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Reader zum Themenkreis - Fachbereich-sozialwesen.de

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Kurt Marti(1960):<br />

NEAPEL SEHEN<br />

Er hatte eine Bretterwand gebaut Die Bretterwand entfernte die Fabrik aus seinem häuslichen<br />

Blickkreis. Er haßte die Fabrik. Er haßte seine Arbeit in <strong>de</strong>r Fabrik. Er haßte die Maschine, an <strong>de</strong>r er<br />

arbeitete. Er haßte das Tempo <strong>de</strong>r Maschine, das er selber beschleunigte. Er haßte die Hetze nach<br />

Akkordprämien, durch welche er es zu einigem Wohlstand, zu Haus und Gärtchen gebracht hatte. Er<br />

haßte seine Frau, sooft sie ihm sagte, heut nacht hast du wie<strong>de</strong>r gezuckt. Er haßte sie, bis sie es nicht<br />

mehr erwähnte. Aber die Hän<strong>de</strong> zuckten weiter im Schlaf, zuckten im schnellen Stakkato <strong>de</strong>r Arbeit Er<br />

haßte <strong>de</strong>n Arzt, <strong>de</strong>r ihm sagte. Sie müssen sich schonen, Akkord ist nichts mehr für Sie. Er haßte <strong>de</strong>n<br />

Meister, <strong>de</strong>r ihm sagte, ich gebe dir eine an<strong>de</strong>re Arbeit, Akkord ist nichts mehr für dich. Er haßte so<br />

viele verlogene Rücksicht, er wollte kein Greis sein, er wollte keinen kleineren Zahltag, <strong>de</strong>nn immer<br />

war das die Hinterseite von so viel Rücksicht, ein kleinerer Zahltag. Dann wur<strong>de</strong> er krank, nach vierzig<br />

Jahren Arbeit und Haß <strong>zum</strong> ersten Mal krank. Er lag im Bett und blickte <strong>zum</strong> Fenster hinaus. Er sah<br />

sein Gärtchen. Er sah <strong>de</strong>n Abschluß <strong>de</strong>s Gärtchens, die Bretterwand. Weiter sah er nicht Die Fabrik<br />

sah er nicht nur <strong>de</strong>n Frühling im Gärtchen und eine Wand aus gebeizten Brettern. Bald kannst du<br />

wie<strong>de</strong>r hinaus, sagte die Frau, es steht alles in Blust. Er glaubte ihr nicht. Geduld, nur Geduld, sagte<br />

<strong>de</strong>r Arzt, das kommt schon wie<strong>de</strong>r. Er glaubte ihm nicht. Es ist ein Elend, sagte er nach drei Wochen<br />

zu seiner Frau, ich sehe immer das Gärtchen, sonst nichts, nur das Gärtchen, das ist mir zu<br />

langweilig, immer dasselbe Gärtchen, nehmt doch einmal zwei Bretter aus <strong>de</strong>r verdammten Wand,<br />

damit ich was an<strong>de</strong>res sehe. Die Frau erschrak. Sie lief <strong>zum</strong> Nachbarn. Der Nachbar kam und löste<br />

zwei Bretter aus <strong>de</strong>r Wand. Der Kranke sah durch die Lücke hindurch, sah einen Teil <strong>de</strong>r Fabrik. Nach<br />

einer Woche beklagte er sich, ich sehe immer das gleiche Stück <strong>de</strong>r Fabrik, das lenkt mich zu wenig<br />

ab. Der Nachbar kam und legte die Bretterwand zur Hälfte nie<strong>de</strong>r. Zärtlich ruhte <strong>de</strong>r Blick <strong>de</strong>s Kranken<br />

auf seiner Fabrik, verfolgte das Spiel <strong>de</strong>s Rauches über <strong>de</strong>m Schlot, das Ein und Aus <strong>de</strong>r Autos im<br />

Hof, das Ein <strong>de</strong>s Menschenstromes am Morgen, das Aus am Abend. Nach vierzehn Tagen befahl er,<br />

die stehengebliebene Hälfte <strong>de</strong>r Wand zu entfernen. Ich sehe unsere Büros nie und auch die Kantine<br />

nicht, beklagte er sich. Der Nachbar kam und tat, wie er wünschte. Als er die Büros sah, die Kantine<br />

und so das gesamte Fabrikareal, entspannte ein Lächeln die Züge <strong>de</strong>s Kranken. Er starb nach einigen<br />

Tagen.<br />

Kurt Marti: Dorfgeschichten. Sigbert Mohn, Giütersloh 1960 (Das kleine Buch 142), S. 6O-62.<br />

Kurt Marti, geb. 31. 1. 1921 in Bern, lebt ebenda.


Epikur: Der Tod ist ein Nichts<br />

Ferner gewöhne dich an <strong>de</strong>n Gedanken, dass <strong>de</strong>r Tod für uns ein Nichts<br />

ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, <strong>de</strong>r Tod<br />

aber ist Aufhebung <strong>de</strong>r Empfindung.<br />

Darum macht die Erkenntnis, dass <strong>de</strong>r Tod ein Nichts ist, uns das<br />

vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche<br />

Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen,<br />

unsterblich zu sein, <strong>de</strong>nn wer eingesehen hat, dass am Nichtleben gar<br />

nichts Schreckliches ist, <strong>de</strong>n kann auch am Leben nichts schrecken.<br />

Sagt aber einer, er fürchte <strong>de</strong>n Tod ja nicht <strong>de</strong>shalb, weil er Leid bringt,<br />

wenn er da ist, son<strong>de</strong>rn weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, <strong>de</strong>r<br />

ist ein Tor; <strong>de</strong>nn es ist doch Unsinn, dass etwas, <strong>de</strong>ssen Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

uns nicht beunruhigen kann, uns <strong>de</strong>nnoch Leid bereiten soll, weil und<br />

solange es nur erwartet wird!<br />

So ist also <strong>de</strong>r Tod, das schrecklichste <strong>de</strong>r Übel, für uns ein Nichts:<br />

Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht<br />

mehr. Folglich betrifft er we<strong>de</strong>r die Leben<strong>de</strong>n noch die Gestorbenen, <strong>de</strong>nn<br />

wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.<br />

Fragen<br />

1. Wie begrün<strong>de</strong>t Epikur seine Auffassung, dass <strong>de</strong>r Tod ein Nichts sei?<br />

2. Was ist – für Epikur – das Positive an dieser Einsicht?<br />

3. Vergleichen Sie Epikurs Haltung mit <strong>de</strong>m Gedicht von Mascha<br />

Kaléko. Gibt es Gemeinsamkeiten, wo liegen die Unterschie<strong>de</strong>?<br />

© Bayerischer Rundfunk


Den Tod erfahren<br />

Mein eigener Tod – <strong>de</strong>r Tod <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

MEMENTO<br />

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,<br />

Nur vor <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> <strong>de</strong>rer, die mir nah sind.<br />

Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?<br />

Allein im Nebel tast ich to<strong>de</strong>ntlang<br />

Und lass mich willig in das Dunkel treiben.<br />

Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.<br />

Der weiß es wohl, <strong>de</strong>m Gleiches wi<strong>de</strong>rfuhr;<br />

- Und die es trugen, mögen mir vergeben.<br />

Be<strong>de</strong>nkt: <strong>de</strong>n eignen Tod, <strong>de</strong>n stirbt man nur,<br />

Doch mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rn muss man leben.<br />

(Mascha Kaléko 1907 – 1975)<br />

Fragen:<br />

1. Das Gedicht nennt zwei Herausfor<strong>de</strong>rungen im Umgang mit <strong>de</strong>m<br />

Tod: Welche?<br />

2. Wie erlebt das lyrische Ich <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren?<br />

3. Welche Rolle spielte <strong>de</strong>r Tod im Leben <strong>de</strong>r Dichterin?<br />

4. Was können Menschen tun, um mit <strong>de</strong>m unabwendbaren Schmerz<br />

zu leben?<br />

5. Wie gefällt Ihnen das Gedicht? Meinen Sie, dass es Menschen, die<br />

trauern, helfen kann? Begrün<strong>de</strong>n Sie Ihre Meinung.<br />

Mascha Kaléko, Verse für Zeitgenossen, Rowohlt Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main,<br />

19. Auflage 2004


»Lei<strong>de</strong>nd,<br />

aber friedlich«<br />

Maison Saint Michel, Isenheim im Elsass. Wo Or<strong>de</strong>nsleute <strong>de</strong>r Antoniter einst Kranke pflegten, verbringen<br />

23 Hamburger Jugendliche hinter dicken Klostermauern ihre Ferien. Sieben Tage lang tauchen sie in die<br />

Bil<strong>de</strong>rwelt eines <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten mittelalterlichen Kunstwerke ein - <strong>de</strong>n Isenheimer Altar. Sie tanzen,<br />

zeichnen, singen. Anfang <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts schuf Matthias Grünewald mit <strong>de</strong>n Altarbil<strong>de</strong>rn kurz vor <strong>de</strong>m<br />

Ausbruch <strong>de</strong>r Reformation eine Art Predigt ohne Worte. Den Kranken Lind Sterben<strong>de</strong>n im Antoniter-Spital<br />

boten die Szenen auf <strong>de</strong>n Tafeln <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>laltars Trost und Erbauung. Fast 500 Jahre später haben diese<br />

Altarbil<strong>de</strong>r nichts an ihrer Kraft e"ingebüßt, ist die Hamburger Pastorin Astrid Kleist überzeugt. Kurz vor <strong>de</strong>r<br />

Reise sagt sie: »Wir hoffen, dass die Jugendlichen mit Grünewalds Bil<strong>de</strong>rn die schwierigen Themen Passion<br />

und Auferstehung wirklich erfahren können. Sich mit ihnen kreativauseinan<strong>de</strong>rsetzen und dafür viel Zeit<br />

haben.« Mit dabei im Elsass: die Choreografin Indrani Delmaine, <strong>de</strong>r Kunstmaler Carsten Westphal und ein<br />

Filmteam. Dreimal besichtigen die Jugendlichen <strong>de</strong>n Isenheimer Altar im nahe gelegenen Museum, zeichnen<br />

Aufrisse und Details, üben erste Tanzschritte. Abends treffen sie sich zur<br />

Andacht, gemeinsam mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>nsschwestern, die <strong>zum</strong> ersten<br />

Mal überhaupt Jugendliche in ihrem Gästehaus beherbergen. Am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Woche führen die Hamburger Gäste eine 25-minütige Tanzcollage auf.<br />

Nicht vor Eltern o<strong>de</strong>r Gleichaltrigen, son<strong>de</strong>rn vor Bewohnern <strong>de</strong>s Pflegeheims.<br />

Als die Jugendlichen wie<strong>de</strong>r zu Hause sind, erzählen sie, wie es<br />

ihnen in Isenheim gegangen ist. An<strong>de</strong>re Zeiten-Redakteur Matthias Lemme<br />

hat zugehört.<br />

12 I 13 ANDERE ZEITEN ~\AGAzrN 1/2009


TANZEN<br />

»Zu Beginn fand ich das schon blöd, weil<br />

ich echt größer, breiter und schwerer als<br />

die an<strong>de</strong>ren bin. Und da hab ich mir das<br />

schon komisch vorgestellt, mit <strong>de</strong>utlich<br />

kleineren einfach so zu tanzen. Aber ich bin<br />

ja auch keiner, <strong>de</strong>r dann rum mosert.« ­<br />

»Ich hatte am Anfang ein bisschen Schiss,<br />

weil Indrani ja Balletttänzerin ist und weil<br />

man in <strong>de</strong>r Gruppe dann so große Aufmerksamkeit<br />

hat. Aber dann waren die Schritte<br />

relativ einfach und auch ohne Spitzenlaufen<br />

und so was.« - »Also, ich dachte eigentlich,<br />

ich mache einen Intensivkurs kurz vor<br />

meiner Hochzeit und hab bis dahin Ruhe.<br />

Aber dann haben wir gar nicht gemerkt, wie<br />

wir von <strong>de</strong>n Aufwärmübungen <strong>zum</strong>, na ja,<br />

<strong>zum</strong> richtigen Tanzen gekommen sind.« ­<br />

»Wie, du hast das nicht gemerkt? War doch<br />

klar. Aber Indrani hat eben echt darauf geachtet,<br />

dass wir mit<strong>de</strong>nken und das machen,<br />

was uns auch Spaß macht. Wir haben ja auch<br />

Basketballspielen getanzt.«<br />

DER ALTAR<br />

»Ich fand <strong>de</strong>n irgendwie beeindruckend.<br />

Auch noch <strong>zum</strong> Aufklappen. Mir hatdas Bild<br />

<strong>de</strong>r Auferstehung am besten gefallen. Und<br />

auch die Kreuzigung. Dass da die Kranken<br />

vor dieses Bild gebracht wor<strong>de</strong>n sind. Das<br />

istschon beeindruckend, wie viel Kraft einem<br />

das geben kann.« - »Wir haben ja direkt im<br />

Museum von allen Bil<strong>de</strong>rn Details gemalt.<br />

Karla: »Dadurch, dass wir das selbst<br />

dargestellt haben, hat die Szene für mich<br />

einfach noch mal mehr Lebendigkeit.«<br />

Ich hab das Schwert von einem <strong>de</strong>r Wächter<br />

genom men, ich stehe irgendwie auf Schwerter,<br />

das ist wohl <strong>de</strong>r kleine Junge in mir ...«<br />

(Gelächter) - »Ich hab <strong>de</strong>n Schuh von <strong>de</strong>m<br />

Wächter gemalt, Schuhe find ich toll.« ­<br />

»Ich <strong>de</strong>n Blutkelch und das Lamm - obwohl<br />

die meisten sich schon was Einfaches ausgesucht<br />

haben und nicht unbedingt was<br />

wegen <strong>de</strong>r theologischen Aussage.« - »Diskutiert<br />

haben wir darüber eigentlich nicht<br />

zusammen, aber im Bus und abends auf <strong>de</strong>n<br />

Zimmern schon.«<br />

KREUZIGUNG<br />

»Ich hab noch das Bild von Jesus am Kreuz<br />

im Kopf, aber irgendwie sieht das gar nicht<br />

so schmerzhaft aus, also schon lei<strong>de</strong>nd.<br />

Lei<strong>de</strong>nd, aber friedlich.« - »Mir fallen zuerst<br />

die Finger ein, die sind ja beim toten<br />

Jesus so merkwürdig verkram pft, was ja<br />

anatomisch eigentlich un logisch ist.« ­<br />

»Komisch, dass Johannes <strong>de</strong>r Täufer dabei<br />

ist, obwoh l <strong>de</strong>r ja eigentlich längst tot und<br />

ohne Kopf war.« - »Ich fin<strong>de</strong> total schön,<br />

wie Maria in <strong>de</strong>n Armen von Johannes liegt,<br />

weil das irgendwie zeigt, wie man sich da<br />

selbst in so ei ner Situation fühlen wür<strong>de</strong>.« ­<br />

»Dadurch, dass wir das selbst dargestellt<br />

ha ben, hat die Szene für mich einfach noch<br />

mal mehr Lebendigkeit.«<br />

AUFERSTEHUNG<br />

»Wir sind durch das Tanzen auch eine Gemeinschaftgewor<strong>de</strong>n.<br />

Während <strong>zum</strong> Beispiel<br />

eine Gruppe was geprobt hat, haben die<br />

an<strong>de</strong>ren sich für die Auferstehung fertig<br />

gemacht (Gelächter), also für diese Szene.«­<br />

»Genau. Und in dieser Szene waren wir Jesus<br />

und schwebten in <strong>de</strong>r Luft. In <strong>de</strong>m Moment<br />

war das ein ziemlich gutes Gefühl.« - »Mit<br />

<strong>de</strong>r Musik von Messiaen hat das schon gut<br />

gepasst. Zu Heavy Metal kann man das ja<br />

nicht tanzen.«- »Also ich <strong>de</strong>nke, das war<br />

nicht so wie auf <strong>de</strong>m Bild, son<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>r<br />

Geist ist auferstan<strong>de</strong>n. Kein großes Trara,<br />

son<strong>de</strong>rn eher dass es Nacht ist und dann so<br />

wie ein kleines Licht in <strong>de</strong>n Himmel steigt.<br />

Seine Seele o<strong>de</strong>r sein Geist eben.«<br />

VORFÜHRUNG<br />

»Gespielt haben wir das dann vor <strong>de</strong>n<br />

Pflegebedürftigen, die waren alle über 90.<br />

Und einige haben das Elsass noch gekannt,<br />

als es <strong>de</strong>utsch war, also vor <strong>de</strong>m ersten<br />

Weltkrieg,« - »Wir haben dann noch zwei<br />

Lie<strong>de</strong>r gesungen, das hat die total gerührt.«­<br />

»Und die eine war total süß, die hat am<br />

Anfang total geklatscht und ist dann bei<br />

unserem Tanz eingeschlafen.« - »Also, das<br />

war ja ein richtiges Highlight für viele dort.<br />

Die haben sich richtig schick gemacht.«­<br />

»Mir ist dann auch klar gewor<strong>de</strong>n, was das<br />

alles mit <strong>de</strong>n Feiertagen zu tun hat. Früher<br />

dachte ich da nur an Ostereier. Nächstes<br />

Mal habe ich die Bil<strong>de</strong>r bestimmt noch im<br />

Kopf. Wir haben uns zwar jetzt im Herbst<br />

damit beschäftigt, aber irgendwie ist<br />

das egal, weil das, was Ostern passiert, ja<br />

eigentlich immer gültig ist.«<br />

KAR LA (14), J 0 NAS (16), JULIAN (19),<br />

KERSTI (14), ISABEL (13), MAREN (14),<br />

A NI KA (13), ALE NA (14)


LANGE, Thomas, "Pietà und Auferstehung ", 2002-2003 realisiert in <strong>de</strong>r südlichen<br />

Turmkapelle <strong>de</strong>s Domes zu Münster


"Lebhafte" Präsenz<br />

Der bärtige Christus, <strong>de</strong>ssen herabgesunkener Kopf und herabhängen<strong>de</strong>r Arm auf<br />

<strong>de</strong>m linken Flügel <strong>de</strong>s Triptychons erscheinen, wölbt sich mit seinem Leib <strong>de</strong>m<br />

Betrachter entgegen, während die Beine in perspektivischer Verkürzung in <strong>de</strong>n<br />

Bildgrund hineinragen und <strong>de</strong>r linke Arm von <strong>de</strong>r Seite vor <strong>de</strong>n Schoß geführt ist. Die<br />

Christusgestalt gewinnt so eine ungewöhnlich starke und "lebhafte" Präsenz im Bild.<br />

Unterhalb <strong>de</strong>s Körpers erstreckt sich eine blauschwarze Bildfläche, die die Sphäre<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s kennzeichnet, über <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r bleiche Leichnam ausbreitet. Die<br />

Mariengestalt in ihrer linearen, zugleich silhouettenhaften Wie<strong>de</strong>rgabe bietet eine<br />

zurücktreten<strong>de</strong> Folie: Das herabblicken<strong>de</strong> Gesicht, das Kleid, <strong>de</strong>r Mantel und das<br />

Kopftuch, ihre rechte Schulter und <strong>de</strong>r stützen<strong>de</strong> linke Arm sowie das fast völlig<br />

zurücktreten<strong>de</strong> rechte Bein, auf <strong>de</strong>m Christus ruht, sind in einer feinen<br />

Be<strong>de</strong>utungsabstufung zurückhaltend, gleichwohl subtil gestaltet und drücken<br />

eindringlich die Trauer über <strong>de</strong>n toten Sohn aus. Über <strong>de</strong>m Kopf Christi weist eine<br />

beige-rötliche, mit blau durchsetzte Fläche wie ein weitgehen<strong>de</strong>r Landschaftsausblick<br />

in die Ferne. Unmittelbar über <strong>de</strong>m Christuskopf sind markierte blaue Kreuze als<br />

Symbole <strong>de</strong>s Kreuzesto<strong>de</strong>s zu erkennen.<br />

Betrachtet man die Pietà, so ist <strong>de</strong>r Leib Christi, <strong>de</strong>ssen vorausgegangenes Lei<strong>de</strong>n<br />

für die Menschen am Kreuz noch im To<strong>de</strong> erlebbar wird, vom Künstler<br />

kompositorisch und malerisch als zentraler Bildinhalt <strong>de</strong>r unteren Bildsphäre<br />

herausgearbeitet wor<strong>de</strong>n. Der Betrachter wird eindringlich aufgefor<strong>de</strong>rt, sich in die<br />

Trauer zu versenken und in <strong>de</strong>m toten Christusleib die Liebe <strong>de</strong>s Herrn zu erkennen,<br />

<strong>de</strong>r am Kreuz gestorben ist.


Tears In Heaven<br />

(by Eric Clapton & Will Jennings)<br />

Would you know my name<br />

if I saw you in heaven?<br />

Would you feel the same<br />

if I saw you in heaven?<br />

I must be strong and carry on<br />

'Cause I know I don't belong here in heaven...<br />

Would you hold my hand<br />

if I saw you in heaven?<br />

Would you help me stand<br />

if I saw you in heaven?<br />

I'll find my way through night and day<br />

'Cause I know I just can't stay here in heaven...<br />

Time can bring you down, time can bend your knees<br />

Time can break your heart, have you begging please...<br />

Beyond the door there's peace I'm sure<br />

And I know there'll be no more tears in heaven...<br />

Would you know my name<br />

if I saw you in heaven?<br />

Would you feel the same<br />

if I saw you in heaven?<br />

I must be strong and carry on<br />

'Cause I know I don't belong here in heaven...<br />

Eric Clapton ‐ Tears in Heaven<br />

http://www.lastfm.<strong>de</strong>/music/Eric+Clapton/+vi<strong>de</strong>os/+1‐VRsJlAJvOSM


Musik vermag oft mehr als Worte zu beschreiben, was Trauern<strong>de</strong> empfin<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>n Monat stellen wir<br />

Ihnen einen Titel o<strong>de</strong>r eine CD vor. Im Archiv fin<strong>de</strong>n Sie weitere Titel und CD Vorschläge.<br />

Eric Clapton<br />

Tears in Heaven - Wirst du noch meinen Namen wissen, wenn ich dich im Himmel sehe?<br />

Am 20.3.1991 verunglückte Eric Claptons 5-jähriger Sohn Conor tödlich, als er aus <strong>de</strong>m Appartment<br />

eines New Yorker Hochhauses stürzte. Clapton gab seiner Trauer Ausdruck in <strong>de</strong>m Song "Tears in<br />

heaven", <strong>de</strong>n er 1992 auf seinem mit 6 Grammies prämierten Live-Album "Unplugged" veröffentlichte.<br />

Text auf <strong>de</strong>utsch und englisch<br />

TEARS IN HEAVEN (by Eric Clapton and Will Jennings)<br />

Would you know my name if I saw you in heaven?<br />

Would it be the same if I saw you in heaven?<br />

I must be strong and carry on,<br />

'Cause I know I don't belong here in heaven.<br />

Would you hold my hand if I saw you in heaven?<br />

Would you help me stand if I saw you in heaven?<br />

I'll find my way through night and day,<br />

'Cause I know I just can't stay here in heaven.<br />

Time can bring you down, time can bend your knees.<br />

Time can break your heart, have you begging please, begging please?<br />

(Instrumental / Gitarre)<br />

(Instrumental / Gitarre)<br />

Beyond the door there's peace I'm sure,<br />

And I know there'll be no more tears in heaven.<br />

Would you know my name if I saw you in heaven?<br />

Would it be the same if I saw you in heaven?<br />

I must be strong and carry on,<br />

'Cause I know I don't belong here in heaven.<br />

Tränen im Himmel<br />

Wirst du noch meinen Namen wissen, wenn ich dich im Himmel sehe?<br />

Wird es dasselbe sein wie hier, wenn ich dich im Himmel sehe?<br />

Ich muss tapfer sein und weitermachen,<br />

<strong>de</strong>nn ich weiß: Hier gehöre ich nicht <strong>zum</strong> Himmel.<br />

Wirst du meine Hand halten, wenn ich dich im Himmel wie<strong>de</strong>rsehe?<br />

Wirst du mir aufhelfen, wenn ich dich im Himmel wie<strong>de</strong>rsehe?<br />

Ich wer<strong>de</strong> meinen Weg fin<strong>de</strong>n durch Nacht und Tag hindurch,<br />

<strong>de</strong>nn ich weiß: Hier kann ich nicht im Himmel sein.<br />

Die Umstän<strong>de</strong> können dich runterziehen.<br />

Sie können dich in die Knie zwingen.<br />

Die Zeit kann <strong>de</strong>in Herz brechen.<br />

Hast du gebettelt, bitte?<br />

Hinter <strong>de</strong>r Tür, da ist Frie<strong>de</strong>n, da bin ich ganz sicher.<br />

Und ich weiß: Da wer<strong>de</strong>n keine Tränen mehr sein - im Himmel.<br />

Die Sehnsucht, bei seinem Sohn zu sein, lässt Eric Clapton zeitweise nicht mehr wissen, ob er im<br />

Himmel ist o<strong>de</strong>r auf Er<strong>de</strong>n. Er muss hier weiterleben, hier, wo noch nicht Himmel ist. Clapton stellt<br />

Fragen, die viele Trauern<strong>de</strong> bewegen: Wie ist das mit <strong>de</strong>r menschlichen I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Personen im<br />

Himmel? Wird die Liebe <strong>de</strong>r Menschen dort noch eine Rolle spielen? Was ist mit <strong>de</strong>n Träumen <strong>de</strong>s<br />

Lebens, mit <strong>de</strong>m Händchenhalten, mit <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> darauf, im Alter jeman<strong>de</strong>n zu haben, <strong>de</strong>r mir<br />

aufgeholfen hätte? Die Popularität dieses Songs hängt mit dieser seiner emotionalen Logik zusammen.<br />

Der Song trägt <strong>de</strong>n Titel "Tränen im Himmel", obwohl die Zeile, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Song seinen Titel bezieht,<br />

das Gegenteil weiß, nämlich dass im Himmel keine Tränen mehr sein wer<strong>de</strong>n. Im Himmel sind die<br />

Tränen gut aufgehoben. Die Sprache <strong>de</strong>r Trauer führt in <strong>de</strong>n Himmel, ohne ihre Erdung zu verlieren.<br />

"Tears in Heaven" besingt die Trauer um <strong>de</strong>n plötzlichen Tod eines Kin<strong>de</strong>s, um <strong>de</strong>n tragischen Tod eines<br />

Hoffnungsträgers, um das gefräßige Loch, das entsteht, wenn ein geliebter Mensch aus <strong>de</strong>m Leben<br />

gerissen wird. Dieser Song verleiht <strong>de</strong>m stummen Entsetzen eine glaubwürdige Sprache, die <strong>de</strong>n Protest<br />

und die Klage, das Unfassbare und die Fragen sehr ruhig, fast still vorträgt und so Trost spen<strong>de</strong>t.


Das Requiem<br />

Das Requiem ist die Messfeier für Verstorbene (auch Missa pro <strong>de</strong>functis). Das Wort<br />

bezeichnet sowohl <strong>de</strong>n Ritus <strong>de</strong>r Begräbnismesse nach <strong>de</strong>r katholischen Liturgie als<br />

REQUIEM UND KYRIE<br />

REQUIEM UND KYRIE<br />

Requiem aeternam dona eis, Domine,<br />

et lux perpetua luceat eis.<br />

Te <strong>de</strong>cet Hymnus, Deus, in Sion,<br />

et ubi red<strong>de</strong>tur votum m Jerusalem.<br />

Exaudi orationem meam,<br />

ad te omnis caro veniet.<br />

Requiem aeternam dona eis, Domine,<br />

et lux perpetua luceat eis.<br />

Kyrie eleison.<br />

Christe eleison.<br />

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,<br />

und das ewige Licht leuchte ihnen.<br />

O Gott, Dir gebührt ein Loblied in Zion,<br />

Dir erfülle man sein Gelüb<strong>de</strong> in Jerusalem.<br />

Erhöre mein Gebet,<br />

zu Dir kommt alles Fleisch.<br />

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,<br />

und das ewige Licht leuchte ihnen.<br />

Herr, erbarme Dich unser.<br />

Christus, erbarme Dich unser.<br />

auch kirchenmusikalische Kompositionen für das Totenge<strong>de</strong>nken. Die Bezeichnung<br />

ist abgeleitet vom ersten Wort <strong>de</strong>s Introitus Requiem aeternam dona eis, Domine<br />

(„Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“).<br />

Das Proprium <strong>de</strong>r Totenmesse wur<strong>de</strong> im Gefolge <strong>de</strong>s Konzil von Trient (1545)<br />

festgelegt und durch das Zweite Vatikanum geringfügig reformiert. Der liturgische<br />

Ablauf eines Requiems gleicht <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r katholischen Messen an Werktagen in<br />

Bußzeiten (Advent, Fastenzeit). Das Gloria, das für freudige und festliche Anlässe<br />

vorgesehen ist, und das Credo <strong>de</strong>r Sonntage und Feste entfallen. Das Halleluja wird<br />

durch einen Tractus ersetzt, <strong>de</strong>m sich bis <strong>zum</strong> Zweiten Vatikanum die Sequenz Dies<br />

irae anschloss. Heute ist das Dies irae nicht mehr regelmäßiger Bestandteil <strong>de</strong>s<br />

Requiems, darf aber durchaus noch praktiziert wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m ist gera<strong>de</strong> dieser<br />

Teil bei <strong>de</strong>n Komponisten sehr beliebt, da sich sein Text für beson<strong>de</strong>rs wirkungsvolle<br />

Vertonungen eignet.<br />

nach:<br />

http://<strong>de</strong>.wikipedia.org/wiki/Requiem vom 12.1.2009


Nr. 102<br />

Samstag, 2. Mai 1998<br />

Die Angste und Hoffnungen von Sterben<strong>de</strong>n<br />

Im Tod die Vision<br />

<strong>de</strong>s Lebens stärken<br />

Von WERENFRlED WESSEL<br />

In <strong>de</strong>r Philosophie <strong>de</strong>r Hospiz-Bcwegung<br />

gibt es einen<br />

Satz. <strong>de</strong>r ihre Grundintention<br />

auf elen Punkt bringt: "Sterben<br />

ist leben bis zuletzt."<br />

Um auch die letzte Wl,gstrecke<br />

in Wür<strong>de</strong> bestehen zu<br />

können, ist für <strong>de</strong>n Sterben<strong>de</strong>n<br />

eine umfasslm<strong>de</strong> Begleitung<br />

notwendig: professionelle<br />

medizinische Hilfe. beson<strong>de</strong>rs<br />

bei <strong>de</strong>r SchmerztherRpie.<br />

menschliche Zuwendung<br />

und Nähe. eine unaufdringliche<br />

spirituelle Begleitung,<br />

Aus meirwr Erfahrung mit<br />

Sch\\'erstkrilnkl'n möchte ich<br />

- gleichsam aus '<strong>de</strong>-r PersfH:kti\'e<br />

\'on Sterben<strong>de</strong>n - einige<br />

Angste und Hoffnungen for­<br />

II1ulieren, f-.lenschen, die <strong>de</strong>n<br />

Tod \'lJr AugrH] haben. richten<br />

ihre Bittl"n an die Gesun<strong>de</strong>n:<br />

.l\ls erstes möchte ich dir<br />

sagen: Ich bin voller Ängste,<br />

auch wenn ich sie nich t zeige,<br />

Du nllrfH \\'issen, in mir sind<br />

so \'ir~l(l Fragen: Wer hin iC;!l?<br />

\\'(;1 hin ich j"tzt noch? Was<br />

kommt auf mich zu? Welr<br />

lJll:iht hr"i mir? \Vas konlIllt<br />

n:ICh <strong>de</strong>m Tue!:' \Vie kann Gott<br />

dds zulassen? \Vil' kann ich<br />

dir~ . Dinfle D in (}rdnuno 0 brinlu'n,<br />

die noch nicht in Ord­<br />

'l1tlllg sind?<br />

mtllch möch tli SD gt:rll cleHüber<br />

sprechen. aber n;it wem? Ich<br />

habe Angst, meinc; wirklichen<br />

Cdiihle zu zeigl:I1, Ich spüre<br />

elUch <strong>de</strong>irw Unsiclli:dH:it. Ich<br />

k:lI1n dir <strong>de</strong>n l\nlJlick meines<br />

Lei<strong>de</strong>ns nicht rrsJlaren, Ich<br />

weiß auch. dab clir in meinem<br />

Lt:i<strong>de</strong>n unbt:\\'IIlH auch eige­<br />

I](;S Schicksal begegnet. Das<br />

macht angst.<br />

Aber ich erwarte von dir<br />

auch keine fertigen Antworten,<br />

Das Wichtigste ist, daß<br />

du bei mir bleibst. Bitte, lauf<br />

nicht weg! Das wäre das<br />

Schlimmste, Mach <strong>de</strong>ine Nähe<br />

nicht abhängig von meiner<br />

Stimmung, Ich vveiß, darj ich<br />

an manchen Tagen sc:l1\vifirig<br />

bin,<br />

• Wenn du mich besuchst,<br />

mußt du mich nicht unterhalten.<br />

Du brauchst nicht ner­<br />

\'ÖS zu wer<strong>de</strong>n, wenn ich<br />

nichts sage. Das Sprechen<br />

strengt mich meist so an,.<br />

Setz dich statt <strong>de</strong>ssen nahe<br />

zu mir. so daß ich. wenn ich<br />

möcllte. <strong>de</strong>ine Hand ergreifen<br />

kann, Das gibt mir Hai t. beson<strong>de</strong>rs<br />

in <strong>de</strong>n Nächten, die<br />

oft endlos sind,<br />

• Es ist so, als wür<strong>de</strong> sich<br />

mein Körper blneits mehr und<br />

mehr \'on mir \'erabsch ie<strong>de</strong>n,<br />

Mit das Schwerste ist. immer<br />

hiltloslir zu werdcn, auf<br />

an<strong>de</strong>re ang(~Wi8Senzu sein bis<br />

in <strong>de</strong>n Jntimberl~ic:h hincin.<br />

Es wür<strong>de</strong> fIlir ~uttun. \\'elll1<br />

dlll1lir sagkst: ,.ivlach clir b:i­<br />

J1(~ Gcdanbm. Das macht dir<br />

mehr aus als mir." Und: .. Es<br />

gibt auch Lasten, di~ man gerne<br />

triigt."<br />

• Bittn, sprecht nicht über<br />

mich - ohne mich, Und sagt<br />

mir die Wahrheit. Ich wür<strong>de</strong><br />

olllwhill spüren, wenn ihr<br />

mich hr:lügt. Wir haben kei!w<br />

Z(:it mehr. uns voreinan(ll~r<br />

zn \"11·stecken. \Venn \\'ir 11111'<br />

Üb[lr bemale Dinge sprec:lwl1,<br />

flihle ich mich noch einsamer<br />

llnd blHi1Jl~ mit meinen Fra:~t'n<br />

zuri'(('k, wenn du gl'g:lligr:l1<br />

bist<br />

Wie befreiend könnte es<br />

sein. wenn ich mit dir gemeinsam<br />

weinen könnte, Du<br />

mußt <strong>de</strong>ine Gefühle nicht \'or<br />

mir verbergen,<br />

Außer<strong>de</strong>m: Meine Hoffnung<br />

bestärken ist et\\'as an<strong>de</strong>res,<br />

als mir etwas vor<strong>zum</strong>achen,<br />

Aber sagt mir die<br />

Wahrheit behutsam, Fragt<br />

mich lieber, was ich selber<br />

<strong>de</strong>nke. was ich fühle. Und laßt<br />

mir Zeit damit. <strong>de</strong>nn heute<br />

fühle ich so und morgen \\'ie<strong>de</strong>r<br />

ganz em<strong>de</strong>rs,<br />

Was die ,.\Vahrheit am<br />

Krankr:nbctt" betrifft, - n'rlaßt<br />

eUlh dabei nicht auf die<br />

Arzte, Sie nehmen sich sr:ltr:n<br />

die Zeit. sind selber 11l1siellPr<br />

und weichen aus,<br />

.l\.I:II1[~hmal mache ich mir<br />

mf:hr Sorgen um nwine lieben<br />

als um mich, Wie wnr<strong>de</strong>n<br />

sie zurechtkommen, \\'enn ich<br />

nicht mehr da bin? leh wür<strong>de</strong><br />

gern !Linger lebnn. ,\bnr irgendwann<br />

kann ich nicht<br />

mehr Lllllpfen. kh glaube, Fl5<br />

wür<strong>de</strong> mir lwlfr'n loszulassr:J],<br />

wenn ihr mir mit allem f-.lllt,<br />

d(]n man dazu autllringl'n<br />

muß, auch saglm \\,ür<strong>de</strong>t. daß<br />

ich gehlin clarr.<br />

• Auch \\',mn ich dlln Tod<br />

vor Auglm habe. ieh lebe<br />

l1och, Linabhiingig da\'oll. wie<br />

\\'l"it i[:h schon \\'eg zu sein<br />

scheine, n:rtrcmt darauf. daß<br />

(]ure N~illl', ['llJl' Liebe und<br />

nuer Gelwt mich <strong>de</strong>nnoch erreichen,<br />

da!) ich mich spüre.<br />

daß mc:in g:lllZPS \\'l~S(m dacltrrch<br />

tir.f zur Ruhe komIllen<br />

kann.<br />

• Nicht nur lIH:in Körper.<br />

auch I1ICiIW Sl:l.[,: Il~i<strong>de</strong>t. In<strong>de</strong>m<br />

du mir <strong>de</strong>irw menschli-<br />

Franziskanerpater Werenfried<br />

Wessei lebt und wirkt<br />

in Dortmund. Foto: Schütze<br />

ehe r.;~ihl~ sc.henkst, \\','I'<strong>de</strong>n<br />

mir <strong>de</strong>in Glaube und d,'ine<br />

Hoffnung Kraft gdlell.<br />

Scheue dich nicht, mit mir<br />

zu bptpn, so \\'if' du l~:i \'f.irmagst.<br />

Dflin Cdll~t \\'ürd,' mir<br />

helfen, \'or alllil11, wenn ich<br />

allein nicht mehr beten kann,<br />

Ich glaulJil nicht an dill Aufl'rstphul1l;<br />

als \\'il'dl'r!F'!l:­<br />

hUl1g l,jl\PS Lcichnan1'i. fch<br />

ce !cll;bl , t,<br />

Cott als die Erfiilllll1c: ll",j<br />

nt'i" lil'fr'n Scl1I1sucili ""li<br />

Cliick, - selbst \\'f'l1n mil r;f':'<br />

c.; hlllbe daran sch\l'l:r!,,[ i,' I1<br />

\\'lirci'i, fulls du mir nid)', 11lll'­<br />

z\\'ingst. \\'er<strong>de</strong>n mir lkin<br />

Cl:lllbc und <strong>de</strong>irw HlIllilll!l:.'<br />

clnnnoch helfen und glttllll1.'


Wie Kin<strong>de</strong>r trauern<br />

Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauer begleiten<br />

Herausgegeben vom<br />

Diakonischen Werk<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland e.V.


Herausgeber:<br />

Konzeption und Text:<br />

Kontakt:<br />

Bestellungen:<br />

Herstellung:<br />

Diakonisches Werk <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland e.V.<br />

Corinna Hirschberg<br />

Roswitha Kottnik<br />

Referat Hospiz<br />

Postfach 10 11 42, 70010 Stuttgart<br />

Telefon (0711) 21 59-1 35<br />

Telefax (0711) 21 59-5 50<br />

E-Mail: hospiz@diakonie.<strong>de</strong><br />

Zentraler Vertrieb <strong>de</strong>s Diakonischen Werkes<br />

<strong>de</strong>r EKD<br />

Karlsruher Straße 11<br />

70771 Leinfel<strong>de</strong>n-Echterdingen<br />

Telefon (0711) 9 02 16-50<br />

Telefax (0711) 7 97 75 02<br />

E-Mail: vertrieb@diakonie.<strong>de</strong><br />

J.F. Steinkopf Druck GmbH, Stuttgart<br />

Titelbild: abgedruckt in „Der an<strong>de</strong>re Advent 2002/2003“


Inhaltsverzeichnis<br />

Wenn Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tod begegnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Kin<strong>de</strong>r als Trauern<strong>de</strong> – <strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s Trauerns bei Kin<strong>de</strong>rn . . . 7<br />

Schock<br />

Kontrollierte Phase<br />

Regression<br />

Adaption<br />

To<strong>de</strong>svorstellungen in <strong>de</strong>n einzelnen Altersgruppen …<br />

und wie man auf sie eingehen kann . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Säuglinge von <strong>de</strong>r Geburt bis <strong>zum</strong> 10. Monat<br />

Babys zwischen 10 Monaten und 2 Jahren<br />

Vorschulkin<strong>de</strong>r 3 bis 6 Jahre<br />

Grundschulkin<strong>de</strong>r 6 bis 9 Jahre<br />

Schulkin<strong>de</strong>r 9 bis 12 Jahre<br />

Jugendliche<br />

Tod eines Bru<strong>de</strong>rs o<strong>de</strong>r einer Schwester . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Kann es durch einen früh erfahrenen Tod<br />

zu einem Trauma kommen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

Trauer und ihre Überwindung in <strong>de</strong>r Bibel ent<strong>de</strong>cken . . . . . . . 21


Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauer begleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

Über <strong>de</strong>n Tod sprechen<br />

Nähe geben<br />

Zeit geben<br />

Begleiten<br />

Gefühlsäußerungen erleichtern<br />

Raum für Spiele und kindgerechte Rituale geben<br />

Hoffnung über <strong>de</strong>n Tod hinaus ermöglichen<br />

Medien und Hilfsmittel einsetzen<br />

Kommentiertes Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Allgemeine Fragen<br />

(Bil<strong>de</strong>r-)Bücher über <strong>de</strong>n Tod alter Menschen<br />

Bil<strong>de</strong>rbücher über <strong>de</strong>n Tod von Kin<strong>de</strong>rn<br />

Bücher für Erwachsene<br />

Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40


Wenn Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tod begegnen<br />

Oft tritt <strong>de</strong>r Tod spät in unser Lebensumfeld. Manche Menschen wer<strong>de</strong>n<br />

vierzig Jahre, bevor <strong>zum</strong> ersten Mal ein naher Verwandter o<strong>de</strong>r eine Verwandte<br />

stirbt. Um so weniger sind wir darauf vorbereitet, einen frühen<br />

Tod gemeinsam mit Kin<strong>de</strong>rn zu verarbeiten. Mit dieser Broschüre will<br />

die Diakonie dazu beitragen, dass Kin<strong>de</strong>r in altersgemäßer Art und<br />

Weise trauern können und von Erwachsenen in ihrer Weise <strong>de</strong>s Trauerns<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n. Sie kann im Trauerprozess o<strong>de</strong>r auch im Sinne guter<br />

Vorsorge durch Erziehung und Bildung genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Broschüre<br />

richtet sich an Mitarbeiten<strong>de</strong> in Hospiz, Diakonie, Krankenhaus, Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

und Pfarramt. Sie kann aber gleichwohl an betroffene Eltern<br />

weitergegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch Kin<strong>de</strong>r begegnen bereits <strong>de</strong>m Tod<br />

Ein geliebtes Haustier stirbt, vom Tod eines entfernten Verwandten o<strong>de</strong>r<br />

eines Nachbarn wird gesprochen, ein Großelternteil verstirbt, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Tod trifft einen Menschen in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s: ein Elternteil,<br />

ein Geschwister, eine Klassenkameradin o<strong>de</strong>r ein Spielkamerad.<br />

Der erste Impuls vieler Erwachsener ist es, die Kin<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Begegnung<br />

mit <strong>de</strong>m Tod zu schützen. Doch wissen wir eigentlich: Sterben,<br />

Tod und Trauer gehören auch <strong>zum</strong> Leben von Kin<strong>de</strong>rn und müssen<br />

keinen schlimmen Scha<strong>de</strong>n anrichten.<br />

Denn Kin<strong>de</strong>r können trauern. Es liegt nur an uns, Kin<strong>de</strong>rn zuzutrauen,<br />

<strong>de</strong>n Trauerprozess bewältigen zu können. Denn zu häufig übersehen<br />

wir Kin<strong>de</strong>r als aktiv Trauern<strong>de</strong>. Kin<strong>de</strong>r können trauern, brauchen dabei<br />

aber unsere Unterstützung im Umgang mit Trauer.<br />

Für Kin<strong>de</strong>r, die ein Eltern- o<strong>de</strong>r Geschwisterteil verloren haben, kommt<br />

zur Trauerbewältigung zusätzlich hinzu, dass sie sich meistens als einziges,<br />

trauern<strong>de</strong>s Kind erleben. Gehen sie nicht in eine Trauergruppe für<br />

Kin<strong>de</strong>r, kennen sie meistens keine an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>r in ähnlicher Situation.<br />

Trauererfahrungen in <strong>de</strong>r Kindheit und Jugend sind gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

prägend, da sie als erste Begegnung mit <strong>de</strong>m Tod beson<strong>de</strong>res Gewicht<br />

5


haben. Der Trauerprozess von Kin<strong>de</strong>rn und ihre Begleitung darin soll<br />

hier beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Blick genommen wer<strong>de</strong>n. Dennoch sind die in<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtrauer ablaufen<strong>de</strong>n Prozesse auch formend für die Folgeerfahrungen<br />

in <strong>de</strong>r Jugend und im Erwachsenenalter. Uns alle begleiten<br />

unsere in <strong>de</strong>r Kindheit erworbenen Konzepte, Bil<strong>de</strong>r und Vorstellungen<br />

über <strong>de</strong>n Tod und <strong>de</strong>n Umgang mit Trauer auch noch im Erwachsenenalter.<br />

Kin<strong>de</strong>r leben in <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

So können Momente großer Trauer auf fröhliches Spiel folgen. Sie haben<br />

kaum die Möglichkeit sich durch Fragen Informationen zu holen, die sie<br />

brauchen, und erleben so <strong>de</strong>n Tod eines ihnen nahe stehen<strong>de</strong>n Menschen<br />

als tiefe Verunsicherung. Daher sind sie auf Erwachsene und<br />

ihren Beistand angewiesen. Sie drücken ihre Trauer und ihre Gefühle<br />

weniger über die Sprache aus als über nonverbale Ausdrucksweisen.<br />

Das Nachspielen von Schlüsselszenen, das Malen von Bil<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Erfin<strong>de</strong>n<br />

von Ritualen kann eine für sie hilfreiche Möglichkeit sein, ihre<br />

unterschiedlichen Gefühle auszudrücken. Der Trauerprozess von Kin<strong>de</strong>rn<br />

verläuft zwar auch in Phasen, ist in sich aber diffuser und daher<br />

weniger klar erkennbar.<br />

Der Verlust eines nahen Angehörigen in <strong>de</strong>r Kindheit ist eine schwere<br />

Erfahrung.<br />

Denn er erschüttert Kin<strong>de</strong>r in ihren Grundfesten. Zum Verlust <strong>de</strong>r geliebten<br />

Person kommt meistens noch eine verän<strong>de</strong>rte familiäre Situation<br />

hinzu, auf die sich das Kind einstellen muss. Eine einfühlsame Begleitung<br />

ist <strong>de</strong>shalb viel wert. Dazu gehören<br />

■ eine gute, stufenweise und altersgemäße Information über <strong>de</strong>n bevorstehen<strong>de</strong>n<br />

Tod. Auch wenn <strong>de</strong>r Tod eingetreten ist, ist es für Kin<strong>de</strong>r<br />

wie für Erwachsene wichtig, die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu kennen.<br />

■ die Ermöglichung <strong>de</strong>s persönlichen Abschieds in Begleitung eines<br />

vertrauten Erwachsenen. Auch wenn <strong>de</strong>r Tod bereits eingetreten ist,<br />

empfiehlt es sich, mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn am aufgebahrten Leichnam Abschied<br />

zu nehmen.<br />

■ die Unterstützung für die Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Mitgestaltung <strong>de</strong>s Trauerprozesses.<br />

6


Kin<strong>de</strong>r als Trauern<strong>de</strong> –<br />

<strong>de</strong>r Prozess <strong>de</strong>s Trauerns bei Kin<strong>de</strong>rn<br />

Wie Erwachsene durchlaufen Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauerreaktion mehrere<br />

Phasen. Diese Phasen sind kein festes Schema, son<strong>de</strong>rn nur Anhaltspunkte<br />

<strong>zum</strong> Verständnis. (Als Vergleich kann <strong>de</strong>r Ablauf <strong>de</strong>r vier Jahreszeiten<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n: Sommer folgt auf Frühling und trotz<strong>de</strong>m<br />

gibt es im Juli auch kühle, regnerische Tage). Ihr Verlauf wird stark von<br />

<strong>de</strong>r Persönlichkeitsstruktur beeinflusst. Kin<strong>de</strong>r zeigen und leben ihre<br />

Trauer eher tropfenweise, das heißt weniger kontinuierlich als Erwachsene.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, in einem Moment können sie hemmungslos weinen<br />

und im nächsten Moment intensiv spielen. Es gibt auch Wie<strong>de</strong>rholungen,<br />

Sprünge und Überlappungen.<br />

Schock<br />

Wenn die To<strong>de</strong>snachricht plötzlich eintrifft, löst sie einen Schock aus.<br />

Daher ist es wichtig, dass die To<strong>de</strong>snachricht in einer ruhigen Situation<br />

überbracht wird. Gut ist es, wenn genügend Zeit vorhan<strong>de</strong>n ist, um<br />

Schock, Unverständnis und Fragen abwarten und auffangen zu können.<br />

Kin<strong>de</strong>r sind auf möglichst genaue Informationen angewiesen, da sie ihre<br />

Sprachlosigkeit nicht durch Fragerituale überwin<strong>de</strong>n können. Je unerwarteter<br />

die To<strong>de</strong>snachricht für das Kind eintrifft, <strong>de</strong>sto größer ist <strong>de</strong>r<br />

Schock. Das Kind erstarrt innerlich und leugnet <strong>de</strong>n Tod. Es zieht sich in<br />

sich zurück und versucht so zu leben, als sei nichts geschehen. Dieses<br />

Verhalten ist nicht mit Trotz gleichzusetzen, son<strong>de</strong>rn dient <strong>de</strong>r momentanen<br />

Entlastung. Im günstigen Fall bestimmt das Kind dadurch selbst,<br />

wann und im welchem Maße es sich mit <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>snachricht konfrontiert.<br />

Wenn es sich um einen Elternteil han<strong>de</strong>lt, reagiert das Kind oft mit<br />

einer existenziellen Angst, die <strong>de</strong>m Verlust einer primären Bezugsperson<br />

angemessen ist.<br />

Kontrollierte Phase<br />

Sie folgt, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Schock abgeklungen ist (meistens maximal ein<br />

bis zwei Tage). Es herrscht eine doppelte Form <strong>de</strong>r Kontrolle: die Kon-<br />

7


trolle über sich selbst (weniger bei Kin<strong>de</strong>rn, da sie sich nicht gut selbst<br />

kontrollieren können; ihr Verhalten ist eher natürlich, unbeherrscht und<br />

wechselhaft). Hinzu kommen kontrollieren<strong>de</strong> Maßnahmen von Außenstehen<strong>de</strong>n.<br />

Sie entstehen durch Erwartungshaltungen und Verhaltensvorschriften,<br />

aber auch <strong>de</strong>n Gewohnheiten <strong>de</strong>r Nächsten, die das Kind<br />

zu imitieren versucht. Sie wirken auf Kin<strong>de</strong>r häufig irritierend und damit<br />

erlahmend. Denn ihnen bleibt oft <strong>de</strong>r Verhaltensko<strong>de</strong>x verborgen. So<br />

wer<strong>de</strong>n sie sich selbst und <strong>de</strong>r Realität ein Stück entfrem<strong>de</strong>t.<br />

Regression<br />

Als Regression (von lateinisch: regredi – sich zurückziehen) wird ein bestimmtes<br />

Verhalten, beson<strong>de</strong>rs in belasten<strong>de</strong>n Situationen, bezeichnet,<br />

bei <strong>de</strong>m Menschen auf früher erworbene, beson<strong>de</strong>rs kindliche Verhaltensmuster<br />

zurückgreifen. Die Phase <strong>de</strong>r Regression im Trauerprozess ist<br />

von hoher Emotionalität gekennzeichnet. Dazu gehören Weinen, Klagen,<br />

Wutanfälle, aber auch Scham- und Schuldgefühle. Diese verschie<strong>de</strong>nen<br />

starken Gefühle führen zu einer psychischen Desorganisation.<br />

Bei Kin<strong>de</strong>rn (beson<strong>de</strong>rs im Vorschulalter und frühen Schulalter) kommt<br />

häufig eine Ursachenpersonalisierung hinzu: Der erlittene Verlust wird<br />

auf ein bestimmtes (Fehl-)Verhalten einer an<strong>de</strong>ren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r eigenen Person<br />

zurückgeführt: „Ich habe mir gewünscht, meine Schwester soll tot<br />

sein und nun ist sie (<strong>de</strong>shalb) tatsächlich tot.“ Das Kind entwickelt folglich<br />

Scham- und Schuldgefühle, die es nicht von alleine verbalisieren<br />

kann. Wenn sich Kin<strong>de</strong>r in dieser Phase zurückziehen und apathisch<br />

wirken, so ist dies im Sinne eines Abwehrmechanismus im Dienst <strong>de</strong>s<br />

Ichs zu verstehen. Der Rückzug zeigt an, dass die Seele überbelastet<br />

und schonungsbedürftig ist.<br />

Nach Sigmund Freud gibt es drei verschie<strong>de</strong>ne Formen <strong>de</strong>r Regression:<br />

1) Vorgänge und Verhaltensabläufe wer<strong>de</strong>n auf ein niedrigeres Niveau<br />

verschoben: <strong>zum</strong> Beispiel Weinen, Jammern.<br />

2) Es fin<strong>de</strong>t ein Rückzug auf frühere Entwicklungsstufen statt: <strong>zum</strong> Beispiel<br />

Bettnässen o<strong>de</strong>r Verweigerung von Aufnahme fester Nahrung.<br />

3) Kin<strong>de</strong>r greifen auf archaische Vorstellungs- und Denkmuster zurück,<br />

in<strong>de</strong>m sie magische Ansichten vertreten: <strong>zum</strong> Beispiel „Wenn ich mein<br />

Lieblingstier opfere, dann kommt Mama zurück.“<br />

8


Adaption<br />

Es fin<strong>de</strong>t wie<strong>de</strong>r eine Annäherung an das Leben statt. Kin<strong>de</strong>r können die<br />

Trauer in ihr Ich integrieren. Sie erneuern damit ihre innere Welt. Durch<br />

<strong>de</strong>n Trauerprozess erhalten sie unter Umstän<strong>de</strong>n Zugang zu eigenen<br />

brachliegen<strong>de</strong>n und unent<strong>de</strong>ckten seelischen Kräften.<br />

9


To<strong>de</strong>svorstellungen in <strong>de</strong>n einzelnen Altersgruppen<br />

… und wie wir auf sie eingehen können<br />

Säuglinge von <strong>de</strong>r Geburt bis <strong>zum</strong> 10. Monat<br />

Im Allgemeinen wird angenommen, dass Säuglinge <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>r Mutter<br />

als Abwesenheit wahrnehmen. Der Tod eines Geschwisters, <strong>de</strong>s Vaters<br />

o<strong>de</strong>r eines an<strong>de</strong>ren Familienmitglie<strong>de</strong>s ist vermutlich nicht im gleichen<br />

Maße traumatisch. Sie wer<strong>de</strong>n aber Verän<strong>de</strong>rungen und negative Reize<br />

in ihrer Umgebung wahrnehmen.<br />

Was Sie tun können:<br />

■ An<strong>de</strong>re Bezugspersonen, Tagesrhythmus und häusliche Umgebung<br />

so stabil wie möglich halten<br />

■ Sich um das körperliche Wohl <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s kümmern<br />

■ Anwesenheit schenken<br />

Babys zwischen 10 Monaten und 2 Jahren<br />

Die Nachricht vom Tod kann in diesem Alter kaum sprachlich vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Babys in dieser Altersgruppe sind noch nicht in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n<br />

Begriff Tod zu verstehen. Ihre Angst, verlassen zu wer<strong>de</strong>n, ist groß. Sie<br />

sind stark auf Bezugspersonen fixiert und haben noch keine Zeitvorstellung.<br />

Auch vorübergehen<strong>de</strong> Trennungen können großen Schmerz hervorrufen.<br />

Bei längeren Trennungen folgt auf eine Protestphase eine Zeit<br />

<strong>de</strong>r stillen Verzweiflung und Traurigkeit, die schließlich in Gleichgültigkeit<br />

übergehen kann, wenn das Kind die Hoffnung auf eine Rückkehr<br />

aufgegeben hat. Der Schock <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s richtet sich nach <strong>de</strong>r erwarteten<br />

Häufigkeit <strong>de</strong>s Kontaktes. Die kontrollierte Phase ist bei Kin<strong>de</strong>rn in diesem<br />

Alter wenig ausgeprägt. Stärker hingegen die regressive Phase, die<br />

sich häufig in trauriger Gesamtstimmung ausdrückt und in regressivem<br />

Verhalten (<strong>zum</strong> Beispiel Trinken aus <strong>de</strong>r Flasche o<strong>de</strong>r verstärkt anhängliches<br />

Verhalten). Die Phase <strong>de</strong>r Adaption ist bei Kleinkin<strong>de</strong>rn davon beeinflusst,<br />

ob sie weiterhin Zuwendung und Geborgenheit erfahren.<br />

Dann kann <strong>de</strong>r Weg zurück ins Leben auch gegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

10


Was Sie tun und sagen können:<br />

■ Einfache Sätze wie „Papa ist fort”, „Mama ist nicht mehr da” zu<br />

wie<strong>de</strong>rholen, können ihnen helfen, zu verstehen, dass ein Verlust<br />

geschehen ist.<br />

■ Zuwendung<br />

Vorschulkin<strong>de</strong>r 3 bis 6 Jahre<br />

Vorschulkin<strong>de</strong>r kennen bereits das Wort tot, es hat für sie jedoch noch<br />

keine endgültige Be<strong>de</strong>utung, son<strong>de</strong>rn be<strong>de</strong>utet so viel wie fort sein o<strong>de</strong>r<br />

fort gehen o<strong>de</strong>r eine Form von Schlaf, das heißt, sie erwarten eine Rückkehr<br />

<strong>de</strong>s Verstorbenen. Daher kann man die To<strong>de</strong>swünsche von Kin<strong>de</strong>rn<br />

besser verstehen. „Du sollst tot sein” be<strong>de</strong>utet „Du sollst verschwin<strong>de</strong>n”.<br />

Für manche Kin<strong>de</strong>r kann sich ein Toter nicht mehr bewegen, aber<br />

er spürt noch etwas. Das heißt, Kin<strong>de</strong>r stellen sich Tot-Sein wie ein<br />

Leben auf Sparflamme, wie reduziertes Leben vor. Kin<strong>de</strong>r in diesem<br />

Alter beziehen alles auf sich und können Schuldgefühle entwickeln.<br />

Vorschulkin<strong>de</strong>r meinen, nur an<strong>de</strong>re Menschen wür<strong>de</strong>n sterben. Manchmal<br />

entwickeln sie eine beson<strong>de</strong>re Verbindung <strong>zum</strong> Verstorbenen.<br />

Das Bestreiten <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s kann sich auch in einem ganz konkreten Suchen<br />

<strong>de</strong>s Verstorbenen äußern. Auch hier gilt, je mehr das Kind auf <strong>de</strong>n<br />

Verlust vorbereitet ist (lange Krankheit, vorausgegangener Abschied),<br />

<strong>de</strong>sto geringer ist die Schock-Reaktion. Ein selbst kontrolliertes Verhalten<br />

von Seiten <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s ist in diesem Alter nicht zu erwarten. Es richtet<br />

sein Verhalten an Verhaltenserwartungen und Gewohnheiten seiner<br />

Umwelt aus.<br />

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt (auch schon direkt nach Kenntnis <strong>de</strong>s<br />

To<strong>de</strong>s möglich) stellen Kin<strong>de</strong>r häufig viele Fragen. „Warum ist Opa tot?“<br />

Hinter dieser Frage kann sowohl die Frage nach <strong>de</strong>r biologischen Antwort<br />

stehen – „Weil Opa krank war“ – wie auch die Frage, nach <strong>de</strong>m Warum<br />

<strong>de</strong>s Sterbens als Ausdruck persönlicher Betroffenheit. Bei letzterer Variante<br />

ist es gut auch auf die Gefühlsebene <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s einzugehen – „Dir<br />

fehlt <strong>de</strong>r Opa?“. An<strong>de</strong>re Fragen können sein „Ist Mama jetzt ein Engel?“,<br />

„Wird Papa jetzt nass?“. Diese Fragen können sich durchaus wie<strong>de</strong>rholen.<br />

Dabei ist es wichtig, nicht ungeduldig zu wer<strong>de</strong>n. Denn die Wie<strong>de</strong>rholung<br />

<strong>de</strong>r Fragen dient Kin<strong>de</strong>rn zur Vergewisserung <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>sfalles.<br />

In <strong>de</strong>r regressiven Phase verhalten sich Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgartenalter oft<br />

anhänglich und ängstlich o<strong>de</strong>r störrisch und aggressiv. Auch apathisches<br />

11


Verhalten ist möglich. Sie brauchen äußere Sicherheiten und Kontinuität<br />

von Betreuungspersonen und Tagesrhythmen. Stofftiere können<br />

wie<strong>de</strong>r zu konstanten Begleitern wer<strong>de</strong>n. Die eigenen Gefühle können<br />

gut auf das Stofftier projiziert wer<strong>de</strong>n, so dass das Kind in Distanz dazu<br />

treten kann. Die Regression kann sich ferner im Aufnehmen von Verhaltensweisen<br />

einer früheren Alters- und Entwicklungsstufe zeigen (Bettnässen,<br />

keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen, nicht allein schlafen<br />

können, Nuckeltuch o<strong>de</strong>r Daumen lutschen). Impulse von sich aus über<br />

<strong>de</strong>n Verstorbenen zu re<strong>de</strong>n, können in dieser Phase zurückgehen. Dies<br />

geschieht vor allen Dingen dann, wenn das Kind das Gefühl hat, seine<br />

Trauer nicht äußern zu können o<strong>de</strong>r zu dürfen. In solchen Situationen<br />

können behutsame Versuche mit <strong>de</strong>m Kind <strong>zum</strong> Beispiel durch Bil<strong>de</strong>rbücher<br />

<strong>zum</strong> Thema in Kontakt zu kommen hilfreich sein. Das Kind kann<br />

anhand <strong>de</strong>r Personen im Buch über seine eigenen Gefühle sprechen,<br />

ohne sich dabei zu sehr öffnen zu müssen (<strong>zum</strong> Beispiel „Leb wohl, lieber<br />

Dachs“ o<strong>de</strong>r „Abschied von Rune“). Wir Erwachsenen sollten uns<br />

auch in dieser Phase nicht vom (wil<strong>de</strong>n) Spiel eines Kin<strong>de</strong>s täuschen<br />

lassen, mit <strong>de</strong>r Annahme, dass die Trauerarbeit erledigt sei. Auch im<br />

Spielen verarbeitet das Kind seine Trauer, da es so sein seelisches<br />

Gleichgewicht auf natürliche Art und Weise wie<strong>de</strong>r herstellen kann.<br />

Schließlich fin<strong>de</strong>t eine Hinwendung <strong>zum</strong> Leben statt. Die Kin<strong>de</strong>r wirken<br />

wie<strong>de</strong>r interessierter an ihrer Umgebung. Sie gewinnen wie<strong>de</strong>r mehr Eigenständigkeit<br />

zurück und entwickeln wie<strong>de</strong>r mehr Selbstbewusstsein<br />

und -vertrauen. Dennoch gibt es auch in dieser Phase immer wie<strong>de</strong>r<br />

Anfälle von akuter Trauer und Rückfälle. Die Zeit <strong>de</strong>r akuten Trauer ist<br />

dann vorbei, wenn das Leben insgesamt wie<strong>de</strong>r auf die Gegenwart und<br />

Zukunft ausgerichtet ist. Aber auch dann können Kin<strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r<br />

Zeit für ihre Trauer brauchen.<br />

Was Sie tun und sagen können:<br />

■ Erklären Sie, dass <strong>de</strong>r Körper ganz aufgehört hat zu funktionieren.<br />

■ Bereiten Sie die Kin<strong>de</strong>r im Falle einer langen, unheilbaren Krankheit<br />

auf <strong>de</strong>n Tod vor.<br />

■ Bleiben Sie geduldig, während das Kind sich langsam <strong>de</strong>m Gefühl<br />

<strong>de</strong>r Trauer annähert.<br />

■ Schicken Sie die Kin<strong>de</strong>r nicht fort, sie fühlen sich sonst verlassen<br />

und verwirrt, weil man sie ausgeschlossen hat.<br />

12


■ Lassen Sie sie an möglichst vielen Vorgängen in <strong>de</strong>r Familie teilhaben.<br />

■ Machen Sie ihnen klar, dass sie nicht schuld an <strong>de</strong>m Tod sind.<br />

■ Helfen Sie <strong>de</strong>m Kind bei <strong>de</strong>r Auswahl eines An<strong>de</strong>nkens.<br />

Grundschulkin<strong>de</strong>r 6 bis 9 Jahre<br />

In ihrem Weltbild unterschei<strong>de</strong>n sie zwischen belebter und unbelebter<br />

Umwelt.<br />

Diese Kin<strong>de</strong>r beginnen die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu verstehen und<br />

haben ein sachliches nüchternes Interesse an <strong>de</strong>n Äußerlichkeiten <strong>de</strong>s<br />

To<strong>de</strong>s. Trotz<strong>de</strong>m verstehen sie nicht alles und entwickeln <strong>de</strong>shalb Verlust-<br />

und Trennungsängste. Zum Beispiel kann ein Kind Atemnot bekommen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Sarg geschlossen wird. Die Angst vor <strong>de</strong>m eigenen<br />

Tod zeigt sich vor allem in Ängsten vor Gewalteinwirkungen, wie vor<br />

<strong>de</strong>m Erschossenwer<strong>de</strong>n. Daher sind Cowboyspiele in dieser Altersstufe<br />

beliebt. In <strong>de</strong>r Angst vor <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r Eltern spiegelt sich die Angst vor<br />

<strong>de</strong>m Verlassenwer<strong>de</strong>n. Auch wenn sie <strong>de</strong>n Tod als Tatsache erfassen,<br />

können sie ihn nicht immer akzeptieren o<strong>de</strong>r rational darauf reagieren.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r erkennen, dass <strong>de</strong>r Tod alle Menschen treffen kann, auch<br />

ihnen sehr nahe stehen<strong>de</strong> und auch sie selbst. Mögliche Gefahren wer<strong>de</strong>n<br />

ihnen bewusster, und sie entwickeln ein größeres Sicherheitsbedürfnis.<br />

Sie entwickeln Trennungsschmerz und Trauergefühle. Realität<br />

und Phantasie wechseln sich ab. Der Tod führt zu Verän<strong>de</strong>rungen. Die<br />

Kin<strong>de</strong>r fürchten, dass ihre Freundinnen und Freun<strong>de</strong> sie für an<strong>de</strong>rs halten.<br />

Was sie tun und sagen können:<br />

■ Sagen Sie ihm, warum dieser Mensch gestorben ist.<br />

■ Achten Sie sehr genau darauf, wie das Kind reagiert, welche Gefühle<br />

es zeigt.<br />

■ Nehmen Sie sich Zeit, um über Ängste und Sorgen zu sprechen<br />

und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zuzuhören.<br />

■ Geben Sie ihnen so gut wie irgend möglich das Gefühl von dauerhafter,<br />

verlässlicher Sicherheit.<br />

■ Beziehen Sie das Kind bei <strong>de</strong>r Planung und Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Trauerfeier mit ein.<br />

13


Schulkin<strong>de</strong>r 9 bis 12 Jahre<br />

Die sachliche Einstellung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bezieht sich jetzt auch auf die biologischen<br />

Aspekte <strong>de</strong>s Sterbens. Sie möchten wissen, wie sich <strong>de</strong>r Körper<br />

eines Sterben<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rt. Wichtig ist, <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn solche Tabu<br />

brechen<strong>de</strong>n Fragen nicht auszure<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ihre Fragen zu beantworten.<br />

Die Erkenntnis, dass <strong>de</strong>r Tod etwas ganz an<strong>de</strong>res als das Leben ist,<br />

führt zu unheimlichen Vorstellungen und manchmal zu einer Vorliebe<br />

für Gruselgeschichten. Das eigene Sterben wird akzeptiert.<br />

Was Sie tun und sagen können:<br />

■ Umarmen und liebkosen Sie das Kind.<br />

■ Ermutigen Sie das Kind zu weinen.<br />

■ Gehen Sie mit <strong>de</strong>m Kind auf <strong>de</strong>n Friedhof.<br />

■ Ermutigen Sie das Kind, über die verstorbene Person zu sprechen.<br />

Jugendliche<br />

Jugendliche haben verstan<strong>de</strong>smäßig dieselben Vorstellungen vom Tod<br />

wie Erwachsene. Sie fürchten vor allem die Belastungen <strong>de</strong>s Sterbens,<br />

Schmerzen und die Frage, was mit ihnen nach <strong>de</strong>m Tod geschieht. Beson<strong>de</strong>rs<br />

häufig ist das Gefühl <strong>de</strong>r Angst, aber auch Unsicherheit und die<br />

Schwierigkeit, Gefühle die <strong>de</strong>n Tod betreffen auszudrücken. Sie sind in<br />

dieser Phase verletzlich, möchten aber keinesfalls mit diesen Gefühlen<br />

konfrontiert wer<strong>de</strong>n. Wenn Jugendliche ein Elternteil verlieren, kann die<br />

Loslösung vom Elternhaus unterbrochen wer<strong>de</strong>n, weil sie die Verantwortung<br />

<strong>de</strong>s Verstorbenen im Haushalt übernehmen müssen. Das<br />

Thema Selbstmord spielt eine Rolle. Der Tod verstärkt <strong>de</strong>n Druck, <strong>de</strong>m<br />

Teenager sich sowieso schon ausgesetzt fühlen, wenn sie an die Zukunft<br />

<strong>de</strong>nken.<br />

14


Was Sie tun und sagen können:<br />

■ Ermöglichen Sie es <strong>de</strong>n Jugendlichen, an allen mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>sfall<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Feierlichkeiten, Ritualen und Treffen teilzunehmen.<br />

■ Versuchen Sie aufkommen<strong>de</strong> Aggressionen zuzulassen und auf<br />

<strong>de</strong>n Grund zu gehen.<br />

■ Unterstützen Sie sie darin, sobald wie möglich in ihren Alltag<br />

zurückzukehren und <strong>de</strong>n Kontakt mit Freundinnen und Freun<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r aufzunehmen.<br />

■ Zögern Sie nicht, professionellen Rat zu suchen, wenn Sie meinen,<br />

dass es nötig o<strong>de</strong>r hilfreich sein könnte.<br />

15


Tod eines Bru<strong>de</strong>rs o<strong>de</strong>r einer Schwester<br />

Verliert ein Kind ein Geschwister, kommt es zu Mehrfachverlusten. Die<br />

Eltern sind meist nicht mehr in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>m leben<strong>de</strong>n Kind genügend<br />

Aufmerksamkeit zu geben, da sie mit <strong>de</strong>r eigenen Trauer beschäftigt<br />

sind. Das leben<strong>de</strong> Kind verliert also nicht nur ein Geschwister, son<strong>de</strong>rn<br />

auch einen Teil <strong>de</strong>r elterlichen Zuwendung. Häufig fühlen sie sich daher<br />

zu Ersatz-Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>gradiert.<br />

Zusätzlich belastend ist für diese Kin<strong>de</strong>r, dass die Beziehung <strong>de</strong>r Eltern<br />

sehr häufig durch <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s vor hohe Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt<br />

ist und nicht selten zerbricht.<br />

Bleiben mehrere Kin<strong>de</strong>r in einer Familie am Leben, so ist nicht einfach<br />

davon auszugehen, dass diese sich gegenseitig ausreichend stärken und<br />

unterstützen können. Je<strong>de</strong>s Kind trauert individuell und für sich allein.<br />

Zur Isolation und Einsamkeit in <strong>de</strong>r Trauer trägt auch bei, dass in <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Altersstufen <strong>de</strong>r Ausdruck <strong>de</strong>r Trauer und die Bedürfnisse<br />

im Trauerprozess sehr verschie<strong>de</strong>n und oft nicht kompatibel sind.<br />

Erschwerend kommt für solche Kin<strong>de</strong>r hinzu, dass sie auch heute noch<br />

in <strong>de</strong>r Regel von <strong>de</strong>r Umwelt kaum als Trauern<strong>de</strong> wahrgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Aus Unsicherheit, wie mit ihnen umzugehen ist, wer<strong>de</strong>n sie häufig<br />

nach <strong>de</strong>m Ergehen <strong>de</strong>r Eltern gefragt, aber nicht nach <strong>de</strong>m eigenen Befin<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>r, die ein Geschwister verloren haben, fühlen sich oft<br />

■ schuldig (weil sie sich schon gewünscht haben, dass <strong>de</strong>r Bru<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

die Schwester tot sein soll)<br />

■ erleichtert (weil sie jetzt vermeintlich mehr Aufmerksamkeit bekommen)<br />

■ geängstigt (weil sie nun wissen, dass sie selbst auch sterben können)<br />

■ verwirrt (weil sie – in einer ursprünglichen Zweiergeschwisterkonstellation<br />

– nicht mehr spürbar Bru<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Schwester sind)<br />

16


Was Sie tun und sagen können:<br />

■ Ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit und Liebe schenken<br />

■ Nach ihrem Ergehen fragen (nicht nur nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Eltern)<br />

■ Dafür sorgen, dass sie Freizeitangebote bekommen<br />

■ Erzieherinnen und Lehrerinnen informieren<br />

■ Im Fall <strong>de</strong>r Überfor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Eltern vertraute Ersatzpersonen um<br />

Hilfe bitten.<br />

17


Kann es durch einen früh erfahrenen Tod<br />

zu einem Trauma kommen?<br />

Wenn Kin<strong>de</strong>r die ihrem Alter gemäße Möglichkeit zu Abschied und<br />

Trauer haben, unterstützt die Begleitung durch einen Erwachsenen die<br />

positive Verarbeitung <strong>de</strong>s Ereignisses, so dass es nicht zu einem Trauma<br />

kommen muss. Frühere Generationen waren, Menschen auf <strong>de</strong>r Südhalbkugel<br />

sind von Kindheit an mit <strong>de</strong>m Tod konfrontiert gewesen und<br />

haben damit leben können. Allerdings sind diese Menschen in <strong>de</strong>r Trauer<br />

niemals alleine und können auf feste Rituale zurückgreifen. Der Tod<br />

wird nicht verleugnet, son<strong>de</strong>rn gemeinsam begangen.<br />

Ohne diesen regelmäßigen und gemeinsamen Umgang mit <strong>de</strong>m Tod<br />

sind mo<strong>de</strong>rne Individuen, Erwachsene und Kin<strong>de</strong>r, vermutlich sehr viel<br />

verletzlicher und schutzbedürftiger. Dabei entsteht die größte Gefahr für<br />

Kin<strong>de</strong>r durch eine Verleugnung, Dramatisierung o<strong>de</strong>r Banalisierung <strong>de</strong>s<br />

To<strong>de</strong>s. Zu einem Trauma kann <strong>de</strong>r Tod eines nahen Angehörigen für ein<br />

Kind wer<strong>de</strong>n, wenn es nicht die Möglichkeit hatte, sich zu verabschie<strong>de</strong>n<br />

und das Faktum <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu begreifen.<br />

Eine Atmosphäre <strong>de</strong>s Leugnens verunsichert Kin<strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r spüren atmosphärisch, dass etwas nicht stimmt. Wird <strong>de</strong>r Tod<br />

nicht beim Namen genannt, fantasieren Kin<strong>de</strong>r, was geschehen sein<br />

könnte. Diese Phantasien sind oft schlimmer als das Ereignis selbst.<br />

Denn sie sehen sich als Auslöser <strong>de</strong>s Wegbleibens <strong>de</strong>s geliebten Menschen<br />

o<strong>de</strong>r sehen an<strong>de</strong>re Menschen als die Schuldigen an. Geben wir<br />

<strong>de</strong>m Tod soviel unheimliche Macht, dass wir ihn totschweigen müssen,<br />

wirkt sich das auch auf die Kin<strong>de</strong>r aus. Sie spüren dann das Mächtige<br />

und haben davor Angst. Somit wird ihnen die Möglichkeit verwehrt, Abschied<br />

zu nehmen und im Trauerprozess voranzukommen. Kann ein<br />

Kind begleitet Abschied nehmen, wird die Möglichkeit von zusätzlicher<br />

Traumatisierung <strong>zum</strong> Beispiel durch Schuld erheblich verringert.<br />

18


Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

Viele Eltern stellen sich die Frage, ob ihre Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

anwesend sein sollen, und wenn ja, ab welchem Alter. Es gibt hierzu<br />

keine Pauschalantworten, da es immer auch auf die Umstän<strong>de</strong> und das<br />

Kind ankommt. Eine Grundregel ist sicherlich, dass kein Kind gegen seinen<br />

Willen an einer Beerdigung teilnehmen sollte. Nimmt ein Kind teil,<br />

so sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass es gut auf <strong>de</strong>n Ablauf wie auf die<br />

möglichen eigenen Gefühle vorbereitet wird. Der Ablauf und das Ambiente<br />

einer Beerdigung sind Kin<strong>de</strong>rn eher fremd, da sie sich nur sehr<br />

punktuell eingebun<strong>de</strong>n fühlen. Schwarze Kleidung und ungewohntes<br />

Verhalten von Erwachsenen (<strong>zum</strong> Beispiel Weinen) kann sie verunsichern.<br />

Deshalb ist es für sie so wichtig, dass ein ihnen bekannter Erwachsener<br />

(<strong>de</strong>r selbst nicht zu sehr von eigener Trauer betroffen ist) sie<br />

die ganze Zeit über begleitet (<strong>zum</strong> Beispiel an <strong>de</strong>r Hand hält) und auch<br />

für ihre Fragen da ist. So können sie die Sicherheit bekommen, die sie<br />

für <strong>de</strong>n Abschied brauchen. Tollen Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung herum<br />

o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sie albern bis ausfallend, so kann das be<strong>de</strong>uten, dass ihnen<br />

die Sicherheit fehlt, um Abschied zu nehmen, o<strong>de</strong>r dass sie sich gegen<br />

ihre Traurigkeit wehren (müssen), um nicht erdrückt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt keine Altersgrenze für die Teilnahme<br />

Ist das Kind gut vorbereitet, hat es eine Vertrauensperson an seiner Seite<br />

und möchte es an <strong>de</strong>r Beerdigung teilnehmen, gibt es keinen Hin<strong>de</strong>rungsgrund.<br />

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, wie Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

beteiligt wer<strong>de</strong>n können: Kleine Kin<strong>de</strong>r können die Blumen für<br />

<strong>de</strong>n Grabschmuck mit aussuchen, größere können Bil<strong>de</strong>r malen, die mit<br />

in <strong>de</strong>n Sarg o<strong>de</strong>r ins Grab gelegt wer<strong>de</strong>n. Der Sarg kann bemalt wer<strong>de</strong>n.<br />

Stirbt ein Kin<strong>de</strong>rgartenkind, können die an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>r Luftballons mit<br />

selbst bemalten Karten fliegen lassen. Kin<strong>de</strong>r können am Grab <strong>de</strong>n Korb<br />

mit Blumen halten, die dann von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Angehörigen ins Grab<br />

geworfen wer<strong>de</strong>n. Jugendliche können <strong>zum</strong> Beispiel auch ein selbst geschriebenes<br />

Gedicht vortragen. Je mehr trauern<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r Geborgenheit<br />

19


erfahren und in <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r Beerdigung eingebun<strong>de</strong>n sind, <strong>de</strong>sto<br />

sinnhafter und sinnvoller kann für sie <strong>de</strong>r Abschied wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Ritual <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

Das Einlassen <strong>de</strong>s Sarges in die Er<strong>de</strong> ist für Kin<strong>de</strong>r gut nachvollziehbar<br />

und verständlich. Der Tote hat nun einen sichtbaren Ort in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.<br />

Wenn Kin<strong>de</strong>r Tiere beerdigen, übernehmen sie häufig intuitiv diese<br />

Form (<strong>zum</strong> Beispiel Schachtel, in die das Tier gelegt wird, Loch in <strong>de</strong>r<br />

Er<strong>de</strong>, Holzkreuz mit Namen), auch wenn sie selbst noch nie auf einer<br />

Beerdigung waren. Bei Kin<strong>de</strong>rn im Vorschulalter und frühen Schulalter<br />

kann allerdings die Sorge um <strong>de</strong>n Verstorbenen im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen,<br />

da die Vorstellung von einer reduzierten Lebendigkeit vorherrscht (<strong>de</strong>r<br />

Verstorbene atmet o<strong>de</strong>r fühlt noch).<br />

Teilnahme von Kin<strong>de</strong>rn an Ereignissen nach <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

Kin<strong>de</strong>r können grundsätzlich an allen Ereignissen nach <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

teilnehmen und sich beteiligen, wenn sie es möchten. So <strong>zum</strong> Beispiel<br />

beim Gang <strong>zum</strong> Grab, beim Ewigkeitssonntag o<strong>de</strong>r Allerheiligen, beim<br />

Besuch <strong>de</strong>r Pfarrerin, <strong>de</strong>s Pfarrers im Nachgang, beim Sechs-Wochen-<br />

Seelenamt o<strong>de</strong>r beim To<strong>de</strong>stag. Auch beim Trauergespräch mit <strong>de</strong>r Pfarrerin,<br />

<strong>de</strong>m Pfarrer können Kin<strong>de</strong>r mit ihren Wünschen und I<strong>de</strong>en schon<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n (ab Kin<strong>de</strong>rgartenalter). Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Kind<br />

können an solchen Stationen auch Rituale geschaffen wer<strong>de</strong>n: Grab begießen,<br />

Kerzen anzün<strong>de</strong>n, Bild aufstellen, Geschichten erzählen, ein<br />

Oma-Erinnerungsessen veranstalten. Kin<strong>de</strong>r, die am gesamten Sterbeund<br />

Trauerprozess beteiligt sind, haben die Möglichkeit, aktiv Abschied<br />

zu nehmen und ihre Trauer durch Handlungen und Rituale zu verarbeiten.<br />

20


Trauer und ihre Überwindung in <strong>de</strong>r Bibel<br />

ent<strong>de</strong>cken<br />

Kin<strong>de</strong>r können sich mit ihren Gefühlen in <strong>de</strong>r Bibel wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs<br />

gut eignen sich dafür die Psalmen wie <strong>zum</strong> Beispiel Ps 56,9<br />

„Du sammelst meine Tränen in <strong>de</strong>inen Krug“. Ältere Kin<strong>de</strong>r können sich<br />

auch gut in Sätzen wie Ps 69 „Das Wasser steht mir bis <strong>zum</strong> Halse“ wie<strong>de</strong>r<br />

fin<strong>de</strong>n. Die emotionale und doch allgemein gültige Sprache <strong>de</strong>r<br />

Psalmen ermöglicht es Kin<strong>de</strong>rn, Sprache zu fin<strong>de</strong>n und sich und ihre<br />

Gefühle darin einzutragen. In Gesprächen und Bil<strong>de</strong>rn können die eigenen<br />

Erfahrungen anhand <strong>de</strong>r Psalmen verbalisiert o<strong>de</strong>r ausgedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> Klagepsalmen (<strong>zum</strong> Beispiel auch Ps 13; 22) können<br />

Kin<strong>de</strong>rn dazu verhelfen, auch ihre möglicherweise unterdrückten Gefühle<br />

wie Wut, Aggression und Ärger zuzulassen und auszudrücken.<br />

Mit ihnen können sich Kin<strong>de</strong>r gleichzeitig auch an Gott als Adressaten<br />

ihrer Trauer wen<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>r Beschäftigung mit Klagepsalmen kann so<br />

ein Gebet erwachsen. Hilfreich kann ein Klagegebet sein, in <strong>de</strong>m alle<br />

Gefühle geäußert wer<strong>de</strong>n dürfen, dass dann in ein Bittgebet (um Gottes<br />

Beistand) mün<strong>de</strong>n kann.<br />

Biblische Geschichten für Kin<strong>de</strong>r<br />

Einige biblische Geschichten eignen sich, um mit Kin<strong>de</strong>rn auch schon<br />

im Vorschulalter über Leben und Sterben, Trauer und Auferstehung(shoffnung)<br />

ins Gespräch zu kommen. Anhand <strong>de</strong>r Lebensgeschichte von<br />

Abraham (Gen 12-25) wird das Abschiednehmen (auch im Leben)<br />

thematisiert. Die Geschichte von Maria Magdalena am Ostermorgen<br />

vermittelt Kin<strong>de</strong>rn die Wandlung von Trauer in Gewissheit auf ein Leben<br />

nach <strong>de</strong>m Tod (Joh 20,11-18). Das Gleichnis vom Weizenkorn (Joh<br />

12,24) versinnbildlicht für Kin<strong>de</strong>r anschaulich und gut umsetzbar <strong>de</strong>n<br />

Prozess von Sterben und Auferstehen.<br />

Dass Gott tröstet, ist eine Erfahrung, die wir Kin<strong>de</strong>rn vermitteln können.<br />

Gera<strong>de</strong> in leibhaftig erfahrenem Trost können sie Gottes Trost spüren:<br />

beim Streicheln, Wiegen (Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter<br />

21


tröstet, Jes 66,13), beim Tränen abwischen (Gott wird abwischen alle<br />

Tränen, Offb 21,4) und beim Dasein für das Kind (Kommt her zu mir,<br />

alle, die ihr mühselig und bela<strong>de</strong>n seid; ich will euch erquicken, Mt<br />

11,28).<br />

Psalm mit Gesten beten<br />

Das Grundgefühl <strong>de</strong>s Geborgenseins bei Gott kann durch das Beten<br />

eines Vertrauenpsalms gestärkt wer<strong>de</strong>n. Zum Beispiel kann Ps 139 mit<br />

Gesten in einer kindgerechten Sprache mit Kin<strong>de</strong>rn gebetet wer<strong>de</strong>n. Als<br />

Kehrvers sprechen die Kin<strong>de</strong>r: „Bei dir bin ich geborgen Gott“ (Arme<br />

wer<strong>de</strong>n wiegend vor <strong>de</strong>n Oberkörper gehalten), „Du hältst mich in Deiner<br />

Hand“ (Hän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n wie zu einem Gefäß vor <strong>de</strong>m Oberkörper<br />

gehalten). Dazwischen können von einem Erwachsenen Sätze gesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n wie „Manchmal bin ich traurig, weil ...“. Durch die Bewegungen<br />

können die Kin<strong>de</strong>r die umfassen<strong>de</strong> Liebe Gottes zu uns auch<br />

spüren. In Geschichten, wie die von Zachäus o<strong>de</strong>r Bartimäus, können<br />

gera<strong>de</strong> kleinere Kin<strong>de</strong>r erfahren, dass sie bei Gott angenommen sind, so<br />

wie sie sind.<br />

22


Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauer begleiten<br />

Kin<strong>de</strong>r verfügen über an<strong>de</strong>re kognitive und sprachliche Fähigkeiten als<br />

Erwachsene. Deshalb trauern sie an<strong>de</strong>rs als Erwachsene. Trauer ist bei<br />

Erwachsenen und Kin<strong>de</strong>rn ein ganz individueller Prozess. So möchte<br />

<strong>zum</strong> Beispiel ein Kind beim Sterben eines Angehörigen dabei sein und<br />

ein an<strong>de</strong>res möchte das auf keinen Fall. Bei<strong>de</strong> Verhaltensweisen sind in<br />

Ordnung. Dennoch lassen sich Gemeinsamkeiten im kindlichen Trauerprozess<br />

feststellen. Ihre vielfältigen Gefühle können Kin<strong>de</strong>r am besten<br />

nonverbal und spielerisch <strong>zum</strong> Ausdruck bringen. Begegnen wir trauern<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn, ist es gut, sich darauf einzustellen und unser Verhalten<br />

an <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zu orientieren, uns von ihnen an die Hand nehmen zu<br />

lassen. Sie zeigen uns, wann sie bereit sind ihre Trauer zu verarbeiten<br />

und wann sie das gera<strong>de</strong> gar nicht können. Wir brauchen also Kin<strong>de</strong>r<br />

nicht zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Tod und Trauer zu zwingen, da sie<br />

sich schützen, wenn sie etwas nicht verarbeiten können o<strong>de</strong>r wollen.<br />

Wir Erwachsenen haben also alles, um Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauer zu begleiten.<br />

Wir brauchen uns nur auf die Trauer einzulassen. Dazu können<br />

acht Elemente helfen:<br />

Über <strong>de</strong>n Tod sprechen<br />

Es ist gut, Kin<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n bevorstehen<strong>de</strong>n wie über <strong>de</strong>n eingetretenen<br />

Tod so bald wie möglich behutsam zu informieren. Dabei ist es hilfreich,<br />

<strong>de</strong>n Tod und <strong>de</strong>n Toten beim Namen zu nennen, also Worte zu<br />

fin<strong>de</strong>n, die die Realität treffen und für Kin<strong>de</strong>r verständlich sind. Wer<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>r nicht informiert, nehmen sie atmosphärisch <strong>de</strong>nnoch wahr, dass<br />

etwas nicht stimmt. Das kann sie sehr verunsichern. Wird <strong>de</strong>r Tod als<br />

Tatsache benannt, können Kin<strong>de</strong>r eher mit <strong>de</strong>r Realität leben. Für Kin<strong>de</strong>r,<br />

die das Wort Tod noch nicht verstehen, sind Beschreibungen (aber<br />

nicht Umschreibungen) <strong>de</strong>r Wirklichkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s hilfreich. Umschreibungen,<br />

wie die folgen<strong>de</strong>n, weichen <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s eher aus:<br />

■ „Großvater ist eingeschlafen.“<br />

■ „Er war mü<strong>de</strong> ...”<br />

23


■ „Gott nahm ihn zu sich, weil er so gut war.”<br />

■ „Großmutter ist auf eine lange Reise gegangen.”<br />

■ „Er war krank.”<br />

Solche Umschreibungen nehmen Kin<strong>de</strong>r oft wörtlich und sie bekommen<br />

Angst davor, einzuschlafen, gut zu sein, fragen sich, warum<br />

Großmutter sich nicht verabschie<strong>de</strong>te o<strong>de</strong>r fürchten sich, durch eine<br />

leichte Krankheit zu sterben. Die Endgültigkeit <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s kann Kin<strong>de</strong>rn<br />

so nahe gebracht wer<strong>de</strong>n, dass wir ihnen erzählen, was <strong>de</strong>r Verstorbene<br />

nicht mehr tun kann: <strong>zum</strong> Beispiel „Großvater kann nicht mehr mit dir<br />

in <strong>de</strong>n Zoo gehen.“ Die Ursache <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s muss für Kin<strong>de</strong>r einleuchtend<br />

erklärt wer<strong>de</strong>n: „Sie war so krank, dass sie sterben musste.“ Es<br />

muss <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn versichert wer<strong>de</strong>n, dass sie keine Schuld am Tod<br />

haben. „Deine zornigen Gefühle hatten nichts mit seinem Tod zu tun. Er<br />

verstand das schon richtig und wusste, dass du ihn gern hattest.”<br />

Das Verständnis vom Tod bei Kin<strong>de</strong>rn ist in viererlei Hinsicht an<strong>de</strong>rs als<br />

bei Erwachsenen. Deshalb ist es wichtig, vor allen Dingen im jüngeren<br />

Alter, Kin<strong>de</strong>rn gegenüber <strong>de</strong>n Tod klar zu stellen: Beson<strong>de</strong>rs Kin<strong>de</strong>r im<br />

Vorschulalter begreifen <strong>de</strong>n Tod als ein zeitlich begrenztes und daher<br />

umkehrbares Ereignis (im Gegensatz <strong>zum</strong> unumkehrbaren Verständnis<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s bei Erwachsenen). Sie verstehen sich o<strong>de</strong>r ihre Gedanken als<br />

Ursache <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s (während Erwachsene wissen, dass es an<strong>de</strong>re Ursachen<br />

<strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s gibt). Sie stellen sich <strong>de</strong>n Toten mit vermin<strong>de</strong>rter<br />

Lebensfunktion vor (während Erwachsene wissen, dass Tote keine<br />

Lebensfunktionen mehr haben) und halten sich selbst für nichtsterblich<br />

(während Erwachsene wissen, dass alle Menschen sterblich sind). Begleiten<strong>de</strong><br />

Aufgabe ist es, diese vier Aspekte <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu erläutern, um<br />

mögliche Ängste gera<strong>de</strong> im Umfeld <strong>de</strong>r Beerdigung abzubauen („Bekommt<br />

Opa keine Luft mehr?“). So wird <strong>de</strong>r Trauerprozess ermöglicht.<br />

Nähe geben<br />

Trauern<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r brauchen die Nähe von vertrauten Erwachsenen.<br />

Beim Gang <strong>zum</strong> Grab kann für ein Kind eine halten<strong>de</strong> Hand sehr hilfreich<br />

sein. Auch bei Gesprächen, beim Weinen, beim gemeinsamem<br />

Anschauen von (Bil<strong>de</strong>r)Büchern gibt die körperliche Nähe von Erwachsenen<br />

– <strong>zum</strong> Beispiel auf <strong>de</strong>m Schoß sitzen – Kin<strong>de</strong>rn das Gefühl von<br />

Geborgenheit.<br />

24


Zeit geben<br />

Angesichts <strong>de</strong>r allgemeinen Ten<strong>de</strong>nz, die Trauerphase abzukürzen und<br />

zur Tagesordnung überzugehen, müssen Kin<strong>de</strong>r wissen und erleben,<br />

dass Trauer Zeit braucht und immer einmal wie<strong>de</strong>rkommen kann.<br />

Begleiten<br />

Kin<strong>de</strong>r brauchen Begleitung beim Trauern. Für das Kind ist es wichtig zu<br />

wissen, von welcher Person es kontinuierlich während <strong>de</strong>r Trauerzeit<br />

begleitet wird. Auch bei wichtigen Ritualen wie beim persönlichen<br />

Abschiednehmen vom Verstorbenen o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Beerdigung ist eine<br />

Begleitung wichtig. Wenn die nächsten Angehörigen selbst von <strong>de</strong>m<br />

Tod direkt getroffen sind, kann eine <strong>de</strong>m Kind vertraute Person, die<br />

selbst nicht so stark betroffen ist, die Begleitung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s übernehmen,<br />

<strong>zum</strong> Beispiel die Patin o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Pate <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s.<br />

Gefühlsäußerungen erleichtern<br />

Trauer und die zugehörigen Gefühle gelten in unserer Gesellschaft<br />

wenig und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb schamhaft verborgen. Diese Scham hat keinen<br />

guten Grund, aber schädliche Folgen. Deshalb, ist es wichtig, Kin<strong>de</strong>rn<br />

(und Erwachsenen) <strong>de</strong>n Zugang zu ihren eigenen Gefühlen zu<br />

erleichtern. So tut es Kin<strong>de</strong>rn gut, wenn sie vermittelt bekommen, dass<br />

ihre Gefühle in Ordnung sind und dass sie sie auch äußern und zeigen<br />

dürfen. Dies kann ihnen auch dadurch vermittelt wer<strong>de</strong>n, dass Erwachsene<br />

ihre eigene Trauer zeigen. Erwachsene und Kin<strong>de</strong>r können auch<br />

gemeinsam weinen. Kin<strong>de</strong>r lernen dadurch, dass sie weinen dürfen und<br />

das Weinen gut tun kann. Ein Gespräch mit einem trauern<strong>de</strong>n Kind<br />

kann durch eine Handpuppe o<strong>de</strong>r ein Stofftier als Gesprächsmedium in<br />

dieser Richtung erleichtert wer<strong>de</strong>n.<br />

Raum für Spiele und kindgerechte Rituale geben<br />

Kin<strong>de</strong>r leben in <strong>de</strong>r Gegenwart. So können sie in einem Moment hemmungslos<br />

weinen und im nächsten Augenblick ganz intensiv spielen.<br />

Für bei<strong>de</strong>s brauchen sie Raum, <strong>de</strong>nn auch im Spielen verarbeiten sie<br />

ihre Trauer. Häufig drücken Kin<strong>de</strong>r im symbolischen Spiel ihre Erfahrungen<br />

aus, da sie sich dadurch vom Geschehenen distanzieren können.<br />

Eine spielerische Möglichkeit für das Ausdrücken <strong>de</strong>r Trauer bieten<br />

Rituale. Sie ermöglichen die Antizipation <strong>de</strong>s Trauerprozesses (bei <strong>de</strong>r<br />

25


Beerdigung <strong>zum</strong> Beispiel antizipiert das anschließen<strong>de</strong> Essen <strong>de</strong>n Weg<br />

aus <strong>de</strong>r Trauer) und die Veröffentlichung <strong>de</strong>s neuen Status (<strong>zum</strong> Beispiel<br />

als Halbwaise o<strong>de</strong>r Einzelkind). Außer<strong>de</strong>m helfen sie die Leidtragen<strong>de</strong>n<br />

zu entlasten und die Situation zu entkrampfen. Auch das Entwickeln<br />

von eigenen situations- und kindgerechten Ritualen bietet Kin<strong>de</strong>rn eine<br />

Möglichkeit, ihre Trauer individuell und nonverbal auszudrücken und<br />

doch verstan<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n. Das kann <strong>zum</strong> Beispiel sein, auf eine bestimmte<br />

Weise das Grab zu pflegen (Blumen hinbringen o<strong>de</strong>r gießen),<br />

ein Oma-Erinnerungs-Essen (mit Bil<strong>de</strong>rn von ihr und Geschichten über<br />

sie), das Ausführen einer Tätigkeit o<strong>de</strong>r Verhaltensweise <strong>de</strong>s Verstorbenen<br />

(<strong>de</strong>n Stock wie Opa benutzen) o<strong>de</strong>r das Weiterführen von gemeinsamen<br />

Aktivitäten (<strong>de</strong>n Weg gehen, <strong>de</strong>n das Kind mit <strong>de</strong>m Verstorbenen<br />

immer gegangen ist).<br />

Hoffnung über <strong>de</strong>n Tod hinaus ermöglichen<br />

Schon mit relativ kleinen Kin<strong>de</strong>rn (ab circa drei Jahren) ist es möglich,<br />

über die christliche Vorstellung <strong>de</strong>s Lebens nach <strong>de</strong>m Tod zu re<strong>de</strong>n.<br />

Natürlich geschieht dies am besten in kindgerechter Sprache: in einfachen<br />

kurzen Sätzen. Wichtig dabei ist die Echtheit <strong>de</strong>s Erwachsenen.<br />

Kin<strong>de</strong>r spüren, ob wir selber auch daran glauben, was wir sagen. Da sich<br />

das Weltbild <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s im Laufe <strong>de</strong>s Erwachsenwer<strong>de</strong>ns än<strong>de</strong>rt, sollten<br />

bildhafte Vorstellungen gewählt wer<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn mitwachsen<br />

können. Die Re<strong>de</strong>wendung: „Er o<strong>de</strong>r sie ist im Himmel“ ist <strong>zum</strong> Beispiel<br />

brauchbar. Eine Verwechslung mit <strong>de</strong>m blauen Himmel ist zwar<br />

möglich, jedoch nicht von existenzieller Be<strong>de</strong>utung. Dagegen erhalten<br />

Kin<strong>de</strong>r durch diese Re<strong>de</strong>wendung einen Ort für <strong>de</strong>n Toten, an <strong>de</strong>m er<br />

weiterleben kann. Für Kin<strong>de</strong>r im Vorschulalter kann es ohne weiteres<br />

möglich sein, <strong>de</strong>n Verstorbenen gleichzeitig in <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und im Himmel<br />

zu wissen. So erklärt die vierjährige Clara ihrer zweijährigen Schwester<br />

nach einem Friedhofsbesuch: „Die Uroma ist im Sarg unter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>.“<br />

Und nach einer kurzen Pause: „Und die Uroma ist im Himmel.“<br />

Manche Kin<strong>de</strong>r suchen sich eine Erklärung, wie <strong>de</strong>r Verstorbene in <strong>de</strong>n<br />

Himmel kommt. So sagt <strong>de</strong>r dreijährige Simon über seinen verstorbenen<br />

Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r im Grab liegt: „Wenn die Er<strong>de</strong> sich dreht, dann fällt er in<br />

<strong>de</strong>n Himmel.“ Sätze wie „Ich glaube, dass Oma bei Gott ist, und dass es<br />

ihr da gut geht“ qualifizieren <strong>de</strong>n Himmel als Ort <strong>de</strong>r Gottesnähe. Denn<br />

auch wir Erwachsenen lokalisieren Gott ja im Himmel (Beispiel: „Vater<br />

26


unser, im Himmel, ...“). Allerdings muss dabei beachtet wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Tod nicht <strong>de</strong>rart zu beschönigen, so dass eine To<strong>de</strong>ssehnsucht in <strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn entsteht und sie selbst <strong>de</strong>n Tod provozieren. Mit Fragen wie<br />

„Wie stellst du dir das <strong>de</strong>nn vor?“ kann die Phantasie <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s angeregt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der vierjährige Paul antwortet auf die Frage, was er gerne<br />

im Himmel machen wür<strong>de</strong>, mit strahlen<strong>de</strong>m Gesicht: „Schaukeln!“.<br />

Kin<strong>de</strong>r lernen auf diese Weise, dass es bei Jenseitsvorstellungen kein<br />

richtig o<strong>de</strong>r falsch gibt, dass Erwachsene auf diesem Gebiet auch nicht<br />

mehr wissen als Kin<strong>de</strong>r. So sagten die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Familie Huber, wenn<br />

sie über Jenseitsvorstellungen sprechen wollten, zu ihren Eltern: „Lasst<br />

uns mal wie<strong>de</strong>r darüber sprechen, was ihr auch nicht wisst.“ Gera<strong>de</strong><br />

Kin<strong>de</strong>r, die es gewohnt sind zu beten, können ermutigt wer<strong>de</strong>n ihre verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gefühle (Trauer, Wut) auch jetzt Gott zu sagen und <strong>de</strong>n Verlust<br />

zu beklagen. Sie lernen so, dass wir Gott unser Leid klagen dürfen.<br />

Medien und Hilfsmittel einsetzen<br />

(Bil<strong>de</strong>r)Bücher, Puppen o<strong>de</strong>r Stofftiere können, wie bereits erwähnt,<br />

Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene in ihrer Trauer unterstützen. Es lassen sich acht<br />

verschie<strong>de</strong>ne Anwendungsmöglichkeiten von Büchern unterschei<strong>de</strong>n:<br />

(Bil<strong>de</strong>r)Bücher als<br />

1. Gesprächsanlass: Sensibilisierung für das Thema mit „Leb wohl, lieber<br />

Dachs“, ab Kin<strong>de</strong>rgartenalter<br />

2. Informationsvermittler: mit „Was ist das? fragt <strong>de</strong>r Frosch“, 3- bis 4-<br />

Jährige<br />

3. Distanzierung: Es ist viel leichter, über die Figuren <strong>de</strong>s Buches zu<br />

sprechen, ihre Gefühle und Verhaltensweisen zu verstehen und sich<br />

dabei <strong>de</strong>n eigenen Gefühlen anzunähern mit „Hat Opa einen Anzug<br />

an?“, ab 7 Jahren<br />

4. Kanalisierung: Eigene Gefühle können in Worten ent<strong>de</strong>ckt und oft<br />

erstmals benannt wer<strong>de</strong>n mit „Abschied von Rune“, ab 5 Jahren<br />

5. Solidarität mit „Abschied von Rune“, ab 5 Jahren<br />

6. Vorbereitung auf schwierige Situationen mit „Mach’s gut, kleiner<br />

Frosch“, ab 5 Jahren<br />

7. Abrundung mit „Leb wohl, lieber Dachs“, ab Kin<strong>de</strong>rgartenalter<br />

8. Hilfe für Eltern: Verständnis für die Gefühls- und Gedankenwelt von<br />

Kin<strong>de</strong>rn mit „Abschied von Tante Sofia“, ab 6 Jahren<br />

27


Kommentiertes Literaturverzeichnis<br />

Allgemeine Fragen<br />

Hermann, Inger / Solé-Vendrell, Carme, Du wirst immer bei mir sein.<br />

Düsseldorf: Patmos, 1999. ISBN 3-491-79521-4, 27 S.<br />

Eine glückliche Familie befin<strong>de</strong>t sich im PKW auf <strong>de</strong>r Fahrt in <strong>de</strong>n Urlaub<br />

am Meer. Man albert herum und versucht, die lange Fahrtzeit<br />

durch kleine Spiele zu überbrücken. Plötzlich gerät die Fahrt in ein Unwetter,<br />

die Familie verunglückt. Peter, fünf Jahre alt, wacht im Krankenhaus<br />

wie<strong>de</strong>r auf und erfährt, dass sein Vater bei <strong>de</strong>m Unfall gestorben<br />

ist. Sein geliebter Vater, mit <strong>de</strong>m ihn eine beson<strong>de</strong>re Beziehung verband.<br />

Immer wie<strong>de</strong>r erinnert er sich an <strong>de</strong>n Satz, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vater<br />

seine Zuneigung ausdrückte: „Ich freu mich über dich!“ Zunächst will<br />

Peter die Realität <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s nicht wahrnehmen. Im Laufe <strong>de</strong>r sehr behutsam<br />

erzählten Geschichte erfährt er aber, dass die Liebe <strong>de</strong>s Vaters<br />

zu ihm und seine eigene Liebe zu seinem Vater auch durch <strong>de</strong>n Tod<br />

nicht zerstört wer<strong>de</strong>n kann. Das Buch spricht keine christlichen Inhalte<br />

an. Die hoffnungsvolle Möglichkeit weiterzuleben, die es vermittelt, beruht<br />

auf <strong>de</strong>r fortdauern<strong>de</strong>n Liebe. Ab 5 Jahren.<br />

Keyserlingk, Lin<strong>de</strong> von, Da war es auf einmal so still. Vom Tod und Abschiednehmen.<br />

Freiburg: Her<strong>de</strong>r, 1997. ISBN 3-451-26967-8, 144 S.<br />

Kurze Vorlesegeschichten (à 2 bis 5 Seiten) zeigen Möglichkeiten, wie<br />

man mit <strong>de</strong>m Abschiednehmen umgehen kann, ohne zu belehren. Sie<br />

han<strong>de</strong>ln vom Tod von Pflanzen und Tieren, Geschwistern, Eltern, Großeltern,<br />

vom gewaltsamen Tod, von <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>s eigenen To<strong>de</strong>s<br />

und von <strong>de</strong>r Angstbewältigung. In diesem Buch wer<strong>de</strong>n die Gefühle<br />

und Ansichten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs gut beobachtet und dargestellt. So<br />

erleichtert das Buch <strong>de</strong>n Erwachsenen, sich in das an<strong>de</strong>re Erleben <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r hineinzuversetzen. Die Geschichten regen Jung und Alt <strong>zum</strong><br />

Nach<strong>de</strong>nken an und sind für Schulkin<strong>de</strong>r geeignet. Das Buch ist unbebil<strong>de</strong>rt.<br />

28


Pausewang, Gudrun, Ich geb dir noch eine Chance, Gott. Ravensburg:<br />

Ravensburger, 1997. ISBN 3-473-52144-2, 28 S.<br />

Das Buch ist in 24 kurze Kapitel eingeteilt und hübsch bebil<strong>de</strong>rt. Die<br />

Geschichte han<strong>de</strong>lt von Nina, die miterleben muss, wie eine Katzenmutter<br />

von einem Lastwagen überfahren wird. Nina ist entsetzt: Wie<br />

kann Gott so etwas zulassen? Nina verspricht <strong>de</strong>r sterben<strong>de</strong>n Katze, sich<br />

um das Kleine zu kümmern, doch ihre Mutter dul<strong>de</strong>t keine Katzen in<br />

<strong>de</strong>r Wohnung. Da läuft Nina weg. Sie irrt durch die Stadt und trifft sehr<br />

unterschiedliche Menschen. Die Sache mit Gott geht ihr nicht aus <strong>de</strong>m<br />

Kopf. Das Buch beschönigt nichts. Es ist drastisch, aber sehr verständlich<br />

geschrieben und scheut sich nicht vor <strong>de</strong>r schwierigen Frage nach<br />

Gott, seiner Gerechtigkeit und <strong>de</strong>m Leid, zu <strong>de</strong>r es auch eine Antwort<br />

anbietet. Ab 9 Jahren.<br />

Velthuijs, Max / Inhauser, Rolf, „Was ist das?“ fragt <strong>de</strong>r Frosch. Düsseldorf:<br />

Sauerlän<strong>de</strong>r, 3. Aufl.1994. ISBN 3-7941-3376-5, 28 S.<br />

Der Frosch hat eine Amsel regungslos auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegend gefun<strong>de</strong>n<br />

und fragt das Schwein und dann die Ente, was das sei. Diese kennen die<br />

Antwort aber auch nicht, und erst <strong>de</strong>r Hase erklärt: „Sie ist tot.“ – „Tot?“,<br />

fragte <strong>de</strong>r Frosch. „Was ist das?“ Der Hase zeigte <strong>zum</strong> Himmel hoch.<br />

„Alles stirbt einmal“, sagte er. – Die Tiere beerdigen die Amsel und spielen<br />

hinterher fröhlich weiter. Dieses Buch ist mit <strong>de</strong>n großen bunten<br />

Bil<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>m sehr überschaubaren Text auch für die Hinführung<br />

kleiner Kin<strong>de</strong>r an die Tatsache <strong>de</strong>s Sterbens und <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s geeignet. Gut<br />

wird gezeigt, dass Freu<strong>de</strong> und Leid, Trauer und Glück, Weinen und<br />

Lachen sehr eng beieinan<strong>de</strong>r liegen können. Auf die Frage „Was ist<br />

das?“ – also was Totsein be<strong>de</strong>utet, wird allerdings zu wenig eingegangen.<br />

Ab 3 Jahren.<br />

(Bil<strong>de</strong>r-)Bücher über <strong>de</strong>n Tod alter Menschen<br />

Bauer, Jutta, Opas Engel. Hamburg: Carlsen, 2001. ISBN 3-551-51543-3,<br />

48 S.<br />

Opa berichtet, was für ein toller Kerl er war. Die Bil<strong>de</strong>r zeigen die Hilfe<br />

<strong>de</strong>s Schutzengels, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Opa anscheinend nie bemerkt hatte. Zum<br />

Schluss stirbt <strong>de</strong>r Opa und Opas Engel wird nun <strong>zum</strong> Schutzengel <strong>de</strong>s<br />

29


kleinen Jungen. Die Erlebnisse <strong>de</strong>s Großvaters sind vielleicht nicht für<br />

alle Kin<strong>de</strong>r verständlich. Doch kann das Buch ein Gefühl <strong>de</strong>s Behütet-<br />

Seins auslösen. Die Zeichnungen sind ungewöhnlich. Ab 4 Jahren.<br />

Donnelly, Elfie, Servus Opa, sagte ich leise. Hamburg: Cecilie Dressler<br />

Verlag, 1977. ISBN 3-7915-1985-9, 126 S.<br />

Michi, <strong>de</strong>r 10-jährige Enkel, erzählt von <strong>de</strong>r Erkrankung und <strong>de</strong>m Tod<br />

<strong>de</strong>s Großvaters. Die Diagnose Leberkrebs stellt sowohl <strong>de</strong>n Großvater<br />

als auch seine Kin<strong>de</strong>r und Enkel auf eine harte Probe. Nur mit Michi<br />

zusammen kann <strong>de</strong>r Großvater <strong>de</strong>m nahen<strong>de</strong>n Tod entgegensehen, ehrlich<br />

darüber sprechen. Das Buch en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Tod und <strong>de</strong>r Beerdigung<br />

<strong>de</strong>s Großvaters. Und mit <strong>de</strong>m festen Vorsatz Michis, <strong>de</strong>n Großvater<br />

nie zu vergessen und später einmal ein genauso lieber Opa zu<br />

wer<strong>de</strong>n wie er. Ab 9/10 Jahren.<br />

Fried, Amelie / Gleich, Jacky, Hat Opa einen Anzug an? Wien: Hanser,<br />

1997. ISBN 3-446-19076-7, 32 S.<br />

Mit recht eigenwilligen Bil<strong>de</strong>rn wird beschrieben, wie Bruno mit <strong>de</strong>m<br />

Tod seines Großvaters umgeht. Mit <strong>de</strong>m sachlich-nüchternen Interesse<br />

eines 7- bis 9-jährigen Kin<strong>de</strong>s an <strong>de</strong>n Äußerlichkeiten <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s will er<br />

alles über <strong>de</strong>n Tod wissen. Beson<strong>de</strong>rs gut wird erzählt, wie die Rituale<br />

und die Ratlosigkeit <strong>de</strong>r Erwachsenen auf das Kind wirken. Erst allmählich<br />

begreift er, was es be<strong>de</strong>utet, dass Opa tot ist. Neben <strong>de</strong>r Wut darüber,<br />

dass Opa ihn, ohne etwas zu sagen, verlassen hat, wer<strong>de</strong>n auch die<br />

Trauer und <strong>de</strong>r Trost <strong>de</strong>s Jungen gezeigt. Ab 7 Jahren.<br />

Hübner, Franz / Höcker, Kirsten, Großmutter. Zürich: Neugebauer,<br />

1997. ISBN 3-851-95559-5, 28 S.<br />

Oma Marie war schon weit über siebzig, aber für ihren Enkel Tommy<br />

war sie wie ein älterer Spielkamerad. Für ihn war Großmutter die Größte.<br />

Doch eines Abends brach für Tommy die Welt zusammen. Seine geliebte<br />

Oma Marie erzählte ihm ganz liebevoll, dass sie nicht mehr lange<br />

zu leben hätte. Ein wun<strong>de</strong>rschönes Gleichnis, das viele traurige Kin<strong>de</strong>r<br />

trösten wird, so wie es Tommy getröstet hat.<br />

30


Olbrich, Hiltraud / Leson, Astrid, Abschied von Tante Sofia. Lahr: Kaufmann,1998.<br />

ISBN 3-7806-2461-3, 30 S.<br />

Das Buch erzählt von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Grundschulkin<strong>de</strong>rn Franziska und<br />

Fabian, die Tante Sofia, die Urgroßtante Franziskas, näher kennen und<br />

lieben lernen. Der Tod <strong>de</strong>s Nachbarn und Freun<strong>de</strong>s von Tante Sofia ist<br />

Anregung für Gespräche über Sterben und Tod, die die Kin<strong>de</strong>r fragend<br />

und nach<strong>de</strong>nklich machen. Schließlich stirbt auch Tante Sofia nach<br />

einer Nacht im Krankenhaus friedlich, alt und lebenssatt, und die Kin<strong>de</strong>r<br />

nehmen zwar trauernd, aber voller Hoffnung an <strong>de</strong>r Beerdigung teil.<br />

Sehr gelungen sind die Gespräche über <strong>de</strong>n Tod, <strong>de</strong>n Himmel als Ort<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart Gottes, das neue Leben und das Bild von <strong>de</strong>r Raupe, die<br />

das Leben <strong>de</strong>s Schmetterlings bereits in sich trägt. Lei<strong>de</strong>r gleiten diese<br />

schönen Formulierungen in die banale Aussage ab, dass die Toten bei<br />

Gott seien und Gott wie<strong>de</strong>rum da zu fin<strong>de</strong>n sei, wo Menschen sich lieben.<br />

Sehr positiv ist die einleiten<strong>de</strong> Passage für Eltern zu bewerten,<br />

während die Bibeltexte und Gebete <strong>de</strong>n (Vor-)Lesefluss stören können.<br />

Ab 6 Jahren.<br />

Piumini, Roberto / Buchholz, Quint, Matti und <strong>de</strong>r Großvater. München:<br />

Hanser 1994. ISBN 3-446-17569-5, 89 S.<br />

Die Familie und Matti stehen am Sterbebett <strong>de</strong>s Großvaters, als Mattis<br />

Gedanken zu wan<strong>de</strong>rn beginnen. Er hört schließlich Großvaters Stimme,<br />

die ihn zu einem gemeinsamen Spaziergang auffor<strong>de</strong>rt. Der gemeinsame<br />

Spaziergang symbolisiert die Welt <strong>de</strong>r Erfahrung und <strong>de</strong>n<br />

Kosmos <strong>de</strong>r Phantasie, die <strong>de</strong>r Großvater seinem Enkel hinterlässt. Traditionelle<br />

Zeichen <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s, Anspielungen auf <strong>de</strong>n Übergang von <strong>de</strong>r<br />

einen in die an<strong>de</strong>re Welt, sind <strong>zum</strong> Beispiel das Ufer <strong>de</strong>s Flusses und<br />

die Suche nach einer Brücke, <strong>de</strong>r Weg <strong>zum</strong> Meer und das Schiff am<br />

Horizont als Symbole <strong>de</strong>r Reise, die Beobachtung eines Sonnenuntergangs<br />

und ein Tor, das Mattis Traumspaziergang been<strong>de</strong>t und ihn ins<br />

Sterbezimmer zurückführt. Ab 6 Jahren.<br />

Ringtved, Glenn / Pardi, Charlotte, Warum lieber Tod …? Bremen:<br />

Rößler, 2002. ISBN 3-922681-16-6, 32 S.<br />

Der Tod wird hier personalisiert und in unheimlicher Gestalt dargestellt.<br />

So steht die vertrauensvolle Zuwendung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r <strong>zum</strong> Tod im Gegensatz<br />

zu seinem Angst einflößen<strong>de</strong>n Äußeren. Ab 4 Jahren.<br />

31


Stark, Ulf / Höglund, Anna, Kannst Du pfeifen, Johanna? Hamburg:<br />

Carlsen, 2001. ISBN 3-551-35114-7, 51 S.<br />

Ulf und Berra sind auf <strong>de</strong>r Suche nach einem Großvater. Im nächstgelegenen<br />

Altersheim fin<strong>de</strong>n sie einen einsamen, alten Mann, <strong>de</strong>r großen<br />

Spaß daran fin<strong>de</strong>t, ein Großvater zu sein. Niemand ahnt, dass <strong>de</strong>r neue<br />

Großvater seine Rolle nur einige Tage lang spielen kann, doch diese wenigen<br />

Tage sind wun<strong>de</strong>rbar … Eine warme und sensible, nach<strong>de</strong>nklich<br />

stimmen<strong>de</strong> Geschichte für Kin<strong>de</strong>r ab 8 Jahren.<br />

Varley, Susan, Leb wohl, lieber Dachs. Wien / München: Betz, 1992.<br />

ISBN 3-219-10283-2, 23 S.<br />

Das Kin<strong>de</strong>rbuch mit schönen Bil<strong>de</strong>rn han<strong>de</strong>lt von <strong>de</strong>m alten Dachs, <strong>de</strong>r<br />

merkt, dass seine Lebenszeit zuen<strong>de</strong> geht. Er hat keine Angst vor <strong>de</strong>m<br />

Tod. Einfühlsam wird beschrieben, wie er einschläft. Die Tiere im Wald<br />

trauern um ihn. Langsam erinnern sie sich an die Zeit mit ihm. Je<strong>de</strong>m<br />

hat <strong>de</strong>r Dachs etwas beson<strong>de</strong>res beigebracht. Diese Fähigkeiten trösten<br />

sie jetzt und erleichtern <strong>de</strong>n Abschied. Ab 5 Jahren.<br />

Voß, Elke, Schaut Oma uns aus <strong>de</strong>m Himmel zu? Noemi und Benjamin<br />

fragen nach <strong>de</strong>m Tod. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlagshaus,<br />

2001. ISBN 3-7975-0013-0, 40 S.<br />

Noemi und Benjamin erleben das Sterben und <strong>de</strong>n Tod ihrer Großmutter.<br />

Sie sind erschrocken und traurig, haben aber auch viele Fragen. Ihre<br />

Gefühle bringt die Mutter in einem Gebet vor Gott. Sehr <strong>de</strong>tailgetreu<br />

wer<strong>de</strong>n die einzelnen Vorgänge rund um die Beerdigung beschrieben.<br />

Im Anhang fin<strong>de</strong>t sich ein kleines Lexikon für Kin<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>m viele Begriffe<br />

rund um Sterben, Tod und Beerdigung erklärt wer<strong>de</strong>n, und ein<br />

Wort an Erwachsene über die christliche Auferstehungshoffnung. Lei<strong>de</strong>r<br />

ist die Perspektive aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r nicht immer durchgehalten.<br />

Ab 4 (bis 10) Jahren.<br />

McCardie, Amanda / Crossland, Caroline, Mach’s gut, kleiner Frosch.<br />

Wien: St. Gabriel, 1997. ISBN –85264-538-7, 30 S.<br />

Das Bil<strong>de</strong>rbuch gibt ein Beispiel dafür, wie man auch auf heitere Weise<br />

angemessen mit <strong>de</strong>m Tod umgehen kann. Einer <strong>de</strong>r Frösche an einem<br />

kleinen Teich ist alt gewor<strong>de</strong>n und mü<strong>de</strong>. Ein kleiner Frosch war ihm<br />

immer beson<strong>de</strong>rs nahe und möchte ihm eine Freu<strong>de</strong> machen. „Was<br />

32


schaust Du Dir am allerliebsten an?” – „Ein Ballett.” Also stellt <strong>de</strong>r kleine<br />

Frosch ein Froschballett auf die Beine. Im Lauf <strong>de</strong>r Geschichte wird<br />

klar, dass das Ballett ein Bild für das Leben ist. Ein alter Frosch, <strong>de</strong>r<br />

stirbt, ist ein Teil <strong>de</strong>s Balletts. Die Angst <strong>de</strong>s kleinen Frosches um seinen<br />

großen Freund wird gut beschrieben. Der große Frosch tröstet ihn und<br />

sagt ihm, dass das Ballett für ihn immer weiter geht, obwohl er nicht<br />

mehr da ist. Wenn <strong>de</strong>r kleine Frosch die Augen schließt, ist es tatsächlich<br />

so: Er sieht <strong>de</strong>n alten Frosch tanzen. Ab 5 Jahren.<br />

Bil<strong>de</strong>rbücher über <strong>de</strong>n Tod von Kin<strong>de</strong>rn<br />

Kaldhol, Marit / Oyen, Wenche, Abschied von Rune. München: Ellermann,<br />

1987. ISBN 3-7707-6272-X, 24 S.<br />

Ausdrucksstarke Aquarellbil<strong>de</strong>r, die für sich schon von Schmerz erzählen,<br />

untermalen die Geschichte von Sara und Rune. Sie sind die besten<br />

Freun<strong>de</strong> und spielen täglich miteinan<strong>de</strong>r. Eines Tages fährt Rune<br />

<strong>zum</strong> Fischen. Sara geht schnell nach Hause, um noch einen Handschuh<br />

zu holen. Als sie zurückkommt, ist Rune ertrunken. Die Mutter tröstet<br />

Sara. Das Buch ist sehr beeindruckend. Obwohl die Handlung Schuldgefühle<br />

nahe legt – Hätte Sara Rune retten können, wäre sie da geblieben?<br />

– wer<strong>de</strong>n diese nicht angesprochen. Die christliche Perspektive<br />

bleibt lei<strong>de</strong>r unberücksichtigt. Runes Leben en<strong>de</strong>t unwi<strong>de</strong>rruflich mit<br />

<strong>de</strong>m Tod. Ab 6 Jahren.<br />

Schindler, Regine / Heyduck-Huth, Hil<strong>de</strong>, Pele und das neue Leben.<br />

Lahr: Kaufmann, 1981. ISBN 3-7806-0415-9, 24 S.<br />

Die Geschichte han<strong>de</strong>lt von Pele und Tomo und ihrer tiefen Freundschaft.<br />

Eines Tages erscheint Tomo nicht <strong>zum</strong> Spielen und Pele wartet<br />

viele Tage vergeblich auf ihn, bis er erfährt, dass Tomo krank war und<br />

schließlich gestorben ist. Pele fragt seine Mutter, wie es sei, tot zu sein,<br />

woraufhin diese auf <strong>de</strong>n Himmel als neues Leben mit Gott verweist.<br />

Daraufhin fällt Pele ein Beet ein, das er mit Tomo zusammen besät hat,<br />

um die wachsen<strong>de</strong>n Pflanzen zu beobachten und auf das neue Leben<br />

zu warten. Das Bild <strong>de</strong>r Samenkörner, die in die Er<strong>de</strong> gelegt wur<strong>de</strong>n,<br />

dort gestorben sind, um als Blumen wie<strong>de</strong>r zu erblühen, wird für Pele<br />

<strong>zum</strong> Trost: Auch Tomos alte Hülle ist gestorben und begraben. Auch<br />

33


Tomo hat ein neues Leben. Die Sprache <strong>de</strong>s Buches ist sehr schlicht. Es<br />

enthält aber auch schwierige innere Monologe und gedankliche Reflexionen.<br />

Aus theologischer Perspektive ist die Beschreibung <strong>de</strong>s Himmels<br />

und <strong>de</strong>r Hoffnung auf ein ewiges Leben gelungen. Schwierig<br />

hingegen ist die Art <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>s Samenkorn-Bil<strong>de</strong>s, da es <strong>de</strong>n<br />

Eindruck erweckt, das neue, ewige Leben sei in uns angelegt, so als ob<br />

wir nur zu sterben brauchten, um dann automatisch das Leben in voller<br />

Blütenpracht zu erlangen. Die Gespräche, die Pele mit <strong>de</strong>n Erwachsenen<br />

über Tomos Krankheit, Sterben und Tod führt, bieten positive Anknüpfungspunkte<br />

und lassen mit Hilfe <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikationsfigur Pele das<br />

<strong>de</strong>nkerische Bewältigen nach <strong>de</strong>m Tod eines geliebten Menschen üben.<br />

Lei<strong>de</strong>r wird ein möglicher Umgang mit <strong>de</strong>r Krankheit <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>s, seinem<br />

Sterben, mit Trauerritualen und mit <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sangst <strong>de</strong>s überleben<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>s nicht gezeigt. Ab 5 Jahren.<br />

Bücher für Erwachsene<br />

Baum, Heike, Ist Oma jetzt im Himmel? Vom Umgang mit Tod und<br />

Traurigkeit. Kösel: München 2002. ISBN 3-466-30586-1, 47 S.<br />

Die einfühlsamen, spielerischen und alltagsnahen Anregungen dieses<br />

Praxisratgebers unterstützen Drei- bis Siebenjährige darin, mit <strong>de</strong>n kleinen,<br />

ganz alltäglichen und mit <strong>de</strong>n großen Abschie<strong>de</strong>n im Leben besser<br />

umzugehen. Ein übersichtlicher Informationsteil zeigt, warum Kin<strong>de</strong>r<br />

Trauer an<strong>de</strong>rs verarbeiten als Erwachsene und wie Eltern und Erzieherinnen<br />

ihnen dabei behutsam zur Seite stehen können.<br />

Ennulat, Gertrud, Kin<strong>de</strong>r in ihrer Trauer begleiten. Ein Leitfa<strong>de</strong>n für Erzieherinnen.<br />

Freiburg [u.a.]: Her<strong>de</strong>r, 1998. ISBN 3-451-26613-X, 174 S.<br />

Die Autorin führt Erzieherinnen in Kin<strong>de</strong>rgärten und Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />

sensibel an das schwierige Thema heran und zeigt, wie sie Kin<strong>de</strong>r in solchen<br />

Momenten begleiten können. Praktische Vorschläge, Geschichten<br />

und Lie<strong>de</strong>r bieten vielfältig einsetzbares Material, auf das sie zurückgreifen<br />

können, wenn ein Kind trauert und Hilfe braucht. Auch für<br />

Eltern ist das Buch hilfreich.<br />

34


Ennulat, Gertrud, Kin<strong>de</strong>r trauern an<strong>de</strong>rs. Wie wir sie einfühlsam und<br />

richtig begleiten. Freiburg: Her<strong>de</strong>r, 2003. ISBN 3-451-05367-5<br />

Das Buch gibt konkrete Anregungen, wie wir die Sprache <strong>de</strong>r Trauer<br />

entschlüsseln und Kin<strong>de</strong>r bei einem Trauerfall richtig begleiten können.<br />

Es zeigt auch, wie Eltern schon frühzeitig mit Kin<strong>de</strong>rn über Sterben und<br />

Tod ins Gespräch kommen können. Es vermittelt anschaulich, was in<br />

trauern<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn vorgeht und zeigt Wege auf, wie wir mit ihnen umgehen<br />

können.<br />

Finger, Gertraud, Mit Kin<strong>de</strong>rn trauern. Zürich: Kreuz, 2001.<br />

ISBN 3-7831-2033-0, 196 S.<br />

Die Autorin stellt die verschie<strong>de</strong>nen Abschnitte <strong>de</strong>r Trauer dar und beschreibt<br />

anschaulich, wie Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n jeweiligen Altersabschnitten<br />

mit <strong>de</strong>m Tod umgehen. Sie gibt Tipps und Ratschläge, wie Fragen <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r beantwortet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Einfühlsam macht sie <strong>de</strong>utlich, wie wichtig es ist, dass auch die Erwachsenen<br />

ihre eigene Trauer durchleben, damit die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schmerz<br />

verarbeiten können.<br />

Holzschuh, Wolfgang (Hg.), Geschwistertrauer. Erfahrungen und Hilfen<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Praxisfel<strong>de</strong>rn. Regensburg: Pustet, 2000.<br />

ISBN 3-7917-1728-6, 214 S.<br />

Eine spezifische Form <strong>de</strong>r Trauer ist die Geschwister-Trauer. Beson<strong>de</strong>rs<br />

Kin<strong>de</strong>rn und jungen Menschen fällt die Bewältigung eines solchen,<br />

meist tragischen To<strong>de</strong>sfalls enorm schwer. Und allzu häufig wer<strong>de</strong>n sie<br />

als Trauern<strong>de</strong> kaum wahrgenommen. Das Buch richtet sich an Seelsorger,<br />

Pädagogen, betroffene Eltern, Mitarbeiter in <strong>de</strong>r Hospiz-Bewegung<br />

o<strong>de</strong>r Bestatter. Kompetente Fachleute (Theologen, Psychologen, Sozialpädagogen,<br />

Trauerberater und Bestatter) geben einen gründlichen und<br />

informativen Überblick über das Phänomen <strong>de</strong>r Geschwister-Trauer<br />

und veranschaulichen an konkreten Beispielen, wie Trauern<strong>de</strong>n geholfen<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Kroen, William C., Da sein, wenn Kin<strong>de</strong>r trauern. Hilfen und Ratschläge<br />

für Eltern und Erziehen<strong>de</strong>. Freiburg [u.a.]: Her<strong>de</strong>r, 1998.<br />

ISBN 3-451-04670-9, 156 S.<br />

An vielen Beispielen zeigt <strong>de</strong>r Autor, wie Eltern behutsam an das Thema<br />

35


heranführen können – etwa beim Tod eines Haustieres. Er lässt Kin<strong>de</strong>r<br />

zu Wort kommen, die durch die Erfahrung <strong>de</strong>r Trauer gegangen sind.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Trauerzeit bleibt immer, dass die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Verlust <strong>de</strong>s geliebten<br />

Menschen in ihr Leben integrieren. Das Buch ist ein wertvoller Ratgeber<br />

für alle Erwachsenen, die ein Kind in <strong>de</strong>r Situation von Tod und<br />

Verlust eines geliebten Menschen verstehen und unterstützen wollen.<br />

Pisarski, Angelika / Pisarski, Wal<strong>de</strong>mar, Das Sterben ins Leben holen.<br />

Kin<strong>de</strong>r beim Trauern begleiten. Nürnberg: Lan<strong>de</strong>sverband Evangelischer<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätten in Bayern, 1997, 98 S.<br />

(Bestelladresse: Diakonisches Werk Bayern, Lan<strong>de</strong>sverband Ev. Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />

in Bayern e.V., Referat Fort- und Weiterbildung, Pirckheimerstr.<br />

6, 90408 Nürnberg, Preis 6 Euro)<br />

„Abschiedlich leben zu lernen, das Sterben ins Leben zu holen“, dies ist<br />

das Grundanliegen <strong>de</strong>s Arbeitsheftes. Es konzentriert sich auf Kin<strong>de</strong>r,<br />

die ein Geschwisterchen o<strong>de</strong>r einen Elternteil verloren haben. Folgen<strong>de</strong><br />

Schwerpunkte zeigen für diese Situationen Hilfen auf: Die Trauer <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r verstehen, Kin<strong>de</strong>r trösten und nicht vertrösten, mit trauern<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn re<strong>de</strong>n, mit Kin<strong>de</strong>rn Trauer gestalten, mit Kin<strong>de</strong>rn abschiedlich<br />

leben. Ergänzend sind Informationen zu fin<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

Einstellung zu Leben und Sterben und über Möglichkeiten, mit Eltern<br />

das Thema zu beraten und Erfahrungen zu verarbeiten.<br />

Reitmeier, Christine / Stubenhofer, Waltraut, Bist du jetzt für immer<br />

weg? Mit Kin<strong>de</strong>rn Tod und Trauer bewältigen. Freiburg: Christophorus,<br />

1998. ISBN 3-419-53303-9, 95 S.<br />

Das Buch bietet Eltern und Kin<strong>de</strong>rn Informationen und wertvollen Rat<br />

durch Anregungen zu Gesprächen und gemeinsamen Erlebnissen und<br />

Geschichten mit Bil<strong>de</strong>rn <strong>zum</strong> Nach<strong>de</strong>nken. Kreative Vorschläge zu<br />

Spielen regen dazu an, Erfahrungen zu machen, die <strong>de</strong>n Verlust verarbeiten<br />

helfen.<br />

Scheilke, Christoph Th. / Schweitzer, Friedrich, Musst Du auch sterben?<br />

Kin<strong>de</strong>r begegnen <strong>de</strong>m Tod. Gütersloh : Gütersloher Verlagshaus,<br />

2000. ISBN 3-579-03091-4, 80 S.<br />

Ein Buch vor allem für Erzieherinnen. Es zeigt, wie Erziehen<strong>de</strong> und Kin<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m Thema Tod und Sterben im Kin<strong>de</strong>rgarten und in <strong>de</strong>r Welt<br />

36


<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r konkret umgehen können. Die Entwicklung <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>sverständnisses<br />

im Kin<strong>de</strong>salter wird anschaulich erklärt. Darüber hinaus<br />

geben die Autoren Anregungen zur rituellen Gestaltung von Abschie<strong>de</strong>n,<br />

geben einen theologischen Impuls über die christliche Auferstehungshoffnung<br />

und machen Vorschläge für zwei Elternaben<strong>de</strong>. Eine<br />

Literaturliste zu Kin<strong>de</strong>rbüchern über <strong>de</strong>n Tod vervollständigt das Buch.<br />

Specht-Tomann, Monika / Tropper, Doris, Wir nehmen jetzt Abschied.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche begegnen Sterben und Tod. Düsseldorf: Patmos,<br />

2000. ISBN 3-491-72426-0, 216 S.<br />

Aufgrund eigener Auseinan<strong>de</strong>rsetzung von Erwachsenen mit <strong>de</strong>m Thema<br />

Sterben, Tod und Trauer möchten die Autorinnen sensibel machen für<br />

<strong>de</strong>n natürlichen Zugang von Kin<strong>de</strong>rn zu Fragen von Leben und Tod. Sie<br />

wollen Verständnis wecken für Verhaltensweisen und Fragen, für Reaktionen<br />

und Gesten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r auf ganz unterschiedliche Verlusterfahrungen.<br />

Anhand von Fallbeispielen geben sie Handlungsanweisungen<br />

und Tipps für die konkrete Begleitung von trauern<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen. Darüber hinaus machen sie auf verschie<strong>de</strong>ne Möglichkeiten<br />

aufmerksam, wie man Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche auf Lebens-Abschie<strong>de</strong><br />

vorbereiten kann.<br />

Specht-Tomann, Monika / Tropper, Doris, Zeit zu trauern. Kin<strong>de</strong>r und<br />

Erwachsene verstehen und begleiten. Düsseldorf: Patmos, 2001.<br />

ISBN 3-491-72441-4, 240 S.<br />

Wie Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene in ihren kleinen und großen Trauerprozessen<br />

richtig begleitet wer<strong>de</strong>n können, zeigen die bei<strong>de</strong>n Autorinnen auf<br />

eindrucksvolle und Mut machen<strong>de</strong> Weise. Dabei wird zunächst auf<br />

Trauer als Tabu-Thema allgemein eingegangen, bevor dann Trauer von<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Erwachsenen und wie man ihr begegnen kann, behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Spölgen, Johannes / Eichinger, Beate, Wenn Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Tod begegnen.<br />

Fragen – Antworten aus <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>s Glaubens. München: Auer-<br />

Donauwörth, 1996. ISBN 3-87904-116-4, 114 S.<br />

Das Buch bietet einen Überblick über die entwicklungspsychologischen<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s und die verschie<strong>de</strong>nen Phasen <strong>de</strong>r<br />

Trauer. Im Mittelpunkt stehen dann die Fragen: Wie komme ich mit Kin-<br />

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<strong>de</strong>rn auf die transzen<strong>de</strong>nte Ebene unseres Lebens zu sprechen? Wie<br />

kann ich einem trauern<strong>de</strong>n Kind Trost aus <strong>de</strong>r Glaubenserfahrung spen<strong>de</strong>n?<br />

Wie verhalte ich mich einfühlsam und glaubwürdig? Dieses Buch<br />

hilft Eltern und Erzieherinnen dabei, Kin<strong>de</strong>r mit ihren drängen<strong>de</strong>n Fragen<br />

und ihrer Trauer nicht allein zu lassen.<br />

Tausch-Flammer, Daniela / Bickel, Lis, Wenn Kin<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Sterben<br />

fragen. Ein Begleitbuch für Kin<strong>de</strong>r, Eltern und Erzieher. Freiburg [u.a.]:<br />

Her<strong>de</strong>r, 4. Aufl. 2002. ISBN 3-451-04882-5, 176 S.<br />

Das Buch verhilft dazu, Tod und Sterben als natürlichen Teil <strong>de</strong>s Lebens<br />

anzunehmen, und zu zeigen, wie Eltern Kin<strong>de</strong>r in ihrem Schmerz begleiten<br />

können. Hilfreich ist auch die beispielhafte Beschreibung im ersten<br />

Teil, wie Kin<strong>de</strong>r individuell trauern, um das trauern<strong>de</strong> Kind besser zu<br />

verstehen. Kurz wer<strong>de</strong>n die unterschiedlichen Auffassungen vom Tod<br />

während <strong>de</strong>r jeweiligen Altersstufen beschrieben. Der zweite Teil mit<br />

Arbeitsaufgaben lädt Kin<strong>de</strong>r im Lesealter dazu ein, ihre Gedanken und<br />

Gefühle selbst o<strong>de</strong>r mit Hilfe <strong>de</strong>r Eltern in das Buch zu schreiben. Dieser<br />

Teil ist vielleicht nicht nach je<strong>de</strong>rmanns Geschmack, die Bil<strong>de</strong>r nicht<br />

beson<strong>de</strong>rs kindgerecht und das didaktische Ziel <strong>de</strong>r Übungen ist oft unklar.<br />

Wolfelt, Alan D., Für Zeiten <strong>de</strong>r Trauer. Wie ich Kin<strong>de</strong>rn helfen kann.<br />

100 praktische Anregungen. Stuttgart [u.a.]: Kreuz, 2002.<br />

ISBN 3-7831-2059-4, 224 S.<br />

Dieses Buch bietet Menschen, die für trauern<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r da sein möchten,<br />

einfühlsame Hilfe durch einfache, praktische Anregungen für <strong>de</strong>n<br />

Alltag – weil schon ganz kleine Dinge große Wirkung haben können.<br />

Die 100 praktischen Anregungen beantworten die Frage „Was kann ich<br />

tun, um zu helfen?“ Einige <strong>de</strong>r Hinweise helfen, etwas über die Grundprinzipien<br />

<strong>de</strong>s Schmerzes und <strong>de</strong>r Trauer zu lernen. Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um praktische, direkte und handlungsorientierte Vorschläge,<br />

wie Erwachsene mit einem trauern<strong>de</strong>n Kind Zeit verbringen<br />

und es aktiv unterstützen können.<br />

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Adressen<br />

■ Das Zentrum für trauern<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r e.V.<br />

Beate Alefeld<br />

Donandtstraße 61, 28209 Bremen<br />

Telefon: (0421) 34 36 68; E-Mail: DasZentrum@gmx.<strong>de</strong><br />

www.trauern<strong>de</strong>-kin<strong>de</strong>r.<strong>de</strong><br />

■ Domino – Zentrum für trauern<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r e.V.<br />

Christel Gattinger-Kurth<br />

Auf <strong>de</strong>m Broich 24, 51529 O<strong>de</strong>nthal;<br />

Telefon: (02174) 43 99; www.zentrakin.<strong>de</strong><br />

14-tägiger Rhythmus <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rgruppen (1 1 /2 Stun<strong>de</strong>n); parallel dazu<br />

fin<strong>de</strong>t eine Angehörigengruppe statt. Für Kin<strong>de</strong>r von 4 bis 12 Jahren.<br />

■ Hospizgruppe Freiburg<br />

Frau Eberstein<br />

Türkenlouis-Str. 22, 79102 Freiburg;<br />

Telefon: (0761) 3 19 16 24<br />

Projekt Kin<strong>de</strong>rtrauer:<br />

¯ Gruppenangebote für Kin<strong>de</strong>r von 6 bis 9 Jahren (7 Termine)<br />

¯ Beratungstelefon für Umgang mit trauern<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

(Erwachsene und Kin<strong>de</strong>r)<br />

¯ Chatroom für Jugendliche (geplant)<br />

¯ Pädagogische Tage für Erzieherinnen und Lehrerinnen<br />

■ Hospizverein Wattenscheid e.V.<br />

Norbert Philipp<br />

Voe<strong>de</strong>str. 91, 44866 Bochum<br />

Projekt mit sieben Kin<strong>de</strong>rgärten, die sich intensiv mit <strong>de</strong>m Thema<br />

Tod auseinan<strong>de</strong>rgesetzt haben (unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Eltern).<br />

Kin<strong>de</strong>r malten Bil<strong>de</strong>r <strong>zum</strong> Thema, die ausgestellt wur<strong>de</strong>n.<br />

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■ För<strong>de</strong>rverein für krebskranke Kin<strong>de</strong>r Tübingen e.V.<br />

Thomas Bäumer<br />

Justinus Kerner Str. 5; 72070 Tübingen<br />

Telefon: (07071) 94 68-14<br />

E-Mail: thomas.baeumer@krebskranke-kin<strong>de</strong>r-tuebingen.<strong>de</strong>;<br />

www.krebskranke-kin<strong>de</strong>r-tuebingen.<strong>de</strong><br />

¯ Wochenendfreizeit für trauern<strong>de</strong> Geschwisterkin<strong>de</strong>r<br />

■ Ruf und Rat<br />

Gerlin<strong>de</strong> Mock<br />

Hospitalstr. 26; 70174 Stuttgart<br />

Telefon: (0711) 2 26 20 55<br />

Dreimal im Jahr ein Samstag für Kin<strong>de</strong>r und junge Erwachsene<br />

(bis 35), nach Alter- und Traueranlass (Geschwister / Eltern) getrennt.<br />

Hilfe für Eltern, die ein Kind verloren haben:<br />

■ Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.<br />

Gabriele Knöll (1. Vorsitzen<strong>de</strong>)<br />

Fuhrenweg 3; 21391 Reppenstedt<br />

Telefon: (04131)6 80 - 32 32; E-Mail: Kontakt@veid.<strong>de</strong> ;<br />

www.veid.<strong>de</strong><br />

¯ Dort sind alle Regionalstellen, Literatur und Termine zu erfahren.<br />

Danksagung<br />

Danken möchte ich <strong>de</strong>n Teilnehmen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Fachgesprächs „Kin<strong>de</strong>r<br />

trauern an<strong>de</strong>rs“, die mit ihren Kompetenzen und Erfahrungen bei <strong>de</strong>r<br />

Begleitung von trauern<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn an dieser Broschüre mit gewirkt<br />

haben:<br />

Thomas Bäumer, För<strong>de</strong>rverein krebskranke Kin<strong>de</strong>r, Tübingen<br />

Petra Borch, Leiterin <strong>de</strong>s Seminars für Seelsorgeausbildung, Stuttgart-<br />

Birkach<br />

Gertrud Ennulat, Pädagogin / Autorin, Freiburg<br />

Margarete Helmes, För<strong>de</strong>rverein Hospiz, Leonberg<br />

Inger Hermann, Referentin für Religionspädagogik und Hospiz, Stuttgart<br />

Bernhard Lehr, Journalist / Filmemacher; Concept Film, Karlsruhe<br />

Gerlin<strong>de</strong> Mock, Trauerbegleiterin für Kin<strong>de</strong>r, Stuttgart<br />

Susanne Stolp-Schmidt, Hospizdienst Rems-Murr-Kreis, Waiblingen<br />

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