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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Welche Chancen haben Traditionsbranchen in der ländlich geprägten Agglomeration?<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Der Fall Kanton <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong><br />

Weite Teile des ländlichen Raumes der Schweiz und des<br />

restlichen Europa werden durch das Aufein<strong>and</strong>ertreffen<br />

unterschiedlicher Züge von Agrar-, Industrie- und postindustrieller<br />

Gesellschaft geprägt. Dies lässt sich in besonderer<br />

Weise am Fall des voralpinen Kantons <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong> aufzeigen. Das 242 km 2 umfassende <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong> erstreckt sich auf einer Höhenlage<br />

zwischen 435 und 2'500 m.ü.M. südlich des Bodensees.<br />

Der kleine, 53'500 Einwohner umfassende Kanton, liegt<br />

im Einzugsbereich der Agglomeration St. Gallen und im<br />

weiteren Umfeld des Hauptzentrums Zürich (s. Abb. 1.1:<br />

Entfernung 60 bis 90 Minuten mit Bahn oder Auto:<br />

Steinmetz & Keller, 2003, S. 94). Aus den näher zu St.<br />

Gallen gelegenen Bezirke Vorder- und Mittell<strong>and</strong> (s. Abb.<br />

1.2) pendeln 43% bzw. 39% und vom entfernteren, südlich<br />

gelegenen Hinterl<strong>and</strong> 32% der Erwerbstätigen. Dabei<br />

richtet sich der Kanton primär nach St. Gallen aus<br />

(Eisenhut & Schönholzer, 2003). <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />

kann als ein Frühstarter in das Industriezeitalter bezeichnet<br />

werden (Witschi, 2002). «Im reformierten Kanton<br />

<strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> beschäftigte sich schon um 1800<br />

... beinahe alles mit der Fabrikation und dem Verkauf von<br />

Mousseline und Baumwollwaren» (Tanner, 1982, S.1).<br />

Eine Prägung, die bis in die Gegenwart wirkt. Diesem industriellen<br />

Akzent steht die traditionelle L<strong>and</strong>wirtschaft<br />

gegenüber. Diese bewirtschaftet 56% der Gesamtfläche –<br />

den grössten Teil (98%) fast ausschliesslich als Grünl<strong>and</strong><br />

(Eschler & Pezzati, 1999, S. 9) – und liegt damit deutlich<br />

über dem schweizerischen L<strong>and</strong>esdurchschnitt von 37%.<br />

Der Anteil der Waldfläche in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />

liegt im Jahr 2000 mit 29.6% im schweizerischen L<strong>and</strong>esdurchschnitt<br />

von 29.4% (Bundesamt für Statistik &<br />

Bundesamt für Umwelt Wald und L<strong>and</strong>schaft, 2001, S.<br />

63).<br />

Ziel der vorliegenden Studie ist es, am Beispiel von<br />

<strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> eine Aussage über die Zukunftsfähigkeit<br />

von Traditionsbranchen wie der Textilindustrie,<br />

den Sägereien und der Milchverarbeitung in der ländlich<br />

geprägten Agglomeration zu treffen. Darüber hinaus soll<br />

die Frage geklärt werden, welche Strategien für die Zukunftsfähigkeit<br />

dieser Branchen mittels transdisziplinären<br />

Prozessen (Scholz, 2000) erarbeitet werden können.<br />

1.2 Hat der ländliche Raum als<br />

Wirtschaftsraum und Produktionsst<strong>and</strong>ort<br />

eine Zukunft?<br />

Die statistischen Fakten sprechen eine deutliche Sprache<br />

und weisen auf eine weitgehende Verdrängung des primären<br />

und sekundären Bereichs in der Schweiz hin. So waren<br />

im Jahre 2001 insgesamt 6% der Beschäftigten im<br />

primären Sektor tätig, im Gegensatz zu 9% 1984 und 29%<br />

im Jahre 1910. Im sekundären Bereich wird der Rückgang<br />

durch die statistischen L<strong>and</strong>esdaten von 46% (1910) über<br />

34% (1985) auf 27% (2001) dokumentiert, während der<br />

tertiäre Sektor von 27% über 57% zu 68% stieg. Im ländlich-industriell<br />

geprägten <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> waren<br />

im Jahr 2001 sowohl in der L<strong>and</strong>- und Forstwirtschaft mit<br />

ungefähr 10% als auch im sekundären Sektor mit 36%<br />

mehr Erwerbstätige beschäftigt als im L<strong>and</strong>esdurchschnitt.<br />

Der Dienstleistungssektor hat auch in <strong>Appenzell</strong><br />

<strong>Ausserrhoden</strong> inzwischen auf 54% (2001) zugenommen<br />

Abb. 1.1: Die Lage von <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />

(schraffiert) in der Agglomeration<br />

St. Gallen und im Umfeld des<br />

Hauptzentrums Zürich. In der Schweizer<br />

L<strong>and</strong>eskarte sind die Agglomerationen<br />

dunkel gefärbt: der hellgraue<br />

Farbton kennzeichnet, die zwischen<br />

1990 und 2000 neu zu einer Agglomeration<br />

hinzugekommenen Gemeinden<br />

(Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung,<br />

2003).<br />

UNS-Fallstudie 2002 15

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