Ostfriesland-Magazin 12/96 Krippen Hartmut Balders - Unterwegs ...
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Die Weihnachtsgeschichte - von Josef erzÄhlt…<br />
Endlich sind wir wieder zu Hause.<br />
Meine Nachbarn fragen jeden<br />
Tag: „Josef, wo wart ihr die<br />
ganzen Jahre? Warum seid ihr<br />
nicht nach Nazareth<br />
zurÉckgekommen? Was war los?<br />
Nun erzÄhl schon!....“<br />
Alles fing hier in Nazareth an.<br />
Ich war hier im Dorf<br />
Zimmermann und hatte gut<br />
zu tun. Maria und ich hatten uns gerade verlobt. Unsere VÄter hatten<br />
sich das gut ausgedacht - wir beide: Josef, der Zimmermann und<br />
Maria, Tochter eines angesehenen BÉrgers.<br />
Aber eines Abends war Maria so<br />
merkwÉrdig. Sie war so ganz<br />
anders. Erst druckste sie herum.<br />
Ich nahm sie in den Arm und sagte:<br />
„Komm, Maria, was hast du,<br />
erzÄhl!“ „Josef, ich habe einen<br />
Engel gesehen! Er war bei mir und<br />
hat mit mir geredet“ „Maria, was<br />
erzÄhlst du da? Wer hat in<br />
Nazareth jemals einen Engel<br />
gesehen?“<br />
„Josef, glaub mir, es war ein Bote Gottes.-- Er sagte: Maria, du bist<br />
von Gott ausgesucht worden, so sollst ein Kind zur Welt bringen,<br />
das der Welt den Frieden bringt.“<br />
Ich war sprachlos. Maria ist schwanger und dabei hatten wir doch<br />
nichts miteinander. Ich wollte sie heimlich verlassen und woanders<br />
hingehen. Aber in der Nacht trÄumte ich, dass das alles okay ist - mit<br />
Maria und so. Ja, dann<br />
bleiben wir zusammen und<br />
sie ist meine Frau geworden.<br />
Einige Monate spÄter<br />
mussten wir nach Bethlehem.<br />
Seid ihr schon mal mit einer<br />
Schwangeren so viele<br />
Kilometer gereist? Ich habe<br />
noch nie so viel Zeit<br />
gebraucht wie damals. Aber<br />
es war auch schÖn, wir muÜten viele Pausen machen und ich staunte<br />
nicht schlecht, wie schÖn unsere Heimat ist. Maria hat die Reise sehr<br />
angestrengt. Immer wieder hielt sie sich ihren Bauch. „Josef, wie<br />
lange noch?“ Woher soll ich denn wissen, wann die Geburt beginnt?
Die Reise war noch nichts im Vergleich zu dem, was uns in Bethlehem<br />
erwartete. Kein Platz, kein Bett, kein Fleckchen zum Ausruhen. Ich bin<br />
von TÉr zu TÉr gegangen -<br />
Fehlanzeige.<br />
Da hat sich der<br />
Kaiser von<br />
Rom was<br />
Feines<br />
ausgedacht,<br />
nur um noch<br />
mehr Geld zu<br />
kassieren...<br />
Klar, war es in<br />
Bethlehem<br />
ÉberfÉllt, wer<br />
stammt nicht<br />
alles von KÖnig<br />
David,<br />
meinem<br />
Vorfahren,<br />
ab? Und ich<br />
mitten drin,<br />
mit der<br />
hochschwangeren Maria. Einen Unterstellplatz fÉr Vieh haben wir<br />
schlieÜlich gefunden. Warm warás, Heu war auch da. So konnte ich es<br />
Maria wenigstens einigermaÜen bequem machen.<br />
Ich war gerade eingeduselt, als Maria mich weckte: „Josef, es geht<br />
los!“ Ich bin Zimmermann, aber nun wurde ich Geburtshelfer. „Warmes<br />
Wasser; die TÉcher dort; komm,<br />
hilf mir!“ Maria konnte mir alles<br />
sagen, womit ich ihr helfen<br />
konnte. Das hatte sie bei<br />
Elisabeth, ihrer Verwandten,<br />
gelernt. Aber das ist eine andere<br />
Geschichte. - Maria ist schon eine<br />
starke Frau: Sie hat einen Jungen<br />
geboren. - Ich borgte mir bei den<br />
Tieren die Futterkrippe aus und<br />
machte aus Heu schnell ein<br />
kleines Bettchen zurecht. Da legte Maria ihr Kind - unser Kind - hinein.<br />
Zur gleichen Zeit hatten auf dem Nachbarfeld die Hirten, die dort ihre<br />
Schafe hÉteten, ein seltsames<br />
Erlebnis. Sie sahen ein helles<br />
himmlisches Licht und ein Bote<br />
Gottes sprach zu ihnen, dass heute<br />
der Retter der Welt geboren sei.<br />
Jedenfalls haben die Hirten es<br />
erzÄhlt. Und sie hÖrten sogar noch<br />
die Engel singen. Ja, wirklich: „Ehre<br />
sei Gott in der HÖhe und Frieden auf<br />
Erden!“ Ich hab es auch erst nicht<br />
glauben wollen, aber Maria meinte:<br />
Josef denk nach, es ist doch alles so anders mit unserem Kind.<br />
Und als die Hirten dann zu uns kamen, war ich Éberrascht. Diese<br />
MÄnner, die es gewohnt waren, mit wilden Tieren zu kÄmpfen, standen
hier bei uns und staunten Éber unser Kind. Ja, sie hatten sogar TrÄnen<br />
in den Augen. Sie hatten uns gefunden, wie es der Engel gesagt hatte.<br />
Dieser Hirte brachte ein SchÄfchen mit.<br />
Der Mexikaner schien mir<br />
eigentlich unbeugsam zu<br />
sein. Er stand da und<br />
schaute. Aber ein LÄcheln<br />
ging Éber sein Gesicht. Ich<br />
glaube er hat verstanden,<br />
was sich durch dieses Kind<br />
in der Welt verÄndern wird -<br />
- Friede auf Erden?<br />
Der Stolz dieses Afrikaners war nicht zu Ébersehen. Ein Hirte aus Afrika;<br />
reich und angesehen. Auch er kommt zum Stall und ist dabei.<br />
Und der war aus unserer Gegend. Sein<br />
Gewand zeigt noch die Bewegung - so<br />
schnell ist er gelaufen. Ja nichts<br />
Wichtige verpassen. Er muss es<br />
gesehen haben. Ob er begreift? Wenn<br />
ich Maria ansah, dann wusste ich, sie<br />
hatte alles begriffen. In ihrem Herzen<br />
hat sich alles zusammengefÉgt: Hier<br />
handelte Gott und die Menschen<br />
staunten, dass sie es miterleben<br />
konnten.<br />
Einige Zeit spÄter wurde es noch Sonderbarer. Wir hÖrten, dass<br />
drauÜen was los war. Ich schaute mich um: Da war doch tatsÄchlich<br />
eine Karawane, die vor unserem Stall Rast machen wollte. Drei Weise<br />
stiegen ab und sie kamen zu<br />
uns. Sie wollten das Kind<br />
besuchen. Bei KÖnig<br />
Herodes hatten sie sich<br />
erkundigt, wo ein neuer<br />
KÖnig geboren werden<br />
kÖnne, denn sie hatten<br />
einen neuen Stern am<br />
Himmel entdeckt. „Nur in<br />
Bethlehem!“ war die Antwort<br />
der Gelehrten gewesen. Und<br />
da waren sie - bei uns.<br />
Geschenke brachten sie mit: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ich konnte<br />
es gar nicht glauben, aber sie standen vor mir. Maria hatte wieder<br />
einmal den Durchblick. Sie wunderte sich nicht: Sie wusste es<br />
irgendwie immer einzuordnen. „Die Armen und Weisen erfahren es<br />
zuerst - Der Retter der Welt ist geboren.“
So waren wir alle beieinander an unserer Krippe. Die Hirten, die Weisen,<br />
Maria und ich. Jeder, wie er sich fÉhlte und wie er sein Leben lebte. Wir<br />
waren dort, wo Gott auf die Welt kommt, um uns zu helfen.<br />
In der Nacht<br />
darauf<br />
trÄumte ich<br />
wieder.<br />
Wir sollten<br />
schnellstens<br />
nach<br />
àgypten<br />
fliehen.<br />
Das Kind ist in<br />
Gefahr.<br />
Noch in der Nacht sind wir losgezogen, um den Soldaten des Herodes<br />
zu entkommen. So bleiben wir also einige Jahre im Asyl in àgypten und<br />
kehrten erst jetzt zu Euch zurÉck!“<br />
Alle <strong>Krippen</strong> sind aus meiner Sammlung. Den Text habe ich fÉr das <strong>Ostfriesland</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
geschrieben. Haba 2006