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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Welche Chancen haben Traditionsbranchen in der ländlich geprägten Agglomeration?<br />

L<strong>and</strong>bau umgestellt haben (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />

für die Berggebiete, 2002). In diesem Zusammenhang<br />

zu untersuchen wäre, ob die gesamthafte Umstellung<br />

des <strong>Appenzell</strong>er Käses auf Bioproduktion nicht<br />

eine Option wäre, die den Absatz national wie auch international<br />

noch zu steigern vermöchte. Gerade der Biokäsemarkt<br />

ist aktuell noch unterentwickelt und bildet darum<br />

eine Chance für innovative Konzepte. Das ist insbesondere<br />

von Bedeutung, da das <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> topographisch<br />

und erschliessungstechnisch schlechte Voraussetzungen<br />

hat, um im Massenmarkt eine konkurrenzfähige Rolle zu<br />

spielen.<br />

Die neue Rolle der L<strong>and</strong>wirtschaft als Vorprozess der<br />

milchverarbeitenden Industrie sowie als Gestalter und<br />

Bewahrer von traditionell geprägten Kulturl<strong>and</strong>schaften<br />

ergibt ein beträchtliches Synergiepotential mit dem Tourismusbereich.<br />

Tourismus stellt eine der wenigen Chancen<br />

im attraktiven ländlichen Raum dar. Investitionen in<br />

den Tourismus können einen regionalen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung auslösen. Wie die <strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie<br />

2001 «L<strong>and</strong>schaftsnutzung für die Zukunft: Der Fall <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong>» gezeigt hat, besitzt <strong>Ausserrhoden</strong><br />

gute Voraussetzungen für einen l<strong>and</strong>schaftsorientierten<br />

und naturnahen Tourismus (Schatzmann & Stauffacher,<br />

2002). Es bestehen aber seit geraumer Zeit qualitative Defizite<br />

in der Übernachtungsinfrastruktur, die gezielt behoben<br />

werden müssen. Die in Urnäsch geplante Reka-<br />

Siedlung 6 kann hier als wichtiges Impulsprojekt genutzt<br />

werden, wobei das Projekt als gesamtkantonale Aufgabe<br />

betrachtet werden muss. Dies wird schön illustriert durch<br />

den kantonalen Beitrag von 1.5 Mio. Schweizer Franken,<br />

der inzwischen gesprochen worden ist (Bieri, 2003). Angesprochen<br />

sind aber auch <strong>and</strong>ere Gemeinden des Kantons,<br />

die besser gestellt sind als das im Abseits liegende<br />

Urnäsch (Scholz & Stauffacher, 2002). Auch hier zeigt<br />

sich ein schönes Beispiel, indem unter <strong>and</strong>erem Teufen<br />

und Herisau wie auch viele weitere Gemeinden namhafte<br />

Beiträge beisteuern (Bieri, 2003). Eine intensive Zusammenarbeit<br />

mit der lokalen Bevölkerung und mithin der<br />

L<strong>and</strong>wirtschaft wie der Milchverarbeitung wird aber notwendig<br />

und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung entscheidend<br />

sein. Beachtet werden muss, dass touristische<br />

Entwicklungen Belastungszunahmen zur Folge haben, deren<br />

Spitzen gebrochen werden müssen.<br />

4 Interpretation und<br />

Schlussfolgerungen<br />

4.1 Haben die Traditionsbranchen<br />

Textilindustrie bzw. Milch- und<br />

Sägereigewerbe eine Chance?<br />

Alle untersuchten Traditionsbranchen stehen unter einem<br />

erheblichen Überlebensdruck. Wie dargelegt, erscheint<br />

die Situation für die Textilindustrie in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />

im Vergleich am günstigsten. In der Textilindustrie<br />

finden sich im Kanton Betriebe, die in ihrem speziellen<br />

Segment aufgrund eines hohen technologischen<br />

Know-how eine gefestigte Stellung besitzen. Aber auch<br />

die <strong>and</strong>eren Betriebe haben im Kanton eine Zukunft, falls<br />

es ihnen gelingt, ihre Rolle in der Produktionskette langfristig<br />

zu sichern, bestehende Ausbildungslücken zu<br />

schliessen, geeignete FacharbeiterInnen und Textilingenieure<br />

zu gewinnen und im Ressourcenbereich gezielt<br />

Synergien zu erarbeiten. Es ist vor allem ein Umdenken<br />

einzuleiten, wobei der Betrieb nebenan bzw. die <strong>and</strong>eren<br />

Schweizer Betriebe nicht als Hauptkonkurrenten betrachtet<br />

werden, sondern zumindest ein gemeinsamer<br />

Marktauftritt gelingt. Eine unabdingbare Voraussetzung<br />

ist, dass die Betriebe weiterhin so innovativ und technologisch<br />

auf höchstem Niveau arbeiten und flexibel auf<br />

veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Im Zuge der<br />

Globalisierung sind aber die kleinen Betriebe den<br />

Marktanforderungen in verschiedenen Bereichen, insbesondere<br />

im Marketing und im Vertrieb, nur schwer gewachsen.<br />

Wie im Verlauf der Studie deutlich wurde, lässt<br />

sich das beschriebene Problem nicht auf Kantonsebene<br />

lösen, sondern bedarf einer konzertierten Aktion der klügsten<br />

und innovativsten Schweizer Textilunternehmen.<br />

In der Milchverarbeitung wird wohl der <strong>Appenzell</strong>er<br />

Käse als Marke erhalten bleiben, falls es gelingt, weiterhin<br />

innovativ im Markt zu operieren. Der Biomarkt aber<br />

auch Weichkäse stellen hierbei prüfenswerte Optionen<br />

dar. Da der nationale Markt eine hohe Sättigung aufweist,<br />

spielt die internationale Vermarktung eine zunehmend<br />

wichtigere Rolle. Unklar bleibt, ob die Verarbeitung im<br />

Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> gesichert werden kann.<br />

Kritisch ist, dass die Kapazität der meisten Betriebe nicht<br />

ausgelastet ist. Für die Milchverarbeiter des Kantons ergeben<br />

sich aus unserer Sicht zwei Optionen: Das Setzen<br />

auf Nischenprodukte, die sich qualitativ von industriell<br />

produziertem Käse unterscheiden. In diesem Zusammenhang<br />

spielt das Zusammenspiel zwischen dem Regionalmarketing,<br />

der <strong>Appenzell</strong>er Sortenorganisation und <strong>and</strong>eren<br />

Betrieben aber auch zwischen Verarbeitern und<br />

Milchproduzenten eine zentrale Rolle. Die <strong>and</strong>ere, mit der<br />

6 Die Schweizer Reisekasse Reka (1939 gegründet) bietet Ferienwohnungen und Hotels im In- und Ausl<strong>and</strong> mit einem günstigen Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis an.<br />

UNS-Fallstudie 2002 37

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