Artikel als pdf - Markus Stenz
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S.38
-- -<br />
-------<br />
Stick) oder einen Mitschnitt<br />
des Gürzenich-Orchesters<br />
(<strong>als</strong> Doppel-CDI<br />
konnten Besucherdirelrt<br />
nach Konzertende<br />
kaufen<br />
Take It Or Leavelt<br />
Wer kennt das nicht: Band oder Orchester haben die Bühne verlassen, die Lichter gehen an<br />
und ein grandioser Auftritt hallt in einem nach. Immer öfter gibt es nun die Möglichkeit, Konzerte<br />
-direkt in:' Anschluss <strong>als</strong> Livemitschnitt zu erwerben. Ein Report von Andreas Kunz<br />
BAP tut es, Simply Red<br />
Stick für schlappe 5 Euro herunterzuladen.<br />
Für das "GO<br />
ebenso wie Peter Maffay<br />
und andere. In Zusammenarbeit<br />
live" genannte Projekt werner<br />
mit dem Kölden<br />
prinzipiell alle Konzerte<br />
Livemusik-Portal "Concert<br />
des Gürzenich-Orchesters<br />
Online" (siehe Kasten)<br />
mitgeschnitten - mit Aus-<br />
bieten sie dem Konzertbesu- .<br />
eher die Möglichkeit, nach<br />
dem Konzert per USB-Stick<br />
einen Livemitschnitt des jeweiligen<br />
Ereignisses zu erwerben.<br />
nahme derjenigen, bei denen<br />
Gastdirigenten oder Solisten<br />
mitwirken, die exklusiv bei<br />
Plattenfirmen unter Vertrag<br />
stehen.<br />
Andere Popmusiker<br />
wie Tori Amos oder Marillion<br />
stellen ihre Konzerte ins<br />
Verlockendes Angebot<br />
Ein verlockendes Angebot.<br />
Netz, wo Fans sie sich kostenpflichtig<br />
Zumal die Klangqualität<br />
herunterladen<br />
nichts mit klirrenden Boot-<br />
könn~n.<br />
legs zu tun hat, ist hier doch<br />
Angebote, die in der Regel<br />
mit Jens Schünemann ein<br />
gut angenommen werden. Mischpult und Monitore: Hier werden Konzerte des Gürzenich-Orchesters aufgezeichnet Tonmeister am Werke, der<br />
überraschend dagegen, dass<br />
bereits mit Grammy, MIder<br />
Vorreiter für solch technisch innovative<br />
Projekte aus der Klassik kommt. Und nicht<br />
etwa die Berliner Philharmoniker mit ihrem<br />
Gürzenich-Orchester: Die Kölner bieten seit<br />
2005 ihre Konzerte im Anschluss auf Doppel-CD<br />
(10 Euro, inkl. Jewel-Box: 12 Euro,<br />
DEM Award und dem Preis der Deutschen<br />
Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde. Bereitwilliglässt<br />
er uns hinter die Kulissen blicken<br />
"virtuellen Konzertsaal" haben hier den Anfang<br />
per Post: 15 Euro) an sowie die alternative<br />
und erklärt den Ablauf.~ Freitag rei-<br />
gemacht, sondern das traditionsreiche Möglichkeit, sie sich per i-Pod oder MP3- se ich an, um die Mikrofone in der<br />
Philhar-<br />
9/2009 STEREO ;35
REPORT<br />
DIREKTMITSCHNITTE<br />
monie aufzuhängen". Da er quasi allein vor<br />
Ort ist, hat ihm der Orchesterwart vorher die<br />
Schlüsselpositionen auf der Bühne markiert.<br />
So weiß er, wo Pauke, Erste Geige und and~re<br />
instrumentalisten sitzen. Für das Pro-<br />
, , gramm, das in drei Konzerten vom 17. bis<br />
19. Mai präsentiert wird, hängt er nerin<br />
raumbezogene Mikrofone und 16 so genannte<br />
Stützmikrofone auf Mittels der<br />
Stützmikrofone bekommt Schüoe~ann di~<br />
Möglichkeit, einzelne Instrumente aus dem<br />
Gesamtklang hervorzuheben, etwa wenn der<br />
Konzertmeister in seinem Pulk von 16 Ersten<br />
Geigen ein Solo 'spielt.Alle drei Konzer-<br />
Technische Hilfsmittel unterstützen Tonmeister<br />
Jens Schünemann<br />
bei seiner Arbeit<br />
te verfolgt Schünemann während der Generalprobe,<br />
die Aufführungen begleitet er live<br />
am Mischpult in einer Art Regieraum und<br />
fährt in solchen Momenten das Stützmikrofon<br />
entsprechend hoch. "Ich kann <strong>als</strong>o keineswegs<br />
die Hände in den Schoß legen, sondern<br />
muss auf Ereignisse in der Partitur reagieren",<br />
unterstreicht er.<br />
Soundmix auch auf Grundlage<br />
der Generalprobe<br />
Grundsätzlich mischt er den Sound für die<br />
drei Konzerte auf Basisder Generalprobe am<br />
Samstag und stellt das .Mischpult entsprechend<br />
ein. Jebesser die Balance auf der BUhne,<br />
desto weniger Mikrofone '<br />
sind nötig. "Es kommt in oder<br />
nach der' Generalprobe, schon<br />
, mal vor, dass ich noch ein Mikrofon<br />
verändere und noch ein<br />
zusätzliches aufhänge, weil ich<br />
merke, dass ein Instrument nicht<br />
so 'deutlich kommt, wie es kommen<br />
sollte. Andererseits überblickt<br />
man nach vier Spielzeiten,<br />
Die Band Marillion stellt Mitschnitte<br />
ihrer Tour in Eigeilregie ins Netz<br />
(Voiww.marillion.com)<br />
Ein Interview mit <strong>Markus</strong> <strong>Stenz</strong>,<br />
Generalmusikdirektor des<br />
Gürzenich-Orchesters Köln<br />
STEREO: Wie ist die Idee für" GO<br />
live" entstanden?<br />
<strong>Stenz</strong>: Die Motivation dafür war für<br />
mich ganz klar künstlerisch bedingt.<br />
Ich glaube an das Liveerlebnis. Es<br />
gibt nichts Stärkeres <strong>als</strong> das vor Ort<br />
gehörte Konzert. Deshalb hat mich<br />
die Möglichkeit interessiert, das<br />
Liveerlebnis fürs Publikum zu verlängern;<br />
Außerdem spornt uns das<br />
an und bringt uns künstlerisch weiter.<br />
Seit dem Beginn im Oktober 2005<br />
sind nun bereits knapp 120 Konzerttage<br />
GD dokumentiert.<br />
auf<br />
Wie viele CDs werden pro Konzert verkauft?'<br />
Im Schnitt erwerben ungefähr sechs Prozent<br />
der durchschnittlich 1650 Konzertbesucher<br />
anschließend eine CD. Was urisere Erwartungen<br />
bei weitem übertrifft, gerade wenn<br />
man sich vor Augen führt, dass ja die meisten<br />
Leute .Irn Doppelpack" in der Philharmonie<br />
landen, aber nur einen Tonträger kaufen.<br />
Viele Besucher besitzen bereits Beierenzallfnahmen<br />
der Werke, wollen aber dennoch<br />
den Mitschnitt. Warum?<br />
Weil sie vom Gürzenich Orchester so elektrisiert<br />
sind, dass sie sich diesen Moment mit<br />
nach_Hause nehmen möchten. Das Verhäftnis<br />
ist wie mit Postkarte und Foto. Die Postkarte,<br />
die vorgefertigt ist, ist einem weniger<br />
lieb <strong>als</strong> das Foto, das man aus der eigenen<br />
Perspektive geschossen hat. Denn die Befindlichkeit<br />
an dem Tag, die Lichtverhältnisse,<br />
die Temperatur- all das schwingt da mit.<br />
Ähnlich ist es, wenn man unsere GDs hört<br />
Über die musikalische Konserve hinaus stellt<br />
sich das Erlebnis ein. Es ist wie eine Glut, die<br />
wieder entfacht werden kann.<br />
Wie gehen die Orchestermusiker damit um,<br />
dass eventuelle Fehler auf CD verewigt werden?<br />
Mit der Einführung der ,;Sofort-GDs" haben<br />
wir eine zusätzliche Orchesterprobe disponiert.<br />
Dennoch gibt es selbstverständlich mal<br />
spieltechnische Unfälle, oder ein besonders<br />
schöner Übergang wird vom Publikum zerhustet<br />
Aber es gibt ja eine ganz klare Verabredung<br />
mit den Musikern: Diese Mitschnitte<br />
dürfen ausschließlich im Konzert<br />
verkauft werden. Nur wer <strong>als</strong>o etwa einen<br />
Kiekser live im Saal gehört hat. darf ihn auch<br />
mit nach Hause nehmen. Di~ hypothetische<br />
Möglichkeit. dass jemand boshafterweise<br />
Pannen ins Netz stellt, spielt in der Praxis<br />
überhaupt keine Rolle.<br />
Die Musiker spielen <strong>als</strong>o nicht verhaltener,<br />
weniqer auf Risiko?<br />
Nein. Natürlich hatten wir vor Beginn des<br />
Projektes mit dem Orchester ausführlich darüber<br />
gesprochen. Und ohne ein Orchester,<br />
das sich mit einer gewissen'Souveränität auf<br />
die Bühne setzt und sagt "Das Liveerlebnis<br />
ist das Größte" hätte man es auch nicht an<br />
de.n Start bringen können. 'Das Gürzenich<br />
empfindet sich eben <strong>als</strong> .Liveorchester", das<br />
vor allem dann richtig glüht, wenn es vor Publikum<br />
spielt. Zudem begleitet es ja zusätzlich<br />
zu den Sinfoniekonzerten noch an 160<br />
Abenden pro Saison in der Oper, wo selbst<br />
bei gleichen Arien immer etwas anderes<br />
passiert - etwa weil ein anderer Sänger<br />
agiert. Es ist <strong>als</strong>o bereits mit einer Art .Live-.<br />
Gen" ausgestattet:<br />
was einen erwartet. Ich kenne die Stellen, die<br />
sich bewährt haben, und weiß auch, wohin<br />
man besser kein Mikrofon hängt. "<br />
Vom Mischpult wandert das digitale Sig- ,<br />
nal dann in einen Rechner. auf dem eine<br />
Software installiert ist, die diese Daten ins<br />
CD-Format umwand. ~~_- die Trackmarkierung<br />
sagt Schüne _ eh an. Das fertige<br />
Master-Image "-rdie CDs wird dann <strong>als</strong><br />
Datensatz über run . _~~_Ieter lange Kabel<br />
an die 48 CD-Brencer za F yer weitergeleitet,<br />
wo die Mitarbecer = en Ständen nur<br />
noch die CD-Bre---.::._--.:: Rohlingen zu be-<br />
36 STEREO 9/2009
AUch in Po -: :;~;:. :- es äufiger<br />
so, dass fg-s cas aes: . e Konzert<br />
<strong>als</strong> Mitschnitt erwerben können. Seit 2007<br />
ietet das Kölner Unternehmen Music Networx<br />
auf seiner Online-Plattform http://<br />
concert-online.com die Möglichkeit, Konzerte<br />
am nächsten Tag gegen Gebühr vollständig<br />
herunterzuladen. Seit 2008 können<br />
Besucher ihr Event alternativ direkt <strong>als</strong> USB-<br />
Sticks für 20 Euro mitnehmen. Nicht nur Fans<br />
von BAP, den Toten Hosen oder Simply Red<br />
haben schon von der Möglichkeit Gebrauch<br />
gemacht. Interessenkonflikte mit den Plattenfirmen<br />
gäbe es nicht, die offizielle, später<br />
erschienene BAP-Live-CD "Live und in<br />
Farbe" von der EMI etwa sei sogar auf der<br />
, Grundlage der Aufzeichnungen von Music<br />
I Networx produziert worden.<br />
I Der Sound wird direkt vom Mischpult abgenommen,<br />
dazu kommen noch vier bis acht<br />
Mikrofone im Saal, um Publikumsathmosphäre<br />
einzufangen. Den speziellen Mix für<br />
die Aufnahme mischt man in einem mobilen<br />
Tonstudio vor Ort extra ab. Das Ganze wird<br />
auf ProTools-Systemen <strong>als</strong> MP3 mit einer Rate<br />
von 320 kBit/Sek aufgezeichnet Abgehört<br />
über CD-Player mit USB-Eingang, konnten<br />
stücken brauchen. "Wie in der Backstube<br />
kann das Publikum beim Brennen zusehen<br />
und bereits wenige Minuten nach Konzertende<br />
fertige CDs mitnehmen", schmunzelt<br />
Schünemann.<br />
Wie in der Backstube<br />
Die wie gesagt 'auch Audiophilen durchaus<br />
gefallen können. Welches Klangideal strebt<br />
Jens Schünemann selbst an? "Natürlichkeit<br />
der Klangfarben, das Abklingverhalten des.<br />
~~~_ - der :::.~ tatsächlich vorhanden<br />
ist oder mit Effektgeräten zusätzlich erzeugt<br />
wird, die Abbildungsbreite oder Tiefenstaffelung<br />
sind wichtige Parameter, die jedem<br />
Tonmeister bewusst sind, aber jeweils ein<br />
bisschen anders umgesetzt werden. Der Generalmusikdirektor<br />
<strong>Markus</strong> <strong>Stenz</strong> hatte ur-<br />
••• sm •• ~-<br />
.~~_._-<br />
1InI<br />
_<br />
. sprünglich sehr viel stärker die Vorstellung<br />
II;,;-;:-'~--- gehabt, bei der CD akustisch.an der Dirigentenposition<br />
zu sein.Am Ende wollten wir<br />
;=--<br />
"'--..:<br />
~<br />
aber beide nicht so dicht auf das Orchester<br />
•.....•.•.<br />
. draufgehen, sondern dieses so abbilden, wie<br />
Auf http://concert-online.com können Fans es auch im Konzertsaal für den Zuschauer<br />
speziell das von ihnen besuchte Konzert laden<br />
erlebbar ist". Mit der Einschränkung, dass es<br />
Mitschnitte von BAP und Simply Red die Redaktion<br />
klanglich aber nicht überzeugen. Das anders klingt. Die Authentizität geht für ihn<br />
auch im Saal an jedem Sitzplatz ein wenig<br />
hätten wir uns besser erhofft.<br />
so weit, dass die Klangcharakteristika des<br />
Für die Zukunft sieht Music Networx nach<br />
Saales hörbar bleiben sollen: "Die Kölner<br />
Angabe des Geschäftsführers Gerrit Schumann<br />
"noch viel Potenzial in den USA und<br />
Philharmonie ist ein Raum, der sehr ausgewogen<br />
ist, aber nur deutlich unter zwei Se-<br />
Asien mit Künstlern.die man hierzulande gar<br />
nicht kennt" Auch habe man bereits jetzt damit<br />
begonnen, einzelne Konzerte auf Festiproduktion<br />
für den regulären CD-Markt<br />
kunden Nachhallzeit hat. Bei einer Studiov<strong>als</strong><br />
zusätzlich auch bildtechnisch aufzuzeichnen.<br />
.<br />
akustik lösen und versuchen, eine idealere<br />
würde ich mich etwas mehr von der Saal-<br />
Daneben gibt es nicht wenige Bands und<br />
Akustik zu schaffen".<br />
Künstler, die ihre Konzerte selbst aufnehmen<br />
und über die eigene Homepage vermarkten<br />
Aller Authentizität zum Trotz überzeugt<br />
wie zum Beispiel Marillion.<br />
die vorliegende Aufnahme des "Sinfon.ie~<br />
konzert 11U aus diesem Jahr mit einem sonoren<br />
Klangbild, das eher<br />
die große Perspektive be- .<br />
vorzugt, während der Solist<br />
(bei Bart6ks 2. Klavierkonzert)<br />
nur sehr dezent hervorgehoben<br />
wird. Bleibt zu<br />
hoffen, dass "GO live" für<br />
Konzertbesucher noch lange<br />
erhalten bleibt, denn finanziell<br />
trägt sich dieses<br />
Auf dem Rechner ist Software installiert. welche die Audiosignale preisgekrönte Projekt leider<br />
direkt ins CD~Fonnat umwandelt<br />
nicht.