Magazin Ausgabe 02-2002 - Funwithmusic

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02.11.2012 Aufrufe

Klaus Schulze: Arriviert, aber nicht müde Oldie Markt 02/02 Der Lohn der Arbeit Nachdem Klaus Schulze sich seine Position in der Musik geschaffen hatte, wurde er besonders seit den 80er Jahren zum Idol für eine neue Generation elektronischer Musiker. Ende der 70er Jahre hatte Klaus Schulze einen Status erreicht, der ihm nicht nur Anerkennung von seinen Kollegen einbrachte, sondern auch kommerziellen Erfolg. Diese Entwicklung ist in der populären Musik oft genug der Anfang vom Ende der Kreativität. Man schreckt vor neuen Ansätzen zurück, um den erreichten Status nicht zu gefährden und verengt die am Anfang fast grenzenlosen Möglichkeiten stark ein. Doch so lief das bei Klaus Schulze ganz und gar nicht. Zunächst brachte er nach dem ersten großen Erfolg mit Body Love etwas ganz anderes heraus: Mirage war elektronische Musik pur, fast ohne Rhythmuselemente, nur mit ganz wenig Sequenzern, pro Plat- Klaus Schulze Anfang der 90er tenseite ein Titel, der kompositorisch zurück zu den Anfängen seiner Karriere ging. Das hieß: Großflächige Strukturen und eine langsame Entwicklung der Stücke. Und der Erfolg zeigte, wie sehr sich die Zeiten geändert hatten. Sicher auch wegen der Tatsache, dass diese LP die erste von Schulze war, die weltweit vertrieben wurde, aber eben auch wegen des veränderten Zeitgeistes, für den eine solche Musik nicht mehr den verkaufsschädigenden Touch der Moderne besaß, sondern der sich inzwischen Zeit für aufwendigere Strukturen nahm. Allerdings wäre das wohl kaum so positiv für Klaus Schulze gekommen, wenn er nicht inzwischen einen weltweiten Vertrag mit Island abgeschlossen hätte. „Body Love 1 und Moondawn waren ja weder bei Virgin noch bei Island. Haben sich aber dennoch gut verkauft, in Frankreich goldene Platten geworden. Da sagte Island, pass auf, nach dem Go-Projekt sowieso, jetzt nehmen wir ihn unter Vertrag. Ich war fünfmal vorher da, da haben sie gesagt, nein, interessiert uns nicht. Auf einmal ging es. Und dann haben sie auf die neue Platte gewartet.“ Letztlich verkaufte Mirage dreimal so viel wie das schon sehr erfolgreiche Body Love, was neben der bereits angesprochenen Tatsache, dass Schulze endlich einen globalen Vertrieb gefunden hatte, auch daran lag, dass sich die Akzeptanz der elektronischen Musik in der ganzen Welt geändert hatte, oder genauer formuliert, dass die elektronische Musik den Weg aus dem Ghetto der modernen E-Musik in die Popmusik gefunden hatte. Des- 7

8 Oldie Markt 02/02 Klaus Schulze: Arriviert, aber nicht müde wegen kann es keine Überraschung sein, dass bis heute Mirage einer der absoluten Klassiker der elektronischen Musik ist und von einer neuen Generation als Bestandteil der Basis-Bibliothek angesehen wurde. Ob Trance oder Techno – alle diese Epigonen haben im Prinzip das fortgesetzt, was Schulze und seine Berliner Kollegen damals angefertigt haben. Und das ist im übrigen keine Predigt nach dem Motto verkanntes Genie, sondern schon die zeitgenössischen Kritiken lobten die LP über den grünen Klee. Da die elektronische Musik noch mehr als die restlichen Stilarten der Rockmusik von den Innovationen der Instrumentenbauer beeinflusst wird, kam der nächste Anstoß für Schulze von der Industrie: „Ich hatte damals einen Werbedeal mit Crumar. Dann kam diese dufte Sache, dass GDS mit Crumar zusammengegangen sind, vertriebs- und baumäßig, und mir das Ding angeboten D-2-LP: Innovative Communication KS 80040/41 worden ist. Dann haben die mir also das Gerät da hingestellt und dann war ich doch fürbass erstaunt, was da rauskam. Es war natürlich schon was ganz anderes: Kein Rauschen, ein super fetter Sound. Da ich mit dem owners manual in englisch nicht zurecht kam, haben sie mir aus Amerika Tom Pickett geschickt und dann haben wir das Ding mal so richtig auseinander genommen und dann hab ich damit gespielt. Er hat mir alles gezeigt, wie man das macht, dann ist das für mich auch viel einfacher als diese Leserei. Meistens sind diese Manuals in englisch so schlecht geschrieben, dass du wirklich nicht damit zurechtkommst. Dies war dann der Beginn auch von einer relativ anderen Klangästhetik.“ Das erste Ergebnis dieses Paradigmenwechsels war Dig It, das Schulze komplett digital eingespielt hatte Oldie-Markt Discographie Klaus Schulze (3) von Frank Küster 1993 CD: The Dome Event (Live) D: Virgin 263 327, UK: Virgin CDVE 918 Tracks: The Dome Event / After Eleven 10 CD-Set: Silver Edition D: Musique Intemporelle Special (Limited Edition Of 2000) Tracks CD 1: Die Lieder des Prinzen Vogelfrei / Le Médaillon magique / Schwermütiger Frühling / Der Optimismus Tracks CD 2: Narren des Schicksals: 1. Satz (Con moto) / 2. Satz: (Grave) / 3. Satz: (Ma con brio) Tracks CD 3: Nostalgic Echo (Live) / Titanische Tage (Live) / Die lebendige Spur (Live) Tracks CD 4: Der Schönheit Spur / Ein schönes Autodafé / Return In Happy Plight Track CD 5: Picasso geht spazieren – First Movement Tracks CD 6: Picasso geht spazieren – Second Movement / Third Movement Track CD 7: The Music Box Track CD 8: Machine de Plaisir Tracks CD 9 : La Présence d’Ésprit (Live) / Arthur Stanley Jefferson Tracks CD 10: Le Vie secrète (Live) / Landpartie 1994 CD : Le Mouline de Daudet F : Virgin Tracks : The Beginning-The Delegates / Mother Sadness / The Loss Of The Factory / The Youth / Fiday’s Departure / The Mill Of Maitre Cornille / Maitre Cornille In The Fields / Folk Dance / The Discovery Of Maitre Cornille’s Secret / Joy Of Maitre Cornille-Garden And Youth (Reprise) / Landscape-Way To The Old People / Old People’s Piano / Old People’s Farewell / Exodus / Le Petit Dauphin I / II / First Church Sequence / Second Church Sequence And Organ / St. Pierre / Paradise And Inferno / Finale CD: Goes Classic D: Zyx 20297-2 Tracks: Friedrich von Smetana: Die Moldau / Franz Schubert: Rosamunde / Carl Maria von Weber: Der Freischütz (Overtüre) / Klaus Schulze: Quintet For Lute / Johannes Brahms: Hungarian Dance No. 2 / Edvard Grieg: Dances From Norway No. 1, 2, 3 / Ludwig van Beethoven: Violin Concerto Op. 61, 1st Movement Doppel-CD: Totentag D: Zyx 81014-2 Tracks CD 1: Prelude / Apotheke “Zum weißen Engel” / Liebesszene / Im Bordell / Das leere Theater Tracks CD 2: In Venedig / Grodek / Der Freitod Doppel-CD: Das Wagner Desaster (Live) D: Zyx 90000-2 Tracks CD 1: Wagner (Wild Mix) / Nietzsche (Wild Mix) / Entfremdung (Wild Mix) Tracks CD 2: Liebe (Soft Mix) / Haß (Soft Mix) / Versöhnung (Soft Mix) Doppel-CD: The Essential 72-93 D: EMI 83 9300 2 Tracks CD 1: Irrlicht, 1. Satz: Ebene / Totem / Wahnfried 1883 / Floating / Stardancer II / Ludwig II von Bayern / Death Of An Analogue Tracks CD 2: Weird Caravan / Freeze / Miditerranean Pads / Dresden Five / Brave Old Sequence / Silence And Sequence / The Dome Event

Klaus Schulze: Arriviert, aber nicht müde<br />

Oldie Markt <strong>02</strong>/<strong>02</strong><br />

Der Lohn der Arbeit<br />

Nachdem Klaus Schulze sich seine Position in der Musik geschaffen<br />

hatte, wurde er besonders seit den 80er Jahren zum Idol für<br />

eine neue Generation elektronischer Musiker.<br />

Ende der 70er Jahre hatte Klaus Schulze<br />

einen Status erreicht, der ihm nicht nur Anerkennung<br />

von seinen Kollegen einbrachte,<br />

sondern auch kommerziellen Erfolg. Diese<br />

Entwicklung ist in der populären Musik oft<br />

genug der Anfang vom Ende der Kreativität.<br />

Man schreckt vor neuen Ansätzen zurück,<br />

um den erreichten Status nicht zu gefährden<br />

und verengt die am Anfang fast<br />

grenzenlosen Möglichkeiten stark ein. Doch<br />

so lief das bei Klaus Schulze ganz und gar<br />

nicht. Zunächst brachte er nach dem ersten<br />

großen Erfolg mit Body Love etwas ganz<br />

anderes heraus: Mirage war elektronische<br />

Musik pur, fast ohne Rhythmuselemente,<br />

nur mit ganz wenig Sequenzern, pro Plat-<br />

Klaus Schulze Anfang der 90er<br />

tenseite ein Titel, der kompositorisch zurück<br />

zu den Anfängen seiner Karriere ging. Das<br />

hieß: Großflächige Strukturen und eine<br />

langsame Entwicklung der Stücke. Und der<br />

Erfolg zeigte, wie sehr sich die Zeiten geändert<br />

hatten. Sicher auch wegen der Tatsache,<br />

dass diese LP die erste von Schulze war,<br />

die weltweit vertrieben wurde, aber eben<br />

auch wegen des veränderten Zeitgeistes, für<br />

den eine solche Musik nicht mehr den verkaufsschädigenden<br />

Touch der Moderne besaß,<br />

sondern der sich inzwischen Zeit für<br />

aufwendigere Strukturen nahm.<br />

Allerdings wäre das wohl kaum so positiv<br />

für Klaus Schulze gekommen, wenn er nicht<br />

inzwischen einen weltweiten Vertrag mit Island<br />

abgeschlossen hätte. „Body Love 1 und<br />

Moondawn waren ja weder bei Virgin noch<br />

bei Island. Haben sich aber dennoch gut<br />

verkauft, in Frankreich goldene Platten geworden.<br />

Da sagte Island, pass auf, nach dem<br />

Go-Projekt sowieso, jetzt nehmen wir ihn<br />

unter Vertrag. Ich war fünfmal vorher da,<br />

da haben sie gesagt, nein, interessiert uns<br />

nicht. Auf einmal ging es. Und dann haben<br />

sie auf die neue Platte gewartet.“ Letztlich<br />

verkaufte Mirage dreimal so viel wie das<br />

schon sehr erfolgreiche Body Love, was neben<br />

der bereits angesprochenen Tatsache,<br />

dass Schulze endlich einen globalen Vertrieb<br />

gefunden hatte, auch daran lag, dass sich die<br />

Akzeptanz der elektronischen Musik in der<br />

ganzen Welt geändert hatte, oder genauer<br />

formuliert, dass die elektronische Musik den<br />

Weg aus dem Ghetto der modernen E-Musik<br />

in die Popmusik gefunden hatte. Des-<br />

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