23.10.2014 Aufrufe

Ostfriesland-Magazin 12/96 Krippen Hartmut Balders - Unterwegs ...

Ostfriesland-Magazin 12/96 Krippen Hartmut Balders - Unterwegs ...

Ostfriesland-Magazin 12/96 Krippen Hartmut Balders - Unterwegs ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Weihnachtsgeschichte - von Josef erzÄhlt…<br />

Endlich sind wir wieder zu Hause.<br />

Meine Nachbarn fragen jeden<br />

Tag: „Josef, wo wart ihr die<br />

ganzen Jahre? Warum seid ihr<br />

nicht nach Nazareth<br />

zurÉckgekommen? Was war los?<br />

Nun erzÄhl schon!....“<br />

Alles fing hier in Nazareth an.<br />

Ich war hier im Dorf<br />

Zimmermann und hatte gut<br />

zu tun. Maria und ich hatten uns gerade verlobt. Unsere VÄter hatten<br />

sich das gut ausgedacht - wir beide: Josef, der Zimmermann und<br />

Maria, Tochter eines angesehenen BÉrgers.<br />

Aber eines Abends war Maria so<br />

merkwÉrdig. Sie war so ganz<br />

anders. Erst druckste sie herum.<br />

Ich nahm sie in den Arm und sagte:<br />

„Komm, Maria, was hast du,<br />

erzÄhl!“ „Josef, ich habe einen<br />

Engel gesehen! Er war bei mir und<br />

hat mit mir geredet“ „Maria, was<br />

erzÄhlst du da? Wer hat in<br />

Nazareth jemals einen Engel<br />

gesehen?“<br />

„Josef, glaub mir, es war ein Bote Gottes.-- Er sagte: Maria, du bist<br />

von Gott ausgesucht worden, so sollst ein Kind zur Welt bringen,<br />

das der Welt den Frieden bringt.“<br />

Ich war sprachlos. Maria ist schwanger und dabei hatten wir doch<br />

nichts miteinander. Ich wollte sie heimlich verlassen und woanders<br />

hingehen. Aber in der Nacht trÄumte ich, dass das alles okay ist - mit<br />

Maria und so. Ja, dann<br />

bleiben wir zusammen und<br />

sie ist meine Frau geworden.<br />

Einige Monate spÄter<br />

mussten wir nach Bethlehem.<br />

Seid ihr schon mal mit einer<br />

Schwangeren so viele<br />

Kilometer gereist? Ich habe<br />

noch nie so viel Zeit<br />

gebraucht wie damals. Aber<br />

es war auch schÖn, wir muÜten viele Pausen machen und ich staunte<br />

nicht schlecht, wie schÖn unsere Heimat ist. Maria hat die Reise sehr<br />

angestrengt. Immer wieder hielt sie sich ihren Bauch. „Josef, wie<br />

lange noch?“ Woher soll ich denn wissen, wann die Geburt beginnt?


Die Reise war noch nichts im Vergleich zu dem, was uns in Bethlehem<br />

erwartete. Kein Platz, kein Bett, kein Fleckchen zum Ausruhen. Ich bin<br />

von TÉr zu TÉr gegangen -<br />

Fehlanzeige.<br />

Da hat sich der<br />

Kaiser von<br />

Rom was<br />

Feines<br />

ausgedacht,<br />

nur um noch<br />

mehr Geld zu<br />

kassieren...<br />

Klar, war es in<br />

Bethlehem<br />

ÉberfÉllt, wer<br />

stammt nicht<br />

alles von KÖnig<br />

David,<br />

meinem<br />

Vorfahren,<br />

ab? Und ich<br />

mitten drin,<br />

mit der<br />

hochschwangeren Maria. Einen Unterstellplatz fÉr Vieh haben wir<br />

schlieÜlich gefunden. Warm warás, Heu war auch da. So konnte ich es<br />

Maria wenigstens einigermaÜen bequem machen.<br />

Ich war gerade eingeduselt, als Maria mich weckte: „Josef, es geht<br />

los!“ Ich bin Zimmermann, aber nun wurde ich Geburtshelfer. „Warmes<br />

Wasser; die TÉcher dort; komm,<br />

hilf mir!“ Maria konnte mir alles<br />

sagen, womit ich ihr helfen<br />

konnte. Das hatte sie bei<br />

Elisabeth, ihrer Verwandten,<br />

gelernt. Aber das ist eine andere<br />

Geschichte. - Maria ist schon eine<br />

starke Frau: Sie hat einen Jungen<br />

geboren. - Ich borgte mir bei den<br />

Tieren die Futterkrippe aus und<br />

machte aus Heu schnell ein<br />

kleines Bettchen zurecht. Da legte Maria ihr Kind - unser Kind - hinein.<br />

Zur gleichen Zeit hatten auf dem Nachbarfeld die Hirten, die dort ihre<br />

Schafe hÉteten, ein seltsames<br />

Erlebnis. Sie sahen ein helles<br />

himmlisches Licht und ein Bote<br />

Gottes sprach zu ihnen, dass heute<br />

der Retter der Welt geboren sei.<br />

Jedenfalls haben die Hirten es<br />

erzÄhlt. Und sie hÖrten sogar noch<br />

die Engel singen. Ja, wirklich: „Ehre<br />

sei Gott in der HÖhe und Frieden auf<br />

Erden!“ Ich hab es auch erst nicht<br />

glauben wollen, aber Maria meinte:<br />

Josef denk nach, es ist doch alles so anders mit unserem Kind.<br />

Und als die Hirten dann zu uns kamen, war ich Éberrascht. Diese<br />

MÄnner, die es gewohnt waren, mit wilden Tieren zu kÄmpfen, standen


hier bei uns und staunten Éber unser Kind. Ja, sie hatten sogar TrÄnen<br />

in den Augen. Sie hatten uns gefunden, wie es der Engel gesagt hatte.<br />

Dieser Hirte brachte ein SchÄfchen mit.<br />

Der Mexikaner schien mir<br />

eigentlich unbeugsam zu<br />

sein. Er stand da und<br />

schaute. Aber ein LÄcheln<br />

ging Éber sein Gesicht. Ich<br />

glaube er hat verstanden,<br />

was sich durch dieses Kind<br />

in der Welt verÄndern wird -<br />

- Friede auf Erden?<br />

Der Stolz dieses Afrikaners war nicht zu Ébersehen. Ein Hirte aus Afrika;<br />

reich und angesehen. Auch er kommt zum Stall und ist dabei.<br />

Und der war aus unserer Gegend. Sein<br />

Gewand zeigt noch die Bewegung - so<br />

schnell ist er gelaufen. Ja nichts<br />

Wichtige verpassen. Er muss es<br />

gesehen haben. Ob er begreift? Wenn<br />

ich Maria ansah, dann wusste ich, sie<br />

hatte alles begriffen. In ihrem Herzen<br />

hat sich alles zusammengefÉgt: Hier<br />

handelte Gott und die Menschen<br />

staunten, dass sie es miterleben<br />

konnten.<br />

Einige Zeit spÄter wurde es noch Sonderbarer. Wir hÖrten, dass<br />

drauÜen was los war. Ich schaute mich um: Da war doch tatsÄchlich<br />

eine Karawane, die vor unserem Stall Rast machen wollte. Drei Weise<br />

stiegen ab und sie kamen zu<br />

uns. Sie wollten das Kind<br />

besuchen. Bei KÖnig<br />

Herodes hatten sie sich<br />

erkundigt, wo ein neuer<br />

KÖnig geboren werden<br />

kÖnne, denn sie hatten<br />

einen neuen Stern am<br />

Himmel entdeckt. „Nur in<br />

Bethlehem!“ war die Antwort<br />

der Gelehrten gewesen. Und<br />

da waren sie - bei uns.<br />

Geschenke brachten sie mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ich konnte<br />

es gar nicht glauben, aber sie standen vor mir. Maria hatte wieder<br />

einmal den Durchblick. Sie wunderte sich nicht: Sie wusste es<br />

irgendwie immer einzuordnen. „Die Armen und Weisen erfahren es<br />

zuerst - Der Retter der Welt ist geboren.“


So waren wir alle beieinander an unserer Krippe. Die Hirten, die Weisen,<br />

Maria und ich. Jeder, wie er sich fÉhlte und wie er sein Leben lebte. Wir<br />

waren dort, wo Gott auf die Welt kommt, um uns zu helfen.<br />

In der Nacht<br />

darauf<br />

trÄumte ich<br />

wieder.<br />

Wir sollten<br />

schnellstens<br />

nach<br />

àgypten<br />

fliehen.<br />

Das Kind ist in<br />

Gefahr.<br />

Noch in der Nacht sind wir losgezogen, um den Soldaten des Herodes<br />

zu entkommen. So bleiben wir also einige Jahre im Asyl in àgypten und<br />

kehrten erst jetzt zu Euch zurÉck!“<br />

Alle <strong>Krippen</strong> sind aus meiner Sammlung. Den Text habe ich fÉr das <strong>Ostfriesland</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

geschrieben. Haba 2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!