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Vorworte III Radioaktive Abfälle werden kontrovers und wertgeladen diskutiert. Pro und Kontra begegnen sich oft in leidenschaftlicher und emotional aufgeladener Weise. Dabei wird die Abfallfrage häufig mit der Kernenergie verknüpft: Auf der einen Seite über die Stromlücke, teilweise gepaart mit Argumenten zum CO2-Ausstoss, auf der anderen Seite über untragbare Langfristfolgen und den notwendigen Ausstieg. Dies ist für Wissenschafter eine höchst herausforderungsreiche und bisweilen ungemütliche Arbeitsumgebung. Dennoch haben wir uns im Frühjahr 2006 dazu entschieden, eine ETH- UNS Fallstudie zum Thema Radioaktive Abfälle als Lehr-Forschungsprojekt des 9. Semesters im Departement Umweltwissenschaften der ETH Zürich durchzuführen. Die Studie sollte Orientierungen dafür liefern, welchen Aspekten bei der Gestaltung von Entscheidungsprozessen zu umstrittenen soziotechnischen Problemen – hier die Standortfindung für geologische Tiefenlager – besondere Beachtung geschenkt werden sollte, damit diese von möglichst allen Beteiligten akzeptiert werden können. Mit einer zeitgeschichtlichen Fallstudie sollte ein Beitrag zumVerständnis dieses gesellschaftlich relevanten Problems erfolgen, bei dem Umweltaspekte zentral sind. Der Fall «Wellenberg» ist für diese Fra- gestellung einzigartig. An keinem anderen Ort der Schweiz haben sich Politiker, Bevölkerung und Interessensgruppen derart lange und intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Anfangs wurde die Fallstudie in Nidwalden unterschiedlich aufgenommen. Auf der einen Seite gab es Offenheit, Verständnis und den Wunsch, die Vergangenheit reflektieren und verarbeiten zu können. Auf der anderen Seite fand sich Verschlossenheit, Skepsis und Abwehr. So stand der Regierungsrat des Kantons der Forschungsarbeit sehr kritisch gegenüber, beurteilte die Fragestellungen als problematisch und war der Meinung, dass die emotional sehr stark beladene Angelegenheit mit solchen Studien nicht wieder aufgewärmt werden sollte. In vollem Gegensatz zum Beginn steht für mich das Gesamtbild der Fallstudie. Wohl in kaum einer der zwanzig vergleichbaren Studien, die wir durchgeführt haben, waren die Gespräche und die Beiträge der Personen derart wertvoll, reflektiert, hilfreich, konstruktiv und stützend. Es entwickelte sich ein Prozess, in dem aus allen Kreisen wichtige Personen aktiv teilnahmen. Die Beteiligten zeigten grosses Engagement der ETH, den Studierenden oder den in der Schweiz zukünftig Betroffenen aus ih- Ansprüche an Entscheidungsprozesse besser verstehen
IV ETH-UNS Fallstudie 2006 «Entscheidungsprozesse Wellenberg» ren Erfahrungen etwas mitgeben zu können. Der vorliegende Band stellt die wichtigsten Orientierungen der Studie zusammen. Sie sollen helfen, die Ansprüche verschiedener Gruppen der Bevölkerung im Wellenberg-Prozess und bei vergleichbaren Prozessen besser zu verstehen. Ich möchte mich im Namen der Studierenden sowie der Wissenschafter und Wissenschafterinnen bei allen beteiligten Nidwalderinnen und Nidwaldern für ihre Mitarbeit bedanken, ohne die dieser Band nicht denkbar wäre. Prof. Dr. Roland W. Scholz, verantwortlicher Hochschullehrer ETH-UNS Fallstudie
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