Soloplatten (2) - Funwithmusic
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Alexis Korner stand<br />
am Anfang des R&B<br />
aus England. Hier gibt<br />
es die Platten, die ihn<br />
etablierten.<br />
AlexisKorner’sBluesIncorporated:DieerstenPlatten<br />
John Mayall lÄsst sich schon lange gerne als<br />
der Vater des britischen Blues bezeichnen,<br />
aber den Namen hat eigentlich ein anderer<br />
verdient: Der bekennende EuropÄer Alexis<br />
Korner, der mit seinen Eltern gerade noch<br />
den Nazis entkommen war, und ab 1948<br />
zuerst als Soldat im besetzten Deutschland<br />
und dann in England mit seiner Band Blues<br />
Incorporated den Sound auf die Insel brachte,<br />
der einige Jahre spÄter die Bands aus<br />
England weltweit zur Avantgarde des Pop<br />
machen sollte. Der eigentliche Pionier aber<br />
war Cyril Davies, der auch zur allerersten<br />
Ausgabe der Band zÄhlte, zusammen mit<br />
Long John Baldry und Dick Heckstall-Smith.<br />
Es ist kein Wunder, dass drei der vier Musiker<br />
sich ihre ersten Sporen in der Jazz-Szene von<br />
London verdient hatten. Denn es waren die<br />
Jazzer, die den neuen Sound zuerst propagiert<br />
hatten, ihn aber natÜrlich immer im Zusammenhang<br />
mit dem damals enorm populÄren<br />
Traditional Jazz brachten. Das gerade war<br />
nicht das Ding von Alexis Korner, der zuerst<br />
bei Ken Colyer und dann bei Chris Barber fÜr<br />
den rauen Touch gesorgt hatte, der dem oft zu<br />
gefÄlligen Trad-Jazz die Widerhaken verlieh.<br />
Doch er merkte schnell, dass er alleine weiter<br />
kam und rief so nicht nur seine Gruppe ins<br />
Leben, sondern auch noch im Londoner<br />
Stadtteil Ealing einen Club, wo er seine<br />
Musik gleich selbst prÄsentieren konnte. Es<br />
dauerte nicht lang, bis der Club an jedem<br />
Abend voll war und die Plattenfirmen bei ihm<br />
Schlange standen. Um seine Musik richtig<br />
aufzunehmen, entschloss er sich fÜr Decca<br />
und dafÜr, das DebÜt im berÜhmten Marquee<br />
Club einzuspielen. Das gelang so gut wie<br />
erhofft: R&B At The Marquee (Castle<br />
Music CMRCD 1371/Sanctuary/SMIS) bot<br />
genau das, was er auch im Club brachte:<br />
R&B und Blues der puristischen Art, der<br />
allerdings eindeutig vom Jazz gestreift worden<br />
war. Viele Soli gingen mehr dahin als in<br />
Richtung des simpleren Blues. Doch stets<br />
stand Korner im Zentrum, mit seinem Gesang<br />
und seiner beachtlichen Gitarre, die zwar nie<br />
die Brillianz vieler Nachfolger besa¿, aber<br />
dafÜr immer sehr solide und passend fÜr den<br />
Gesang des Mannes wirkte. Die Mischung<br />
aus Klassikern und seinen eigenen StÜcken<br />
passte genauso ausgezeichnet wie die Band,<br />
die ihn dabei unterstÜtzte. Dazu gibt es noch<br />
sieben Bonustracks aus der Zeit, die von einer<br />
reinen Promoflexi Über Tracks, die bei der<br />
BBC aufgenommen wurden, bis zu Outtakes<br />
reichen.<br />
Das war so gut gelungen, dass man das<br />
Konzept fÜr die nÄchste Produktion beibe-<br />
hielt: At The Cavern (Castle Music CMRCD<br />
1372/ Sanctuary/SMIS) wartete zwar mit<br />
OldieMarkt10/0619<br />
einer ganz neuen Besetzung auf, wirkte aber<br />
vom Konzept her wie eine Blaupause der<br />
ersten LP. Live, mit dem SÄnger Herbie<br />
Goins, klang das vielleicht einen Schu¿ jazziger<br />
und legte das Gewicht etwas mehr auf die<br />
instrumentale Seite, aber sowohl vom Material<br />
wie von der stilistischen Ausrichtung<br />
war das nach wie vor hauptsÄchlich R&B.<br />
Diesmal bekommt man sogar 12 Bonustracks,<br />
worunter sich auch ein Interview von<br />
damals findet.<br />
Bereits vorher war Alexis Korner’s Blues<br />
Incorporated (Castle Music CMRCD 1372 /<br />
Sanctuary / SMIS) aufgenommen worden, was<br />
erklÄrt, warum hier Dick Heckstall-Smith<br />
noch an Bord war. Doch ansonsten hatte<br />
Alexis mehr Wert auf eigene Songs gelegt,<br />
die sich vom Klang her aber an den ersten<br />
Alben ausrichteten. Im Zusammenhang<br />
damit, dass Album Nr. 3 erst 1965 erschien,<br />
obwohl sie bereits 1963 aufgenommen<br />
waren, wirkten sie zu einer Zeit, als bereits<br />
die jungen Bands wie die Yardbirds, Pretty<br />
Things oder Rolling Stones, die ihr Handwerk<br />
alle bei Korner gelernt hatten, das Sagen hatten,<br />
etwas altmodisch. Heute klingt das mit 6<br />
Tracks mehr wesentlich besser und authentischer.