Qs 26 Vom Leitbild zur kontinuierlichen Qualität - Univation
Qs 26 Vom Leitbild zur kontinuierlichen Qualität - Univation
Qs 26 Vom Leitbild zur kontinuierlichen Qualität - Univation
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QS <strong>26</strong><br />
Mit der Broschürenreihe <strong>Qs</strong> veröffentlicht das Bundesministerium für<br />
Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Fachinformationen für die<br />
Jugendhilfe. Sie wird im Rahmen der Anregungskompetenz des Bundes<br />
gemäß § 83 KJHG als Teil der Bundesinitiative „<strong>Qualität</strong>ssicherung in<br />
der Kinder- und Jugendhilfe“ kostenlos herausgegeben und ist nicht für<br />
den Verkauf bestimmt. Die inhaltliche Verantwortung für namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel liegt bei den Autorinnen/Autoren.<br />
Im Erzbistum Paderborn wurden 1974 „Leitlinien für die kirchliche<br />
Jugendarbeit“ in Kraft gesetzt. In einem Entwicklungsprozess erarbeitete<br />
man dort zu Beginn der 90er Jahre die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer<br />
Jugendarbeit“. Es folgten die Ausgestaltung, Auswertung und<br />
Bündelung der zahlreichen einzelnen Konzepte in der Erzdiözese. Inzwischen<br />
wurden in einem mehrjährigen Projekt „Konzept und <strong>Qualität</strong><br />
(KQ)“ die Erkenntnisse aus der Diskussion um <strong>Qualität</strong>ssicherung und<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung umgesetzt. Erfahrungen und Materialien aus dieser<br />
Umsetzungsphase werden hiermit dokumentiert.<br />
In 1974 the archdiocese of Paderborn has established its “Guidelines for the<br />
Church’s Youth Work”. The result of this progress which started in the nineties<br />
was the “Key Principles of the Catholic Youth Work”. Many individual concepts<br />
were subsequently developed and evaluated. Over a period of several<br />
years a “Concept and Quality-process (KQ)” was installed in order to enable<br />
and secure quality security and quality development. The results and experiences<br />
have been documented.<br />
Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an:<br />
Erzbischöfliches Generalvikariat Projektleiter<br />
Abt. Jugendpastoral/Jugendarbeit Andreas Watzek<br />
Werner Hellwig<br />
Dipl.-Supervisor<br />
Domplatz 3 Mühlenteichstr. 4<br />
33098 Paderborn 33106 Paderborn<br />
Tel.: (0 52 51) 12 53 47 Tel.: (0 52 54) 6 43 14<br />
Fax: (0 52 51) 12 54 70 Fax.: (0 40) 36 03 09 51 20<br />
E-Mail: awatzek@aol.com<br />
2
QS <strong>26</strong><br />
<strong>Vom</strong> <strong>Leitbild</strong> <strong>zur</strong><br />
<strong>kontinuierlichen</strong> <strong>Qualität</strong><br />
Ein <strong>Qualität</strong>sentwicklungsprozess<br />
in der katholischen Jugendarbeit<br />
der Erzdiözese Paderborn<br />
Werner Hellwig<br />
Andreas Watzek<br />
QS<br />
Materialien <strong>zur</strong><br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in der Kinderund<br />
Jugendhilfe<br />
3
QS <strong>26</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
5<br />
7<br />
7<br />
10<br />
14<br />
24<br />
30<br />
35<br />
35<br />
42<br />
49<br />
58<br />
58<br />
67<br />
73<br />
78<br />
78<br />
87<br />
92<br />
92<br />
92<br />
93<br />
95<br />
97<br />
98<br />
100<br />
Vorworte<br />
1. Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit im<br />
Erzbistum Paderborn<br />
1.1 Geschichtliche Entwicklungen<br />
1.2 Das <strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn – Grundlagen und Eckpunkte<br />
1.3 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />
die Qualifizierung Hauptberuflicher<br />
1.4 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />
die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeiter/-innen<br />
2. Die Grundlagen des Projektes „Konzept<strong>Qualität</strong> KQ“<br />
3. KQ in Jugendfreizeitstätten<br />
3.1 HOT Dortmund-Mengede<br />
3.2 KOT Finnentrop<br />
3.3 KOT Wünnenberg<br />
4. KQ in Dekanatsstellen<br />
4.1 Dekanatstelle Rietberg<br />
4.2 Dekanatstelle Meschede<br />
4.3 Dekanatstelle Witten<br />
5. KQ in Jugendbildungsstätten<br />
Jugendhof Pallottihaus Olpe<br />
6. Prozessorientiertes Projektmanagement als Leitungsaufgabe<br />
7. Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
7.1 Von Anfang an …<br />
7.2 Kontrakt<br />
7.3 Konzepte entwickeln – Veränderungsprozesse gestalten<br />
7.4 Beratungskonzept<br />
Literaturliste<br />
Verzeichnis der bisher erschienenen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />
Impressum/Bestellvordruck<br />
4
Vorwort<br />
QS <strong>26</strong><br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung sind zwei Begriffe, die oft<br />
synonym benutzt werden. Ich bin der Meinung, dass hier mehr Klarheit sein<br />
sollte: Die <strong>Qualität</strong> der Schlüsselfelder ist, auch wenn sich die Rahmenbedingungen<br />
ändern, in jedem Fall zu sichern; gleichzeitig aber ist es ständige Aufgabe<br />
aller, die <strong>Qualität</strong> unserer Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln.<br />
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leistet im<br />
Rahmen seiner Anregungsverpflichtung nach § 83 SGB VIII durch diese Materialien<br />
<strong>zur</strong> <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe vor allem Beiträge<br />
<strong>zur</strong> Sicherung unserer demokratischen Jugendhilfe. Subsidiarität, Trägerautonomie<br />
und die Arbeit der nichtstaatlichen Organisationen, der Träger<br />
der freien Jugendhilfe in ihrer Vielfalt unterschiedlicher Wertorientierungen<br />
und in der Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen gehören <strong>zur</strong><br />
<strong>Qualität</strong>, die es zu sichern gilt, auch wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen<br />
ändern.<br />
Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland hat sich über Jahrzehnte durch<br />
das Engagement unzähliger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Ehren- und<br />
Hauptamt, aber auch durch die zahlreichen Förderungen aus den öffentlichen<br />
Haushalten auf Orts-, Landes- und Bundesebene auf einem hohen Niveau eingependelt.<br />
Auch wenn jetzt der Wachstumsprozess der Finanzen beendet ist<br />
und damit die öffentlichen Zuwendungen nachlassen, muss es gelingen, die<br />
<strong>Qualität</strong> zu sichern; dazu wollen wir beitragen und Anregungen geben.<br />
Unabhängig davon sind die Träger der öffentlichen und der freien Jugendhilfe<br />
dazu aufgerufen, auch in der geänderten Situation, nach Wegen zu<br />
suchen, wie sie nicht nur die Struktur unserer Jugendhilfe sichern, sondern<br />
auch die <strong>Qualität</strong> ihrer Arbeit weiterentwickeln. Ich freue mich, dass zahlreiche<br />
Trägergruppen nach wie vor hieran aktiv und intensiv arbeiten und<br />
auch unsere Anregungen aufgreifen.<br />
In diesem <strong>Qs</strong>-Heft zeigt uns die Erzdiözese Paderborn, wie sie zunächst Leitlinien<br />
für die kirchliche Jugendarbeit entwickelte, schließlich „Grundlagen<br />
und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit“ erarbeitete und danach weiter ein<br />
mehrjähriges Projekt „Konzept und <strong>Qualität</strong>“ umsetzte. Das ist vorbildliche<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung.<br />
Jochen Weitzel<br />
Ständiger Vertreter des Leiters der Abteilung „Kinder und Jugend“<br />
im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
5
QS <strong>26</strong> Vorwort<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Über <strong>Qualität</strong> in vielen Facetten, über ihre Sicherung, einen <strong>Qualität</strong>sdialog,<br />
über Konzepte ist in der letzten Zeit viel geschrieben und gesprochen worden.<br />
Eine Veröffentlichung mehr?<br />
Ja, aber eine, die ich – im Wortsinn – für sehr praktisch halte:<br />
Konkret geht es um das „Tagesgeschäft“ im Rahmen der katholischen Kinderund<br />
Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn. So vielfältig wie deren Praxisformen<br />
sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze ihrer <strong>Qualität</strong> zu beschreiben.<br />
Drei Punkte halte ich dabei für besonders wichtig:<br />
1. <strong>Qualität</strong> geht nicht ohne Konzept.<br />
<strong>Qualität</strong> orientiert sich am Ergebnis, an der Struktur, am Prozess und am Konzept.<br />
Dabei ist die Vorgabe konzeptioneller Ziele die Voraussetzung, die ersten<br />
drei Dimensionen umzusetzen. Die Bereiche katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn haben ein einheitliches Konzept, die „Grundlagen und Eckpunkte<br />
katholischer Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“. Das dort genannte<br />
<strong>Leitbild</strong> schafft die Basis und den Rahmen für die unterschiedlichen Ansätze.<br />
2. <strong>Qualität</strong> ist nicht statisch.<br />
Der Begriff „<strong>Qualität</strong>sentwicklung“ ist für uns passender als „<strong>Qualität</strong>ssicherung“.<br />
Er ist progressiv und nicht so defensiv. Wir müssen die Umsetzung der<br />
Ziele überprüfen, Leitideen neu konkretisieren und gegebenenfalls Veränderungen<br />
vornehmen. Das ist ein andauernder Prozess.<br />
In den Berichten dieses Heftes finden Sie immer wieder, dass die Evaluation<br />
der Arbeit zu einer Weiterentwicklung führt. Katholische Jugendarbeit bleibt<br />
nicht stehen.<br />
3. <strong>Qualität</strong> orientiert sich an der Zielgruppe.<br />
Die Erwartungen, die Bedürfnisse, die Notwendigkeiten derjenigen, für die katholische<br />
Jugendarbeit da ist, bestimmen unseren Ausgangspunkt. So bildet<br />
die Analyse der Situation von Kindern und Jugendlichen, von Familien, von Ehrenamtlichen,<br />
nicht nur die Folie der Zielsetzung insgesamt, sondern führt zu<br />
ganz konkretem Handeln.<br />
Diese Prinzipien und eine sehr konkrete Herangehensweise verbinden alle<br />
Artikel, die in diesem Heft zu finden sind.<br />
So wird es hoffentlich für Sie brauchbar sein.<br />
6<br />
Jutta Loke<br />
Koordinierende Leiterin der Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit
Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />
QS <strong>26</strong><br />
1. Konzeptionelle Grundlagen katholischer<br />
Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn<br />
Werner Hellwig<br />
1.1 Geschichtliche Entwicklung unserer konzeptionellen<br />
Grundlagen<br />
Die derzeitige Diskussion <strong>zur</strong> konzeptionellen Entwicklung unserer Jugendarbeit<br />
im Erzbistum Paderborn kann man am besten vor dem Hintergrund<br />
der geschichtlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren verstehen:<br />
Anfang der 70er Jahre fanden im Gefolge der gesellschaftlichen<br />
und kirchlichen Entwicklung Vorarbeiten <strong>zur</strong> Neukonzipierung<br />
der katholischen Jugendarbeit des Erzbistums Paderborn statt.<br />
1974 Die „Leitlinien für die kirchliche Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn“ werden in Kraft gesetzt.<br />
Hiermit ist ein konzeptioneller Rahmen für unsere katholische<br />
Jugendarbeit beschrieben worden.<br />
Alle weiteren Überlegungen bauen fortan auf diesen Grundlagen<br />
auf.<br />
1989/90 Die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der bisherigen<br />
Grundlagen wird deutlicher und bekommt zunehmend Konturen:<br />
• Die bestehenden Konzepte sollen nicht abgelöst, sondern weiterentwickelt<br />
werden.<br />
• Alle Bereiche katholischer Jugendarbeit in der Erzdiözese<br />
sollen an diesem Prozess beteiligt sein. 1<br />
• In dieser Weiterentwicklung sollen die Entwicklungen in der<br />
Lebenswelt junger Menschen, „... eine Aufarbeitung der pastoral-theologischen<br />
und sozialpädagogischen Grundlagen und die<br />
Entwicklung der Praxis der Jugendarbeit integriert werden.“<br />
(Tielke, Seite 53)<br />
1990 Das „Forum katholischer Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“<br />
bis wird gebildet. Vertreter/-innen aus allen Bereichen unserer<br />
1992 Jugendarbeit kommen hier zusammen, entwickeln und beraten<br />
Positionen und Texte und koppeln diese mit ihren Gruppen oder<br />
Einrichtungen wieder <strong>zur</strong>ück. So soll ein diözesanweiter<br />
Dialogprozess entstehen, der keine Gruppierung ausschließt und<br />
einen breiten Meinungsbildungsprozess ermöglicht.<br />
„Der hoffnungsvolle Start dieser Beratungen führte schnell zu angeregten<br />
Debatten in den einzelnen Bereichen der Jugendarbeit.<br />
Neben Zustimmung <strong>zur</strong> eröffneten Debatte über die Entwicklung gab<br />
1<br />
Karl-Josef Tielke u.a.: Jugendarbeit im Dialog entwickeln; vgl. S. 53; in: Bruno Kresing (Hg.): Helfer zu eurer Freude, Festgabe für Erzbischof<br />
Johannes Joachim Degenhardt, Bonifatius, Paderborn 1999<br />
7
QS <strong>26</strong><br />
Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />
es auch kritische Töne, die Sorgen darüber ausdrückten, ob die eigene<br />
Stellung auch in einer neuen Landschaft der Jugendarbeit noch die alte<br />
wäre. Die neue Form des Forums mit gleichberechtigter Teilnahme<br />
aller Bereiche der Jugendarbeit war für manche Repräsentanten noch<br />
gewöhnungsbedürftig.“ (Tielke, Seite 58)<br />
Zunächst steht die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen<br />
im Vordergrund der Beratungen. Dem schlossen sich Auseinandersetzungen<br />
über die Grundlagen unserer Jugendarbeit (pastoraltheologische,<br />
sozialpädagogische, jugendhilferechtliche Relevanz)<br />
an. Schließlich kam es zu Grundlagengesprächen in allen<br />
Arbeitsbereichen unserer Jugendarbeit.<br />
1992 Nach dieser Grundlagenarbeit trifft das „Forum“ die Entscheidung<br />
bis Ende 1993 einen Perspektivtext zu erstellen, der das Profil<br />
der einzelnen Arbeitsfelder beschreibt.<br />
„Rückblickend betrachtet kam diesem dritten Forum eine Schlüsselfunktion<br />
für die weitere Entwicklung zu. Nachdem die vorangegangenen<br />
Treffen eher rückblickenden Charakter hatten, wurde es jetzt perspektivisch<br />
und damit ernst! Die Entwicklung der Konzeption wurde<br />
zunehmend als gemeinsame Aufgabe der hier Versammelten erfahren.<br />
Dies wurde auch in der Bildung des Leitungsgremiums mit Vertretern<br />
aller Bereiche dokumentiert. Mit der Vereinbarung, Perspektivtexte<br />
zu erstellen und sich dazu ein ein zeitliches Limit zu setzen, war ein<br />
deutliches Aufbruchsignal gesetzt.“ (Tielke, Seite 54)<br />
1994 Die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im<br />
Erzbistum Paderborn“ 2 sind nach einem vierjährigen Konzeptentwicklungsprozess<br />
unterschriftsreif und werden am 19. April<br />
von Erzbischof Degenhardt in Kraft gesetzt.<br />
In den Jahren danach:<br />
❒ Mit der Beendigung dieser Konzeptentwicklung beginnt gleichzeitig die<br />
nächste Herausforderung: „... die angezielte Konzeptentwicklung in allen Bereichen<br />
katholischer Jugendarbeit auszugestalten, auszuwerten und diözesan<br />
zu bündeln.“ (Tielke, Seite 64)<br />
❒ Hierzu regt der Erzbischof von Paderborn in seinem Vorwort zu den<br />
Grundlagen und Eckpunkten ausdrücklich an: „Für den Zeitraum der nächsten<br />
drei Jahre möchte ich daher einen diözesanweiten Prozess der Konzeptentwicklung<br />
anregen und dazu einladen.“ (G+E, Seite 4)<br />
Dies geschieht in den nächsten Jahren auf den verschiedenen Ebenen und<br />
mit unterschiedlichen Akzenten.<br />
Zum Autor<br />
8<br />
Werner Hellwig ist Dipl.-Sozialpädagoge und Leiter des Referates Jugendfreizeitstätten<br />
im Erzbistum Paderborn.
Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn“ werden im Weiteren mit „G+E“ zitiert.<br />
9
QS <strong>26</strong><br />
<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />
1.2 Das <strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit im<br />
Erzbistum Paderborn<br />
Werner Hellwig<br />
Um den Aufbau der Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im<br />
Erzbistum Paderborn und damit auch unsere Struktur transparenter zu machen,<br />
haben wir gemeinsam in einem sehr interessanten Diskussionsprozess<br />
ein eigenes Schaubild entwickelt:<br />
Pfarrgemeinden<br />
Jugendfreizeitstätten<br />
Jugendbildungsstätten<br />
Abt.<br />
Jugendpastoral/<br />
Jugendarbeit<br />
Entwicklung der<br />
vernetzten Praxis<br />
katholischer<br />
Jugendarbeit<br />
Jugendverbände<br />
Begegnung<br />
und Dialog<br />
vielfältige<br />
Praxisformen<br />
in<br />
ekklesialer<br />
Dimension<br />
in evangelisierender<br />
Dimension<br />
in jugendkultureller<br />
Dimension<br />
in sozialpädagogischer<br />
Dimension<br />
in jugendpolitischer<br />
Dimension<br />
Ziele und Aufgaben<br />
Unterstützung des Menschseins und der Menschwerdung<br />
aus und mit dem Evangelium Jesu Christi<br />
Jugendpastoral<br />
•Jugendarbeit<br />
•Religionsunterricht<br />
•Gemeindekatechese<br />
•Jugendsozialarbeit<br />
•Berufungspastoral<br />
•…<br />
Katholische<br />
Jugendarbeit<br />
Jugendhilfe<br />
•Jugendarbeit<br />
•Hilfen <strong>zur</strong> Erziehung<br />
•Kindertageseinrichtungen<br />
•Förderung der Erziehung in<br />
der Familie<br />
•…<br />
Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen<br />
10<br />
Tafel 1: Ziel- und Programmstruktur der Jugendarbeit des Erzbistums Paderborn
<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />
QS <strong>26</strong><br />
Eine Konzeptionierung von moderner und zukunftsweisender Jugendarbeit<br />
muss die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen bedenken und zum Ausgangspunkt<br />
ihrer Überlegungen machen. Dabei ist es wichtig, sich von der<br />
Erkenntnis leiten zu lassen, dass es keine allgemein gültige Wirklichkeit und<br />
Beschreibung dieser Lebenswirklichkeit gibt, sondern<br />
eine, die immer im Fluss ist und sich ständig<br />
verändert.<br />
Zwischen den Bedingungen von<br />
• Familie,<br />
• Schule und Ausbildung,<br />
• Freizeit und<br />
• gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren<br />
gestalten junge Menschen ihren Weg in das Leben, in ihr Erwachsen-Werden.<br />
Es ist eine Lebensphase, die weniger verlässliche Vorgaben gibt, als vielmehr<br />
die Verantwortung in die eigene Hand legt, den Alltag zu regeln und<br />
in eigener Regie zu gestalten.<br />
❒ Diese komplexe Wirklichkeit im konkreten lokalen Lebensraum wahrzunehmen<br />
und zu analysieren ist eine wesentliche Voraussetzung bei der Konzipierung<br />
von Jugendarbeit auf allen Ebenen. (G+E, Seite 13)<br />
❒ Jugendpastoral stellt eine altersspezifische Facette kirchlichen Handelns dar.<br />
Sie lässt sich verstehen als das Wirken der Kirche mit und an jungen Menschen<br />
und durch diese selbst. (G+E, Seite 16)<br />
❒ Die Kirche möchte ihren Grundauftrag unter jungen<br />
Menschen verwirklichen und versteht sich als<br />
ein Ort, an dem Gemeinschaft mit Gott und ... Gemeinschaft<br />
und Einheit untereinander als heilend<br />
und befreiend erfahrbar wird.<br />
(G+E, Seite 16)<br />
Ausgangspunkt ist die Lebenswirklichkeit<br />
der Kinder und Jugendlichen.<br />
Katholische Jugendarbeit hat zwei wesentliche<br />
Begründungszusammenhänge:<br />
• die Jugendpastoral und<br />
• die Jugendhilfe.<br />
❒ Katholische Jugendarbeit ist ein Handlungsfeld von Jugendpastoral und in der<br />
Freizeit von jungen Menschen angesiedelt. Ihr Kennzeichen ist die Freiwilligkeit,<br />
... das heißt, die jungen Menschen entscheiden maßgeblich selbst<br />
(durch Dabeisein und Wegbleiben), was in diesem Rahmen möglich wird.<br />
(G+E, Seite 17)<br />
Katholische Jugendarbeit bewegt sich auch im Rahmen der gesetzlichen Jugendhilfe,<br />
dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Das KJHG formuliert<br />
das Recht junger Menschen auf Förderung der Entwicklung und Erziehung<br />
zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit<br />
(KJHG 1. Kapitel). Die im zweiten Kapitel beschriebenen Leistungen der Jugendhilfe<br />
zielen darauf ab, dieses Recht einzulösen. Das KJHG legt weiter<br />
fest, dass sich Jugendarbeit an den Interessen junger Menschen orientieren<br />
und von ihnen mitbestimmt und -gestaltet werden soll. Die katholische Kirche<br />
und die katholischen Jugendverbände sind anerkannte Träger der freien<br />
Jugendhilfe und erbringen diese Leistungen.<br />
11
QS <strong>26</strong><br />
<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />
Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit<br />
Katholische Jugendarbeit unterstützt<br />
junge Menschen in ihrem Menschsein<br />
und in ihrer Menschwerdung.<br />
Katholische Jugendarbeit fördert das Bemühen<br />
junger Menschen, ihre Identität und Berufung zu<br />
entdecken, ihr Leben zu verstehen und zu gestalten.<br />
Dabei wird ihnen im Evangelium Jesu Christi<br />
ein Weg eröffnet, der sie <strong>zur</strong> Fülle des Lebens und<br />
zu einer Menschwerdung nach Gottes Bild führen<br />
kann.<br />
Damit leistet katholische Jugendarbeit ihren Beitrag zum Aufbau und <strong>zur</strong><br />
Mitgestaltung einer menschlichen Gesellschaft und Kultur, die in Verantwortung<br />
vor Gott auf der Achtung der menschlichen Person, sozialer Gerechtigkeit,<br />
dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung gründet.<br />
Katholische Jugendarbeit geschieht vorwiegend in der Begegnung mit Christen<br />
verschiedener Lebensalter, die versuchen, in ihrem Leben Zeugnis zu<br />
geben, und zum Dialog mit jungen Menschen bereit sind. Katholische Jugendarbeit<br />
ist ein Raum, den junge Menschen durch Begegnung, Erlebnis,<br />
Handeln, Feiern und Bedenken der Lebenszusammenhänge gestalten können.<br />
Diese allgemeinen Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit lassen sich<br />
in fünf Dimensionen entfalten:<br />
• ekklesiale,<br />
• evangelisierende,<br />
• jugendkulturelle,<br />
• sozialpädagogische und<br />
• jugendpolitische Dimension.<br />
Diese stehen gleichberechtigt nebeneinander und konkretisieren die allgemeinen<br />
Ziele und Aufgaben mit Blick auf die praktische Umsetzung in den<br />
unterschiedlichen Praxisformen katholischer Jugendarbeit.(siehe Seite 10)<br />
Umsetzung durch vernetzte Praxis<br />
Ausgangspunkt für jede Konzeptentwicklung in den verschiedenen Bereichen<br />
katholischer Jugendarbeit ist die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen.<br />
Von dieser vielfältigen Lebenswirklichkeit ausgehend lässt sich<br />
ein breites und buntes Spektrum von Praxisformen in Organisationen, Einrichtungen<br />
und anderen Zusammenschlüssen ableiten. In unserem Erzbistum<br />
vollzieht sich katholische Jugendarbeit in pfarrgemeindlicher Jugendarbeit,<br />
in Jugendverbänden, Jugendfreizeitstätten, Jugendbildungsstätten und<br />
anderen Praxisformen.<br />
12<br />
Die einzelnen Praxisformen stehen in ihrer Bedeutung und Wertigkeit<br />
gleichrangig nebeneinander. Sie ermöglichen durch ihr spezifisches und differenziertes<br />
Angebot ... jungen Menschen vielfältige Zugänge, Gestaltungsräume<br />
und Unterstützung. (G+E, Seite 43)
<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit im Erzbischöflichen Generalvikariat<br />
unterstützt die katholische Jugendarbeit in ihrer ganzen Bandbreite<br />
durch unterschiedliche Dienste, Unterstützungs- und Koordinierungssysteme,<br />
zum Beispiel durch die Referate in der Abteilung Jugendpastoral oder<br />
die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit (G+E, Seite 72).<br />
Praxis überprüfen und <strong>Qualität</strong> beschreiben<br />
Ausgehend von dieser grundlegenden Konzeptionierung katholischer Jugendarbeit<br />
in den Jahren 1990 bis 1994 hat sich eine Umsetzung der konzeptionellen<br />
Grundlagen in die verschiedenen Bereiche unserer Jugendarbeit in<br />
den folgenden Jahren vollzogen. In diesem Zusammenhang entstanden viele<br />
neue Aufbrüche, entwickelten Jugendfreizeitstätten neue Konzepte, positionierten<br />
sie die Jugendbildungsstätten neu usw.<br />
Es schlossen sich daher bald die Fragen an:<br />
❒ Wie ist uns diese konzeptionelle Umsetzung des <strong>Leitbild</strong>es gelungen?<br />
❒ Welche Angebote machen wir in unserer Arbeit? Wie werden sie angenommen?<br />
❒ Welche <strong>Qualität</strong> haben unsere Angebote und Leistungen?<br />
In den Bereichen Jugendfreizeitstätten, Jugendbildungsstätten und Dekanatsstellen<br />
für katholische Jugendarbeit haben wir in einem besonderen<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklungsprojekt die beschriebenen Zielformulierungen und die<br />
oben gestellten Fragen überprüft.<br />
Die praktische Umsetzung der Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit<br />
wird auch künftig entscheidend durch Personen in Begegnung,<br />
Dialog, Partnerschaft, Zeugnis und Begleitung geschehen. In der katholischen<br />
Jugendarbeit sind Menschen aller Lebensalter gefragt, die versuchen,<br />
ein Leben aus dem Geist des Evangeliums und mit der Kirche zu<br />
führen; die glaubwürdig sind, die sich für andere einsetzen; die bereit<br />
sind, ein Stück ihres Lebens mit jungen Menschen zu teilen. (G+E,<br />
Seite 45)<br />
13
QS <strong>26</strong><br />
Schritte <strong>zur</strong> <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />
1.3 Systematische Umsetzung konzeptioneller<br />
Grundlagen durch Qualifizierung Hauptberuflicher<br />
Karl-Heinz Stahl<br />
„Von nix kommt nix“ und es wurde uns in der katholischen Jugendarbeit des<br />
Erzbistums Paderborn bewusst, dass wir sowohl für die hauptberuflichen<br />
Fachkräfte als auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter „Handwerkszeug“ an-<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung geht nicht ohne<br />
wichtige Vorarbeiten.<br />
bieten mussten, um die katholische Jugendarbeit<br />
konzeptionell weiterentwickeln zu können. Damit<br />
war die Aufgabe klar:<br />
➢ Ausgehend von den Grundlagen und Eckpunkten entwickeln wir praxisgerechte<br />
Schritte <strong>zur</strong> Qualifizierung, damit das <strong>Leitbild</strong> nicht im luftleeren<br />
Raum verbleibt.<br />
Qualifizierung der hauptberuflichen Fachkräfte<br />
Die pointiert dargestellten Markierungen lassen sich folgendermaßen entfalten:<br />
Auf unserem Weg, das <strong>Leitbild</strong> für die Praxis der hauptberuflichen Fachkräfte<br />
handhabbar zu machen, waren sechs Schritte für uns wichtige Markierungen:<br />
1. Schritt:<br />
2. Schritt:<br />
3. Schritt:<br />
4. Schritt:<br />
5. Schritt:<br />
6. Schritt:<br />
Studientagungen zum Thema Social-Marketing<br />
oder: Wir stellen uns in die Schuhe des Kunden (das heißt<br />
der Kinder, der Jugendlichen und der Mitarbeiter/-innen)<br />
Studientagungen zum Thema Systemisches Denken<br />
oder: Wir sind keine Einzelkämpfer.<br />
Fortbildung zum Thema Jugendhilfeplanung<br />
oder: Wir setzen uns für positive Lebensmöglichkeiten und<br />
Entwicklungschancen junger Menschen ein.<br />
Studientagung zum Thema Produktbeschreibung<br />
oder: Wie kompliziert es ist, die Jugendarbeit in Kennziffern zu<br />
packen.<br />
Studientagung zum Thema Selbstevaluation<br />
oder: Wir wollen „<strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten“.<br />
Zusammenführung der Aktivitäten der unterschiedlichen Jugendarbeitsbereiche<br />
im Projekt „Konzept<strong>Qualität</strong>“<br />
oder: Wir machen Nägel mit Köpfen.<br />
14
Social-Marketing<br />
QS <strong>26</strong><br />
Diese dargestellten „Markierungen“ lassen sich folgendermaßen entfalten:<br />
❒ Social-Marketing<br />
Die Auseinandersetzung war erst einmal ungewohnt. Können denn Kinder<br />
und Jugendliche „Kunden“ sein? Ist Jugendarbeit ein „Markt“ wie jeder andere?<br />
Laufen wir nicht Gefahr, Inhalte durch Marketing zu ersetzen? Fragen<br />
über Fragen und eine Aussage, die für uns eine Initialzündung darstellte, die<br />
alte sozialpädagogische Forderung:<br />
„Wir müssen die Klienten da abholen,<br />
wo sie stehen“.<br />
„Wo niemand steht, kann auch niemand<br />
abgeholt werden!“<br />
Für den grundsätzlich Aufbau eines Marketing-Konzeptes haben wir uns<br />
folgende Fragen gestellt:<br />
• Wer sind unsere Kunden; welche Zielgruppen sollen wir ansprechen?<br />
• Was ist eigentlich das Problem des Kunden?<br />
• Welchen Vorteil haben die Kunden, wenn sie zu uns oder wir zu ihnen<br />
kommen?<br />
• Welchem Wettbewerb müssen wir uns stellen; welche anderen Anbieter<br />
haben ähnliche (oder gleiche) Angebote wie wir?<br />
• Welchen Wettbewerbsvorteil (also unsere Vorteile anderen gegenüber)<br />
können wir für uns deutlich herausstellen?<br />
• Auf welchem Weg erreichen unsere Angebote die Kunden?<br />
Das Marketing-Konzept verspricht in unserem Zusammenhang interessante<br />
Möglichkeiten. Bei näherer Betrachtung ist uns jedoch klar, dass wir – bei aller<br />
Sympathie – die Konzepte der Ökonomie nicht so ohne weiteres übernehmen<br />
können. Daraus folgt für uns, das Marketing-Konzept so aufzubereiten,<br />
dass die hauptberuflichen Fachkräfte ein praxisgerechtes Instrument an die<br />
Hand bekommen, damit wir nicht „vom Kundenproblem zum Identitätsproblem“<br />
1 kommen.<br />
Auf dieser Grundlage entwickelten wir ein eigenes Konzept entsprechend<br />
der folgenden Skizze:<br />
1<br />
Vgl. Vollenkemper in Poersch/Watzek, Social-Marketing in der Jugendarbeit, Paderborn<br />
15
QS <strong>26</strong> Social-Marketing<br />
Kundenproblem<br />
Was ist das Problem der potenziellen Kunden, das gelöst werden soll?<br />
Zielgruppen<br />
Welche Zielgruppen lassen sich einteilen?<br />
Welche Gruppen soll das Angebot ansprechen?<br />
Das Produkt/Angebot<br />
Welche Merkmale muss es <strong>zur</strong> Lösung des Kundenproblems aufweisen?<br />
FILTER<br />
Meine Werte<br />
Ist das Produkt<br />
in diesem Kontext<br />
noch haltbar?<br />
Mein Berufsauftrag<br />
Ist das Produkt<br />
in diesem Kontext<br />
noch haltbar?<br />
Mein Arbeitsauftrag<br />
Ist das Produkt<br />
in diesem Kontext<br />
noch haltbar?<br />
Reicht für dieses Produkt meine berufliche Kompetenz? Kann ich sie<br />
ausbauen? Kann ich Aufgaben delegieren? Reicht meine Kapazität?<br />
Wo liegen meine Prioritäten? Kann ich meine Kapazitäten erweitern?<br />
Kann ich delegieren?<br />
Mein Produkt<br />
Wie konzipiere ich nun tatsächlich mein Produkt,<br />
welche Gestalt soll es haben?<br />
Kundennutzen<br />
Welche Vorteile bietet das Produkt <strong>zur</strong> Lösung des Kundenproblems,<br />
was spricht gegen das Produkt?<br />
Wettbewerb<br />
Welche Konkurrenten mit ähnlichem oder einem Ersatzangebot<br />
gibt es?<br />
Wettbewerbsvorteil<br />
Wodurch unterscheiden wir uns vom Wettbewerb, was macht unser<br />
Angebot einzigartig?<br />
Marketing-Mix<br />
Was ist die Leistung für den Kunden? Welches Preisniveau wird angestrebt?<br />
Wie wird die Kundenansprache gestaltet? Auf welchem Wege<br />
erreicht das Produkt den Kunden? Welcher Service wird geboten?<br />
16<br />
Tafel 2: Struktur des Social-Marketing<br />
Quelle: Ludger Vollenkemper: <strong>Vom</strong> Kundenproblem zum Identitätsproblem, S. 18, in:<br />
Poersch/Watzek (Hrsg.): Social-Marketing in der Jugendarbeit, Paderborn 1996
Systemisches Denken<br />
QS <strong>26</strong><br />
❒ Systemisches Denken<br />
• Wie sind wir in das System eingebunden?<br />
• Wo verhindert das System Innovation?<br />
• Wo ermöglicht das System Weiterentwicklung?<br />
• An welchen Stellen können wir unsere <strong>Qualität</strong> in das Gesamtsystem einbringen?<br />
• Ist nicht die Jugendarbeit in der Praxis überwiegend durch Spontaneität<br />
geprägt? Warum brauchen wir da eine Institution?<br />
Solche Fragen helfen uns, genauer zu fassen, in welchen Bezügen und in<br />
welchen Strukturen katholische Jugendarbeit in unserem Erzbistum anzusiedeln<br />
ist.<br />
Hilfreich ist für uns eine neue, nämlich die systemische Blickrichtung einzunehmen:<br />
Der systemische Ansatz<br />
• Wir versuchen die Ganzheit des Systems wahrzunehmen.<br />
Systemischer<br />
Ansatz<br />
• Wir schauen auf die Wechselwirkungen der Elemente in einem System.<br />
• Wir suchen nicht linear nach der einen Ursache eines Problems, sondern<br />
nach einem vielfältigen Begründungszusammenhang.<br />
• Wir achten darauf, dass Geben und Nehmen der Elemente in einem<br />
ausgewogenen Verhältnis stehen.<br />
• Wir berücksichtigen die Kontexte von Systemen und Subsystemen, um<br />
die Wirklichkeit zu verstehen.<br />
• Wir erkennen, dass es nicht objektive Sachverhalte gibt, sondern dass<br />
sie immer subjektiv verstanden werden.<br />
• Wir schauen auf die Ressourcen und Möglichkeiten eines Systems, um<br />
Zukunft zu gestalten 2 .<br />
2<br />
Vgl. Osterhold, <strong>Vom</strong> Chef zum Coach, Wiesbaden 1998<br />
17
QS <strong>26</strong> Jugendhilfeplanung<br />
❒<br />
Jugendhilfeplanung<br />
Wozu soll katholische Jugendarbeit gut sein? Geht es bei uns nur um<br />
Frommes, nur um Politik, etwas von beidem, um reinen Freizeitspaß,<br />
am Ende doch um mehr?<br />
Ein Blick in die Grundlagen und Eckpunkte verschafft Klarheit über<br />
wesentliche Teile unseres <strong>Leitbild</strong>es:<br />
➢<br />
➢<br />
➢<br />
➢<br />
Katholische Jugendarbeit ist ein Teilbereich der Jugendhilfe<br />
und trägt dazu bei, das im KJHG formulierte Recht junger Menschen<br />
auf Förderung ihrer Entwicklung und Erziehung zu einer<br />
eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit<br />
umzusetzen.<br />
Die im KJHG definierten Leistungen der Jugendarbeit sollen an<br />
die Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen<br />
mitbestimmt und gestaltet werden.<br />
Als anerkannte Träger erbringen die verfasste katholische Kirche,<br />
die katholischen Jugendverbände und die Orden durch<br />
ihre Jugendarbeit Leistungen der Jugendhilfe. Ihre selbstständige<br />
Zielsetzung, Durchführung der Aufgaben und Gestaltung<br />
der Organisationsstruktur sind im KJHG ausdrücklich anerkannt<br />
und geschützt.<br />
Katholische Jugendarbeit ist somit als der Teil des Leistungbereiches<br />
„Jugendarbeit“ zu verstehen, den die katholische Kirche<br />
und auch die katholischen Jugendverbände als freie Träger<br />
selbstständig gestalten.<br />
Um diesem Anspruch unseres <strong>Leitbild</strong>es in der Praxis gerecht zu werden, versetzen<br />
wir unsere Fachkräfte in die Lage bei der örtlichen Jugendhilfeplanung<br />
mitzuwirken. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem öffentlichen<br />
Träger der Jugendhilfe werden wir – unter der Maßgabe der frühzeitigen<br />
und umfassenden Beteiligung – unsere Kenntnisse des Sozialraumes,<br />
unsere Ressourcen und unsere Kompetenzen einbringen. So ergibt sich in<br />
der Beteiligung an der örtlichen Jugendhilfeplanung für uns ein geeigneter<br />
Weg, daran mitzuwirken, „...positive Lebensbedingungen für junge Menschen<br />
und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten<br />
oder zu schaffen“(KJHG § 1,4).<br />
Fazit:<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung darf nicht ausschließlich intern geschehen.<br />
18
Produktbeschreibung<br />
QS <strong>26</strong><br />
❒<br />
Produktbeschreibung<br />
Wie halten wir es mit Effektivität und Effizienz? Soll jetzt die Betriebswirtschaft<br />
die Pädagogik ersetzen? Kann es im Rahmen der Neuen Steuerung<br />
„zweckfreie Räume“ für Kinder und Jugendliche geben? Laufen wir nicht Gefahr,<br />
dass fachfremde Personen die Produkte der Jugendarbeit definieren?<br />
Im Hinblick auf<br />
• den Umbau der öffentlichen Verwaltungen,<br />
• die Überlegungen der Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung<br />
(KGST),<br />
• die Begrifflichkeiten aus der Neuen Steuerung und<br />
• die Veränderungen in der örtlichen Jugendhilfe<br />
stellt sich für uns nicht mehr die Frage, ob wir Produktbeschreibungen nun<br />
gut oder schlecht finden. Vielmehr legen wir Wert darauf, unsere Produkte<br />
nicht fachfremd beschreiben zu lassen, sondern unsere Produkte selbst zu<br />
beschreiben.<br />
„Für die katholische Kinder- und Jugendarbeit ist (...) die Vielfalt von Trägern unterschiedlicher<br />
Orientierungen und die Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen<br />
– die unter anderem auch im KJHG verankert ist – ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Identität von Jugendarbeit, die es nicht nur zu berücksichtigen,<br />
sondern auch zu schützen und zu bewahren gilt.“ 3<br />
Hierzu haben wir exemplarisch einen Produktplan zu Grunde gelegt, der auf<br />
Seite 20 abgedruckt ist.<br />
Katholische Jugendarbeit ist der Ort, wo<br />
sich junge Menschen<br />
• mit all ihren Kräften und Möglichkeiten<br />
entfalten können,<br />
• in ihrer Einmaligkeit unbedingt anund<br />
ernstgenommen werden,<br />
• ihre Lebensfreude und Suche nach<br />
Sinn mit anderen teilen und<br />
• darin Menschen begegnen, die ihr<br />
Leben aus dem Glauben heraus zu<br />
gestalten versuchen. (G+E, Seite 30)<br />
Gesellschaftliches und politisches Engagement<br />
auf der Grundlage des christlichen<br />
Glaubens und als Bestandteil katholischer<br />
Jugendarbeit bedeutet wesentlich,<br />
in tätiger Solidarität zu leben,<br />
das heißt sich einzusetzen für positive<br />
Lebensmöglichkeiten und Entwicklungschancen<br />
junger Menschen, einzutreten<br />
für eine gerechte Verteilung von Lebenschancen<br />
und Gütern, für den Frieden in<br />
der Welt sowie für die Bewahrung der<br />
Schöpfung. (G+E, Seite 40)<br />
3<br />
Produktdefinition für katholische Kinder- und Jugendarbeit<br />
Eine Arbeitshilfe des Landesausschusses katholische Jugendarbeit/BDKJ NW in Zusammenarbeit mit INSO, Düsseldorf 1997, Seite 7<br />
19
QS <strong>26</strong> Produktplan<br />
Produktplan katholischer Kinder- und Jugendarbeit<br />
Ein möglicher Produktplan der katholischen Kinder- und Jugendarbeit<br />
Produktbereich<br />
Produktgruppe<br />
Produktträger<br />
Produktstätte<br />
Produkte<br />
Angebote<br />
Kinder- und<br />
Jugendarbeit<br />
Jugendbildungsstätte<br />
außerschulische<br />
Bildung<br />
offene Kinderund<br />
Jugendarbeit<br />
mitgliederorientierte<br />
Kinder- und<br />
Jugendarbeit<br />
Jugendverbände<br />
Kirchengemeinde/<br />
Bistümer<br />
Spiel, Sport,<br />
Geselligkeit<br />
gemeinwesenorientierte<br />
Kinder- und<br />
Jugendarbeit<br />
andere katholische<br />
Träger<br />
Jugendverband<br />
Jugendfreizeiteinrichtung<br />
Pfarrgemeinde<br />
arbeitsweltbezogene<br />
Jugendarbeit<br />
schulbezogene<br />
Jugendarbeit<br />
familienbezogene<br />
Jugendarbeit<br />
internationale<br />
Jugendarbeit<br />
Kinder- und<br />
Jugenderholung<br />
Jugendberatung<br />
allgemeine<br />
Förderung<br />
von<br />
Erziehung<br />
Förderung<br />
von Selbstorganisationsprozessen<br />
geschlechtsspezifische<br />
Arbeit<br />
Tafel 4: Produktdefinitionen katholischer Kinder- und Jugendarbeit<br />
20<br />
Quelle: Landesausschuss katholischer Jugendarbeit/BDKJ NW, Düsseldorf 1997
Selbstevaluation<br />
QS <strong>26</strong><br />
❒ Selbstevaluation<br />
• Haben wir eine aktuelle Konzeption?<br />
• Welche strategische Ziele sind formuliert?<br />
• Wie lassen sich diese operationalisieren?<br />
• Welche Kriterien legen wir für die <strong>Qualität</strong>sbeschreibung unserer Arbeit fest?<br />
• Sind die Verantwortlichen in der Institution von Anfang an beteiligt?<br />
Im Spannungsfeld zwischen Effektivität, Effizienz und Fachlichkeit legen wir<br />
einen eindeutigen Schwerpunkt auf die Fachlichkeit. Hilfreich für uns sind in<br />
diesem Zusammenhang die Arbeiten <strong>zur</strong> Selbstevaluation von Hiltrud von<br />
Spiegel. Hier sehen wir einen geeigneten Ansatzpunkt, aus fachlicher Sicht<br />
systematisch <strong>Qualität</strong> zu beschreiben.<br />
Das heißt für uns,<br />
• bei den hauptberuflichen Fachkräften die Bereitschaft für Selbstevaluation<br />
zu wecken;<br />
• die jeweiligen Träger der Jugendarbeit dafür zu gewinnen;<br />
• die notwendigen Ressourcen bereitzustellen;<br />
• ein Instrument zu entwickeln, das praxisgerecht ist.<br />
Hierzu haben wir für uns ein eigenes Ablaufschema entwickelt, das auf Seite<br />
22 gezeigt wird.<br />
Durch ihre Herkunft und ihre Verwurzelung<br />
in unterschiedlichsten Traditionen<br />
und Lebensräumen oder die Ausrichtung<br />
ihrer Arbeit auf spezifische Zielgruppen<br />
entwickeln Jugendverbände eigene Akzentuierungen.<br />
(G+E, Seite 63)<br />
21
QS <strong>26</strong> Selbstevaluation<br />
Unser Ablaufschema für die konkrete Selbstevaluation<br />
Sechs wichtige Schritte im Vorfeld der Selbstevaluation<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
Schnittstelle festlegen<br />
Welches konkrete Projekt, welche Veranstaltung, welchen<br />
Arbeitsvollzug will ich „selbst-evaluieren“?<br />
Definition meiner Ziele<br />
für das Handeln in den Schnittstellen<br />
❒ Prozess<br />
❒ Struktur<br />
❒ Ergebnis<br />
Dokumentation<br />
❒ meine <strong>Qualität</strong>skriterien<br />
❒ die <strong>Qualität</strong>serwartungen der Kunden<br />
4. Schritt<br />
5. Schritt<br />
<strong>Qualität</strong>skriterien formulieren<br />
unter Prüfung und Abwägung der Erwartungen aller Beteiligten<br />
Indikatoren sammeln und begründet festlegen<br />
Woran kann ich erkennen,<br />
dass ich das Ziel/das <strong>Qualität</strong>skriterium erfüllt habe?<br />
6. Schritt<br />
Meßinstrumente entwickeln<br />
Wer stellt wie und wann fest, ob die Ziele erreicht wurden?<br />
Dazu entwickelten wir unsere eigenen Evaluationsbögen.<br />
Handeln in der Schnittstelle<br />
❒ Reflexion der Handlungen vor dem Hintergrund der<br />
Indikatoren<br />
❒ Ausfüllen und Auswerten der Evaluationsbögen<br />
❒ Korrigieren der Ziele, falls erforderlich<br />
❒ Korrigieren der Handlungen, falls erforderlich<br />
❒ Überprüfen des Konzeptes<br />
Tafel 5: Selbstevaluation; Ablaufschema<br />
22<br />
Quelle:<br />
Ludger Vollenkemper, nach Prof. Dr. Hiltrud von Spiegel
Projektbeteiligte<br />
QS <strong>26</strong><br />
❒<br />
Zusammenführung der Aktivitäten<br />
Das Projekt <strong>zur</strong> Konzeptentwicklung und Selbstevaluation wird exemplarisch<br />
in ausgewählten Einrichtungen durchgeführt. Die hier gemachten Erfahrungen,<br />
die erprobten Methoden, die Instrumente und die systematische Dokumentation<br />
können für andere Träger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
in der katholischen Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn ein Anreiz sein,<br />
auch für ihren Bereich <strong>Qualität</strong> zu entwickeln und zu beschreiben.<br />
Folgende Einrichtungen arbeiten zusammen:<br />
HOT<br />
Dortmund-<br />
Mengede<br />
Jugendhof<br />
Pallottihaus<br />
Olpe<br />
Projekt „KQ“<br />
Abteilung<br />
Jugendpastoral<br />
Dekanatstellen für<br />
katholische<br />
Jugendarbeit<br />
• Rietberg<br />
• Meschede<br />
• Witten<br />
Häuser der<br />
kleinen offenen Tür<br />
• Finnentrop<br />
• Wünnenberg<br />
• Marsberg<br />
Tafel 6: Am Projekt KQ beteiligte Einrichtungen im Erzbistum Paderborn<br />
Karl-Heinz Stahl ist Dipl.-Sozialpädagoge und Leiter des Referates Grundlagenarbeit<br />
und Ehrenamtlichenförderung in der Abteilung Jugendpastoral/<br />
Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn.<br />
Zum Autor<br />
23
QS <strong>26</strong><br />
Systematische Umsetzung durch Förderung Ehrenamtlicher<br />
1.4 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />
die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeiter/-innen<br />
Karl-Heinz Stahl<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen sind<br />
die wichtigste Stütze katholischer<br />
Jugendarbeit.<br />
„Ehrenamtliche setzen sich mit ihren jeweiligen Begabungen<br />
freiwillig und auf Zeit in den vielfältigen Aufgaben<br />
ein. Durch ihre Persönlichkeit und ihre Charismen<br />
prägen sie wesentlich die Praxis und verwirklichen<br />
so engagiertes Christsein in der Mitgestaltung<br />
von Kirche und Gesellschaft.“ (G+E, Seite 45)<br />
Dies wird auch an konkreten Zahlen sichtbar. So engagieren sich <strong>zur</strong> Zeit etwa<br />
15.000 Ehrenamtliche in der katholischen Jugendarbeit. Sie werden in allen<br />
Bereichen von 150 hauptberuflichen Fachkräften unterstützt. Diese eindeutige<br />
Option für Ehrenamtliche beinhaltet einen klaren Auftrag für die Träger<br />
von katholischer Jugendarbeit, der im <strong>Leitbild</strong> beschrieben ist:<br />
„Um ihre Aufgaben im Dienst an jungen Menschen motiviert, qualifiziert und<br />
persönlich befriedigend wahrnehmen zu können, bemühen sich die unterschiedlichen<br />
Träger katholischer Jugendarbeit um förderliche Rahmenbedingungen für<br />
den Einsatz Ehrenamtlicher, um Mitarbeiterpflege und ausreichende und geeignete<br />
Angebote <strong>zur</strong> Aus- und Fortbildung und Begleitung.“ (G+E, Seite 46)<br />
„Ehrenamtliche suchen eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgabe, sie<br />
erwarten Absicherung (Versicherung), gute räumliche und organisatorische<br />
Bedingungen, sie wünschen Information, Austausch und Zusammenarbeit.<br />
Sie möchten die Arbeit nach eigenen Ideen und Fähigkeiten gestalten, ihren eigenen<br />
Stil entwickeln und verwirklichen und die Möglichkeit <strong>zur</strong> Beteiligung<br />
an Veränderung/Weiterentwicklung der gesamten Arbeit (des Konzeptes) haben.<br />
Die Frage ist also, ob die Kompetenzen zu benennen und die Voraussetzungen<br />
zu sichern sind, die ihre Umsetzung ermöglichen.“ 1<br />
Die Praxisformen katholischer Jugendarbeit müssen den differenzierten Gesellungsformen<br />
junger Menschen möglichst nahe sein. Sie müssen deshalb<br />
vielfältig, offen und durchlässig angelegt sein sowie den Aufbau und die Entwicklung<br />
von Beziehungen ermöglichen.<br />
Mit dieser Aussage setzt unser <strong>Leitbild</strong> einen anspruchsvollen Akzent. Für<br />
uns bedeutet dies, ein Ausbildungssystem für ehrenamtliche Mitarbeiter/<br />
-innen, das wir bereits begonnen haben, im Sinne des <strong>Leitbild</strong>es zu operationalisieren.<br />
1<br />
Ehrenamt fördern, Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit, 1997, S. 11<br />
24
Förderung der Ehrenamtlichen<br />
QS <strong>26</strong><br />
In einem dialogischen Prozess werden die „Standards <strong>zur</strong> Konzeptionierung<br />
von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen<br />
der katholischen Jugendarbeit in der Erzdiözese Paderborn“ entwickelt,<br />
die verbindlich für alle Träger gelten sollen.<br />
Uns ist es wichtig, dass diese Standards sich nicht wie ein pädagogisches<br />
Lehrbuch lesen. Hier sollen auch keine Rezepte beschrieben werden, die<br />
nach kurzer Zeit möglicherweise nicht mehr greifen.<br />
Wir verstehen die Standards vielmehr als ein Grundsatzpapier, das die Basis<br />
für die Träger von Ausbildung für Ehrenamtliche bildet, um Inhalte und <strong>Qualität</strong><br />
beschreiben zu können.<br />
So ist es möglich, die (notwendigerweise) unterschiedlichen Ausbildungsansätze<br />
zu systematisieren und zu qualifizieren. Dies geht einher mit der<br />
Überlegung, die Angebote vergleichbar, überprüfbar und transparent zu machen.<br />
Verantwortliches ehrenamtliches Engagement<br />
Mitarbeiter/-innen engagieren sich ehrenamtlich auf vielfältige Weise.<br />
❒ Dies hat <strong>zur</strong> Folge, dass Ausbildung sich ebenso vielfältig an den unterschiedlichen<br />
Aufgaben orientiert; neben der Ausbildung in pädagogischen<br />
Feldern steht die im politischen und pastoralen Bereich sowie die<br />
Qualifizierung für andere Funktionen. Ausbildung strebt deshalb die Befähigung<br />
zu verantwortlichem Engagement an.<br />
❒ Dieses Engagement erfordert Qualifikationen, die auf die eigene Person<br />
und auf den Umgang mit und die Beziehung zu anderen bezogen sind<br />
(Selbst- und Sozialkompetenz), auf die begründete Unterstützung von<br />
Kindern und Jugendlichen in ihrer jeweiligen Lebenssituation (sozialpädagogische<br />
Kompetenz), auf eine Beziehung zu Gott, Glaube und Kirche<br />
(pastorale Kompetenz), auf die Verantwortung <strong>zur</strong> Mitgestaltung der<br />
Welt (gesellschaftliche und politische Kompetenz) und auf den je eigenen<br />
Bereich, in dem Verantwortung übernommen wird (Feldkompetenz).<br />
❒ In der Ausbildung werden Kompetenzen prozesshaft aufgegriffen, überprüft,<br />
entwickelt, verändert, erweitert ..., um die Mitarbeiterin/den Mitarbeiter<br />
zu verantwortlichem Engagement zu befähigen. Dabei werden die<br />
Schwerpunkte je nach Aufgabe, auf die hin ausgebildet wird, unterschiedlich<br />
gesetzt. 2<br />
2<br />
Standards <strong>zur</strong> Konzeptionierung von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Jugendarbeit<br />
in der Erzdiözese Paderborn, Bund der Deutschen Katholischen Jugend und Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung<br />
Jugendpastoral/Jugendarbeit 1998, S. 7<br />
25
QS <strong>26</strong><br />
Förderung der Ehrenamtlichen<br />
In einem ersten Schritt erarbeiteten wir, was wir unter ehrenamtlicher Mitarbeit<br />
in unserer Jugendarbeit verstehen, und definieren dies als verantwortliches<br />
Engagement.<br />
Um verantwortliches Engagement in unserer Jugendarbeit wahrnehmen zu<br />
können, ist eine grundlegende Ausbildung notwendig, die gewissen Standards<br />
entspricht. Diese Ausbildung nennen wir Basisausbildung.<br />
Sie stellt konkrete Anforderungen an den Erwerb von Grundlagen der oben<br />
genannten Kompetenzbereiche und setzt formale Anforderungen: Ein Teilnehmer<br />
oder eine Teilnehmerin sollte bei Abschluss der Basisausbildung mindestens<br />
18 Jahre alt sein. Die Basisausbildung umfasst mindestens 30 Zeitstunden.<br />
3<br />
Dieses umfangreiche, abgestufte und transparente Ausbildungsangebot<br />
trägt wesentlich <strong>zur</strong> Förderung ehrenamtlichen Engagements bei und zeigt<br />
die jeweilige <strong>Qualität</strong> der Tätigkeit. Die angebotenen Inhalte der jeweiligen<br />
Ausbildungsmaßnahmen werden individuell und detailliert auf besonderen<br />
Formularen zertifiziert.<br />
Der in G+E klar beschriebene Auftrag, die Ehrenamtlichen zu fördern, ist nun<br />
von Trägern und Verantwortlichen der katholischen Jugendarbeit zu operationalisieren.<br />
Eine Hilfe dazu ist die Praxishilfe „Ehrenamt fördern“, die sechs<br />
Aspekte <strong>zur</strong> Förderung ehrenamtlichen Engagements, Hintergründe zu diesen<br />
Aspekten und eine Einschätzungshilfe enthält. Verantwortliche in Gemeinden,<br />
Organisationen und Verbänden können mittels dieser Arbeitshilfe<br />
überprüfen, inwieweit es ihnen gelingt, Ehrenamt konsequent zu fördern.<br />
Diese Hilfe <strong>zur</strong> Selbsteinschätzung wird auf den folgenden Seiten abgedruckt.<br />
Titelblatt: „Ehrenamt fördern“<br />
<strong>26</strong><br />
3<br />
ebd.
Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />
QS <strong>26</strong><br />
1<br />
Auszug aus der Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />
Einschätzungshilfe für die Träger der Jugendarbeit <strong>zur</strong> Situation der<br />
Ehrenamtlichkeit<br />
Arbeitsauftrag<br />
Lesen Sie die Erläuterungen zu den jeweiligen Punkten und bewerten Sie<br />
anschließend die Realität anhand der Fragen. Tragen Sie Ihre Bewertungen in<br />
die Bewertungsskala ein.<br />
(-2 sehr wenig; -1 wenig; 0 mittel; 1 viel; 2 sehr viel)<br />
1. Werbung, Motivierung, Ansprache<br />
Ehrenamtliche (EA) wollen aus der Tätigkeit Gewinn für sich selbst haben.<br />
Ist der Eigennutzen bei uns gewollt und anerkannt? Schaffen wir<br />
Bedingungen, damit Ehrenamtliche ihren Eigennutzen erfüllt bekommen?<br />
Ehrenamtliche wollen ihre Aktivitäten selbst aussuchen. Sie benötigen<br />
dazu großen Spielraum <strong>zur</strong> individuellen Bestimmung (das heißt,<br />
was sie wann, wie, wo, für wen tun). Wieviel Raum dazu geben wir?<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Wie sehr akzeptieren und wollen wir<br />
den Eigennutzen der Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Schaffen wir Bedingungen, damit Ehrenamtliche<br />
ihren Eigennutzen erfüllt bekommen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wieviel Spielraum geben wir? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
2. Klärungsphase/Voraussetzungen<br />
Um Ehrenamtliche nicht zu überfordern und für sie inhaltlich interessante<br />
Angebote <strong>zur</strong> Vefügung zu stellen, die für sie Sinn ergeben und in ihren<br />
zeitlichen Rahmen passen, bedarf es einer Klärungsphase.<br />
Es muss geklärt werden, was, wo, wie lange, mit wem gemacht wird, wie<br />
die Aktivität aussieht und welche Fähigkeiten, Fertigkeiten sowie Vorerfahrungen<br />
der Ehrenamtliche mitbringt.<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Wie klar und genau sind die Aufgaben benannt? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wieviel Zeit geben wir den EA, das Tätigkeitsfeld<br />
kennen zu lernen und einzuschätzen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wie werden die EA beraten? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Geben wir Rückmeldung<br />
im Hinblick auf ihre Eignung? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Tafel 7: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit<br />
Quelle: Praxishilfe „Ehrenamt fördern“, Paderborn 1997<br />
27
QS <strong>26</strong><br />
Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />
3. Qualifizierte, motivierende Arbeit<br />
2<br />
Ehrenamtliche suchen eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgabe,<br />
sie erwarten Absicherung (Versicherung), gute räumliche und organisatorische<br />
Bedingungen, sie wünschen Information, Austausch und Zusammenarbeit.<br />
Sie möchten die Arbeit nach eigenen Ideen und Fähigkeiten gestalten,<br />
ihren eigenen Stil verwirklichen und die Möglichkeit <strong>zur</strong> Beteiligung an<br />
Veränderung/Weiterentwicklung der gesamten Arbeit (des Konzeptes)<br />
haben.<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Bieten wir anspruchsvolle und<br />
abwechslungsreiche Aufgaben? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Gibt es Absicherung/Versicherung<br />
für den Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wie attraktiv sind die räumlichen<br />
und organisatorischen Bedingungen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wie ist der Informationsfluss? Sind Hintergründe<br />
der Arbeit durchschaubar? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wieviel Raum gibt es für eigene Ideen, Fähigkeiten<br />
und eigenen Stil? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wie offen sind wir für die Veränderungen<br />
der Arbeit/des Konzeptes? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
4. Beratung, Begleitung, Schulung<br />
Ehrenamtliche möchten ihre individuelle Praxis stärken, Erfahrungen<br />
sammeln und sich persönlich weiterentwickeln und weiterbilden. Sie<br />
wünschen Ausbildung im Hinblick auf ihre Aufgabe/Tätigkeit und Begleitung<br />
<strong>zur</strong> praktischen Arbeit. Sie erwarten besonders in der Anfangszeit<br />
intensiven Kontakt und Interesse vom Träger.<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Können Ehrenamtliche bei uns Erfahrungen<br />
sammeln und ihre Fertigkeiten weiterentwickeln? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wieviel Ausbildung erhalten die Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Gibt es bei uns Praxisaustausch, Begleitung und<br />
Hilfestellung für Ehrenamtliche? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Fragen wir besonders bei neuen Mitarbeitern nach? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Halten wir Kontakt zu unseren<br />
Mitarbeitern? Zeigen wir Interesse? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Sind wir offen für Veränderungen<br />
der Arbeit/des Konzeptes? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
28<br />
Tafel 7.1: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit
3<br />
Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />
QS <strong>26</strong><br />
5. Anerkennung… ist eine Frage der Gesamthaltung gegenüber<br />
Ehrenamtlichen!<br />
Ehrenamtliche brauchen Erfolgserlebnisse und Anerkennung ihrer Arbeit.<br />
Sie suchen Selbstbestätigung, eigene Weiterentwicklung und Gemeinschaft.<br />
Sie erwarten soziale Kontrolle, dadurch dass ihre Arbeit wahrgenommen<br />
wird und sie Rückmeldungen erhalten. Weiterbildung und Qualifikation,<br />
finanzielle Aufwandsentschädigung, Glückwünsche zu Festtagen, Presseartikel<br />
über Aktivitäten, Namennennungen bei Veröffentlichungen und<br />
vieles mehr können die Anerkennung der Arbeit ausdrücken.<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Haben Ehrenamtliche bei uns Erfolgserlebnisse? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Erfahren Ehrenamtliche bei uns<br />
Selbstbestätigung, eigene Weiterentwicklung<br />
und Gemeinschaft? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Gibt es bei uns positive soziale Kontrolle? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Wieviel investieren wir in Formen und Mittel,<br />
um Anerkennung auszudrücken? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
6. Abschied<br />
Ehrenamtliche wünschen einen richtigen Ausstieg. Sie müssen ihre<br />
Arbeit harmonisch abschließen und stilvoll Abschied nehmen können.<br />
Bewertung -2 -1 0 1 2<br />
Wird der Ausstieg von Ehrenamtlichen gestaltet? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Beraten wir zum richtigen Ausstieg? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Gibt es bei uns bestimmte Formen/ Rituale<br />
für den Abschied? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />
Tafel 7.2: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit<br />
29
QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />
2. Die Grundlagen des Projektes<br />
„Konzept<strong>Qualität</strong> (KQ)“<br />
Andreas Watzek<br />
Konzept<strong>Qualität</strong><br />
• auf der Grundlage einer klaren Konzeption<br />
• mit dokumentierten<br />
<strong>Qualität</strong>serwartungen<br />
Dem gesamte Projekt gaben wir den Arbeitstitel<br />
„KQ – Konzept<strong>Qualität</strong>“. Beides sollte gemeinsam<br />
entwickelt werden: die konzeptionellen Grundlegung<br />
der Arbeit in den verschiedenen Arbeitsfeldern,<br />
aber auch die Überprüfung der Ergebnisse anhand<br />
zuvor beschriebener „<strong>Qualität</strong>serwartungen“.<br />
Katholische Jugendarbeit wird von ausgebildeten Fachkräften aus unterschiedlichen<br />
Disziplinen geleistet und soll einen pastoralen und gesellschaftlichen<br />
Auftrag erfüllen. Sie ist vielfältigen Anforderungen von innen und<br />
außen ausgesetzt und muss sich den zukünftigen Herausforderungen immer<br />
wieder stellen.<br />
Träger und Mitarbeiter/-innen, aber auch die Zielgruppen haben differenzierte<br />
Erwartungen an die Angebote und Leistungen der Einrichtungen.<br />
Auch die „Öffentlichkeit“ und andere außenstehende Gruppen stellen Anforderungen<br />
an die Fachkräfte und an die Institutionen der Jugendarbeit.<br />
Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass in einem<br />
Konzeptionen dialogisch erstellen<br />
dialogischen Prozess die Jugendarbeit auf eine solide<br />
Konzeption gestellt wird. An der Entwicklung<br />
einer konzeptionellen Grundlegung müssen alle relevanten Personen und<br />
Institutionen beteiligt sein, wenn auch der Grad der Beteiligung unterschiedlich<br />
ausfallen wird. Um die <strong>Qualität</strong> einer Konzeption zu erhöhen, ist es wichtig,<br />
die unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven zu berücksichtigen<br />
und einzubeziehen.<br />
Das Erstellen einer Konzeption hat in erster Linie<br />
Klare Konzeptionen sind Grundlage<br />
eine wichtige Funktion nach innen, für die hauptberuflichen<br />
Fachkräfte und die Träger der Einrich-<br />
für pädagogisches Handeln.<br />
tung. Die Konzeption schafft Klarheit und lässt die<br />
Arbeit zielgerichtet umsetzen und bewerten. Mit einer schriftlich niedergelegten<br />
Konzeption kann auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und<br />
anderen Gruppierungen gestaltet werden und <strong>zur</strong> Profilierung beitragen.<br />
Den Fachkräften ermöglicht die Konzeption weiterhin, ihre Arbeit kontinuierlich<br />
an die Gegebenheiten und Anforderungen anzupassen und weiterzuentwickeln.<br />
30<br />
Ausgangspunkt muss immer die Erforschung der Lebenswirklichkeit der Zielbzw.<br />
Nutzergruppen sein. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen<br />
müssen ergänzt werden um eigene spezifische Trägerinteressen entsprechend<br />
den gesetzlichen Rahmenbedingungen.
Konzept<strong>Qualität</strong><br />
QS <strong>26</strong><br />
Kontextanalyse<br />
Lebenswirklichkeit<br />
Trägerauftrag<br />
Herausforderungen<br />
Gesetzl. Vorgaben<br />
Selbstevaluation<br />
kontinuierliche<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />
Ziele<br />
Optionen<br />
Inhalte<br />
Programme<br />
„Produkte“<br />
Angebote<br />
Personal<br />
Finanzen<br />
Räume<br />
Tafel 8: Systemische Konzeptabwicklung<br />
Von diesen Grundlagen aus werden dann Visionen, Optionen, Zielformulierungen<br />
und Inhalte abgeleitet. Die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Rahmenbedingungen<br />
und Ressourcen sollen helfen, die pädagogischen und die pastoralen<br />
Programme umzusetzen.<br />
Die Programme, Projekte und „Produkte“ sollen dazu beitragen, dass<br />
positive Lebensbedingungen für die Ziel- und Nutzergruppen geschaffen<br />
werden (vgl. KJHG § 1).<br />
Es gehört zu den Zielen der katholischen Jugendarbeit, die jungen Menschen<br />
in der Entwicklung ihres Menschseins und der Menschwerdung zu unterstützen<br />
und für ihre Identitätsbildung das Evangelium Jesu Christi anzubieten.<br />
Ob und in welchem Maße dies gelingt, wollten wir mit geeigneten Instrumenten<br />
von den Mitarbeitern selbst evaluieren lassen.<br />
Zwei Komponenten gehören untrennbar zusammen:<br />
• Konzeptentwicklung und<br />
• Selbstevaluation.<br />
Beide Aspekte bedingen sich gegenseitig; sie benötigen sich geradezu<br />
gegenseitig, um jeweils für sich vollständig zu sein.<br />
Selbstevaluation kann nur dann gelingen, wenn zuvor Ziele für die Arbeit<br />
festgelegt worden sind.<br />
Die Konzeption muss (entsprechend den Ergebnissen der Selbstevaluation)<br />
auf ihre Richtigkeit und Brauchbarkeit hin überprüft werden.<br />
31
QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />
„Fachkräfte, die eine rationellere und fundiertere Grundlage für die Planung<br />
und/oder Optimierung ihrer eigenen beruflichen Arbeit gewinnen wollen, sammeln<br />
und analysieren systematisch und schriftlich Daten über den eigenen Arbeitsbereich<br />
und bewerten diese anhand von fachlich legitimierten Maßstäben<br />
(<strong>Qualität</strong>skriterien). Die Ergebnisse der Selbstevaluation helfen ihnen, ihr Handeln<br />
zu bewerten, es zu legitimieren und zu verbessern. (…)<br />
In Abgrenzung zu externen oder Fremdevaluationen liegt der Fokus auf den<br />
Handlungen, die die Untersuchenden selbst durchführen und somit auch selbst<br />
verantworten: Fachkräfte oder auch Teams, die „an der Basis“, also direkt mit<br />
den Adressatinnen der sozialen Arbeit arbeiten, untersuchen die fachliche <strong>Qualität</strong><br />
ihrer Arbeitsabläufe und deren Ergebnisse; Leitungskräfte nehmen ihre Organisations-,<br />
Delegations- und Führungsarbeit unter die Lupe (würden sie die<br />
Arbeit ihrer Mitarbeiterinnen evaluieren, wäre das eine Fremdevaluation).“ 1<br />
Prof. Dr. Hiltrud von Spiegel<br />
Konzeptionsentwicklung und Selbstevaluation sind der Einstieg in Organisationswicklung<br />
und erfordern deshalb, die Betroffenen von Anfang an zu<br />
beteiligen.<br />
Da die beteiligten Fachkräfte im Projekt KQ mit für sie neuen Anforderungen<br />
der Selbstevaluation konfrontiert wurden, haben wir erfahrene Prozessbegleiter,<br />
zum Teil mit supervisorischer Ausbildung, <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Im<br />
Verlauf des Prozesses wird deutlich, dass diese Begleitung<br />
nicht nur sinnvoll, sondern in vielen Fällen<br />
auch notwendig war. Die Mitarbeiter/-innen<br />
und die Teams kommen im Laufe der Projektarbeit<br />
häufig mit individuellen und institutionellen Fragen und Problemen in<br />
Berührung, die mit Hilfe der professionellen Prozessbegleiter bearbeitet<br />
werden können.<br />
Ohne Beratung und Begleitung geht<br />
es nicht.<br />
Nicht nur die hauptberuflichen Fachkräfte sind aufgefordert, sich über konzeptionelle<br />
Grundlegungen zu verständigen, sondern auch die Träger müssen<br />
Aussagen treffen zu ihrer Sicht des Kontextes, über ihre Erwartungen an<br />
die Arbeit, über ihre Ziele, Inhalte, Rahmenbedingungen und Erwartungen<br />
an die „<strong>Qualität</strong> der Arbeit“. Die konzeptionellen Sichtweisen von Mitarbeiter/-innen<br />
und Trägern fließen schließlich in eine gemeinsame Konzeption<br />
ein, die in der Selbstevaluation überprüft wird.<br />
32<br />
1<br />
H. v. Spiegel, Selbstevaluation – <strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten, in Merchel: <strong>Qualität</strong> der Jugendhilfe, Münster 1998
Konzept<strong>Qualität</strong><br />
QS <strong>26</strong><br />
Ablauf des Prozesses <strong>zur</strong> Konzeptentwicklung und Selbstevaluation<br />
Die Trägervertreter/-innen<br />
Die hauptberuflichen<br />
Fachkräfte<br />
1. Die Trägervertreter/-innen beantworten<br />
aus ihrer Sicht die<br />
Fragen der einzelnen Systembausteine.<br />
2. Die Trägervertreter/-innen geben<br />
eine Einschätzung<br />
darüber ab, wie die hauptberuflichen<br />
Fachkräfte die<br />
Fragen der Systembausteine<br />
beantworten.<br />
3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
in der Beantwortung<br />
der Fragen werden festgehalten.<br />
1. Die hauptberuflichen Fachkräfte<br />
beantworten aus ihrer<br />
Sicht die Fragen der einzelnen<br />
Systembausteine.<br />
2. Die hauptberuflichen Fachkräfte<br />
geben eine Einschätzung<br />
darüber ab, wie die<br />
Trägervertreter/-innen die<br />
Fragen der Systembausteine<br />
beantworten.<br />
3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />
in der Beantwortung<br />
der Fragen werden festgehalten.<br />
1<br />
Austausch der<br />
Antworten und<br />
Einschätzungen<br />
6<br />
Austausch über<br />
die Ergebnisse der<br />
Selbstevaluation<br />
mit dem Träger<br />
5<br />
Durchführung<br />
von Selbstevaluationsprojekten<br />
2Diskussion<br />
über<br />
Unterschiede<br />
3<br />
Entwickeln einer<br />
gemeinsamen<br />
Konzeption<br />
4Entwickeln<br />
von gemeinsamen<br />
<strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />
Tafel 9: Dialogischer Prozess<br />
33
QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />
Von allen Projekten gehen wichtige innovative Impulse<br />
für die Weiterentwicklung der Konzeptionen<br />
Von der Komplexität zum Detail und<br />
<strong>zur</strong>ück<br />
sowie für institutionelle Bedingungen und Aufgaben<br />
der Teamentwicklung aus. Dies geschieht dadurch,<br />
dass einzelne Fragestellungen aus den Zielformulierungen exemplarisch<br />
untersucht werden, oft Details aus einem größeren Zusammenhang.<br />
Die Ergebnisse der Detailuntersuchungen werden mit der Gesamtkonzeption<br />
wiederum in Verbindung gebracht und ermöglichten so eine Weiterentwicklung<br />
und Korrektur des Zielsystems.<br />
Zum Autor<br />
Andreas Watzek ist Dipl.-Sozialpädagoge und Dipl.-Supervisor, Leiter des<br />
Projektes KQ, freiberuflich als Supervisor, Fortbildner und Organisationsberater<br />
tätig.<br />
Anschrift<br />
Andreas Watzek<br />
Mühlenteichstr. 4<br />
33106 Paderborn<br />
Tel.: (0 52 54) 6 43 14<br />
Fax: (0 40) 360 3 09 51 20<br />
E-Mail: awatzek@aol.com<br />
Hauptberufliche Fachkräfte sollen die<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter unterstützen<br />
und beraten sowie für mehr Kontinuität<br />
und Fachlichkeit sorgen.<br />
(G+E, Seite 46)<br />
Um ihre Aufgaben im Dienst an jungen<br />
Menschen motiviert, qualifiziert und<br />
persönlich befriedigend wahrnehmen<br />
zu können, bemühen sich die unterschiedlichen<br />
Träger katholischer Jugendarbeit<br />
um förderliche Rahmenbedingungen<br />
für den Einsatz Ehrenamtlicher,<br />
um Mitarbeiterpflege und ausreichende<br />
und geeignete Angebote <strong>zur</strong><br />
Aus- und Fortbildung und Begleitung.<br />
(G+E, Seite 46)<br />
34
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
QS <strong>26</strong><br />
3. KQ in Jugendfreizeitstätten<br />
Stichwort: Offene Jugendfreizeitstätten<br />
„Offene Jugendfreizeitstätten“ (auch „Offene Tür“ oder „HOT“ oder<br />
„Kl. HOT“ genannt) bieten Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
vielfältige Möglichkeiten, ihre freie Zeit gemeinsam zu erleben<br />
und zu gestalten. Sie sind Orte der Alltäglichkeit und eröffnen<br />
für die Besucher/-innen einen verlässlichen Ort „... für Begegnung,<br />
Geselligkeit, Bildung und Aktion. Offene Jugendfreizeitstätten werden<br />
von hauptberuflichen Fachkräften in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen<br />
und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleitet.<br />
Von ihrer Grundausrichtung her sind diese Einrichtungen für alle<br />
jungen Menschen zugänglich, ohne dass es Zugangsvoraussetzungen<br />
oder Beschränkungen gibt“ (G+E, Seite 57).<br />
Offene Jugendfreizeitstätten bieten<br />
• Treffpunkte, als verlässliche Begegnungsmöglichkeiten im Alltag<br />
junger Menschen,<br />
• Räume für unterschiedliche Cliquen, Szenen und Clubs,<br />
• kulturelle Veranstaltungen, Kurse, zielgruppenorientierte Angebote,<br />
• unterschiedlichste Gemeinwesenaktivtitäten.<br />
In der Erzdiözese Paderborn befinden sich 37 Offene Jugendfreizeitstätten<br />
mit hauptberuflichem Personal in Trägerschaft von katholischen<br />
Kirchengemeinden.<br />
3.1 Was passiert eigentlich täglich im Jugendcafé?<br />
Jürgen Balitzki, Ursula Koblitz, Claudia Kowollik, Michael Züfle<br />
In der Stadt Dortmund gibt es zahlreiche „Häuser der Offenen Tür/Jugendfreizeitstätten“.<br />
Nur einige wenige werden von kirchlichen Trägern geführt.<br />
Durch die Prozesse der Jugendhilfeplanung kommen neue Herausforderungen<br />
auf die Häuser und auf uns als Mitarbeiter zu. Wichtig ist zunehmend,<br />
dass wir das besondere Profil als freier Träger mit einem werteorientierten<br />
Angebot und einer differenzierten Produktpalette für die Besucher/-innen<br />
und die Anforderungen des Sozialraumes beschreiben.<br />
Auch der Träger unserer Einrichtung hat ein großes Interesse an der Profilierung<br />
unserer Arbeit und an der Beteiligung am Projekt KQ. Die Mitglieder<br />
des Kuratoriums unterstüzen uns in der Weise, dass finanzielle Mittel und<br />
ein eigenes Zeitbudget bereitgestellt werden.<br />
35
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
Am Anfang der Konzeptionsentwicklung fertigen wir eine ausführliche Analyse<br />
des Stadtteils mit seinen Bedingungen für Kinder und Jugendliche an.<br />
Diese Ergebnisse verknüpfen wir mit den spezifischen Trägererwartungen<br />
der katholischen Kirchengemeinde und den gesetzlichen Bestimmungen des<br />
KJHG. Dies führt <strong>zur</strong> Entwicklung von Zielen und Inhalten, die das pädagogischen<br />
Programm und die Ausgestaltung der Produktpalette umsetzen soll.<br />
Hierzu erstellten wir eine ausführliche Produktbeschreibung nach den Vorschlägen<br />
der KGST bzw. der Arbeitshilfe des Landesausschusses katholischer<br />
Jugendarbeit/BDKJ NW.<br />
Die Jugendfreizeitstätte beschreiben wir als „Produktstätte“ ausführlich mit<br />
all ihren räumlichen Möglichkeiten und Bedingungen, die Gebäude und Umgebung<br />
mit sich bringen.<br />
Nach dem folgenden Schema werden insgesamt 13 unterschiedliche „Produkte“<br />
oder Leistungen differenziert beschrieben und voneinander abgegrenzt.<br />
Produktbeschreibung<br />
Produkt<br />
Zielgruppen<br />
Ziele<br />
Angebote<br />
Angebotsmerkmale<br />
Tafel 10: Formblatt „Produktbeschreibung“<br />
36<br />
Quelle: Unsere Räume sind ihre Freiräume, Seite 33
Beispiel einer Produktbeschreibung<br />
QS <strong>26</strong><br />
Hierzu ein Beispiel aus der Praxis:<br />
Produktbeschreibung<br />
Produkt<br />
Lebensweltbezogene Kinder- und Jugendarbeit (Bewerbungstraining)<br />
Zielgruppen<br />
Jugendliche im Alter von 16 bis 27 Jahren<br />
Ziele<br />
Befähigt werden, eigenständig Bewerbungen zu schreiben<br />
Grundkenntnisse am Computer erlernen<br />
Stärkung der Selbstsicherheit<br />
Angebote<br />
Bewerbungen schreiben<br />
Einstellungsgespräche durchspielen<br />
Testsituationen üben<br />
Situationsangebrachter Umgang mit Telefon und Informationsmaterialien<br />
(Zeitung, Telefonbuch, Gelbe Seiten, Postleitzahlenbuch und anderes)<br />
Angebotsmerkmale<br />
Bewerbungen schreiben:<br />
Täglich von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 15:00 bis 21:00 Uhr<br />
möglich.<br />
Auf Anfrage und nach Bedarf.<br />
Unterschiedliche Zahl von Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren.<br />
Hilfestellung durch 1 HA, Büro und Computer.<br />
Durch das Schreiben der Bewerbungen ergeben sich häufig Situationen, in<br />
denen Testsituationen, Einstellungsgespräche und der Umgang mit Info-<br />
Materialien geübt werden.<br />
Der Montag steht ausschließlich in der Zeit von 13:00 bis 16:00 Uhr <strong>zur</strong><br />
Verfügung, um Bewerbungen zu schreiben und Testsituationen zu intensivieren.<br />
Tafel 11: Beispiel einer Produktbeschreibung<br />
37
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
Wir machen die Produktpalette an einer Wandzeitung deutlich, auf der die<br />
Komplexität und Buntheit unseres Angebotes zum Ausdruck kommt.<br />
Wir sehen den zum Teil hohen Bedarf an finanziellen Mitteln und Personaleinsatz.<br />
In einem Gespräch mit dem Kuratorium des Hauses über unsere jeweiligen<br />
Vorstellungen <strong>zur</strong> Konzeption zeigt sich eine große Übereinstimmung in Bezug<br />
auf Ziele, Herausforderungen und Inhalte der täglichen Arbeit. Interessant<br />
ist der von ihnen gewählte Zugang, in dem die geschichtliche Perspektive<br />
der vergangenen 20 Jahre mit den verschiedenen Generationen von Jugendlichen<br />
beschrieben wird.<br />
In der sich anschließenden Selbstevaluation wollen wir die Untersuchungsfrage<br />
überprüfen:<br />
Sind die Angebote im Jugendcafé auf die Bedürfnisse und Fragestellungen<br />
der Jugendlichen abgestimmt?<br />
Mit dem Instrument eines standardisierten Fragebogens wollen wir Antworten<br />
auf drei Fragestellungen bekommen:<br />
• Was wollen die Hausbesucher von den Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen?<br />
• Mit welchen Themen konfrontieren uns die Hausbesucher?<br />
• Können wir den Jugendlichen angemessen weiterhelfen?<br />
Unsere Erfahrungen und Beobachtungen im Jugendcafé sind Ausgangspunkt<br />
für die Formulierung von Kriterien <strong>zur</strong> Erstellung eines Fragebogens.<br />
In einem Testlauf überprüfen wir die Fragen und entwickeln sie weiter,<br />
um möglichst klare Ergebnisse zu bekommen.<br />
38
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen <strong>zur</strong> Analyse der Treffpunktarbeit HOT Mengede<br />
Wochentag: ..........................<br />
Datum: ..........................<br />
Zeitraum: O 15:00-18:00<br />
O 18:00-21:00<br />
Ansprechpartner:<br />
O HA<br />
O Zivi<br />
Besucher:<br />
O männlich<br />
O weiblich<br />
O männlich<br />
O weiblich<br />
O Honorar<br />
O EA<br />
Nationalität: ............................<br />
Altersgruppe:<br />
O 8-11 Jahre O 12-15 Jahre<br />
O 16-21 Jahre O über 21 Jahre<br />
O Stammbesucher<br />
O seltener Gast<br />
Ort: O Tresenbereich O im Raum<br />
Erster Kontakt<br />
❐ Wollen nur erzählen<br />
❐ Wollen Dampf ablassen<br />
❐ Haben ein Anliegen<br />
❐ Fordern Hilfe an<br />
Was wollen sie?<br />
❐ Meinungen hören<br />
❐ Rat haben<br />
❐ Bestätigung, Lob bekommen<br />
❐ Provozieren<br />
❐ Sich auseinandersetzen<br />
❐ Konkrete Hilfen<br />
❐ Technischer Rat<br />
❐ Dienstleistung<br />
Themen<br />
❐ Beruf<br />
❐ Arbeitslosigkeit<br />
❐ Geldsorgen<br />
❐ Familie<br />
❐ Schule<br />
❐ Freund/Freundin<br />
❐ Identitätsfragen<br />
❐ Zukunftsängste<br />
❐ Straffälligkeit (auch Sozialstunden)<br />
❐ Umgang und Schwierigkeiten mit<br />
Behörden<br />
❐ Probleme in der Ausbildung und<br />
Berufsschule<br />
❐ Allgemeine Fragen <strong>zur</strong> Lebensgestaltung<br />
Art und Weise der Kontaktaufnahme<br />
durch den Besucher:<br />
❐ Fordernd<br />
❐ Aggressiv<br />
❐ Einnehmend<br />
❐ Freundlich<br />
❐ Schleimig<br />
❐ Höflich<br />
❐ Akzeptiertes Ansprechen der HA<br />
❐ Kumpelhaft/Kollegenhaft<br />
❐ Kritisch<br />
❐ Laut<br />
❐ Überrumpelnd<br />
❐ Veräppelnd<br />
❐ Linkisch<br />
❐ Hilflos<br />
Gesprächsergebnisse:<br />
❐ Hilfe/Information wurde gegeben<br />
(Gespräch beendet)<br />
❐ Wusste nicht weiter<br />
❐ Nachfolgegespräch angeboten<br />
❐ Nachfolgegespräch vereinbart<br />
Abgegeben an O Kollegen im Haus<br />
O andere Personen oder<br />
Institution<br />
Tafel 12: Fragebogen <strong>zur</strong> Analyse der Treffpunktarbeit HOT Mengede<br />
39
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
In einem Zeitraum von vier Wochen füllen wir während der Öffnungszeiten<br />
jeweils nach einem Gespräch mit einem Jugendlichen einen Fragebogen aus.<br />
Die Auswertung der Fragebögen zeigt deutlich zwei Richtungen.<br />
➢ Von den Mitarbeitern/-innen erwarten die Jugendlichen vor allem:<br />
❒ Einschätzungen zu hören und Rat zu bekommen<br />
sowie<br />
❒ konkrete Hilfen, technischen Rat und die Bereitstellung von Dienstleistungen.<br />
➢ Den Jugendlichen waren folgende Themen besonders wichtig:<br />
❒ Schwierigkeiten im Bereich Ausbildung und Berufsschule<br />
❒ Persönliche Fragen zum Thema Beruf und Arbeitslosigkeit<br />
❒ Geldsorgen<br />
❒ Fragen <strong>zur</strong> persönlichen Lebensgestaltung, Identitätsfragen und<br />
familiäre Schwierigkeiten<br />
➢ Weitere Ergebnisse sind:<br />
❒ In 85 Prozent aller Anfragen konnten konkrete Antworten und Hilfen<br />
gegeben werden.<br />
❒ Lediglich 15 Prozent aller Anfragen konnte nicht direkt bearbeitet<br />
werden.<br />
Über diese Themenkomplexe hinaus haben wir noch weitere wichtige Informationen<br />
über unsere Jugendlichen erhalten, die sich zum Teil mit anderen<br />
Untersuchungen decken. So spiegelt die Selbstevaluation die Realität wieder,<br />
zum Beispiel die Besucherstruktur im Haus und die kulturellen Besonderheiten<br />
der verschiedenen Nationalitäten.<br />
40
KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />
QS <strong>26</strong><br />
Fazit:<br />
❒ Die Selbstevaluation zeigt uns, dass wir mit dem Kernstück unserer Arbeit<br />
– dem Treffpunkt „Jugendcafé“ – richtig liegen. Das personale Angebot<br />
und die bereitgestellten Sachmittel ermöglichen uns, eine breite<br />
Produktpalette anzubieten.<br />
Die Palette umfaßt bereits:<br />
• das Frühstück mit Schulklassen in lockerer Atmosphäre, um die<br />
Einrichtung kennen zu lernen,<br />
• die Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen,<br />
• das Einüben von Vorstellungsgesprächen,<br />
• ein schwarzes Brett mit aktuellen Informationen <strong>zur</strong> Ausbildung<br />
und zu Stellenangeboten des Arbeitsamtes.<br />
❒ Wir wollen unser Angebot noch weiter ausbauen, um auf die aktuellen<br />
Bedürfnisse unserer Besucher einzugehen.<br />
Das bedeutet vor allem:<br />
• Zeit und Personal für Alltagsberatung bereitzustellen,<br />
• Hilfen bei der Arbeitsuche zu geben und bei der Erstellung von<br />
Bewerbungsunterlagen qualifiziert zu beraten, aber auch<br />
• Freizeitgestaltung und Kommunikation zu ermöglichen.<br />
❒ Unsere Untersuchungsfrage wird bestätigt durch die Ergebnisse der<br />
Selbstevaluation. Wir werden die bedürfnisorientierte Arbeit weiterentwickeln,<br />
besonders den Schwerpunkt „Übergang von Schule in den<br />
Beruf“, der in unserem Haus bereits seit Mitte der 80er Jahre einen hohen<br />
Stellenwert hat. Das hat jedoch auch Auswirkungen auf die Gesamtkonzeption<br />
unseres Hauses. Wir werden zukünftig hier noch personalintensiver<br />
arbeiten müssen. Darüber hinaus werden wir noch<br />
stärker mit dem Arbeitsamt zusammenarbeiten und moderne Kommunikationsmittel,<br />
wie zum Beispiel das Internet, zusammen mit den Jugendlichen<br />
nutzen.<br />
❒ Aus unseren Erfahrungen geben wir bei ähnlichen Evaluationsprojekten<br />
vor allem zu bedenken, dass von vornherein ein ausreichendes Zeitkontingent<br />
für den gesamten Prozess eingeplant werden muss, denn<br />
sonst gerät man unvermutet in Stresssituationen .<br />
Jürgen Balitzki, Ursula Koblitz, Claudia Kowollik, Michael Züfle sind hauptberufliche<br />
Fachkräfte im HOT-Dortmund-Mengede.<br />
HOT-Dortmund-Mengede<br />
Burgring 33<br />
44359 Dortmund-Mengede<br />
Tel.: (02 31) 33 30 08<br />
Fax: (02 31) 33 75 <strong>26</strong><br />
41<br />
Zu den Autoren/<br />
zu den Autorinnen<br />
Anschrift
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />
3.2 „Sieben auf einen Streich“ – oder:<br />
Ergebnisse aus der Selbstevaluation sofort umsetzen!<br />
Michael Hunold<br />
Zu Beginn meiner Mitarbeit im Projekt „KQ“ stellt sich mir die Situation in<br />
meiner Jugendfreizeitstätte folgendermaßen dar:<br />
• Eine gut besuchte Einrichtung mit regelmäßigen Angeboten wie Jugendcafé,<br />
Mädchentreff, Schülernachhilfe, Film AG, Gitarrenkursen und einem<br />
reichhaltigen Angebot für Kinder von 6 bis 12 Jahren<br />
• Gute Resonanzen bei der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde<br />
• Zufriedene Besucher/-innen<br />
• Irgendwie das Gefühl, „man müsse noch mehr machen“ – aber auch der<br />
Eindruck, „das alles läuft prima; es gibt eigentlich keinen Grund etwas zu<br />
verändern“<br />
• Die Aufforderung durch den Landesjugendplan NW, der auf der einen Seite<br />
die Chance für neue Projekte eröffnet, aber auch ausgereifte konzeptionelle<br />
Grundlagen verlangt.<br />
• Ab dem Jahr 2000 soll ein „Wirksamkeitsdialog“ geführt werden. Durch<br />
kontinuierliche Konzeptentwicklung erhoffe ich, die Einrichtung zukunftsfähig<br />
zu machen.<br />
Konzeptentwicklung<br />
Im Rahmen des Projektes „KQ“ muss zunächst eine Bestandsaufnahme für die<br />
Konzeptentwicklung erarbeitet werden. Dazu stellen wir uns folgende Fragen:<br />
• Welche Bedürfnisse und Erwartungen haben die Besucher ?<br />
• Welche Ziele und Inhalte ergeben sich daraus für die Arbeit?<br />
• Auf welche Ressourcen können wir <strong>zur</strong>ückgreifen?<br />
• Welche Räume haben wir?<br />
• Welches Personal steht uns <strong>zur</strong> Verfügung und welche Fähigkeiten bringen<br />
diese Personen ein?<br />
42
KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />
QS <strong>26</strong><br />
Schon bei diesen Fragestellungen wird uns deutlich, dass wir über eine<br />
Fülle von Ressourcen verfügen.<br />
In jedem Fall motiviert das Ergebnis zu einer Optimierung mit konkreten<br />
Fragen:<br />
• Welche Räumlichkeiten sind zu welchen Zeiten noch frei?<br />
• Welche Kurse können parallel laufen, ohne dass sie sich stören?<br />
• Welche gesetzlichen und pastoralen Grundlagen müssen wir beachten?<br />
• Welche Grundanforderungen stellt der Landesjugendplan NW?<br />
• Welche Erwartungen haben Träger und Kommune?<br />
Letztlich sehr viele Fragen, die eigentlich schon immer im Raum stehen, die<br />
unendlich angegangen werden können. Schließlich sind klar formulierte Erwartungen<br />
bzw. Arbeitsaufträge leichter und besser zu erfüllen als die globale<br />
Formulierung „wir machen ja was für die Jugend“.<br />
Am Schluss der ersten Etappe formulieren wir schriftlich eine Konzeption<br />
für unsere Jugendfreizeitstätte. Mir ist es wichtig, die Ergebnisse<br />
ander Realität und Bedürfnislage der Besucher zu messen.<br />
Deshalb entwerfe ich für die sich anschließende Selbstevaluation wieder<br />
neue Fragen:<br />
• Gibt es ein Miteinander unterschiedlicher Besuchergruppen im Jugendhaus?<br />
• Verhindern allgemeine Tendenzen der Individualisierung die Begegnung?<br />
• Müssen neue, interessante Angebote und Projekte entwickelt werden,<br />
die Begegnung ermöglichen?<br />
• Kennen die Treffpunktbesucher die laufenden Projekte und inwieweit<br />
nehmen sie teil?<br />
• Welche anderen Interessen haben sie und wie können diese in das<br />
Angebot der Einrichtung integriert werden?<br />
• Welche <strong>Qualität</strong> hat unsere Arbeit, bzw. was bedeuten die Angebote für<br />
die Jugendlichen?<br />
43
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />
Diese Fragen bilden die Grundlage für einen Fragebogen, den wir allen Besuchern<br />
und Besucherinnen des Jugendcafés anbieten. Vierzig Fragebögen<br />
geben wir an diesem Tag heraus. Um sicher zu gehen, dass der Fragebogen<br />
auch ausgefüllt wird, holen wir das Einverständnis der Besucher/-innen ein,<br />
an dieser Befragung teilzunehmen, und füllen mit ihnen zusammen den Bogen<br />
aus. Darüber hinaus liegen auf der Theke einige Exemplare für die Kinder<br />
und Jugendlichen bereit und sie sind ebenfalls aufgefordert, einen Bogen<br />
auszufüllen. Auch hiervon machen einige Gebrauch, sodass 35 ausgefüllte<br />
Fragebögen am Abend <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />
Sowohl die persönliche Ansprache und das gemeinsame Ausfüllen der Bögen<br />
als auch die offene Beteiligung an der Umfrage werden von den Besucherinnen<br />
und Besuchern gern aufgegriffen. Sie verstehen schnell, dass die<br />
Aktion und die Ergebnisse für die Angebotsstruktur von Nutzen sind, und<br />
beteiligen sich bereitwillig. Die Auswertung förderte interessante Ergebnisse<br />
zutage. Anschließend war ich mit meinen nebenamtlichen Mitarbeitern darauf<br />
bedacht, möglichst schnell erste Projekte umzusetzen.<br />
Katholische Jugendarbeit unterstützt<br />
diesen Prozess durch erwachsene Begleiterinnen<br />
und Begleiter und stellt Erfahrungsräume<br />
bereit. Damit können<br />
einzelne und Gruppen ihre Wahrnehmungsfähigkeit,<br />
ihre Kommunikationsfähigkeit,<br />
ihre Konfliktfähigkeit, ihre<br />
Fähigkeit zu begründeten Entscheidungen<br />
(auch in der Wertorientierung), ihre<br />
Fähigkeit zu Solidarität und Zusammenarbeit<br />
entwickeln und erweitern<br />
und so in ihrer persönlichen und sozialen<br />
Kompetenz wirksam gestärkt werden.<br />
(G+E, Seite 36)<br />
44
1<br />
Fragebogen <strong>zur</strong> Programmgestaltung<br />
QS <strong>26</strong><br />
Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk<br />
kinder-jugend & kulturhaus<br />
am markt 5 finnentrop<br />
infoline 0 27 21-5 07 48<br />
1. Wie alt bist du?<br />
Anonymer Fragebogen zum Programm<br />
2. Bist du weiblich oder männlich?<br />
3. Staatsangehörigkeit:<br />
4. In welchem Ort wohnst du?<br />
5. In welche Schule und welche Klasse gehst du?<br />
6. Ist dir das Jugendcafé bekannt? ❒ ja / ❒ nein<br />
7. Besuchst du das Jugendcafé?<br />
❒ nein<br />
❒ 1x pro Woche<br />
❒ 2x pro Woche<br />
8. Was bedeutet das für dich? (Mehrere Antworten möglich!)<br />
❒ Freunde treffen<br />
❒ abhängen<br />
❒ Musik hören/tanzen<br />
❒ mal von zu Hause rauskommen<br />
❒ neue Leute treffen<br />
❒ Freund/Freundin kennen lernen<br />
❒ günstig was zu trinken bekommen<br />
❒ von der Schule abschalten<br />
❒ mit den Fachkräften reden<br />
❒ erfahren, was abgeht<br />
❒ Dampf ablassen<br />
❒ miteinander reden<br />
❒ sich über laufende Projekte informieren<br />
❒ blöd angemacht werden<br />
❒ nervige Leute treffen<br />
❒ sonst noch:<br />
………………………………………………………<br />
9. Kennst du die laufenden Projekte für Jugendliche?<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
Tafel 13: Fragebogen <strong>zur</strong> Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk, Finnentrop<br />
45
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen <strong>zur</strong> Programmgestaltung<br />
2<br />
10.Welche Projekte interessieren dich? (Mehrere Antworten möglich!)<br />
❒ Sport<br />
❒ Teenie-Treff<br />
❒ Mädchentreff<br />
❒ Gitarrenkurse<br />
❒ Medien<br />
❒ Film AG<br />
❒ Anderes, was?<br />
………………………………………<br />
❒ Musik<br />
❒ Inliner/Skaten<br />
❒ Internet-Café<br />
❒ Computer<br />
❒ Video<br />
❒ Foto<br />
❒ Breakdance<br />
11. Projekt bedeutet für mich: (Mehrere Antworten möglich!)<br />
❒ unter sich zu sein<br />
❒ eigene Interessen ausleben<br />
❒ mal von der Schule abschalten<br />
❒ Freunde treffen<br />
❒ abhängen<br />
❒ mal von zu Hause wegkommen<br />
❒ Freund/Freundin kennen lernen<br />
❒ mit den anderen reden<br />
❒ mal nicht blöde angemacht zu werden<br />
12. Ich habe schon Projekte in der Einrichtung besucht.<br />
Wenn ja, welche?<br />
………………………………………………………………<br />
13. Kennt ihr Leute aus/habt ihr Kontakt zu Leuten aus<br />
(mehrere Antworten möglich!):<br />
❒ Jugendcafé ❒ Sport AG ❒ Gitarrenkurse<br />
❒ Film AG ❒ Mädchentreff ❒ Schülernachhilfe<br />
14. Ich bin ❒ Skater<br />
❒ Inliner<br />
❒ Rapper<br />
❒ Musiker, welche<br />
Richtung?...........…………<br />
❒ Sprayer, Maler<br />
❒ .......................................<br />
und wünsche mir mehr Kontakt zu Leuten aus<br />
(mehrere Antworten möglich!):<br />
❒ Jugendcafé<br />
❒ Mädchentreff<br />
❒ Sport AG<br />
❒ …..........................…<br />
Danke fürs Mitmachen!<br />
❒ Gitarrenkurse<br />
❒ Film AG<br />
❒ Schülernachhilfe<br />
Tafel 13.1: Fragebogen <strong>zur</strong> Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk, Finnentrop<br />
46
KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />
QS <strong>26</strong><br />
Auswertung der Ergebnisse und Konsequenzen für die konkrete<br />
pädagogische Arbeit<br />
Ergebnisse:<br />
❒ Viele Besucher des Jugendcafés wünschen mehr Kontakt zu der<br />
Sport AG.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir bieten mehr Sportprojekte an,<br />
• es gibt jetzt einen neuen Kurs „Tanz & Rhythmik“,<br />
• die Fußball AG wird ermuntert an überörtlichen Turnieren teilzunehmen.<br />
❒ Das Jugendcafé dient den Jugendlichen als Treffpunkt, zu Kommunikation<br />
und zum Musikhören, den Teenies bis 14 Jahren<br />
ist aber auch das Gespräch mit den Fachkräften sehr richtig.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir bieten einen neuen Teenie-Treff an,<br />
• die Öffnungszeiten des Jugendcafés bleiben bestehen,<br />
• es werden zusätzliche Projekte angeboten.<br />
❒ Die Teilnehmer der Gitarrenkurse nutzen die Kursangebote regelmäßig,<br />
andere Projekte/Kontakte werden nicht gewünscht.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir werden die Projekt wie bisher fortsetzen.<br />
❒ Die Film AG ist fast allen Treffbesuchern bekannt und wird<br />
gerne besucht.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir weiten das Programm durch ein regelmäßiges wöchentliches<br />
Filmangebot aus.<br />
❒ Viele sind sehr an Musik, Video, Foto und Computer interessiert.<br />
Gleichzeitig gibt es nur sehr geringe Rückmeldung auf<br />
ein Internet-Café.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir stellen umgehend den neuen Computerraum fertig.<br />
• Wir schaffen einen neuen Rechner mit folgenden technischen Möglichkeiten<br />
an:<br />
• Musikprogramm mit Samplerfunktion für alle Musikinteressierte<br />
zum Herstellen eigener Musikproduktionen,<br />
• Fotobearbeitungsprogramm, Digitalkamera,<br />
• Videobearbeitungsprogramm.<br />
47
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />
❒ Neue Besuchergruppen sollen angesprochen werden.<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir bauen ein neues Internet-Café auf.<br />
❒ Viele Rückmeldungen der Besucher kommen zu den Bereichen:<br />
Medien, Computer und Musik<br />
Unsere Konsequenzen:<br />
• Wir werden in dem neuen Projekt „DJ 2000“ verschiedene Wünsche<br />
zusammengeführen, damit:<br />
• Samples (Tonkollagen) mit der Vorgabe erstellt werden<br />
können, daraus eigene Stücke/Mixes zu machen;<br />
• die Ergebnisse auf einer gemeinsamen CD präsentiert werden können;<br />
• Sponsoren gefunden werden können,<br />
• benachbarte Einrichtungen an der Erstellung von Samples mitwirken<br />
können.<br />
Fazit:<br />
❒ Die wichtigste und nachhaltigste Erfahrung ist für mich, dass innerhalb<br />
der Konzeptentwicklung und Selbstevaluation sofort und unmittelbar<br />
Konsequenzen für die konkrete Arbeit deutlich werden.<br />
❒ Wenn man als Profi in der Jugendarbeit den Anspruch hat, ständig „am<br />
Puls der Zeit“ zu sein, dann ist es unerlässlich, die Ergebnisse und neuen<br />
Ideen sofort umzusetzen. Schon kleine Veränderungen in<br />
den Öffnungszeiten, neue Zusatzangebote und Programmerweiterungen<br />
machen den Besuchern klar, dass sie ernst genommen werden. We<br />
nn die Jugendlichen sofort erste Konsequenzen erkennen, werden<br />
sie auch zukünftig an neuen Befragungen teilnehmen.<br />
❒ Mich selbst hat das gesamte Projekt sehr motiviert. Ich habe eine genauere<br />
Kenntnis der Bedingungen bekommen, meine Hauskonzeption<br />
schriftlich formuliert und über die Fragebogenaktion einen intensiveren<br />
Kontakt zu den Besuchern bekommen. Das hat nicht zuletzt zu<br />
einer höheren Wertschätzung und Zufriedenheit mit der täglichen Arbeit<br />
geführt.<br />
Zum Autor<br />
Michael Hunold ist Dipl.-Sozialpädagoge und leitet die Jugendfreizeitstätte<br />
in Finnentrop.<br />
Anschrift<br />
48<br />
Jugendfreizeitstätte St. Johannes Nepomuk<br />
Am Markt 5<br />
57413 Finnentrop<br />
Tel.: (0 27 21) 5 07 48
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
QS <strong>26</strong><br />
3.3 Konzeptentwicklung geht nicht von heute auf morgen ...<br />
Elke Krämer, Werner Hellwig<br />
Seit fünf Jahren ist die Kirchengemeinde St. Antonius in Wünnenberg Trägerin<br />
der Jugendtreffpunkte Wünnenberg/Fürstenberg/Helmern. Das Besondere an<br />
unserer offenen Jugendarbeit ist, dass es neben der Leitung des Kleinen Hauses<br />
der Offenen Tür (Kl. HOT) in Wünnenberg für die hauptberufliche Fachkraft<br />
den Auftrag gibt, auch die kleinen offenen Treffpunkte in zwei angrenzenden<br />
Orten (Fürstenberg und Helmern) pädagogisch zu unterstützen.<br />
Die Ausgangslage<br />
Bereits in der ersten Phase unseres Projektes KQ wurde schnell deutlich, dass<br />
ich für meine Einrichtung den Schwerpunkt auf die Konzeptentwicklung setzen<br />
will. Bisher gab es zwar einige grundsätzliche Überlegungen für die konzeptionelle<br />
Ausrichtung der offenen Jugendarbeit, die für die Einrichtung<br />
und Anerkennung der Jugendfreizeitstätte entwickelt wurden, aber eine<br />
grundlegende und tragfähige Konzeption fehlte.<br />
Was ist ein Konzept?<br />
Konzept, lat. conceptio, ist ein Entwurf, Plan, Empfängnis, das Zusammenfassen<br />
einer Sache in Worte, mit klar umrissenen Grundvorstellungen,<br />
ein Leitprogramm und ein gedanklicher Entwurf.<br />
Im Gegensatz <strong>zur</strong> Vision<br />
• orientiert sich eine Konzeption an der Realität und daraus ableitbaren<br />
Entwicklungen;<br />
• ist eine Konzeption handlungsorientiert, nennt Ziele, Mittel und Wege<br />
<strong>zur</strong> Zielerreichung.<br />
Ein Konzept ist im Unterschied zum Plan zeitlich nicht festgelegt und<br />
offen für Veränderungen und Fortschreibungen. 1<br />
Folgende Gründe sind weiterhin ausschlaggebend für meine Entscheidung:<br />
❒ Es gab in den vergangenen Jahren zwar immer wieder Absprachen zwischen<br />
den Gemeinden bezüglich des Einsatzes der Fachkraft, aber eine<br />
fundierte Analyse der Situation lag nicht vor.<br />
❒ Bisher hat es einen häufigen Wechsel in der Leitung der Einrichtung gegeben,<br />
eine abgesicherte Konzeption wird für Kontinuität in der inhaltlichen<br />
Ausrichtung der Arbeit sorgen.<br />
❒ Die Planung der Angebote und Aktivitäten geschieht derzeit spontan, auf<br />
der Grundlage der Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. Eine genauere<br />
Zielsetzung, mit der Ableitung von Angeboten und Leistungen für<br />
die Kinder und Jugendlichen, ist vonnöten.<br />
1<br />
unveröffentlichtes Manuskript „Konzeptentwicklung“, Andreas Watzek, 1996<br />
49
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
❒ Für das Handeln als hauptberufliche Fachkraft ist eine konzeptionelle<br />
Grundlage unverzichtbar. Sie bietet die Plattform für ein verantwortungsvolles,<br />
begründetes und geplantes Vorgehen, welches durch die Reflexion<br />
zu professionellem, sozialpädagogischem Handeln wird.<br />
❒ Eine Konzeption ermöglicht es, die Arbeit in der kirchlichen und politischen<br />
Öffentlichkeit solide darzustellen und zu vertreten. Diese bietet die<br />
Grundlage um den Auftraggebern Rechenschaft zu geben und den Geldgebern<br />
die sinnvolle Verwendung der finanziellen Mittel deutlich zu machen.<br />
Die Vorüberlegungen für eine Konzeptentwicklung<br />
Eine Jugendfreizeitstätte ist Teil eines Gesamtsystems und es gibt bereits<br />
mehrere konzeptionelle Grundlagen und Aufträge, die die Zielsetzung der<br />
Einrichtung beeinflussen. Hier sind vor allem zu nennen:<br />
1. Die Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn; hier werden die pastoralen und pädagogischen Grundlagen<br />
für die Jugendarbeit beschrieben und Aufträge formuliert.<br />
2. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG); es beschreibt gesetzliche Anforderungen<br />
und Absichten für die Jugendhilfe.<br />
3. Der Landesjugendplan des Landes Nordrhein-Westfalen definiert seine<br />
Fördergrundlagen und -absichten und die Leistungen und Richtlinien, die<br />
für den Träger der freien Jugendhilfe relevant sind.<br />
4. Daneben gibt es viele unausgesprochene Grundlagen in Form von Erwartungen<br />
und Vorstellungen, die der Träger (= die Kirchengemeinde) bzw.<br />
seine Gremien, die Nachbarn, die Eltern, die Kommune und andere Einrichtungen<br />
haben.<br />
Für die Erarbeitung einer Konzeption ist es wichtig, möglichst viele dieser<br />
Aufträge, Erwartungen und Grundlagen zu kennen und zu berücksichtigen.<br />
Gleichzeitig muss die Konzeption mit dem Vorhandenen „kompatibel“ sein.<br />
Die Sozialraumanalyse<br />
Die Analyse des sozialen Raumes, in dem sich die Jugendtreffpunkte befinden,<br />
war für mich eine der wichtigsten Arbeiten bei der Konzeptentwicklung.<br />
Aus diesem Grunde stelle ich diesen Schritt besonders dar.<br />
„Der sozialräumliche Ansatz geht davon aus, dass sich auch aus dem Zusammenhang<br />
zwischen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und den<br />
konkreten ,Räumen’, in denen sie leben, Begründungen und Orientierungen<br />
der Jugendarbeit ergeben.“ 2<br />
2<br />
Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker, (Hrsg.) „Konzepte entwickeln“, S. 9<br />
50
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
QS <strong>26</strong><br />
Sozialräumliche Konzeptentwicklung vollzieht sich auf zwei Ebenen, im<br />
Sozialraum und in der Einrichtung.<br />
❒ Die Analyse des Lebensraumes und der sozialen Rahmenbedingungen<br />
Die Jugendfreizeitstätte steht in einem sozialen Kontext. Die Kinder, Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen bringen sich mit ihrer Lebenswirklichkeit<br />
und ihrem Alltag in die Einrichtung ein. Das bedeutet für die Zielorientierung<br />
der Einrichtung, unabhängig von Vorgaben und Rahmenbedingungen,<br />
sich ein Bild von den Orten und Lebensräumen der Jugendlichen zu verschaffen<br />
und deren <strong>Qualität</strong>en, Einschränkungen und Möglichkeiten kennen<br />
zu lernen. 3 Erst die Analyse des Sozialraumes der Kinder und Jugendlichen<br />
gibt Aufschluss über ihre Lebenswirklichkeit und -situation und aus diesen<br />
Erkenntnisse wiederum lassen sich Folgerungen für die pädagogische<br />
Schwerpunktsetzung der Arbeit ziehen.<br />
Zunächst sind demographisches Zahlenmaterial, Fakten <strong>zur</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />
und allgemeine Daten von Bedeutung:<br />
• die demographische Entwicklung der letzten fünf Jahre<br />
• die Religionszugehörigkeit<br />
• die Altersstruktur<br />
• der Anteil von Ausländern und Aussiedlern, sowie anderer Bevölkerungsgruppen<br />
• die Angaben <strong>zur</strong> Arbeitsmarktstatistik (Anteil von Arbeitslosen etc.)<br />
Weiterhin sind Angaben <strong>zur</strong> gesellschaftlichen Infrastruktur wichtig:<br />
• Welche Bildungseinrichtungen gibt es am Ort?<br />
• Zu welchen Bildungseinrichtungen müssen die Kinder und Jugendlichen<br />
täglich fahren, wie lange sind sie vom Wohnort abwesend?<br />
• Welche Vereine und Verbände gibt es und wieviel Kinder und Jugendlichen<br />
sind hier organisiert?<br />
• Wo sind die Arbeitsstellen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen?<br />
• Wo sind die typischen Treffpunkte der Kinder und Jugendlichen im Ort?<br />
• Welche gesellschaftlichen Problemlagen fallen besonders auf? (zum Beispiel<br />
Jugendarbeitslosigkeit, gewaltbereite Jugendliche, ...)<br />
• Welche kommerziellen Einrichtungen <strong>zur</strong> Freizeitgestaltung von Kindern<br />
und Jugendlichen gibt es am Ort bzw. suchen Kinder und Jugendliche in<br />
Nachbarorten auf?<br />
3<br />
ebd., S. 12<br />
4<br />
ebd., S. 12<br />
51
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
❒ Räume der offenen Jugendfreizeitstätte und Gestaltungsmöglichkeiten für die<br />
Besucher<br />
„Der zweite Schritt sozialräumlicher Konzeptentwicklung besteht aus einer Analyse<br />
der Räume der Kinder- und Jugendarbeit und der darin liegenden Aneignungsmöglichkeiten<br />
aus der Sicht der Kinder- und Jugendlichen.“ 4<br />
Offene Jugendarbeit, die „am Puls der Zeit sein will“, muss die Interessen,<br />
Bedürfnisse, Ideen, Wünsche und Vorstellungen der Besucherinnen und Besucher<br />
kennen, das heißt, sie muss sich mit den Erwartungen der „Endverbraucher“<br />
auseinandersetzen.<br />
Die leitende Frage hierzu ist:<br />
• Welche Erwartungen haben die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
an die offene Jugendfreizeitstätte in Bezug auf Programm und Angebote,<br />
Öffnungstage und -zeiten, Raumgestaltung und -ausstattung,<br />
Spiel- und Freizeitangebote, Themen und Projekte, ...?<br />
Um diese Angaben zu bekommen, bietet sich eine Befragung der Zielgruppe<br />
an. (Siehe Beispiel Seite 55 ff.)<br />
Die Zielbestimmung<br />
Die konzeptionellen Grundlagen und die Ergebnisse der Sozialraumanalyse<br />
bilden die Basis für die Zielformulierung. Dabei ist es wichtig, nicht nur bei<br />
der Benennung von Allgemeinzielen (= Leitzielen) zu bleiben, sondern diese<br />
Leitziele zu operationalisieren und so Mittler- und schließlich für die konkrete<br />
Umsetzung Handlungsziele zu beschreiben. 5<br />
Die Zielformulierung gibt Anlass, über das Profil der Einrichtung nachzudenken<br />
und entsprechende Aussagen zu treffen. Durch die oben beschriebenen<br />
Vorarbeiten sind die Kontexte und gesellschaftlichen Herausforderungen, in<br />
denen die Einrichtung steht, deutlich geworden. Nun bietet die Zielformulierung<br />
die Chance, Optionen und Schwerpunktsetzungen für die inhaltliche<br />
Grundausrichtung der Jugendfreizeitstätte zu treffen.<br />
Die Ressourcen<br />
Eine weitere, zu klärende Grundvoraussetzung sind die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />
Ressourcen. Es ist die Frage zu stellen:<br />
• Welches Personal steht mir für meine Arbeit <strong>zur</strong> Verfügung?<br />
Da eine Kleine Offene Tür nur mit einer pädagogischen Fachkraft arbeitet,<br />
sind ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen und Honorarkräfte in den Blick zu<br />
nehmen.<br />
5<br />
vgl. <strong>Qs</strong>-Heft Nr. 21 „Zielfindung und Zielklärung“, Dr. Wolfgang Beyel, Ellen Schepp-Winter, 1999<br />
52
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
QS <strong>26</strong><br />
• Mit welchen Finanzen kann ich arbeiten?<br />
Im Etat der Einrichtung sind Positionen für die pädagogische Arbeit ausgewiesen.<br />
Diese finanziellen Mitteln müssen ausreichen, um meine inhaltliche<br />
Arbeit zu ermöglichen, das heißt es ist notwendig, Prioritäten zu setzen,<br />
Anschaffungen zu planen und nicht nur kurz-, sondern mittel- und<br />
auch langfristig finanzielle Optionen zu setzten.<br />
• Entspricht das Raumangebot den inhaltlichen Anforderungen und den<br />
Vorstellungen der Besucher und Besucherinnen?<br />
Die Einrichtung verfügt über ein gewisses Raumangebot, aber es ist eine<br />
wichtige Voraussetzung, dieses Raumangebot auf die Interessenlage der<br />
Besucher/-innen abzustimmen. Auch sind an dieser Stelle die vorher getroffenen<br />
Optionen und die Ausstattung mit den anderen Ressourcen zu<br />
berücksichtigen. So kann das Raumangebot auch konzeptionelle Entscheidungen<br />
beeinflussen bzw. dazu führen, dass neue Optionen gesetzt werden<br />
müssen.<br />
Das Gespräch mit dem Träger<br />
Mit der Formulierung der Zielsetzungen für die Einrichtung ist der erste und<br />
wichtigste Teil der Konzeptentwicklung geschehen. Von Anfang an sind eine<br />
intensive Auseinandersetzung und Beratung mit dem Träger bzw. den Trägergremien<br />
erforderlich.<br />
Ideal ist es, wenn der Träger sich auch mit den einzelnen Bausteinen (siehe<br />
Seite 31, Tafel Nr. 8) beschäftigt und es dann durch einen gemeinsamen Dialog<br />
zu einem Austausch und einer Klärung kommt (siehe hierzu auch siehe<br />
Seite 33, Tafel Nr. 9). So entsteht dann tatsächlich ein Profil der Einrichtung,<br />
das auf einer breiten Basis der Übereinstimmung steht und für langfristigen<br />
Rückhalt sorgen kann.<br />
Die Programme und Angebote: „Unsere Produkte“<br />
Mit diesem letzten Schritt in der Konzeptentwicklung werden die Fragen beantwortet:<br />
• Was machen wir denn jetzt konkret? Was bieten wir an? Wie setzten wir<br />
das bisher Beschriebene um?<br />
Eine innovative offene Jugendarbeit muss an den Interessen und Bedürfnissen<br />
der Besucher/-innen ansetzen und gleichzeitig gesellschaftliche Herausforderung<br />
erkennen und für die Arbeit aufnehmen.<br />
Bei unserer Sozialraumanalyse haben wir viel über die Interessen, Erwartungen,<br />
Wünsche der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfahren.<br />
Auch sind uns die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen in unserem<br />
Ort deutlich geworden. Es muss nun <strong>zur</strong> konkreten Umsetzung in die Praxis<br />
kommen, das heißt aus den formulieren Mittler- und Handlungszielen, den<br />
53
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />
getroffenen Optionen, den zu nutzenden Ressourcen müssen nun Aktionen,<br />
Projekte, Programmpunkte und Angebote werden.<br />
Der Blick von außen<br />
Die beschriebene Konzeptentwicklung in der Kirchengemeinde Wünnenberg<br />
wurde im Rahmen des KQ-Projektes begleitet und unterstützt. Die Rückkopplung<br />
und Diskussionsmöglichkeit in der Gruppe waren eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Erstellung der Konzeption. Dabei war vor allem der<br />
Blick von außen wichtig, der Blick der Unbeteiligten, die auf manchen wichtigen<br />
Punkt und manche Fragestellung hingewiesen haben.<br />
Institutionen, die sich mit Konzeptentwicklung befassen, sollten daher auch<br />
nicht die Einbeziehung eines Außenstehenden scheuen. Ich habe diese Unterstützung<br />
durch die Gruppe sehr hilfreich, professionell und der Umsetzung<br />
der Aufgabe förderlich erlebt.<br />
Ein Konzept muss fortgeschrieben werden.<br />
Die Arbeit mit dieser Konzepterstellung hat gezeigt, wie sehr sich die Arbeit<br />
der Kleinen Offenen Tür in Wünnenberg in den letzten Jahren gewandelt<br />
und neue Herausforderungen bekommen hat. Dies ist ein Indiz dafür, dass<br />
eine Konzeption kein statisches „Werk“, sondern eine dynamische, immer<br />
wieder zu überprüfende und fortzuschreibende Grundlage der pädagogischen<br />
und pastoralen Ausrichtung einer Jugendfreizeitstätte ist.<br />
Zur Autorin<br />
Elke Krämer ist Dipl.-Sozialpädagogin und leitet die Jugendtreffpunkte Wünnenberg/Fürstenberg/Helmern<br />
der Kirchengemeinde St. Antonius.<br />
Anschrift<br />
Jugendtreffpunkt Wünnenberg St. Antonius<br />
Stadtring 32<br />
33181 Wünnenberg<br />
Tel.: (0 29 53) 15 10<br />
Ausgangspunkt politischen Handelns<br />
sind zuerst einmal die jungen Menschen<br />
in ihren konkreten Lebenszusammenhängen.<br />
Dies beginnt dort, wo Kinder<br />
und Jugendliche zum Beispiel in Gruppen,<br />
Treffpunkten, Arbeitsgemeinschaften<br />
oder Initiativen lernen, die eigenen<br />
Bedürfnisse und Interessen zu entdecken<br />
und zu vertreten. (G+E, Seite 39)<br />
54
1<br />
Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen für eine Umfrage unter Jugendlichen zum<br />
Freizeitverhalten (nach einer Vorlage von Kathrin Donner)<br />
(Mehrfaches Ankreuzen ist möglich!)<br />
Schule:<br />
Alter:<br />
Geschlecht:<br />
1. Was machst du in deiner Freizeit?<br />
❑ Lesen ❑ Fernsehen<br />
❑ Musik hören ❑ Faulenzen/rumhängen<br />
❑ Musik machen (Musikschule, Chor) ❑ Auf Feten gehen<br />
❑ Lustige Leute treffen ❑ Sport<br />
❑ Konzerte, Discos besuchen ❑ Computer spielen<br />
❑ Sonstiges …<br />
2. Wo triffst du dich mit deinen Freunden?<br />
❑ Sport-/Bolzplatz ❑ Jugend-/Pfarrheim<br />
❑ Park ❑ Sägewerk<br />
❑ Zu Hause ❑ An der Mauer<br />
❑ Gummibahnhof ❑ Eisdiele, Spritze, ...<br />
❑ Sonstige …<br />
3. Verbringst du deine Freizeit:<br />
❑<br />
❑<br />
in der Woche eher in … oder eher außerhalb von …<br />
am Wochendende eher in … oder eher außerhalb von …<br />
4. Wenn du deine Freunde treffen willst, wie kommst du zum<br />
Treffpunkt?<br />
❑ Gehe zu Fuß ❑ Mofa<br />
❑ Werde von den Eltern gefahren ❑ Bus/Bahn<br />
❑ Trampe ❑ Fahrrad/Rollerblades<br />
❑ Sonstige<br />
5. Bist du aktives Mitglied in einem Verein oder Verband?<br />
❑ Politischer Verband (z.B. Junge Union) ❑ Schützenverein<br />
❑ Kirchl. Jugendverband (z.B. Kolping) ❑ Sportverein<br />
❑ Malteser, DRK ❑ DLRG<br />
❑ Musikverein (z. B. Chor, Bläserchor) ❑ Feuerwehr<br />
❑ Sonstige ❑ Keine Mitgliedschaft<br />
Tafel 14: Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />
55
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />
2<br />
6. Wohnen deine Freunde alle in ...?<br />
❑<br />
❑<br />
Ja<br />
Nein, sie wohnen in: …<br />
7. Besuchst du Veranstaltungen, Feste, die nicht von deinem<br />
Verein/Verband angeboten werden?<br />
❑<br />
❑<br />
Ja<br />
Nein<br />
In meinem Wohnort nehme ich teil an: …<br />
In anderen Orten nehme ich teil an: …<br />
8. Sind die Angebote ausreichend, die es im Wohnort gibt?<br />
❑<br />
❑<br />
Ja<br />
Nein, ich wünsche mir<br />
❍ mehr Sportangebote<br />
❍ Disco, Kino<br />
❍ Unterstützung durch die Erwachsenen<br />
❍ mehr religiöse Angebote<br />
❍ Billard, Kicker, Dartscheibe<br />
❍ einen Raum, in dem ich mich mit meinen Freunden treffen kann<br />
❍ mehr einmalige Angebote<br />
❍ Sonstiges<br />
9. Hast du Interesse an einem „Offenen Treff“ für deine Alters<br />
gruppe:<br />
❑ Ja ❑ Nein<br />
Besonders interessiert bin ich an (mehrere Kreuze sind möglich):<br />
❑<br />
❑<br />
❑<br />
einem Treff als Ort, um einfach nur Leute zu treffen, Musik zu hören<br />
oder Ähnliches<br />
Angeboten, die im Treff gemacht werden (z.B. Spiele, Turniere,<br />
Bastelangebote etc.)<br />
Angeboten, die außerhalb des Treffs stattfinden (z. B. Ferienaktionen,<br />
Ausflüge, oder Ähnliches)<br />
• Wann würdest du gerne in den Treff gehen?<br />
Tag<br />
1. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />
2. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />
3. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />
56<br />
Tafel 14.1: Fragebogen zum Freizeitverhalten
3<br />
Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />
QS <strong>26</strong><br />
• Im Treff sollte es einige Angebote nur für Mädchen oder Jungen<br />
geben:<br />
❑ Ja ❑ Nein<br />
• Im Treff sollte es „eigene Öffnungszeiten“ für Mädchen und/oder<br />
Jungen geben:<br />
❑ Ja ❑ Nein<br />
10. Folgende Angebote fände ich im „Offenen Treff“ gut:<br />
❑ Billard, Dart, Kicker ❑ Kochen<br />
❑ Ferienfreizeiten (z.B. Zeltlager) ❑ Konzerte<br />
❑ Band gründen, um Musik zu machen ❑ Discos<br />
❑ Hausaufgabenhilfe ❑ Internet-Café<br />
❑ Schweißen ❑ Holzarbeiten<br />
❑ Film- und Video-Workshop ❑ Skaten<br />
❑ Fahrradtour ❑ Sonstige<br />
❑ Jugend-, Kinder- oder Familiengottesdienste<br />
❑ Turniere/Wettkämpfe, wie z.B. Kicker, TT, Fußball, Volleyball, Dart,<br />
Fahrrad, und andere<br />
❑ Fahrten, Ausflüge, z. B. nach …<br />
❑ Bastelangebote, z.B. …<br />
❑ Ferienaktionen bzw. -angebote, z.B. …<br />
❑ Infoveranstaltungen, z. B. zum Thema …<br />
❑ Sport, z.B. …<br />
Tafel 14.2: Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />
© Kathrin Donner<br />
Kathrin Donner ist Dipl.-Sozialpädagogin im Anerkennungsjahr und arbeitet<br />
in der TOT/Projekt Förderband in Meschede.<br />
TOT/Projekt Förderband<br />
Stiftsplatz 8<br />
59872 Meschede<br />
Zur Autorin<br />
Anschrift<br />
Tel.: (02 91) 85 40<br />
Fax: (02 91) 28 01<br />
57
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />
4. KQ in Dekanatsstellen<br />
Stichwort: Dekanat<br />
Dekanatsstellen<br />
Ein Dekanat besteht aus mehreren Pfarrgemeinden. Die Dekanatsstellen<br />
für katholische Jugendarbeit sind dezentrale Fach- und Servicestellen für<br />
die gesamte katholische Jugendarbeit in einem Dekanat. Hier arbeitet jeweils<br />
ein hauptberuflicher Referent mit sozialarbeiterischer oder sozialpädagogischer<br />
Ausbildung. Sie sind damit beauftragt, katholische Jugendarbeit<br />
in den vielfältigen Formen zu unterstützen. In der Ausgestaltung<br />
dieser Querschnittsaufgabe tun sie dies durch Fachberatung, Ausbildung<br />
und Qualifizierung, Koordination und Vertretung.<br />
4.1 Dekanatsstelle Rietberg – Telefonbefragung der Multiplikatoren<br />
Ludger Vollenkemper<br />
Als Referent für katholische Jugendarbeit bin ich im Dekanat für 14 Kirchengemeinden<br />
zuständig. Zu meinen Aufgaben gehören unter anderem Ausund<br />
Fortbildung, Fachberatung sowie Koordination der Jugendarbeit. Der<br />
Erfolg meiner Arbeit hängt dabei wesentlich vom „guten Draht“ zu den<br />
Gruppen und zu einzelnen Personen in den Pfarrgemeinden ab.<br />
Ich stelle mir daher die Frage:<br />
Kommen meine Infos eigentlich an der Basis an und haben sie dort die Wirkung,<br />
die ich mir wünsche (bzw. von der ich stillschweigend ausgehe)?<br />
Die wichtigste Funktion haben in diesem Zusammenhang wohl die so<br />
genannten Kontaktpersonen.<br />
Zielgruppe<br />
58<br />
Die Kontaktpersonen der Dekanatsstelle sind bedeutsame Personen in den<br />
Gruppierungen vor Ort, die sich durch ihre Rolle oder Position als Multiplikatoren<br />
für Informationen der Dekanatsstelle erweisen können.<br />
Oft sind dies langjährige Mitarbeiter/-innen, die schon Kontakt zu mir hatten<br />
und damit eine „Türöffner-Funktion“ besitzen. Häufig sind es die Kontaktpersonen,<br />
die bei einem Anliegen der Gruppe die Verbindung zu mir herstellen.<br />
Pro Gruppierung sind in der Regel eine, manchmal auch zwei Personen<br />
als Kontaktperson benannt.<br />
Die <strong>zur</strong>zeit 34 Kontaktpersonen sind größtenteils Ehrenamtliche und dabei<br />
<strong>zur</strong> Hälfte Vorstandsmitglieder und <strong>zur</strong> anderen Hälfte ohne besondere Funktionen<br />
tätig. Der kleinere Teil ist hauptberuflich als Leiter/-in einer Jugendfreizeitstätte,<br />
Priester oder Gemeindereferent tätig.<br />
Kontaktpersonen werden einmal jährlich von den Gruppen oder von den<br />
Gemeinden als solche bei der Dekanatsstelle benannt.
KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die Kontaktpersonen werden jeweils ein ganz bestimmtes Verständnis von<br />
ihrer Aufgabe haben, und auch ich definiere ihre Funktion in bestimmter<br />
Weise. Es stellt sich daher die Frage, in welchem Maß gegenseitige Annahmen<br />
und Erwartungen eigentlich identisch sind.<br />
Aus meiner Perspektive ergeben sich daraus folgende konkrete Fragestellungen:<br />
• Wissen die Kontaktpersonen von den Dienstleistungen der Dekanatsstellen?<br />
• Ist das gesamte Spektrum der Dienstleistungen bekannt?<br />
• Ist das Selbstverständnis der Kontaktpersonen identisch mit meinen<br />
Erwartungen ?<br />
• Erfüllen die Kontaktpersonen als Multiplikatoren meine Erwartungen<br />
bezüglich der Informationsstreuung?<br />
• Was erleichtert/erschwert aus Sicht der Kontaktpersonen die Kontaktaufnahme<br />
zu mir?<br />
• Wie hoch ist die Kundenzufriedenheit?<br />
Fragestellung<br />
Aus diesen Fragestellungen lassen sich folgende Untersuchungsziele ableiten:<br />
Die Untersuchung soll Aufschluss geben über<br />
• den Bekanntheitsgrad der Dekanatsstelle und des Referenten bei den<br />
Kontaktpersonen<br />
• den Bekanntsheitsgrad der Dienstleistungen und Angebote<br />
• die Effektivität der Kommunikation der Dekanatsstelle<br />
• das Selbstverständnis der Kontaktperson<br />
• die Kundenzufriedenheit<br />
• und die Rahmenbedingungen, die aus Sicht der Kontaktpersonen den<br />
Zugang <strong>zur</strong> Dekanatsstelle erleichtern bzw. erschweren.<br />
Untersuchungs–<br />
ziele<br />
In Anlehnung an die Untersuchungsziele habe ich vor der weiteren Planung<br />
und Durchführung der Untersuchung folgende Hypothesen formuliert:<br />
Hypothesen<br />
Über die Untersuchung könnte deutlich werden,<br />
• dass die Kontaktpersonen ihre Aufgabe anders definieren und ausfüllen,<br />
als ich dies annehme bzw. dass sich die Kontaktpersonen<br />
gar nicht als solche verstehen,<br />
• dass die verschiedenen Dienstleistungen der Dekanatsstelle sehr<br />
unterschiedlich wahrgenommen werden und dass sie für die Kontaktperson<br />
höchst unterschiedliche Bedeutung haben,<br />
• wo in der Kommunikation zwischen Dekanatsstelle und Kontaktperson<br />
wie auch zwischen Kontaktperson und Dekanatsstelle<br />
Schwachstellen vorhanden sind.<br />
59
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />
In der Planungsphase der Untersuchung habe ich zunächst drei alternative<br />
Untersuchungsmethoden in Erwägung gezogen. Dies waren:<br />
• die Telefonbefragung<br />
• eine schriftliche Befragung mit Fragebogen<br />
• einzelne Intensivgespräche mit Kontaktpersonen.<br />
In der Abwägung von Vor- und Nachteilen fiel die Präferenz auf die Form der<br />
Telefonbefragung, da hier bei einer relativ hohen Befragtenzahl ein hoher<br />
Rücklauf und damit Repräsentativität gewährleistet waren.<br />
Die Telefonbefragung<br />
a) Die Vorbereitung<br />
Da ich als Referent in relativ häufigem Kontakt zu den Befragten stehe, wurde<br />
schon sehr früh entschieden, die Befragung durch externe Befrager durchführen<br />
zu lassen. Für die Befragung wurden dann zwei ehemalige Studenten<br />
der Sozialpädagogik gewonnen. Diese boten sich insofern in besonderer<br />
Weise an, als sie über Kenntnisse, im Hinblick auf die kirchlichen Jugendarbeit<br />
verfügten, Kompetenzen im Bereich Selbstevaluation aufweisen konnten<br />
und schon gemeinsam eine Telefonbefragung durchgeführt hatten.<br />
Bei der Vorstellung im Team der Referenten bekundeten diese Interesse, die<br />
Befragung auch auf ihre Dekanate auszuweiten. Da dies die <strong>Qualität</strong> der Befragung<br />
aufwerten würde und auch eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen<br />
Dekanaten ermöglichen würde, wurde beschlossen, neben den 34<br />
Kontaktpersonen meines Dekanates jeweils weitere zehn aus vier weiteren<br />
Dekanaten zu befragen.<br />
Die 34 Kontaktpersonen sowie die 40 zufällig ausgewählten aus den zusätzlichen<br />
Dekanaten erhielten eine Woche vor der Befragung schriftlich eine<br />
Ankündigung und einige Informationen <strong>zur</strong> bevorstehenden Telefonbefragung.<br />
b) Die Durchführung<br />
Mit den Befragern wurde vor dem Beginn der Befragung ein Vorgespräch<br />
geführt, in dem sie sich mit dem Fragebogen (siehe Seiten 64/65)<br />
auseinandersetzen und Hintergründe erfragen konnten. Die Befragung<br />
selbst fand an vier Tagen, jeweils von 17.00 bis 21.00 Uhr statt. Von den 34<br />
Kontaktpersonen konnten 31 erreicht und befragt werden. Von den 40 zusätzlichen<br />
Kontaktpersonen wurden 35 befragt, sodass insgesamt 66 Telefonbefragungen<br />
durchgeführt wurden.<br />
60<br />
c) Die Auswertung<br />
Die Auswertung des Fragebogens wurde aufgrund ihrer Überschaubarkeit<br />
nicht computergestützt durchgeführt, sondern mit einer einfachen Auswertungsmatrix.<br />
Dieses Verfahren hat den Vorteil der schnellen und unkomplizierten<br />
Durchführbarkeit, aber den Nachteil, dass keine Querbezüge hergestellt<br />
werden können. Letzteres stellt aber in diesem Fall kein Problem dar.
KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die Ergebnisse<br />
Neben vielen interessanten Teilaspekten, die an dieser Stelle nicht dargestellt<br />
werden können, gibt es vier sehr bedeutsame Erkenntnisse.<br />
Ergebnisse<br />
❒ 100 Prozent der Befragten, die sich schon einmal mit einem Anliegen<br />
an die Dekanatsstelle gewandt haben, können sich auch an mindestens<br />
eine Situation erinnern, in der ihnen die Dekanatsstelle helfen<br />
konnte. Nur 11,5 Prozent können sich auch an eine Situation erinnern,<br />
in der die Dekanatsstelle nicht weiterhelfen konnte. Die Zufriedenheitsnote<br />
für die Leitungen der Dekanatsstelle liegt bei 2,1 (bei Noten<br />
von 1 bis 6).<br />
❒ Unerwartet hoch ist der Bekanntheitsgrad der Serviceleistung „Ausleihe<br />
von Medien und Geräten“. Diese hat den höchsten Bekanntheitsgrad<br />
aller Dienstleistungen der Dekanatsstelle. Auch bei der<br />
Inanspruchnahme von Dienstleistungen liegt die „Ausleihe von ...“ mit<br />
44 Nennungen an der Spitze.<br />
❒ Sehr unbefriedigend ist jedoch das Maß der Schwierigkeiten bei der<br />
Kontaktaufnahme <strong>zur</strong> Dekanatsstelle. Neun von 31 Befragten benennen<br />
diese Schwierigkeit. Hier besteht hoher Handlungsbedarf.<br />
❒ Nur 44 Prozent der Kontaktpersonen definieren sich selbst als solche.<br />
Hier besteht ein unerwartet hoher Bedarf, die Identität der Kontaktperson<br />
zu fördern.<br />
Katholische Jugendarbeit fördert die<br />
Entfaltung einer eigen- und altersgeprägten<br />
Spiritualität junger Menschen<br />
in Treffpunkten, Gruppen, Initiativen,<br />
Aktionen, Zusammenschlüssen und<br />
anderen Formen. (G+E, Seite 33)<br />
61
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />
Konsequenzen der<br />
Telefonbefragung<br />
Die Konsequenzen<br />
Nach Abschluss der Befragung bleibt festzustellen, dass über die Form<br />
der Telefonbefragung Ergebnisse zutage gefördert wurden, die mit herkömmlichen<br />
Reflexions- und Analyseinstrumenten nicht hätten betrachtet<br />
werden können. Die Ergebnisse sind zum Teil hoch zufriedenstellend<br />
und bestärken deshalb darin, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.<br />
Andere Ergebnisse machen einen Handlungsbedarf deutlich. Unterschiedlichste<br />
Konsequenzen sind dabei bereits angedacht und werden<br />
<strong>zur</strong>zeit mit Kollegen und Abteilungsleitung diskutiert. Sie gliedern sich im<br />
Wesentlichen in drei Bereiche:<br />
1. Service/Ausleihe von Medien<br />
Der Bestand an Fachliteratur soll aktualisiert und vor allem durch praxisorientierte<br />
Bücher ergänzt werden. Eine aktualisierte Gesamtübersicht<br />
der Medien wird erstellt und bekannt gemacht. Bei größeren Veranstaltungen,<br />
wie Kursen und Seminaren, wird den Teilnehmern und<br />
Teilnehmerinnen künfig die Teilnahme an einer „Medienpräsentation“<br />
der Dekanatsstellen ermöglicht.<br />
Neue Großspiele und Geräte werden angeschafft.<br />
2. Kontaktaufnahme/Erreichbarkeit<br />
Die Dekanatsstellen auf Regionalebene prüfen <strong>zur</strong>zeit, ob ein Dienstleistungsabend<br />
(16.00 bis 19.00 Uhr) zu einer für alle Dekanatsstellen<br />
gemeinsamen Zeit durchgeführt werden kann. Diese gemeinsame<br />
Bürozeit lässt sich leichter kommunizieren und bringt für die Multiplikatoren<br />
eine einfachere Orientierung.<br />
Die Dekanatsstellen sollen außen mit großen mehrfarbigen Hinweisschildern<br />
mit dem Logo der Dekanatsstellen ausgestattet werden. Diese<br />
neuen Hinweisschilder lösen die alten Metallhinweisschilder ab.<br />
Zu den Leiterrunden und einzelnen Multiplikatoren soll durch vermehrte<br />
Besuche oder Telefonate ein näherer Kontakt hergestellt werden.<br />
3. Selbstverständnis der Multiplikatoren<br />
Die Multiplikatoren erhalten eine schriftliche Rückmeldung auf die Telefonbefragung,<br />
in der die Ergebnisse und Konsequenzen beschrieben<br />
werden. Auch sollen in diesem Brief die Erwartungen an die Multiplikatoren<br />
formuliert werden.<br />
Vierteljährlich wird ein Infobrief an die Multiplikatoren mit exklusiven<br />
Informationen <strong>zur</strong> Jugendarbeit verschickt. Dieser Infobrief wird einen<br />
gemeinsamen regionalen Teil und einen Dekanatsteil beinhalten.<br />
zum Autor<br />
Ludger Vollenkemper ist Dipl.-Sozialpädagoge und Referent für katholische<br />
Jugendarbeit im Dekanat Rietberg, Erzdiözese Paderborn.<br />
Dekanatsstelle für katholische Jugendarbeit<br />
Hauptstr. 29<br />
33415 Verl<br />
62<br />
Tel.: (0 52 46) 16 13<br />
Fax: (0 52 46) 79 35
Telefonbefragung<br />
QS <strong>26</strong><br />
Mit dem folgenden Brief haben wir unsere Telefonbefragung<br />
angekündigt:<br />
An die<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
in der katholischen Jugendarbeit<br />
in den Dekanaten<br />
der Kreise Gütersloh und Soest<br />
Telefonbefragung <strong>zur</strong> Arbeit der Dekanatsstellen<br />
für katholische Jugendarbeit<br />
Hallo und guten Tag,<br />
die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit in den Kreisen Gütersloh und Soest führen <strong>zur</strong> Zeit eine<br />
telefonische Befragung ehrenamtlicher und hauptberuflicher Mitarbeiter/-innen in der katholische Jugendarbeit<br />
durch. Dabei geht es uns darum herauszufinden, ob unsere Angebote und Dienstleistungen<br />
a) bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bekannt sind und<br />
b) die Bedürfnisse und Wünsche der Leute vor Ort in der Gemeinde treffen.<br />
Ziel ist es, unsere Angebote und Dienstleistungen weiter zu verbessern und zu optimieren.<br />
Zu diesem Zweck werden in den kommenden zwei Wochen 75 Personen angerufen und befragt. Auch du<br />
wurdest für diese Befragung ausgewählt und wirst daher in den kommenden zwei Wochen an einem<br />
Abend zwischen 17.00 und 21.00 Uhr angerufen und befragt.<br />
Die Befragung wird von Stefanie Pathmann und Rainer Hake, zwei ehemaligen Studenten der katholischen<br />
Fachhochschule in Paderborn, im Auftrag der Dekanatsstellen durchgeführt. Alle dabei gewonnenen<br />
Daten werden selbstverständlich anonymisiert.<br />
Damit wir die Angebote der Dekanatsstellen weiter verbessern können, wären wir dir sehr dankbar, wenn<br />
du diese Aktion wohlwollend unterstützen würdest.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ludger Vollenkemper<br />
Für das Regionalteam der Referenten für katholische Jugendarbeit<br />
in der Region Hellweg<br />
Tafel 15: Anschreiben <strong>zur</strong> Telefonbefragung<br />
63
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen für die Telefonbefragung<br />
Telefoninterview<br />
1<br />
• Zu Ihrer Person:<br />
Ich bin …… Jahre alt<br />
❒ ehrenamtlich<br />
❒ hauptberuflich<br />
Dekanat:.............<br />
❒ Pfarrjugend<br />
❒ offene Arbeit<br />
❒ verbandliche Arbeit<br />
• Waren Sie schon einmal in der Dekanatsstelle?<br />
• Kennen Sie den Referenten/die Referentin für katholische Jugendarbeit<br />
in Ihrem Dekanat?<br />
Kennen Sie die Dienstleistungen und Angebote der Dekanatsstelle?<br />
Können Sie einige benennen?<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ Aus- und Fortbildungsangebote<br />
❒ Informationen zu Fragen kirchlicher Jugendarbeit<br />
❒ Ausleihe<br />
❒ Beratung<br />
❒ ………………………………………………………………<br />
• Haben Sie schon einmal eine Dienstleistung, ein Angebot, eine<br />
Information oder Ähnliches in Anspruch genommen ?<br />
Wenn nein, ergab sich noch nicht die Notwendigkeit, oder<br />
woran liegt das?<br />
……………………………………………………………………………<br />
Wenn ja, konnte Ihnen geholfen werden?<br />
Um welche/welches Anliegen ging es dabei?<br />
❒ Habe an Aus- oder Fortbildung teilgenommen<br />
❒ Habe Aus- oder Fortbildung für Leute aus<br />
unserer Gruppierung vermitteln können<br />
❒ Ich bin beraten worden<br />
❒ zu Aus - und Fortbildung<br />
❒ zu Finanzen, Abrechnungen<br />
❒ zu rechtlichen Fragen, Versicherung<br />
❒ zu organisatorischen Fragen<br />
❒ zu konzeptionellen Fragen<br />
❒ Habe Informationen bekommen<br />
❒ Habe etwas ausgeliehen<br />
❒ ………………………………………………………………<br />
• Gab es Situationen, in denen die Dekanatsstelle nicht helfen konnte?<br />
Wenn ja, wobei?<br />
……………………………………………………………………………<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
64<br />
Tafel 16: Fragebogen <strong>zur</strong> Telefonbefragung
2<br />
Telefonbefragung<br />
QS <strong>26</strong><br />
• Gab es schon einmal, als Sie ein Anliegen hatten, Probleme bei der<br />
Kontaktaufnahme <strong>zur</strong> Dekanatsstelle?<br />
Wenn ja, welche ?<br />
………………………………………………………………………………<br />
• Kennen Sie das „IM BLICK“?<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
Die Informationen, die Sie über das IM BLICK erhalten,<br />
sind für Sie<br />
hilfreich<br />
uninteressant<br />
informativ ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 6 * nicht brauchbar<br />
gut<br />
schlecht<br />
• Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Dienstleistungen der<br />
Dekanatsstelle?<br />
sehr zufrieden ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 6 * gar nicht zufrieden<br />
• Gibt es in Ihrer Gruppierung eine Person, die Kontakt <strong>zur</strong><br />
Dekanatsstelle hält, bzw. zu der die Dekanatsstelle besonderen<br />
Kontakt hält?<br />
❒ ja / ❒ nein<br />
(wenn sich der Befragte/die Befragte als solche zu erkennen gibt)<br />
Wie sind Sie Kontaktperson geworden?<br />
…………………………………………………………………<br />
• Sonstiges?<br />
………<br />
Wissen Sie, welche Erwartungen der/die Referent(in)<br />
diesbezüglich an Sie hat?<br />
…………………………………………………………………<br />
Was ist Ihrer Meinung nach dabei Ihre Aufgabe?<br />
…………………………………………………………………<br />
Was könnte der/die Referent(in) für Sie als Kontaktperson noch tun?<br />
…………………………………………………………………<br />
*<br />
Nach Schulnotensystem ankreuzen<br />
Tafel 16.1: Fragebogen <strong>zur</strong> Telefonbefragung<br />
65
QS <strong>26</strong> Telefoninterview<br />
Anregungen für ein Telefoninterview<br />
Stefanie Pathmann, Rainer Hake<br />
Für den Erfolg eines Telefoninterviews sind folgende Dinge zu beachten:<br />
❒ Für jede/n Interviewer/-in muss ein Telefon <strong>zur</strong> Verfügung stehen, an<br />
dem sie/er mit möglichst wenigen äußeren Ablenkungen arbeiten<br />
kann.<br />
❒ Um die Telefonkosten gering zu halten, ist es sinnvoll, die Interviews<br />
aus der Region heraus zu führen.<br />
❒ Um Überraschungen zu vermeiden, werden die Befragten zuvor<br />
schriftlich informiert.<br />
❒ Die Befragungen werden in einem festgelegten Zeitraum durchgeführt,<br />
zu einer Zeit, in der die Interviewpartner erreichbar sind.<br />
❒ Für eine Standardisierung der Interviews ist ein vorliegender Fragebogen<br />
notwendig. Er ist so zu gestalten, dass die Antworten leicht<br />
und ohne Probleme protokollierbar sind.<br />
❒ Der Fragebogen soll<br />
• die Bereitschaft des Befragten <strong>zur</strong> Teilnahme am Interview wecken,<br />
• die Aufmerksamkeit des Befragten für die Gesamtdauer des Interviews<br />
gewährleisten,<br />
• von der/dem Interviewer/-in leicht zu handhaben sein, um Fehler<br />
zu vermeiden.<br />
❒ Um klare Antworten zu bekommen, ist es sinnvoll, die Antwort durch<br />
eine Skala einschätzen zu lassen (zum Beispiel nach Schulnotensystem<br />
von 1 bis 6 oder -3 bis +3).<br />
❒ Offene Fragestellungen beinhalten die Schwierigkeit, das Gesagte in<br />
der zeitlichen Kürze richtig zu erfassen. Deshalb ist es sinnvoll, Antwortvorgaben<br />
anzubieten.<br />
❒ Vortests geben Aufschluss über die Dauer einzelner Interviews und<br />
helfen Fehler im Aufbau des Interviews bereits vor der eigentlichen<br />
Erhebungsphase zu erkennen.<br />
❒ Interviews zu führen ist eine Arbeit, die die ganze Konzentration der<br />
Interviewenden fordert – entsprechend sind Pausenzeiten zu berücksichtigen.<br />
Tafel 17: Anregungen für ein Telefoninterview<br />
Zu den Autoren/<br />
zu den Autorinnen<br />
Anschrift<br />
66<br />
Stefanie Pathmann ist Dipl.-Sozialpädagogin; Rainer Hake ist Dipl.-Sozialpädagoge.<br />
Sie sind im <strong>zur</strong>zeit Anerkennungsjahr und arbeiten in unterschiedlichen<br />
Bereichen für katholische Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn.<br />
Dekanatstelle für katholische Jugendarbeit<br />
Weststr. 54a Tel.: (0 23 07) 1 02 00<br />
59174 Kamen Fax: (0 23 07) 1 02 18
KQ in Dekanatsstellen – Meschede<br />
QS <strong>26</strong><br />
4.2 Selbstevaluationsprojekt der Dekanatsstelle Meschede<br />
Michael Kloppenburg<br />
1. Der Ausgangspunkt<br />
Damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben im Dienst an<br />
jungen Menschen motiviert, qualifiziert und persönlich befriedigend wahrnehmen<br />
können, ist ein umfangreiches, abgestuftes und transparentes Ausbildungsangebot<br />
notwendig. Dem wurde in unserem<br />
Erzbistum mit der Verabschiedung von „Standards<br />
<strong>zur</strong> Konzeptionierung von Ausbildungsmaßnahmen<br />
für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der katholischen Jugendarbeit<br />
in der Erzdiözese Paderborn“ Rechnung getragen.<br />
Zum Verständnis der Ausgangslage ist festzuhalten:<br />
Im Dekanat Meschede gibt es viele engagierte Ehrenamtliche aller Lebensalter,<br />
die sich mit ihren jeweiligen Begabungen und einem Teil ihrer Zeit freiwillig<br />
und kostenlos auf vielfältige Weise in der katholischer Jugendarbeit<br />
einsetzen. Sie haben Spaß an der Sache, tragen jedoch<br />
auch ein hohes Maß an Verantwortung. Aufgrund<br />
der mannigfaltigen Anforderungen aus der<br />
konkreten Praxis pädagogischer Anforderungen<br />
werden bestimmte Mindestanforderungen an die<br />
Qualifikation ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gestellt. Deren Befähigung zu einem verantwortlichem Engagement<br />
durch Ausbildung ist demnach ein bedeutendes Element der Förderung<br />
Ehrenamtlicher. Die konsequente Orientierung an den Ehrenamtlichen<br />
und die Sicherung der <strong>Qualität</strong> unserer Ausbildungsangebote veranlassen<br />
uns immer wieder, folgende Fragen zu stellen:<br />
• Wie gut sind eigentlich unsere Angebote?<br />
• Entsprechen sie tatsächlich den Fragen und Interessen, den Bedürfnissen<br />
und den Wünschen der Ehrenamtlichen?<br />
• Was können wir besser machen?<br />
Die katholische Jugendarbeit lebt vom<br />
Engagement und von den Ideen ehrenamtlicher<br />
Männer und Frauen.<br />
Die <strong>Qualität</strong> unserer Arbeit hängt wesentlich<br />
von der <strong>kontinuierlichen</strong> Ausbildung<br />
ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter ab.<br />
Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass längst nicht alle Mitarbeiter/-innen<br />
nach den Erfordernissen unserer Standards ausgebildet sind. Insbesondere<br />
Erwachsenen ist es aus beruflichen und familiären Gründen nicht möglich,<br />
an einem mehrtägigen Blockkurs oder an einer anderen längerfristigen Ausbildungsmaßnahme<br />
teilzunehmen. Ferner scheuen sich viele Ehrenamtliche,<br />
die bislang noch keine Erfahrungen mit Ausbildung gemacht haben, das vertraute<br />
Umfeld zu verlassen. Die Schwellenängste sind offensichtlich sehr<br />
groß.<br />
67
QS <strong>26</strong><br />
Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />
Unser Ausbildungsangebot ist an folgenden Kriterien orientiert:<br />
• Das Angebot muss so nah wie möglich an den individuellen Bedürfnissen<br />
der Ehrenamtlichen ansetzen.<br />
• Das Angebot muss nach den zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden<br />
variabel sein.<br />
• Um sich bei aktuellen Problemstellungen sofort Unterstützung holen<br />
zu können, muss das Angebot orts- und zeitnah sein.<br />
• Das Angebot muss so niederschwellig sein, dass Ehrenamtliche Geschmack<br />
an der Ausbildung bekommen.<br />
Im Hinblick auf die Mitarbeiterqualifizierung fehlt bislang eine an diesen Kriterien<br />
ausgerichtete Ausbildungsform. Um diese Angebotslücke zu schließen<br />
bietet sich ein Konzept für eine dezentrale Qualifizierung an:<br />
Eine Ausbildung vor Ort (AvO)<br />
Ausbildung<br />
vor Ort<br />
Was ist das Neue an Ausbildung vor Ort (AvO)?<br />
AvO richtet sich nicht an Einzelne, sondern spricht die Mitarbeiterrunden<br />
vor Ort an. Die Teilnehmer/-innen an Ausbildungsmaßnahmen müssen<br />
sich nicht mehr auf den Weg machen, sondern der Referent der Dekanatsstelle<br />
für katholische Jugendarbeit kommt in die Pfarrgemeinde und<br />
nutzt die Mitarbeiterbesprechung für die Ausbildung.<br />
Statt: „Kommt zu uns“ heißt es jetzt: „Wir kommen zu euch.“<br />
Ausbildungskontrakt<br />
Die Teilnehmer/-innen können je nach Situation und Interesse aus einer<br />
umfangreichen Themenliste ihr spezielles AvO-Angebot zusammenstellen.<br />
Gemeinsam mit dem Referenten werden dann die genauen Ausbildungsinhalte<br />
und -formen, der zeitliche Rahmen (Abend-, Halbtages-,<br />
Tages- und Wochenendveranstaltungen sind möglich) und der Veranstaltungsort<br />
abgesprochen. Diese Vereinbarungen sind für beide Seiten verbindlich<br />
und werden in einem sogenannten Ausbildungskontrakt festgehalten.<br />
Ist AvO längerfristig geplant (zum Beispiel über mehrere Abendtermine)<br />
besteht selbstverständlich die Möglichkeit, je nach Situation und<br />
neuen Fragestellungen, die Vereinbarungen zu verändern.<br />
Kurzum: Mit AvO ist der Anspruch verknüpft, auch kurzfristig auf die Interessen<br />
und Problemlagen von Mitarbeiterrunden und Leitungsteams zu reagieren und<br />
bedarfsgerecht eine Dienstleistung im Ausbildungsbereich anzubieten.<br />
68
Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />
QS <strong>26</strong><br />
Beispiel einer Themenpalette <strong>zur</strong> Ausbildung vor Ort (AvO)<br />
Nicht ihr müsst euch auf den Weg machen, sondern wir kommen in eure<br />
Gemeinde und führen dort die Veranstaltung durch.<br />
Interessiert euch ein bestimmtes Thema (oder auch mehrere), so meldet<br />
euch in eurer Dekanatsstelle an. Wir sprechen dann Thema, Inhalt, Ort<br />
und Zeit miteinander ab. Ausgehend von diesen Absprachen kann AvO<br />
starten, an einem oder mehreren Abenden, an einem Samstag (nachmittag)<br />
oder auch an einem Wochenende.<br />
Ihr könnt eure speziellen AvO-Angebote aus der folgenden Themenpalette<br />
zusammenstellen:<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Entwicklungspsychologie und Jugendarbeit – eine Hilfe zum altersgerechten<br />
Leiten von Gruppen<br />
Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit – eine Hilfe <strong>zur</strong><br />
Schärfung des eigenen Profils<br />
Aufbau einer neuen Gruppe<br />
Planung und Gestaltung einer Gruppenstunde<br />
Programm- und Entscheidungsfindung in Gruppen<br />
Projektarbeit<br />
Kindergruppenarbeit<br />
Mädchenarbeit und/oder Jungenarbeit<br />
Treffpunkte in der katholischen Jugendarbeit<br />
Religiöse Erlebnisräumen in Gruppen<br />
Spiele in Gruppen und für jede Gelegenheit<br />
Sexualpädagogik<br />
Gruppe – was ist das?!<br />
Umgang mit Konflikten in Gruppen<br />
Gesprächsführung und Moderation in der Arbeit mit Gruppen<br />
Teamarbeit<br />
lnteressenvertretung<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Recht und Aufsichtspflicht in der Jugendarbeit<br />
Finanzierung von Jugendarbeit<br />
oder …<br />
Tafel 18: Beispiel einer Themenpalette <strong>zur</strong> Ausbildung vor Ort (AvO)<br />
69
QS <strong>26</strong><br />
Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />
2. Der Modellversuch<br />
Modellversuch<br />
Um festzustellen, auf welche Resonanz „Ausbildung vor Ort (AvO)“ bei Ehrenamtlichen<br />
stößt, starten wir einen einjährigen Modellversuch. Vier Mitarbeiterrunden<br />
aus Pfarrgemeinden und Jugendverbänden entscheiden sich<br />
dafür, AvO auszuprobieren und zu überprüfen. Dabei passen wir uns den<br />
zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmer/-innen an, indem wir sowohl ganztägig<br />
als auch stundenweise zusammenkommen. So nehmen insgesamt 48<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Testlauf teil. Dieser Modellversuch<br />
soll uns Hinweise geben, ob diese neue Form der Mitarbeiterqualifizierung<br />
die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt. Mit Hilfe einer Selbstevaluation<br />
werden im Anschluss an den Modellversuch die fachliche <strong>Qualität</strong> unseres<br />
Ausbildungsansatzes und dessen Ergebnisse untersucht.<br />
3. Die Selbstevaluation<br />
Selbstevaluation<br />
Mit Hilfe der Selbstevaluation wollen wir herausfinden, ob und inwieweit<br />
AvO als neue Form der Qualifizierung Ehrenamtlicher wirklich geeignet ist.<br />
Dabei geht es nicht nur darum, dass wir unsere Vermutungen bestätigt bekommen.<br />
Vielmehr wollen wir wissen, wie unsere Angebote von den Teilnehmern<br />
undTeilnehmerinnen beurteilt werden. Um die Leistungen und<br />
Wirkungen von AvO systematisch überprüfen zu können, haben wir ausgehend<br />
von den AvO-Zielen Untersuchungsfragen entwickelt.<br />
Der Selbstevaluation liegen folgende Fragestellungen zugrunde:<br />
❒ Wie sehen die Adressaten diese neue Ausbildungsform?<br />
❒ Setzt AvO tatsächlich so nah wie möglich an den individuellen Bedürfnissen<br />
der Ehrenamtlichen an?<br />
❒ Welche Bedeutung haben die eigene Mitarbeiterrunde und der Veranstaltungsort<br />
in der eigenen Pfarrgemeinde für die Teilnahme an<br />
AvO?<br />
❒ Haben die Teilnehmer/-innen die Möglichkeit, ihre Interessen zu formulieren<br />
und das AvO-Angebot mitzugestalten?<br />
❒ Was können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre konkreten<br />
Aufgaben lernen?<br />
❒ Welche Ausbildungsinhalte können direkt umgesetzt werden?<br />
❒ Ermöglicht AvO persönlichkeitsbezogene Kompetenzen zu vertiefen?<br />
70<br />
Versehen mit einem persönlichen Anschreiben, in dem das Selbstevaluationsprojekt<br />
erläutert wird, und einem frankiertem Rückumschlag wurde ein<br />
an den zuvor genannten Fragestellungen orientierter Fragebogen versandt.<br />
Von den insgesamt 48 befragten AvO-Teilnehmenden schickten 21 Personen<br />
(18 weiblich/3 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 28,9 Jahren beantwortete<br />
Fragebögen <strong>zur</strong>ück. Das ergibt einen Rücklauf von annähernd 44<br />
Prozent.
Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />
QS <strong>26</strong><br />
4. Die Ergebnisse<br />
Die Fragebögen konnten wir gut auswerten, weil sowohl die Anzahl der<br />
Fragen als auch die differenzierten Fragestellungen kaum zu Irritationen<br />
führten. Bis jetzt liegen noch nicht alle Daten vor, aber folgende Tendenzen<br />
werden schon deutlich.<br />
❒ Ehrenamtliche und hauptberufliche Kontaktpersonen vor Ort motivieren<br />
die Mitarbeiterrunde für AvO. Fast alle Befragten haben zuvor<br />
noch nie an einem Ausbildungsangebot im Rahmen katholischer<br />
Jugendarbeit teilgenommen.<br />
❒ Ausschlaggebend für die AvO-Teilnahme ist nicht der Veranstaltungsort,<br />
sondern die Ausbildung in der eigenen vertrauten Mitarbeiterrunde.<br />
❒ Die AvO-Themenpalette ist der Hälfte der Befragten bekannt und<br />
dazu geeignet, ein individuelles AvO-Angebot zusammenzustellen.<br />
❒ Von fast allen wird <strong>zur</strong>ückgemeldet, dass sie ihre Interessen im Hinblick<br />
auf Ausbildung formulieren konnten und dass die konkrete Situation<br />
vor Ort berücksichtigt wurde.<br />
❒ Rund die Hälfte aller Befragten meint, jetzt ihre Aufgaben in der Jugendarbeit<br />
qualifizierter wahrnehmen zu können als vorher. Als<br />
persönlich bereichernd wurde vor allen Dingen die Beziehung zu<br />
anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlebt.<br />
❒ Vorgestellte und ausprobierte Arbeitshilfen und Materialien des<br />
AvO-Angebotes konnten zwischenzeitlich von der Hälfte aller Befragten<br />
erfolgreich eingesetzt werden.<br />
❒ Die Hälfte aller Teilnehmer/-innen ist motiviert worden, ein AvO-<br />
Folgeangebot in Anspruch zu nehmen.<br />
❒ Eine wichtige Rückmeldung ist, dass diese Form der Ausbildung<br />
Spaß macht und fortgesetzt werden soll.<br />
71
QS <strong>26</strong><br />
Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />
5. Die Konsequenzen<br />
❒ AvO wird auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildungsangebote<br />
der Dekanatsstelle sein.<br />
❒ AvO als ortsnahe, situationsgerechte und bedürfnisorientierte Form<br />
der Qualifizierung Ehrenamtlicher gelingt nur bei einer guten Beziehung<br />
zu anerkannten Multiplikatoren in den Gemeinden.<br />
Um die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei AvO adäquat<br />
zu berücksichtigen, ist es notwendig, erfahrene Ehrenamtliche<br />
und Hauptberufliche aus den Gemeinden in die Planung und Durchführung<br />
von AvO mit einzubeziehen.<br />
❒ Ausschlaggebendes Kriterium für die Beibehaltung eines solchen niederschwelligen<br />
Angebotes ist die vertraute Mitarbeiterrunde. Es stellt<br />
sich deshalb die Frage, ob auch eine gemeinsame AvO-Maßnahme mit<br />
mehreren Mitarbeiterrunden durchgeführt werden kann.<br />
Zum Autor<br />
Michael Kloppenburg ist Dipl.-Sozialpädagoge und Referent für katholische<br />
Jugendarbeit im Dekanat Meschede, Erzdiözese Paderborn.<br />
Anschrift<br />
Dekanatstelle für katholische Jugendarbeit<br />
Stiftsplatz 13<br />
59872 Meschede<br />
Tel.: (02 91) 99 16 17<br />
Fax: (02 91) 99 16 54<br />
Jugendarbeit in der Pfarrgemeinde trägt<br />
zum Gemeindeaufbau und <strong>zur</strong> Gemeindeentwicklung<br />
bei, indem sie jungen<br />
Menschen beziehungsreiche Räume<br />
und Möglichkeiten des Engagements<br />
anbietet. (G+E, Seite 51)<br />
Katholische Jugendarbeit als Ort, wo die<br />
Lebensmöglichkeiten des Evangeliums<br />
ausgesprochen und erfahrbar werden<br />
und Kinder und Jugendliche damit in<br />
der Vielzahl von Sinnangeboten einen<br />
Zugang zum Glauben an Gott und zu<br />
christlicher Lebenspraxis finden können.<br />
(G+E, Seite 30)<br />
72
KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />
QS <strong>26</strong><br />
4.3 Selbstevaluationen der Dekanatsstelle Witten<br />
Wie gut ist unsere Öffentlichkeitsarbeit?<br />
Was motiviert die Mitarbeiter/-innen, an unseren Veranstaltungen<br />
teilzunehmen?<br />
Konstanze Böhm-Kotthoff<br />
Die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit haben die Aufgabe, ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter/-innen in der Jugendarbeit zu unterstützen und zu begleiten.<br />
Das geschieht unter anderem durch Ausbildungs- und Beratungsangebote<br />
und durch die Ausleihe von Materialien und Medien. Diese Angebote<br />
veröffentlichen wir in dem Informationsheft „<strong>Vom</strong> Feinsten“, das zweimal<br />
im Jahr erscheint und den circa 1.800 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
in der katholischen Jugendarbeit unserer Region kostenfrei zugeschickt<br />
wird. Den Schwerpunkt legen wir dabei auf die Information über<br />
die Veranstaltungen der Dekanatsstellen wie zum Beispiel Ausbildungsseminare,<br />
Workshops oder Großveranstaltungen.<br />
Im Kreis der Kollegen und Kolleginnen wollen wir<br />
über diese Frage nicht weiterhin nur Vermutungen<br />
anstellen, sondern Klarheit bekommen. Darum<br />
führten wir 1998 mit Hilfe zweier Studierenden der<br />
Katholischen Fachhochschule Paderborn eine<br />
Selbstevaluation zu unserem Veranstaltungsheft<br />
„<strong>Vom</strong> Feinsten“ durch. In Telefoninterviews haben<br />
die Studierenden zehn Prozent der circa 1.800 Leser/-innen nach ihren Einschätzungen<br />
zu den Inhalten und der Angebotspalette in „<strong>Vom</strong> Feinsten“<br />
befragt.<br />
Mit den Ergebnissen dieser Befragung können wir sehr zufrieden sein. Unsere<br />
Zweifel, ob Arbeitszeit und Kosten für die Erstellung des Heftes sich lohnen,<br />
sind damit behoben. Die ziemlich aufwendige Evaluation, die nur mit<br />
Unterstützung der beiden Studierenden möglich war, hat uns in diesem Teil<br />
unserer Arbeit bestätigt und bestärkt: „<strong>Vom</strong> Feinsten“ wird als Veranstaltungsheft<br />
angenommen, akzeptiert und geschätzt. 1<br />
An diese erste Selbstevaluation schließt sich für uns bald eine weiterführende<br />
Frage an:<br />
Wenn unsere Angebote so positiv bewertet werden und wenn die Werbung<br />
dafür gut ist, warum ist es dann trotzdem so schwierig, <strong>zur</strong> Teilnahme<br />
an Veranstaltungen zu motivieren?<br />
Die Veranstaltungsangebote der Dekanatsstellen<br />
sind vielfältig und qualifiziert.<br />
Aber bringt unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />
das auch rüber?<br />
1<br />
Eine ausführliche Darstellung der Selbstevaluation findet sich in der Studienarbeit von Stefanie Pathman und Rainer Hake: „Evaluation in<br />
der Sozialen Arbeit, dargestellt am Beispiel des Veranstaltungsheftes ,<strong>Vom</strong> Feinsten’, vorgelegt an der Katholische Fachhochschule NW, Abt.<br />
Paderborn (unveröffentlichtes Manuskript), 1998<br />
73
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />
Wir versuchen auf verschiedenen Wegen, ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen<br />
für unser Angebot zu interessieren:<br />
• Sie bekommen die Informationen in „<strong>Vom</strong> Feinsten“.<br />
• Wir bitten Kontaktpersonen und hauptamtliche Mitarbeiter/-innen wie<br />
zum Beispiel Priester oder Gemeindereferentinnen, in der Jugendarbeit<br />
ihrer Gemeinde auf unsere Angebote hinzuweisen.<br />
• Wir beziehen ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen in die Leitung von Veranstaltungen<br />
ein, in erster Linie aufgrund ihrer Kompetenzen, aber<br />
auch in der Hoffnung, dass sie Teilnehmer/-innen „mitbringen“.<br />
• Wir sprechen potenzielle Teilnehmer/-innen direkt an.<br />
Welcher dieser Wege am erfolgreichsten ist, haben wir nie ausgewertet. Die<br />
Beteiligung am Projekt KQ bietet nun die Gelegenheit, diese grundsätzliche<br />
Frage zu untersuchen:<br />
Wer oder was motiviert die Teilnehmer/-innen, unsere Veranstaltungen<br />
zu besuchen?<br />
Was ist letztlich ausschlaggebend dafür, dass sie sich anmelden?<br />
Die Frage klingt zunächst simpel und banal. Aber vielleicht ist sie ein gutes<br />
Beispiel dafür, dass sich Selbstevaluation nicht immer nur mit Grundsatzfragen<br />
eines Arbeitsfeldes befassen muss. Es handelt sich um eine der Fragen,<br />
die in der alltäglichen Arbeit immer mal wieder auftauchen und über die wir<br />
im Kollegenteam wiederholt spekulieren, die aber nie wirklich geklärt werden.<br />
Durch die Beantwortung dieser Frage erhoffen wir uns nun Klarheit darüber,<br />
wie wir unsere Kräfte im Bereich der Teilnehmerwerbung gezielter und<br />
sinnvoller einsetzen können. Für die Befragung haben wir einen Fragebogen<br />
entwickelt, den die Teilnehmer/-innen zu Beginn jeder Veranstaltung ausfüllen<br />
sollen. Darum muss er vor allem das Kriterium erfüllen, kurz und einfach<br />
zu sein, denn die Hektik zu Beginn einer Veranstaltung ist meist groß: Da<br />
treffen immer neue Leute ein, da werden Teilnehmerbeiträge eingesammelt,<br />
Listen ausgefüllt, Bekannte begrüßt ...<br />
So sieht der Fragebogen aus:<br />
74
KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die Dekanatsstellen machen <strong>zur</strong>zeit eine Umfrage unter den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern an ihren Veranstaltungen. Darum bitten wir<br />
dich/Sie, kurz folgende Fragen zu beantworten:<br />
Wer oder was hat dich am stärksten motiviert/war ausschlaggebend, dich<br />
zu dieser Veranstaltung anzumelden? Mehrfachnennungen sind möglich,<br />
bitte markiert aber deutlich (am besten durch zusätzliches Unterstreichen),<br />
welche Motivation schließlich die wichtigste für die Anmeldung<br />
war.<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
❒<br />
Die Ausschreibung in „<strong>Vom</strong> Feinsten“.<br />
Das Thema/die Inhalte der Veranstaltung.<br />
Ich kannte schon vorher einige der anderen Teilnehmer/-innen.<br />
Ich kannte schon vorher jemanden aus dem Leitungsteam.<br />
Ich bin direkt angesprochen worden, ob ich teilnehmen möchte, und<br />
zwar<br />
❒ von einem/einer anderen Teilnehmer/-in<br />
❒ von einem Mitglied des Leitungsteams<br />
❒ von jemandem aus meiner Gemeinde/meinem Verband, und zwar<br />
❒ vom Pfarrer/Vikar<br />
❒ von dem/der Gemeindereferenten/-referentin<br />
❒ von anderen Mitarbeitern oder Leitern aus der<br />
Jugendarbeit<br />
❒ von _____________________<br />
❒ Andere Gründe:<br />
Ich bin _____ Jahre alt; ❒ weiblich ❒ männlich.<br />
Tafel 19: Fragebogen <strong>zur</strong> Motivation, Veranstaltungen zu besuchen<br />
75
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />
Die Teilnehmer/-innen haben den Fragebogen gleich nach ihrem Eintreffen<br />
ausgefüllt; das dauerte in der Regel nur ein bis zwei Minuten. Bei neun sehr<br />
unterschiedlichen Veranstaltungen von Ende 1998 bis Mitte 1999 hatten wir<br />
einen Rücklauf von insgesamt 191 Fragebögen. Die Auswertung erfolgte per<br />
Computer.<br />
Sehr interessant, aber im Untersuchungszeitraum zeitlich zu aufwendig, ist<br />
sicher auch die „Gegenprobe“ bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und<br />
Mitarbeiterinnen, die nie an unseren Veranstaltungen teilnehmen: Warum<br />
lassen sie sich nicht motivieren, unsere Angebote wahrzunehmen?<br />
Ergebnisse der<br />
Selbstevaluation<br />
Was bringt die Selbstevaluation für die Arbeit?<br />
Die Ergebnisse der Selbstevaluation müssen im Kollegenteam noch ausgewertet<br />
werden. Einige mögliche Konsequenzen für unsere Arbeit werden<br />
aber schon deutlich:<br />
1. Die direkte Ansprache potenzieller Teilnehmer/-innen ist immens wichtig:<br />
60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie für die Teilnahme an den Veranstaltungen<br />
durch direkte Ansprache motiviert wurden. Die Multiplikatoren<br />
in den einzelnen Kirchengemeinden, denen wir diese Motivationsaufgabe<br />
„zugedacht“ haben, können oder wollen sie aber nicht, wie von uns erwartet,<br />
wahrnehmen. Darum müssen wir über eine andere Einbindung dieser<br />
Multiplikatoren in unsere Arbeit nachdenken 2 .<br />
2. Unterschiedliche Veranstaltungstypen und die Altersspanne der verschiedenen<br />
Zielgruppen verlangen auch unterschiedliche Vorgehensweisen in<br />
der Werbung: Während bei einigen Veranstaltungen die Information in<br />
„<strong>Vom</strong> Feinsten“ schon ausreicht, ist bei anderen eine direkte Ansprache und<br />
persönliche Motivation notwendig. Solche Werbewege können wir in Zukunft<br />
im Vorfeld der Veranstaltungen gezielter einplanen und müssen sie<br />
nicht mehr dem Zufall oder der Initiative einzelner Kollegen und -innen überlassen.<br />
3. Die Befragung bestätigt uns durch direkte Rückmeldungen zu unserer Arbeit:<br />
Viele schrieben ausdrücklich unter ihren Fragebogen, dass sie deshalb<br />
an unseren Veranstaltungen teilnehmen, weil sie diese schon häufiger besucht<br />
haben und „gut“, „toll“ oder „super“ fanden.<br />
Nebenergebnisse meiner Selbstevaluation<br />
In der Vorbereitung der Selbstevaluationen nicht angezielt, aber im Ergebnis<br />
sehr interessant, sind einige Informationen, die die Evaluationen quasi „nebenbei“<br />
mitlieferten:<br />
So gibt die erste Evaluation zu „<strong>Vom</strong> Feinsten“ auch Auskunft darüber, wie<br />
gut ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen die Dekanatsstellen und uns als Referenten<br />
und Referentinnen kennen und nutzen. Und ganz beiläufig wurde einigen<br />
Kollegen und Kolleginnen deutlich, dass sie dringend einmal die Aktualität<br />
ihrer Adresskartei überprüfen müssen.<br />
2<br />
Siehe dazu auch den Beitrag von Ludger Vollenkemper in diesem Heft.<br />
76
KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />
QS <strong>26</strong><br />
Die zweite Selbstevaluation liefert interessante Ergebnisse über die Altersstruktur<br />
unserer Teilnehmer/-innen. Und nebenbei stellen wir mit Erstaunen<br />
fest, dass unsere Veranstaltungen gar nicht auf so wackligen Beinen stehen,<br />
wie wir angenommen haben: Seit Anfang 1998 ist kein einziges Angebot ausgefallen.<br />
Keine Angst vor Selbstevaluation!<br />
Da schon das Wort schwer auszusprechen ist, erlebe ich bei vielen Kollegen<br />
und Kolleginnen eine große Scheu, sich an eine Selbstevaluation heranzuwagen,<br />
auch wenn es in der alltäglichen Arbeit genug Fragen gibt,<br />
die eine Untersuchung lohnen würden. Aus den eigenen Erfahrungen<br />
kann ich drei Empfehlungen weitergeben:<br />
Mut <strong>zur</strong><br />
Selbstevaluation<br />
❒ Auch sehr begrenzte Fragestellungen lohnen eine Untersuchung!<br />
Oft sind es solche Fragen, die mich in der alltäglichen Arbeit am meisten<br />
beschäftigen und über die ich durch eine Selbstevaluation recht<br />
einfach Klarheit bekommen kann. Da der Untersuchungsgegenstand<br />
sehr begrenzt ist, hält sich auch der Aufwand für eine solche Evaluation<br />
in Grenzen.<br />
❒ Kontakt zu Fachhochschulen aufnehmen!<br />
Das lohnt sich besonders bei der Planung aufwendigerer Befragungen.<br />
Eine Zusammenarbeit hat gleich für drei Seiten positive Effekte:<br />
Die Lehrenden an den Fachhochschulen finden so neue Praxisfelder<br />
für die Studierenden. Die Studierenden können die Arbeit an einem<br />
solchen Projekt als Praktikum oder als Praxisteil für Studien- und Diplomarbeiten<br />
nutzen. Und für uns verringert die Mitarbeit der Studierenden<br />
den Arbeitsaufwand und ermöglicht bei Befragungen objektivere<br />
Ergebnisse.<br />
❒ Kompetenzen von Kollegen und Kolleginnen einbinden!<br />
Unterstützung durch Kollegen und Kolleginnen habe ich unter anderem<br />
dadurch bekommen, dass Fragebogenentwürfe gegengelesen<br />
und die Bögen auch bei ihren Veranstaltungen eingesetzt haben. Ein<br />
Kollege hat die Computerdatei für die Auswertung der Evaluation entworfen.<br />
Konstanze Böhm-Kotthoff ist Dipl.-Sozialpädagogin und Referentin für<br />
katholische Jugendarbeit im Dekanat Witten, Erzdiözese Paderborn.<br />
Dekanatsstelle für katholische Jugendarbeit<br />
Hauptstr. 83<br />
58452 Witten<br />
Tel.: (0 23 02) 2 19 84<br />
Fax: (0 23 02) 2 70 82<br />
77<br />
Zur Autorin<br />
Anschrift
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
5. KQ in Jugendbildungsstätten<br />
Stichwort: Jugendbildungsstätten<br />
Jugendbildungsstätten in der Erzdiözese Paderborn sind „gastliche Häuser“<br />
in Trägerschaft des Erzbistums und anderer religiöser Gemeinschaften.<br />
Sie bieten einzelnen jungen Menschen, Gruppen, und Verbänden,<br />
Schulklassen und anderen als Beleghäuser Platz für ihre eigenständige<br />
Arbeit und sie treten selbst als Veranstalter auf.<br />
Jugendbildungsstätten verstehen sich als „Orte der Nichtalltäglichkeit“.<br />
Sie „... sind ein geschützter Ort, wo Jugendliche sich aus-sagen, aus-drücken<br />
und aus-probieren können.“ So werden in „... bewusster Distanz zum Alltag<br />
... neue (Selbst-)Erfahrungen möglich.“ (G+E, Seite 69)<br />
5.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Jugendbildungsstätte<br />
„Jugendhof Pallottihaus“<br />
Christian Kunz, Monika Schneider<br />
Die Jugendbildungsstätte „Jugendhof“ bietet seit fast 16 Jahren religiöse Bildungsveranstaltungen<br />
für Schulklassen (Tage der Orientierung) in Trägerschaft<br />
der Ordensgemeinschaft der Norddeutschen Pallottinerprovinz an. In<br />
einem Team, bestehend aus Theologen, Pädagogen, Sozialpädagogen und<br />
Sozialpädagoginnen und einem großen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter/<br />
-innen, arbeiten wir mit Schülern und Schülerinnen der unterschiedlichsten<br />
Altersstufen und Schultypen zu Themen, die ihnen bei ihrer Suche nach Identität<br />
und Orientierung Hilfe geben können.<br />
An der Lebenswirklichkeit ansetzen<br />
Dabei ist es uns wichtig, dass unsere Arbeit immer an den konkreten Lebenswirklichkeiten<br />
der Schüler/-innen ansetzt und wir ihnen durch die Bearbeitung<br />
jugendgemäßer Themen Hilfen und Orientierung für ihre zukünftige<br />
Lebensplanung und -gestaltung anbieten können. 1<br />
Die <strong>Qualität</strong> unserer pädagogischen Arbeit mit den Schülerinnen und<br />
Schülern haben wir in den vergangenen Jahren durch regelmäßige interne<br />
Fortbildungen, einen supervisorisch begleiteten Professionalisierungsprozess<br />
und über Jahre hinweg durch unterschiedliche Statistiken, Kursauswertungen<br />
und -reflexionen gesichert und verbessert.<br />
Ein weiteres Produkt unserer langjährigen qualitätsorientierten Arbeit war<br />
die Erstellung eines schriftlichen Konzeptes, in denen unsere Leitlinien, Aufträge,<br />
Anliegen sowie unsere pädagogischen Richtlinien und Ziele publiziert<br />
sind.<br />
1<br />
vgl. hierzu auch BDKJ Diözesanverband Paderborn (Hrsg.): Konzeption für die Arbeit in Orientierungstagen, Paderborn 1996, S. 6.<br />
78
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
QS <strong>26</strong><br />
Evaluation als Chance<br />
Als das Evaluationsprojekt „Konzept<strong>Qualität</strong> – KQ“ vorgestellt wird, erkennen<br />
wir darin die Chance, unsere Arbeit kritisch auf den Prüfstein zu stellen<br />
und uns mit bisher weniger bekanntem wissenschaftlichen Handwerkszeug<br />
vertraut zu machen.<br />
Unsere Ausgangslage<br />
Wir entscheiden uns, eine thematische Kurseinheit zu evaluieren, die bei unseren<br />
Schülerinnen einen besonderen Stellenwert einnimmt.<br />
Die Entscheidung fällt auf das häufig gewünschte Thema „Gewalt und Aggression“,<br />
das 1997 fast in der Hälfte aller Hauptschulklassen bearbeitet wurde.<br />
Nicht nur, weil dieses Thema in den letzten Jahren bei den Schülern und<br />
Schülerinnen so populär ist, und es auch nicht unbedingt ein „klassisches“<br />
Thema von Orientierungstagen dargestellt, war uns eine Auseinandersetzung<br />
mit dieser Kurseinheit besonders wichtig. Auch vor dem Hintergrund,<br />
dass einige pädagogische Mitarbeiter/-innen noch Unsicherheiten im Umgang<br />
mit der Bearbeitung dieses Themas im Rahmen von Orientierungstagen<br />
haben. Dabei ergeben sich regelmäßig folgende Fragen:<br />
• Ist das Thema „Gewalt und Aggression“ zentral für Tage der Orientierung?<br />
• Was kann ich inhaltlich hierzu leisten und welche Methoden stehen mir<br />
zu Verfügung?<br />
• Wie kann ich die Kurseinheit besser beurteilen?<br />
Vor diesem Hintergrund formulieren wir zu Beginn unserer Selbstevaluation<br />
die Ausgangsfrage:<br />
❒ Wie kann ich gut (differenziert, abwechslungsreich, informativ,<br />
lösungsorientiert) zu dem Thema Gewalt und Aggression arbeiten?<br />
Um eine möglichst große Schüler(-innen)gruppe zu erreichen, entscheiden<br />
wir uns für das Untersuchungsinstrument der standardisierten Befragung<br />
und entwickeln zeitgleich zwei Fragebögen <strong>zur</strong> Beurteilung der Seminareinheit<br />
„Gewalt und Aggression“:<br />
• einen Fragebogen für die Schüler und Schülerinnen<br />
und<br />
• einen gesonderten Fragebogen für die Kursleitung.<br />
79
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
Die Fragebögen werden so aufgebaut, dass nach wichtigen und interessanten<br />
Punkten gefragt und beide Bögen so aufeinander abgestimmt sind, dass<br />
zwischen ihnen eine möglichst große Vergleichbarkeit hergestellt werden<br />
kann. So sollen Differenzen in der Beurteilung zwischen den Schülern und<br />
Schülerinnen und der Kursleitung ersichtlich werden.<br />
In einem ersten Schritt formuliert die KQ-Projektgruppe für uns relevante<br />
<strong>Qualität</strong>skriterien, die Standards bilden und uns als Ausgangspunkt für weitere<br />
Arbeitsschritte dienen sollen:<br />
Mögliche <strong>Qualität</strong>skriterien<br />
für die Kursteilnehmer/-innen<br />
sind:<br />
• nicht langweilig,<br />
• interessant,<br />
• eigene Erlebnisse bzw. Erfahrungen<br />
einbringen können,<br />
• hilfreich,<br />
• Informationen erhalten,<br />
• kreative Auseinandersetzung<br />
und Verarbeitung,<br />
• Lösungsmöglichkeiten und<br />
• Handlungsalternativen.<br />
Für die Kursleiter/-innen sind<br />
folgende <strong>Qualität</strong>skriterien<br />
denkbar:<br />
• Einbringen von persönlicher<br />
Betroffenheit<br />
• Interesse geweckt, Förderung<br />
der Diskussion,<br />
• Informationen über Gewalt,<br />
• Fähigkeit, die Perspektive zu<br />
wechseln,<br />
• Kursleitung hat sich persönlich<br />
anfragen lassen,<br />
• Empathie und anderes<br />
In einem nächsten Schritt bilden wir aus diesen <strong>Qualität</strong>skriterien Indikatoren,<br />
die wiederum die Basis für die späteren Fragen in den beiden Fragebögen<br />
sind. Die Frage ist also:<br />
❒ Woran können wir erkennen, dass die <strong>Qualität</strong>skriterien auch umgesetzt<br />
werden konnten?<br />
Indikatoren<br />
Indikatoren für die Kursteilnehmer/-innen:<br />
• Methodenvielfalt,<br />
• Partizipationsmöglichkeiten,<br />
• Wissens - und Informationsvermittlung,<br />
• Intensität der persönlichen<br />
Auseinandersetzung<br />
Indikatoren für die Kursleiter/<br />
-innen:<br />
• personales Angebot,<br />
• Moderation und Gesprächsführung,<br />
• Perspektivenwechsel<br />
80<br />
Nach einer Testphase von drei Wochen haben wir die Fragebögen während<br />
der Erhebungsphase (Februar bis Mai 1999) eingesetzt und dabei sieben<br />
Schulklassen mit insgesamt 125 Schülern und Schülerinnen und zehn Kursleiter/-innen<br />
befragt.
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
QS <strong>26</strong><br />
Ergebnis der Bewertung der Kursleiter und Kursleiterinnen:<br />
Das Engagement und die Beteiligung der Gruppen wird von den Kursleitern<br />
und Kursleiterinnen überwiegend positiv eingeschätzt:<br />
❒ In der Moderation haben die Kursleiter/-innen überwiegend auffordernd<br />
und stark führend gehandelt.<br />
❒ Auffällig ist, dass in 67 Prozent aller Kurse sich für die Kursleiter/-innen<br />
keine Gelegenheit ergab, sich mit persönlichen Erfahrungen in den Gruppenprozess<br />
einzubringen.<br />
❒ Die Gefühle der Kursleiter/-innen bei den Arbeitseinheiten werden in hohem<br />
Maß als „engagiert“ und „sicher“ beschrieben. Lediglich in acht Prozent<br />
der Kurse wurden die Gefühle „verärgert“ und „genervt“ genannt.<br />
❒ Was den Perspektivenwechsel der Schüler betrifft, so sind nach Einschätzung<br />
der Kursleiter/-innen drei Viertel der Schüler/-innen „eher gut“ in<br />
der Lage, sich in Täter- und Opferrollen hineinzuversetzen.<br />
❒ In 91 Prozent der Fälle ist der thematische Aufbau der Arbeitseinheit „eher<br />
gut“ nachvollziehbar und auf die Bedürfnisse der Schüler/-innen abgestimmt.<br />
❒ Als Methoden werden der Häufigkeit nach Diskussion, Kleingruppenarbeit,<br />
Brainstorming, Rollenspiele, Collage, Einstiegsspiel und Videofilm<br />
eingesetzt. Alle Methoden erweisen sich als geeignet.<br />
Insgesamt kommen die Kursleiter/-innen in ihrer Bewertung zu eher positiven<br />
Urteilen über die Gruppe, den Inhalt und den Verlauf der inhaltlichen<br />
Arbeit.<br />
Ergebnis der Bewertung der Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen:<br />
Die Fragebögen der Schüler/-innen werden geschlechtsspezifisch ausgewertet.<br />
Allgemein kommen die Schüler zu sehr positiven Rückmeldungen:<br />
❒ Die Jungen bewerten das Thema „Gewalt“ mit 89 Prozent, die Mädchen<br />
mit 94 Prozent als interessant.<br />
❒ 74 Prozent Jungen und 69 Prozent Mädchen finden das Thema abwechslungsreich<br />
gestaltet.<br />
❒ 87 Prozent der Jungen und 92 Prozent der Mädchen hat die Bearbeitung<br />
des Themas Spaß gemacht.<br />
❒ Immerhin ist es noch für 37 Prozent der männlichen und für 53 Prozent<br />
der weiblichen Kursteilnehmer persönlich wichtig.<br />
❒ Auf der anderen Seite finden 22 Prozent der Jungen und 24 Prozent der<br />
Mädchen das Thema als einseitig bearbeitet.<br />
81
QS <strong>26</strong><br />
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
❒ Etwa die Hälfte aller Teilnehmer/-innen kann während der Bearbeitung<br />
des Themas ihre eigenen Erfahrungen einbringen.<br />
❒ Ähnlich positiv fällt die Bewertung der Schüler/-innen dazu aus, ob sie in<br />
irgendeiner Weise neue Erfahrungen während des Seminarprozesses gemacht<br />
haben.<br />
❒ Sowohl über Ursachen, über Konfliktlösungen als auch über Formen können<br />
über 60 Prozent aller Schüler/-innen (ihrer Meinung nach) etwas Neues<br />
erfahren.<br />
❒ Auf der anderen Seite geben vereinzelt Schüler/-innen an, dass ihnen<br />
Möglichkeiten zum Abbau von Gewalt und Vorschläge zum Umgang damit<br />
gefehlt haben.<br />
Beobachtungen während der Auswertungsphase<br />
Bei der Auswertung sind lediglich die Fragebögen einer Realschule und von<br />
zwei Gymnasien vorhanden. Der Rest setzt sich aus Hauptschulklassen zusammen.<br />
Das führt dazu, dass das Ergebnis im Wesentlichen von ihnen bestimmt<br />
ist. Die Bewertungsunterschiede <strong>zur</strong> Realschule und Gymnasien sind<br />
teilweise sehr groß. Die Realschüler und Gymnasiasten bewerten das Thema<br />
insgesamt besser.<br />
Das Thema „Gewalt und Aggression“ wird von den Schüler/-innen überwiegend<br />
positiv bewertet. Interessant ist, dass vergleichsweise nur wenigen das<br />
Thema „Gewalt“ persönlich wichtig ist. Immerhin bewertet fast ein Viertel<br />
der Schüler und Schülerinnen das Thema als einseitig.<br />
Die Beurteilung liegt insgesamt eher im mittleren Bereich: Eigene Erfahrungen<br />
bringt gut die Hälfte aller Schüler/-innen ein. Etwa ein Drittel der<br />
Schüler/-innen hat bei der Bearbeitung der Themen nichts Neues erfahren.<br />
Dies spiegelt sich auch bei den Kursleitern und Kursleiterinnen wider, bei deren<br />
Einschätzung etwa ein Drittel der Schüler/-innen eher nicht in der Lage<br />
ist, sich in Täter- und Opferrollen hineinzuversetzen.<br />
Von den Kursleitern und Kursleiterinnen wertet lediglich ein Drittel die<br />
Schüler/-innen als „interessiert“ und nur ein Fünftel als „engagiert“. Die Einschätzung<br />
der Schüler/-innen zu ihrer Beteiligung fällt etwas positiver aus.<br />
Nur knapp die Hälfte der Kursleiter/-innen bewertet sich selbst als engagiert.<br />
Dies könnte auf eine gewisse Unzufriedenheit schließen lassen. Die Rückmeldung<br />
der Schüler/-innen fällt in den Punkten „abwechslungsreich“ und „einseitig“<br />
nicht ganz so positiv aus. Bei den Punkten „interessant“ und „Spaß<br />
gemacht“ stimmt die Rückmeldung etwa mit der Einschätzung der Kursleiter/-innen<br />
überein.<br />
82
KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />
QS <strong>26</strong><br />
Fazit:<br />
❒ Im Rahmen des Projektes ist es uns gelungen, einen tieferen Einblick in<br />
unsere eigene pädagogische Praxis zu bekommen, indem wir uns bei der<br />
Bearbeitung eines Themas auf zwei Ebenen Rückmeldungen einholen<br />
und durch deren standardisierte Form neue aufschlußreiche Ergebnisse<br />
erhalten.<br />
❒ An allererster Stelle ist für uns positiv zu vermerken, dass uns die Schüler/<br />
-innen für die Bearbeitung des Themas ein sehr gutes Feedback geben.<br />
Interessanterweise stellen wir den Schülern und Schülerinnen in ihrer Beteiligung<br />
und Auseinandersetzung ein weniger gutes Zeugnis aus.<br />
❒ Konkreten Handlungsbedarf sehen wir durch die Rückmeldung der<br />
Schüler/-innen, dass etwa ein Drittel der Schüler/-innen bei der Bearbeitung<br />
der Themen nichts Neues erfahren hat. Diese Prozentzahl ist uns<br />
eindeutig zu hoch und wir möchten durch verstärkte Anstrengungen diese<br />
Quote senken. Wir sehen uns deshalb herausgefordert:<br />
• noch intensiver auf die Bedürfnislage der Schüler/-innen<br />
einzugehen,<br />
• uns selbst durch interne und externe Fortbildungen für das<br />
Thema „Gewalt und Aggression“ zu qualifizieren,<br />
• neue Methoden und Techniken anzuwenden,<br />
• neue Zusatzangebote für interessierte Schüler/-innen anzubieten,<br />
zum Beispiel Ausbildung zum „Streitschlichter“ an Wochenenden<br />
zu konzipieren und andere.<br />
❒ Was <strong>zur</strong>ückbleibt, ist die Erkenntnis, dass aufgrund dieses Prozesses der<br />
Selbstevaluation eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema „Gewalt<br />
und Aggression“ im Team stattfindet. Zudem wollen wir ähnliche<br />
Auswertungsbögen zu anderen Themen unserer Orientierungstage entwickeln.<br />
❒ Trotz positiver Ergebnisse und Erkenntnisse bleibt am Ende des Projektes<br />
aber auch die Einschätzung, dass der Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis<br />
zu den Ergebnissen steht. Die Tatsache, dass über ein Zeitraum von<br />
18 Monaten mindestens fünf Mitarbeiter/-innen ein erhebliches Deputat<br />
an Arbeitszeit für das Projekt aufwenden müssen, andere wichtige Tätigkeiten<br />
dafür <strong>zur</strong>ückstellen, lassen auch ein unbefriedigendes Gefühl<br />
<strong>zur</strong>ück. Vielleicht haben wir uns insgeheim einen weitreichenderen Nutzen<br />
erhofft, der sich in der täglichen Arbeit deutlicher widerspiegelt.<br />
❒ Als positiven Nebeneffekt haben wir die Auswertungsbögen, die wir am<br />
Ende des Kurses einsetzen, weiterentwickelt und in die wöchentliche Seminararbeit<br />
integriert.<br />
Christian Kunz (Dipl.-Pädagoge), Monika Schneider (Dipl.-Sozialpädagogin<br />
im Anerkennungsjahr) arbeiten als hauptberufliche Referenten in der Jugendbildungsstätte<br />
„Jugendhof Pallotti-Haus“ in Olpe.<br />
Jugendhof Pallotti-Haus<br />
Im Osterseifen 1 Tel.: (0 27 61) 6 08 <strong>26</strong><br />
57462 Olpe Fax: (0 27 61) 6 08 32<br />
83<br />
Zum Autor/<br />
<strong>zur</strong> Autorin<br />
Anschrift
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen für Kursteilnehmer/-innen<br />
Mit diesem Fragebogen befragten wir die Kursteilnehmer/-innen:<br />
Einschätzung der Kursteilnehmer/-innen zum Thema „Gewalt und<br />
Aggression“<br />
0. Persönliche Daten<br />
Alter: ........<br />
Geschlecht O weiblich O männlich<br />
Schultyp O Sonderschule O Hauptschule O Realschule O Gymnasium<br />
Schule: .............................<br />
Datum: .............................<br />
1. Für mich war das Thema ...<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />
interessant O O O O<br />
abwechslungsreich O O O O<br />
persönlich wichtig O O O O<br />
einseitig O O O O<br />
hat Spaß gemacht O O O O<br />
2. Ich schätze meine Beteiligung folgendermaßen ein:<br />
O stark O mittel O wenig O gar nicht<br />
3. Ich konnte ...<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />
meine eigenen<br />
Erfahrungen<br />
einbringen O O O O<br />
meine eigene<br />
Meinung<br />
einbringen O O O O<br />
4. Ich habe mehr über das Thema erfahren.<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />
O O O O<br />
Wenn ja, was:<br />
trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />
über Ursachen O O O O<br />
über Formen O O O O<br />
über Lösungsmöglichkeiten<br />
O O O O<br />
über Auswirkungen O O O O<br />
wie andere<br />
darüber denken O O O O<br />
über ....................... O O O O<br />
Wenn nein, was fehlte: .............................................................................<br />
.............................................................................<br />
Tafel 20: Fragebogen für Kursteilnehmer/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“<br />
84
Fragebogen für die Kursleiter/-innen<br />
QS <strong>26</strong><br />
1<br />
Mit diesem Fragebogen befragten wir die Kursleiter/-innen:<br />
Einschätzung der Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und<br />
Aggression“<br />
0. Daten <strong>zur</strong> Klasse und Einheit<br />
Schultyp O Sonderschule O Hauptschule O Realschule O Gymnasium<br />
Schule: .............................<br />
Datum: .............................<br />
Klasse: ........ (Zahl)<br />
Gruppengröße: ........ (Zahl)<br />
Gruppenzusammensetzung:<br />
O mehrheitlich weiblich O mehrheitlich männlich O relativ ausgeglichen<br />
Dauer der Einheit:<br />
O eine Arbeitseinheit O zwei Arbeitseinheiten O mehr als zwei Einheiten<br />
1. Gruppeneinschätzung<br />
O gehemmt O aggressiv O störend O schweigsam<br />
O engagiert O interessiert O lebhaft O lustlos<br />
O ........ O ........ O ........ O ........<br />
2a. In der Moderation habe ich gehandelt<br />
O auffordernd O akzeptierend O stark führend O kooperativ<br />
O autoritär O passiv O abwartend O bewertend<br />
O ........ O ........ O ........ O ........<br />
2b. Ich habe mich in der Kurseinheit mit eigenen Erfahrungen<br />
eingebracht.<br />
O Ja O Nein<br />
2c. In der Moderation habe ich mich gefühlt<br />
O gelangweilt O sicher O verärgert O engagiert/motiviert<br />
O anstrengend O unsicher O ........ O ........<br />
3. Perspektivenwechsel<br />
Konnten sich die Schüler in verschiedene Rollen (z.B. Täter/Opfer)<br />
hineinversetzen?<br />
O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />
4. Didaktik/Methodik<br />
War der Aufbau der Einheit für die Schüler nachvollziehbar?<br />
O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />
War der Aufbau der Einheit auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt?<br />
O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />
Tafel 21.1: Fragebogen für Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“<br />
85
QS <strong>26</strong><br />
Fragebogen für Kursleiter/-innen<br />
2<br />
5. Eingesetzte Methoden<br />
habe eingesetzt halte für geeignet halte für ungeeignet<br />
Film O O O<br />
Videofilm drehen O O O<br />
Rollenspiel O O O<br />
Brainstorming O O O<br />
Planspiel O O O<br />
Collage O O O<br />
Rollenspiel O O O<br />
Diskussion O O O<br />
Kleingruppenarbeit O O O<br />
Situationsanalyse O O O<br />
Einzelarbeit O O O<br />
................... O O O<br />
................... O O O<br />
................... O O O<br />
6. Anregungen/Verbesserungsvorschläge/Mir fehlte ...:<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
7. Wie bewerte ich abschließend mein pädagogisches Handeln?<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................<br />
86<br />
Tafel 21.2: Fragebogen für Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“
Prozessorientiertes Projektmanagement<br />
QS <strong>26</strong><br />
6. Prozessorientiertes Projektmanagement als<br />
Leitungsaufgabe<br />
(oder welche Erfahrungen wir unterwegs gemacht haben)<br />
Werner Hellwig<br />
Ein Prozess benötigt einen Ausgangspunkt!<br />
Aus kleinen Anfängen wird häufig etwas ganz Großes!<br />
Der Ausgangspunkt für dieses Projekt war ein angedachter Evaluationsprozess<br />
in dem HOT Dortmund Mengede. Bei der Konkretisierung der Idee<br />
wurde schnell klar, dass eine Einbeziehung anderer Felder katholischer Jugendarbeit<br />
sinnvoll ist. So entstand die Projektidee zu KQ.<br />
Ohne formulierte Projektidee, klare Zielsetzungen<br />
und geklärte Finanzierung<br />
scheitert das Unternehmen.<br />
Eine klar formulierte Projektbeschreibung, die das Projekt in den Gesamtzusammenhang<br />
der Institution setzt, ist unerlässlich.<br />
Hierzu gehören:<br />
• der Auftrag der Institution und ihr Interesse (Nutzen) an dem<br />
Projekt,<br />
• konkrete Zielsetzungen,<br />
• konzeptionelle Grundlagen,<br />
• die Strukturen des Projektes,<br />
• die Arbeitsweisen und Projektvorhaben,<br />
• die personellen Ressourcen.<br />
Diese Projektbeschreibung dient als Grundlage für<br />
die weitere Projektentwicklung.<br />
Ein Projekt in unserer Größenordnung kann nicht allein<br />
aus Eigenmitteln finanziert werden. Es ist also<br />
Als Nächstes muss die Finanzierung des<br />
Projektes geklärt werden.<br />
die Frage zu klären, wer Interesse an diesem Projekt<br />
und seinen Ergebnisse haben könnte. Für unser Projekt<br />
waren das Land NRW und das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren<br />
und Jugend als Partner interessant. Schließlich brachte ein Telefonat mit<br />
dem Schriftleiter der <strong>Qs</strong>-Hefte Klarheit über eine mögliche Zusammenarbeit.<br />
Finanzierungswege wurden erkennbar, die schließlich in die konkrete Antragstellung<br />
beim Bundesministerium mündeten.<br />
87
QS <strong>26</strong><br />
Prozessorientiertes Projektmanagement<br />
Ohne Auftrag läuft gar nichts!<br />
Bevor die Projektidee umgesetzt werden kann, ist die eindeutige Beauftragung<br />
durch die eigene Institution erforderlich. Hiermit stellen sich die Entscheidungsebenen<br />
hinter das Projekt und seiner Zielsetzung. Auch wenn<br />
ein Projekt zu einem hohen Maße aus Fremdmitteln finanziert wird, so ist<br />
diese Beauftragung durch die eigene Institution unerläßlich.<br />
Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende.<br />
Ein klar strukturierter Zeitplan für die Umsetzung des Projektes ist eine der<br />
wichtigsten Voraussetzungen. Ein Projekt muss einen Anfang und ein Ende<br />
haben, ein Ziel, auf welches die Arbeit hin ausgerichtet ist. Weiterhin ist es<br />
Voraussetzung, dass die verschiedenen Stationen, die das Projekt durchläuft,<br />
schon zu Projektbeginn (zumindest als Grobplanung) terminiert werden.<br />
Die Einhaltung des Zeitplanes und der gesetzten Termine ist gerade bei der<br />
Fremdfinanzierung eines Projektes von Bedeutung, da dann in der Regel eine<br />
Abhängigkeit von den Mitteln gegeben ist.<br />
Dennoch: „Meistens kommt es anders, als man denkt (oder plant)!“ Aus<br />
dem Grunde sind Zeitpuffer -gerade in der Endphase- besonders wichtig.<br />
Von der Einhaltung des Zeitplanes ist der Erfolg des Projektes abhängig!<br />
Jetzt muss eine Projektleitung und ein<br />
Projektteam her!<br />
Die grundlegenden Voraussetzungen sind nun<br />
geschaffen! Für die Umsetzung des Projektes ist nun eine Projektleitung erforderlich,<br />
die das Projekt nach außen und innen managt.<br />
Äußeres Management:<br />
❒ Die gesamte administrative Abwicklung, die Beantragung der Finanzmittel<br />
und die Abrechnung mit dem Zuschußgeber.<br />
❒ Die Gestaltung des Zeitplanes (Zeitmanagement).<br />
❒ Die Vertretung und Einbindung des Projektes innerhalb der eigenen<br />
Institution.<br />
❒ Der Kontakt und der Austausch zum inneren Management und<br />
Projektteam.<br />
88
Prozessorientiertes Projektmanagement<br />
QS <strong>26</strong><br />
Inneres Management:<br />
❒ Die inhaltlich-konzeptionellen Grundlagen entwickeln und managen.<br />
❒ Für die Vernetzung der Projektfelder sorgen.<br />
❒ Die fachlich-wissenschaftliche Begleitung einbeziehen und an den<br />
entscheidenen Stellen des Projektes verorten. Dies kann zum Beispiel<br />
durch Studientage, die für Austausch und Transparenz zwischen den<br />
Projektfeldern und für die Vermittlung von Fachwissen sorgen, geschehen.<br />
❒ Den Zeitplan gestalten.<br />
Wir hatten uns für eine Aufgabenteilung in der Projektleitung entschieden.<br />
Während ein Vertreter der Institution das äußere Projektmanagement übernahm,<br />
war es uns wichtig, für das innere, inhaltliche Management eine<br />
außenstehende Person zu gewinnen. Ähnlich war es auch bei dem Projektteam:<br />
Zwei Personen, die die Projektfelder begleiteten, waren zwar mit der<br />
Institution verbunden, aber im Arbeitsfeld unbeteiligte Mitarbeiter.<br />
Für das Leitungshandeln und Management sind dabei zwei Ebenen<br />
wichtig:<br />
1. die sachliche und aufgabenorientierte Ebene und<br />
2. die Beziehungsebene zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
und zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
und der Projektleitung.<br />
Schlüsselpersonen in jedem Projekt sind diejenigen,<br />
die die „eigentliche Arbeit“ tun sollen – oder<br />
in unserem Fall: die eine Idee für ein Evaluationsprojekt<br />
entwickeln und motiviert sind, diese umzusetzen.<br />
Hier sind Kreativität, Fachlichkeit, aber<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit<br />
• Ressourcen,<br />
• Ideenreichtum und<br />
• Eigeninitiative<br />
sind gefragt.<br />
auch Motivation und die Bereitschaft, zeitliche Ressourcen <strong>zur</strong> Verfügung<br />
zu stellen, gefragt.<br />
Die Mitarbeiter/-innen müssen von dem Nutzen und der Sinnhaftigkeit des<br />
Projektes überzeugt sein.<br />
Klare Zielsetzungen, Arbeitsaufträge und ein zeitlich überschaubarer, begrenzter<br />
und planbarer Zeitrahmen sind für ihre Entscheidung <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />
wichtig.<br />
<strong>Vom</strong> Start des Projektes an war es ein Ziel, die Arbeit und die zutreffenden<br />
Entscheidungen transparent zu machen, das heißt, die Mitarbeiter/-innen<br />
aus den verschiedenen Arbeitsfeldern zu beteiligen und nicht allein von<br />
89
QS <strong>26</strong><br />
Prozessorientiertes Projektmanagement<br />
oben nach unten zu entscheiden. So war es selbstverständlich, dass die<br />
Einrichtungen aus den unterschiedlichen Feldern katholischer Jugendarbeit<br />
sich für eine Beteiligung bewerben konnten und nicht von der Projektleitung<br />
ausgesucht wurden. Für die Mitarbeiter/-innen war schnell klar, dass<br />
die Mitarbeit am Projekt für sie auch von hohem Nutzen war: Unter fachlicher<br />
und wissenschaftlicher Anleitung bzw. Begleitung eröffnete sich die<br />
Möglichkeit, ein Angebot der praktischen Arbeit zu evaluieren und auf seine<br />
Nicht immer können alle Ziele erreicht<br />
werden!<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale hin zu untersuchen. Deshalb<br />
war eine hohe Eigenmotivation bei den Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen von Anfang an vorhanden.<br />
Im Laufe der praktischen Projektarbeit zeigt sich, welche Ziele des Projektes<br />
umgesetzt, welche vielleicht modifiziert und welche Zielsetzungen nicht erreichbar<br />
sind. Auf unser Projekt bezogen bedeutet dies, dass zwei Evaluationsprozesse<br />
nicht umgesetzt werden konnten, da in den Einrichtungen<br />
die Konzeptentwicklung im Vordergrund stand. Auch geht während eines<br />
Projektes das Leben weiter, zum Beispiel wenn ein Mitarbeiter seine Stelle<br />
wechselt oder eine andere Mitarbeiterin erkrankt.<br />
Selbstevaluation nicht vergessen.<br />
Dabei ist auch an dieser Stelle die Selbstevaluation gefragt:<br />
• Was hat das Projekt bewirkt und verändert?<br />
• Welche Entwicklungen sind deutlich geworden?<br />
• Was ist jetzt anders als vorher?<br />
• Welche konzeptionellen Wege und inhaltlichen Perspektiven erschließen<br />
sich uns?<br />
Der Auftraggeber eines Projektes möchte selbstverständlich<br />
auch zum Projektende die Ergebnisse<br />
Präsentation der Ergebnisse ist wichtig.<br />
präsentiert bekommen. Hierzu sind alle Beteiligten<br />
einzuladen. Neben der Vorstellung der Ergebnisse geht es um die Auswertung<br />
des Prozesses, den Dank für die Mitarbeit und um die Beendigung<br />
des Projektes.<br />
90
Prozessorientiertes Projektmanagement<br />
QS <strong>26</strong><br />
Bereits bei der Vorbereitung eines Projektes ist es notwendig, sich ein wenig<br />
Zeit zu nehmen und über das Projekt, den Ablauf und die Rahmenbedingungen<br />
nachzudenken:<br />
Vor Projektbeginn sollten folgende Fragen geklärt sein:<br />
❒ Welche Aufgabe haben wir, warum wollen wir das Projekt durchführen?<br />
❒ In welchem größeren Zusammenhang steht das Projekt?<br />
❒ Welche Argumente sprechen für das Projekt? (Argumentationsgrundlage<br />
erstellen)<br />
❒ Welche Finanzen werden benötigt und wer stellt sie bereit?<br />
❒ Wer ist für das Projekt verantwortlich und für bestimmte Aufgaben<br />
zuständig?<br />
❒ Wer wird mit der Projektleitung beauftragt?<br />
❒ Welche Mitarbeiter/-innen werden in das Projektteam berufen?<br />
❒ Ist bereits eine klare Beauftragung durch die Institution eingeholt<br />
worden?<br />
❒ Welcher Zeitrahmen steht <strong>zur</strong> Verfügung? (Es ist wichtig, einen Zeitplan<br />
mit verschiedenen Etappen zu entwickeln.)<br />
❒ Haben wir einen Zeitpuffer eingeplant?<br />
❒ Welche „Projektkultur“ wollen wir prägen?<br />
❒ Haben wir auch kritische Punkte bedacht?<br />
❒ Welche Transparenz müssen wir zu Personen und Organisationen<br />
schaffen?<br />
❒ Wie soll die Projektorganisation gestaltet werden?<br />
❒ Wie wollen wir im Projekt Entscheidungen treffen?<br />
❒ Wie wollen wir unsere Zusammenarbeit auf der Sach- und Beziehungsebene<br />
gestalten?<br />
Werner Hellwig<br />
Tafel 22: Fragen für die Vorbereitung von Projekten<br />
91
QS <strong>26</strong><br />
Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
7. Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
Andreas Watzek und Gregor Drebber<br />
7.1 Von Anfang an ...<br />
Bereits in der Entwicklung des Projektes wird deutlich, dass Mitarbeiter/-innen<br />
in der Anwendung eines für sie neuen Arbeitsinstrumentes Beratung<br />
und Begleitung benötigen. Das sozialwissenschaftliche Instrument der<br />
Selbstevaluation soll ausprobiert werden und die Praxis der Fachkräfte in den<br />
verschiedenen Arbeitsfeldern qualifizieren. Schon der Begriff Selbstevaluation<br />
kann ungute Gefühle auslösen. Assoziationen wie „überprüfen“, „bewerten“,<br />
„untersuchen“, „unter die Lupe nehmen“ können ja schon einen<br />
klammheimlichen Vorwurf beinhalten, dass die geleistete Arbeit nicht in Ordnung<br />
ist, dass unprofessionell gearbeitet wird, dass Ressourcen nicht zielgerichtet<br />
eingesetzt werden.<br />
Mit solchen Implikationen lässt sich nicht unbedingt locker und zuversichtlich<br />
an die Arbeit gehen. Mit welchen Erfahrungen, Herausforderungen und<br />
Hindernissen werden die Mitarbeiter/-innen unterwegs im Prozess konfrontiert<br />
werden?<br />
Aus all diesen Gründen haben wir erfahrene Projektbegleiter, die sowohl<br />
Feldkompetenz als auch genug Abstand und Distanz zu den Arbeitsbezügen<br />
der Teams mitbrachten.<br />
Ziele der Begleitung waren,<br />
• die Selbstevaluationsprozesse qualifiziert durchzuführen,<br />
• verwertbare Ergebnisse zu erhalten,<br />
• Erfahrungen mit der Anwendung dieses neuen Instrumentes zu<br />
sammeln,<br />
• für die Mitarbeiter/-innen einen Lernprozess zu gestalten, der sie befähigt,<br />
später eigene Evaluationen durchzuführen.<br />
7.2 Kontrakt<br />
In einem Kontrakt wurden Absprachen über Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen<br />
für den Prozess getroffen sowie über Erwartungen und erhoffte<br />
Resultate und Auswirkungen gesprochen. Der Zeitraum für die Arbeit war<br />
durch den Projektrahmen vorgegeben und strukturiert so die Arbeit in den<br />
verschiedenen „KQ-Teams“.<br />
92
Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
QS <strong>26</strong><br />
7.3 Konzepte entwickeln – Veränderungsprozesse gestalten<br />
Wie bereits beschrieben werden zunächst die bestehenden Konzeptionen<br />
auf ihre Aktualität hin überprüft und weiterentwickelt. Dieser erste Prozessschritt<br />
wird dialogisch gestaltet, das heißt zusammen mit den Trägern. Dies<br />
ist wichtig, denn erst eine verbindliche Konzeption ist eine sichere Ausgangsbasis<br />
für die Selbstevaluation.<br />
Schon die Weiterentwicklung der Konzeptionen, das Hinterfragen und „In-<br />
Beziehung-Setzen“ von Zielen, Inhalten, Optionen, Inhalten mit den Programmen<br />
löst „Veränderungsprozesse“ auf unterschiedlichen Ebenen aus.<br />
Es werden schnell Stärken und Schwächen, Entwicklungspotenziale und Unstimmigkeiten<br />
der gesamten Organisationen deutlich. Aber auch innerpsychische<br />
und psychosoziale Themen treten in den Vordergrund, manchmal<br />
auch unausgesprochen.<br />
Visionen<br />
Ziele<br />
Ziele<br />
Strukturen<br />
Strukturen<br />
Rollen<br />
Rollen<br />
Rollen<br />
Regeln<br />
Regeln Regeln Regeln<br />
Verhalten<br />
Programm Projekte Alltägliches<br />
Tafel 23: Kulturpyramide<br />
93
QS <strong>26</strong> Veränderungsmanagement<br />
Die Berater wussten von dieser Dynamik und stellen sich darauf ein, dass es<br />
an unterschiedlichen Etappen des Prozesses zu Fragen, Unsicherheiten und<br />
Irritationen kommen kann. Sie ermöglichen eine Bearbeitung und Klärung<br />
und verhelfen den Teams so zu einer Weiterarbeit am Projekt.<br />
Die Skizze „Veränderungsmanagement“ macht deutlich, welche Entwicklungschritte<br />
und Etappen zu bewältigen sind, damit es auch zu beabsichtigten<br />
Veränderungen und Entwicklungen kommen kann.<br />
Status quo<br />
Motivation<br />
für Veränderung<br />
Nein<br />
Ja<br />
Begeisterung<br />
und<br />
Aufregung<br />
aber auch<br />
Zweifel<br />
und<br />
Einwände<br />
Neue Wege beschreiten<br />
Ablehnung<br />
Irritation<br />
Turbulenzen<br />
Chaos<br />
Positive Rückkopplung<br />
Rückfall in bekannte Strukturen<br />
Neue Möglichkeiten<br />
Neue Ordnung<br />
Quelle: G. Osterhold: <strong>Vom</strong> Chef zum Coach, S. 41<br />
94<br />
Tafel 24: Veränderungsmanagement
Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
QS <strong>26</strong><br />
Rolle und Aufgabe der Berater ist es, um diese Veränderungsdynamik zu wissen<br />
und an der geeigneten Stelle Hilfe und Unterstützung anzubieten, damit<br />
auftauchende Fragen nicht zu Krisen werden und das Projekt nicht vorzeitig<br />
beendet werden muss.<br />
Innerhalb des Prozesses der Begleitung und Beratung<br />
tauchen Fragen auf wie<br />
Beratung setzt nicht nur an den offenen<br />
sondern auch verdeckten Fragen an.<br />
❒ Wohin wird das Hinterfragen führen? Werden wir total verunsichert?<br />
❒ Wie können hohe und unterschiedliche Außenanforderungen von uns bewältigt<br />
und integriert werden?<br />
❒ Wie einigen wir uns auf wichtige Zielformulierungen?<br />
❒ Wie gehen wir mit Abhängigkeiten und Ohnmacht gegenüber Klientel,<br />
Politik, Rahmenbedingungen um?<br />
❒ Bedeuten konzeptionelle Veränderungen auch Veränderungen in der Zusammenarbeit<br />
des Teams und der Schwerpunktsetzung?<br />
❒ Welche Auswirkungen hat unsere ausschnitthafte Untersuchung und Entwicklung<br />
auf die gesamte Institution?<br />
❒ Wie können wir die Ergebnisse integrieren, sodass das Alltagshandeln zufriedenstellend<br />
und kreativ ist und die Arbeit Spaß macht?<br />
Systemische Beratung in Veränderungsprozessen<br />
7.4 Beratungskonzept<br />
Für eine solche Prozessbegleitung und unter Berücksichtigung der Dynamiken<br />
in Veränderungsprozessen bietet es sich an, ein Beratungskonzept auf<br />
der Grundlage der systemischen Beratung (siehe Seite 7) zu nutzen.<br />
Die Prozessbegleiter haben sich mit ihrer persönlichen Haltung und ihrem<br />
Verständnis von Beratung den Fachkräften und Teams <strong>zur</strong> Verfügung gestellt: 1<br />
95
QS <strong>26</strong><br />
Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />
Eckpunkte des Beratungskonzeptes<br />
1. Kontextanalyse:<br />
Die Institution und die inhaltliche Arbeit werden im Kontext zu den relevanten<br />
Umwelten und ihren Einflussgrößen auf die inhaltliche Arbeit<br />
gesehen.<br />
2. Anerkennung gefundener Problemlösungen:<br />
Frühere Konzeptentscheidungen werden wertgeschätzt, da sie immer der<br />
bestmöglichste Versuch waren, zu einer guten Lösung zu kommen.<br />
3. Beratung als Dialog:<br />
In der Beratung gibt es keine Einbahnstraße:<br />
Lösungen und Entwicklungen werden gemeinsam erarbeitet.<br />
4. Selbstreferenz:<br />
Das Denken und Fühlen, Ideen und Bedenken des Prozessbegleiters dürfen<br />
wirksam werden. Sie beeinflussen auch das Geschehen im Beratungsprozess.<br />
5. Wandlung und Entwicklung:<br />
Die Prozessbegleiter haben den Auftrag, die Mitarbeiter/-innen, Teams<br />
und Einrichtungen bei Wandlung und Entwicklung zu unterstützen. Dabei<br />
ist es wichtig, immer wieder Visionen und Ziele der Mitarbeiter/-innen<br />
zu erfragen.<br />
6. Selbstwert und Kongruenz:<br />
Die Haltung des Beraters/der Beraterin ermöglicht Wertschätzung für die<br />
geleistete Arbeit, für die Adressaten und für die Umwelt.<br />
7. Selbstorganisation:<br />
Die Verantwortung für die Inhalte des Prozesses ist und bleibt bei den Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen sowie der Institution. Der Berater/die Beraterin<br />
sorgt dafür, dass dies so bleibt und unterstützt die Beteiligten in der Eigenverantwortung<br />
und Selbstorganisation.<br />
Vgl. Osterhold, Seite 56 ff.<br />
Im Verlauf des Projektes zeigt sich an vielen Stellen, dass Begleitung und Beratung<br />
sinnvoll ist. Die Berater/-innen sorgen für die Transparenz des gesamten<br />
Prozesses und das Erarbeiten der einzelnen Schritte und Aufgaben innerhalb<br />
von Konzeptentwicklung und Selbstevaluation. Die Beteiligten können sich voll<br />
und ganz auf die Beantwortung der inhaltlichen Fragen konzentrieren, während<br />
die Berater/-innen immer wieder für die Rahmenbedingungen sorgen. Zwischenreflexionen<br />
und das Einbauen von Lernschleifen ermöglichen es zudem,<br />
die Arbeitsfähigkeit der Beteiligten zu erhöhen.<br />
Zu den Autoren<br />
Andreas Watzek (siehe Seite 34)<br />
Gregor Drebber ist Dipl.-Pädagoge und Supervisor, Referatsleiter für die Fortund<br />
Weiterbildung hauptberuflicher Mitarbeiter in der Abteilung<br />
Jugendpastoral/Jugendarbeit des Erzbischöflichen Generalvikariats, Paderborn.<br />
96
Literaturliste<br />
QS <strong>26</strong><br />
Literaturliste<br />
Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />
Paderborn „Helfer zu Eurer Freude“, Bruno Kresing (Hrsg.), Paderborn 1999<br />
Erzbischöfliches Generalvikariat Hauptabteilung Pastorale Dienste,<br />
Paderborn 1994<br />
Produktdefinitionen für katholische Kinder und Jugendarbeit, eine Arbeitshilfe<br />
des Landesausschusses katholischer Jugendarbeit/BDKJ NW in Zusammenarbeit<br />
mit INSO, Düsseldorf 1997<br />
Social Marketing in der Jugend und Sozialarbeit, Poersch/Watzek (Hrsg.),<br />
Paderborn 1996<br />
Ehrenamt fördern, Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung<br />
Jugendpastoral/Jugendarbeit, Paderborn 1997<br />
Standards <strong>zur</strong> Konzeption von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Jugendarbeit der Erzdiözese<br />
Paderborn, Bund der Deutschen katholischen Jugend und Erzbischöfliches<br />
Generalvikariat Paderborn, Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit,<br />
Paderborn 1998<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten, Prof. Dr. Hiltrud<br />
von Spiegel, in Merchel: <strong>Qualität</strong> der Jugendhilfe, Münster 1998<br />
Konzepte entwickeln, Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.)<br />
Weinheim 1996<br />
Zielfindung und Zielklärung, <strong>Qs</strong>-Heft Nr. 21, Bundesministerium für Familie,<br />
Frauen, Senioren und Jugend, Bonn 1999<br />
Konzeption für die Arbeit in Orientierungstagen, BDKJ-Diözesanverband<br />
Paderborn, Paderborn 1996<br />
<strong>Vom</strong> Chef zum Coach, Gisela Osterhold, Wiesbaden 1998<br />
Unsere Räume sind ihre Freiräume, Katholische und Evangelische Jugendfreizeitstätten<br />
in Essen „Produktbeschreibung“; Evangelische Jugend Essen<br />
und BDKJ Essen in Zusammenarbeit mit INSO, Essen/Ratingen 1997<br />
97
QS <strong>26</strong><br />
Übersicht der bisherigen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />
Übersicht über die im Rahmen der<br />
„Initiative <strong>Qualität</strong>ssicherung“ erschienenen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />
<strong>Qs</strong> 1<br />
<strong>Qs</strong> 2<br />
<strong>Qs</strong> 3<br />
<strong>Qs</strong> 4<br />
<strong>Qs</strong> 5<br />
<strong>Qs</strong> 6<br />
<strong>Qs</strong> 7<br />
<strong>Qs</strong> 8<br />
<strong>Qs</strong> 9<br />
<strong>Qs</strong> 10<br />
<strong>Qs</strong> 11<br />
<strong>Qs</strong> 12<br />
Evaluation der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit<br />
(Zusammenfassung <strong>zur</strong> Evaluationsforschung, einschließlich einer kommentierten<br />
Auswahlbibliographie der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung,<br />
Remscheid)<br />
Bundesinitiative <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe<br />
(Beschreibung der Initiative und von geförderten Einzelprojekten<br />
während einer Fachkonferenz im Christlichen Jugenddorfwerk, Bonn)<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung und <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Jugendverbandsarbeit<br />
(Bedarf und Anforderungen im Konzept des Controlling und der Selbstevaluation<br />
der DLRG-Jugend und des ISS, Frankfurt)<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement in der Jugendverbandsarbeit<br />
(Vorstudie für ein <strong>Qualität</strong>ssicherungsprojekt in einer<br />
KJP-Zentralstelle in Abgrenzung <strong>zur</strong> ISO 9000 ff.<br />
im Jugendhaus Düsseldorf e. V.)<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />
(Dokumentation einer Fachtagung des DRK in Nürnberg)<br />
<strong>Qualität</strong>sanforderungen in der Jugendsozialarbeit<br />
(Teil 1 der Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und<br />
<strong>Qualität</strong>sstandards der BAG Jugendsozialarbeit, Bonn)<br />
<strong>Qualität</strong>sstandards in der Jugendsozialarbeit<br />
(Teil 2 der Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards<br />
der BAG Jugendsozialarbeit, Bonn)<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit<br />
(Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Bundestagsfraktion<br />
von CDU/CSU und FDP <strong>zur</strong> ehrenamtlichen Tätigkeit und zu ihrer Bedeutung<br />
für unsere Gesellschaft)<br />
<strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards<br />
(Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards in<br />
der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung der Akademie<br />
Klausenhof, Dingden)<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung durch Zusammenarbeit<br />
(Dokumentation einer Fachtagung über Vernetzung regionaler<br />
Initiativen in der Thomas-Morus-Akademie, Bergisch Gladbach)<br />
Evaluation der sozialpädagogischen Praxis<br />
(Dokumentation einer Fachtagung der Universität Osnabrück)<br />
<strong>Qualität</strong>s-Controlling eines Trägers der internationalen Jugendarbeit<br />
(Projektbericht des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes e.V.,<br />
Dortmund)<br />
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Übersicht der bisherigen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />
QS <strong>26</strong><br />
<strong>Qs</strong> 13<br />
Prozessorientierte <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in der politischen Bildung durch thematisch-zentrierte Evaluation<br />
(Konzept der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische<br />
Jugendbildung, Bad Boll)<br />
<strong>Qs</strong> 14 <strong>Qualität</strong> fängt im Vorstand an<br />
<strong>Qualität</strong>sentwicklung in der ehrenamtlichen Vorstandsarbeit<br />
(Bericht der Fachhochschule, Köln)<br />
<strong>Qs</strong> 15<br />
<strong>Qs</strong> 16<br />
<strong>Qs</strong> 17<br />
<strong>Qs</strong> 18<br />
<strong>Qs</strong> 19<br />
<strong>Qs</strong> 20<br />
<strong>Qs</strong> 21<br />
<strong>Qs</strong> 22<br />
<strong>Qs</strong> 23<br />
<strong>Qs</strong> 24<br />
<strong>Qs</strong> 25<br />
<strong>Qs</strong> <strong>26</strong><br />
<strong>Qualität</strong> schaffen<br />
Welches Know-how brauchen Freiwilligen-Agenturen?<br />
(Dokumentation einer Fachtagung der Stiftung „MITARBEIT“, Bonn)<br />
Ergebnisse des <strong>Qualität</strong>ssicherungsprozesses<br />
im Jugendhaus Düsseldorf e.V.<br />
(Umsetzung der Vorstudie von <strong>Qs</strong> 4)<br />
Keine <strong>Qualität</strong> ohne Qualifizierung<br />
(Qualifizierung ehrenamtlichen Engagements im<br />
Hessischen Jugendring, Frankfurt)<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement in der Caritas-Jugendhilfe GmbH Köln<br />
(auf der Grundlage der ISO 9000 ff.)<br />
Leitfaden für Selbstevaluation und <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
(Erarbeitet von der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung, Remscheid)<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten<br />
(Erarbeitet vom AdB, Bonn)<br />
Zielfindung und Zielklärung – Ein Leitfaden<br />
(Erarbeitet von Dr. Wolfgang Beywl und Frau Ellen Schepp-Winter)<br />
<strong>Qualität</strong>sprodukt Erziehungsberatung<br />
(Empfehlungen der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V., Fürth,<br />
zu Leistungen, <strong>Qualität</strong>smerkmalen und Kennziffern)<br />
<strong>Qualität</strong>sprofile verbandlicher Jugendarbeit<br />
(Dokumentation des Projektes „Zukunftsorientierte Jugendverbandsarbeit“ des<br />
BDKJ, Düsseldorf)<br />
Selbstbewertung des <strong>Qualität</strong>smanagements – Eine Arbeitshilfe<br />
(Ein Konzept betrieblicher <strong>Qualität</strong>sfähigkeit in der Erziehungshilfe;<br />
erarbeitet von Peter Gerull, Evangelischer Erziehungsverband, Hannover)<br />
Zielorientierte Zusammenarbeit von Zuwendungsgebern und<br />
Zuwendungsnehmern<br />
(Dr. Wolfgang Schröder)<br />
<strong>Vom</strong> <strong>Leitbild</strong> <strong>zur</strong> <strong>kontinuierlichen</strong> <strong>Qualität</strong><br />
(Ein <strong>Qualität</strong>entwicklungsprozess in der katholischen Jugendarbeit der Erzdiözese<br />
Paderborn)<br />
Titel und Kurzinformationen zu den Inhalten der <strong>Qs</strong>-Hefte können über die Homepage des BMFSFJ<br />
eingesehen werden.<br />
http://www.bmfsfj.de/biblioth/kindjuge/index.htm<br />
Es ist ferner möglich, dort die Gesamttexte der Hefte einzusehen und herunterzuladen.<br />
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