Magazin Ausgabe Februar 02 - Funwithmusic
Magazin Ausgabe Februar 02 - Funwithmusic
Magazin Ausgabe Februar 02 - Funwithmusic
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vinyl lebt!<br />
Originale und Imitate<br />
Die fünf LPs auf dieser Seite bringen Musik von<br />
RockʼnʼRollern der ersten Stunde und solchen<br />
Musikern, die ihnen nacheifern.<br />
Die frühe RockʼnʼRoll-Ära war eine Explosion<br />
der Kreativität, an der neben den<br />
erfolgreichen Musikern jede Menge von<br />
Frauen und Männern teilnahmen, die bestenfalls<br />
einige Singles auf regionalen Labeln<br />
einspielten, um danach in der Versenkung<br />
zu verschwinden. Ein absolut klassischer<br />
Fall in dieser Sparte war Joe Clay, der nur<br />
1956 kurz in einem Studio war, wo er das<br />
Material auf Duck Tail (Bear Family BAF<br />
180<strong>02</strong>) aufnahm, das teilweise erst in den<br />
80er Jahren erschien, als der mittlerweile als<br />
Fahrer eines Schulbusses arbeitende Mann<br />
aufgrund der Qualität seiner zwei Singles<br />
auf Vik von RockʼnʼRoll-Fans wieder entdeckt<br />
worden war. Das ist angesichts der 11<br />
Titel hier nur zu verständlich, denn das ist<br />
RockʼnʼRoll der ersten Generation von einer<br />
Wildheit, wie sie den frühen Jerry Lee Lewis<br />
oder das Trio um Johnny Burnette auszeichnete.<br />
Dass so etwas als LP herauskommt, ist<br />
sicher ungewöhnlich, aber zum einen ist die<br />
Spieldauer der 11 Songs nicht so lang, um<br />
sie auf einer CD zu bringen und zum zweiten<br />
kehrt das Label von Richard Weitze damit<br />
zu seinen Anfängen zurück, ganz abgesehen<br />
davon, dass die Ausstattung prächtig ist, sowohl<br />
bezüglich der Linernotes als auch der<br />
Qualität des Covers und des Vinyls.<br />
Ähnlich verlief die Karriere von Janis<br />
Martin, aber ihr Grund, damit aufzuhören,<br />
war ein ganz anderer als bei dem Kollegen:<br />
Sie heiratete und ihr Ehemann mochte sie<br />
nicht auf der Bühne sehen. Auf Love And<br />
Kisses (Bear Family BAF 18001) sind ihre<br />
Aufnahmen für RCA aus den Jahren 1956-<br />
58 enthalten, mit denen sie kurz vor dem<br />
Durchbruch stand, ehe sie ihren ersten Mann<br />
kennen lernte, von dem sie bald darauf<br />
schwanger wurde. Das war das Ende ihrer<br />
großen Karriere, doch wie die 12 Songs auf<br />
der LP beweisen, war sie nicht nur aus dem<br />
Grund eine Rarität, weil sie eine der ganz<br />
wenigen weiblichen Sängerinnen der frühen<br />
RockʼnʼRoll-Jahre war, sondern vor allem,<br />
weil sie wirklich gut singen konnte und die<br />
Power und das Feeling für die Musik hatte<br />
wie ihre männlichen Kollegen.<br />
Das galt genauso für die 1987 verstorbene<br />
Charline Arthur, obwohl sie stilistisch in<br />
der Countrymusik zuhause war, was die<br />
LP Burn That Candle (Bear Family BAF<br />
18003) beweist, die ihre Singles von 1949<br />
bis 1956 auf Bullet und RCA enthält. Das ist<br />
mit Rock versetzte Countrymusik der Frau,<br />
die übrigens von Colonel Parker entdeckt<br />
wurde und sehr häufig im Vorprogramm<br />
von Elvis auftrat. Zweifellos sind die 12<br />
Songs sowohl Country und Rockabilly,<br />
Oldie Markt <strong>02</strong>/04<br />
die die zu jeder Zeit souveräne Sängerin<br />
zusammenbringt.<br />
Zur Mythologie der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika gehörte schon immer der<br />
wilde Westen und die Musik gerade zu<br />
den Western aus Italien ist längst legendär<br />
geworden. Das kleine Label One Million<br />
Dollar Records (Postfach 1426, 25455<br />
Rellingen) bringt nun zum zweiten Mal mit<br />
The Hour Of The Gun (OMD DOLLAR<br />
057) einen Sampler heraus, auf dem Bands<br />
in der Tradition dieser Klänge musizieren.<br />
Die Bandbreite reicht von Bands wie Blood<br />
In The Saddle bis The Hellbenders. Das ist<br />
manchmal Cowpunk, manchmal eher Surfmusik,<br />
aber immer eines: Spassig.<br />
Genau wie das Label aus Rellingen widmet<br />
auch Swamp Room (Auf dem Loh 18, 30167<br />
Hannover) seinen Ausstoß vor allem einem<br />
Stil: Der psychedelischen Musik in der<br />
Version moderner Bands. Doch da passt das<br />
Quintett Transgress nicht hinein: No Place<br />
To Hide (GB 45/Swamp Room) nämlich geht<br />
in Richtung Hardrock der 60er Jahre mit al-<br />
len dafür typischen Zutaten: Den im Mittelpunkt<br />
stehenden Gitarren, dem wummernden<br />
Rhythmus und einer souveränen Sängerin.<br />
Letzterer Bestandteil jedoch könnte besser<br />
sein. Nina Tasaousidis fehlt etwas die Power,<br />
um sich gegen die kräftigen Backing Tracks<br />
durchzusetzen.<br />
23