02.11.2012 Aufrufe

Magazin Ausgabe 10 - Funwithmusic

Magazin Ausgabe 10 - Funwithmusic

Magazin Ausgabe 10 - Funwithmusic

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

22 Oldie Markt <strong>10</strong>/03 Krautrock-CDs<br />

Der deutsche Weg<br />

Da die meisten deutschen Rockbands in den 70er<br />

Jahren kein Fundament in der Pop-Musik hatten,<br />

mussten sie sich ihren eigenen Weg suchen.<br />

Während es im England und den USA in<br />

den 60er Jahren selbstverständlich war, im<br />

Radio die populäre Musik der Zeit zu hören,<br />

war das in Deutschland beileibe nicht der<br />

Fall. Das bedeutete für junge Musiker, dass<br />

man, wollte man Rockmusik spielen, sich<br />

selbst einen Stil zulegen musste, ausgehend<br />

von dem, was man auf Platten gehört<br />

hatte. Dafür ist die einzige Produktion von<br />

Trikolon, Cluster (Garden Of Delights<br />

CD 081/Milestone Mailorder) ein gutes<br />

Beispiel, weil sich hier in der Provinz drei<br />

Musiker zusammentaten, um die Musik zu<br />

spielen, die sie bewunderten, was dank<br />

des Könnens von Organist, Trompeter und<br />

Sänger Hendrik Schaper progressiver Rock<br />

mit Anklängen an The Nice, aber mit mehr<br />

Verwandtschaft zum Jazz, bedeutete, den<br />

man hier auf der einzigen LP von 1969, für<br />

die auf einem Tonbandgerät ein Konzert der<br />

drei mitgeschnitten wurde, bekommt. Zwar<br />

brillieren Schaper und die ebenfalls starken<br />

Rolf Rettberg (Bass) und Ralf Schmieding<br />

(Schlagzeug) besonders bei Fassungen von<br />

Mozarts Blue Rondo und Der Fuge von<br />

Bach, aber die eigenen Tracks haben mit<br />

Klassik nichts zu tun.<br />

Ob Osnabrück, wie bei Trikolon, oder Marl,<br />

wie bei Join In: Wenn man da die Musik<br />

hören wollte, die man liebte, musste man<br />

sie schon selbst herstellen. Und so suchte<br />

sich Schlagzeuger Eddy Friedrich ab 1968<br />

die entsprechenden Mitspieler, mit denen er<br />

in den ersten Jahren eher Bluesrock, später<br />

aber Jazzrock spielte. Diese Musikrichtung<br />

dominierte auch auf der einzigen LP von<br />

1974, die auf dem Label des Produzenten<br />

Bodo Borchert, Menga Music, erschien,<br />

Kentalope Island (Garden Of Delights CD<br />

087/Milestone Mailorder), bei der damals<br />

im Studio Eroc den Sound überwachte. Also<br />

standen die Instrumente im Vordergrund,<br />

besonders die Gitarre von Jörg Radeck und<br />

das Saxofon von Udo Custodis. Dank der 8<br />

Bonustracks verschieben sich die Akzente<br />

leicht, weil so noch die Querflöte und der<br />

Gesang von Udo Voigt zu hören sind. Doch<br />

immer ist das gut arrangierte Musik auf der<br />

Linie zwischen Rock und Jazz, wobei ersterer<br />

Stil überwog.<br />

Da ging es 1974 bei Opossum und Bearʼs<br />

Choice (Garden Of Delights CD 086/<br />

Milestone) schon wesentlich jazziger zu,<br />

obwohl auch hier ein Flötist den Ton an-<br />

gab: Peter Blömeke bestimmte mit seinem<br />

Instrument den Sound seiner Kollegen und<br />

der ging auch dank des Kollegen Heinrich<br />

Holtgreve am Saxofon und der Klarinette<br />

zum Jazz, zumal auch Gitarrist Gerold Adler,<br />

der mit der Ausnahme eines Tracks alle<br />

Kompositionen beisteuerte, kein Rocker<br />

war.<br />

Sich von dem Geruch des Plagiats frei zu<br />

machen, wenn man stilistisch deutlich in<br />

den Fußstapfen anderer stand, war nicht<br />

leicht und das galt für Magma auf Rock<br />

Duo (Garden Of Delights CD 083/Milestone<br />

Mailorder) 1975, die zwar nichts mit der<br />

französischen Band um Drummer Christian<br />

Vander zu tun hatte, dafür umso mehr mit<br />

Duos wie Hardin & York oder Hansson<br />

& Karlsson. Zwar gab es durchaus eigene<br />

Elemente bei ihnen, aber gleichzeitig fehlte<br />

es den Songs an Griffigkeit, wirkte man im<br />

Studio etwas zu hölzern.<br />

Den typischen progressiven Rock aus dem<br />

Deutschland der 70er Jahre verkörpern Prosper<br />

auf Broken Door (Garden Of Delights<br />

CD 085/Milestone Mailorder), das 1975 veröffentlicht<br />

wurde. Vor allem Gitarrist Evert<br />

Brettschneider ragt heraus, dessen Soli das<br />

Salz in der Suppe sind, während die zwischen<br />

Jazz und Rock beheimateten Stücke<br />

und der Gesang doch etwas schwächeln.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!