Magazin Ausgabe 10 - Funwithmusic

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26 Oldie Markt 10/03 Neue Bücher zur Rockmusik Musik zum Lesen Volle Ladung: Ob Elvis, die Beatles oder die Stones: Für alle gibt es ein Buch. Der Sommer ist eigentlich die saure Gurkenzeit - nicht so in diesem Jahr. Der Buchmarkt für Plattensammler boomt. Als erstes wurden die Beatles-Fans bedacht. Der rastlos tätige Bernd Matheja hat Internationale Pilzvergiftung (Bear Family BFB 10021, ISBN: 3- 89795-940-2, 35 Euro) zusammengestellt. Ein Buch, das hauptsächlich auf den deutschem Pressezitaten aus den Jahren 1963-67 basiert, die meistens im Original abgebildet sind. Dazu gibt es jede Menge Fotos. Ein Buch zum Schauen und zum Lachen. Wesentlich umfassender gestaltet ist Elvis A. Presley-Die Musik, der Mensch, der Mythos (Hannibal Verlag, ISBN: 3-85445- 226-8, 65,- Euro) von Marc Hendrickx, der zwei Sachen in einem vereint: Eine umfassende Biografie, die nicht nur den Mann selbst, sondern auch sein Umfeld mit einbezieht. Und zum zweiten das Werk des Mannes, das Hendrickx am Ende der nach Jahren aufgeteilten Kapitel unter der Überschrift Die Elvis-Industrie abhandelt. Das macht sowohl von der guten Darstellung wie vom Foto-Material wie von der Gliederung nach den einzelnen Jahren her absolut Sinn, und die Schilderung des Fans aus Belgien ist zu jeder Zeit nicht nur absolut faktensicher, sondern auch in einer solchen Art und Weise geschrieben, dass man es über weite Strecken gerne liest. Ein Band, der bei jedem Elvis-Fan seinen Platz im Regal sicher haben dürfte. Alleine die Diskografie hatte von Anfang an das Rolling Stones Weissbuch im Sinn und fand folglich den Platz im Bücherschrank von jedem ernsthaften Sammler der Gruppe - dank der akribischen Arbeit von Superfan Dieter Hoffmann, der seitdem das einmal entstandene Werk im Alleingang fortgesetzt hat. Allerdings hat er sich mit seinem neuen Werk Das Weissbuch Recording Index 1961-2003 A-L + M-Z (2 Bände, 80 Euro von Basement News Distribution c/o Günter Beetz, Waldstr. 59, 63110 Rodgau) ein Ziel gesetzt, das kaum ehrgeiziger sein könnte: Fortsetzung und Aktualisierung des in dem Originalbuch 110 Seiten umfassenden Teils, in dem er damals alle Songs, die die Stones jemals gespielt haben auflistete, mit all den verschiedenen Versionen, die live oder auf Tonträgern (legal, illegal, scheißegal) zu finden waren. Heutzutage hat das Werk in den zwei Bänden zusammen knapp 1000 Seiten Umfang – also beinahe das zehnfache des Originals. Folglich ist auch der Preis für die beiden Bänden inzwischen beinahe auf das Doppelte der originalen Ausgabe geklettert. Nicht nur deswegen ist das Dieter Hoffmann, wie er leibt und lebt: Akribisch und infor- mativ bis zum Exzess, aber auch von einer Detail-Versessenheit, die oft den Blick für das Ganze trübt. Den hat der Herr der Raritäten, der Wiener Hans Pokora, nicht verloren. Zwar gibt es von ihm mit 4001 Record Collector Dreams (50 Euro inkl. Porto von Hans Pokora, P.O. Box 44, 1037 Wien, Österreich) schon zum vierten Male sein unnachahmliches Fotobuch mit Raritäten aus den 60er und 70er Jahren, aber zum einen stimmt die stilistische wie die nationale Offenheit: Seit dem 2. Band geht ja das Spektrum von Europa bis in die ganze Welt und deswegen ist das traumhaft. Nach wie vor ist das ein Spiegel der Beat- und der psychedelischen Musik weltweit und das ist nach wie vor faszinierend.
Plattenkritiken I Walter Kollo Das klingt, als wennʼs ein Märchen wär Duophon 05 27 3 Der am 28. Januar 1878 im ostpreußischen Ort Neidenburg als Walter Kollodzieyski geborene Komponist hatte seine große Zeit von 1906 bis 1928 in Berlin, wo seine Operetten und Lieder auf den Straßen gesungen wurden. Die Aufnahmen hier erstrecken sich über den Zeitraum, fangen mit einer Platte von 1907 an und enden 1929. Das ist die leichte Muse dieser Zeit, zwischen Klassik und Schlager, gekonnt, witzig und mit starken Melodien (Duophon, Eislebener Str. 4, 10789 Berlin). Blue Cheer Vincebus Eruptum / Outside Inside Track 1025CD/Sanctuary Die Band aus SF, die sich nach einer Droge benannt hatte, wirkte für Kritiker ihrer Zeit wie ein schlechter Trip. Der Grund dafür war, dass sie vor allem eines waren: Laut! Das trug ihnen mit ihrer Version des Summertime Blues einen Hit ein. Es folgten die beiden Alben hier, die sie als frühe Vertreter des Heavy Metal präsentieren, obwohl sie den Blues noch äußerst prominent in ihren Sound integrierten. Das hört sich immer noch beeindruckend kräftig und energiegeladen an. Otto Kermbach Licht aus, Messer raus Duophon 05 24 3 Im Gegensatz zu seinem Kollegen stammte der Dirigent und Leiter eines Orchesters zum einen aus Berlin und war außerdem kein Komponist. Dafür aber wusste er, was er den Berlinern vorspielen musste und das machte ihn und seine Kapelle zur populärsten seiner Zeit, der 20er und 30er Jahre und dort vor allem den berühmten Sechs-Tage Rennen im Sportpalast. Er und das Original Krücke machten aus dem Wiener Praterleben den Sportpalast Walzer. Doch das ist nicht alles. Enbryo Bremen 1971 Garden Of Delights CD 084/ Milestone Mailorder Als das Konzert der Münchner im Radio Bremen mitgeschnitten wurde, waren sie noch nicht die Jazzer mit den Füßen in der Weltmusik, sondern eher Jazzer mit Blues und Rock, was ihr damaliger Gitarrist Al Jones beweist, der vom Blues her kam. So klangen sie noch deutlich rockiger, obwohl bereits damals der Jazz ebenso prominent vertreten war. Eigenständig aber waren die Bayern zu jeder Zeit und verfolgten ihren ganz eigenen Weg zwischen Rock und Jazz, der damals schon originell war. Jim Reeves Radio Show And More Bears ACD 25002 Auch wenn nicht Bear Family draufsteht ist es doch ein neues Label von Richard Weitze, das für den Mitschnitt der Radio-Show des Countrysängers vom 24. Februar 1958 verantwortlich zeichnet, die einen Blick auf das ermöglicht, was da so auf die Hörer zukam: Eine Mischung aus Country, Pop, Information und Unterhaltung, die so nur ein Sänger beherrschen konnte, der früher selbst als DJ gearbeitet hatte. Diese Zusammenstellung aus Pop und Show macht den Reiz aus. Eiliff Bremen 1972 Garden Of Delights CD 082/Milestone Mailorder Die Kölner stellten sich ein Jahr nach Embryo in Bremen vor und wirkten noch kompromissloser als die Kollegen aus Bayern. Das war Jazz mit etwas Rock, der dank der überragenden Solisten – genannt seien hier nur Keyboarder Rainer Brüninghaus und Gitarrist Houschäng Nejadépour – auch schon mal ein Stück auf eine Länge von 33 Minuten ausdehnen konnte, wie es hier bei Suite der Fall war. Aufgrund der Ideen der beteiligten Musiker wurde das dennoch kaum dröge. Bill Monroe Two Days At Newport And More Bears ACD 25001 Der Mandolinenspieler aus Kentucky machte fast im Alleingang aus dem dem Folk nahestehenden alten Country den Bluegrass, den er dann auch noch beschleunigte und mit dem typischen Satzgesang versah. 1963 besuchte er das Newport Folkfestival und geriet dort zu einer Sensation, die ihm und seiner Band einen ganz neuen Markt eröffnete – die Folkfans. Die zwei Konzerte stellen eine Band vor, die mit Bill Keith und Del McCoury auch noch zwei seiner besten Musiker enthielt. Led Zeppelin How The West Was Won (3 CD) Atlantic 7567-83587-2 Die zwei Konzerte, die es hier zu bewundern gibt, fanden am 25. und 27. Juni 1972 in Los Angeles statt und präsentieren Jimmy Page&Co. auf dem Höhepunkt ihres Könnens – mit dem namenlosen 4. Album war 1971 das absolute Meisterwerk auf den Markt gekommen. Und so gibt es mehr als 2 Stunden Hardrock der Extraklasse, der alles besitzt, was man von ihm erwartet: Härte, Melodie und Virtuosität. Kein Wunder, dass dieser Set in den USA Staind vom 1. Platz der Charts stieß. Oldie Markt 10/03 Dickson Hall Outlaws Of The Old West And More Bears 25006 1955 stellte der als Floyd Sherman Riley geborene und sich zwischen Folk und Country bewegende Mann aus North Carolina diese Kollektion vor, die den Wilden Westen noch einmal ins Gedächtnis zurückrief. Er besang im klassischen, simplen Country der 50er Jahre die großen Outlaws der Zeit, zu denen er auch ein Lied über Sitting Bull integrierte. Seine stets unprätentiöse Art und die Lieder selbst bringen diese Zeit zurück, ohne dass die Texte sie verherrlichen würden. Tyla Gang Moonproof Mystic MYS CD 166 / Zomba BMG Die zweite Platte der Band um Sean Tyla wirkte etwas poppiger als die erste, doch die Songs, die alle Anfang 1978 entstanden, genauso wie die für das dritte, nicht veröffentlichte, gelangen ausgezeichnet und hielten die Balance zwischen Rock und Melodie. Die Produktion, die auf den amerikanischen Markt abgestimmt war, nahm die größte Härte heraus, aber die Dominanz der Gitarren blieb ebenso gleich wie die Nähe zum Punk, auch wenn das ganz anders klang. Aber starker Rock ist es auf jeden Fall. 27
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