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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Welche Chancen haben Traditionsbranchen in der ländlich geprägten Agglomeration?<br />

• Die Firmengrössen sind für die neuen Anforderungen<br />

des Weltmarkts wohl zu klein. Es bedarf der Entwicklung<br />

verschiedener Kooperationen im Marktauftritt,<br />

Produktinnovation, Ressourcen und Energienutzung,<br />

Ausbildung, Umweltzertifizierung.<br />

3.2 Sägereien<br />

3.2.1 Branchenanalyse<br />

Bei den Sägereien h<strong>and</strong>elt es sich um einen traditionellen<br />

Wirtschaftszweig im ländlichen Raum. Sägemaschinen<br />

bef<strong>and</strong>en sich in früheren Jahrhunderten auf den l<strong>and</strong>wirtschaftlichen<br />

Höfen. Der Einzug des Industriezeitalters mit<br />

dem Ausbau und der Verdichtung des Eisenbahnnetzes<br />

zwischen 1888 und dem 1. Weltkrieg sowie dem wachsenden<br />

Strassennetz ermöglichte einen wachsenden Umsatz<br />

und dadurch einigen Bauernsägen an verkehrsgünstiger<br />

Lage eigenständige Sägereibetriebe zu errichten<br />

(Jüttemann, 1984).<br />

Die Schweizerische Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaftete<br />

mit 80’000 Arbeitsplätzen Ende des 20. Jahrhunderts<br />

rund 1.9% des Schweizerischen Bruttoinl<strong>and</strong>produktes.<br />

Dem Wirtschaftssektor wird jedoch eine grössere<br />

nationale Bedeutung beigemessen, da Holz den einzigen,<br />

in grösserem Umfang verfügbaren festen Rohstoff<br />

der Schweiz darstellt. Die Export-Importquote beträgt<br />

59:41 bezogen die Menge (40:60 bezogen auf den Wert)<br />

bei einem Export von 5.4 Mio. Tonnen (4.0 Mia. CHF)<br />

und einer Einfuhr von rund 3.8 Mio. Tonnen (6.1 Mia.<br />

CHF) im Jahr 2000. Die Quoten zeigen, dass eher höherwertiges<br />

Holz in die Schweiz importiert und niedrigerwertiges<br />

Holz exportiert wird. So st<strong>and</strong> dem Schweizer<br />

Export von Schnittware von 201’000 m 3 im Jahr 2000 eine<br />

Importmenge von 543'000 m 3 Rundholzäquivalenten<br />

gegenüber (Bundesamt für Statistik & Bundesamt für<br />

Umwelt Wald und L<strong>and</strong>schaft, 2001, S. 106f).<br />

Die bis anhin dezentral organisierte Branche stellt nach<br />

wie vor ein Faktor in den wirtschaftlichen R<strong>and</strong>gebieten<br />

dar. Kleine, dezentrale Betriebe unterliegen heute starkem<br />

Preis- und Konkurrenzdruck. Im Gegensatz zu den subventionierten<br />

Holzverarbeitungsbetrieben der EU erhalten<br />

die Sägereibetriebe der Schweiz keine direkten Subventionen:<br />

in der EU sind 3’000 Personen (von insgesamt<br />

43’000) in subventionierten Betrieben beschäftigt (Jaakko<br />

Pöyry Consulting, 2002; Mosimann, 2002). Gegenwärtig<br />

gibt es noch 400 Sägereien in der gesamten Schweiz, und<br />

in den letzten Jahren haben durchschnittlich jeweils 5%<br />

jährlich ihren Betrieb eingestellt. Innerhalb Europas verlagert<br />

sich der Schwerpunkt der Holzverarbeitung zunehmend<br />

nach Osten. In der Schweiz leidet die Holzwirtschaft<br />

vor allem an den hohen Ernte- und Transportkosten,<br />

die mit 73 Euro/m 3 nach Österreich zu den zweithöchsten<br />

Gesamtkosten in Europa (85 Euro/m 3 ) führen<br />

und deutlich höher liegen als die niedrigen Preise von 57<br />

Euro/m 3 in Südschweden. Die Einsparpotentiale in diesem<br />

Sektor bewegen sich zwischen 40 CHF und 50 CHF<br />

pro Festmeter (Mosimann, 2002).<br />

In den 20 Gemeinden <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong>s gab es<br />

im Jahr 1836 insgesamt 62 Sägereien. Bis auf zwei kleine<br />

Gemeinden besass jedes Dorf somit eine, zum Teil mehrere<br />

an den Bach- und Flussläufen gelegene Sägereien,<br />

die L<strong>and</strong> und Leute prägten. Diese Anzahl ging bis 1991<br />

auf 21 Betriebe zurück, um sich schliesslich bis zum Jahr<br />

2002 auf 10 Betriebe zu verringern. Die kleinen Betriebe<br />

haben zwischen 2 und 7 Beschäftigte. Die Sägereien erzeugen<br />

einen Umsatz zwischen 240'000 und 1.5 Mio.<br />

CHF. Die Unternehmen haben mit 92'000 CHF Bruttoertrag<br />

pro Beschäftigten einen deutlich höheren Durchschnitt<br />

als der Schweizer L<strong>and</strong>esdurchschnitt und gleichermassen<br />

relativ hohe Eigenkapitalquoten zwischen<br />

100'000 bis 900'000 CHF (Wöhrnschimmel et al., 2003).<br />

Von der in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> jährlich verarbeiteten<br />

Holzmenge von ca. 18'000 m 3 im Jahr 2002 stammen<br />

ungefähr 15'000 m 3 aus dem <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong>, was<br />

einem Prozentsatz von 84 entspricht. Circa 2'800 m 3 Holz<br />

werden aus der übrigen Schweiz, etwa 100 m 3 aus dem<br />

Ausl<strong>and</strong> bezogen. In den 10 verbliebenen Sägereien mit<br />

60 Angestellten, von denen rund 20 dem Sägegeschäft<br />

zuzuordnen sind, bewegt sich die verarbeitete Menge zwischen<br />

200 m 3 und knapp 10'000 m 3 Rundholz. In <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong> sank der Rundholzeinschnitt von<br />

24'688 m 3 im Jahre 1991 (dank Föhnsturm 1987 und Vivian<br />

1990) auf 14'065 m 3 im Jahre 1996 und stieg, hauptsächlich<br />

infolge der Sturmschäden durch den Orkan Lothar,<br />

im Jahr 2002 auf 17'585 m 3 (Wöhrnschimmel et al.,<br />

2003).<br />

Im nationalen und Europäischen Massstab sind die<br />

Holzmengen in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> minim. So gibt<br />

es in der Schweiz einige wenige Sägereien, die eine Jahresholzmenge<br />

von 150'000 m 3 einschneiden, was dem<br />

Zehnfachen der gegenwärtig in <strong>Ausserrhoden</strong> eingesägten<br />

Holzmenge entspricht. Eine nochmals grössere Dimension<br />

zielt die seit einigen Jahren diskutierte Grossägerei in<br />

Luterbach (Kanton Solothurn) mit mehr als 800 neuen<br />

Arbeitsplätzen an, in der sogar eine Produktion von 1<br />

Million Kubikmetern geplant ist (Hostettler, 2000). Ein<br />

solches, auf den ersten Blick unrealistisch erscheinendes<br />

Projekt mit 200 Arbeitsplätzen in der Sägerei und 600<br />

Arbeitsplätzen im Umfeld begründet seinen Businessplan<br />

damit, dass in den Schweizer Nutzwäldern ein grosser<br />

Holzvorrat bzw. Überschuss lagert (Binder et al., in<br />

press), für Schnittholz aus Starkholz bzw. mittlere oder<br />

schlechtere Sortimente bei geeigneten Preisen in Europa<br />

ein Markt besteht, grosse Mengen Restholz in einer angegliederten<br />

Cellulosefabrik verarbeitet werden können und<br />

bei einem «Fixpreis von 75 Franken pro Kubikmeter<br />

Fichtenholz über 20 Zentimeter Durchmesser» (Egli,<br />

2001) niedrigere Preise bei grossen Mengen bezahlt werden.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei<br />

UNS-Fallstudie 2002 27

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