<br />

des Trabant 603 zu nutzen. Das<br />

Ganze zielte darauf, die Investitionssumme<br />

unbedingt zu minimieren. Das wurde<br />

auch realisiert, aber auf Kosten der Konstruktion,<br />

die auf einigen Gebieten nicht gewollte<br />

Zugeständnisse machen musste.<br />

Für den Serienanlauf kam nur eine parallele<br />

Fertigung von Trabant 601 und Trabant<br />

603 in Frage. Das brachte aber einige<br />

Schwierigkeiten in den Fertigungsbereichen<br />

FB 1 (Pressstofffertigung), FB 2 (Mechanische<br />

Fertigung), FB 3 (U-Band,<br />

Lackiererei) und FB 6 (Getriebefertigung)<br />

mit sich. So hätten zum Beispiel die<br />

Phosphotieranlage mit Trockenstrecke<br />

und die EPV-Tauchanlage im FB 3 sowie<br />

der Hallenbau der Presserei des FB 1<br />

einsatzbereit sein müssen. Aber auch in<br />

all den anderen Fertigungsbereichen<br />

01/20<strong>08</strong><br />

wären umfassende technologische Anpassungen<br />

für den technologischen Ablauf<br />

des P 603 zu realisieren gewesen.<br />

Etwa 25 Betriebe bereiteten sich darauf<br />

vor, von der Batterie bis zum Rundscheinwerfer<br />

Teile für den 603 zu liefern.<br />

Man spürte die Begeisterung der dort<br />

Entwürfe verschiedener Karosserieformen.<br />

Beschäftigten, an dem neuen Pkw mitarbeiten<br />

zu können.<br />

Die Preiskalkulation sah für den P 603<br />

Standard eine Summe von 8150 MDN<br />

vor. Für den Sonderwunsch lag der Preis<br />

zwischen 8950 und 10.300 MDN.<br />

Formgestalter Clauss Dietel merkte in<br />

seiner Stellungnahme zur Gestaltung des<br />

P 603 im Dezember 1966 u. a. an, dass<br />

die Innenraumkonzeption „in dieser Klarheit<br />

fast noch nirgends vorhanden wäre“.<br />

Das Unheil nahte von oben<br />

Versuchserprobung, technologische Vorbereitung,<br />

Materialbestellung, das gute<br />

Urteil der Formgestalter – alles lief positiv<br />

für den neuen Trabant. Doch das Unheil<br />

nahte mit riesigen Schritten. 1968 fand<br />

eine Sonderberatung in der SED-<br />

Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt statt.<br />

Erich Honecker und Dr. Günter Mittag,<br />

letzterer als Sekretär für Wirtschaft im<br />

Politbüro der SED nahmen daran teil.<br />

Vorgesehen war, diesen Führungsperso-<br />

nen den Trabant P 603 vorzustellen.<br />

Mehrere Pkw in verschiedenen Farben<br />

und Ausführungen, auf Hochglanz poliert<br />

und ausstellungsreif hergerichtet,<br />

standen zur Besichtigung bereit. Sachsenring-Betriebsdirektor<br />

Herbert Uhlmann<br />

hatte sich auf einen Kurzvortrag zum P<br />

603 vorbereitet, doch er wartete vergebens.<br />

Die vom Politbüro gewünschte Zustimmung<br />

zur Produktion des P 603 blieb<br />

ungeklärt. Ohne einen Blick auf die<br />

Fahrzeuge, ohne ein Wort des Betriebsdirektors<br />

anzuhören, wies Dr. Mittag<br />

über seine Mitarbeiter die Verantwortlichen<br />

des Automobilwerkes Sachsenring<br />

an, sofort alle Aktivitäten am P 603 einzustellen.<br />

Die Fahrerprobungen und die<br />

Produktionsvorbereitungen seien umge-


hend abzubrechen. Der Trabant P603<br />

geht nicht in Produktion, hieß es. Der<br />

jetzige Trabant P 601 sei ausreichend für<br />

die Bevölkerung, so Mittag.<br />

Unfassbar! Einen Pkw mit so beachtlichem<br />

technischen Standard, der zu dem<br />

Zeitpunkt das internationale Niveau<br />

mitbestimmte, kurzerhand zu verbieten,<br />

welch ein riesiger Verlust für die<br />

Volkswirtschaft der DDR. Chefkonstrukteur<br />

Lang wollte das nicht wahrhaben.<br />

In Abstimmung mit dem Betriebsdirektor<br />

fuhr er nach Berlin und stellte<br />

den P 603 bei den Ministern Mielke,<br />

Dickel, Hofmann und Georgi vor. Sie<br />

waren begeistert von diesem Fahrzeug,<br />

gaben ihre Zustimmung und versprachen,<br />

ihren Einfluss bei Mittag geltend<br />

zu machen, damit es doch gebaut werden<br />

darf. Mit etwas Mut und Zuversicht<br />

ging es nach Zwickau zurück. Kaum war<br />

Dr. Lang wieder in der Stadt, wurde er<br />

vor die SED-Kreisleitung geladen. Nach<br />

langer Diskussion gab es den Beschluss,<br />

„den Lang“ in das Industriewerk nach<br />

Ludwigsfelde (Lkw-Produktion) zu dele-<br />

gieren für den Aufbau des Direktionsbereiches<br />

Forschung und Entwicklung.<br />

Damit war der „Unruhestifter“ für zwei<br />

Jahre weg aus Zwickau.<br />

Im Werk mussten alle Unterlagen wie<br />

Zeichnungen, Versuchsberichte und<br />

Technologien archiviert und im zentra-<br />

Das Innenraumkonzept konnte in den 1960er Jahren international voll mithalten.<br />

len Archiv in Karl-Marx-Stadt eingelagert<br />

werden. Die Versuchsfahrzeuge<br />

verschwanden für immer von der Bildfläche.<br />

Wirklich für immer?<br />

Dokumente spurlos verschwunden<br />

Das August Horch Museum Zwickau<br />

zeigte 1998 eine Ausstellung zur Entwicklung<br />

der Typen P 56 bis P 601 und<br />

einige Prototypen aus der Forschung.<br />

Leider fehlte der Trabant 603 in Kompaktbauweise,<br />

alle Versuchsfahrzeuge<br />

sind verschrottet worden. Mitglieder<br />

des Museums-Fördervereins und Fachleute<br />

der Westsächsischen Hochschule<br />

Zwickau stellten sich die Aufgabe, diese<br />

Lücke durch einen Nachbau des P 603 zu<br />

AufgeHorcht<br />

schließen. Zunächst begann die Suche<br />

nach Zeichnungsunterlagen, leider ohne<br />

Erfolg. Was nun? Da bekam Dr. Lang den<br />

Hinweis, dass die kompletten Unterlagen<br />

vom P 603 unter der Registrierreihe 600<br />

im Archiv in Chemnitz sein müssten. Er<br />

fuhr hin und fand auch diese Reihe. Aber<br />

wohin der Blick auch ging, nur gähnende<br />

Leere, es war nichts mehr vorhanden. Es<br />

gab keinen Eintrag im Register, niemand<br />

konnte Auskunft über den Verbleib der<br />

Unterlagen geben. Ohne Unterlagen kein<br />

Nachbau. Wir gaben auf. Bis heute ist<br />

keines der Dokumente aufgetaucht.<br />

Der Trabant 603 und der Golf 1<br />

1974 brachte Volkswagen den Golf 1 auf<br />

den Markt. Die Karosserieform, nur um<br />

die geht es, entsprach mit ganz wenigen<br />

Abweichungen der des Trabant P 603 in<br />

Kompaktbauweise von 1968/1969. Prof.<br />

Dr. Carl H. Hahn, ehemaliger VW-Vorstandschef,<br />

sagte in einem Interview für<br />

das Sonderheft 01/07 „50 Jahre Trabant“<br />

der Zeitschrift „Superillu“ zur Feststellung,<br />

dass die von Mittag zurückgepfiffene<br />

Entwicklung des Trabant 603 optisch<br />

und motormäßig den Golf des Westens<br />

vorweggenommen habe, u. a.: „Ich kenne<br />

die Mythen darum, die ja zum Teil an<br />

Verschwörungstheorie erinnern – und<br />

muss Ihnen sagen: Das ist unrealistische<br />

Phantasterei.“ Das die DDR die Golf-<br />

Klasse entwickelte und Wolfsburg die<br />

Ergebnisse gegen Devisen kaufte sei ein<br />

reines Hirngespinst, so Hahn: „Wir waren<br />

zwischen Wolfsburg, Neckarsulm und<br />

Ingolstadt in unserer eigenen Welt unterwegs<br />

– Quermotor, Frontantrieb – den<br />

Golf mussten wir nun wirklich nicht<br />

abkupfern.“ Dr. Werner Lang<br />

Fotos: Archiv des Autors<br />

Skizzen von Clauss Dietel vom 20. April 1966.<br />

01/20<strong>08</strong> 21


AufgeHorcht<br />

Ein echter Fünfziger lädt ein<br />

Sonderausstellung zum Trabant-Geburtstag noch bis Oktober 20<strong>08</strong><br />

„Ein echter Fünfziger – Konsumtraum & Alltagskultur in der DDR“ heißt eine Sonderausstellung zum 50.<br />

Trabant-Geburtstag im August Horch Museum Zwickau. Die im November 2007 eröffnete Schau ist noch bis<br />

Oktober 20<strong>08</strong> zu sehen. Konzipiert und finanziert hat sie der Förderverein des Museums mit vielen noch tätigen<br />

Fachleuten aus der Sachsenring-Zeit.<br />

Im Mittelpunkt steht natürlich<br />

der zum Kultauto avancierte<br />

Kleinwagen Trabant<br />

mit seiner einzigartigen Duroplastkarosserie.<br />

Umrahmt<br />

von Gegenständen des täglichen<br />

Bedarfs aus den 1950er<br />

Jahren sind in der Sonderausstellung<br />

drei Trabantfahrzeuge,<br />

eine P 70-Limousine<br />

– zur besseren Demonstration<br />

der Duroplastteile unlakkiert<br />

– sowie drei Zweitakt-<br />

Aggregate zu sehen. Hinzu<br />

kommen drei westliche Vergleichsfahrzeuge<br />

aus dieser<br />

Zeit.<br />

Gleich hinter dem P 70 in<br />

der Mitte der Schau steht ein<br />

Ur-P 50, wie er 1953/1954<br />

im IFA Forschungs- und Entwicklungswerk<br />

Karl-Marx-<br />

Stadt entwickelt wurde. Die<br />

Karosserieform erscheint gewöhnungsbedürftig.<br />

Die eigentliche<br />

Form des P 50 Trabant<br />

hat das Automobilwerk<br />

Zwickau (ehemals Audi) erst<br />

1956 entwickelt, nach zwei<br />

Jahren Serienproduktion des<br />

P 70.<br />

Bei den drei Motoren handelt<br />

es sich um das Schnittmodell<br />

eines P 70-Motors,<br />

eine überarbeitete Variante<br />

des DKW F8-Triebwerkes<br />

aus der Auto Union-Zeit,<br />

und um zwei Trabant-Versuchsmotoren.<br />

Ein Triebwerk stellt eine<br />

luftgekühlte Version dar, die im Kern aus<br />

zwei 250-ccm-MZ-Motorradmotoren<br />

besteht. Die zweite Variante ist ebenfalls<br />

ein 500-ccm-Zweizylindermotor,<br />

jedoch mit Einlassdrehschiebersteuerung,<br />

Luftkühlung und seitlich angeblocktem<br />

Getriebe samt Kegelradausgleichsgetriebe.<br />

Das letztgenannte<br />

Aggregat bildete schließlich den Antrieb<br />

für den Trabant.<br />

22<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Bild oben: Blick in die Trabant-Sonderausstellung. Im Vordergrund der unlakkierte<br />

P 70, auf der Plattform der P50/1.<br />

Bild unten: Ein P 60 Kombi neben dem ersten DDR-Motorroller „Pitty“ von<br />

1955 und weiteren typischen Konsumgütern aus dieser Zeit.<br />

Fotos: Frank Reichel<br />

Erhöht präsentiert sich auf einer Stahlplattform<br />

ein Trabant P 50/1 aus dem<br />

Jahr 1961. Im Oktober 1959, ein reichliches<br />

Jahr nach dem offiziellen Serienanlauf,<br />

erhielt der Motor neue Alferzylinder<br />

(Aluverbundguss) und einen neuen<br />

Vergaser. Diese Änderung ermöglichte<br />

eine Leistungssteigerung des Motors auf<br />

20 PS und eine Reduzierung des spezifischen<br />

Kraftstoffverbrauchs.<br />

Der gezeigte P 60 Kombi stammt aus<br />

dem Jahr 1966. Die Serienfertigung<br />

begann im Oktober<br />

1962. Ein auf 600 ccm<br />

erhöhter Hubraum und eine<br />

Gesamtleistung von 23 PS<br />

bei 4000 U/min waren Leistungsmerkmale.<br />

Als Zeichen<br />

der neuen Fahrzeuggeneration<br />

bekam die<br />

Karosserie einen seitlichen<br />

Farb- streifen, der mit zwei<br />

Zierleisten eingerahmt wurde.<br />

Im Modell zu sehen ist der<br />

Entwurf einer Trabant Coupé-Variante.<br />

Leider fiel dieser<br />

wie viele andere ansprechende<br />

und kluge Fahrzeugentwicklungen<br />

der unzureichenden<br />

Wirtschaftskraft<br />

der DDR zum Opfer.<br />

Von den sogenannten Fahrmaschinen,<br />

die zur Geburtszeit<br />

des Trabants die westeuropäischen<br />

Straßen befuhren,<br />

sind ein Lloyd LP 300<br />

von 1952, ein Goggomobil T<br />

250 von 1955 und eine<br />

BMW Isetta 300 aus dem<br />

Jahr 1956 zu sehen.<br />

Dass der Trabant auch heutige<br />

bzw. zukünftige Automobilingenieure<br />

beschäftigt,<br />

zeigt eine Arbeit von zwei<br />

Studenten der Westsächsischen<br />

Hochschule Zwickau<br />

Ihr Entwurf Trabant 2010<br />

entstand 2005/2006. Auch<br />

das Modell des newTrabi der Firma Herpa<br />

weist in diese Richtung. Es soll evtl. in<br />

limitierter Auflage als Trabant-Nachfolger<br />

der Neuzeit produziert werden.<br />

Bernd Göpfert<br />

Ausführliche Informationen zu allen Exponaten<br />

der Trabant-Sonderschau finden<br />

Besucher in einer Beilage zum Museumsführer<br />

des Horch Museums Zwickau.


Im August sollen auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Audi-Werkes in Zwickau einige<br />

Hundert Horch-Wagen gebaut werden.<br />

Allerdings en miniature. Die Fertigung<br />

der Modellautos passiert im Kurs<br />

„Automobilbau & Technik“ und dieser<br />

ist wiederum ein Baustein des IT-Fitness-<br />

Camps, welches das STZ Sächsische<br />

Technologie Zentrum in den Sommerferien<br />

veranstaltet. Vom 21. Juli bis 15.<br />

August können Schülerinnen und Schüler<br />

zwischen 12 und 17 Jahren jeweils<br />

AufgeHorcht<br />

Mit alten Autos in die berufliche Zukunft<br />

Ferien einmal anders beim IT-Fitness-Camp in Zwickau<br />

STZ-Geschäftsführer Dirk Virian, Zwickaus Sozialbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß, Petra Michel von der Arbeitsagentur<br />

Zwickau und Henrik Tesch, Vertreter von Microsoft Deutschland und der IT-Fitness-Initiative (v. l.) vor<br />

einem Trabi, der sein „Styling“ im STZ-Camp 2007 erhielt. Foto: Frank Reichel<br />

eine Woche in verschiedene Berufsfelder<br />

„hineinschnuppern“. Im schon genannten<br />

Automobilbau-Kurs bringen die Camp-<br />

Teilnehmer alte Fahrzeuge wieder zum<br />

Laufen und erfahren, wie man Bauteile<br />

am Computer konstruiert. Die Themenwelt<br />

„Metall & Elektrotechnik“ macht u. a.<br />

mit dem Verfahren Schweißen und den<br />

Anforderungen der Mechatronik bekannt.<br />

„Betriebswirtschaft & IT“ bietet die Möglichkeit,<br />

eine fiktive Firma zu gründen.<br />

Aufgrund der guten Erfahrungen aus dem<br />

STZ-Sommercamp 2007 hat die bundesweite<br />

Initiative IT-Fitness ihr Engagement<br />

in diesem Jahr stark ausgeweitet<br />

und der Zwickauer Veranstaltung den<br />

Namen IT-Fitness-Camp gegeben. Erwartet<br />

werden rund 600 Jugendliche aus<br />

allen Teilen Deutschland. Neben den Kursen<br />

kommt der Ferienspaß bei Sommerrodeln,<br />

Wasserskifahren, Grillabenden<br />

und Ausflügen nicht zu kurz.<br />

IR<br />

www.stzcamp.de<br />

01/20<strong>08</strong> 23


AufgeHorcht<br />

Chemnitz wird erneut zum Mekka<br />

für Old- und Youngtimer-Fans<br />

Zweite Oldtimermesse lädt am 6. und 7. September 20<strong>08</strong><br />

in die Messe Chemnitz ein<br />

Historische Automobile und Motorräder ziehen immer<br />

wieder die Blicke auf sich. Das war zur 1. Oldtimermesse<br />

im vergangenen September in Chemnitz deutlich<br />

zu spüren. Für dieses Jahr hat die Messe einen<br />

weiteren Zuwachs an Old- und Youngtimerfahrzeugen<br />

in Aussicht gestellt. Fotos: Frank Reichel<br />

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der erfolgreichen<br />

Premiere der Oldtimermesse wird die Messe Chemnitz am 6.<br />

und 7. September 20<strong>08</strong> wieder zum Mekka für die Fans von<br />

Old- und Youngtimern werden. Auf einer Ausstellungsfläche<br />

von 11.000 Quadratmetern erwartet die Besucher in beiden<br />

Messehallen eine abwechslungsreiche Produktpalette von Fahrzeugen<br />

vergangener Zeiten sowie an Ersatzteilen und Zubehör,<br />

Literatur, historischer Werbung und Modellfahrzeugen.<br />

Allein in der Messehalle 1 werden mehr als 100 Autos und<br />

Motorräder aus dem vergangenen Jahrhundert präsentiert.<br />

Begleitet wird die Messe von einem großen Teilemarkt in der<br />

Messehalle 2, auf dem die Sammler nach gesuchten Originalersatzteilen<br />

oder wertvollem Zubehör stöbern können. Die<br />

Trennung dieser beiden Ausstellungsteile geht auf Anregung<br />

von Ausstellern und Besuchern zurück. Damit kommen sowohl<br />

die Liebhaber historischer Fahrzeuge, die „nur gucken“<br />

wollen, genauso wie die fachkundigen Kenner noch besser zu<br />

ihrem Recht.<br />

24<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Highlights sind u.a. eine Sonderschau mit historischen Militärfahrzeugen<br />

sowie die Präsentation des 1. Chemnitzer Oldtimerclubs<br />

unter dem Motto „IFA & Co“. Wie der Titel verrät,<br />

wird die Modellpalette der DDR-Fahrzeugindustrie im Mittelpunkt<br />

dieser Schau stehen. Gezeigt werden zum Beispiel ein<br />

Wartburg 311 Coupe aus dem Jahr 1964, eine Wartburg 311<br />

Cabriolet Limousine und ein Wartburg 313 Sport Roadster<br />

sowie ein P 70 Coupe aus dem Jahr 1956. Auch historische<br />

Nutzfahrzeuge aus dieser Zeit werden ebenfalls zu sehen sein.<br />

Dazu gehört ein Framo V901 Pritsche von 1959.<br />

Messechef Michael Kynast freut sich auf die zweite Oldtimermesse.<br />

„Im vergangenen Jahr gab es gleich bei der ersten Oldtimermesse<br />

ein sehr reges Interesse der Besucher an Oldtimern.<br />

Die große Nachfrage hat uns darin bestärkt, diese außergewöhnliche<br />

Ausstellung auch in diesem Jahr in den Messekalender<br />

zu integrieren.“<br />

IR/PM<br />

www.oldtimermesse-chemnitz.de


AufgeHorcht<br />

Ein zur Feuerwehr umgebautes Auto Union<br />

Steyr Wehrmachtsfahrzeug mit Holzvergaser.<br />

Zwischen Holzvergasern und Promi-Autos<br />

AMI Leipzig setzte auch 20<strong>08</strong> Maßstäbe mit Rahmenprogramm<br />

Die Leipziger Auto Mobil International<br />

(AMI) vom April dieses Jahres erreichte<br />

mit 293.000 Gästen nicht nur einen Besucherrekord.<br />

Sie zog Automobilliebhaber<br />

aus Deutschland, Tschechien, Polen<br />

und weiteren europäischen Ländern<br />

nicht nur mit über 100 Welt-, Europaund<br />

Deutschlandpremieren an. Nein, sie<br />

überraschte erneut wieder mit einem<br />

hochkarätigen Rahmenprogramm, bei<br />

dem auch für die Liebhaber älterer Modelle<br />

viel Schönes dabei war.<br />

Die Sonderschau „Tanke Holz“ bediente<br />

dabei nicht nur nostalgische Emotionen,<br />

denn die Suche nach nachwachsenden<br />

Kraftstoffen ist angesichts der Preistreiberei<br />

bei fossilen Energieträgern und den<br />

Auswirkungen der Zivilisation auf das<br />

Klima der Erde aktueller denn je. Zu sehen<br />

waren vor allem Fahrzeuge aus der<br />

ersten Hälfte des vergangenen Jahrhun-<br />

26<br />

Das Tatra Cabrio von Swetlana Stalin.<br />

01/20<strong>08</strong><br />

derts wie ein Opel Blitz, ein Wanderer<br />

W 10 von 1926 in einer Pick-up-Version<br />

sowie ein Auto Union Steyer 1500 A.<br />

Das ehemalige Wehrmachtsfahrzeug<br />

wurde 1947 zu einer Feuerwehr umgebaut.<br />

Allen gemeinsam ist der Holzvergaser.<br />

Seit 1923 gibt es diese Systeme, die<br />

aus Holz brennbares Gas entwickeln,<br />

mit dem sich Kraftfahrzeuge betreiben<br />

lassen. Vor allem in den Notjahren nach<br />

dem 2. Weltkrieg wurde dieses Verfahren<br />

mangels Alternativen oft genutzt.<br />

Ganz im Gegensatz zu den oft robusten<br />

holzgasbetriebenen Mobilen standen die<br />

Exponate der Sonderschau in der Glashalle<br />

der Leipziger Messe. „Autos der<br />

Promis“ zogen hier die Blicke auf sich.<br />

Schauspieler, Sportler und Hoheiten wie<br />

Dirk Bach, Torsten Frings, Christina Plate,<br />

Ralf Bauer, Wolfgang Lippert, Armin<br />

Rhode, Leopold Prinz von Bayern,<br />

Wanderer mit Holzgasantrieb.<br />

Johannes R. Bechers EMW<br />

aus Eisenach..<br />

Haddaway, Peter Sodann, Jan Hofer,<br />

Claudia Kleinert, Uwe Steimle, Rosi<br />

Mittermaier, Aljona Savchenko & Robin<br />

Szolkowy mit Trainer Ingo Steuer stellten<br />

ihre originellen Fahrzeuge meist im<br />

Youngtimerstatus vor. Zu sehen war<br />

jedoch auch ein EMW 327 von 1952,<br />

gebaut in Eisenach, den DDR-Literat und<br />

Kulturminister Johannes R. Becher Anfang<br />

der 1950er Jahre fuhr. Swetlana Stalins<br />

Tatra-Cabrio von 1949 wurde vorgeführt,<br />

genauso die Jagdwagen von Erich<br />

Honecker und Prinz Charles. Bei den<br />

beiden letztgenannten Fahrzeugen zeigte<br />

sich, dass Hoheiten offenbar weniger<br />

Komfort im Gelände brauchen als sozialistische<br />

Politiker. Denn der Range Rover<br />

des englischen Aristokraten wies nicht<br />

so viele Extras auf wie der aufwändig<br />

umgebaute Range Rover Honeckers.<br />

Ina Reichel<br />

Honeckers zum Jagdwagen umgebauter Range Rover. Der Range Rover von Prinz Charles.


AufgeHorcht<br />

01/20<strong>08</strong>


AufgeHorcht<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Viertürige Mittelklasselimousine mit Frontantrieb.


Technische Beschreibung<br />

Personenwagen Audi Front 225<br />

Hersteller Audiwerke AG Zwickau<br />

Bauzeit 02/1935 bis 04/1938<br />

Produktion 2552 PKW und 27 Chassis<br />

Davon 795 Limousinen in 4- und 6-Fensterausführung,<br />

1755 Kabrioletts in 2- und 4-Fensterausführung<br />

und 2 Roadster<br />

AufgeHorcht<br />

Gesamtfahrzeug<br />

Bauart: Personenkraftwagen in Rahmenbauweise<br />

zum Aufbau unterschiedlicher Karosserien<br />

Antrieb: Frontantrieb mit Motor- und Getriebeblock hinter der Vorderachse<br />

Hauptabmessungen:<br />

Radstand: 3100 mm<br />

Spurweite vorn: 1350 mm<br />

Spurweite hinten: 1400 mm<br />

Gesamtlänge: 4500 mm<br />

Gesamtbreite: 1650 mm<br />

Gesamthöhe: 1575 mm<br />

Bodenfreiheit: 190 mm<br />

Wendekreis-Ø: 12,5 m<br />

Gewichte:<br />

Fahrgestellgewicht: 950 kg<br />

Wagengewicht: Limousine 125 / 1424 kg , Kabriolett 1350 / 1482 kg<br />

zul. Belastung: 320 / 450 kg<br />

Höchstgeschwindigkeit: 105 km/h<br />

Kraftstoffnormverbrauch: 14 – 16 l/100 km<br />

Ölverbrauch: 0,2 l/100 km<br />

Triebwerk<br />

Motor:<br />

Typ: W 45 (Porsche-Konstruktion)<br />

Bauart: 6-Zylinder-Reihenmotor mit Alu-Zylinderblock und nassen<br />

Zylinderlaufbüchsen<br />

Arbeitsverfahren: 4-Takt-Ottomotor<br />

Bohrung/Hub: 71 mm/95 mm<br />

Hubraum: 2255 cm 3<br />

Verdichtungsverhältnis: 6,4 : 1<br />

Höchstleistung: 50 PS bei 3300 U/min.<br />

Ab 1937 55 PS bei 3800 U/min.<br />

Kurbelwelle: 7-fach in Gleitlagern gelagert<br />

Nockenwelle: Anordnung seitlich im Kurbelgehäuse;<br />

Antrieb durch schrägverzahnte Stirnräder<br />

Anordnung der Ventile: 2 Ventile pro Zylinder hängend im Zylinderkopf<br />

Ventilbetätigung: von der Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel<br />

Schmiersystem: Druckumlaufschmierung mit Ölkühler<br />

Motorölmenge: 8 l<br />

Vergaser: Doppelfallstromvergaser Solex Typ 30 JFF<br />

Kühlung: Wasserkühlung durch Wasserpumpe, Lamellenkühler und Ventilator<br />

Kühlwassermenge: 15 l<br />

Kraftstoffanlage:<br />

Anordnung des Kraftstoffbehälters: hinter der Hinterachse unter dem Karosserieboden<br />

Inhalt: 50 l<br />

Kraftstoffförderung: durch mechanisch angetriebene Pumpe<br />

01/20<strong>08</strong>


AufgeHorcht<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Kupplung: halbnasse Einscheibenkupplung Typ Komet Mecano PF 15<br />

Getriebe:<br />

Bauart: 4-Gang-Schaltgetriebe mit Synchronisierung des<br />

3. und 4. Ganges und Rückwärtsgang<br />

Übersetzungen:<br />

1. Gang: 4,52 : 1<br />

2. Gang: 2,40 : 1<br />

3. Gang: 1,61 : 1<br />

4. Gang: 1,00 : 1<br />

Rückwärtsgang: 5,56 : 1<br />

Achsübersetzung: 5,25 : 1<br />

Schaltung: Kugelschaltung, Schaltstock am Armaturenbrett<br />

Ölfüllmengen: Getriebe 1,25 l; Achsgetriebe 1,50 l<br />

Elektrische Anlage:<br />

Bordspannung: 12 V<br />

Batterie: 12 V/45 AH<br />

Zündung: Batteriezündung<br />

Zündfolge: 1 - 5 - 3 - 6 - 2 - 4<br />

Zündkerzen: Bosch DM 175 A3<br />

Elektrodenabstand: 0,4 bis 0,6 mm<br />

Lichtmaschine: Bosch RJC 90/12 1100<br />

Anlasser: Bosch BGC 0,6/12 RS15<br />

Fahrwerk<br />

Rahmen: Zentralkastenrahmen<br />

Vorderachse:<br />

Lenkung:<br />

Bauart: Schwingachse mit 2 oberen Querlenkern und 1 Halbelliptikquerblattfeder<br />

unten; hydraulisch wirkende Stoßdämpfer<br />

Hinterachse:<br />

Bauart: Pendelschwingachse mit Schwingarmen, Halbelliptikquerblattfeder<br />

und hydraulisch wirkenden Stoßdämpfern<br />

Fahrgestellschmierung: durch Eindruckzentralschmierung<br />

Bremsen:<br />

Bauart: hydraulisch auf 4 Rädern wirkende Innenbackentrommelbremse<br />

Trommel-Ø 300 mm<br />

Handbremse: mechanisch auf die Hinterachse wirkend<br />

Bauart: ZF Rosslenkung (Schneckenlenkgetriebe mit Nasenhebel);<br />

Starre Lenksäule<br />

Räder/Reifen:<br />

Felgenart und -größe: Hering - Scheibenfelgen (Geradsitztiefbett) 3,25 E x 17<br />

Reifengröße: 5,25 - 17<br />

Reifendruck v/h:<br />

1,75 atü vorn; 1,5 - 1,6 atü hinten<br />

Karosserieausführungen und Preise<br />

4-Türen-Limousine (1935) 5.750,- RM (Karosserie: Hornig)<br />

6-Fenster-Limousine (1935 - 1938) 5.550,- RM (Normalausführung)<br />

5,900,- RM (Luxusausführung)<br />

Karosserie: Horchwerke<br />

2-Fenster-Sportkabriolett (1935 - 1937) 6.475,- RM (Normalausführung)<br />

6.675,- RM (Luxusausführung)<br />

Karosserie: Heinrich Gläser<br />

4-Fenster-Kabriolett (1935 - 1938) 6.475,- RM (Normalausführung)<br />

6.875,- RM (Luxusausführung)<br />

Karosserie: Heinrich Gläser<br />

Spezialroadster (1935) 2 Stück 7.950,- RM; Karosserie: Horch und Hornig<br />

Spezialkabriolett 2/3 Sitze (1937) 8.500,- RM; Karosserie: Heinrich Gläser<br />

Quellen: Technische Daten und Beschreibungen aus Unterlagen des Automobilmuseums A. Horch e. V. Zwickau<br />

Fotos: FES GmbH vom Ausstellungsfahrzeug des Automobilmuseums A. Horch Zwickau<br />

Zusammenstellung: Dipl. Ing. K.-H. Brückner, Förderverein Automobilmuseum A. Horch e. V. Zwickau


AufgeHorcht<br />

Erlebnisse<br />

am Nürburgring<br />

Aus dem Tagebuch eines<br />

Rennmechanikers der Auto Union<br />

Rudolf Friedrich hat als Rennmechaniker bei der Auto Union die großen Erfolge der Silberpfeile in den 1930er<br />

Jahren miterlebt und genauso die Schattenseiten des Rennsports kennengelernt. In der Betriebszeitung des ehemaligen<br />

VEB Sachsenring Zwickau berichtete er Ende der 1950er Jahre über seine Zeit an der Seite von Stuck,<br />

Rosemeyer & Co. „AufgeHorcht“ veröffentlicht Auszüge aus diesem hochinteressanten Tatsachenbericht in der<br />

Serie „Aus dem Tagebuch eines Rennmechanikers der Auto Union“. In Teil 5 schildert Rudolf Friedrich seine<br />

Erlebnisse und Erfahrungen am Nürburgring.<br />

Durch Täler und über Höhen hinweg, durch Wälder und<br />

Wiesen, an gelbblühenden Ginster vorbei, führt eine neun<br />

Meter breite Rennstrecke mit 170 Kurven und Steigungen bis<br />

zu 27 Prozent durch die raue Hocheifel. Die herbe Schönheit<br />

dieser Eifellandschaft wird viel von Kunstmalern besucht.<br />

Aber viele Jahre, im Juni und Juli, wurde diese friedliche Landschaft<br />

gestört. Zweimal im Jahr, zum „Eifelrennen“ und zum<br />

„Großen Preis von Deutschland“, wimmelten tagelang alle<br />

Straßen der Eifel, die zum Nürburgring führten, von Kraftfahrzeugen.<br />

Sah man an einem Renntag vom alten Turm der Nürburg<br />

herunter, dann glich das Land einem Ameisenhaufen. Fahrräder,<br />

Motorräder, Personenautos, Omnibusse und Lastwagen<br />

wälzten sich durch den Staub der Zufahrtsstraßen nach den<br />

großen Parkplätzen an der Rennstrecke. Schon zwei Tage vor<br />

dem Rennen wurden von den Zuschauern an den Waldrän-<br />

32<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Teil 5<br />

dern der Rennstrecke Zelte aufgeschlagen, um am Renntage ja<br />

den besten Platz zu haben. 300.000 Menschen strömten<br />

zusammen, um einen Großkampftag der Rennwagen zu erleben.<br />

Nachts loderten aus den Fichtenwäldern an der Rennstrecke<br />

die Lagerfeuer. Aus Begeisterung zum Motorsport<br />

wurde im Freien übernachtet. Der Nürburgring wurde ereignisvoller<br />

Platz vieler und toller Sensationen.<br />

Flugzeugstart a’ la Rosemeyer<br />

Da kommt eines Tages Bernd Rosemeyer in seinem Flugzeug,<br />

eine Messerschmitt-Taifun, zum Nürburgring, um zu trainieren.<br />

Er landete auf dem sehr wenig dazu geeigneten Flugplatz an<br />

der Rennstrecke. Nach dem Training wollte er mit seiner Maschine<br />

wieder starten. Der Flugplatz<br />

eignete sich aber absolut nicht für einen<br />

Start. Nach kurzem Überlegen fuhr er<br />

mit seinem „Horch 8“ zu uns an die<br />

Boxen, trommelte sämtliche Monteure<br />

zusammen, holte sich beim Hotelwirt<br />

Schnitker zwei Seile und zog mit uns<br />

hinunter zum Flugplatz. Von der Einzäunung<br />

des Flugplatzes legten wir auf<br />

Kommando Rosemeyers 15 Meter um.<br />

Am Fahrwerk des Flugzeuges banden<br />

wir die beiden Seile fest. Wie Schildbürger<br />

schleppten wir die Maschine<br />

vom Flugplatz einige Kilometer über<br />

die Rennstrecke hinauf zum Start und<br />

Ziel. Dann kletterte Rosemeyer auf die<br />

Tragfläche und bestieg die Kabine. Auf<br />

ein Zeichen von ihm drehten wir den<br />

Propeller einige Male durch. Der Motor<br />

Der Kurs des Nürburgrings in den<br />

1930er Jahren.<br />

wurde auf Kompression gebracht, dann<br />

drückte Rosemeyer auf den Starter<br />

und der Propeller lief an. Wir zogen


die beiden Startklötze weg und gingen schnell zur Seite.<br />

Langsam rollte die Maschine an. Zu unserem Schrecken<br />

gewann das Flugzeug auf der kurzen Startbahn bis zu den<br />

Gipfeln des Waldes an der Südkehre keine Höhe. Mit noch<br />

nicht eingezogenem Fahrwerk schwebte die Messerschmitt-<br />

Taifun nur wenige Zentimeter über den hohen Baumkronen<br />

des Waldes in der Luft. Dann zog Rosemeyer zwei Schleifen<br />

und flog am Startplatz erschreckend tief zu uns herunter, um<br />

dann steil ansteigend unseren Blicken zu entschwinden.<br />

Was niemand gewagt hätte, das brachte wieder einmal<br />

Rosemeyer fertig. Dort, wo Rennwagen starteten, musste er<br />

unbedingt auch einmal mit seinem Flugzeug starten. Wieder<br />

einer seiner Dummenjungenstreiche, der glücklich ausging.<br />

An einem schönen Platz hinter dem Sporthotel, in dem wir<br />

untergebracht waren, lagen eingebettet zwischen Erlen und<br />

Buchen unsere Werkstatt und Garage für unsere Rennwagen.<br />

Auch eine Drehbank und eine Bohrmaschine waren darin.<br />

Später wurden diese Rennwagen nachts von einem bewaffneten<br />

SS-Posten bewacht. Durch die offenen Werkstatttore<br />

leuchtete oft das Lampenlicht in die späte Mitternacht.<br />

Manche schlaflose Nacht wurde dort zugebracht. Wenn kurz<br />

vor dem Morgengrauen die müden Schritte der Monteure<br />

über die Wurzeln der Bäume stolperten, dann hieß es, drei<br />

Stunden Schlaf und dann wieder raus aus den Betten.<br />

Fast immer hatte unser Kompressormax die letzte Arbeit.<br />

Seine Kompressoren waren wirklich Sorgenkinder. Wenn<br />

schon alles fertig war, dann hieß es, diesen oder jenen<br />

Kompressor noch einmal nachsehen. Die Zahnräder des<br />

Flügelantriebes durften ja nur ein Hundertstel Millimeter Spiel<br />

haben, und die Flügel selbst nur ein Zehntel Millimeter. Sie<br />

waren so zäh, dass sie beim Nacharbeiten nur mit einem<br />

Ölstein bearbeitet werden konnten.<br />

Romantik neben der Strecke<br />

Start zum Eifelrennen 1936.<br />

Der kleine Reisewecker neben meinem Kopf auf der<br />

Nachttischplatte klingelte. Wir wollten schon 5 Uhr in der<br />

Werkstatt sein. 8 Uhr sollte das Training beginnen, und es<br />

musst noch sehr viel vorbereitet werden. Rennwagen und<br />

Rennfahrer sahen wir jeden Tag.<br />

Gut geschlafen, hatte ich wieder einmal Lust, dem Leben und<br />

der Natur etwas abzulauschen. Neben mir, im tiefen Schlaf,<br />

schnarchte einer von uns vier Monteuren. Er lag auf dem<br />

Rücken. Seine großen Füße lagen schweißduftend auf dem<br />

AufgeHorcht<br />

Auto Union-Monteure bereiten den Wagen von Hans Stuck für eine Fahrt am<br />

Nürburgring vor. Der zweite von rechts ist der Autor dieser Serie,<br />

Rennmechaniker Rudolf Friedrich.<br />

Bettrand neben dem Kopf des vor ihm Schlafenden. Eine<br />

Zigarette, halb angeraucht, lag neben dem Aschenbecher auf<br />

der Glasplatte des Nachtschränkchens. Vorn, unter dem ersten<br />

Bett im Zimmer, stand neben einigen Koffern ein mit Blumen<br />

bemalter Nachttopf.<br />

Ich öffnete das Fenster und ließ frische Luft ins Zimmer.<br />

Draußen schaute im ersten Frühlicht des neuen Tages, von<br />

einem Nebelkranz umgeben, die „Hohe Acht“ herüber. Wie<br />

eine dunkle Kulisse stand das Mauerwerk der alten<br />

Nürburgruine mit ihren Tannen vor dem Horizont. Dunkle<br />

bewaldete Bergkuppen tauchten aus den Tälern heraus und<br />

gaben der Eifellandschaft ihre herbe Romantik. Die Nacht war<br />

feucht und kühl. Von greifbar nahen Erlenzweigen perlten<br />

Tautropfen herab.<br />

Ein neuer Tag begann. Er musste ja beginnen, denn weit hinten<br />

am Horizont schob sich gesetzmäßig in ihrer ganzen<br />

Schönheit und Macht eine purpurrote Sonnenkugel aus dem<br />

Weltall in den aufklarenden Himmel.<br />

Ich sah die Welt mit anderen Augen als viele meiner Kollegen.<br />

Schon als Lehrling stand ich oft unter dem Sternenhimmel und<br />

suchte mit dem Meer von Himmelskörpern ins Reine zu<br />

kommen. Rätselhaften Naturerscheinungen ging ich auf den<br />

Grund. Die alte, morsche, phosphoreszierende Weide um<br />

Mitternacht am Bach war für mich plötzlich kein Geist mehr.<br />

Ich ging hin, brach dem Geist die Knochen entzwei und hielt<br />

statt Geisterknochen verfaultes Holz in den Händen.<br />

Schauermärchen erzählte mir meine Mutter. Hui – der Teufel<br />

fuhr um Mitternacht beim Fickel-Bauer aus der Feueresse. Ich<br />

glaubte nicht daran, legte dürres Fichtenreisig in den Ofen,<br />

sauste schnell in die windige Nacht – und siehe da, der Wind<br />

fegte den Funkenregen aus der Esse und formte die schönsten<br />

Teufeleien zusammen.<br />

Schon in jungen Jahren erlebte ich um mich herum eine<br />

pulsierende Welt, die materialistische Welt. Eine Welt, wahrer,<br />

reiner und schöner als die erlogene, unsichtbar göttliche<br />

Welt. Oft hießen mich die unscheinbarsten Dinge im<br />

Leben denken, und mit diesem Denken wurde die Welt für<br />

mich Wirklichkeit. Jenen Anblick der aufgewühlten Erde mit<br />

den vielen hartgefrorenen Leichen deutscher und<br />

sowjetischer Soldaten auf dem blutgetränkten Boden draußen<br />

im Osten werde ich nie vergessen, und er hat mich mehr<br />

und weiter denken lassen, dass wir Menschen einig, stark<br />

und mächtig genug sind, einen solchen furchtbaren Krieg zu<br />

verhindern und den Frieden zu festigen. Und in diese<br />

Friedensfront habe ich mich eindeutig eingereiht.<br />

01/20<strong>08</strong> 33


AufgeHorcht<br />

Die Werkstatt der Auto Union auf dem Nürburgring zum Großen Preis von<br />

Deutschland 1937: Nr. 6 – Wagen von H. P. Müller, Nr. 8 – Wagen von<br />

Hasse, Nr. 2 – Wagen von v. Delius, Nr. 4 – Wagen von Rosemeyer.<br />

Die heiße Sonne und der blaue Himmel meinten es gut mit<br />

uns. Ebenso die Rennwagen, sie liefen im Training wie Uhren.<br />

Rosemeyer fuhr zwei Runden auf seinem Wagen und wollte<br />

nichts mehr daran verändert haben. Stuck war nach drei<br />

Runden auch zufrieden mit seinem Wagen. Alles war guter<br />

Laune. Man konnte fast sagen, mit einem Gefühl einer zu frühen<br />

Überlegenheit sahen unsere vier Rennfahrer Rosemeyer,<br />

Stuck, Delius und Hasse hinüber an die Boxen von Mercedes-<br />

Benz und Alfa-Romeo, deren Monteure und Rennfahrer sichtbar<br />

noch mit großen Schwierigkeiten kämpften. Diese beiden<br />

Konkurrenzfirmen hatten in wochenlanger, fieberhafter<br />

Arbeit ihre Rennwagen für diese mörderische vierstündige<br />

Materialschlacht vorbereitet. Sie wollten unbedingt die Erfolgsserie<br />

unserer Rennwagen durchbrechen. Wir Monteure waren<br />

geteilter Meinung. Mit den Mercedes-Benz-Rennwagen war<br />

nicht zu spaßen, und sie sorgten für Überraschungen. Ein<br />

Nuvolari auf einem Alfa-Romeo hatte immer Siegeschancen.<br />

Am Sonnabend von 8 bis 12 Uhr war im Rennfahrerlager<br />

Abnahme aller Rennwagen nach der Grand-Prix-Formel, die<br />

von 1934 bis 1938 Geltung hatte. Diese ausgesprochene<br />

Leistungsformel gab den Konstrukteuren freie Hand, wieviel<br />

PS sie aus dem unbegrenzten Zylinderinhalt der Rennmotoren<br />

herausholten. Vorgeschrieben war bei dieser Formel nur das<br />

Gewicht des Rennwagens. Das Maximalgewicht des<br />

Fahrzeuges mit vier Rädern ohne Betriebsstoff und<br />

Schmiermittel sowie ohne Gummibereifung durfte nur 750<br />

Kilogramm betragen.<br />

Gewann nun ein Fahrer diesen Großen Preis - in diesem Falle<br />

war es Bernd Rosemeyer, 1934 Hans Stuck -, dann mussten<br />

die ersten fünf Rennwagen, die am Ziel ankamen, vor den<br />

Boxen aufgestellt werden. Es durfte mit keinem Handgriff<br />

etwas daran verändert werden. Nach der Siegerehrung wurden<br />

dann die Rennwagen ins Rennfahrerlager zur Nachprüfung<br />

des Gewichtes auf die Waage gefahren. Stimmte das<br />

Gewicht nach dem Rennen nicht mehr, wurde dem Fahrer der<br />

Preis aberkannt.<br />

34<br />

Die Wagen liefen wie Uhren<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Wie Übergewicht „weggezaubert“ wurde<br />

Meistens stimmte das Gewicht nur bei<br />

Skuderia Ferrari. Ihre Alfa-Romeo-<br />

Rennwagen hatten sogar oft 10 bis 15<br />

Kilogramm Minusgewicht. Bei den deutschen<br />

Rennwagen ging es immer so knapp<br />

zu, dass wir vor der Wagenabnahme einige<br />

schwere Teile aus dem Rennwagen entfernten.<br />

Diese Teile mussten aber zum<br />

Rennen wieder eingebaut werden und der<br />

Wagen war wieder zu schwer.<br />

Wie wurde nun die Frage des Gewichtes<br />

gelöst? Während an dem Siegerwagen die<br />

gummibereiften Räder mit unbereiften<br />

ausgewechselt wurden, ließ ein anderer<br />

Monteur das Benzin und Öl ab. Aus dem<br />

offengelegten Nockenwellenkörper des<br />

Motors wurde mit einer Saugpumpe jeder<br />

Tropfen Öl abgesaugt. Wie nun vor der<br />

Abnahmekommission, die um den Wagen<br />

herumstand, den 753 Kilogramm schweren<br />

Rennwagen auf 748 bis 749 Kilogramm zurückzaubern?<br />

Das haben wir – genau oder ähnlich wie Mercedes-Benz – folgendermaßen<br />

gemacht: Ein Monteur legte sich neben einer<br />

großen Blechwanne unter den Rennwagen. Während er an<br />

der Motorölwanne die Ölschläuche löste und das Öl in die<br />

Blechwanne laufen ließ, löste er die dahinter liegenden<br />

Stoßdämpfermuttern – sie waren schon auf der Fahrt zum<br />

Rennfahrerlager unbemerkt mit einem Schlüssel gelockert<br />

worden – und ließ sie mit den schweren Stoßdämpferscheiben<br />

aus Stahl und Pressstoff mit ins Öl fallen. Somit wurden die<br />

drei bis vier Kilogramm Übergewicht des Rennwagens entfernt.<br />

Dieser Schwindel musste natürlich etwas geschickt vorgenommen<br />

werden.<br />

Großer Preis von Deutschland 1936 im Fahrerlager Nürburgring. Der Wagen<br />

von Bernd Rosemeyer zur Kontrolle auf der Waage. Mit manchen Tricks wurde<br />

das Maximalgewicht von 750 Kilogramm nach dem Rennen „wiederhergestellt“.<br />

Eine Runde über den Nürburgring<br />

Und nun, lieber Leser, steig ein in unseren offenen 830er<br />

Horch, wir fahren jetzt eine Runde über den Nürburgring.<br />

Wie die großen „Gasgeber“ beginnen wir am Start und Ziel.<br />

Dann fahren wir in den großen Kreisbogen der Südkehre -<br />

dort kehren wir natürlich auch um und fahren steil hinunter<br />

zum bewaldeten „Hatzenbach“. Nach vielen Wellungen kommen<br />

wir zu „Hocheichen“. Dort stehen aber keine Eichen,<br />

sondern hohe Tannen. Da weiten sich unsere Blicke und


Augen. Rechts unten im Tal liegt Quittelsbach. Im Süden liegen<br />

die Dauner Berge. Ganz rechts schaut neugierig die alte<br />

Nürburg zu uns herüber. Auf einer schönen Geraden fahren<br />

wir hinauf zur „Quittelsbacher Höhe“. Links grüßt uns der<br />

„Flugplatz“. Da halten wir an. Vor uns steht das<br />

„Schwedenkreuz“. 300 Jahre alt soll es sein. Auf der<br />

Weiterfahrt kommt ein schöner Fernblick nach Aremberg.<br />

Hoppla – jetzt aber schön langsam, da kommt ja die gefährliche<br />

Kurve am „Aremberg“. Und nun hinunter in die verhängnisvollen<br />

Tannengründe der „Fuchsröhre“. In dieser Röhre ist<br />

schon mancher Rennfuchs hängengeblieben. Da vorn, am<br />

Kilometerstein 13, liegt der „Adenauer Forst“. Das ist die<br />

Stelle, wo der Sportreporter Rudolf Wernike Millionen<br />

Menschen an den Rundfunkgeräten fesselte. Da kommt auch<br />

schon die S-Kurve am finsteren „Kallenhard“. Vorsicht,<br />

Walter! Hier landeten schon viele Rennfahrer im Ackerfeld.<br />

Aber nun hinab ins Tal nach „Wehrseifen“ mit den viel besuchten<br />

Zuschauerhängen. Bei der „Ex-Mühle“ geht es aber schon<br />

wieder steil hinauf zum „Bergwerk“. Nach einem spitzen<br />

Winkel fahren wir in einem großen Bogen zum „Kesselchen“.<br />

Da ist auch schon das „Klostertal“, aber weit und breit ist kein<br />

Kloster zu sehen. Tiefe Schatten der Wälder liegen auf dem<br />

Splitt der Rennbahn. Es duftet nach frischen Tannen.<br />

Romantisch, reizvoll und tückisch ist diese herrliche<br />

Rennstrecke. Ausgeträumt, liebe Leser, wir kommen jetzt ins<br />

„Karussell“. Unser Wagen kippt nach rechts. Wir liegen schräg<br />

im Rundbogen des „Karussells“ und fahren eine dreiviertel<br />

Runde. Jetzt sind wir bei der „Hohen Acht“ angelangt. Da<br />

fängt unser Wagen plötzlich an zu<br />

wippen. Aha, da vorn rechts steht es<br />

ja an einem Schild, wir hätten ihn bald<br />

vergessen, den alten „Wippermann“.<br />

Am „Brünnchen“ und „Pflanzgarten“<br />

vorbei, fahren wir an einem der größten<br />

Zuschauerplätze, dem „Schwalbenschwanz“<br />

vorbei. Der „Galgenkopf“<br />

ohne Galgen taucht auf. Jetzt<br />

Vorsicht! Vor uns liegt die gefährliche<br />

„Dottinger Höhe“ mit ihren Wellen,<br />

wo die Rennfahrer knapp 300 Sachen<br />

draufhaben und Ernst Delius 1937<br />

den Tod fand. Am Kilometer 27 steht<br />

ein Schild „Antoniusbuche“, aber<br />

weder vom Antonius noch von der<br />

Buche ist etwas zu sehen. Dort soll<br />

früher eine mächtige Buche gestanden<br />

haben. Und am „Tiergarten“<br />

steht auch kein Tiergarten mehr. Das<br />

sind alles Bezeichnungen an der<br />

Rennstrecke, die an alte Zeiten erinnern<br />

und die aus Tradition beibehalten<br />

wurden. Da ist die schöne Fahrt<br />

auch zu Ende, und wir sind am Ziel<br />

angelangt.<br />

Nach einem gemütlichen Sonnabendabend<br />

in den unteren Gasträumen<br />

des Sporthotels begaben wir uns<br />

nach oben in unsere Zimmer. Ich<br />

schlief in einem Zimmer mit vier<br />

Betten. Wir vier Monteure hatten uns<br />

fertiggemacht zum Schlafen. Fritz lag<br />

schon im Bett. Da sagte er zu uns:<br />

AufgeHorcht<br />

„Itze kenn se uns mol am A... läckn! Itze wärd ne Runde um<br />

dn Ring gedreht. Los, alles in de Betten!“ Da langte er auch<br />

schon unters Bett, zog den sauberen Nachttopf hervor, stülpte<br />

ihn wie einen Sturzhelm über den Kopf, setzte eine<br />

Rennfahrerbrille auf, dann nahm er die Porzellan-Waschschüssel<br />

als Lenkrad in die Hände und markierte im Bett sitzend<br />

einige Trainingsrunden von Rosemeyer.<br />

„Achtung, Achtung! Hier Adenauer-Forst. Soeben ging<br />

Rosemeyer am Kilometer 13 an Carracciola vorbei und übernahm<br />

die Spitze“, rief er laut ins Zimmer. Weit aus dem Bett<br />

herausragend, bald links, bald rechts kurvend, machte er das<br />

Zwischengasgeben und das Knallen der Kerzen nach, bis er<br />

den Halt verlor, aus dem Bett flog und mit Klirren und<br />

Krachen mitten in den Scherben am Boden lag. Wir rutschten<br />

in den Betten umher und hielten uns die Bäuche vor Lachen.<br />

Noch nicht genug. Verdutzt richtete er sich auf, sah uns in seinem<br />

Nachthemd grinsend an und schob mit seinen großen<br />

nackten Füßen die Scherben wie Eierschalen unters Bett. Als<br />

er wieder ins Bett stieg – er hatte zwei kleine Schnittwunden<br />

am Finger – sagte er trocken zu uns: „Rennwagen überschlagen,<br />

Maschine kaputt!“ Jetzt brüllten wir vor Lachen und die<br />

Tränen liefen uns nur so herab. Alle Monteure, die mit uns auf<br />

dem oberen Korridor schliefen, kamen zu uns ins Zimmer und<br />

lachten mit. Fritz war ein sächsisches Unikum. Er sorgte<br />

immer für unsterblichen Humor. Seine humorvollen Einfälle<br />

werden noch oft in meinen Berichten erscheinen.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Fotos: Archiv Jürgen Pönisch<br />

Trainingsbetrieb auf dem Nürburgring: Bernd Rosemeyer gibt Autogramme<br />

an seinem Horch 853 Sportkabriolett, rechts Prof. Ferdinand Porsche.<br />

01/20<strong>08</strong> 35


AufgeHorcht<br />

Mit mehr als<br />

Die Fakten sind ernüchternd und erschütternd zugleich: Am 28. Januar 1938 starb der Auto Union Rennfahrer<br />

Bernd Rosemeyer bei einem Weltrekordversuch auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt. Bei einer<br />

Geschwindigkeit von weit über 400 km/h fand er den Tod. Für die Audi Tradition und das August Horch Museum<br />

Zwickau war die 70. Wiederkehr dieses tragischen Ereignisses Anlass für ein Symposium in memoriam Bernd<br />

Rosemeyer.<br />

Der Vortragssaal im Zwickauer Horch Museum platzte am<br />

Nachmittag des 28. Januar 20<strong>08</strong> förmlich aus allen Nähten. Weit<br />

über 100 äußerst interessierte Gäste nutzten die Chance, Leben<br />

und Tod des außergewöhnlichen Rennfahrers Revue passieren<br />

zu lassen und mit Historikern zu diskutieren. Der Film „Auf den<br />

Spuren eines Rennfahreridols“ zeigte auf, wie der 1909 geborene<br />

„Junge von nebenan“ aus Lingen an der Ems von einem<br />

Mitglied unter vielen in einem örtlichen Motorsportclub zum<br />

herausragenden Rennfahrer wurde. Zeitzeugen charakterisierten<br />

ihn als „Sonnenschein-Jungen“, als „Star zum Anfassen“,<br />

der einen „fröhlichen Leichtsinn“ an den Tag legte.<br />

Dieser „fröhliche Leichtsinn“, allerdings gepaart mit herausragendem<br />

Können, katapultierte den Jungen aus dem Volk von<br />

36<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Bernd Rosemeyer – ein ausgezeichneter<br />

Rennfahrer und unbekümmerter<br />

Draufgänger.<br />

Tempo 400 raste er in den Tod<br />

Das Phänomen Bernd Rosemeyer – Symposium zu seinem 70. Todestag im<br />

August Horch Museum Zwickau<br />

seinem ersten Start in einem Rennwagen 1934 über den ersten<br />

Sieg auf Auto Union im September 1935 auf dem Masaryk-<br />

Ring bei Brünn an die Spitze der damaligen Rennfahrerelite.<br />

1936 wurde das Jahr Bernd Rosemeyers. Sieben Mal stand er<br />

auf dem Podest ganz oben, davon allein nach drei Siegen bei<br />

Großen Preisen. Mit dem Auto Union Typ C 16-Zylinder-<br />

Grand-Prix-Wagen wurde er Europameister (damals dem Status<br />

eines Weltmeisters vergleichbar, da nur europäische Teams die<br />

Weltspitze beherrschten), Deutscher Straßenmeister und<br />

Deutscher Bergmeister.<br />

1936 wurde auch privat ein erfolgreiches Jahr für den sympathischen<br />

Blondschopf. Er heiratete die Fliegerin Elly Beinhorn.<br />

Damit war ein neues deutsches Traumpaar der 1930er Jahre


geboren, das quer durch alle politischen und gesellschaftlichen<br />

Schichten der damaligen Zeit außerordentliche Popularität genoss.<br />

Im November 1937 kam Sohn Bernd zur Welt. Obwohl<br />

sein Vater starb, als er kaum drei Monate alt war, sagte Prof. Dr.<br />

Bernd Rosemeyer jr. im Film „Auf den Spuren eines Rennfahreridols“,<br />

dass sein Vater ihm viel näher gewesen sei, als dies<br />

mitunter bei realen Vätern der Fall ist. Er habe ihn ein Leben<br />

lang begleitet, tue es heute noch und war immer ein jugendlicher<br />

Vater für ihn, ein jugendlicher Held.<br />

Mit diesem Mythos ist er bei dem Rekordversuch am 28. Januar<br />

1938 auf der heutigen A5 Frankfurt-Darmstadt ums Leben gekommen.<br />

Bereits im Juni 1937 erzielte er mit dem Auto Union<br />

Stromlinien-Rennwagen seine ersten Weltrekorde, die er im<br />

Oktober des gleichen Jahres noch überbot. Er überschritt<br />

damals mit 406,3 km/h als erster Mensch die 400 km/h-<br />

Grenze auf einer normalen Straße. Für die Rekordfahrten im<br />

Januar 1938 brachte die Auto Union einen überarbeiteten<br />

Stromlinien-Rekordwagen mit 16-Zylinder-Motor und 545 PS<br />

an den Start, dem jedoch ausreichende Tests bei Höchsttempo<br />

fehlten. Konkurrent Mercedes-Benz drängte damals auf den<br />

von der Norm abweichenden Januar-Termin, um noch vor der<br />

Internationalen Automobil-Ausstellung im Februar 1938 die<br />

Rekorde zurück zu holen. Normalerweise waren diese spektakulären<br />

Versuchsfahrten über den Kilometer bzw. die Meile<br />

nur für Oktober zugelassen.<br />

Am besagten Januarmorgen<br />

gegen 8.45 Uhr stieg Mercedes-<br />

Pilot Rudolf Caracciola zuerst<br />

in seinen Boliden. Nahezu bei<br />

Windstille fuhr er den fliegenden<br />

Kilometer mit 432,7 km/h.<br />

Als Rosemeyer an seinen<br />

ersten Start ging, war es gegen<br />

11.00 Uhr und nicht mehr<br />

windstill. Er „tastete“ sich in<br />

zwei Läufen an die Geschwindigkeit<br />

von Caracciola heran<br />

und wurde mit 429 km/h<br />

gemessen. Als er 11.46 Uhr<br />

zum dritten Mal an den Start<br />

geschoben wurde, hatte der<br />

Wind eine Geschwindigkeit<br />

von etwa 10 m/s erreicht. Er<br />

passierte den Messpunkt am<br />

Kilometer 5, absolvierte bei 8,6<br />

den Kilometer-Messpunkt,<br />

hätte bei 9,2 die Messstelle für<br />

die Meile hinter sich gelassen.<br />

Doch das erlebte er schon<br />

nicht mehr. 11.47 Uhr war Bernd Rosemeyer tot.<br />

Genickbruch.<br />

Über die Ursachen des Unfalls wurde und wird nach wie vor<br />

viel spekuliert. Für Automobilhistoriker Martin Schröder war<br />

nicht allein der Seitenwind der Auslöser, sondern vielmehr ein<br />

Zusammenspiel vieler Faktoren. Einer davon könnte darauf<br />

zurückgehen, dass die Auto Union mit dem 1938er<br />

Rekordprojektil den ersten Ground-effect-Wagen der Welt an<br />

den Start gebracht hatte. Alubrücken zwischen den aufgewölbten<br />

Radhäusern auf der Oberseite sollten einen stabileren<br />

Geradeauslauf garantieren, vordere Radverkleidungen und<br />

Alu-Schürzen zwischen den Rädern am Unterboden sowie ein<br />

Heckdiffusor Abtrieb erzeugen. Ein Mangel dabei: Auslässe im<br />

AufgeHorcht<br />

Boden leiteten die Kühlluft nach unten ab. Zwei unterschiedliche<br />

Luftströme trafen aufeinander, welche die Balance des<br />

Fahrzeugs empfindlich stören konnten.<br />

Eine weitere Erklärung geht darauf zurück, dass Rosemeyer<br />

angesichts nahender Brückenpfeiler bremste, die rechten Räder<br />

noch auf dem griffigen Beton, die linken schon im feuchten Gras,<br />

und damit den Unfall auslöste. Eine dritte Variante ist eine<br />

Windböe, die ihn kurz nach der Zeitnahme bei Kilometer 8,6<br />

erwischte. Deren Wirkung verschlimmerte sich noch, da an<br />

dieser Stelle die Fahrbahn drei Meter höher liegt als der Waldboden.<br />

Genauso bewegend wie der nach wie vor nicht vollständig geklärte<br />

Unfallhergang ist die Person Bernd Rosemeyer und die<br />

Einordnung in seine Zeit. Kulturwissenschaftler Dr. Uwe Day<br />

bezeichnete den begnadeten Rennfahrer als einen „Popstar“ der<br />

1930er Jahre, der vom proletarischen Motorradrennfahrer zum<br />

Autorennfahrer im weißen Overall aufgestiegen war. Das Image<br />

Rosemeyers und der Auto Union seien eng verknüpft, da er das<br />

junge „Eigengewächs“ einer selbst noch jungen Marke war.<br />

70 Jahre nach seinem Tod wird jedoch immer noch danach<br />

gesucht, wie der unbekümmerte jugendliche Haudegen politisch<br />

einzuordnen sei. Dass er vom Naziregime instrumentalisiert<br />

wurde und das auch geschehen ließ, steht außer Frage. In<br />

seiner Geburtsstadt Lingen ist nun eine Diskussion entbrannt,<br />

wie denn der nach wie vor populäre Rennfahrer anlässlich sei-<br />

So war er oft zu erleben: als Sieger nach spektakulären Rennen. Fotos: Audi<br />

nes 100. Geburtstages im Jahr 2009 zu ehren sei. Der Streit<br />

entzündete sich u. a. daran, dass Rosemeyer seit 1933 Mitglied<br />

der SS war, obwohl er sich politisch weder engagierte noch artikulierte.<br />

Zur Einordnung dieses Faktes sei angemerkt, dass für<br />

die Erteilung einer Rennfahrerlizenz die Mitgliedschaft in einer<br />

Motorsport betreibenden NS-Organisation obligatorisch war.<br />

Warum er letztendlich die SS wählte, gehört zu den Geheimnissen<br />

der Mythengestalt Rosemeyer. Ein Grund könnte gewesen<br />

sein, dass die SS 1933 noch nicht ihre spätere Bedeutung<br />

erlangt hatte und dass diese Organisation nach den Maßstäben<br />

der damaligen Zeit als Elite galt. Und Elite in seinem Sport<br />

wollte auch Bernd Rosemeyer sein – was ihm ohne Abstriche<br />

gelang. Ina Reichel<br />

01/20<strong>08</strong> 37


AufgeHorcht<br />

DKW-Motorradfahrer<br />

überaus erfolgreich<br />

auf dem Sachsenring<br />

Marke der Auto Union mit Spitzenresultaten<br />

beim Großen Preis von Europa 1938<br />

Neben den Motorradrennen auf der englischen Insel<br />

Isle of Man (Tourist Trophy, auch mit T.T. abgekürzt)<br />

galt in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen die<br />

Ausrichtung eines Laufes zur Europameisterschaft, der<br />

bis 1937 jährlich in einem anderen Land stattfand, als das<br />

größte Motorsportereignis und fand bei Presse, Rundfunk<br />

und Film enorme internationale Anerkennung.<br />

Titelte die Rennstrecke vor den Toren der Stadt Hohenstein-<br />

Ernstthal bisher unter verschiedenen Begriffen, so erhielt sie<br />

1937 ihren endgültigen Namen, nämlich Sachsenring. Sie erlebte<br />

1938 den zweiten Höhepunkt ihrer Geschichte, seit in<br />

Hohenstein-Ernstthal Rennen gefahren werden. Bereits 1936<br />

hatte sie mit der Durchführung der Rennen zur Europameisterschaft<br />

ihre Bewährungsprobe bestanden.<br />

Europameister durfte sich derjenige Fahrer nennen, der von<br />

1924 an bis einschließlich 1937 bei dem jährlich einzig anberaumten<br />

Lauf seiner Klasse als Sieger die Ziellinie überfuhr.<br />

Ab 1938 wurde demjenigen die Europameisterwürde verliehen,<br />

der die Punktehöchstzahl aus den errungenen Plätzen (eins bis<br />

sechs) nach sechs ausgetragenen Renn-Läufen aufwies.<br />

Auf ein Novum soll hier hingewiesen werden: Der Start-Ziel-<br />

Bereich am Sachsenring befand sich nur für dieses eine Jahr<br />

etwa in der Mitte der langen Geraden längs der Autobahn zwischen<br />

Badteichkurve am Mineralbad und der Nötzold-Kurve.<br />

Der Reichsautobahn-Abschnitt (so der damalige Sprachgebrauch)<br />

zwischen Meerane und Chemnitz wurde 1936 seiner<br />

Bestimmung übergeben. Ursache für die Verlegung soll die<br />

Start zum Rennen der 250er Klasse.<br />

mangelnde Tragfähigkeit der aufgeschütteten Erdmassen am<br />

bisherigen Start und Ziel, verbunden mit der Umgestaltung<br />

der Queckenberg-Kurve, gewesen sein.<br />

Eben diese Queckenberg-Kurve wurde von einer Spitzkurve<br />

zu einer flüssig zu durchfahrenden Kurve mit Pflasterung umgestaltet<br />

und erstmals bei einem Rennen befahren.<br />

Laut Zeitzeugen fanden im späten Frühjahr bereits Probefahrten<br />

durch den BMW-Rennstall statt. Es werden sicher<br />

nicht die Spitzenfahrer gewesen sein, die mehrere Tage vormittags<br />

von der Eisenbahnbrücke am Waldausgang bis zur<br />

38<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Mit einer Farbpostkarte wurde für den Großen Preis von Europa 1938<br />

auf dem Sachsenring geworben.<br />

Eisenbahnbrücke eingangs der Stadt Hohenstein-Ernstthal die<br />

neu geschaffene Queckenberg-Kurve im Renntempo durcheilten.<br />

Über Namen dazu ließ sich keine Notiz im damaligen<br />

„Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt“ finden.<br />

Tatsächlich berichtete diese Zeitung über eine größere Anzahl<br />

baulicher Veränderungen rund um den Straßenkurs. Damit<br />

erhöhte sich die Sicherheit um ein Vielfaches.<br />

Am Rennsonntag, dem 7. August 1938, fieberten bei herrlichstem<br />

Sommerwetter nahezu 300.000 Zuschauer dicht an dicht<br />

gedrängt einem Motorsport-Ereignis erster Güte entgegen.<br />

Bereits während der Trainingstage herrschte seitens des<br />

Publikums reges Interesse wie es bereits in den Jahren zuvor<br />

bei den Rennen am Sachsenring aufgefallen war.<br />

Trainiert wurde jeweils von 8.00 bis maximal 13.00 Uhr vom<br />

Donnerstag bis zum Samstag.<br />

Die Fahrer mit den Maschinen der Marke Auto Union DKW<br />

standen bei den Klassen 250 ccm und 350 ccm in der ersten<br />

Startreihe<br />

Um 9.00 Uhr erfolgte am Rennsonntag der Start für die Fahrer<br />

der Klasse A bis 250 ccm über 35 Runden auf dem 8,731<br />

Kilometer langen Rundkurs, das ergab eine Gesamtfahrtstrecke<br />

von ca. 306 Kilometern. Unter heutigen Verhältnissen<br />

eine unvorstellbare Belastung von Mensch und Maschine. In<br />

dem international gut besetzten Starterfeld war die Marke<br />

Auto Union DKW sowohl mit Werksfahrern (Kluge und<br />

Petruschke) als auch Privatfahrern dominierend vertreten,<br />

was sich im Ergebnis am Rennende zeigte.<br />

Ewald Kluge fuhr vom Start weg an der Spitze des Feldes.<br />

Nach einer imponierenden Aufholjagd folgte ihm Bernhard<br />

Petruschke auf einem sicheren zweiten Rang. Um Platz drei<br />

stritten sich Otto Kohfink, H. Gablenz, Karl Lottes und Drews.


Drei DKW Fahrer in der umgebauten<br />

Queckenberg-Kurve.<br />

Gegen Rennende gelang es Lottes noch, Kohfink auf den vierten<br />

Platz zu verweisen. Es folgten mit erheblichen Rückständen<br />

Gablenz, Drews, Albert Schneider und dann Otto Daiker. Erst<br />

auf Platz 16 lief der erste Fahrer mit einer anderen Motorrad-<br />

Marke als DKW ein.<br />

Ewald Kluge wurde in diesem Jahr unangefochten Europameister<br />

mit 36 Punkten vor Bernhard Petruschke mit 25<br />

Punkten.<br />

Mit Ewald Kluge (Auto Union DKW) gelang es erstmals einem<br />

deutschen Fahrer überhaupt, auf der berühmt-berüchtigten<br />

Tourist Trophy zu gewinnen (Juni 1938).<br />

Um 12.00 Uhr setzte sich das mit 47 Fahrern exzellent<br />

besetzte Fahrerfeld der 350er Klasse in Bewegung. Weitere<br />

fünf Runden und etwa 44 Kilometer mehr im Vergleich zum<br />

vorangegangenen Rennen mussten zurückgelegt werden. Der<br />

Rennstall Norton glänzte mit seinen international renommierten<br />

Fahrern J. Rusk und John White. Dagegenhalten wollte Auto<br />

Union DKW mit ihren bewährten Fahrern wie Walfried<br />

Winkler (Europameister 1934/Klasse bis 250ccm) und<br />

Siegfried Wünsche sowie Walter Hamelehle. Weiterhin vertreten<br />

waren Maschinen wie AJS (Fahrer Ernie Thomas) und<br />

Velocette (Spitzenfahrer E. A. (Ted) Mellors, welcher am Saisonende<br />

1938 Europameister wurde). Das deutsche Fabrikat<br />

NSU trat mit seiner Neuentwicklung unter Heiner Fleischmann<br />

an und dazu auf einem Vorjahresmodell Karl Bodmer.<br />

Vom Start an in Führung lag der Engländer White. Es folgten<br />

Wünsche und Winkler, dann Bodmer und Mellors. Nach einigen<br />

Runden rückte Rusk auf den zweiten Platz vor und Winkler<br />

übernahm Platz drei. Zur Mitte des Rennens waren zahlreiche<br />

Ausfälle durch Sturz oder Maschinenschäden zu verzeichnen,<br />

u. a. Rusk, Fleischmann, Rudi Knees, Hans Richnow, Hamelehle.<br />

Der Verlauf bis zum Ende des Rennens war unspektakulär und<br />

so hieß die Reihenfolge bei der Zieldurchfahrt: White vor<br />

Winkler und Wünsche. Es folgten Mellors und Bodmer.<br />

Weniger bekannte Namen schlossen sich an.<br />

Bei den Rennen in der Klasse bis 500 ccm sprachen die zahlreich<br />

angereisten Redakteure von Lokalzeitungen und internationalen<br />

Redaktionen gemeinhin von Rennen nach Guthrie.<br />

Dazu muss man wissen, dass der Schotte Jimmi Guthrie diese<br />

Kategorie als Europameister jahrelang dominiert hatte. Hier<br />

am Sachsenring siegte er 1935, 1936 und stand 1937 kurz vor<br />

AufgeHorcht<br />

einem weiteren Sieg, ehe ihn in der letzten Runde, ca. 2000<br />

Meter vor dem Ziel, das Schicksal ereilte, und er durch<br />

Maschinenschaden so unglücklich zu Sturz kam, dass er an<br />

dessen Folgen in den Abendstunden verstarb. Ein Findlingsstein<br />

an dieser Stelle erinnert noch heute zu Recht an diese<br />

Tragödie.<br />

Im Hauptrennen, welches um 15.00 Uhr gestartet wurde, gingen<br />

drei Werks- auch als Fabrikmannschaften bezeichnet – an<br />

den Start und jede Menge so genannter Privatfahrer. Für BMW<br />

stand zum ersten Mal am Sachsenring Georg Meier an der<br />

Startlinie gemeinsam mit Martin Schneeweiß und Ludwig<br />

(Wiggerl) Kraus. Norton trat mit Harold Daniell und Freddi<br />

Frith an. Gilera aus Italien brachte Dorino Serafini.<br />

Insgesamt nahmen 28 Fahrer den Kampf gegen die Streckenlänge<br />

von 40 Runden gleich 349 Kilometern auf, davon sechs<br />

Werksfahrer. Als Privatfahrer starteten u. a. Wilhelm Herz auf<br />

Auto Union DKW, die Gebrüder Karl und Otto Rührschneck<br />

mit ihren Norton-Maschinen. Die Reihefolge am Start und Ziel<br />

nach dem ersten Umlauf hieß zur Überraschung und Freude<br />

aller Zuschauer: Meier vor Serafini, Kraus, Schneeweis, Frith<br />

und Daniell. Nach etwa einem Dutzend Runden lag Meier<br />

noch immer in Führung, jetzt vor Frith und Daniell, während<br />

Schneeweis durch Sturz ausschied und Serafini mit technischem<br />

Defekt die Segel streichen musste. Nach der 40-<br />

Runden-Distanz wurde Meier mit großem Vorsprung unter<br />

dem Jubel der Zuschauer und dem seiner Betreuer abgewunken.<br />

Zwischenzeitlich hatte er noch den Rundenrekord auf<br />

142 km/h gebracht. Im Ziel folgten Daniell und Frith mit je<br />

zweiminütigem Rückstand zu Meier und untereinander. Auf<br />

Platz vier liegend überquerte Kraus die Ziellinie.<br />

Am Saisonende wurde Georg Meier mit 24 Punkten zum<br />

Europameister gekürt. Jürgen Rabe<br />

Fotos: Privatarchiv Jürgen Rabe, Werksfoto BMW,<br />

Werbe-Postkarte für das Rennen<br />

Georg Meier von<br />

BMW siegte in der<br />

500-ccm-Klasse.<br />

01/20<strong>08</strong> 39


AufgeHorcht<br />

Automobilgeschichte<br />

unterhaltsam vermittelt<br />

Entdecken, begegnen, bewegen, erleben – der komplexe Weg zu<br />

einem Museum der Emotion und Faszination<br />

Automobile Geschichte erleben - mit diesem Slogan wirbt das August Horch Museum Zwickau. Eine Botschaft,<br />

die bereits vor der Detailplanung zur Neugestaltung des Museums formuliert wurde. Der Slogan ist ein Ergebnis<br />

des im Gesamtumfang der Aufgabe integrierten Marketingkonzeptes. „Automobile Geschichte erleben“ war von<br />

Anfang an auch die Vision für die Gestalter und Planer von ö_konzept. Matthias Kaluza, einer der ö_konzept-<br />

Gründer, berichtet über die Herangehensweise an die Ausstellungsgestaltung. In Teil 2 beschreibt er u. a. die<br />

Darstellungen zum Auto Union Rennsport, zur Entwicklung des Frontantriebs sowie zum DDR-Fahrzeugbau.<br />

Der Auto Union Rennsport erhielt eine Raum-in-Raum-<br />

Installation. Einerseits sollten zwei Fahrsimulatoren,<br />

basierend auf einem modernen Computer-Rennspiel<br />

und in Form von dem Rennwagen Typ C ähnlichen<br />

Boliden, aufgenommen werden. Die Funktion bestand<br />

wie im Ausstellungsbereich Karosseriebau darin, den<br />

Aktivbereich gegen den normalen Besucherverkehr<br />

abzuschirmen. Andererseits sollte der Rennsport, als<br />

Wissensnische ausgebildet, Neugierde wecken nach<br />

dem Prinzip „etwas Verstecktes übt eine magische<br />

Anziehung aus“. Gekoppelt daran sind tiefer gehende<br />

Informationen zu den bedeutenden Rennsportjahren<br />

1934-1939.<br />

Der Auftritt der Auto Union ab ca. 1933 auf den<br />

Internationalen Automobilausstellungen gewann mehr<br />

und mehr eine eigenständige Identität - heute als Corporate<br />

Identity bezeichnet. Es war eine Demonstration<br />

der Stärke. Davon inspiriert wurde der Messestandcharakter<br />

der Auto Union als Präsentationsinszenierung<br />

für die verschiedenen Markenexponate gewählt. Der<br />

offene Charakter ermöglicht die Platzierung der ver-<br />

Ein Blick vom Messestand der Auto Union Mitte der 1930er Jahre zurück durch<br />

die Ausstellung in der oberen Etage. Die Offenheit erlaubt einen vergleichenden<br />

Blick auf die vorangegangene Fahrzeugentwicklung.<br />

40<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Teil 2<br />

schiedenen Marken. Zudem lässt sich ein einfacher<br />

Austausch von Exponaten, die für öffentliche Marketingaktionen<br />

des August Horch Museums zum Einsatz kommen,<br />

umsetzen. Gleichzeitig wird das Museum dadurch<br />

nicht statisch.<br />

Dass die Auto Union einer der Hauptlieferanten der<br />

Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war, ist<br />

ebenso ein Thema wie Zwangsarbeit und Arbeitslager<br />

als Außenstellen von Konzentrationslagern.<br />

Diese Thematik bildet gegenüber der glanzvollen<br />

Messeausstrahlung in der „Kriegsbox“ einen Gegensatz.<br />

Bewusst wurde der Kontrast als grundlegendes<br />

Gestaltungsmittel eingesetzt – vorher hell, freundlich,<br />

offen, anschließend dunkler, zerstörerisch, gedrückt.<br />

Schon durch die Umsetzung dieser Eigenschaften in der<br />

Ausstellungsarchitektur wird dem Besucher die inhaltliche<br />

Thematik über die Stimmung vermittelt. Die<br />

Inszenierung ist dann schließlich der Punkt auf das „i“,<br />

die wesentlich durch das vorhandene, unrestaurierte<br />

Exponat beeinflusst wird. Die audio-visuellen Mittel<br />

verstärken die Dramatik dieser Zeitdarstellung.<br />

Für die Inszenierung zur Kriegsproduktion der Auto Union wurden in einer Raumim-Raum-Konstruktion<br />

zwei 6 x 3,5 Meter große, vollflächig hinterleuchtete<br />

Fotografien auf Spannfolie eingesetzt. Deutlich ist in der Stimmung der Szene der<br />

Kontrast zum Flair des Auto Union Messestandes zu sehen.


Die Zeit des Suchens und Findens<br />

Die Geschichte nach 1945 wird fortgesetzt mit dem<br />

mühsamen Neubeginn mit Nutzfahrzeugen und den<br />

ersten Pkw-Produkten. Das etwas spartanisch gestaltete<br />

Umfeld mit grafischen Zitaten der Propaganda und<br />

Werbung sowohl in statischen als auch in bewegten<br />

Bildern ist der Rahmen für eine unstetige Zeit des<br />

„Suchens und Findens“. Viel zu entdecken gibt es bei<br />

genauerem Hinsehen. In den Vitrinen oder auch den<br />

kleinen Modellbaudioramen spiegeln sich Alltagssituationen<br />

und -ereignisse wider.<br />

Von den wirksamen, großvolumigen Exponaten und<br />

den großzügigen Darstellungsrahmen im Obergeschoss<br />

geht es auf der schiefen Rampe nach unten. Immer<br />

mit einem Blick zurück und mit einigen Einblicken in das<br />

nächste Ausstellungsthema - den Kleinwagen.<br />

Die Serieneinführung des Frontantriebs steht im<br />

Mittelpunkt der ersten Ausstellungskoje im Untergeschoss<br />

und wird autark behandelt. Ein Vergleich von<br />

Motorrad und Kleinwagen, beide mit gleichem<br />

Antriebsaggregat ausgestattet, prägt den Aufbau dieser<br />

Präsentation. Die grafische Gestaltung basiert ausschließlich<br />

auf damals eingesetztem Werbe- und<br />

Bildmaterial. So kann auf unterhaltsame Weise, weil teilweise<br />

amüsant, technische Basisinformation transportiert<br />

werden.<br />

Die anschließende rund 40 Meter lange Straße der<br />

1930er Jahre bildet die Ausstellungsfläche für mehrere<br />

Exponate der Marke DKW. Der an real existierende<br />

Fassaden orientierte Kulissenbau, der Einsatz von<br />

Granitpflaster als Straßenbelag, der begehbare<br />

„Tante Emma“-Laden, die Schaufenstergestaltungen und<br />

das Zubehör sind eine Inszenierung für die Familie. Jede<br />

Altersgruppe kann hier etwas entdecken und wenn es<br />

nur Erinnerungen sind.<br />

Der Übergang zur Pkw-Fertigung nach dem Krieg<br />

wurde fließend gestaltet, weil der Stand der Produkte<br />

vor dem Krieg gleich nach dem Krieg bedeutete.<br />

Dazwischen lagen fast zehn Jahre. Nur wer genauer hinschaut,<br />

bemerkt am Ende der Straße, dass es bereits den<br />

Stand Mitte 1950 darstellt – ein Abbild der Realität.<br />

Letztlich folgt die Geschichte des als Kind der<br />

Mangelwirtschaft einzigen in Großserie hergestellten<br />

Pkw mit Kunststoffkarosserie, des Trabant. Auch<br />

hier werden je nach Zeitabschnitt Ausdrucksformen<br />

in der zeitgenössischen Werbegrafik, Mode sowie<br />

Zeitkolorit als kontextualer Hintergrund eingesetzt.<br />

Gezeigt werden auch die vielen Pkw-Entwicklungsversuche,<br />

die nie umgesetzt werden konnten sowie die<br />

durch die Mangelsituation entstehende Eigendynamik<br />

der Selbsthilfe. Abschließend spannt sich der Bogen<br />

bis zur Entwicklung nach der Wiedervereinigung mit<br />

VW Sachsen und dem heute wichtigen Produktionsstandort<br />

des VW Konzerns in Zwickau-Mosel.<br />

AufgeHorcht<br />

Bild oben:<br />

Spartanisch und kühl wurde das Umfeld im Zeitabschnitt des Neubeginns nach<br />

dem Zweiten Weltkrieges gestaltet. Situationen, die das Leben lebenswert machten,<br />

sind bei genauerem Hinsehen dennoch zu finden.<br />

Bild Mitte u. unten:<br />

Eine ca. 40 Meter lange Geschäftsstraße der 1930er Jahre gibt sechs DKW<br />

Kleinwagen das dazugehörige Umfeld. Drei mit Originalexponaten dekorierte<br />

Schaufenster sowie ein begehbarer, komplett ausgestatteter Laden gehören zur<br />

Szene. Vom Spielzeug über Mode und Waren des täglichen Bedarfs bis hin zu den<br />

Fahrzeugen ist viel Interessantes für ein breites Publikum zu entdecken.<br />

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AufgeHorcht<br />

Im Untergeschoss wird die Geschichte der Kleinwagen aus Zwickau präsentiert.<br />

Im Bild ein Vorläufer des Trabant, ein P 70 Coupé von 1957. Zu erkennen ist die<br />

immer wiederkehrende Akzentuierung mit warmen Farbtönen im Gelb-Orange-<br />

Rotspektrum.<br />

Die ausgestellten Automobile, Motoren und Fahrzeugteile<br />

mit ihrer Faszination übernehmen die Funktion der<br />

Vermittlung und Veranschaulichung des technischen<br />

Wandels in den letzten 100 Jahren. Dabei ist die optische<br />

Wahrnehmungshierarchie nach heutigen Sehgewohnheiten<br />

aufgebaut. Grundprinzip: Anreiz und Interesse<br />

wecken durch große, wirksame Objekte, Arrangements<br />

oder Inszenierungen – Hinführung zum Detail.<br />

Technische Prinzipien und impulsgebende Lösungen<br />

wurden generell grafisch vereinfacht dargestellt. Die<br />

Beschränkung auf eine Zweifarbigkeit – Grundkörper in<br />

Graustufen, Lösungsprinzip in Orange – erhöht die<br />

schnelle Erfassung der Aussage. Die textlichen Aussagen<br />

sind nach neuesten Erkenntnissen der Museumsforschung<br />

hinsichtlich Umfang, Umbruch und diagonaler<br />

Lesbarkeit konzipiert. Sie wurden ständig kritisch<br />

geprüft. Schließlich beträgt die durchschnittliche<br />

Verweildauer bei einer Ausstellungstafel nach bundesweiten<br />

Untersuchungen im Durchschnitt nur ca. 1,5 min.<br />

Die Innenarchitektur ordnet sich dem musealen Zweck<br />

unter, ist aber dennoch eine moderne Komponente im<br />

Kontrast zu historischen Reizen. Besonders Einbauten in<br />

die Industriearchitektur der Jahrhundertwende wurden<br />

als Gegenpol hineingesetzt. Der Eingangsbereich mit<br />

Museumsshop, zentralem Tresen und Caféteria sowie<br />

dem darüberliegenden Multifunktionsraum zeigen<br />

moderne Stilistik. Besonderen Wert legte das<br />

Planungsteam von ö_konzept auf einen gezielten Einsatz<br />

des Lichtes und von Farben.<br />

Speziell für die Beleuchtung der Exponate und<br />

Inszenierungen wurde nach einer experimentellen Phase<br />

eine detaillierte Lichtplanung, die verschiedene<br />

Farbtemperaturen, genaue Abstrahlwinkel, verschiedene<br />

Filtervorsätze und die Positionierung der unter-<br />

42<br />

Anreiz wecken und zum Detail hinführen<br />

Innenarchitektur und Raumgestaltung<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Typische Erscheinungsbilder und Nutzungsformen des Trabant 601 in seiner über<br />

26-jährigen Produktionsphase als DDR-Designikone dürfen im Museum nicht<br />

fehlen.<br />

schiedlichen Scheinwerfertypen enthält, erstellt. Dieser<br />

Aufwand zahlte sich aus. Die Ausstellung präsentiert sich<br />

in zwei Erscheinungsformen - in einer Tag- und einer<br />

Nachtwirkung. Am Tag lässt im Obergeschoss das<br />

Tageslicht die Objekte sehr real erscheinen. Am Abend<br />

setzt das Kunstlicht glanzvolle Akzente, hebt die<br />

Wirkung der Exponate und übt eine Faszination aus, die<br />

dazu führte, einen langen Donnerstag mit verlängerter<br />

Öffnungszeit einzuführen. Die Lichtstimmungen und die<br />

Farbkonzeption sind unter der Berücksichtigung der<br />

Zeitabschnitte, der Zusammenhänge und der Bedeutung<br />

der jeweiligen Exponaten entwickelt worden.<br />

Das Farb- und Materialkonzept der Innenräume wurde<br />

in enger Abstimmung mit den Hochbauarchitekten entwickelt.<br />

Materialien und Farbtöne wirken verbindend<br />

zwischen Außen- und Innenraum. Gelbe und rote<br />

Hartbrandziegel, grau lasierter Sichtbeton, Schiefer und<br />

Putzflächen in gebrochenem Weiß schaffen einen neutralen<br />

und zeitlosen Hintergrund für die<br />

Ausstellungsinstallationen. Warme Farbtöne von<br />

Gelbocker über Orange bis Rot sind in verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen vom Eingang an immer wiederkehrend<br />

eingesetzt. Der Bodenbelag der Ausstellungsräume,<br />

ein hoch beanspruchbarer fugenloser Epoxyd-<br />

Der Tresen im Eingangsbereich verknüpft drei Grundfunktionen miteinander -<br />

Empfang, Museumsshop und Cafeteria. Seine Hinterleuchtung übt eine magische<br />

Ausstrahlung bis auf die Straße aus.


Der begehbare „Tante-Emma-Laden“ an der Straße der 1930er Jahre wurde alten<br />

Ladenbausituationen nachkonstruiert. Originalverpackungen, originale Ausstattungselemente<br />

und Geruchsdesign verleihen der Inszenierung eine hohe<br />

Authentizität.<br />

harzestrich orientiert sich in Farbton und Struktur an der<br />

Erscheinung von Asphalt.<br />

Ausgangspunkt für die Entscheidung zu individuell entworfenen<br />

Einbauten und Möbelelemente bildeten gleichermaßen<br />

die funktionalen wie die musealen Anforderungen.<br />

Generell galt das Primat der Funktionalität und<br />

Nutzungsvariabilität für die Zukunft. So wurden zwei<br />

Teilbereiche in der Dauerausstellung als auch der Hof<br />

zwischen der Horch Villa und der Ausstellungshalle zur<br />

Nutzung für Veranstaltungen geplant. Das Erdgeschoss<br />

der Horch Villa und der Multifunktionsraum bietet<br />

zudem gute Voraussetzungen für Vorträge, Tagungen,<br />

Konferenzen u.a.m.<br />

Im Eingangsbereich wurde die Verknüpfung der<br />

Funktionen Museumsshop, Kasse und Cafeteria auf der<br />

Basis minimalen Platzbedarfes sowie Personaleinsatzes<br />

erreicht. Die reduzierte Form der Theke verbindet die<br />

unterschiedlichen Raumzonen und entfaltet ihre prägnante<br />

Wirkung im Kontrast zum umgebenden Beton<br />

der Raumhülle durch die flächige orangefarbene<br />

Hinterleuchtung.<br />

Die Forderung, Fahrzeuge austauschen zu können,<br />

wurde trotz der umfangreichen Einbauten und<br />

Raumnischen durch individuelle Spezialkonstruktionen<br />

erfüllt. Partiell verbergen sich hinter festen Trennwandelementen<br />

bewegliche Türflügel und unter Fahrzeugpodesten<br />

höhenverstellbare Schwerkraftrollen.<br />

Besonderer Feinabstimmung bedurfte die Konstruktion<br />

der Fahrzeugpodeste, um den Lastabtrag tonnenschwerer<br />

Fahrzeuge in die nur acht Zentimeter starke historische<br />

Betondecke so optimal wie möglich zu gestalten.<br />

Darüber hinaus waren Anforderungen der Heizungsund<br />

Klimatechnik hinsichtlich der Luftdurchströmung<br />

einiger Elemente zu realisieren.<br />

Neben modernen Trennwänden, Fahrzeugpodesten und<br />

Präsentationsvitrinen sowie den Trägermodulen für die<br />

Medientechnik wurden individuelle Elemente und<br />

Strukturen für die verschiedenen Installationen speziell<br />

konstruiert. Beispielsweise stellten die knapp 3,5 Meter<br />

hohen vier Ringe als Symbol der Vereinigung der vier<br />

Fahrzeugmarken Audi, DKW, Horch und Wanderer zur<br />

Auto Union in ihrer Dimension eine technologische<br />

AufgeHorcht<br />

Die Selbsthilfementalität, hervorgerufen durch die Mangelsituation in der DDR,<br />

führte zu der Ansammlung von Ersatzteilen. Meist vorzufinden in den typischen<br />

Fertigteilgaragen. Es ist die Schlüsselszene für die Inhalte im Umfeld.<br />

Herausforderung dar. Die Entwicklung der Raum-im-<br />

Raum-Installation zum Zweiten Weltkrieg wiederum<br />

erforderte die Umsetzung eines Gefühles von<br />

Bedrohung und Beklemmung, das mittels einer ausgeklügelten<br />

räumlichen Struktur unter Nutzung des<br />

Prinzips der optischen Täuschung in Verbindung mit<br />

Film- und Tontechnik realisiert wurde.<br />

Inszenierungen in historischem Ambiente<br />

Für die Inszenierungen in historischem Ambiente erfolgten<br />

detailgetreue Konstruktionen auf Basis intensiver<br />

Recherchen. So wurden die begehbare Standard-<br />

Tankstelle im Erdgeschoss, der über 40 Meter langen<br />

Straßenzug der 1930er Jahre mit Schaufenstern, die wiederum<br />

im Stil der Zeit mit originalen Exponaten der<br />

Städtischen Museen Zwickaus sowie aus Sammlungsbeständen<br />

des Auto Union Archivs bestückt werden<br />

konnten, der begehbare „Tante Emma Laden“ oder auch<br />

eine DDR-Fertigteilgarage im Untergeschoss, umgesetzt.<br />

Alle Inszenierungen wirken nur durch die verschiedenartigen<br />

Exponate aus der jeweiligen Zeit<br />

authentisch. So wurden für den begehbaren Laden viele<br />

Verpackungen aus den 1930er Jahren von uns deutschlandweit<br />

zusammengetragen. Ein halbleerer Laden entfaltet<br />

eben nicht die Wirkung. Das zusätzlich integrierte<br />

Geruchsdesign, ein Gemisch aus Kakao- und Kaffeeduft,<br />

erhöht die Bereitschaft des Entdeckens.<br />

Medientechnik und Animationen<br />

Eine weitere Informationsebene für die Besucher des<br />

August Horch Museums wurde mit dem Einsatz multimedialer<br />

Inhalte realisiert. Ziel war es mit einfachster<br />

Bedienung tiefgründig Inhalte leicht verständlich darzustellen<br />

oder auch unterhaltsam Randthemen aufzugreifen.<br />

Spezifische und detaillierte Informationen können in<br />

einigen Zeitabschnitten bequem von computerbasierenden<br />

Bildschirmterminals abgefragt werden. Die Bedienung<br />

erfolgt dabei zu 70 Prozent ohne mechanische<br />

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AufgeHorcht<br />

Die Inhalte auf den Medienstationen sind immer auch für Kinder in gut einsehbarer<br />

Höhe platziert. Die separate Touchscreenbedienung ist für jeden nutzbar.<br />

Bedienelemente – interaktiv mittels separaten Touch-<br />

Screen-Displays.<br />

Neben historischem Bildmaterial und Kurztextinformationen<br />

kommen 2d- und 3d-Animationen sowie Videoclips zum<br />

Einsatz. So können beispielsweise die Funktionsweise<br />

des Kurbeltriebs dreier unterschiedlicher Bauformen<br />

von Horch Achtzylinder-Reihenmotoren per 3d-<br />

Animation verglichen werden. Der Einsatz von Virtual<br />

Reality-Movies ermöglicht es dem Besucher, das<br />

Innenleben der Motorentypen aus jeder beliebigen<br />

Richtung anzusehen. Gleichzeitig werden einige wichtige<br />

technische Zusammenhänge mit grafischen Hinweisen<br />

oder Schlagwörtern erläutert.<br />

Die Innovationen des Audi Typ M sind an einem<br />

Fahrgestell in Originalgröße zu sehen. Deren Funktion<br />

kann per Animation im zugehörigen Computer-Terminal<br />

von jedem interessierten Besucher erforscht werden.<br />

Weitere Computer-Terminals zeigen mit Hilfe von 3d-<br />

Animationen die Entwicklung der Werkstandorte aller<br />

Zwickauer Automobilbau-Werke sowie an Hand von<br />

Video- und Bildmaterial die Konstruktions- und<br />

Produktionsweise der DDR-Nachkriegstypen P 70 und<br />

Trabant. Die grafische Gestaltung der Oberflächen baut<br />

auf den Corporate-Design-Linien des August Horch<br />

Museums auf.<br />

Die Bedienung ist so einfach gehalten, dass jeder die<br />

Technik bedienen kann und alle Inhaltsebenen erreichbar<br />

sind. Es gibt nur zwei Arten der Bedienung – vandalismussichere<br />

Einknopfbedienung oder Touch-Screen-<br />

Lösungen.<br />

Zu vielen Ausstellungsschwerpunkten wurde mit historischem<br />

Filmmaterial gearbeitet. Dabei ging es nicht nur<br />

um das Produkt Auto, sondern vielmehr um Zusammenhänge,<br />

Ereignisse, die mit Autos aus Zwickau oder<br />

der Mobilität in Verbindung stehen. Diese haben neben<br />

dem Vermitteln von gesellschaftlichem Leben auch die<br />

Aufgabe, dramaturgisch in die Ausstellung einzugreifen.<br />

So zeigt eine Monitorwand mit 12 Displays Originalaufnahmen<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg. Die optische<br />

Wirkung wird verstärkt durch den Einsatz von Audiotechnik<br />

sowie Verspiegelungseffekten.<br />

Zur Entspannung und Erheiterung kommen Szenen aus<br />

Spielfilmen der 1930er Jahre, in denen ausschließlich<br />

44<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Autos aus Zwickau auftauchen sowie zum Thema<br />

„Neubeginn nach dem Krieg“ Originalberichterstattungen<br />

aus den Anfängen der DDR zum Einsatz.<br />

Ein zusammenfassender Film über die Zwickauer<br />

Automobilgeschichte ist in einer überbreiten Zwei-<br />

Kanal-Technik auf die Rundwand projiziert. In diesem<br />

Film gibt es einen dramaturgischen Wechsel zwischen<br />

Zeichentrickfilmabschnitten in kindlich-humoresker<br />

Form und in klassischer Filmproduktion.<br />

Für die Zukunft des Museums gibt es noch viele interessante<br />

Ansätze, es weiterhin mit attraktiven Angeboten<br />

im Marketingprozess immer wieder im Fokus der<br />

Öffentlichkeit zu platzieren. Dabei sind die Sonderausstellungen<br />

nur eine Richtung.<br />

Zum Schluss möchte ich einen ganz besonderen Dank<br />

für die gute Zusammenarbeit an die Partner dieses<br />

Projektes richten. Von Seiten Audi gilt dies insbesondere<br />

für Rudi Vollnhals, Prof. Dr. Peter Kirchberg und Thomas<br />

Erdmann, Weiterhin sei Dank gesagt an Dr. Rainer<br />

Albrecht, sowohl in seiner ehemaligen Funktion als<br />

Geschäftsführer der FES und seiner heutigen als<br />

Präsident des Museums-Fördervereins, ebenso an die<br />

Fördervereinsmitglieder Dr. Werner Reichelt, Dr.<br />

Winfried Sonntag, Dr. Werner Lang sowie an die<br />

Museumsmitarbeiter Jürgen Pönisch und Heino Neuber.<br />

Ich wünsche dem August Horch Museum eine beständige,<br />

kreative Unruhe. Im Sinne des Slogans „Automobile<br />

Geschichte erleben“.<br />

Die Kombination von grafischer<br />

und virtueller Information<br />

erlaubt für unterschiedliche<br />

Rezipienten<br />

eine Vermittlung komplizierter<br />

Informationen bzw.<br />

Zusammenhänge, die sich<br />

durch das bloße Zeigen des<br />

Exponates nicht erschließen<br />

lassen.<br />

Matthias Kaluza, Diplom-Designer,<br />

ö_konzept, Atelier für Gestaltung und Agentur für<br />

Werbung und Kommunikation Zwickau<br />

Fotos: Archiv des Autors


Wettfahrt<br />

mit der Kleinbahn<br />

August Horch bei Carl Benz in Mannheim<br />

Mit August Horch stieg Sachsen zu einem der bedeutendsten Zentren des<br />

Automobilbaus empor. Wie der Kfz-Pionier selbst den Weg vom<br />

Schmiedegesellen zum Autoindustriellen erlebte, schilderte er 1937 in seiner<br />

Autobiographie „Ich baute Autos!“. Nachfolgend eine kleine Episode<br />

aus Horchs Zeit Ende des 19. Jahrhunderts bei Carl Benz in Mannheim.<br />

Das „Velo“, unser erstes kleines<br />

Modell, war, wie ich schon beschrieb,<br />

ganz eckig hinten gebaut, und aus<br />

dieser Form entwickelten wir nachher<br />

einen hinten abgerundeten Wagen.<br />

Die Mechanerie blieb im übrigen<br />

dieselbe. Das Fahrzeug wurde<br />

später „Comfortable“ genannt und<br />

kostete 2500 Mark. Es stellte sich<br />

aber bald heraus, daß dieses unser<br />

neues Modell schwerer war als das<br />

„Velo“ und schon kleinere Steigungen<br />

nicht mehr nehmen konnte. Mit<br />

unserem alten Modell, dem „Velo“,<br />

das 2000 Mark kostete, hatte man<br />

Steigungen bis sieben Prozent fahren<br />

können.<br />

Wir kamen auch mit dem alten Riemenantrieb<br />

nicht mehr weiter. Man<br />

konnte keine drei Riemen nebeneinander<br />

legen, weil der Platz zu beschränkt<br />

war, und deshalb kamen wir<br />

auf eine andere, vorzügliche Idee.<br />

Wir bauten ein Planetengetriebe, und<br />

zwar derart, daß wir nicht nur einen<br />

kleineren Gang damit erzielten, sondern<br />

auch noch einen Rücklauf. Dieses<br />

Planetengetriebe wurde später<br />

von der Firma Ford in den USA angewandt.<br />

Damit also hatten wir jetzt<br />

ein Fahrzeug mit drei Vorwärtsgängen<br />

und einem Rücklauf. Benz baute<br />

das Planetengetriebe schon im Jahre<br />

1887. Und mit diesem neuen Modell<br />

konnten wir schon Steigungen über<br />

sieben Prozent fahren. Die Geschwindigkeit<br />

in der Ebene blieb aber nach<br />

wie vor immer nur achtzehn Stundenkilometer.<br />

Das ließ mir einfach<br />

keine Ruhe mehr, und eines Tages<br />

marschierte ich zu Papa Benz ins<br />

Büro und sagte, daß ich den Versuch<br />

durchführen möchte, dem Motor<br />

eine höhere Kompression zu geben.<br />

Papa Benz musterte mich mißtrau-<br />

isch und sagte: „Was wolle Sie damit<br />

erreiche?“ „Der Motor bekommt eine<br />

größere Leistung und damit unsere<br />

Wagen eine höhere Geschwindigkeit.“<br />

Papa Benz: „Sie brauche nit<br />

schneller zu fahre! Es kann Ihne nur<br />

passiere, daß Ihne Ihre Wageteile ins<br />

Gesicht fliege. Die halte das nicht<br />

aus.“ Es gab eine lange Unterhaltung,<br />

und ich bot alles auf, ihn zu überzeugen,<br />

aber er weigerte sich strikt, sein<br />

Einverständnis zu dem Versuch zu<br />

geben. Ich ließ mir die Sache, von der<br />

ich unter keinen Umständen abgehen<br />

wollte, weiter durch den Kopf<br />

gehen, und an einem der folgenden<br />

Tage wanderte ich zu Herrn Ganß,<br />

einem Teilhaber der Firma. Ich erzählte<br />

ihm die Unterredung mit<br />

Herrn Benz und schilderte ihm mein<br />

Vorhaben. Herr Julius Ganß war<br />

ebenso fortschrittlich wie energisch<br />

und sagte sofort: „Herr Horch, Sie<br />

machen den Versuch! Wenn der Motor<br />

es aushält, können wir immer<br />

noch mit Herrn Benz sprechen.“<br />

Ich ging gleich an die Arbeit. Die<br />

Änderungen, die am Motor vorgenommen<br />

werden mußten, waren<br />

sehr einfach, und der Monteur Krapff<br />

und ich hatten die Sache in kurzer<br />

Zeit auf die Beine gestellt. Und siehe<br />

da: Der Motor hielt es aus, leistete<br />

beinahe eine Pferdekraft mehr als<br />

zuvor.<br />

Nun sagten wir es Papa Benz. Er war<br />

zunächst sehr ungehalten, daß man<br />

sein Verbot umgangen hatte, stand<br />

aber vor einer fertigen Tatsache, an<br />

der er nicht mehr ändern konnte. Der<br />

veränderte und verbesserte Motor<br />

wurde in unser Modell „Comfortable“<br />

eingebaut, und der Wagen lief nunmehr<br />

neun Kilometer schneller als<br />

zuvor. Seine erste Probefahrt mit<br />

AufgeHorcht<br />

Die Autobiographie von August Horch ist u. a. im<br />

Horch Museum Zwickau erhältlich.<br />

dem veränderten Motor machte der<br />

damalige Schlosser Hyronimus in der<br />

Neckarvorstadt auf einer Straße,<br />

durch die eine Kleinbahn fuhr. Sie<br />

hatte keine allzu große Geschwindigkeit,<br />

aber sie lief immerhin schneller<br />

als unsere Automobile, die damals<br />

nur achtzehn Kilometer in der Stunde<br />

schafften. Jetzt aber kam auf einmal<br />

der Hyronimus mit seinem verbesserten<br />

„Comfortable“ daher und<br />

„brauste“ die Straße entlang und<br />

überholte zum grenzenlosen Erstaunen<br />

des Lokomotivführers, sämtlicher<br />

Fahrgäste und aller Schaffner<br />

den Zug ohne jede Mühe. Es gab ein<br />

unbeschreibliches Hallo. Dem<br />

Hyronimus machte das großen Spaß,<br />

und da er ohnehin zu jedem Witz aufgelegt<br />

war, ließ er die Kleinbahn vorausfahren,<br />

„brauste“ wieder hinterher,<br />

überholte sie unter dem frenetischen<br />

Beifallsgebrüll des ganzen<br />

Zuges, und dieses Spielchen machte<br />

er noch einige Male und alle hatten<br />

ein Mordsvergnügen daran.<br />

An einem der nächsten Tage aber<br />

kam ein feierliches Schreiben der<br />

Bahnverwaltung, darinnen das gemessene<br />

Verbot stand, künftighin in<br />

derselben Straße mit der Kleinbahn<br />

zu fahren. Solange die Wagen der<br />

Firma Benz, schrieb die Bahnverwaltung<br />

entrüstet, nicht so schnell<br />

gewesen wären, sei noch alles gut gegangen,<br />

jetzt aber müsse man mit den<br />

schwersten Unglücksfällen rechnen...<br />

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AufgeHorcht<br />

Kirchberger<br />

PS-Legenden<br />

11. Kirchberg-Classics lädt am 7. Juni zu Oldtimertreffen und Rundfahrt ein<br />

Mittlerweile mehr als 500 Oldtimerfahrer und noch<br />

viel mehr Oldtimerfans haben jährlich am ersten<br />

Sonnabend im Juni einen festen Termin in ihrem<br />

Kalender vermerkt: das Oldtimertreffen mit Rundfahrt<br />

in Kirchberg bei Zwickau. Die Kirchberg-Classics lädt<br />

am 7. Juni bereits zum elften Mal ein.<br />

Vor der Vorschau auf das 20<strong>08</strong>er „Volksfest auf Rädern“ sei ein<br />

Blick rund 80 Jahre zurück gestattet. Denn da wurden die<br />

Grundsteine für die PS-Leidenschaft der Kirchberger gelegt,<br />

die wie viele Sachsen regelrecht „motorbesessen“ sind. Im Mai<br />

1929 gründeten Kraftfahrzeug-Enthusiasten den „Motorradund<br />

Automobil-Club Kirchberg und Umgebung“. Zu den<br />

Initiatoren gehörte der damals 21-jährige Arno Kramer.<br />

Geboren am 29. Februar 19<strong>08</strong> in Saupersdorf bei Kirchberg<br />

wuchs er mit seinen Brüdern Alfred und Hans in einer Familie<br />

auf, die bereits seit 1903 mit Fahr- und Motorrädern handelt.<br />

Mitte der 1920er Jahre erhielt er zusammen mit seinem ältesten<br />

Bruder das erste Motorrad. Es war eine 2-Gang-<br />

Maschine der Firma Arthur Schüttoff aus Chemnitz mit dem<br />

polizeilichen Kennzeichen V-5838.<br />

Arno Kramer hatte nicht nur Spaß am Fahren. Gemeinsam mit<br />

seinem Bruder Hans gab er 1926 ein „Lehrbuch für<br />

Motorradfahrer“ heraus. Es enthielt Abbildungen aller damals<br />

gültigen Verkehrszeichen und Verhaltensregeln im Straßenverkehr<br />

und kostete 75 Pfennige. Nicht nur mit diesem<br />

Vorläufer der heutigen StVO bekundete er seine Leidenschaft<br />

Impressionen von der 10. Kirchberg-Classics 2007.<br />

46<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Die Streckenführung der 11. Kirchberg-Classics.


Die Kirchberger Motorsportlegende Arno Kramer (hinten sitzend) 1927 mit<br />

einem seiner Brüder auf einer 2-Gang-Schüttoff-Maschine.<br />

für das Kfz. Sein Leben lang war Arno Kramer Mitglied der<br />

jeweiligen örtlichen Vereinigung für Motorsport-Anhänger.<br />

Kurz vor seinem Tod – er starb 99-jährig am 10. September<br />

2007 – wurde er noch „Ehrenmitglied der Kirchberger<br />

Linksfahrer“. Für eine DVD, die zur zehnjährigen Kirchberg-<br />

Classics im Vorjahr erschien, stand er als Interviewpartner<br />

noch Rede und Antwort. Befragt zu seinem größten<br />

Motorraderlebnis, berichtete er ausführlich von einer<br />

Fuchsjagd um 1922, bei der ihm ein falsch angefahrener<br />

Graben zum Verhängnis wurde. Sonst wäre er allen „Jägern“<br />

entkommen.<br />

Zeit genommen hätte sich Arno Kramer dagegen bestimmt für<br />

das Geschehen zur 11. Kirchberg-Classics am 7. Juni dieses<br />

Jahres. Das Organisatorenteam der Stadtverwaltung<br />

Kirchberg um Ordnungsamtschef Detlef Dix erwartet wiederum<br />

mehr als 500 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz<br />

Deutschland und angrenzenden Staaten. Teilnehmen kann wie<br />

bisher jeder, der einen Oldtimer nicht jünger als Baujahr 1975<br />

sein eigen nennt und Spaß am Fahren und Fachsimpeln mit<br />

Gleichgesinnten hat, egal ob er ein Moped oder einen<br />

Luxuswagen besitzt. Das Nenngeld von 15 Euro macht’s für<br />

AufgeHorcht<br />

Ein mobiler Sponsor sorgt zur Kirchberg-Classics für den „Treibstoff“ nach<br />

der Fahrt.<br />

jeden erschwinglich. Hermann Schwinger hat erneut eine<br />

Strecke ausgewählt, die wie gewohnt von den vorherigen<br />

abweicht, aber auf jeden Fall über rund 70 Kilometer interessante<br />

Erzgebirgsstraßen führt.<br />

Die meisten Teilnehmer finden sich schon einige Stunden vor<br />

dem Start um 13.00 Uhr ein. Ab 8.00 Uhr präsentieren sie<br />

ihre Fahrzeuge auf dem Festplatz Kirchberg. Um 9.30 Uhr lädt<br />

der Kraftfahrergottesdienst in der Stadtkirche St. Margarethen<br />

ein. In diesem Jahr wird an eine alte christliche Legende erinnert,<br />

in der ein Mann namens Christophorus Jesus selbst durch<br />

einen Fluss getragen habe. Der Heilige Christophorus als<br />

Schutzpatron aller Reisenden wird auch die diesjährige<br />

Erinnerungsplatte an das Treffen zieren.<br />

Nach dem Start um 13.00 Uhr steuern die Motorräder, Autos<br />

und Lkw Burg Schönfels an. Weiter geht es über Steinpleis<br />

zum Werdauer Markt und von dort zum Crimmitschauer<br />

Markt. An dieser Stelle wird etwa gegen 14.00 Uhr und nach<br />

34 gefahrenen Kilometern die „Große Rast“ eingelegt. 14.30<br />

Uhr setzt der Tross seine Fahrt fort über Dänkritz,<br />

Königswalde, Zwickau und Wilkau-Haßlau. Gegen 15.40 Uhr<br />

und dann nach 68 Kilometern wird das Fahrerfeld wieder am<br />

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AufgeHorcht<br />

Seit fast 80 Jahren Vereinssymbol: der Wimpel des 1929 gegründeten „Motorrad- und Automobil-Clubs<br />

Kirchberg und Umgebung“.<br />

Festplatz Kirchberg erwartet. Mit im Ziel ist dann vielleicht<br />

auch der Vizebürgermeister von Ravenna. Die italienische<br />

Stadt besitzt als Kontrollpunkt einen festen Platz in der Mille<br />

Miglia, der wohl berühmtesten Oldtimerfahrt der Welt. Die<br />

Beziehungen zwischen Ravenna und Kirchberg hat im 19.<br />

Jahrhundert übrigens der italienische Freiheitskämpfer<br />

Giuseppe Garibaldi geknüpft. Kirchberger Textilunternehmen<br />

färbten Uniformteile für die Ausrüstung seiner Soldaten. Zum<br />

48<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Termine<br />

In den nächsten Jahren<br />

findet die Kirchberg-<br />

Classics zu folgenden<br />

Terminen statt:<br />

6. Juni 2009<br />

5. Juni 2010<br />

200. Garibaldi-Geburtstag im Vorjahr besuchte eine<br />

Delegation aus Ravenna die westsächsische Stadt und schnell<br />

fand man heraus, dass die PS-Leidenschaft eine gemeinsame<br />

ist.<br />

Ina Reichel<br />

Fotos/Grafiken:<br />

Stadtverwaltung Kirchberg, Detlef Dix<br />

www.kirchberg-classics.de


AufgeHorcht<br />

Premiere für Hohnstein Historic<br />

Erster Startschuss für Classic-Car Rallye<br />

rund um das Elbsandsteingebirge am 11. Juli<br />

Freunde des klassischen Motorsports<br />

können sich über ein neues Highlight im<br />

Rennkalender freuen: Am 11. Juli 20<strong>08</strong><br />

fällt erstmals der Startschuss für eine<br />

außergewöhnliche Classic-Car-Rallye<br />

rund um das Elbsandsteingebirge. Drei<br />

Tage werden die Teams Zeit haben, eine<br />

Strecke von rund 680 Kilometern im<br />

Dreieck Hohnstein, Leipzig und Dresden<br />

zu bewältigen. Dabei werden fahrerisches<br />

Können und Materialtauglichkeit<br />

gleichermaßen auf die Probe gestellt.<br />

Ein attraktives Unterhaltungsprogramm<br />

an historischen Plätzen sorgt für den exklusiven<br />

Rahmen, den ein solches Event<br />

braucht. Das Ganze steht im Dienste<br />

eines guten Zwecks: Der Reinerlös<br />

kommt der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland<br />

Nordhausen e. V. zugute.<br />

„Für die Anhänger des Motorsports geht<br />

hier ein Traum in Erfüllung“ sagt Initiator<br />

Stefan Dan, der dieses Projekt mit dem<br />

Organisationskomitee schon seit drei<br />

Jahren voran treibt. Die Hohnstein<br />

Historic führt in weiten Teilen über Straßen,<br />

auf denen schon Rennlegenden wie<br />

Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer<br />

oder Hans Stuber um den Sieg fuhren:<br />

zum einen über die historische Bergrenn-<br />

Strecke rund um Hohnstein, zum anderen<br />

über den in der Vorkriegszeit gebauten,<br />

aber nie offiziell in Betrieb genommenen<br />

„Deutschland-Ring“; einen zehn<br />

Kilometer langen Rundkurs, der 1940 mit<br />

dem Großen Preis von Deutschland dazu<br />

bestimmt war, das Erbe des stets umstrittenen<br />

Nürburgrings anzutreten.<br />

„Wir sind überzeugt, dass die Hohnstein<br />

Historic schon in wenigen Jahren mit<br />

großen Ereignissen wie der Mille Miglia<br />

in einem Atemzug genannt werden<br />

kann“, prophezeit Gregor Gerlitzki, „denn<br />

hier finden wir in gleichem Maße die Verbindung<br />

von Historie, großem Sport und<br />

kulturellen Highlights.“<br />

Prominente Teilnehmer haben bereits ihr<br />

Kommen angekündigt. Neben Tagesschau-Chefsprecher<br />

und Moderator Jan<br />

Hofer werden weitere bekannte Persönlichkeiten<br />

in Hohnstein erwartet und<br />

u. a. am Start sein.<br />

Wer über ein fahrtaugliches Automobil bis<br />

Baujahr 1975 verfügt und die Gelegenheit<br />

nutzen möchte, die Freude am Fahren<br />

mit einem attraktiven Rahmenprogramm<br />

zu verbinden, kann sich direkt<br />

über die Internet-Seite anmelden.<br />

www.hohnstein-historic.de<br />

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AufgeHorcht<br />

Erneut unterwegs<br />

auf den Spuren der Pioniere<br />

Sachsen Classic rollt vom 28. bis 30. August durch den Freistaat<br />

In diesem Jahr rollt die Sachsen Classic<br />

bereits zum sechsten Mal durch den Freistaat.<br />

Wobei diese Angabe nicht ganz korrekt<br />

ist. Denn erneut nimmt die internationale<br />

Oldtimer-Rallye wieder ein Stück<br />

Weg durch tschechisches Territorium und<br />

erstmals wird zwischen Zittau und Görlitz<br />

auch polnisches Gebiet kurz erfahren.<br />

Die erste Etappe startet am 28. August<br />

bereits traditionell 12.01 Uhr auf dem<br />

historischen Hauptmarkt in Zwickau.<br />

Gleich am ersten Tag steht eine beson-<br />

50<br />

01/20<strong>08</strong><br />

dere Herausforderung im Roadbook:<br />

Nachdem die Fahrzeuge die „Steile Wand“<br />

in Meerane überwunden haben, folgt eine<br />

Sonderprüfung auf der 3,7 Kilometer<br />

langen GP-Strecke des Sachsenrings bei<br />

Hohenstein-Ernstthal.<br />

Am zweiten Tag schlängelt sich die Fahrzeugkolonne<br />

auf kurvenreichen Nebenstrecken<br />

des Erzgebirges hinauf zum<br />

Fichtelberghaus, nimmt Kurs auf Zschopau,<br />

wo DKW in den 1920er Jahren als<br />

größte Motorradfabrik der Welt produ-<br />

ziert hat und erreicht zur Mittagspause<br />

die Augustusburg. Danach geht es hinauf<br />

und entlang des Erzgebirgskammes,<br />

auch auf tschechischer Seite. Tagesziel ist<br />

Bad Schandau.<br />

Der Schlusstag lockt erneut mit vielen<br />

Attraktionen. Durch den wildromantischen<br />

Nationalpark der Böhmischen<br />

Schweiz wird Krasna Lipa angefahren.<br />

Über einen nur für die Sachsen Classic<br />

geöffneten Grenzübergang kommen die<br />

Fahrzeuge in das deutsch-polnischtschechische<br />

Dreiländereck nach Zittau<br />

und fahren weiter entlang der Neiße.<br />

Dabei wird bis Zgorzelec, der Schwesterstadt<br />

von Görlitz, auf die polnische<br />

Seite gewechselt. In ihrer herrlich restaurierten<br />

Altstadt feiern die Görlitzer an<br />

diesem letzten August-Wochenende ihr<br />

Stadtfest und binden die Sachsen Classic<br />

gleich mit ein. Weiter wird auf einsamen<br />

Nebenstrecken der Oberlausitz Bischofswerda<br />

angesteuert.<br />

Nach drei erlebnisreichen Tagen und 620<br />

Kilometern mehr auf dem Tacho erreicht<br />

der Old- und Youngtimertross schließlich<br />

Dresden. Vor der Semperoper ist eine<br />

letzte Zeitkontrolle zu absolvieren, bevor<br />

die Zielflagge vor der Gläsernen VW-<br />

Manufaktur das Ende dieser besonderen<br />

Rallye verheißt.


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AufgeHorcht<br />

Leistungsstarker<br />

Partner für<br />

Abgastechnik<br />

Förderverein besuchte<br />

Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH<br />

Zwei Mal im Jahr gehen die Mitglieder des Horch-Museum-<br />

Fördervereins auf „Besichtigungstour“ in Unternehmen der<br />

Automobilindustrie. Anfang Dezember 2007 waren sie bei der<br />

Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH zu Gast. Das 1991 gegründete<br />

Unternehmen gehört zum weltweit agierenden USamerikanischen<br />

Tenneco-Konzern. Gillet Zwickau ist auf die<br />

Fertigung von Abgastechnik für den Pkw-, Lkw- und Nutzfahrzeugbau<br />

spezialisiert und beliefert unter anderem große<br />

deutsche Automobilhersteller wie Daimler und VW Sachsen,<br />

letztere just-in-time.<br />

Die Schalldämpfer entstehen vorwiegend in Eigenfertigung<br />

(Pressteilherstellung, CNC-gesteuerte Rohrbiegerei für Rohrdurchmesser<br />

40 bis 140 Millimeter, Schweiß- und Falztechnik<br />

sowie Farbgebung mit automatischem Durchlauf). Alle wesentlichen<br />

Schweißkonstruktionen erfolgen mit Robotertechnik<br />

bzw. automatischen Schweißverfahren. Im firmeneigenen Werkzeugbau<br />

werden die dazu erforderlichen Vorrichtungen, Werkzeuge<br />

und Lehren konstruiert und gebaut. Außerdem ist der<br />

52<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Mitglieder des Horch-Museum-Fördervereins besuchten im Dezember<br />

2007 die Gillet Abgassysteme Zwickau GmbH. Foto: Ina Reichel<br />

Werkzeugbau im europaweiten Firmenverbund ein gefragter<br />

Partner, wenn es um Konstruktion und Bau von abgasspezifischen<br />

Roboterschweißvorrichtungen geht.<br />

Seit Ende 1996 liefert Gillet Zwickau im Dreischichtbetrieb<br />

komplette Abgasanlagen für Passat und Golf im just-in-time-<br />

System für VW Sachsen in Zwickau-Mosel.<br />

Gillet Zwickau setzt die neuesten Forschungs- und Entwicklungsergebnisse<br />

auf dem Gebiet der Abgastechnik in die Praxis<br />

um und setzt dabei auf die erstklassig ausgerüstete Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilung der Mutterfirma, Heinrich<br />

Gillet GmbH im pfälzischen Edenkoben. Aber auch die Zusammenarbeit<br />

mit innovativen Einrichtungen in Zwickau wird<br />

rege genutzt. Hierbei ist insbesondere der gute Kontakt zur<br />

Westsächsischen Hochschule, zum BIC sowie zum Volkswagen<br />

Bildungsinstitut hervorzuheben. Ebenso bündelt die Zusammenarbeit<br />

im Automobilcluster Südwestsachsen Kräfte im<br />

Territorium.<br />

PM<br />

Komplette Abgasanlagen für Passat und Golf liefert Gillet just in time an VW Sachsen. Foto: Gillet


VERANSTALTUNGEN<br />

Veranstaltungen 2. Halbjahr 20<strong>08</strong><br />

Gemeinnütziger Förderverein Automobilmuseum August Horch Zwickau e. V.<br />

Freitag/Sonnabend, 26./27. September<br />

Exkursion in die Lausitz<br />

1. Tag: Besuch des Lausitzringes mit Dekra Test Center<br />

2. Tag: Ausflug in den Spreewald<br />

Anmeldungen/Reservierungen beim Förderverein-Geschäftsführer R. Alscher<br />

Kostenbeitrag ca. 40,00 Euro pro Person (Bustransfer, Eintritte usw.)<br />

Hotelkosten ca. 40,00 Euro pro Person (zahlen Teilnehmer selbst vor Ort)<br />

Donnerstag, 2. Oktober, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: Die Entwicklung der Fertigungssteuerung im Automobilbau aus der Sicht der Informatik,<br />

dargestellt an Beispielen von Horch, Audi, Sachsenring und VW Sachsen<br />

Vortragender: Dr. Günter Hetmank, Zwickau<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />

AufgeHorcht<br />

Ehrenmitgliedschaft<br />

für Roland Schulze<br />

Für sein außerordentliches Engagement<br />

und die damit verbundenen Erfolge bei<br />

der Mitgliedergewinnung erhielt Roland<br />

Schulze (l.) aus den Händen von Dr.<br />

Rainer Albrecht, Präsident des Horch-<br />

Museum-Fördervereins, die Urkunde<br />

für die Ehrenmitgliedschaft ausgehändigt.<br />

Roland Schulze hat als Akteur des<br />

Vereinspräsidiums vor allem viele mit<br />

der Automobilindustrie verbundenen<br />

Unternehmen für den Förderverein des<br />

Horch Museums begeistert.<br />

Donnerstag, 6. November, 16.30 Uhr<br />

Vortrag: Die Entwicklung der Benzineinspritzung bei Zwei- und Viertakt-Ottomotoren vom Anbeginn bis zum Jahre 1960<br />

Vortragender: Walter Siepmann, Chemnitz<br />

Ort: August Horch Museum Zwickau, Audistraße 7, Vortragssaal<br />

Donnerstag, 4. Dezember, 16.30 Uhr<br />

Laborbesichtigung in der Westsächsischen Hochschule Zwickau<br />

Überblick zum derzeitigen Anwendungsstand der „Digitalen Fabrik“ in der Automobilindustrie<br />

(ausgewählte Werkzeuge zur Fabrikplanung, Simulationssoftware „Flexim“, 3D-Layoutplanung am visTABLE)<br />

Erläuterungen von Prof. Dr. Andrea Kobylka und Prof. Dr. Thomas Gäse<br />

Ort: Eingang Technikum I, Schneebergerstraße 15, Rasmussen Bau<br />

Weitere Informationen, Nachfragen, Anmeldungen unter<br />

Telefon: 0375-2706587<br />

(jeweils dienstags und donnerstags von 9.00 bis 11.00 Uhr) bzw. unter<br />

Fax: 0375-2706587 sowie<br />

E-Mail foerderverein@horch-museum.de<br />

Verdiente<br />

Auszeichnung<br />

Änderungen vorbehalten!<br />

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54<br />

AufgeHorcht<br />

01/20<strong>08</strong><br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Gemeinnütziger Förderverein<br />

Automobilmuseum<br />

August Horch Zwickau e.V.<br />

Audistraße 7<br />

<strong>08</strong>058 Zwickau<br />

foerderverein@horch-museum.de<br />

http://foerderverein.horch-museum.de<br />

Redaktion<br />

Ina Reichel, Freie Journalistin,<br />

Chemnitz<br />

Anzeigenakquise, Layout, Satz<br />

Marketingagentur Reichel<br />

Kleinolbersdorfer Str. 6<br />

09127 Chemnitz<br />

Tel. 0371-7743510<br />

Fax 0371-7743511<br />

mareichel@ma-reichel.de<br />

Druck<br />

Druckerei Wagner GmbH<br />

Großschirma OT Siebenlehn<br />

Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe: 5. Mai 20<strong>08</strong>

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