Ausgabe 2 / 2012 Sonderheft Prozessindustrie - technik + EINKAUF

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Einkaufs-Praxis Interview mit Gunda Stolle und Andreas Luckert, Labom Mess- und Regeltechnik GmbH Das Team Einkauf und Materialwirtschaft bei Labom Messund Regeltechnik GmbH: Gunda Stolle und Andreas Luckert. „Qualität als höchster Anspruch“ Materialeinkauf im Umfeld sicherheitsrelevanter Bauteile Labom entwickelt, produziert und vertreibt in Deutschland seit über 40 Jahren Mess- und Überwachungssysteme für den industriellen Einsatz. Wir sprachen mit Gunda Stolle, Leiterin Einkauf, und Andreas Luckert, Leiter Materialwirtschaft, über die Strategien der Beschaffung. Labom ist ein Familienunternehmen mit der Philosophie, nur in Deutschland zu produzieren. Gilt dies auch für den Einkauf? Stolle: Die Firmenphilosophie „Made in Germany“ wird gestützt durch sehr viel technisches Know-how und gut ausgebildete Mitarbeiter, die an unserem Standort in Hude bei Bremen Produkte mit hoher Qualität herstellen. Ähnlich ist die Philosophie bei uns im Einkauf. Wir versuchen ein Optimum an Qualität, Preis und Service bei unseren Lieferanten zu finden und sind oftmals auf Lieferanten aus Deutschland und Europa angewiesen. Gerade bei den deutschen Lieferanten beziehen wir häufig werkzeuggebundene Artikel, so dass die Zusammenarbeit vorgegeben ist. Viele unserer Produkte unterliegen auch sicherheitsrelevanten Richtlinien, da müssen wir doppelt auf die Qualität und Sicherheit der eingekauften Artikel achten. Was heißt das für Sie in der Praxis? Luckert: Bei Leiterplatten gibt es beispielsweise strenge Vorschriften für Atex- und Ex-bestimmte Anwendungen. Da muss jedes Teil einzeln geprüft sein. Und dies in Fernost fertigen zu lassen, ohne die notwendige Qualitätssicherung vor Ort, ist nicht möglich. Da bevorzugen wir Lieferanten in unserer Nähe, bei denen bei Problemfällen schnell reagiert werden kann. Das bedeutet auch eine enge Auditierung Ihrer Lieferanten? Stolle: Das ist richtig. Wir sind einmal im Jahr bei unseren Lieferanten vor Ort um die Prozesssicherheit und Qualität zu prüfen und dies in Form eines Audits festzulegen. Es ist für uns wichtig, dass die Artikel schon beim Lieferanten eine 100prozentige Kontrolle erfahren und wir das überwachen können. Also eine 100prozentige Qualität als Anforderung? Luckert: Wenn ein Produkt von uns in einem Kraftwerk beispielsweise als Pumpensteuerung eingebaut wird, dann darf es nicht ausfallen. Dafür müssen die Bauteile den Sicherheitsrichtlinien entsprechen, sonst geht es nicht. In den hergestellten Mess- und Überwachungssystemen steckt viel Entwicklungsarbeit. Wie arbeiten Sie da zusammen? Stolle: Mittlerweile arbeiten wir direkt mit der Entwicklungsabteilung zusammen und werden auch von Anfang an in die Prozesse mit involviert. Wenn wir zusammen mit Lieferanten Lösungen suchen, dann sind wir das Bindeglied zwischen Lieferant und Entwicklung. Auch wenn es bei laufenden Produkten Änderungen gibt, dann kommunizieren wir das an unsere Zulieferer. Oder wenn es neue Produkte am Markt gibt und unsere Lieferanten diese uns vorstellen, dann geschieht das in Absprache mit beiden Abteilungen, vor allem wenn es zeichnungsrelevante Teile sind. Wie sichern Sie sich als Mittelständler Ihre Preise am Markt? Stolle: Unser Einkaufsvolumen beträgt ungefähr 6 Millionen Euro. Der größte Teil davon fließt in den Edelstahleinkauf. Die Hälfte unseres Bedarfes zerspanen wir selber, die andere Hälfte des Volumen wird als Edelstahlbauteile zugekauft. Kleinstück- 22 technik+EINKAUF · Prozessindustrie 02 2012

Einkaufs-Praxis zahlen und Sonderwünsche von Kunden werden in unserer Produktion bearbeitet, Serienfertigungen geben wir nach extern. Das größte Problem beim Edelstahleinkauf sind die schwankenden Preise der Legierungszuschläge. Wir beobachten den Markt deshalb täglich. Wenn die Legierungszuschläge fallen, dann decken wir uns auch mal mit größeren Mengen ein. Luckert: Und wenn wir das Gefühl haben die Preise steigen, dann legen wir uns auch mal ein paar Tonnen ins Lager. Momentan haben wir einen Lagerbestand von 3,9 Millionen Euro. Sie setzen also auf höhere Lagerhaltung gegenüber den am Markt herrschenden Preisschwankungen? Stolle: Als wir vor einem Jahr die Verknappung von elektronischen Bauteilen wegen Fukushima hatten, haben wir auch sofort reagiert und uns unser Material für ein Jahr gesichert und ins Lager gelegt. Damit haben wir die schlechten Zeiten wirklich gut überstanden. Und bei Edelstahl legen wir uns schon mal für ein halbes Jahr den Bedarf an. Bei den Bauteilen versuchen wir auch über Rahmenverträge für ein ganzes Jahr die Bedarfe zu fixieren und dann auf Abruf die monatlichen Lieferlose zu erhalten. Damit hat der Lieferant auch die Möglichkeit seine Materialien in größeren Mengen einzukaufen und die Preise sind für uns planbar. Bei anderen Teilen sichern wir unsere Preise indem wir mehrere Artikel zusammenfassen. Das ist dann in einem Rahmenpaket aufs Jahr verteilt. Doch auch hier gibt es die notwendige Flexibilität, falls spezielle Wünsche berücksichtigt werden müssen und Einzelteile mehr gefragt sind. Aber wissen Sie immer Ihren Bedarf schon so weit im Voraus, dass Sie vorab bestellen können? Luckert: Unser großes Problem ist, dass wir voraussehen müssen, was der Vertrieb verkauft, um unsere Lager mit den richtigen Artikeln zu füllen. Da haben wir schon einen Vorlauf von einem halben Jahr. Wie minimieren Sie dann das Risiko, zu abhängig von Lieferanten zu werden? Stolle: Gerade bei Lieferanten in Osteuropa oder auch künftig in Asien bauen wir immer einen zweiten Lieferanten auf, der im Notfall einspringen könnte. Wir sind bestrebt uns mit einer Second Source abzusichern, sowohl bei bestehenden A-Lieferanten als auch potenziellen Neu-Lieferanten. Das Aufbauen kann durch unseren hohen Qualitätsanspruch dann zwar bis zu einem Jahr dauern, aber wir haben für jeden Lieferanten eine Alternative und sind auch kurzzeitig in der Lage zu wechseln. Wo liegen die größten Herausforderungen Ihrer täglichen Arbeit im Einkauf und der Materialwirtschaft? Stolle: Wir müssen immer wachsam sein und uns stetig den Markt anschauen. Doch wir schauen auch über den Tellerrand hinweg und versuchen in unserem Einkauf globaler zu agieren. Gerade sind wir dabei neue Lieferanten in China zu gewinnen, doch die bisherigen Probeläufe haben uns in der Qualität nicht zufrieden gestellt. Wenn wir im Haus die Teile nacharbeiten müssen, ist der Preisvorteil schnell dahin. Jetzt haben wir uns erstmals auf der International Sourcing Fair in Shanghai mit unseren Bedarfen vorgestellt und hoffen auf gute Angebote. Es könnte auch sein, dass wir in China einen Dienstleister einstellen, der die Qualitätssicherung vor Ort übernimmt und uns vor bösen Überraschungen bewahrt. Diesen Schritt gehen wir jetzt und ich bin überzeugt davon, dass wir auch dort Lieferanten finden werden, die unsere Qualitätsansprüche erfüllen können. Hier ist Conrad! Vorbeikommen, Safe knacken und täglich ein iPad gewinnen! Wo ist Conrad? Hier natürlich! Auf der Electronica in München. Holen Sie sich Ihren individuellen Zahlencode zusammen mit Ihrem kostenlosen Messeticket unter www.conrad-safeknacker.de Knacken Sie vor Ort unseren Messetresor und gewinnen Sie mit etwas Glück ein aktuelles Apple iPad. Kommen Sie vorbei! 13.–16.11.2012

Einkaufs-Praxis<br />

Interview mit Gunda Stolle und Andreas Luckert, Labom Mess- und Regel<strong>technik</strong> GmbH<br />

Das Team Einkauf und Materialwirtschaft<br />

bei Labom Messund<br />

Regel<strong>technik</strong> GmbH: Gunda<br />

Stolle und Andreas Luckert.<br />

„Qualität als höchster Anspruch“<br />

Materialeinkauf im Umfeld sicherheitsrelevanter Bauteile<br />

Labom entwickelt, produziert und vertreibt in<br />

Deutschland seit über 40 Jahren Mess- und Überwachungssysteme<br />

für den industriellen Einsatz.<br />

Wir sprachen mit Gunda Stolle, Leiterin Einkauf, und<br />

Andreas Luckert, Leiter Materialwirtschaft, über die<br />

Strategien der Beschaffung.<br />

Labom ist ein Familienunternehmen mit der Philosophie, nur<br />

in Deutschland zu produzieren. Gilt dies auch für den Einkauf?<br />

Stolle: Die Firmenphilosophie „Made in Germany“ wird gestützt<br />

durch sehr viel technisches Know-how und gut ausgebildete<br />

Mitarbeiter, die an unserem Standort in Hude bei Bremen<br />

Produkte mit hoher Qualität herstellen. Ähnlich ist die Philosophie<br />

bei uns im Einkauf. Wir versuchen ein Optimum an Qualität,<br />

Preis und Service bei unseren Lieferanten zu finden und<br />

sind oftmals auf Lieferanten aus Deutschland und Europa angewiesen.<br />

Gerade bei den deutschen Lieferanten beziehen wir<br />

häufig werkzeuggebundene Artikel, so dass die Zusammenarbeit<br />

vorgegeben ist. Viele unserer Produkte unterliegen auch sicherheitsrelevanten<br />

Richtlinien, da müssen wir doppelt auf die<br />

Qualität und Sicherheit der eingekauften Artikel achten.<br />

Was heißt das für Sie in der Praxis?<br />

Luckert: Bei Leiterplatten gibt es beispielsweise strenge Vorschriften<br />

für Atex- und Ex-bestimmte Anwendungen. Da muss<br />

jedes Teil einzeln geprüft sein. Und dies in Fernost fertigen zu<br />

lassen, ohne die notwendige Qualitätssicherung vor Ort, ist<br />

nicht möglich. Da bevorzugen wir Lieferanten in unserer Nähe,<br />

bei denen bei Problemfällen schnell reagiert werden kann.<br />

Das bedeutet auch eine enge Auditierung Ihrer Lieferanten?<br />

Stolle: Das ist richtig. Wir sind einmal im Jahr bei unseren<br />

Lieferanten vor Ort um die Prozesssicherheit und Qualität zu<br />

prüfen und dies in Form eines Audits festzulegen. Es ist für uns<br />

wichtig, dass die Artikel schon beim Lieferanten eine 100prozentige<br />

Kontrolle erfahren und wir das überwachen können.<br />

Also eine 100prozentige Qualität als Anforderung?<br />

Luckert: Wenn ein Produkt von uns in einem Kraftwerk beispielsweise<br />

als Pumpensteuerung eingebaut wird, dann darf es<br />

nicht ausfallen. Dafür müssen die Bauteile den Sicherheitsrichtlinien<br />

entsprechen, sonst geht es nicht.<br />

In den hergestellten Mess- und Überwachungssystemen steckt<br />

viel Entwicklungsarbeit. Wie arbeiten Sie da zusammen?<br />

Stolle: Mittlerweile arbeiten wir direkt mit der Entwicklungsabteilung<br />

zusammen und werden auch von Anfang an in die Prozesse<br />

mit involviert. Wenn wir zusammen mit Lieferanten Lösungen<br />

suchen, dann sind wir das Bindeglied zwischen Lieferant und<br />

Entwicklung. Auch wenn es bei laufenden Produkten Änderungen<br />

gibt, dann kommunizieren wir das an unsere Zulieferer. Oder<br />

wenn es neue Produkte am Markt gibt und unsere Lieferanten<br />

diese uns vorstellen, dann geschieht das in Absprache mit beiden<br />

Abteilungen, vor allem wenn es zeichnungsrelevante Teile sind.<br />

Wie sichern Sie sich als Mittelständler Ihre Preise am Markt?<br />

Stolle: Unser Einkaufsvolumen beträgt ungefähr 6 Millionen<br />

Euro. Der größte Teil davon fließt in den Edelstahleinkauf. Die<br />

Hälfte unseres Bedarfes zerspanen wir selber, die andere Hälfte<br />

des Volumen wird als Edelstahlbauteile zugekauft. Kleinstück-<br />

22 <strong>technik</strong>+<strong>EINKAUF</strong> · <strong>Prozessindustrie</strong> 02 <strong>2012</strong>

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