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Qs 26 Vom Leitbild zur kontinuierlichen Qualität - Univation

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QS <strong>26</strong><br />

Mit der Broschürenreihe <strong>Qs</strong> veröffentlicht das Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Fachinformationen für die<br />

Jugendhilfe. Sie wird im Rahmen der Anregungskompetenz des Bundes<br />

gemäß § 83 KJHG als Teil der Bundesinitiative „<strong>Qualität</strong>ssicherung in<br />

der Kinder- und Jugendhilfe“ kostenlos herausgegeben und ist nicht für<br />

den Verkauf bestimmt. Die inhaltliche Verantwortung für namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel liegt bei den Autorinnen/Autoren.<br />

Im Erzbistum Paderborn wurden 1974 „Leitlinien für die kirchliche<br />

Jugendarbeit“ in Kraft gesetzt. In einem Entwicklungsprozess erarbeitete<br />

man dort zu Beginn der 90er Jahre die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer<br />

Jugendarbeit“. Es folgten die Ausgestaltung, Auswertung und<br />

Bündelung der zahlreichen einzelnen Konzepte in der Erzdiözese. Inzwischen<br />

wurden in einem mehrjährigen Projekt „Konzept und <strong>Qualität</strong><br />

(KQ)“ die Erkenntnisse aus der Diskussion um <strong>Qualität</strong>ssicherung und<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung umgesetzt. Erfahrungen und Materialien aus dieser<br />

Umsetzungsphase werden hiermit dokumentiert.<br />

In 1974 the archdiocese of Paderborn has established its “Guidelines for the<br />

Church’s Youth Work”. The result of this progress which started in the nineties<br />

was the “Key Principles of the Catholic Youth Work”. Many individual concepts<br />

were subsequently developed and evaluated. Over a period of several<br />

years a “Concept and Quality-process (KQ)” was installed in order to enable<br />

and secure quality security and quality development. The results and experiences<br />

have been documented.<br />

Wegen weiterer Informationen wenden Sie sich bitte an:<br />

Erzbischöfliches Generalvikariat Projektleiter<br />

Abt. Jugendpastoral/Jugendarbeit Andreas Watzek<br />

Werner Hellwig<br />

Dipl.-Supervisor<br />

Domplatz 3 Mühlenteichstr. 4<br />

33098 Paderborn 33106 Paderborn<br />

Tel.: (0 52 51) 12 53 47 Tel.: (0 52 54) 6 43 14<br />

Fax: (0 52 51) 12 54 70 Fax.: (0 40) 36 03 09 51 20<br />

E-Mail: awatzek@aol.com<br />

2


QS <strong>26</strong><br />

<strong>Vom</strong> <strong>Leitbild</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>kontinuierlichen</strong> <strong>Qualität</strong><br />

Ein <strong>Qualität</strong>sentwicklungsprozess<br />

in der katholischen Jugendarbeit<br />

der Erzdiözese Paderborn<br />

Werner Hellwig<br />

Andreas Watzek<br />

QS<br />

Materialien <strong>zur</strong><br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in der Kinderund<br />

Jugendhilfe<br />

3


QS <strong>26</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

5<br />

7<br />

7<br />

10<br />

14<br />

24<br />

30<br />

35<br />

35<br />

42<br />

49<br />

58<br />

58<br />

67<br />

73<br />

78<br />

78<br />

87<br />

92<br />

92<br />

92<br />

93<br />

95<br />

97<br />

98<br />

100<br />

Vorworte<br />

1. Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit im<br />

Erzbistum Paderborn<br />

1.1 Geschichtliche Entwicklungen<br />

1.2 Das <strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn – Grundlagen und Eckpunkte<br />

1.3 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />

die Qualifizierung Hauptberuflicher<br />

1.4 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />

die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeiter/-innen<br />

2. Die Grundlagen des Projektes „Konzept<strong>Qualität</strong> KQ“<br />

3. KQ in Jugendfreizeitstätten<br />

3.1 HOT Dortmund-Mengede<br />

3.2 KOT Finnentrop<br />

3.3 KOT Wünnenberg<br />

4. KQ in Dekanatsstellen<br />

4.1 Dekanatstelle Rietberg<br />

4.2 Dekanatstelle Meschede<br />

4.3 Dekanatstelle Witten<br />

5. KQ in Jugendbildungsstätten<br />

Jugendhof Pallottihaus Olpe<br />

6. Prozessorientiertes Projektmanagement als Leitungsaufgabe<br />

7. Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

7.1 Von Anfang an …<br />

7.2 Kontrakt<br />

7.3 Konzepte entwickeln – Veränderungsprozesse gestalten<br />

7.4 Beratungskonzept<br />

Literaturliste<br />

Verzeichnis der bisher erschienenen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />

Impressum/Bestellvordruck<br />

4


Vorwort<br />

QS <strong>26</strong><br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung sind zwei Begriffe, die oft<br />

synonym benutzt werden. Ich bin der Meinung, dass hier mehr Klarheit sein<br />

sollte: Die <strong>Qualität</strong> der Schlüsselfelder ist, auch wenn sich die Rahmenbedingungen<br />

ändern, in jedem Fall zu sichern; gleichzeitig aber ist es ständige Aufgabe<br />

aller, die <strong>Qualität</strong> unserer Kinder- und Jugendhilfe weiterzuentwickeln.<br />

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leistet im<br />

Rahmen seiner Anregungsverpflichtung nach § 83 SGB VIII durch diese Materialien<br />

<strong>zur</strong> <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe vor allem Beiträge<br />

<strong>zur</strong> Sicherung unserer demokratischen Jugendhilfe. Subsidiarität, Trägerautonomie<br />

und die Arbeit der nichtstaatlichen Organisationen, der Träger<br />

der freien Jugendhilfe in ihrer Vielfalt unterschiedlicher Wertorientierungen<br />

und in der Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen gehören <strong>zur</strong><br />

<strong>Qualität</strong>, die es zu sichern gilt, auch wenn sich die finanziellen Rahmenbedingungen<br />

ändern.<br />

Die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland hat sich über Jahrzehnte durch<br />

das Engagement unzähliger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Ehren- und<br />

Hauptamt, aber auch durch die zahlreichen Förderungen aus den öffentlichen<br />

Haushalten auf Orts-, Landes- und Bundesebene auf einem hohen Niveau eingependelt.<br />

Auch wenn jetzt der Wachstumsprozess der Finanzen beendet ist<br />

und damit die öffentlichen Zuwendungen nachlassen, muss es gelingen, die<br />

<strong>Qualität</strong> zu sichern; dazu wollen wir beitragen und Anregungen geben.<br />

Unabhängig davon sind die Träger der öffentlichen und der freien Jugendhilfe<br />

dazu aufgerufen, auch in der geänderten Situation, nach Wegen zu<br />

suchen, wie sie nicht nur die Struktur unserer Jugendhilfe sichern, sondern<br />

auch die <strong>Qualität</strong> ihrer Arbeit weiterentwickeln. Ich freue mich, dass zahlreiche<br />

Trägergruppen nach wie vor hieran aktiv und intensiv arbeiten und<br />

auch unsere Anregungen aufgreifen.<br />

In diesem <strong>Qs</strong>-Heft zeigt uns die Erzdiözese Paderborn, wie sie zunächst Leitlinien<br />

für die kirchliche Jugendarbeit entwickelte, schließlich „Grundlagen<br />

und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit“ erarbeitete und danach weiter ein<br />

mehrjähriges Projekt „Konzept und <strong>Qualität</strong>“ umsetzte. Das ist vorbildliche<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung.<br />

Jochen Weitzel<br />

Ständiger Vertreter des Leiters der Abteilung „Kinder und Jugend“<br />

im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

5


QS <strong>26</strong> Vorwort<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Über <strong>Qualität</strong> in vielen Facetten, über ihre Sicherung, einen <strong>Qualität</strong>sdialog,<br />

über Konzepte ist in der letzten Zeit viel geschrieben und gesprochen worden.<br />

Eine Veröffentlichung mehr?<br />

Ja, aber eine, die ich – im Wortsinn – für sehr praktisch halte:<br />

Konkret geht es um das „Tagesgeschäft“ im Rahmen der katholischen Kinderund<br />

Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn. So vielfältig wie deren Praxisformen<br />

sind, so unterschiedlich sind auch die Ansätze ihrer <strong>Qualität</strong> zu beschreiben.<br />

Drei Punkte halte ich dabei für besonders wichtig:<br />

1. <strong>Qualität</strong> geht nicht ohne Konzept.<br />

<strong>Qualität</strong> orientiert sich am Ergebnis, an der Struktur, am Prozess und am Konzept.<br />

Dabei ist die Vorgabe konzeptioneller Ziele die Voraussetzung, die ersten<br />

drei Dimensionen umzusetzen. Die Bereiche katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn haben ein einheitliches Konzept, die „Grundlagen und Eckpunkte<br />

katholischer Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“. Das dort genannte<br />

<strong>Leitbild</strong> schafft die Basis und den Rahmen für die unterschiedlichen Ansätze.<br />

2. <strong>Qualität</strong> ist nicht statisch.<br />

Der Begriff „<strong>Qualität</strong>sentwicklung“ ist für uns passender als „<strong>Qualität</strong>ssicherung“.<br />

Er ist progressiv und nicht so defensiv. Wir müssen die Umsetzung der<br />

Ziele überprüfen, Leitideen neu konkretisieren und gegebenenfalls Veränderungen<br />

vornehmen. Das ist ein andauernder Prozess.<br />

In den Berichten dieses Heftes finden Sie immer wieder, dass die Evaluation<br />

der Arbeit zu einer Weiterentwicklung führt. Katholische Jugendarbeit bleibt<br />

nicht stehen.<br />

3. <strong>Qualität</strong> orientiert sich an der Zielgruppe.<br />

Die Erwartungen, die Bedürfnisse, die Notwendigkeiten derjenigen, für die katholische<br />

Jugendarbeit da ist, bestimmen unseren Ausgangspunkt. So bildet<br />

die Analyse der Situation von Kindern und Jugendlichen, von Familien, von Ehrenamtlichen,<br />

nicht nur die Folie der Zielsetzung insgesamt, sondern führt zu<br />

ganz konkretem Handeln.<br />

Diese Prinzipien und eine sehr konkrete Herangehensweise verbinden alle<br />

Artikel, die in diesem Heft zu finden sind.<br />

So wird es hoffentlich für Sie brauchbar sein.<br />

6<br />

Jutta Loke<br />

Koordinierende Leiterin der Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit


Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />

QS <strong>26</strong><br />

1. Konzeptionelle Grundlagen katholischer<br />

Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn<br />

Werner Hellwig<br />

1.1 Geschichtliche Entwicklung unserer konzeptionellen<br />

Grundlagen<br />

Die derzeitige Diskussion <strong>zur</strong> konzeptionellen Entwicklung unserer Jugendarbeit<br />

im Erzbistum Paderborn kann man am besten vor dem Hintergrund<br />

der geschichtlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren verstehen:<br />

Anfang der 70er Jahre fanden im Gefolge der gesellschaftlichen<br />

und kirchlichen Entwicklung Vorarbeiten <strong>zur</strong> Neukonzipierung<br />

der katholischen Jugendarbeit des Erzbistums Paderborn statt.<br />

1974 Die „Leitlinien für die kirchliche Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn“ werden in Kraft gesetzt.<br />

Hiermit ist ein konzeptioneller Rahmen für unsere katholische<br />

Jugendarbeit beschrieben worden.<br />

Alle weiteren Überlegungen bauen fortan auf diesen Grundlagen<br />

auf.<br />

1989/90 Die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der bisherigen<br />

Grundlagen wird deutlicher und bekommt zunehmend Konturen:<br />

• Die bestehenden Konzepte sollen nicht abgelöst, sondern weiterentwickelt<br />

werden.<br />

• Alle Bereiche katholischer Jugendarbeit in der Erzdiözese<br />

sollen an diesem Prozess beteiligt sein. 1<br />

• In dieser Weiterentwicklung sollen die Entwicklungen in der<br />

Lebenswelt junger Menschen, „... eine Aufarbeitung der pastoral-theologischen<br />

und sozialpädagogischen Grundlagen und die<br />

Entwicklung der Praxis der Jugendarbeit integriert werden.“<br />

(Tielke, Seite 53)<br />

1990 Das „Forum katholischer Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“<br />

bis wird gebildet. Vertreter/-innen aus allen Bereichen unserer<br />

1992 Jugendarbeit kommen hier zusammen, entwickeln und beraten<br />

Positionen und Texte und koppeln diese mit ihren Gruppen oder<br />

Einrichtungen wieder <strong>zur</strong>ück. So soll ein diözesanweiter<br />

Dialogprozess entstehen, der keine Gruppierung ausschließt und<br />

einen breiten Meinungsbildungsprozess ermöglicht.<br />

„Der hoffnungsvolle Start dieser Beratungen führte schnell zu angeregten<br />

Debatten in den einzelnen Bereichen der Jugendarbeit.<br />

Neben Zustimmung <strong>zur</strong> eröffneten Debatte über die Entwicklung gab<br />

1<br />

Karl-Josef Tielke u.a.: Jugendarbeit im Dialog entwickeln; vgl. S. 53; in: Bruno Kresing (Hg.): Helfer zu eurer Freude, Festgabe für Erzbischof<br />

Johannes Joachim Degenhardt, Bonifatius, Paderborn 1999<br />

7


QS <strong>26</strong><br />

Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />

es auch kritische Töne, die Sorgen darüber ausdrückten, ob die eigene<br />

Stellung auch in einer neuen Landschaft der Jugendarbeit noch die alte<br />

wäre. Die neue Form des Forums mit gleichberechtigter Teilnahme<br />

aller Bereiche der Jugendarbeit war für manche Repräsentanten noch<br />

gewöhnungsbedürftig.“ (Tielke, Seite 58)<br />

Zunächst steht die Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen<br />

im Vordergrund der Beratungen. Dem schlossen sich Auseinandersetzungen<br />

über die Grundlagen unserer Jugendarbeit (pastoraltheologische,<br />

sozialpädagogische, jugendhilferechtliche Relevanz)<br />

an. Schließlich kam es zu Grundlagengesprächen in allen<br />

Arbeitsbereichen unserer Jugendarbeit.<br />

1992 Nach dieser Grundlagenarbeit trifft das „Forum“ die Entscheidung<br />

bis Ende 1993 einen Perspektivtext zu erstellen, der das Profil<br />

der einzelnen Arbeitsfelder beschreibt.<br />

„Rückblickend betrachtet kam diesem dritten Forum eine Schlüsselfunktion<br />

für die weitere Entwicklung zu. Nachdem die vorangegangenen<br />

Treffen eher rückblickenden Charakter hatten, wurde es jetzt perspektivisch<br />

und damit ernst! Die Entwicklung der Konzeption wurde<br />

zunehmend als gemeinsame Aufgabe der hier Versammelten erfahren.<br />

Dies wurde auch in der Bildung des Leitungsgremiums mit Vertretern<br />

aller Bereiche dokumentiert. Mit der Vereinbarung, Perspektivtexte<br />

zu erstellen und sich dazu ein ein zeitliches Limit zu setzen, war ein<br />

deutliches Aufbruchsignal gesetzt.“ (Tielke, Seite 54)<br />

1994 Die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im<br />

Erzbistum Paderborn“ 2 sind nach einem vierjährigen Konzeptentwicklungsprozess<br />

unterschriftsreif und werden am 19. April<br />

von Erzbischof Degenhardt in Kraft gesetzt.<br />

In den Jahren danach:<br />

❒ Mit der Beendigung dieser Konzeptentwicklung beginnt gleichzeitig die<br />

nächste Herausforderung: „... die angezielte Konzeptentwicklung in allen Bereichen<br />

katholischer Jugendarbeit auszugestalten, auszuwerten und diözesan<br />

zu bündeln.“ (Tielke, Seite 64)<br />

❒ Hierzu regt der Erzbischof von Paderborn in seinem Vorwort zu den<br />

Grundlagen und Eckpunkten ausdrücklich an: „Für den Zeitraum der nächsten<br />

drei Jahre möchte ich daher einen diözesanweiten Prozess der Konzeptentwicklung<br />

anregen und dazu einladen.“ (G+E, Seite 4)<br />

Dies geschieht in den nächsten Jahren auf den verschiedenen Ebenen und<br />

mit unterschiedlichen Akzenten.<br />

Zum Autor<br />

8<br />

Werner Hellwig ist Dipl.-Sozialpädagoge und Leiter des Referates Jugendfreizeitstätten<br />

im Erzbistum Paderborn.


Konzeptionelle Grundlagen katholischer Jugendarbeit<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die „Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn“ werden im Weiteren mit „G+E“ zitiert.<br />

9


QS <strong>26</strong><br />

<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />

1.2 Das <strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit im<br />

Erzbistum Paderborn<br />

Werner Hellwig<br />

Um den Aufbau der Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im<br />

Erzbistum Paderborn und damit auch unsere Struktur transparenter zu machen,<br />

haben wir gemeinsam in einem sehr interessanten Diskussionsprozess<br />

ein eigenes Schaubild entwickelt:<br />

Pfarrgemeinden<br />

Jugendfreizeitstätten<br />

Jugendbildungsstätten<br />

Abt.<br />

Jugendpastoral/<br />

Jugendarbeit<br />

Entwicklung der<br />

vernetzten Praxis<br />

katholischer<br />

Jugendarbeit<br />

Jugendverbände<br />

Begegnung<br />

und Dialog<br />

vielfältige<br />

Praxisformen<br />

in<br />

ekklesialer<br />

Dimension<br />

in evangelisierender<br />

Dimension<br />

in jugendkultureller<br />

Dimension<br />

in sozialpädagogischer<br />

Dimension<br />

in jugendpolitischer<br />

Dimension<br />

Ziele und Aufgaben<br />

Unterstützung des Menschseins und der Menschwerdung<br />

aus und mit dem Evangelium Jesu Christi<br />

Jugendpastoral<br />

•Jugendarbeit<br />

•Religionsunterricht<br />

•Gemeindekatechese<br />

•Jugendsozialarbeit<br />

•Berufungspastoral<br />

•…<br />

Katholische<br />

Jugendarbeit<br />

Jugendhilfe<br />

•Jugendarbeit<br />

•Hilfen <strong>zur</strong> Erziehung<br />

•Kindertageseinrichtungen<br />

•Förderung der Erziehung in<br />

der Familie<br />

•…<br />

Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen<br />

10<br />

Tafel 1: Ziel- und Programmstruktur der Jugendarbeit des Erzbistums Paderborn


<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />

QS <strong>26</strong><br />

Eine Konzeptionierung von moderner und zukunftsweisender Jugendarbeit<br />

muss die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen bedenken und zum Ausgangspunkt<br />

ihrer Überlegungen machen. Dabei ist es wichtig, sich von der<br />

Erkenntnis leiten zu lassen, dass es keine allgemein gültige Wirklichkeit und<br />

Beschreibung dieser Lebenswirklichkeit gibt, sondern<br />

eine, die immer im Fluss ist und sich ständig<br />

verändert.<br />

Zwischen den Bedingungen von<br />

• Familie,<br />

• Schule und Ausbildung,<br />

• Freizeit und<br />

• gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren<br />

gestalten junge Menschen ihren Weg in das Leben, in ihr Erwachsen-Werden.<br />

Es ist eine Lebensphase, die weniger verlässliche Vorgaben gibt, als vielmehr<br />

die Verantwortung in die eigene Hand legt, den Alltag zu regeln und<br />

in eigener Regie zu gestalten.<br />

❒ Diese komplexe Wirklichkeit im konkreten lokalen Lebensraum wahrzunehmen<br />

und zu analysieren ist eine wesentliche Voraussetzung bei der Konzipierung<br />

von Jugendarbeit auf allen Ebenen. (G+E, Seite 13)<br />

❒ Jugendpastoral stellt eine altersspezifische Facette kirchlichen Handelns dar.<br />

Sie lässt sich verstehen als das Wirken der Kirche mit und an jungen Menschen<br />

und durch diese selbst. (G+E, Seite 16)<br />

❒ Die Kirche möchte ihren Grundauftrag unter jungen<br />

Menschen verwirklichen und versteht sich als<br />

ein Ort, an dem Gemeinschaft mit Gott und ... Gemeinschaft<br />

und Einheit untereinander als heilend<br />

und befreiend erfahrbar wird.<br />

(G+E, Seite 16)<br />

Ausgangspunkt ist die Lebenswirklichkeit<br />

der Kinder und Jugendlichen.<br />

Katholische Jugendarbeit hat zwei wesentliche<br />

Begründungszusammenhänge:<br />

• die Jugendpastoral und<br />

• die Jugendhilfe.<br />

❒ Katholische Jugendarbeit ist ein Handlungsfeld von Jugendpastoral und in der<br />

Freizeit von jungen Menschen angesiedelt. Ihr Kennzeichen ist die Freiwilligkeit,<br />

... das heißt, die jungen Menschen entscheiden maßgeblich selbst<br />

(durch Dabeisein und Wegbleiben), was in diesem Rahmen möglich wird.<br />

(G+E, Seite 17)<br />

Katholische Jugendarbeit bewegt sich auch im Rahmen der gesetzlichen Jugendhilfe,<br />

dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Das KJHG formuliert<br />

das Recht junger Menschen auf Förderung der Entwicklung und Erziehung<br />

zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit<br />

(KJHG 1. Kapitel). Die im zweiten Kapitel beschriebenen Leistungen der Jugendhilfe<br />

zielen darauf ab, dieses Recht einzulösen. Das KJHG legt weiter<br />

fest, dass sich Jugendarbeit an den Interessen junger Menschen orientieren<br />

und von ihnen mitbestimmt und -gestaltet werden soll. Die katholische Kirche<br />

und die katholischen Jugendverbände sind anerkannte Träger der freien<br />

Jugendhilfe und erbringen diese Leistungen.<br />

11


QS <strong>26</strong><br />

<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />

Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit<br />

Katholische Jugendarbeit unterstützt<br />

junge Menschen in ihrem Menschsein<br />

und in ihrer Menschwerdung.<br />

Katholische Jugendarbeit fördert das Bemühen<br />

junger Menschen, ihre Identität und Berufung zu<br />

entdecken, ihr Leben zu verstehen und zu gestalten.<br />

Dabei wird ihnen im Evangelium Jesu Christi<br />

ein Weg eröffnet, der sie <strong>zur</strong> Fülle des Lebens und<br />

zu einer Menschwerdung nach Gottes Bild führen<br />

kann.<br />

Damit leistet katholische Jugendarbeit ihren Beitrag zum Aufbau und <strong>zur</strong><br />

Mitgestaltung einer menschlichen Gesellschaft und Kultur, die in Verantwortung<br />

vor Gott auf der Achtung der menschlichen Person, sozialer Gerechtigkeit,<br />

dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung gründet.<br />

Katholische Jugendarbeit geschieht vorwiegend in der Begegnung mit Christen<br />

verschiedener Lebensalter, die versuchen, in ihrem Leben Zeugnis zu<br />

geben, und zum Dialog mit jungen Menschen bereit sind. Katholische Jugendarbeit<br />

ist ein Raum, den junge Menschen durch Begegnung, Erlebnis,<br />

Handeln, Feiern und Bedenken der Lebenszusammenhänge gestalten können.<br />

Diese allgemeinen Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit lassen sich<br />

in fünf Dimensionen entfalten:<br />

• ekklesiale,<br />

• evangelisierende,<br />

• jugendkulturelle,<br />

• sozialpädagogische und<br />

• jugendpolitische Dimension.<br />

Diese stehen gleichberechtigt nebeneinander und konkretisieren die allgemeinen<br />

Ziele und Aufgaben mit Blick auf die praktische Umsetzung in den<br />

unterschiedlichen Praxisformen katholischer Jugendarbeit.(siehe Seite 10)<br />

Umsetzung durch vernetzte Praxis<br />

Ausgangspunkt für jede Konzeptentwicklung in den verschiedenen Bereichen<br />

katholischer Jugendarbeit ist die Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen.<br />

Von dieser vielfältigen Lebenswirklichkeit ausgehend lässt sich<br />

ein breites und buntes Spektrum von Praxisformen in Organisationen, Einrichtungen<br />

und anderen Zusammenschlüssen ableiten. In unserem Erzbistum<br />

vollzieht sich katholische Jugendarbeit in pfarrgemeindlicher Jugendarbeit,<br />

in Jugendverbänden, Jugendfreizeitstätten, Jugendbildungsstätten und<br />

anderen Praxisformen.<br />

12<br />

Die einzelnen Praxisformen stehen in ihrer Bedeutung und Wertigkeit<br />

gleichrangig nebeneinander. Sie ermöglichen durch ihr spezifisches und differenziertes<br />

Angebot ... jungen Menschen vielfältige Zugänge, Gestaltungsräume<br />

und Unterstützung. (G+E, Seite 43)


<strong>Leitbild</strong> katholischer Jugendarbeit<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit im Erzbischöflichen Generalvikariat<br />

unterstützt die katholische Jugendarbeit in ihrer ganzen Bandbreite<br />

durch unterschiedliche Dienste, Unterstützungs- und Koordinierungssysteme,<br />

zum Beispiel durch die Referate in der Abteilung Jugendpastoral oder<br />

die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit (G+E, Seite 72).<br />

Praxis überprüfen und <strong>Qualität</strong> beschreiben<br />

Ausgehend von dieser grundlegenden Konzeptionierung katholischer Jugendarbeit<br />

in den Jahren 1990 bis 1994 hat sich eine Umsetzung der konzeptionellen<br />

Grundlagen in die verschiedenen Bereiche unserer Jugendarbeit in<br />

den folgenden Jahren vollzogen. In diesem Zusammenhang entstanden viele<br />

neue Aufbrüche, entwickelten Jugendfreizeitstätten neue Konzepte, positionierten<br />

sie die Jugendbildungsstätten neu usw.<br />

Es schlossen sich daher bald die Fragen an:<br />

❒ Wie ist uns diese konzeptionelle Umsetzung des <strong>Leitbild</strong>es gelungen?<br />

❒ Welche Angebote machen wir in unserer Arbeit? Wie werden sie angenommen?<br />

❒ Welche <strong>Qualität</strong> haben unsere Angebote und Leistungen?<br />

In den Bereichen Jugendfreizeitstätten, Jugendbildungsstätten und Dekanatsstellen<br />

für katholische Jugendarbeit haben wir in einem besonderen<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklungsprojekt die beschriebenen Zielformulierungen und die<br />

oben gestellten Fragen überprüft.<br />

Die praktische Umsetzung der Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit<br />

wird auch künftig entscheidend durch Personen in Begegnung,<br />

Dialog, Partnerschaft, Zeugnis und Begleitung geschehen. In der katholischen<br />

Jugendarbeit sind Menschen aller Lebensalter gefragt, die versuchen,<br />

ein Leben aus dem Geist des Evangeliums und mit der Kirche zu<br />

führen; die glaubwürdig sind, die sich für andere einsetzen; die bereit<br />

sind, ein Stück ihres Lebens mit jungen Menschen zu teilen. (G+E,<br />

Seite 45)<br />

13


QS <strong>26</strong><br />

Schritte <strong>zur</strong> <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

1.3 Systematische Umsetzung konzeptioneller<br />

Grundlagen durch Qualifizierung Hauptberuflicher<br />

Karl-Heinz Stahl<br />

„Von nix kommt nix“ und es wurde uns in der katholischen Jugendarbeit des<br />

Erzbistums Paderborn bewusst, dass wir sowohl für die hauptberuflichen<br />

Fachkräfte als auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter „Handwerkszeug“ an-<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung geht nicht ohne<br />

wichtige Vorarbeiten.<br />

bieten mussten, um die katholische Jugendarbeit<br />

konzeptionell weiterentwickeln zu können. Damit<br />

war die Aufgabe klar:<br />

➢ Ausgehend von den Grundlagen und Eckpunkten entwickeln wir praxisgerechte<br />

Schritte <strong>zur</strong> Qualifizierung, damit das <strong>Leitbild</strong> nicht im luftleeren<br />

Raum verbleibt.<br />

Qualifizierung der hauptberuflichen Fachkräfte<br />

Die pointiert dargestellten Markierungen lassen sich folgendermaßen entfalten:<br />

Auf unserem Weg, das <strong>Leitbild</strong> für die Praxis der hauptberuflichen Fachkräfte<br />

handhabbar zu machen, waren sechs Schritte für uns wichtige Markierungen:<br />

1. Schritt:<br />

2. Schritt:<br />

3. Schritt:<br />

4. Schritt:<br />

5. Schritt:<br />

6. Schritt:<br />

Studientagungen zum Thema Social-Marketing<br />

oder: Wir stellen uns in die Schuhe des Kunden (das heißt<br />

der Kinder, der Jugendlichen und der Mitarbeiter/-innen)<br />

Studientagungen zum Thema Systemisches Denken<br />

oder: Wir sind keine Einzelkämpfer.<br />

Fortbildung zum Thema Jugendhilfeplanung<br />

oder: Wir setzen uns für positive Lebensmöglichkeiten und<br />

Entwicklungschancen junger Menschen ein.<br />

Studientagung zum Thema Produktbeschreibung<br />

oder: Wie kompliziert es ist, die Jugendarbeit in Kennziffern zu<br />

packen.<br />

Studientagung zum Thema Selbstevaluation<br />

oder: Wir wollen „<strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten“.<br />

Zusammenführung der Aktivitäten der unterschiedlichen Jugendarbeitsbereiche<br />

im Projekt „Konzept<strong>Qualität</strong>“<br />

oder: Wir machen Nägel mit Köpfen.<br />

14


Social-Marketing<br />

QS <strong>26</strong><br />

Diese dargestellten „Markierungen“ lassen sich folgendermaßen entfalten:<br />

❒ Social-Marketing<br />

Die Auseinandersetzung war erst einmal ungewohnt. Können denn Kinder<br />

und Jugendliche „Kunden“ sein? Ist Jugendarbeit ein „Markt“ wie jeder andere?<br />

Laufen wir nicht Gefahr, Inhalte durch Marketing zu ersetzen? Fragen<br />

über Fragen und eine Aussage, die für uns eine Initialzündung darstellte, die<br />

alte sozialpädagogische Forderung:<br />

„Wir müssen die Klienten da abholen,<br />

wo sie stehen“.<br />

„Wo niemand steht, kann auch niemand<br />

abgeholt werden!“<br />

Für den grundsätzlich Aufbau eines Marketing-Konzeptes haben wir uns<br />

folgende Fragen gestellt:<br />

• Wer sind unsere Kunden; welche Zielgruppen sollen wir ansprechen?<br />

• Was ist eigentlich das Problem des Kunden?<br />

• Welchen Vorteil haben die Kunden, wenn sie zu uns oder wir zu ihnen<br />

kommen?<br />

• Welchem Wettbewerb müssen wir uns stellen; welche anderen Anbieter<br />

haben ähnliche (oder gleiche) Angebote wie wir?<br />

• Welchen Wettbewerbsvorteil (also unsere Vorteile anderen gegenüber)<br />

können wir für uns deutlich herausstellen?<br />

• Auf welchem Weg erreichen unsere Angebote die Kunden?<br />

Das Marketing-Konzept verspricht in unserem Zusammenhang interessante<br />

Möglichkeiten. Bei näherer Betrachtung ist uns jedoch klar, dass wir – bei aller<br />

Sympathie – die Konzepte der Ökonomie nicht so ohne weiteres übernehmen<br />

können. Daraus folgt für uns, das Marketing-Konzept so aufzubereiten,<br />

dass die hauptberuflichen Fachkräfte ein praxisgerechtes Instrument an die<br />

Hand bekommen, damit wir nicht „vom Kundenproblem zum Identitätsproblem“<br />

1 kommen.<br />

Auf dieser Grundlage entwickelten wir ein eigenes Konzept entsprechend<br />

der folgenden Skizze:<br />

1<br />

Vgl. Vollenkemper in Poersch/Watzek, Social-Marketing in der Jugendarbeit, Paderborn<br />

15


QS <strong>26</strong> Social-Marketing<br />

Kundenproblem<br />

Was ist das Problem der potenziellen Kunden, das gelöst werden soll?<br />

Zielgruppen<br />

Welche Zielgruppen lassen sich einteilen?<br />

Welche Gruppen soll das Angebot ansprechen?<br />

Das Produkt/Angebot<br />

Welche Merkmale muss es <strong>zur</strong> Lösung des Kundenproblems aufweisen?<br />

FILTER<br />

Meine Werte<br />

Ist das Produkt<br />

in diesem Kontext<br />

noch haltbar?<br />

Mein Berufsauftrag<br />

Ist das Produkt<br />

in diesem Kontext<br />

noch haltbar?<br />

Mein Arbeitsauftrag<br />

Ist das Produkt<br />

in diesem Kontext<br />

noch haltbar?<br />

Reicht für dieses Produkt meine berufliche Kompetenz? Kann ich sie<br />

ausbauen? Kann ich Aufgaben delegieren? Reicht meine Kapazität?<br />

Wo liegen meine Prioritäten? Kann ich meine Kapazitäten erweitern?<br />

Kann ich delegieren?<br />

Mein Produkt<br />

Wie konzipiere ich nun tatsächlich mein Produkt,<br />

welche Gestalt soll es haben?<br />

Kundennutzen<br />

Welche Vorteile bietet das Produkt <strong>zur</strong> Lösung des Kundenproblems,<br />

was spricht gegen das Produkt?<br />

Wettbewerb<br />

Welche Konkurrenten mit ähnlichem oder einem Ersatzangebot<br />

gibt es?<br />

Wettbewerbsvorteil<br />

Wodurch unterscheiden wir uns vom Wettbewerb, was macht unser<br />

Angebot einzigartig?<br />

Marketing-Mix<br />

Was ist die Leistung für den Kunden? Welches Preisniveau wird angestrebt?<br />

Wie wird die Kundenansprache gestaltet? Auf welchem Wege<br />

erreicht das Produkt den Kunden? Welcher Service wird geboten?<br />

16<br />

Tafel 2: Struktur des Social-Marketing<br />

Quelle: Ludger Vollenkemper: <strong>Vom</strong> Kundenproblem zum Identitätsproblem, S. 18, in:<br />

Poersch/Watzek (Hrsg.): Social-Marketing in der Jugendarbeit, Paderborn 1996


Systemisches Denken<br />

QS <strong>26</strong><br />

❒ Systemisches Denken<br />

• Wie sind wir in das System eingebunden?<br />

• Wo verhindert das System Innovation?<br />

• Wo ermöglicht das System Weiterentwicklung?<br />

• An welchen Stellen können wir unsere <strong>Qualität</strong> in das Gesamtsystem einbringen?<br />

• Ist nicht die Jugendarbeit in der Praxis überwiegend durch Spontaneität<br />

geprägt? Warum brauchen wir da eine Institution?<br />

Solche Fragen helfen uns, genauer zu fassen, in welchen Bezügen und in<br />

welchen Strukturen katholische Jugendarbeit in unserem Erzbistum anzusiedeln<br />

ist.<br />

Hilfreich ist für uns eine neue, nämlich die systemische Blickrichtung einzunehmen:<br />

Der systemische Ansatz<br />

• Wir versuchen die Ganzheit des Systems wahrzunehmen.<br />

Systemischer<br />

Ansatz<br />

• Wir schauen auf die Wechselwirkungen der Elemente in einem System.<br />

• Wir suchen nicht linear nach der einen Ursache eines Problems, sondern<br />

nach einem vielfältigen Begründungszusammenhang.<br />

• Wir achten darauf, dass Geben und Nehmen der Elemente in einem<br />

ausgewogenen Verhältnis stehen.<br />

• Wir berücksichtigen die Kontexte von Systemen und Subsystemen, um<br />

die Wirklichkeit zu verstehen.<br />

• Wir erkennen, dass es nicht objektive Sachverhalte gibt, sondern dass<br />

sie immer subjektiv verstanden werden.<br />

• Wir schauen auf die Ressourcen und Möglichkeiten eines Systems, um<br />

Zukunft zu gestalten 2 .<br />

2<br />

Vgl. Osterhold, <strong>Vom</strong> Chef zum Coach, Wiesbaden 1998<br />

17


QS <strong>26</strong> Jugendhilfeplanung<br />

❒<br />

Jugendhilfeplanung<br />

Wozu soll katholische Jugendarbeit gut sein? Geht es bei uns nur um<br />

Frommes, nur um Politik, etwas von beidem, um reinen Freizeitspaß,<br />

am Ende doch um mehr?<br />

Ein Blick in die Grundlagen und Eckpunkte verschafft Klarheit über<br />

wesentliche Teile unseres <strong>Leitbild</strong>es:<br />

➢<br />

➢<br />

➢<br />

➢<br />

Katholische Jugendarbeit ist ein Teilbereich der Jugendhilfe<br />

und trägt dazu bei, das im KJHG formulierte Recht junger Menschen<br />

auf Förderung ihrer Entwicklung und Erziehung zu einer<br />

eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit<br />

umzusetzen.<br />

Die im KJHG definierten Leistungen der Jugendarbeit sollen an<br />

die Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen<br />

mitbestimmt und gestaltet werden.<br />

Als anerkannte Träger erbringen die verfasste katholische Kirche,<br />

die katholischen Jugendverbände und die Orden durch<br />

ihre Jugendarbeit Leistungen der Jugendhilfe. Ihre selbstständige<br />

Zielsetzung, Durchführung der Aufgaben und Gestaltung<br />

der Organisationsstruktur sind im KJHG ausdrücklich anerkannt<br />

und geschützt.<br />

Katholische Jugendarbeit ist somit als der Teil des Leistungbereiches<br />

„Jugendarbeit“ zu verstehen, den die katholische Kirche<br />

und auch die katholischen Jugendverbände als freie Träger<br />

selbstständig gestalten.<br />

Um diesem Anspruch unseres <strong>Leitbild</strong>es in der Praxis gerecht zu werden, versetzen<br />

wir unsere Fachkräfte in die Lage bei der örtlichen Jugendhilfeplanung<br />

mitzuwirken. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem öffentlichen<br />

Träger der Jugendhilfe werden wir – unter der Maßgabe der frühzeitigen<br />

und umfassenden Beteiligung – unsere Kenntnisse des Sozialraumes,<br />

unsere Ressourcen und unsere Kompetenzen einbringen. So ergibt sich in<br />

der Beteiligung an der örtlichen Jugendhilfeplanung für uns ein geeigneter<br />

Weg, daran mitzuwirken, „...positive Lebensbedingungen für junge Menschen<br />

und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten<br />

oder zu schaffen“(KJHG § 1,4).<br />

Fazit:<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung darf nicht ausschließlich intern geschehen.<br />

18


Produktbeschreibung<br />

QS <strong>26</strong><br />

❒<br />

Produktbeschreibung<br />

Wie halten wir es mit Effektivität und Effizienz? Soll jetzt die Betriebswirtschaft<br />

die Pädagogik ersetzen? Kann es im Rahmen der Neuen Steuerung<br />

„zweckfreie Räume“ für Kinder und Jugendliche geben? Laufen wir nicht Gefahr,<br />

dass fachfremde Personen die Produkte der Jugendarbeit definieren?<br />

Im Hinblick auf<br />

• den Umbau der öffentlichen Verwaltungen,<br />

• die Überlegungen der Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung<br />

(KGST),<br />

• die Begrifflichkeiten aus der Neuen Steuerung und<br />

• die Veränderungen in der örtlichen Jugendhilfe<br />

stellt sich für uns nicht mehr die Frage, ob wir Produktbeschreibungen nun<br />

gut oder schlecht finden. Vielmehr legen wir Wert darauf, unsere Produkte<br />

nicht fachfremd beschreiben zu lassen, sondern unsere Produkte selbst zu<br />

beschreiben.<br />

„Für die katholische Kinder- und Jugendarbeit ist (...) die Vielfalt von Trägern unterschiedlicher<br />

Orientierungen und die Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen<br />

– die unter anderem auch im KJHG verankert ist – ein wesentlicher<br />

Bestandteil der Identität von Jugendarbeit, die es nicht nur zu berücksichtigen,<br />

sondern auch zu schützen und zu bewahren gilt.“ 3<br />

Hierzu haben wir exemplarisch einen Produktplan zu Grunde gelegt, der auf<br />

Seite 20 abgedruckt ist.<br />

Katholische Jugendarbeit ist der Ort, wo<br />

sich junge Menschen<br />

• mit all ihren Kräften und Möglichkeiten<br />

entfalten können,<br />

• in ihrer Einmaligkeit unbedingt anund<br />

ernstgenommen werden,<br />

• ihre Lebensfreude und Suche nach<br />

Sinn mit anderen teilen und<br />

• darin Menschen begegnen, die ihr<br />

Leben aus dem Glauben heraus zu<br />

gestalten versuchen. (G+E, Seite 30)<br />

Gesellschaftliches und politisches Engagement<br />

auf der Grundlage des christlichen<br />

Glaubens und als Bestandteil katholischer<br />

Jugendarbeit bedeutet wesentlich,<br />

in tätiger Solidarität zu leben,<br />

das heißt sich einzusetzen für positive<br />

Lebensmöglichkeiten und Entwicklungschancen<br />

junger Menschen, einzutreten<br />

für eine gerechte Verteilung von Lebenschancen<br />

und Gütern, für den Frieden in<br />

der Welt sowie für die Bewahrung der<br />

Schöpfung. (G+E, Seite 40)<br />

3<br />

Produktdefinition für katholische Kinder- und Jugendarbeit<br />

Eine Arbeitshilfe des Landesausschusses katholische Jugendarbeit/BDKJ NW in Zusammenarbeit mit INSO, Düsseldorf 1997, Seite 7<br />

19


QS <strong>26</strong> Produktplan<br />

Produktplan katholischer Kinder- und Jugendarbeit<br />

Ein möglicher Produktplan der katholischen Kinder- und Jugendarbeit<br />

Produktbereich<br />

Produktgruppe<br />

Produktträger<br />

Produktstätte<br />

Produkte<br />

Angebote<br />

Kinder- und<br />

Jugendarbeit<br />

Jugendbildungsstätte<br />

außerschulische<br />

Bildung<br />

offene Kinderund<br />

Jugendarbeit<br />

mitgliederorientierte<br />

Kinder- und<br />

Jugendarbeit<br />

Jugendverbände<br />

Kirchengemeinde/<br />

Bistümer<br />

Spiel, Sport,<br />

Geselligkeit<br />

gemeinwesenorientierte<br />

Kinder- und<br />

Jugendarbeit<br />

andere katholische<br />

Träger<br />

Jugendverband<br />

Jugendfreizeiteinrichtung<br />

Pfarrgemeinde<br />

arbeitsweltbezogene<br />

Jugendarbeit<br />

schulbezogene<br />

Jugendarbeit<br />

familienbezogene<br />

Jugendarbeit<br />

internationale<br />

Jugendarbeit<br />

Kinder- und<br />

Jugenderholung<br />

Jugendberatung<br />

allgemeine<br />

Förderung<br />

von<br />

Erziehung<br />

Förderung<br />

von Selbstorganisationsprozessen<br />

geschlechtsspezifische<br />

Arbeit<br />

Tafel 4: Produktdefinitionen katholischer Kinder- und Jugendarbeit<br />

20<br />

Quelle: Landesausschuss katholischer Jugendarbeit/BDKJ NW, Düsseldorf 1997


Selbstevaluation<br />

QS <strong>26</strong><br />

❒ Selbstevaluation<br />

• Haben wir eine aktuelle Konzeption?<br />

• Welche strategische Ziele sind formuliert?<br />

• Wie lassen sich diese operationalisieren?<br />

• Welche Kriterien legen wir für die <strong>Qualität</strong>sbeschreibung unserer Arbeit fest?<br />

• Sind die Verantwortlichen in der Institution von Anfang an beteiligt?<br />

Im Spannungsfeld zwischen Effektivität, Effizienz und Fachlichkeit legen wir<br />

einen eindeutigen Schwerpunkt auf die Fachlichkeit. Hilfreich für uns sind in<br />

diesem Zusammenhang die Arbeiten <strong>zur</strong> Selbstevaluation von Hiltrud von<br />

Spiegel. Hier sehen wir einen geeigneten Ansatzpunkt, aus fachlicher Sicht<br />

systematisch <strong>Qualität</strong> zu beschreiben.<br />

Das heißt für uns,<br />

• bei den hauptberuflichen Fachkräften die Bereitschaft für Selbstevaluation<br />

zu wecken;<br />

• die jeweiligen Träger der Jugendarbeit dafür zu gewinnen;<br />

• die notwendigen Ressourcen bereitzustellen;<br />

• ein Instrument zu entwickeln, das praxisgerecht ist.<br />

Hierzu haben wir für uns ein eigenes Ablaufschema entwickelt, das auf Seite<br />

22 gezeigt wird.<br />

Durch ihre Herkunft und ihre Verwurzelung<br />

in unterschiedlichsten Traditionen<br />

und Lebensräumen oder die Ausrichtung<br />

ihrer Arbeit auf spezifische Zielgruppen<br />

entwickeln Jugendverbände eigene Akzentuierungen.<br />

(G+E, Seite 63)<br />

21


QS <strong>26</strong> Selbstevaluation<br />

Unser Ablaufschema für die konkrete Selbstevaluation<br />

Sechs wichtige Schritte im Vorfeld der Selbstevaluation<br />

1. Schritt<br />

2. Schritt<br />

3. Schritt<br />

Schnittstelle festlegen<br />

Welches konkrete Projekt, welche Veranstaltung, welchen<br />

Arbeitsvollzug will ich „selbst-evaluieren“?<br />

Definition meiner Ziele<br />

für das Handeln in den Schnittstellen<br />

❒ Prozess<br />

❒ Struktur<br />

❒ Ergebnis<br />

Dokumentation<br />

❒ meine <strong>Qualität</strong>skriterien<br />

❒ die <strong>Qualität</strong>serwartungen der Kunden<br />

4. Schritt<br />

5. Schritt<br />

<strong>Qualität</strong>skriterien formulieren<br />

unter Prüfung und Abwägung der Erwartungen aller Beteiligten<br />

Indikatoren sammeln und begründet festlegen<br />

Woran kann ich erkennen,<br />

dass ich das Ziel/das <strong>Qualität</strong>skriterium erfüllt habe?<br />

6. Schritt<br />

Meßinstrumente entwickeln<br />

Wer stellt wie und wann fest, ob die Ziele erreicht wurden?<br />

Dazu entwickelten wir unsere eigenen Evaluationsbögen.<br />

Handeln in der Schnittstelle<br />

❒ Reflexion der Handlungen vor dem Hintergrund der<br />

Indikatoren<br />

❒ Ausfüllen und Auswerten der Evaluationsbögen<br />

❒ Korrigieren der Ziele, falls erforderlich<br />

❒ Korrigieren der Handlungen, falls erforderlich<br />

❒ Überprüfen des Konzeptes<br />

Tafel 5: Selbstevaluation; Ablaufschema<br />

22<br />

Quelle:<br />

Ludger Vollenkemper, nach Prof. Dr. Hiltrud von Spiegel


Projektbeteiligte<br />

QS <strong>26</strong><br />

❒<br />

Zusammenführung der Aktivitäten<br />

Das Projekt <strong>zur</strong> Konzeptentwicklung und Selbstevaluation wird exemplarisch<br />

in ausgewählten Einrichtungen durchgeführt. Die hier gemachten Erfahrungen,<br />

die erprobten Methoden, die Instrumente und die systematische Dokumentation<br />

können für andere Träger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in der katholischen Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn ein Anreiz sein,<br />

auch für ihren Bereich <strong>Qualität</strong> zu entwickeln und zu beschreiben.<br />

Folgende Einrichtungen arbeiten zusammen:<br />

HOT<br />

Dortmund-<br />

Mengede<br />

Jugendhof<br />

Pallottihaus<br />

Olpe<br />

Projekt „KQ“<br />

Abteilung<br />

Jugendpastoral<br />

Dekanatstellen für<br />

katholische<br />

Jugendarbeit<br />

• Rietberg<br />

• Meschede<br />

• Witten<br />

Häuser der<br />

kleinen offenen Tür<br />

• Finnentrop<br />

• Wünnenberg<br />

• Marsberg<br />

Tafel 6: Am Projekt KQ beteiligte Einrichtungen im Erzbistum Paderborn<br />

Karl-Heinz Stahl ist Dipl.-Sozialpädagoge und Leiter des Referates Grundlagenarbeit<br />

und Ehrenamtlichenförderung in der Abteilung Jugendpastoral/<br />

Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn.<br />

Zum Autor<br />

23


QS <strong>26</strong><br />

Systematische Umsetzung durch Förderung Ehrenamtlicher<br />

1.4 Systematische Umsetzung konzeptioneller Grundlagen durch<br />

die Förderung ehrenamtlicher Mitarbeiter/-innen<br />

Karl-Heinz Stahl<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen sind<br />

die wichtigste Stütze katholischer<br />

Jugendarbeit.<br />

„Ehrenamtliche setzen sich mit ihren jeweiligen Begabungen<br />

freiwillig und auf Zeit in den vielfältigen Aufgaben<br />

ein. Durch ihre Persönlichkeit und ihre Charismen<br />

prägen sie wesentlich die Praxis und verwirklichen<br />

so engagiertes Christsein in der Mitgestaltung<br />

von Kirche und Gesellschaft.“ (G+E, Seite 45)<br />

Dies wird auch an konkreten Zahlen sichtbar. So engagieren sich <strong>zur</strong> Zeit etwa<br />

15.000 Ehrenamtliche in der katholischen Jugendarbeit. Sie werden in allen<br />

Bereichen von 150 hauptberuflichen Fachkräften unterstützt. Diese eindeutige<br />

Option für Ehrenamtliche beinhaltet einen klaren Auftrag für die Träger<br />

von katholischer Jugendarbeit, der im <strong>Leitbild</strong> beschrieben ist:<br />

„Um ihre Aufgaben im Dienst an jungen Menschen motiviert, qualifiziert und<br />

persönlich befriedigend wahrnehmen zu können, bemühen sich die unterschiedlichen<br />

Träger katholischer Jugendarbeit um förderliche Rahmenbedingungen für<br />

den Einsatz Ehrenamtlicher, um Mitarbeiterpflege und ausreichende und geeignete<br />

Angebote <strong>zur</strong> Aus- und Fortbildung und Begleitung.“ (G+E, Seite 46)<br />

„Ehrenamtliche suchen eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgabe, sie<br />

erwarten Absicherung (Versicherung), gute räumliche und organisatorische<br />

Bedingungen, sie wünschen Information, Austausch und Zusammenarbeit.<br />

Sie möchten die Arbeit nach eigenen Ideen und Fähigkeiten gestalten, ihren eigenen<br />

Stil entwickeln und verwirklichen und die Möglichkeit <strong>zur</strong> Beteiligung<br />

an Veränderung/Weiterentwicklung der gesamten Arbeit (des Konzeptes) haben.<br />

Die Frage ist also, ob die Kompetenzen zu benennen und die Voraussetzungen<br />

zu sichern sind, die ihre Umsetzung ermöglichen.“ 1<br />

Die Praxisformen katholischer Jugendarbeit müssen den differenzierten Gesellungsformen<br />

junger Menschen möglichst nahe sein. Sie müssen deshalb<br />

vielfältig, offen und durchlässig angelegt sein sowie den Aufbau und die Entwicklung<br />

von Beziehungen ermöglichen.<br />

Mit dieser Aussage setzt unser <strong>Leitbild</strong> einen anspruchsvollen Akzent. Für<br />

uns bedeutet dies, ein Ausbildungssystem für ehrenamtliche Mitarbeiter/<br />

-innen, das wir bereits begonnen haben, im Sinne des <strong>Leitbild</strong>es zu operationalisieren.<br />

1<br />

Ehrenamt fördern, Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit, 1997, S. 11<br />

24


Förderung der Ehrenamtlichen<br />

QS <strong>26</strong><br />

In einem dialogischen Prozess werden die „Standards <strong>zur</strong> Konzeptionierung<br />

von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen<br />

der katholischen Jugendarbeit in der Erzdiözese Paderborn“ entwickelt,<br />

die verbindlich für alle Träger gelten sollen.<br />

Uns ist es wichtig, dass diese Standards sich nicht wie ein pädagogisches<br />

Lehrbuch lesen. Hier sollen auch keine Rezepte beschrieben werden, die<br />

nach kurzer Zeit möglicherweise nicht mehr greifen.<br />

Wir verstehen die Standards vielmehr als ein Grundsatzpapier, das die Basis<br />

für die Träger von Ausbildung für Ehrenamtliche bildet, um Inhalte und <strong>Qualität</strong><br />

beschreiben zu können.<br />

So ist es möglich, die (notwendigerweise) unterschiedlichen Ausbildungsansätze<br />

zu systematisieren und zu qualifizieren. Dies geht einher mit der<br />

Überlegung, die Angebote vergleichbar, überprüfbar und transparent zu machen.<br />

Verantwortliches ehrenamtliches Engagement<br />

Mitarbeiter/-innen engagieren sich ehrenamtlich auf vielfältige Weise.<br />

❒ Dies hat <strong>zur</strong> Folge, dass Ausbildung sich ebenso vielfältig an den unterschiedlichen<br />

Aufgaben orientiert; neben der Ausbildung in pädagogischen<br />

Feldern steht die im politischen und pastoralen Bereich sowie die<br />

Qualifizierung für andere Funktionen. Ausbildung strebt deshalb die Befähigung<br />

zu verantwortlichem Engagement an.<br />

❒ Dieses Engagement erfordert Qualifikationen, die auf die eigene Person<br />

und auf den Umgang mit und die Beziehung zu anderen bezogen sind<br />

(Selbst- und Sozialkompetenz), auf die begründete Unterstützung von<br />

Kindern und Jugendlichen in ihrer jeweiligen Lebenssituation (sozialpädagogische<br />

Kompetenz), auf eine Beziehung zu Gott, Glaube und Kirche<br />

(pastorale Kompetenz), auf die Verantwortung <strong>zur</strong> Mitgestaltung der<br />

Welt (gesellschaftliche und politische Kompetenz) und auf den je eigenen<br />

Bereich, in dem Verantwortung übernommen wird (Feldkompetenz).<br />

❒ In der Ausbildung werden Kompetenzen prozesshaft aufgegriffen, überprüft,<br />

entwickelt, verändert, erweitert ..., um die Mitarbeiterin/den Mitarbeiter<br />

zu verantwortlichem Engagement zu befähigen. Dabei werden die<br />

Schwerpunkte je nach Aufgabe, auf die hin ausgebildet wird, unterschiedlich<br />

gesetzt. 2<br />

2<br />

Standards <strong>zur</strong> Konzeptionierung von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Jugendarbeit<br />

in der Erzdiözese Paderborn, Bund der Deutschen Katholischen Jugend und Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung<br />

Jugendpastoral/Jugendarbeit 1998, S. 7<br />

25


QS <strong>26</strong><br />

Förderung der Ehrenamtlichen<br />

In einem ersten Schritt erarbeiteten wir, was wir unter ehrenamtlicher Mitarbeit<br />

in unserer Jugendarbeit verstehen, und definieren dies als verantwortliches<br />

Engagement.<br />

Um verantwortliches Engagement in unserer Jugendarbeit wahrnehmen zu<br />

können, ist eine grundlegende Ausbildung notwendig, die gewissen Standards<br />

entspricht. Diese Ausbildung nennen wir Basisausbildung.<br />

Sie stellt konkrete Anforderungen an den Erwerb von Grundlagen der oben<br />

genannten Kompetenzbereiche und setzt formale Anforderungen: Ein Teilnehmer<br />

oder eine Teilnehmerin sollte bei Abschluss der Basisausbildung mindestens<br />

18 Jahre alt sein. Die Basisausbildung umfasst mindestens 30 Zeitstunden.<br />

3<br />

Dieses umfangreiche, abgestufte und transparente Ausbildungsangebot<br />

trägt wesentlich <strong>zur</strong> Förderung ehrenamtlichen Engagements bei und zeigt<br />

die jeweilige <strong>Qualität</strong> der Tätigkeit. Die angebotenen Inhalte der jeweiligen<br />

Ausbildungsmaßnahmen werden individuell und detailliert auf besonderen<br />

Formularen zertifiziert.<br />

Der in G+E klar beschriebene Auftrag, die Ehrenamtlichen zu fördern, ist nun<br />

von Trägern und Verantwortlichen der katholischen Jugendarbeit zu operationalisieren.<br />

Eine Hilfe dazu ist die Praxishilfe „Ehrenamt fördern“, die sechs<br />

Aspekte <strong>zur</strong> Förderung ehrenamtlichen Engagements, Hintergründe zu diesen<br />

Aspekten und eine Einschätzungshilfe enthält. Verantwortliche in Gemeinden,<br />

Organisationen und Verbänden können mittels dieser Arbeitshilfe<br />

überprüfen, inwieweit es ihnen gelingt, Ehrenamt konsequent zu fördern.<br />

Diese Hilfe <strong>zur</strong> Selbsteinschätzung wird auf den folgenden Seiten abgedruckt.<br />

Titelblatt: „Ehrenamt fördern“<br />

<strong>26</strong><br />

3<br />

ebd.


Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />

QS <strong>26</strong><br />

1<br />

Auszug aus der Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />

Einschätzungshilfe für die Träger der Jugendarbeit <strong>zur</strong> Situation der<br />

Ehrenamtlichkeit<br />

Arbeitsauftrag<br />

Lesen Sie die Erläuterungen zu den jeweiligen Punkten und bewerten Sie<br />

anschließend die Realität anhand der Fragen. Tragen Sie Ihre Bewertungen in<br />

die Bewertungsskala ein.<br />

(-2 sehr wenig; -1 wenig; 0 mittel; 1 viel; 2 sehr viel)<br />

1. Werbung, Motivierung, Ansprache<br />

Ehrenamtliche (EA) wollen aus der Tätigkeit Gewinn für sich selbst haben.<br />

Ist der Eigennutzen bei uns gewollt und anerkannt? Schaffen wir<br />

Bedingungen, damit Ehrenamtliche ihren Eigennutzen erfüllt bekommen?<br />

Ehrenamtliche wollen ihre Aktivitäten selbst aussuchen. Sie benötigen<br />

dazu großen Spielraum <strong>zur</strong> individuellen Bestimmung (das heißt,<br />

was sie wann, wie, wo, für wen tun). Wieviel Raum dazu geben wir?<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Wie sehr akzeptieren und wollen wir<br />

den Eigennutzen der Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Schaffen wir Bedingungen, damit Ehrenamtliche<br />

ihren Eigennutzen erfüllt bekommen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wieviel Spielraum geben wir? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

2. Klärungsphase/Voraussetzungen<br />

Um Ehrenamtliche nicht zu überfordern und für sie inhaltlich interessante<br />

Angebote <strong>zur</strong> Vefügung zu stellen, die für sie Sinn ergeben und in ihren<br />

zeitlichen Rahmen passen, bedarf es einer Klärungsphase.<br />

Es muss geklärt werden, was, wo, wie lange, mit wem gemacht wird, wie<br />

die Aktivität aussieht und welche Fähigkeiten, Fertigkeiten sowie Vorerfahrungen<br />

der Ehrenamtliche mitbringt.<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Wie klar und genau sind die Aufgaben benannt? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wieviel Zeit geben wir den EA, das Tätigkeitsfeld<br />

kennen zu lernen und einzuschätzen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wie werden die EA beraten? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Geben wir Rückmeldung<br />

im Hinblick auf ihre Eignung? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Tafel 7: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit<br />

Quelle: Praxishilfe „Ehrenamt fördern“, Paderborn 1997<br />

27


QS <strong>26</strong><br />

Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />

3. Qualifizierte, motivierende Arbeit<br />

2<br />

Ehrenamtliche suchen eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche Aufgabe,<br />

sie erwarten Absicherung (Versicherung), gute räumliche und organisatorische<br />

Bedingungen, sie wünschen Information, Austausch und Zusammenarbeit.<br />

Sie möchten die Arbeit nach eigenen Ideen und Fähigkeiten gestalten,<br />

ihren eigenen Stil verwirklichen und die Möglichkeit <strong>zur</strong> Beteiligung an<br />

Veränderung/Weiterentwicklung der gesamten Arbeit (des Konzeptes)<br />

haben.<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Bieten wir anspruchsvolle und<br />

abwechslungsreiche Aufgaben? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Gibt es Absicherung/Versicherung<br />

für den Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wie attraktiv sind die räumlichen<br />

und organisatorischen Bedingungen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wie ist der Informationsfluss? Sind Hintergründe<br />

der Arbeit durchschaubar? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wieviel Raum gibt es für eigene Ideen, Fähigkeiten<br />

und eigenen Stil? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wie offen sind wir für die Veränderungen<br />

der Arbeit/des Konzeptes? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

4. Beratung, Begleitung, Schulung<br />

Ehrenamtliche möchten ihre individuelle Praxis stärken, Erfahrungen<br />

sammeln und sich persönlich weiterentwickeln und weiterbilden. Sie<br />

wünschen Ausbildung im Hinblick auf ihre Aufgabe/Tätigkeit und Begleitung<br />

<strong>zur</strong> praktischen Arbeit. Sie erwarten besonders in der Anfangszeit<br />

intensiven Kontakt und Interesse vom Träger.<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Können Ehrenamtliche bei uns Erfahrungen<br />

sammeln und ihre Fertigkeiten weiterentwickeln? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wieviel Ausbildung erhalten die Ehrenamtlichen? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Gibt es bei uns Praxisaustausch, Begleitung und<br />

Hilfestellung für Ehrenamtliche? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Fragen wir besonders bei neuen Mitarbeitern nach? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Halten wir Kontakt zu unseren<br />

Mitarbeitern? Zeigen wir Interesse? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Sind wir offen für Veränderungen<br />

der Arbeit/des Konzeptes? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

28<br />

Tafel 7.1: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit


3<br />

Praxishilfe „Ehrenamt fördern“<br />

QS <strong>26</strong><br />

5. Anerkennung… ist eine Frage der Gesamthaltung gegenüber<br />

Ehrenamtlichen!<br />

Ehrenamtliche brauchen Erfolgserlebnisse und Anerkennung ihrer Arbeit.<br />

Sie suchen Selbstbestätigung, eigene Weiterentwicklung und Gemeinschaft.<br />

Sie erwarten soziale Kontrolle, dadurch dass ihre Arbeit wahrgenommen<br />

wird und sie Rückmeldungen erhalten. Weiterbildung und Qualifikation,<br />

finanzielle Aufwandsentschädigung, Glückwünsche zu Festtagen, Presseartikel<br />

über Aktivitäten, Namennennungen bei Veröffentlichungen und<br />

vieles mehr können die Anerkennung der Arbeit ausdrücken.<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Haben Ehrenamtliche bei uns Erfolgserlebnisse? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Erfahren Ehrenamtliche bei uns<br />

Selbstbestätigung, eigene Weiterentwicklung<br />

und Gemeinschaft? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Gibt es bei uns positive soziale Kontrolle? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Wieviel investieren wir in Formen und Mittel,<br />

um Anerkennung auszudrücken? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

6. Abschied<br />

Ehrenamtliche wünschen einen richtigen Ausstieg. Sie müssen ihre<br />

Arbeit harmonisch abschließen und stilvoll Abschied nehmen können.<br />

Bewertung -2 -1 0 1 2<br />

Wird der Ausstieg von Ehrenamtlichen gestaltet? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Beraten wir zum richtigen Ausstieg? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Gibt es bei uns bestimmte Formen/ Rituale<br />

für den Abschied? ❒ ❒ ❒ ❒ ❒<br />

Tafel 7.2: Einschätzungshilfe <strong>zur</strong> Ehrenamtlichkeit<br />

29


QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />

2. Die Grundlagen des Projektes<br />

„Konzept<strong>Qualität</strong> (KQ)“<br />

Andreas Watzek<br />

Konzept<strong>Qualität</strong><br />

• auf der Grundlage einer klaren Konzeption<br />

• mit dokumentierten<br />

<strong>Qualität</strong>serwartungen<br />

Dem gesamte Projekt gaben wir den Arbeitstitel<br />

„KQ – Konzept<strong>Qualität</strong>“. Beides sollte gemeinsam<br />

entwickelt werden: die konzeptionellen Grundlegung<br />

der Arbeit in den verschiedenen Arbeitsfeldern,<br />

aber auch die Überprüfung der Ergebnisse anhand<br />

zuvor beschriebener „<strong>Qualität</strong>serwartungen“.<br />

Katholische Jugendarbeit wird von ausgebildeten Fachkräften aus unterschiedlichen<br />

Disziplinen geleistet und soll einen pastoralen und gesellschaftlichen<br />

Auftrag erfüllen. Sie ist vielfältigen Anforderungen von innen und<br />

außen ausgesetzt und muss sich den zukünftigen Herausforderungen immer<br />

wieder stellen.<br />

Träger und Mitarbeiter/-innen, aber auch die Zielgruppen haben differenzierte<br />

Erwartungen an die Angebote und Leistungen der Einrichtungen.<br />

Auch die „Öffentlichkeit“ und andere außenstehende Gruppen stellen Anforderungen<br />

an die Fachkräfte und an die Institutionen der Jugendarbeit.<br />

Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass in einem<br />

Konzeptionen dialogisch erstellen<br />

dialogischen Prozess die Jugendarbeit auf eine solide<br />

Konzeption gestellt wird. An der Entwicklung<br />

einer konzeptionellen Grundlegung müssen alle relevanten Personen und<br />

Institutionen beteiligt sein, wenn auch der Grad der Beteiligung unterschiedlich<br />

ausfallen wird. Um die <strong>Qualität</strong> einer Konzeption zu erhöhen, ist es wichtig,<br />

die unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven zu berücksichtigen<br />

und einzubeziehen.<br />

Das Erstellen einer Konzeption hat in erster Linie<br />

Klare Konzeptionen sind Grundlage<br />

eine wichtige Funktion nach innen, für die hauptberuflichen<br />

Fachkräfte und die Träger der Einrich-<br />

für pädagogisches Handeln.<br />

tung. Die Konzeption schafft Klarheit und lässt die<br />

Arbeit zielgerichtet umsetzen und bewerten. Mit einer schriftlich niedergelegten<br />

Konzeption kann auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und<br />

anderen Gruppierungen gestaltet werden und <strong>zur</strong> Profilierung beitragen.<br />

Den Fachkräften ermöglicht die Konzeption weiterhin, ihre Arbeit kontinuierlich<br />

an die Gegebenheiten und Anforderungen anzupassen und weiterzuentwickeln.<br />

30<br />

Ausgangspunkt muss immer die Erforschung der Lebenswirklichkeit der Zielbzw.<br />

Nutzergruppen sein. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen<br />

müssen ergänzt werden um eigene spezifische Trägerinteressen entsprechend<br />

den gesetzlichen Rahmenbedingungen.


Konzept<strong>Qualität</strong><br />

QS <strong>26</strong><br />

Kontextanalyse<br />

Lebenswirklichkeit<br />

Trägerauftrag<br />

Herausforderungen<br />

Gesetzl. Vorgaben<br />

Selbstevaluation<br />

kontinuierliche<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

Ziele<br />

Optionen<br />

Inhalte<br />

Programme<br />

„Produkte“<br />

Angebote<br />

Personal<br />

Finanzen<br />

Räume<br />

Tafel 8: Systemische Konzeptabwicklung<br />

Von diesen Grundlagen aus werden dann Visionen, Optionen, Zielformulierungen<br />

und Inhalte abgeleitet. Die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Rahmenbedingungen<br />

und Ressourcen sollen helfen, die pädagogischen und die pastoralen<br />

Programme umzusetzen.<br />

Die Programme, Projekte und „Produkte“ sollen dazu beitragen, dass<br />

positive Lebensbedingungen für die Ziel- und Nutzergruppen geschaffen<br />

werden (vgl. KJHG § 1).<br />

Es gehört zu den Zielen der katholischen Jugendarbeit, die jungen Menschen<br />

in der Entwicklung ihres Menschseins und der Menschwerdung zu unterstützen<br />

und für ihre Identitätsbildung das Evangelium Jesu Christi anzubieten.<br />

Ob und in welchem Maße dies gelingt, wollten wir mit geeigneten Instrumenten<br />

von den Mitarbeitern selbst evaluieren lassen.<br />

Zwei Komponenten gehören untrennbar zusammen:<br />

• Konzeptentwicklung und<br />

• Selbstevaluation.<br />

Beide Aspekte bedingen sich gegenseitig; sie benötigen sich geradezu<br />

gegenseitig, um jeweils für sich vollständig zu sein.<br />

Selbstevaluation kann nur dann gelingen, wenn zuvor Ziele für die Arbeit<br />

festgelegt worden sind.<br />

Die Konzeption muss (entsprechend den Ergebnissen der Selbstevaluation)<br />

auf ihre Richtigkeit und Brauchbarkeit hin überprüft werden.<br />

31


QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />

„Fachkräfte, die eine rationellere und fundiertere Grundlage für die Planung<br />

und/oder Optimierung ihrer eigenen beruflichen Arbeit gewinnen wollen, sammeln<br />

und analysieren systematisch und schriftlich Daten über den eigenen Arbeitsbereich<br />

und bewerten diese anhand von fachlich legitimierten Maßstäben<br />

(<strong>Qualität</strong>skriterien). Die Ergebnisse der Selbstevaluation helfen ihnen, ihr Handeln<br />

zu bewerten, es zu legitimieren und zu verbessern. (…)<br />

In Abgrenzung zu externen oder Fremdevaluationen liegt der Fokus auf den<br />

Handlungen, die die Untersuchenden selbst durchführen und somit auch selbst<br />

verantworten: Fachkräfte oder auch Teams, die „an der Basis“, also direkt mit<br />

den Adressatinnen der sozialen Arbeit arbeiten, untersuchen die fachliche <strong>Qualität</strong><br />

ihrer Arbeitsabläufe und deren Ergebnisse; Leitungskräfte nehmen ihre Organisations-,<br />

Delegations- und Führungsarbeit unter die Lupe (würden sie die<br />

Arbeit ihrer Mitarbeiterinnen evaluieren, wäre das eine Fremdevaluation).“ 1<br />

Prof. Dr. Hiltrud von Spiegel<br />

Konzeptionsentwicklung und Selbstevaluation sind der Einstieg in Organisationswicklung<br />

und erfordern deshalb, die Betroffenen von Anfang an zu<br />

beteiligen.<br />

Da die beteiligten Fachkräfte im Projekt KQ mit für sie neuen Anforderungen<br />

der Selbstevaluation konfrontiert wurden, haben wir erfahrene Prozessbegleiter,<br />

zum Teil mit supervisorischer Ausbildung, <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Im<br />

Verlauf des Prozesses wird deutlich, dass diese Begleitung<br />

nicht nur sinnvoll, sondern in vielen Fällen<br />

auch notwendig war. Die Mitarbeiter/-innen<br />

und die Teams kommen im Laufe der Projektarbeit<br />

häufig mit individuellen und institutionellen Fragen und Problemen in<br />

Berührung, die mit Hilfe der professionellen Prozessbegleiter bearbeitet<br />

werden können.<br />

Ohne Beratung und Begleitung geht<br />

es nicht.<br />

Nicht nur die hauptberuflichen Fachkräfte sind aufgefordert, sich über konzeptionelle<br />

Grundlegungen zu verständigen, sondern auch die Träger müssen<br />

Aussagen treffen zu ihrer Sicht des Kontextes, über ihre Erwartungen an<br />

die Arbeit, über ihre Ziele, Inhalte, Rahmenbedingungen und Erwartungen<br />

an die „<strong>Qualität</strong> der Arbeit“. Die konzeptionellen Sichtweisen von Mitarbeiter/-innen<br />

und Trägern fließen schließlich in eine gemeinsame Konzeption<br />

ein, die in der Selbstevaluation überprüft wird.<br />

32<br />

1<br />

H. v. Spiegel, Selbstevaluation – <strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten, in Merchel: <strong>Qualität</strong> der Jugendhilfe, Münster 1998


Konzept<strong>Qualität</strong><br />

QS <strong>26</strong><br />

Ablauf des Prozesses <strong>zur</strong> Konzeptentwicklung und Selbstevaluation<br />

Die Trägervertreter/-innen<br />

Die hauptberuflichen<br />

Fachkräfte<br />

1. Die Trägervertreter/-innen beantworten<br />

aus ihrer Sicht die<br />

Fragen der einzelnen Systembausteine.<br />

2. Die Trägervertreter/-innen geben<br />

eine Einschätzung<br />

darüber ab, wie die hauptberuflichen<br />

Fachkräfte die<br />

Fragen der Systembausteine<br />

beantworten.<br />

3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

in der Beantwortung<br />

der Fragen werden festgehalten.<br />

1. Die hauptberuflichen Fachkräfte<br />

beantworten aus ihrer<br />

Sicht die Fragen der einzelnen<br />

Systembausteine.<br />

2. Die hauptberuflichen Fachkräfte<br />

geben eine Einschätzung<br />

darüber ab, wie die<br />

Trägervertreter/-innen die<br />

Fragen der Systembausteine<br />

beantworten.<br />

3. Unterschiede und Gemeinsamkeiten<br />

in der Beantwortung<br />

der Fragen werden festgehalten.<br />

1<br />

Austausch der<br />

Antworten und<br />

Einschätzungen<br />

6<br />

Austausch über<br />

die Ergebnisse der<br />

Selbstevaluation<br />

mit dem Träger<br />

5<br />

Durchführung<br />

von Selbstevaluationsprojekten<br />

2Diskussion<br />

über<br />

Unterschiede<br />

3<br />

Entwickeln einer<br />

gemeinsamen<br />

Konzeption<br />

4Entwickeln<br />

von gemeinsamen<br />

<strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />

Tafel 9: Dialogischer Prozess<br />

33


QS <strong>26</strong> Konzept<strong>Qualität</strong><br />

Von allen Projekten gehen wichtige innovative Impulse<br />

für die Weiterentwicklung der Konzeptionen<br />

Von der Komplexität zum Detail und<br />

<strong>zur</strong>ück<br />

sowie für institutionelle Bedingungen und Aufgaben<br />

der Teamentwicklung aus. Dies geschieht dadurch,<br />

dass einzelne Fragestellungen aus den Zielformulierungen exemplarisch<br />

untersucht werden, oft Details aus einem größeren Zusammenhang.<br />

Die Ergebnisse der Detailuntersuchungen werden mit der Gesamtkonzeption<br />

wiederum in Verbindung gebracht und ermöglichten so eine Weiterentwicklung<br />

und Korrektur des Zielsystems.<br />

Zum Autor<br />

Andreas Watzek ist Dipl.-Sozialpädagoge und Dipl.-Supervisor, Leiter des<br />

Projektes KQ, freiberuflich als Supervisor, Fortbildner und Organisationsberater<br />

tätig.<br />

Anschrift<br />

Andreas Watzek<br />

Mühlenteichstr. 4<br />

33106 Paderborn<br />

Tel.: (0 52 54) 6 43 14<br />

Fax: (0 40) 360 3 09 51 20<br />

E-Mail: awatzek@aol.com<br />

Hauptberufliche Fachkräfte sollen die<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter unterstützen<br />

und beraten sowie für mehr Kontinuität<br />

und Fachlichkeit sorgen.<br />

(G+E, Seite 46)<br />

Um ihre Aufgaben im Dienst an jungen<br />

Menschen motiviert, qualifiziert und<br />

persönlich befriedigend wahrnehmen<br />

zu können, bemühen sich die unterschiedlichen<br />

Träger katholischer Jugendarbeit<br />

um förderliche Rahmenbedingungen<br />

für den Einsatz Ehrenamtlicher,<br />

um Mitarbeiterpflege und ausreichende<br />

und geeignete Angebote <strong>zur</strong><br />

Aus- und Fortbildung und Begleitung.<br />

(G+E, Seite 46)<br />

34


KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

QS <strong>26</strong><br />

3. KQ in Jugendfreizeitstätten<br />

Stichwort: Offene Jugendfreizeitstätten<br />

„Offene Jugendfreizeitstätten“ (auch „Offene Tür“ oder „HOT“ oder<br />

„Kl. HOT“ genannt) bieten Kindern und Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

vielfältige Möglichkeiten, ihre freie Zeit gemeinsam zu erleben<br />

und zu gestalten. Sie sind Orte der Alltäglichkeit und eröffnen<br />

für die Besucher/-innen einen verlässlichen Ort „... für Begegnung,<br />

Geselligkeit, Bildung und Aktion. Offene Jugendfreizeitstätten werden<br />

von hauptberuflichen Fachkräften in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen<br />

und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleitet.<br />

Von ihrer Grundausrichtung her sind diese Einrichtungen für alle<br />

jungen Menschen zugänglich, ohne dass es Zugangsvoraussetzungen<br />

oder Beschränkungen gibt“ (G+E, Seite 57).<br />

Offene Jugendfreizeitstätten bieten<br />

• Treffpunkte, als verlässliche Begegnungsmöglichkeiten im Alltag<br />

junger Menschen,<br />

• Räume für unterschiedliche Cliquen, Szenen und Clubs,<br />

• kulturelle Veranstaltungen, Kurse, zielgruppenorientierte Angebote,<br />

• unterschiedlichste Gemeinwesenaktivtitäten.<br />

In der Erzdiözese Paderborn befinden sich 37 Offene Jugendfreizeitstätten<br />

mit hauptberuflichem Personal in Trägerschaft von katholischen<br />

Kirchengemeinden.<br />

3.1 Was passiert eigentlich täglich im Jugendcafé?<br />

Jürgen Balitzki, Ursula Koblitz, Claudia Kowollik, Michael Züfle<br />

In der Stadt Dortmund gibt es zahlreiche „Häuser der Offenen Tür/Jugendfreizeitstätten“.<br />

Nur einige wenige werden von kirchlichen Trägern geführt.<br />

Durch die Prozesse der Jugendhilfeplanung kommen neue Herausforderungen<br />

auf die Häuser und auf uns als Mitarbeiter zu. Wichtig ist zunehmend,<br />

dass wir das besondere Profil als freier Träger mit einem werteorientierten<br />

Angebot und einer differenzierten Produktpalette für die Besucher/-innen<br />

und die Anforderungen des Sozialraumes beschreiben.<br />

Auch der Träger unserer Einrichtung hat ein großes Interesse an der Profilierung<br />

unserer Arbeit und an der Beteiligung am Projekt KQ. Die Mitglieder<br />

des Kuratoriums unterstüzen uns in der Weise, dass finanzielle Mittel und<br />

ein eigenes Zeitbudget bereitgestellt werden.<br />

35


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

Am Anfang der Konzeptionsentwicklung fertigen wir eine ausführliche Analyse<br />

des Stadtteils mit seinen Bedingungen für Kinder und Jugendliche an.<br />

Diese Ergebnisse verknüpfen wir mit den spezifischen Trägererwartungen<br />

der katholischen Kirchengemeinde und den gesetzlichen Bestimmungen des<br />

KJHG. Dies führt <strong>zur</strong> Entwicklung von Zielen und Inhalten, die das pädagogischen<br />

Programm und die Ausgestaltung der Produktpalette umsetzen soll.<br />

Hierzu erstellten wir eine ausführliche Produktbeschreibung nach den Vorschlägen<br />

der KGST bzw. der Arbeitshilfe des Landesausschusses katholischer<br />

Jugendarbeit/BDKJ NW.<br />

Die Jugendfreizeitstätte beschreiben wir als „Produktstätte“ ausführlich mit<br />

all ihren räumlichen Möglichkeiten und Bedingungen, die Gebäude und Umgebung<br />

mit sich bringen.<br />

Nach dem folgenden Schema werden insgesamt 13 unterschiedliche „Produkte“<br />

oder Leistungen differenziert beschrieben und voneinander abgegrenzt.<br />

Produktbeschreibung<br />

Produkt<br />

Zielgruppen<br />

Ziele<br />

Angebote<br />

Angebotsmerkmale<br />

Tafel 10: Formblatt „Produktbeschreibung“<br />

36<br />

Quelle: Unsere Räume sind ihre Freiräume, Seite 33


Beispiel einer Produktbeschreibung<br />

QS <strong>26</strong><br />

Hierzu ein Beispiel aus der Praxis:<br />

Produktbeschreibung<br />

Produkt<br />

Lebensweltbezogene Kinder- und Jugendarbeit (Bewerbungstraining)<br />

Zielgruppen<br />

Jugendliche im Alter von 16 bis 27 Jahren<br />

Ziele<br />

Befähigt werden, eigenständig Bewerbungen zu schreiben<br />

Grundkenntnisse am Computer erlernen<br />

Stärkung der Selbstsicherheit<br />

Angebote<br />

Bewerbungen schreiben<br />

Einstellungsgespräche durchspielen<br />

Testsituationen üben<br />

Situationsangebrachter Umgang mit Telefon und Informationsmaterialien<br />

(Zeitung, Telefonbuch, Gelbe Seiten, Postleitzahlenbuch und anderes)<br />

Angebotsmerkmale<br />

Bewerbungen schreiben:<br />

Täglich von Dienstag bis Freitag in der Zeit von 15:00 bis 21:00 Uhr<br />

möglich.<br />

Auf Anfrage und nach Bedarf.<br />

Unterschiedliche Zahl von Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren.<br />

Hilfestellung durch 1 HA, Büro und Computer.<br />

Durch das Schreiben der Bewerbungen ergeben sich häufig Situationen, in<br />

denen Testsituationen, Einstellungsgespräche und der Umgang mit Info-<br />

Materialien geübt werden.<br />

Der Montag steht ausschließlich in der Zeit von 13:00 bis 16:00 Uhr <strong>zur</strong><br />

Verfügung, um Bewerbungen zu schreiben und Testsituationen zu intensivieren.<br />

Tafel 11: Beispiel einer Produktbeschreibung<br />

37


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

Wir machen die Produktpalette an einer Wandzeitung deutlich, auf der die<br />

Komplexität und Buntheit unseres Angebotes zum Ausdruck kommt.<br />

Wir sehen den zum Teil hohen Bedarf an finanziellen Mitteln und Personaleinsatz.<br />

In einem Gespräch mit dem Kuratorium des Hauses über unsere jeweiligen<br />

Vorstellungen <strong>zur</strong> Konzeption zeigt sich eine große Übereinstimmung in Bezug<br />

auf Ziele, Herausforderungen und Inhalte der täglichen Arbeit. Interessant<br />

ist der von ihnen gewählte Zugang, in dem die geschichtliche Perspektive<br />

der vergangenen 20 Jahre mit den verschiedenen Generationen von Jugendlichen<br />

beschrieben wird.<br />

In der sich anschließenden Selbstevaluation wollen wir die Untersuchungsfrage<br />

überprüfen:<br />

Sind die Angebote im Jugendcafé auf die Bedürfnisse und Fragestellungen<br />

der Jugendlichen abgestimmt?<br />

Mit dem Instrument eines standardisierten Fragebogens wollen wir Antworten<br />

auf drei Fragestellungen bekommen:<br />

• Was wollen die Hausbesucher von den Mitarbeitern und<br />

Mitarbeiterinnen?<br />

• Mit welchen Themen konfrontieren uns die Hausbesucher?<br />

• Können wir den Jugendlichen angemessen weiterhelfen?<br />

Unsere Erfahrungen und Beobachtungen im Jugendcafé sind Ausgangspunkt<br />

für die Formulierung von Kriterien <strong>zur</strong> Erstellung eines Fragebogens.<br />

In einem Testlauf überprüfen wir die Fragen und entwickeln sie weiter,<br />

um möglichst klare Ergebnisse zu bekommen.<br />

38


KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen <strong>zur</strong> Analyse der Treffpunktarbeit HOT Mengede<br />

Wochentag: ..........................<br />

Datum: ..........................<br />

Zeitraum: O 15:00-18:00<br />

O 18:00-21:00<br />

Ansprechpartner:<br />

O HA<br />

O Zivi<br />

Besucher:<br />

O männlich<br />

O weiblich<br />

O männlich<br />

O weiblich<br />

O Honorar<br />

O EA<br />

Nationalität: ............................<br />

Altersgruppe:<br />

O 8-11 Jahre O 12-15 Jahre<br />

O 16-21 Jahre O über 21 Jahre<br />

O Stammbesucher<br />

O seltener Gast<br />

Ort: O Tresenbereich O im Raum<br />

Erster Kontakt<br />

❐ Wollen nur erzählen<br />

❐ Wollen Dampf ablassen<br />

❐ Haben ein Anliegen<br />

❐ Fordern Hilfe an<br />

Was wollen sie?<br />

❐ Meinungen hören<br />

❐ Rat haben<br />

❐ Bestätigung, Lob bekommen<br />

❐ Provozieren<br />

❐ Sich auseinandersetzen<br />

❐ Konkrete Hilfen<br />

❐ Technischer Rat<br />

❐ Dienstleistung<br />

Themen<br />

❐ Beruf<br />

❐ Arbeitslosigkeit<br />

❐ Geldsorgen<br />

❐ Familie<br />

❐ Schule<br />

❐ Freund/Freundin<br />

❐ Identitätsfragen<br />

❐ Zukunftsängste<br />

❐ Straffälligkeit (auch Sozialstunden)<br />

❐ Umgang und Schwierigkeiten mit<br />

Behörden<br />

❐ Probleme in der Ausbildung und<br />

Berufsschule<br />

❐ Allgemeine Fragen <strong>zur</strong> Lebensgestaltung<br />

Art und Weise der Kontaktaufnahme<br />

durch den Besucher:<br />

❐ Fordernd<br />

❐ Aggressiv<br />

❐ Einnehmend<br />

❐ Freundlich<br />

❐ Schleimig<br />

❐ Höflich<br />

❐ Akzeptiertes Ansprechen der HA<br />

❐ Kumpelhaft/Kollegenhaft<br />

❐ Kritisch<br />

❐ Laut<br />

❐ Überrumpelnd<br />

❐ Veräppelnd<br />

❐ Linkisch<br />

❐ Hilflos<br />

Gesprächsergebnisse:<br />

❐ Hilfe/Information wurde gegeben<br />

(Gespräch beendet)<br />

❐ Wusste nicht weiter<br />

❐ Nachfolgegespräch angeboten<br />

❐ Nachfolgegespräch vereinbart<br />

Abgegeben an O Kollegen im Haus<br />

O andere Personen oder<br />

Institution<br />

Tafel 12: Fragebogen <strong>zur</strong> Analyse der Treffpunktarbeit HOT Mengede<br />

39


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

In einem Zeitraum von vier Wochen füllen wir während der Öffnungszeiten<br />

jeweils nach einem Gespräch mit einem Jugendlichen einen Fragebogen aus.<br />

Die Auswertung der Fragebögen zeigt deutlich zwei Richtungen.<br />

➢ Von den Mitarbeitern/-innen erwarten die Jugendlichen vor allem:<br />

❒ Einschätzungen zu hören und Rat zu bekommen<br />

sowie<br />

❒ konkrete Hilfen, technischen Rat und die Bereitstellung von Dienstleistungen.<br />

➢ Den Jugendlichen waren folgende Themen besonders wichtig:<br />

❒ Schwierigkeiten im Bereich Ausbildung und Berufsschule<br />

❒ Persönliche Fragen zum Thema Beruf und Arbeitslosigkeit<br />

❒ Geldsorgen<br />

❒ Fragen <strong>zur</strong> persönlichen Lebensgestaltung, Identitätsfragen und<br />

familiäre Schwierigkeiten<br />

➢ Weitere Ergebnisse sind:<br />

❒ In 85 Prozent aller Anfragen konnten konkrete Antworten und Hilfen<br />

gegeben werden.<br />

❒ Lediglich 15 Prozent aller Anfragen konnte nicht direkt bearbeitet<br />

werden.<br />

Über diese Themenkomplexe hinaus haben wir noch weitere wichtige Informationen<br />

über unsere Jugendlichen erhalten, die sich zum Teil mit anderen<br />

Untersuchungen decken. So spiegelt die Selbstevaluation die Realität wieder,<br />

zum Beispiel die Besucherstruktur im Haus und die kulturellen Besonderheiten<br />

der verschiedenen Nationalitäten.<br />

40


KQ in Jugendfreizeitstätten – Dortmund-Mengede<br />

QS <strong>26</strong><br />

Fazit:<br />

❒ Die Selbstevaluation zeigt uns, dass wir mit dem Kernstück unserer Arbeit<br />

– dem Treffpunkt „Jugendcafé“ – richtig liegen. Das personale Angebot<br />

und die bereitgestellten Sachmittel ermöglichen uns, eine breite<br />

Produktpalette anzubieten.<br />

Die Palette umfaßt bereits:<br />

• das Frühstück mit Schulklassen in lockerer Atmosphäre, um die<br />

Einrichtung kennen zu lernen,<br />

• die Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen,<br />

• das Einüben von Vorstellungsgesprächen,<br />

• ein schwarzes Brett mit aktuellen Informationen <strong>zur</strong> Ausbildung<br />

und zu Stellenangeboten des Arbeitsamtes.<br />

❒ Wir wollen unser Angebot noch weiter ausbauen, um auf die aktuellen<br />

Bedürfnisse unserer Besucher einzugehen.<br />

Das bedeutet vor allem:<br />

• Zeit und Personal für Alltagsberatung bereitzustellen,<br />

• Hilfen bei der Arbeitsuche zu geben und bei der Erstellung von<br />

Bewerbungsunterlagen qualifiziert zu beraten, aber auch<br />

• Freizeitgestaltung und Kommunikation zu ermöglichen.<br />

❒ Unsere Untersuchungsfrage wird bestätigt durch die Ergebnisse der<br />

Selbstevaluation. Wir werden die bedürfnisorientierte Arbeit weiterentwickeln,<br />

besonders den Schwerpunkt „Übergang von Schule in den<br />

Beruf“, der in unserem Haus bereits seit Mitte der 80er Jahre einen hohen<br />

Stellenwert hat. Das hat jedoch auch Auswirkungen auf die Gesamtkonzeption<br />

unseres Hauses. Wir werden zukünftig hier noch personalintensiver<br />

arbeiten müssen. Darüber hinaus werden wir noch<br />

stärker mit dem Arbeitsamt zusammenarbeiten und moderne Kommunikationsmittel,<br />

wie zum Beispiel das Internet, zusammen mit den Jugendlichen<br />

nutzen.<br />

❒ Aus unseren Erfahrungen geben wir bei ähnlichen Evaluationsprojekten<br />

vor allem zu bedenken, dass von vornherein ein ausreichendes Zeitkontingent<br />

für den gesamten Prozess eingeplant werden muss, denn<br />

sonst gerät man unvermutet in Stresssituationen .<br />

Jürgen Balitzki, Ursula Koblitz, Claudia Kowollik, Michael Züfle sind hauptberufliche<br />

Fachkräfte im HOT-Dortmund-Mengede.<br />

HOT-Dortmund-Mengede<br />

Burgring 33<br />

44359 Dortmund-Mengede<br />

Tel.: (02 31) 33 30 08<br />

Fax: (02 31) 33 75 <strong>26</strong><br />

41<br />

Zu den Autoren/<br />

zu den Autorinnen<br />

Anschrift


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />

3.2 „Sieben auf einen Streich“ – oder:<br />

Ergebnisse aus der Selbstevaluation sofort umsetzen!<br />

Michael Hunold<br />

Zu Beginn meiner Mitarbeit im Projekt „KQ“ stellt sich mir die Situation in<br />

meiner Jugendfreizeitstätte folgendermaßen dar:<br />

• Eine gut besuchte Einrichtung mit regelmäßigen Angeboten wie Jugendcafé,<br />

Mädchentreff, Schülernachhilfe, Film AG, Gitarrenkursen und einem<br />

reichhaltigen Angebot für Kinder von 6 bis 12 Jahren<br />

• Gute Resonanzen bei der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde<br />

• Zufriedene Besucher/-innen<br />

• Irgendwie das Gefühl, „man müsse noch mehr machen“ – aber auch der<br />

Eindruck, „das alles läuft prima; es gibt eigentlich keinen Grund etwas zu<br />

verändern“<br />

• Die Aufforderung durch den Landesjugendplan NW, der auf der einen Seite<br />

die Chance für neue Projekte eröffnet, aber auch ausgereifte konzeptionelle<br />

Grundlagen verlangt.<br />

• Ab dem Jahr 2000 soll ein „Wirksamkeitsdialog“ geführt werden. Durch<br />

kontinuierliche Konzeptentwicklung erhoffe ich, die Einrichtung zukunftsfähig<br />

zu machen.<br />

Konzeptentwicklung<br />

Im Rahmen des Projektes „KQ“ muss zunächst eine Bestandsaufnahme für die<br />

Konzeptentwicklung erarbeitet werden. Dazu stellen wir uns folgende Fragen:<br />

• Welche Bedürfnisse und Erwartungen haben die Besucher ?<br />

• Welche Ziele und Inhalte ergeben sich daraus für die Arbeit?<br />

• Auf welche Ressourcen können wir <strong>zur</strong>ückgreifen?<br />

• Welche Räume haben wir?<br />

• Welches Personal steht uns <strong>zur</strong> Verfügung und welche Fähigkeiten bringen<br />

diese Personen ein?<br />

42


KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />

QS <strong>26</strong><br />

Schon bei diesen Fragestellungen wird uns deutlich, dass wir über eine<br />

Fülle von Ressourcen verfügen.<br />

In jedem Fall motiviert das Ergebnis zu einer Optimierung mit konkreten<br />

Fragen:<br />

• Welche Räumlichkeiten sind zu welchen Zeiten noch frei?<br />

• Welche Kurse können parallel laufen, ohne dass sie sich stören?<br />

• Welche gesetzlichen und pastoralen Grundlagen müssen wir beachten?<br />

• Welche Grundanforderungen stellt der Landesjugendplan NW?<br />

• Welche Erwartungen haben Träger und Kommune?<br />

Letztlich sehr viele Fragen, die eigentlich schon immer im Raum stehen, die<br />

unendlich angegangen werden können. Schließlich sind klar formulierte Erwartungen<br />

bzw. Arbeitsaufträge leichter und besser zu erfüllen als die globale<br />

Formulierung „wir machen ja was für die Jugend“.<br />

Am Schluss der ersten Etappe formulieren wir schriftlich eine Konzeption<br />

für unsere Jugendfreizeitstätte. Mir ist es wichtig, die Ergebnisse<br />

ander Realität und Bedürfnislage der Besucher zu messen.<br />

Deshalb entwerfe ich für die sich anschließende Selbstevaluation wieder<br />

neue Fragen:<br />

• Gibt es ein Miteinander unterschiedlicher Besuchergruppen im Jugendhaus?<br />

• Verhindern allgemeine Tendenzen der Individualisierung die Begegnung?<br />

• Müssen neue, interessante Angebote und Projekte entwickelt werden,<br />

die Begegnung ermöglichen?<br />

• Kennen die Treffpunktbesucher die laufenden Projekte und inwieweit<br />

nehmen sie teil?<br />

• Welche anderen Interessen haben sie und wie können diese in das<br />

Angebot der Einrichtung integriert werden?<br />

• Welche <strong>Qualität</strong> hat unsere Arbeit, bzw. was bedeuten die Angebote für<br />

die Jugendlichen?<br />

43


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />

Diese Fragen bilden die Grundlage für einen Fragebogen, den wir allen Besuchern<br />

und Besucherinnen des Jugendcafés anbieten. Vierzig Fragebögen<br />

geben wir an diesem Tag heraus. Um sicher zu gehen, dass der Fragebogen<br />

auch ausgefüllt wird, holen wir das Einverständnis der Besucher/-innen ein,<br />

an dieser Befragung teilzunehmen, und füllen mit ihnen zusammen den Bogen<br />

aus. Darüber hinaus liegen auf der Theke einige Exemplare für die Kinder<br />

und Jugendlichen bereit und sie sind ebenfalls aufgefordert, einen Bogen<br />

auszufüllen. Auch hiervon machen einige Gebrauch, sodass 35 ausgefüllte<br />

Fragebögen am Abend <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Sowohl die persönliche Ansprache und das gemeinsame Ausfüllen der Bögen<br />

als auch die offene Beteiligung an der Umfrage werden von den Besucherinnen<br />

und Besuchern gern aufgegriffen. Sie verstehen schnell, dass die<br />

Aktion und die Ergebnisse für die Angebotsstruktur von Nutzen sind, und<br />

beteiligen sich bereitwillig. Die Auswertung förderte interessante Ergebnisse<br />

zutage. Anschließend war ich mit meinen nebenamtlichen Mitarbeitern darauf<br />

bedacht, möglichst schnell erste Projekte umzusetzen.<br />

Katholische Jugendarbeit unterstützt<br />

diesen Prozess durch erwachsene Begleiterinnen<br />

und Begleiter und stellt Erfahrungsräume<br />

bereit. Damit können<br />

einzelne und Gruppen ihre Wahrnehmungsfähigkeit,<br />

ihre Kommunikationsfähigkeit,<br />

ihre Konfliktfähigkeit, ihre<br />

Fähigkeit zu begründeten Entscheidungen<br />

(auch in der Wertorientierung), ihre<br />

Fähigkeit zu Solidarität und Zusammenarbeit<br />

entwickeln und erweitern<br />

und so in ihrer persönlichen und sozialen<br />

Kompetenz wirksam gestärkt werden.<br />

(G+E, Seite 36)<br />

44


1<br />

Fragebogen <strong>zur</strong> Programmgestaltung<br />

QS <strong>26</strong><br />

Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk<br />

kinder-jugend & kulturhaus<br />

am markt 5 finnentrop<br />

infoline 0 27 21-5 07 48<br />

1. Wie alt bist du?<br />

Anonymer Fragebogen zum Programm<br />

2. Bist du weiblich oder männlich?<br />

3. Staatsangehörigkeit:<br />

4. In welchem Ort wohnst du?<br />

5. In welche Schule und welche Klasse gehst du?<br />

6. Ist dir das Jugendcafé bekannt? ❒ ja / ❒ nein<br />

7. Besuchst du das Jugendcafé?<br />

❒ nein<br />

❒ 1x pro Woche<br />

❒ 2x pro Woche<br />

8. Was bedeutet das für dich? (Mehrere Antworten möglich!)<br />

❒ Freunde treffen<br />

❒ abhängen<br />

❒ Musik hören/tanzen<br />

❒ mal von zu Hause rauskommen<br />

❒ neue Leute treffen<br />

❒ Freund/Freundin kennen lernen<br />

❒ günstig was zu trinken bekommen<br />

❒ von der Schule abschalten<br />

❒ mit den Fachkräften reden<br />

❒ erfahren, was abgeht<br />

❒ Dampf ablassen<br />

❒ miteinander reden<br />

❒ sich über laufende Projekte informieren<br />

❒ blöd angemacht werden<br />

❒ nervige Leute treffen<br />

❒ sonst noch:<br />

………………………………………………………<br />

9. Kennst du die laufenden Projekte für Jugendliche?<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

Tafel 13: Fragebogen <strong>zur</strong> Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk, Finnentrop<br />

45


QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen <strong>zur</strong> Programmgestaltung<br />

2<br />

10.Welche Projekte interessieren dich? (Mehrere Antworten möglich!)<br />

❒ Sport<br />

❒ Teenie-Treff<br />

❒ Mädchentreff<br />

❒ Gitarrenkurse<br />

❒ Medien<br />

❒ Film AG<br />

❒ Anderes, was?<br />

………………………………………<br />

❒ Musik<br />

❒ Inliner/Skaten<br />

❒ Internet-Café<br />

❒ Computer<br />

❒ Video<br />

❒ Foto<br />

❒ Breakdance<br />

11. Projekt bedeutet für mich: (Mehrere Antworten möglich!)<br />

❒ unter sich zu sein<br />

❒ eigene Interessen ausleben<br />

❒ mal von der Schule abschalten<br />

❒ Freunde treffen<br />

❒ abhängen<br />

❒ mal von zu Hause wegkommen<br />

❒ Freund/Freundin kennen lernen<br />

❒ mit den anderen reden<br />

❒ mal nicht blöde angemacht zu werden<br />

12. Ich habe schon Projekte in der Einrichtung besucht.<br />

Wenn ja, welche?<br />

………………………………………………………………<br />

13. Kennt ihr Leute aus/habt ihr Kontakt zu Leuten aus<br />

(mehrere Antworten möglich!):<br />

❒ Jugendcafé ❒ Sport AG ❒ Gitarrenkurse<br />

❒ Film AG ❒ Mädchentreff ❒ Schülernachhilfe<br />

14. Ich bin ❒ Skater<br />

❒ Inliner<br />

❒ Rapper<br />

❒ Musiker, welche<br />

Richtung?...........…………<br />

❒ Sprayer, Maler<br />

❒ .......................................<br />

und wünsche mir mehr Kontakt zu Leuten aus<br />

(mehrere Antworten möglich!):<br />

❒ Jugendcafé<br />

❒ Mädchentreff<br />

❒ Sport AG<br />

❒ …..........................…<br />

Danke fürs Mitmachen!<br />

❒ Gitarrenkurse<br />

❒ Film AG<br />

❒ Schülernachhilfe<br />

Tafel 13.1: Fragebogen <strong>zur</strong> Jugendfreizeitstätte St. Nepomuk, Finnentrop<br />

46


KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />

QS <strong>26</strong><br />

Auswertung der Ergebnisse und Konsequenzen für die konkrete<br />

pädagogische Arbeit<br />

Ergebnisse:<br />

❒ Viele Besucher des Jugendcafés wünschen mehr Kontakt zu der<br />

Sport AG.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir bieten mehr Sportprojekte an,<br />

• es gibt jetzt einen neuen Kurs „Tanz & Rhythmik“,<br />

• die Fußball AG wird ermuntert an überörtlichen Turnieren teilzunehmen.<br />

❒ Das Jugendcafé dient den Jugendlichen als Treffpunkt, zu Kommunikation<br />

und zum Musikhören, den Teenies bis 14 Jahren<br />

ist aber auch das Gespräch mit den Fachkräften sehr richtig.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir bieten einen neuen Teenie-Treff an,<br />

• die Öffnungszeiten des Jugendcafés bleiben bestehen,<br />

• es werden zusätzliche Projekte angeboten.<br />

❒ Die Teilnehmer der Gitarrenkurse nutzen die Kursangebote regelmäßig,<br />

andere Projekte/Kontakte werden nicht gewünscht.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir werden die Projekt wie bisher fortsetzen.<br />

❒ Die Film AG ist fast allen Treffbesuchern bekannt und wird<br />

gerne besucht.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir weiten das Programm durch ein regelmäßiges wöchentliches<br />

Filmangebot aus.<br />

❒ Viele sind sehr an Musik, Video, Foto und Computer interessiert.<br />

Gleichzeitig gibt es nur sehr geringe Rückmeldung auf<br />

ein Internet-Café.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir stellen umgehend den neuen Computerraum fertig.<br />

• Wir schaffen einen neuen Rechner mit folgenden technischen Möglichkeiten<br />

an:<br />

• Musikprogramm mit Samplerfunktion für alle Musikinteressierte<br />

zum Herstellen eigener Musikproduktionen,<br />

• Fotobearbeitungsprogramm, Digitalkamera,<br />

• Videobearbeitungsprogramm.<br />

47


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Finnentrop<br />

❒ Neue Besuchergruppen sollen angesprochen werden.<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir bauen ein neues Internet-Café auf.<br />

❒ Viele Rückmeldungen der Besucher kommen zu den Bereichen:<br />

Medien, Computer und Musik<br />

Unsere Konsequenzen:<br />

• Wir werden in dem neuen Projekt „DJ 2000“ verschiedene Wünsche<br />

zusammengeführen, damit:<br />

• Samples (Tonkollagen) mit der Vorgabe erstellt werden<br />

können, daraus eigene Stücke/Mixes zu machen;<br />

• die Ergebnisse auf einer gemeinsamen CD präsentiert werden können;<br />

• Sponsoren gefunden werden können,<br />

• benachbarte Einrichtungen an der Erstellung von Samples mitwirken<br />

können.<br />

Fazit:<br />

❒ Die wichtigste und nachhaltigste Erfahrung ist für mich, dass innerhalb<br />

der Konzeptentwicklung und Selbstevaluation sofort und unmittelbar<br />

Konsequenzen für die konkrete Arbeit deutlich werden.<br />

❒ Wenn man als Profi in der Jugendarbeit den Anspruch hat, ständig „am<br />

Puls der Zeit“ zu sein, dann ist es unerlässlich, die Ergebnisse und neuen<br />

Ideen sofort umzusetzen. Schon kleine Veränderungen in<br />

den Öffnungszeiten, neue Zusatzangebote und Programmerweiterungen<br />

machen den Besuchern klar, dass sie ernst genommen werden. We<br />

nn die Jugendlichen sofort erste Konsequenzen erkennen, werden<br />

sie auch zukünftig an neuen Befragungen teilnehmen.<br />

❒ Mich selbst hat das gesamte Projekt sehr motiviert. Ich habe eine genauere<br />

Kenntnis der Bedingungen bekommen, meine Hauskonzeption<br />

schriftlich formuliert und über die Fragebogenaktion einen intensiveren<br />

Kontakt zu den Besuchern bekommen. Das hat nicht zuletzt zu<br />

einer höheren Wertschätzung und Zufriedenheit mit der täglichen Arbeit<br />

geführt.<br />

Zum Autor<br />

Michael Hunold ist Dipl.-Sozialpädagoge und leitet die Jugendfreizeitstätte<br />

in Finnentrop.<br />

Anschrift<br />

48<br />

Jugendfreizeitstätte St. Johannes Nepomuk<br />

Am Markt 5<br />

57413 Finnentrop<br />

Tel.: (0 27 21) 5 07 48


KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

QS <strong>26</strong><br />

3.3 Konzeptentwicklung geht nicht von heute auf morgen ...<br />

Elke Krämer, Werner Hellwig<br />

Seit fünf Jahren ist die Kirchengemeinde St. Antonius in Wünnenberg Trägerin<br />

der Jugendtreffpunkte Wünnenberg/Fürstenberg/Helmern. Das Besondere an<br />

unserer offenen Jugendarbeit ist, dass es neben der Leitung des Kleinen Hauses<br />

der Offenen Tür (Kl. HOT) in Wünnenberg für die hauptberufliche Fachkraft<br />

den Auftrag gibt, auch die kleinen offenen Treffpunkte in zwei angrenzenden<br />

Orten (Fürstenberg und Helmern) pädagogisch zu unterstützen.<br />

Die Ausgangslage<br />

Bereits in der ersten Phase unseres Projektes KQ wurde schnell deutlich, dass<br />

ich für meine Einrichtung den Schwerpunkt auf die Konzeptentwicklung setzen<br />

will. Bisher gab es zwar einige grundsätzliche Überlegungen für die konzeptionelle<br />

Ausrichtung der offenen Jugendarbeit, die für die Einrichtung<br />

und Anerkennung der Jugendfreizeitstätte entwickelt wurden, aber eine<br />

grundlegende und tragfähige Konzeption fehlte.<br />

Was ist ein Konzept?<br />

Konzept, lat. conceptio, ist ein Entwurf, Plan, Empfängnis, das Zusammenfassen<br />

einer Sache in Worte, mit klar umrissenen Grundvorstellungen,<br />

ein Leitprogramm und ein gedanklicher Entwurf.<br />

Im Gegensatz <strong>zur</strong> Vision<br />

• orientiert sich eine Konzeption an der Realität und daraus ableitbaren<br />

Entwicklungen;<br />

• ist eine Konzeption handlungsorientiert, nennt Ziele, Mittel und Wege<br />

<strong>zur</strong> Zielerreichung.<br />

Ein Konzept ist im Unterschied zum Plan zeitlich nicht festgelegt und<br />

offen für Veränderungen und Fortschreibungen. 1<br />

Folgende Gründe sind weiterhin ausschlaggebend für meine Entscheidung:<br />

❒ Es gab in den vergangenen Jahren zwar immer wieder Absprachen zwischen<br />

den Gemeinden bezüglich des Einsatzes der Fachkraft, aber eine<br />

fundierte Analyse der Situation lag nicht vor.<br />

❒ Bisher hat es einen häufigen Wechsel in der Leitung der Einrichtung gegeben,<br />

eine abgesicherte Konzeption wird für Kontinuität in der inhaltlichen<br />

Ausrichtung der Arbeit sorgen.<br />

❒ Die Planung der Angebote und Aktivitäten geschieht derzeit spontan, auf<br />

der Grundlage der Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen. Eine genauere<br />

Zielsetzung, mit der Ableitung von Angeboten und Leistungen für<br />

die Kinder und Jugendlichen, ist vonnöten.<br />

1<br />

unveröffentlichtes Manuskript „Konzeptentwicklung“, Andreas Watzek, 1996<br />

49


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

❒ Für das Handeln als hauptberufliche Fachkraft ist eine konzeptionelle<br />

Grundlage unverzichtbar. Sie bietet die Plattform für ein verantwortungsvolles,<br />

begründetes und geplantes Vorgehen, welches durch die Reflexion<br />

zu professionellem, sozialpädagogischem Handeln wird.<br />

❒ Eine Konzeption ermöglicht es, die Arbeit in der kirchlichen und politischen<br />

Öffentlichkeit solide darzustellen und zu vertreten. Diese bietet die<br />

Grundlage um den Auftraggebern Rechenschaft zu geben und den Geldgebern<br />

die sinnvolle Verwendung der finanziellen Mittel deutlich zu machen.<br />

Die Vorüberlegungen für eine Konzeptentwicklung<br />

Eine Jugendfreizeitstätte ist Teil eines Gesamtsystems und es gibt bereits<br />

mehrere konzeptionelle Grundlagen und Aufträge, die die Zielsetzung der<br />

Einrichtung beeinflussen. Hier sind vor allem zu nennen:<br />

1. Die Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn; hier werden die pastoralen und pädagogischen Grundlagen<br />

für die Jugendarbeit beschrieben und Aufträge formuliert.<br />

2. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG); es beschreibt gesetzliche Anforderungen<br />

und Absichten für die Jugendhilfe.<br />

3. Der Landesjugendplan des Landes Nordrhein-Westfalen definiert seine<br />

Fördergrundlagen und -absichten und die Leistungen und Richtlinien, die<br />

für den Träger der freien Jugendhilfe relevant sind.<br />

4. Daneben gibt es viele unausgesprochene Grundlagen in Form von Erwartungen<br />

und Vorstellungen, die der Träger (= die Kirchengemeinde) bzw.<br />

seine Gremien, die Nachbarn, die Eltern, die Kommune und andere Einrichtungen<br />

haben.<br />

Für die Erarbeitung einer Konzeption ist es wichtig, möglichst viele dieser<br />

Aufträge, Erwartungen und Grundlagen zu kennen und zu berücksichtigen.<br />

Gleichzeitig muss die Konzeption mit dem Vorhandenen „kompatibel“ sein.<br />

Die Sozialraumanalyse<br />

Die Analyse des sozialen Raumes, in dem sich die Jugendtreffpunkte befinden,<br />

war für mich eine der wichtigsten Arbeiten bei der Konzeptentwicklung.<br />

Aus diesem Grunde stelle ich diesen Schritt besonders dar.<br />

„Der sozialräumliche Ansatz geht davon aus, dass sich auch aus dem Zusammenhang<br />

zwischen der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und den<br />

konkreten ,Räumen’, in denen sie leben, Begründungen und Orientierungen<br />

der Jugendarbeit ergeben.“ 2<br />

2<br />

Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker, (Hrsg.) „Konzepte entwickeln“, S. 9<br />

50


KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

QS <strong>26</strong><br />

Sozialräumliche Konzeptentwicklung vollzieht sich auf zwei Ebenen, im<br />

Sozialraum und in der Einrichtung.<br />

❒ Die Analyse des Lebensraumes und der sozialen Rahmenbedingungen<br />

Die Jugendfreizeitstätte steht in einem sozialen Kontext. Die Kinder, Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen bringen sich mit ihrer Lebenswirklichkeit<br />

und ihrem Alltag in die Einrichtung ein. Das bedeutet für die Zielorientierung<br />

der Einrichtung, unabhängig von Vorgaben und Rahmenbedingungen,<br />

sich ein Bild von den Orten und Lebensräumen der Jugendlichen zu verschaffen<br />

und deren <strong>Qualität</strong>en, Einschränkungen und Möglichkeiten kennen<br />

zu lernen. 3 Erst die Analyse des Sozialraumes der Kinder und Jugendlichen<br />

gibt Aufschluss über ihre Lebenswirklichkeit und -situation und aus diesen<br />

Erkenntnisse wiederum lassen sich Folgerungen für die pädagogische<br />

Schwerpunktsetzung der Arbeit ziehen.<br />

Zunächst sind demographisches Zahlenmaterial, Fakten <strong>zur</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />

und allgemeine Daten von Bedeutung:<br />

• die demographische Entwicklung der letzten fünf Jahre<br />

• die Religionszugehörigkeit<br />

• die Altersstruktur<br />

• der Anteil von Ausländern und Aussiedlern, sowie anderer Bevölkerungsgruppen<br />

• die Angaben <strong>zur</strong> Arbeitsmarktstatistik (Anteil von Arbeitslosen etc.)<br />

Weiterhin sind Angaben <strong>zur</strong> gesellschaftlichen Infrastruktur wichtig:<br />

• Welche Bildungseinrichtungen gibt es am Ort?<br />

• Zu welchen Bildungseinrichtungen müssen die Kinder und Jugendlichen<br />

täglich fahren, wie lange sind sie vom Wohnort abwesend?<br />

• Welche Vereine und Verbände gibt es und wieviel Kinder und Jugendlichen<br />

sind hier organisiert?<br />

• Wo sind die Arbeitsstellen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen?<br />

• Wo sind die typischen Treffpunkte der Kinder und Jugendlichen im Ort?<br />

• Welche gesellschaftlichen Problemlagen fallen besonders auf? (zum Beispiel<br />

Jugendarbeitslosigkeit, gewaltbereite Jugendliche, ...)<br />

• Welche kommerziellen Einrichtungen <strong>zur</strong> Freizeitgestaltung von Kindern<br />

und Jugendlichen gibt es am Ort bzw. suchen Kinder und Jugendliche in<br />

Nachbarorten auf?<br />

3<br />

ebd., S. 12<br />

4<br />

ebd., S. 12<br />

51


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

❒ Räume der offenen Jugendfreizeitstätte und Gestaltungsmöglichkeiten für die<br />

Besucher<br />

„Der zweite Schritt sozialräumlicher Konzeptentwicklung besteht aus einer Analyse<br />

der Räume der Kinder- und Jugendarbeit und der darin liegenden Aneignungsmöglichkeiten<br />

aus der Sicht der Kinder- und Jugendlichen.“ 4<br />

Offene Jugendarbeit, die „am Puls der Zeit sein will“, muss die Interessen,<br />

Bedürfnisse, Ideen, Wünsche und Vorstellungen der Besucherinnen und Besucher<br />

kennen, das heißt, sie muss sich mit den Erwartungen der „Endverbraucher“<br />

auseinandersetzen.<br />

Die leitende Frage hierzu ist:<br />

• Welche Erwartungen haben die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

an die offene Jugendfreizeitstätte in Bezug auf Programm und Angebote,<br />

Öffnungstage und -zeiten, Raumgestaltung und -ausstattung,<br />

Spiel- und Freizeitangebote, Themen und Projekte, ...?<br />

Um diese Angaben zu bekommen, bietet sich eine Befragung der Zielgruppe<br />

an. (Siehe Beispiel Seite 55 ff.)<br />

Die Zielbestimmung<br />

Die konzeptionellen Grundlagen und die Ergebnisse der Sozialraumanalyse<br />

bilden die Basis für die Zielformulierung. Dabei ist es wichtig, nicht nur bei<br />

der Benennung von Allgemeinzielen (= Leitzielen) zu bleiben, sondern diese<br />

Leitziele zu operationalisieren und so Mittler- und schließlich für die konkrete<br />

Umsetzung Handlungsziele zu beschreiben. 5<br />

Die Zielformulierung gibt Anlass, über das Profil der Einrichtung nachzudenken<br />

und entsprechende Aussagen zu treffen. Durch die oben beschriebenen<br />

Vorarbeiten sind die Kontexte und gesellschaftlichen Herausforderungen, in<br />

denen die Einrichtung steht, deutlich geworden. Nun bietet die Zielformulierung<br />

die Chance, Optionen und Schwerpunktsetzungen für die inhaltliche<br />

Grundausrichtung der Jugendfreizeitstätte zu treffen.<br />

Die Ressourcen<br />

Eine weitere, zu klärende Grundvoraussetzung sind die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Ressourcen. Es ist die Frage zu stellen:<br />

• Welches Personal steht mir für meine Arbeit <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

Da eine Kleine Offene Tür nur mit einer pädagogischen Fachkraft arbeitet,<br />

sind ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen und Honorarkräfte in den Blick zu<br />

nehmen.<br />

5<br />

vgl. <strong>Qs</strong>-Heft Nr. 21 „Zielfindung und Zielklärung“, Dr. Wolfgang Beyel, Ellen Schepp-Winter, 1999<br />

52


KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

QS <strong>26</strong><br />

• Mit welchen Finanzen kann ich arbeiten?<br />

Im Etat der Einrichtung sind Positionen für die pädagogische Arbeit ausgewiesen.<br />

Diese finanziellen Mitteln müssen ausreichen, um meine inhaltliche<br />

Arbeit zu ermöglichen, das heißt es ist notwendig, Prioritäten zu setzen,<br />

Anschaffungen zu planen und nicht nur kurz-, sondern mittel- und<br />

auch langfristig finanzielle Optionen zu setzten.<br />

• Entspricht das Raumangebot den inhaltlichen Anforderungen und den<br />

Vorstellungen der Besucher und Besucherinnen?<br />

Die Einrichtung verfügt über ein gewisses Raumangebot, aber es ist eine<br />

wichtige Voraussetzung, dieses Raumangebot auf die Interessenlage der<br />

Besucher/-innen abzustimmen. Auch sind an dieser Stelle die vorher getroffenen<br />

Optionen und die Ausstattung mit den anderen Ressourcen zu<br />

berücksichtigen. So kann das Raumangebot auch konzeptionelle Entscheidungen<br />

beeinflussen bzw. dazu führen, dass neue Optionen gesetzt werden<br />

müssen.<br />

Das Gespräch mit dem Träger<br />

Mit der Formulierung der Zielsetzungen für die Einrichtung ist der erste und<br />

wichtigste Teil der Konzeptentwicklung geschehen. Von Anfang an sind eine<br />

intensive Auseinandersetzung und Beratung mit dem Träger bzw. den Trägergremien<br />

erforderlich.<br />

Ideal ist es, wenn der Träger sich auch mit den einzelnen Bausteinen (siehe<br />

Seite 31, Tafel Nr. 8) beschäftigt und es dann durch einen gemeinsamen Dialog<br />

zu einem Austausch und einer Klärung kommt (siehe hierzu auch siehe<br />

Seite 33, Tafel Nr. 9). So entsteht dann tatsächlich ein Profil der Einrichtung,<br />

das auf einer breiten Basis der Übereinstimmung steht und für langfristigen<br />

Rückhalt sorgen kann.<br />

Die Programme und Angebote: „Unsere Produkte“<br />

Mit diesem letzten Schritt in der Konzeptentwicklung werden die Fragen beantwortet:<br />

• Was machen wir denn jetzt konkret? Was bieten wir an? Wie setzten wir<br />

das bisher Beschriebene um?<br />

Eine innovative offene Jugendarbeit muss an den Interessen und Bedürfnissen<br />

der Besucher/-innen ansetzen und gleichzeitig gesellschaftliche Herausforderung<br />

erkennen und für die Arbeit aufnehmen.<br />

Bei unserer Sozialraumanalyse haben wir viel über die Interessen, Erwartungen,<br />

Wünsche der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfahren.<br />

Auch sind uns die gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen in unserem<br />

Ort deutlich geworden. Es muss nun <strong>zur</strong> konkreten Umsetzung in die Praxis<br />

kommen, das heißt aus den formulieren Mittler- und Handlungszielen, den<br />

53


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendfreizeitstätten – Wünnenberg<br />

getroffenen Optionen, den zu nutzenden Ressourcen müssen nun Aktionen,<br />

Projekte, Programmpunkte und Angebote werden.<br />

Der Blick von außen<br />

Die beschriebene Konzeptentwicklung in der Kirchengemeinde Wünnenberg<br />

wurde im Rahmen des KQ-Projektes begleitet und unterstützt. Die Rückkopplung<br />

und Diskussionsmöglichkeit in der Gruppe waren eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Erstellung der Konzeption. Dabei war vor allem der<br />

Blick von außen wichtig, der Blick der Unbeteiligten, die auf manchen wichtigen<br />

Punkt und manche Fragestellung hingewiesen haben.<br />

Institutionen, die sich mit Konzeptentwicklung befassen, sollten daher auch<br />

nicht die Einbeziehung eines Außenstehenden scheuen. Ich habe diese Unterstützung<br />

durch die Gruppe sehr hilfreich, professionell und der Umsetzung<br />

der Aufgabe förderlich erlebt.<br />

Ein Konzept muss fortgeschrieben werden.<br />

Die Arbeit mit dieser Konzepterstellung hat gezeigt, wie sehr sich die Arbeit<br />

der Kleinen Offenen Tür in Wünnenberg in den letzten Jahren gewandelt<br />

und neue Herausforderungen bekommen hat. Dies ist ein Indiz dafür, dass<br />

eine Konzeption kein statisches „Werk“, sondern eine dynamische, immer<br />

wieder zu überprüfende und fortzuschreibende Grundlage der pädagogischen<br />

und pastoralen Ausrichtung einer Jugendfreizeitstätte ist.<br />

Zur Autorin<br />

Elke Krämer ist Dipl.-Sozialpädagogin und leitet die Jugendtreffpunkte Wünnenberg/Fürstenberg/Helmern<br />

der Kirchengemeinde St. Antonius.<br />

Anschrift<br />

Jugendtreffpunkt Wünnenberg St. Antonius<br />

Stadtring 32<br />

33181 Wünnenberg<br />

Tel.: (0 29 53) 15 10<br />

Ausgangspunkt politischen Handelns<br />

sind zuerst einmal die jungen Menschen<br />

in ihren konkreten Lebenszusammenhängen.<br />

Dies beginnt dort, wo Kinder<br />

und Jugendliche zum Beispiel in Gruppen,<br />

Treffpunkten, Arbeitsgemeinschaften<br />

oder Initiativen lernen, die eigenen<br />

Bedürfnisse und Interessen zu entdecken<br />

und zu vertreten. (G+E, Seite 39)<br />

54


1<br />

Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />

QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen für eine Umfrage unter Jugendlichen zum<br />

Freizeitverhalten (nach einer Vorlage von Kathrin Donner)<br />

(Mehrfaches Ankreuzen ist möglich!)<br />

Schule:<br />

Alter:<br />

Geschlecht:<br />

1. Was machst du in deiner Freizeit?<br />

❑ Lesen ❑ Fernsehen<br />

❑ Musik hören ❑ Faulenzen/rumhängen<br />

❑ Musik machen (Musikschule, Chor) ❑ Auf Feten gehen<br />

❑ Lustige Leute treffen ❑ Sport<br />

❑ Konzerte, Discos besuchen ❑ Computer spielen<br />

❑ Sonstiges …<br />

2. Wo triffst du dich mit deinen Freunden?<br />

❑ Sport-/Bolzplatz ❑ Jugend-/Pfarrheim<br />

❑ Park ❑ Sägewerk<br />

❑ Zu Hause ❑ An der Mauer<br />

❑ Gummibahnhof ❑ Eisdiele, Spritze, ...<br />

❑ Sonstige …<br />

3. Verbringst du deine Freizeit:<br />

❑<br />

❑<br />

in der Woche eher in … oder eher außerhalb von …<br />

am Wochendende eher in … oder eher außerhalb von …<br />

4. Wenn du deine Freunde treffen willst, wie kommst du zum<br />

Treffpunkt?<br />

❑ Gehe zu Fuß ❑ Mofa<br />

❑ Werde von den Eltern gefahren ❑ Bus/Bahn<br />

❑ Trampe ❑ Fahrrad/Rollerblades<br />

❑ Sonstige<br />

5. Bist du aktives Mitglied in einem Verein oder Verband?<br />

❑ Politischer Verband (z.B. Junge Union) ❑ Schützenverein<br />

❑ Kirchl. Jugendverband (z.B. Kolping) ❑ Sportverein<br />

❑ Malteser, DRK ❑ DLRG<br />

❑ Musikverein (z. B. Chor, Bläserchor) ❑ Feuerwehr<br />

❑ Sonstige ❑ Keine Mitgliedschaft<br />

Tafel 14: Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />

55


QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />

2<br />

6. Wohnen deine Freunde alle in ...?<br />

❑<br />

❑<br />

Ja<br />

Nein, sie wohnen in: …<br />

7. Besuchst du Veranstaltungen, Feste, die nicht von deinem<br />

Verein/Verband angeboten werden?<br />

❑<br />

❑<br />

Ja<br />

Nein<br />

In meinem Wohnort nehme ich teil an: …<br />

In anderen Orten nehme ich teil an: …<br />

8. Sind die Angebote ausreichend, die es im Wohnort gibt?<br />

❑<br />

❑<br />

Ja<br />

Nein, ich wünsche mir<br />

❍ mehr Sportangebote<br />

❍ Disco, Kino<br />

❍ Unterstützung durch die Erwachsenen<br />

❍ mehr religiöse Angebote<br />

❍ Billard, Kicker, Dartscheibe<br />

❍ einen Raum, in dem ich mich mit meinen Freunden treffen kann<br />

❍ mehr einmalige Angebote<br />

❍ Sonstiges<br />

9. Hast du Interesse an einem „Offenen Treff“ für deine Alters<br />

gruppe:<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

Besonders interessiert bin ich an (mehrere Kreuze sind möglich):<br />

❑<br />

❑<br />

❑<br />

einem Treff als Ort, um einfach nur Leute zu treffen, Musik zu hören<br />

oder Ähnliches<br />

Angeboten, die im Treff gemacht werden (z.B. Spiele, Turniere,<br />

Bastelangebote etc.)<br />

Angeboten, die außerhalb des Treffs stattfinden (z. B. Ferienaktionen,<br />

Ausflüge, oder Ähnliches)<br />

• Wann würdest du gerne in den Treff gehen?<br />

Tag<br />

1. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />

2. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />

3. ................................. ❒ nachmittags ❒ abends<br />

56<br />

Tafel 14.1: Fragebogen zum Freizeitverhalten


3<br />

Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />

QS <strong>26</strong><br />

• Im Treff sollte es einige Angebote nur für Mädchen oder Jungen<br />

geben:<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

• Im Treff sollte es „eigene Öffnungszeiten“ für Mädchen und/oder<br />

Jungen geben:<br />

❑ Ja ❑ Nein<br />

10. Folgende Angebote fände ich im „Offenen Treff“ gut:<br />

❑ Billard, Dart, Kicker ❑ Kochen<br />

❑ Ferienfreizeiten (z.B. Zeltlager) ❑ Konzerte<br />

❑ Band gründen, um Musik zu machen ❑ Discos<br />

❑ Hausaufgabenhilfe ❑ Internet-Café<br />

❑ Schweißen ❑ Holzarbeiten<br />

❑ Film- und Video-Workshop ❑ Skaten<br />

❑ Fahrradtour ❑ Sonstige<br />

❑ Jugend-, Kinder- oder Familiengottesdienste<br />

❑ Turniere/Wettkämpfe, wie z.B. Kicker, TT, Fußball, Volleyball, Dart,<br />

Fahrrad, und andere<br />

❑ Fahrten, Ausflüge, z. B. nach …<br />

❑ Bastelangebote, z.B. …<br />

❑ Ferienaktionen bzw. -angebote, z.B. …<br />

❑ Infoveranstaltungen, z. B. zum Thema …<br />

❑ Sport, z.B. …<br />

Tafel 14.2: Fragebogen zum Freizeitverhalten<br />

© Kathrin Donner<br />

Kathrin Donner ist Dipl.-Sozialpädagogin im Anerkennungsjahr und arbeitet<br />

in der TOT/Projekt Förderband in Meschede.<br />

TOT/Projekt Förderband<br />

Stiftsplatz 8<br />

59872 Meschede<br />

Zur Autorin<br />

Anschrift<br />

Tel.: (02 91) 85 40<br />

Fax: (02 91) 28 01<br />

57


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />

4. KQ in Dekanatsstellen<br />

Stichwort: Dekanat<br />

Dekanatsstellen<br />

Ein Dekanat besteht aus mehreren Pfarrgemeinden. Die Dekanatsstellen<br />

für katholische Jugendarbeit sind dezentrale Fach- und Servicestellen für<br />

die gesamte katholische Jugendarbeit in einem Dekanat. Hier arbeitet jeweils<br />

ein hauptberuflicher Referent mit sozialarbeiterischer oder sozialpädagogischer<br />

Ausbildung. Sie sind damit beauftragt, katholische Jugendarbeit<br />

in den vielfältigen Formen zu unterstützen. In der Ausgestaltung<br />

dieser Querschnittsaufgabe tun sie dies durch Fachberatung, Ausbildung<br />

und Qualifizierung, Koordination und Vertretung.<br />

4.1 Dekanatsstelle Rietberg – Telefonbefragung der Multiplikatoren<br />

Ludger Vollenkemper<br />

Als Referent für katholische Jugendarbeit bin ich im Dekanat für 14 Kirchengemeinden<br />

zuständig. Zu meinen Aufgaben gehören unter anderem Ausund<br />

Fortbildung, Fachberatung sowie Koordination der Jugendarbeit. Der<br />

Erfolg meiner Arbeit hängt dabei wesentlich vom „guten Draht“ zu den<br />

Gruppen und zu einzelnen Personen in den Pfarrgemeinden ab.<br />

Ich stelle mir daher die Frage:<br />

Kommen meine Infos eigentlich an der Basis an und haben sie dort die Wirkung,<br />

die ich mir wünsche (bzw. von der ich stillschweigend ausgehe)?<br />

Die wichtigste Funktion haben in diesem Zusammenhang wohl die so<br />

genannten Kontaktpersonen.<br />

Zielgruppe<br />

58<br />

Die Kontaktpersonen der Dekanatsstelle sind bedeutsame Personen in den<br />

Gruppierungen vor Ort, die sich durch ihre Rolle oder Position als Multiplikatoren<br />

für Informationen der Dekanatsstelle erweisen können.<br />

Oft sind dies langjährige Mitarbeiter/-innen, die schon Kontakt zu mir hatten<br />

und damit eine „Türöffner-Funktion“ besitzen. Häufig sind es die Kontaktpersonen,<br />

die bei einem Anliegen der Gruppe die Verbindung zu mir herstellen.<br />

Pro Gruppierung sind in der Regel eine, manchmal auch zwei Personen<br />

als Kontaktperson benannt.<br />

Die <strong>zur</strong>zeit 34 Kontaktpersonen sind größtenteils Ehrenamtliche und dabei<br />

<strong>zur</strong> Hälfte Vorstandsmitglieder und <strong>zur</strong> anderen Hälfte ohne besondere Funktionen<br />

tätig. Der kleinere Teil ist hauptberuflich als Leiter/-in einer Jugendfreizeitstätte,<br />

Priester oder Gemeindereferent tätig.<br />

Kontaktpersonen werden einmal jährlich von den Gruppen oder von den<br />

Gemeinden als solche bei der Dekanatsstelle benannt.


KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die Kontaktpersonen werden jeweils ein ganz bestimmtes Verständnis von<br />

ihrer Aufgabe haben, und auch ich definiere ihre Funktion in bestimmter<br />

Weise. Es stellt sich daher die Frage, in welchem Maß gegenseitige Annahmen<br />

und Erwartungen eigentlich identisch sind.<br />

Aus meiner Perspektive ergeben sich daraus folgende konkrete Fragestellungen:<br />

• Wissen die Kontaktpersonen von den Dienstleistungen der Dekanatsstellen?<br />

• Ist das gesamte Spektrum der Dienstleistungen bekannt?<br />

• Ist das Selbstverständnis der Kontaktpersonen identisch mit meinen<br />

Erwartungen ?<br />

• Erfüllen die Kontaktpersonen als Multiplikatoren meine Erwartungen<br />

bezüglich der Informationsstreuung?<br />

• Was erleichtert/erschwert aus Sicht der Kontaktpersonen die Kontaktaufnahme<br />

zu mir?<br />

• Wie hoch ist die Kundenzufriedenheit?<br />

Fragestellung<br />

Aus diesen Fragestellungen lassen sich folgende Untersuchungsziele ableiten:<br />

Die Untersuchung soll Aufschluss geben über<br />

• den Bekanntheitsgrad der Dekanatsstelle und des Referenten bei den<br />

Kontaktpersonen<br />

• den Bekanntsheitsgrad der Dienstleistungen und Angebote<br />

• die Effektivität der Kommunikation der Dekanatsstelle<br />

• das Selbstverständnis der Kontaktperson<br />

• die Kundenzufriedenheit<br />

• und die Rahmenbedingungen, die aus Sicht der Kontaktpersonen den<br />

Zugang <strong>zur</strong> Dekanatsstelle erleichtern bzw. erschweren.<br />

Untersuchungs–<br />

ziele<br />

In Anlehnung an die Untersuchungsziele habe ich vor der weiteren Planung<br />

und Durchführung der Untersuchung folgende Hypothesen formuliert:<br />

Hypothesen<br />

Über die Untersuchung könnte deutlich werden,<br />

• dass die Kontaktpersonen ihre Aufgabe anders definieren und ausfüllen,<br />

als ich dies annehme bzw. dass sich die Kontaktpersonen<br />

gar nicht als solche verstehen,<br />

• dass die verschiedenen Dienstleistungen der Dekanatsstelle sehr<br />

unterschiedlich wahrgenommen werden und dass sie für die Kontaktperson<br />

höchst unterschiedliche Bedeutung haben,<br />

• wo in der Kommunikation zwischen Dekanatsstelle und Kontaktperson<br />

wie auch zwischen Kontaktperson und Dekanatsstelle<br />

Schwachstellen vorhanden sind.<br />

59


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />

In der Planungsphase der Untersuchung habe ich zunächst drei alternative<br />

Untersuchungsmethoden in Erwägung gezogen. Dies waren:<br />

• die Telefonbefragung<br />

• eine schriftliche Befragung mit Fragebogen<br />

• einzelne Intensivgespräche mit Kontaktpersonen.<br />

In der Abwägung von Vor- und Nachteilen fiel die Präferenz auf die Form der<br />

Telefonbefragung, da hier bei einer relativ hohen Befragtenzahl ein hoher<br />

Rücklauf und damit Repräsentativität gewährleistet waren.<br />

Die Telefonbefragung<br />

a) Die Vorbereitung<br />

Da ich als Referent in relativ häufigem Kontakt zu den Befragten stehe, wurde<br />

schon sehr früh entschieden, die Befragung durch externe Befrager durchführen<br />

zu lassen. Für die Befragung wurden dann zwei ehemalige Studenten<br />

der Sozialpädagogik gewonnen. Diese boten sich insofern in besonderer<br />

Weise an, als sie über Kenntnisse, im Hinblick auf die kirchlichen Jugendarbeit<br />

verfügten, Kompetenzen im Bereich Selbstevaluation aufweisen konnten<br />

und schon gemeinsam eine Telefonbefragung durchgeführt hatten.<br />

Bei der Vorstellung im Team der Referenten bekundeten diese Interesse, die<br />

Befragung auch auf ihre Dekanate auszuweiten. Da dies die <strong>Qualität</strong> der Befragung<br />

aufwerten würde und auch eine Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen<br />

Dekanaten ermöglichen würde, wurde beschlossen, neben den 34<br />

Kontaktpersonen meines Dekanates jeweils weitere zehn aus vier weiteren<br />

Dekanaten zu befragen.<br />

Die 34 Kontaktpersonen sowie die 40 zufällig ausgewählten aus den zusätzlichen<br />

Dekanaten erhielten eine Woche vor der Befragung schriftlich eine<br />

Ankündigung und einige Informationen <strong>zur</strong> bevorstehenden Telefonbefragung.<br />

b) Die Durchführung<br />

Mit den Befragern wurde vor dem Beginn der Befragung ein Vorgespräch<br />

geführt, in dem sie sich mit dem Fragebogen (siehe Seiten 64/65)<br />

auseinandersetzen und Hintergründe erfragen konnten. Die Befragung<br />

selbst fand an vier Tagen, jeweils von 17.00 bis 21.00 Uhr statt. Von den 34<br />

Kontaktpersonen konnten 31 erreicht und befragt werden. Von den 40 zusätzlichen<br />

Kontaktpersonen wurden 35 befragt, sodass insgesamt 66 Telefonbefragungen<br />

durchgeführt wurden.<br />

60<br />

c) Die Auswertung<br />

Die Auswertung des Fragebogens wurde aufgrund ihrer Überschaubarkeit<br />

nicht computergestützt durchgeführt, sondern mit einer einfachen Auswertungsmatrix.<br />

Dieses Verfahren hat den Vorteil der schnellen und unkomplizierten<br />

Durchführbarkeit, aber den Nachteil, dass keine Querbezüge hergestellt<br />

werden können. Letzteres stellt aber in diesem Fall kein Problem dar.


KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die Ergebnisse<br />

Neben vielen interessanten Teilaspekten, die an dieser Stelle nicht dargestellt<br />

werden können, gibt es vier sehr bedeutsame Erkenntnisse.<br />

Ergebnisse<br />

❒ 100 Prozent der Befragten, die sich schon einmal mit einem Anliegen<br />

an die Dekanatsstelle gewandt haben, können sich auch an mindestens<br />

eine Situation erinnern, in der ihnen die Dekanatsstelle helfen<br />

konnte. Nur 11,5 Prozent können sich auch an eine Situation erinnern,<br />

in der die Dekanatsstelle nicht weiterhelfen konnte. Die Zufriedenheitsnote<br />

für die Leitungen der Dekanatsstelle liegt bei 2,1 (bei Noten<br />

von 1 bis 6).<br />

❒ Unerwartet hoch ist der Bekanntheitsgrad der Serviceleistung „Ausleihe<br />

von Medien und Geräten“. Diese hat den höchsten Bekanntheitsgrad<br />

aller Dienstleistungen der Dekanatsstelle. Auch bei der<br />

Inanspruchnahme von Dienstleistungen liegt die „Ausleihe von ...“ mit<br />

44 Nennungen an der Spitze.<br />

❒ Sehr unbefriedigend ist jedoch das Maß der Schwierigkeiten bei der<br />

Kontaktaufnahme <strong>zur</strong> Dekanatsstelle. Neun von 31 Befragten benennen<br />

diese Schwierigkeit. Hier besteht hoher Handlungsbedarf.<br />

❒ Nur 44 Prozent der Kontaktpersonen definieren sich selbst als solche.<br />

Hier besteht ein unerwartet hoher Bedarf, die Identität der Kontaktperson<br />

zu fördern.<br />

Katholische Jugendarbeit fördert die<br />

Entfaltung einer eigen- und altersgeprägten<br />

Spiritualität junger Menschen<br />

in Treffpunkten, Gruppen, Initiativen,<br />

Aktionen, Zusammenschlüssen und<br />

anderen Formen. (G+E, Seite 33)<br />

61


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Dekanatsstellen – Rietberg<br />

Konsequenzen der<br />

Telefonbefragung<br />

Die Konsequenzen<br />

Nach Abschluss der Befragung bleibt festzustellen, dass über die Form<br />

der Telefonbefragung Ergebnisse zutage gefördert wurden, die mit herkömmlichen<br />

Reflexions- und Analyseinstrumenten nicht hätten betrachtet<br />

werden können. Die Ergebnisse sind zum Teil hoch zufriedenstellend<br />

und bestärken deshalb darin, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.<br />

Andere Ergebnisse machen einen Handlungsbedarf deutlich. Unterschiedlichste<br />

Konsequenzen sind dabei bereits angedacht und werden<br />

<strong>zur</strong>zeit mit Kollegen und Abteilungsleitung diskutiert. Sie gliedern sich im<br />

Wesentlichen in drei Bereiche:<br />

1. Service/Ausleihe von Medien<br />

Der Bestand an Fachliteratur soll aktualisiert und vor allem durch praxisorientierte<br />

Bücher ergänzt werden. Eine aktualisierte Gesamtübersicht<br />

der Medien wird erstellt und bekannt gemacht. Bei größeren Veranstaltungen,<br />

wie Kursen und Seminaren, wird den Teilnehmern und<br />

Teilnehmerinnen künfig die Teilnahme an einer „Medienpräsentation“<br />

der Dekanatsstellen ermöglicht.<br />

Neue Großspiele und Geräte werden angeschafft.<br />

2. Kontaktaufnahme/Erreichbarkeit<br />

Die Dekanatsstellen auf Regionalebene prüfen <strong>zur</strong>zeit, ob ein Dienstleistungsabend<br />

(16.00 bis 19.00 Uhr) zu einer für alle Dekanatsstellen<br />

gemeinsamen Zeit durchgeführt werden kann. Diese gemeinsame<br />

Bürozeit lässt sich leichter kommunizieren und bringt für die Multiplikatoren<br />

eine einfachere Orientierung.<br />

Die Dekanatsstellen sollen außen mit großen mehrfarbigen Hinweisschildern<br />

mit dem Logo der Dekanatsstellen ausgestattet werden. Diese<br />

neuen Hinweisschilder lösen die alten Metallhinweisschilder ab.<br />

Zu den Leiterrunden und einzelnen Multiplikatoren soll durch vermehrte<br />

Besuche oder Telefonate ein näherer Kontakt hergestellt werden.<br />

3. Selbstverständnis der Multiplikatoren<br />

Die Multiplikatoren erhalten eine schriftliche Rückmeldung auf die Telefonbefragung,<br />

in der die Ergebnisse und Konsequenzen beschrieben<br />

werden. Auch sollen in diesem Brief die Erwartungen an die Multiplikatoren<br />

formuliert werden.<br />

Vierteljährlich wird ein Infobrief an die Multiplikatoren mit exklusiven<br />

Informationen <strong>zur</strong> Jugendarbeit verschickt. Dieser Infobrief wird einen<br />

gemeinsamen regionalen Teil und einen Dekanatsteil beinhalten.<br />

zum Autor<br />

Ludger Vollenkemper ist Dipl.-Sozialpädagoge und Referent für katholische<br />

Jugendarbeit im Dekanat Rietberg, Erzdiözese Paderborn.<br />

Dekanatsstelle für katholische Jugendarbeit<br />

Hauptstr. 29<br />

33415 Verl<br />

62<br />

Tel.: (0 52 46) 16 13<br />

Fax: (0 52 46) 79 35


Telefonbefragung<br />

QS <strong>26</strong><br />

Mit dem folgenden Brief haben wir unsere Telefonbefragung<br />

angekündigt:<br />

An die<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

in der katholischen Jugendarbeit<br />

in den Dekanaten<br />

der Kreise Gütersloh und Soest<br />

Telefonbefragung <strong>zur</strong> Arbeit der Dekanatsstellen<br />

für katholische Jugendarbeit<br />

Hallo und guten Tag,<br />

die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit in den Kreisen Gütersloh und Soest führen <strong>zur</strong> Zeit eine<br />

telefonische Befragung ehrenamtlicher und hauptberuflicher Mitarbeiter/-innen in der katholische Jugendarbeit<br />

durch. Dabei geht es uns darum herauszufinden, ob unsere Angebote und Dienstleistungen<br />

a) bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bekannt sind und<br />

b) die Bedürfnisse und Wünsche der Leute vor Ort in der Gemeinde treffen.<br />

Ziel ist es, unsere Angebote und Dienstleistungen weiter zu verbessern und zu optimieren.<br />

Zu diesem Zweck werden in den kommenden zwei Wochen 75 Personen angerufen und befragt. Auch du<br />

wurdest für diese Befragung ausgewählt und wirst daher in den kommenden zwei Wochen an einem<br />

Abend zwischen 17.00 und 21.00 Uhr angerufen und befragt.<br />

Die Befragung wird von Stefanie Pathmann und Rainer Hake, zwei ehemaligen Studenten der katholischen<br />

Fachhochschule in Paderborn, im Auftrag der Dekanatsstellen durchgeführt. Alle dabei gewonnenen<br />

Daten werden selbstverständlich anonymisiert.<br />

Damit wir die Angebote der Dekanatsstellen weiter verbessern können, wären wir dir sehr dankbar, wenn<br />

du diese Aktion wohlwollend unterstützen würdest.<br />

Herzliche Grüße<br />

Ludger Vollenkemper<br />

Für das Regionalteam der Referenten für katholische Jugendarbeit<br />

in der Region Hellweg<br />

Tafel 15: Anschreiben <strong>zur</strong> Telefonbefragung<br />

63


QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen für die Telefonbefragung<br />

Telefoninterview<br />

1<br />

• Zu Ihrer Person:<br />

Ich bin …… Jahre alt<br />

❒ ehrenamtlich<br />

❒ hauptberuflich<br />

Dekanat:.............<br />

❒ Pfarrjugend<br />

❒ offene Arbeit<br />

❒ verbandliche Arbeit<br />

• Waren Sie schon einmal in der Dekanatsstelle?<br />

• Kennen Sie den Referenten/die Referentin für katholische Jugendarbeit<br />

in Ihrem Dekanat?<br />

Kennen Sie die Dienstleistungen und Angebote der Dekanatsstelle?<br />

Können Sie einige benennen?<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ Aus- und Fortbildungsangebote<br />

❒ Informationen zu Fragen kirchlicher Jugendarbeit<br />

❒ Ausleihe<br />

❒ Beratung<br />

❒ ………………………………………………………………<br />

• Haben Sie schon einmal eine Dienstleistung, ein Angebot, eine<br />

Information oder Ähnliches in Anspruch genommen ?<br />

Wenn nein, ergab sich noch nicht die Notwendigkeit, oder<br />

woran liegt das?<br />

……………………………………………………………………………<br />

Wenn ja, konnte Ihnen geholfen werden?<br />

Um welche/welches Anliegen ging es dabei?<br />

❒ Habe an Aus- oder Fortbildung teilgenommen<br />

❒ Habe Aus- oder Fortbildung für Leute aus<br />

unserer Gruppierung vermitteln können<br />

❒ Ich bin beraten worden<br />

❒ zu Aus - und Fortbildung<br />

❒ zu Finanzen, Abrechnungen<br />

❒ zu rechtlichen Fragen, Versicherung<br />

❒ zu organisatorischen Fragen<br />

❒ zu konzeptionellen Fragen<br />

❒ Habe Informationen bekommen<br />

❒ Habe etwas ausgeliehen<br />

❒ ………………………………………………………………<br />

• Gab es Situationen, in denen die Dekanatsstelle nicht helfen konnte?<br />

Wenn ja, wobei?<br />

……………………………………………………………………………<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

64<br />

Tafel 16: Fragebogen <strong>zur</strong> Telefonbefragung


2<br />

Telefonbefragung<br />

QS <strong>26</strong><br />

• Gab es schon einmal, als Sie ein Anliegen hatten, Probleme bei der<br />

Kontaktaufnahme <strong>zur</strong> Dekanatsstelle?<br />

Wenn ja, welche ?<br />

………………………………………………………………………………<br />

• Kennen Sie das „IM BLICK“?<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

Die Informationen, die Sie über das IM BLICK erhalten,<br />

sind für Sie<br />

hilfreich<br />

uninteressant<br />

informativ ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 6 * nicht brauchbar<br />

gut<br />

schlecht<br />

• Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit den Dienstleistungen der<br />

Dekanatsstelle?<br />

sehr zufrieden ❒ 1 ❒ 2 ❒ 3 ❒ 4 ❒ 5 ❒ 6 * gar nicht zufrieden<br />

• Gibt es in Ihrer Gruppierung eine Person, die Kontakt <strong>zur</strong><br />

Dekanatsstelle hält, bzw. zu der die Dekanatsstelle besonderen<br />

Kontakt hält?<br />

❒ ja / ❒ nein<br />

(wenn sich der Befragte/die Befragte als solche zu erkennen gibt)<br />

Wie sind Sie Kontaktperson geworden?<br />

…………………………………………………………………<br />

• Sonstiges?<br />

………<br />

Wissen Sie, welche Erwartungen der/die Referent(in)<br />

diesbezüglich an Sie hat?<br />

…………………………………………………………………<br />

Was ist Ihrer Meinung nach dabei Ihre Aufgabe?<br />

…………………………………………………………………<br />

Was könnte der/die Referent(in) für Sie als Kontaktperson noch tun?<br />

…………………………………………………………………<br />

*<br />

Nach Schulnotensystem ankreuzen<br />

Tafel 16.1: Fragebogen <strong>zur</strong> Telefonbefragung<br />

65


QS <strong>26</strong> Telefoninterview<br />

Anregungen für ein Telefoninterview<br />

Stefanie Pathmann, Rainer Hake<br />

Für den Erfolg eines Telefoninterviews sind folgende Dinge zu beachten:<br />

❒ Für jede/n Interviewer/-in muss ein Telefon <strong>zur</strong> Verfügung stehen, an<br />

dem sie/er mit möglichst wenigen äußeren Ablenkungen arbeiten<br />

kann.<br />

❒ Um die Telefonkosten gering zu halten, ist es sinnvoll, die Interviews<br />

aus der Region heraus zu führen.<br />

❒ Um Überraschungen zu vermeiden, werden die Befragten zuvor<br />

schriftlich informiert.<br />

❒ Die Befragungen werden in einem festgelegten Zeitraum durchgeführt,<br />

zu einer Zeit, in der die Interviewpartner erreichbar sind.<br />

❒ Für eine Standardisierung der Interviews ist ein vorliegender Fragebogen<br />

notwendig. Er ist so zu gestalten, dass die Antworten leicht<br />

und ohne Probleme protokollierbar sind.<br />

❒ Der Fragebogen soll<br />

• die Bereitschaft des Befragten <strong>zur</strong> Teilnahme am Interview wecken,<br />

• die Aufmerksamkeit des Befragten für die Gesamtdauer des Interviews<br />

gewährleisten,<br />

• von der/dem Interviewer/-in leicht zu handhaben sein, um Fehler<br />

zu vermeiden.<br />

❒ Um klare Antworten zu bekommen, ist es sinnvoll, die Antwort durch<br />

eine Skala einschätzen zu lassen (zum Beispiel nach Schulnotensystem<br />

von 1 bis 6 oder -3 bis +3).<br />

❒ Offene Fragestellungen beinhalten die Schwierigkeit, das Gesagte in<br />

der zeitlichen Kürze richtig zu erfassen. Deshalb ist es sinnvoll, Antwortvorgaben<br />

anzubieten.<br />

❒ Vortests geben Aufschluss über die Dauer einzelner Interviews und<br />

helfen Fehler im Aufbau des Interviews bereits vor der eigentlichen<br />

Erhebungsphase zu erkennen.<br />

❒ Interviews zu führen ist eine Arbeit, die die ganze Konzentration der<br />

Interviewenden fordert – entsprechend sind Pausenzeiten zu berücksichtigen.<br />

Tafel 17: Anregungen für ein Telefoninterview<br />

Zu den Autoren/<br />

zu den Autorinnen<br />

Anschrift<br />

66<br />

Stefanie Pathmann ist Dipl.-Sozialpädagogin; Rainer Hake ist Dipl.-Sozialpädagoge.<br />

Sie sind im <strong>zur</strong>zeit Anerkennungsjahr und arbeiten in unterschiedlichen<br />

Bereichen für katholische Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn.<br />

Dekanatstelle für katholische Jugendarbeit<br />

Weststr. 54a Tel.: (0 23 07) 1 02 00<br />

59174 Kamen Fax: (0 23 07) 1 02 18


KQ in Dekanatsstellen – Meschede<br />

QS <strong>26</strong><br />

4.2 Selbstevaluationsprojekt der Dekanatsstelle Meschede<br />

Michael Kloppenburg<br />

1. Der Ausgangspunkt<br />

Damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben im Dienst an<br />

jungen Menschen motiviert, qualifiziert und persönlich befriedigend wahrnehmen<br />

können, ist ein umfangreiches, abgestuftes und transparentes Ausbildungsangebot<br />

notwendig. Dem wurde in unserem<br />

Erzbistum mit der Verabschiedung von „Standards<br />

<strong>zur</strong> Konzeptionierung von Ausbildungsmaßnahmen<br />

für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der katholischen Jugendarbeit<br />

in der Erzdiözese Paderborn“ Rechnung getragen.<br />

Zum Verständnis der Ausgangslage ist festzuhalten:<br />

Im Dekanat Meschede gibt es viele engagierte Ehrenamtliche aller Lebensalter,<br />

die sich mit ihren jeweiligen Begabungen und einem Teil ihrer Zeit freiwillig<br />

und kostenlos auf vielfältige Weise in der katholischer Jugendarbeit<br />

einsetzen. Sie haben Spaß an der Sache, tragen jedoch<br />

auch ein hohes Maß an Verantwortung. Aufgrund<br />

der mannigfaltigen Anforderungen aus der<br />

konkreten Praxis pädagogischer Anforderungen<br />

werden bestimmte Mindestanforderungen an die<br />

Qualifikation ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gestellt. Deren Befähigung zu einem verantwortlichem Engagement<br />

durch Ausbildung ist demnach ein bedeutendes Element der Förderung<br />

Ehrenamtlicher. Die konsequente Orientierung an den Ehrenamtlichen<br />

und die Sicherung der <strong>Qualität</strong> unserer Ausbildungsangebote veranlassen<br />

uns immer wieder, folgende Fragen zu stellen:<br />

• Wie gut sind eigentlich unsere Angebote?<br />

• Entsprechen sie tatsächlich den Fragen und Interessen, den Bedürfnissen<br />

und den Wünschen der Ehrenamtlichen?<br />

• Was können wir besser machen?<br />

Die katholische Jugendarbeit lebt vom<br />

Engagement und von den Ideen ehrenamtlicher<br />

Männer und Frauen.<br />

Die <strong>Qualität</strong> unserer Arbeit hängt wesentlich<br />

von der <strong>kontinuierlichen</strong> Ausbildung<br />

ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter ab.<br />

Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass längst nicht alle Mitarbeiter/-innen<br />

nach den Erfordernissen unserer Standards ausgebildet sind. Insbesondere<br />

Erwachsenen ist es aus beruflichen und familiären Gründen nicht möglich,<br />

an einem mehrtägigen Blockkurs oder an einer anderen längerfristigen Ausbildungsmaßnahme<br />

teilzunehmen. Ferner scheuen sich viele Ehrenamtliche,<br />

die bislang noch keine Erfahrungen mit Ausbildung gemacht haben, das vertraute<br />

Umfeld zu verlassen. Die Schwellenängste sind offensichtlich sehr<br />

groß.<br />

67


QS <strong>26</strong><br />

Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />

Unser Ausbildungsangebot ist an folgenden Kriterien orientiert:<br />

• Das Angebot muss so nah wie möglich an den individuellen Bedürfnissen<br />

der Ehrenamtlichen ansetzen.<br />

• Das Angebot muss nach den zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden<br />

variabel sein.<br />

• Um sich bei aktuellen Problemstellungen sofort Unterstützung holen<br />

zu können, muss das Angebot orts- und zeitnah sein.<br />

• Das Angebot muss so niederschwellig sein, dass Ehrenamtliche Geschmack<br />

an der Ausbildung bekommen.<br />

Im Hinblick auf die Mitarbeiterqualifizierung fehlt bislang eine an diesen Kriterien<br />

ausgerichtete Ausbildungsform. Um diese Angebotslücke zu schließen<br />

bietet sich ein Konzept für eine dezentrale Qualifizierung an:<br />

Eine Ausbildung vor Ort (AvO)<br />

Ausbildung<br />

vor Ort<br />

Was ist das Neue an Ausbildung vor Ort (AvO)?<br />

AvO richtet sich nicht an Einzelne, sondern spricht die Mitarbeiterrunden<br />

vor Ort an. Die Teilnehmer/-innen an Ausbildungsmaßnahmen müssen<br />

sich nicht mehr auf den Weg machen, sondern der Referent der Dekanatsstelle<br />

für katholische Jugendarbeit kommt in die Pfarrgemeinde und<br />

nutzt die Mitarbeiterbesprechung für die Ausbildung.<br />

Statt: „Kommt zu uns“ heißt es jetzt: „Wir kommen zu euch.“<br />

Ausbildungskontrakt<br />

Die Teilnehmer/-innen können je nach Situation und Interesse aus einer<br />

umfangreichen Themenliste ihr spezielles AvO-Angebot zusammenstellen.<br />

Gemeinsam mit dem Referenten werden dann die genauen Ausbildungsinhalte<br />

und -formen, der zeitliche Rahmen (Abend-, Halbtages-,<br />

Tages- und Wochenendveranstaltungen sind möglich) und der Veranstaltungsort<br />

abgesprochen. Diese Vereinbarungen sind für beide Seiten verbindlich<br />

und werden in einem sogenannten Ausbildungskontrakt festgehalten.<br />

Ist AvO längerfristig geplant (zum Beispiel über mehrere Abendtermine)<br />

besteht selbstverständlich die Möglichkeit, je nach Situation und<br />

neuen Fragestellungen, die Vereinbarungen zu verändern.<br />

Kurzum: Mit AvO ist der Anspruch verknüpft, auch kurzfristig auf die Interessen<br />

und Problemlagen von Mitarbeiterrunden und Leitungsteams zu reagieren und<br />

bedarfsgerecht eine Dienstleistung im Ausbildungsbereich anzubieten.<br />

68


Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />

QS <strong>26</strong><br />

Beispiel einer Themenpalette <strong>zur</strong> Ausbildung vor Ort (AvO)<br />

Nicht ihr müsst euch auf den Weg machen, sondern wir kommen in eure<br />

Gemeinde und führen dort die Veranstaltung durch.<br />

Interessiert euch ein bestimmtes Thema (oder auch mehrere), so meldet<br />

euch in eurer Dekanatsstelle an. Wir sprechen dann Thema, Inhalt, Ort<br />

und Zeit miteinander ab. Ausgehend von diesen Absprachen kann AvO<br />

starten, an einem oder mehreren Abenden, an einem Samstag (nachmittag)<br />

oder auch an einem Wochenende.<br />

Ihr könnt eure speziellen AvO-Angebote aus der folgenden Themenpalette<br />

zusammenstellen:<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

Lebenswelten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

Entwicklungspsychologie und Jugendarbeit – eine Hilfe zum altersgerechten<br />

Leiten von Gruppen<br />

Ziele und Aufgaben katholischer Jugendarbeit – eine Hilfe <strong>zur</strong><br />

Schärfung des eigenen Profils<br />

Aufbau einer neuen Gruppe<br />

Planung und Gestaltung einer Gruppenstunde<br />

Programm- und Entscheidungsfindung in Gruppen<br />

Projektarbeit<br />

Kindergruppenarbeit<br />

Mädchenarbeit und/oder Jungenarbeit<br />

Treffpunkte in der katholischen Jugendarbeit<br />

Religiöse Erlebnisräumen in Gruppen<br />

Spiele in Gruppen und für jede Gelegenheit<br />

Sexualpädagogik<br />

Gruppe – was ist das?!<br />

Umgang mit Konflikten in Gruppen<br />

Gesprächsführung und Moderation in der Arbeit mit Gruppen<br />

Teamarbeit<br />

lnteressenvertretung<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Recht und Aufsichtspflicht in der Jugendarbeit<br />

Finanzierung von Jugendarbeit<br />

oder …<br />

Tafel 18: Beispiel einer Themenpalette <strong>zur</strong> Ausbildung vor Ort (AvO)<br />

69


QS <strong>26</strong><br />

Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />

2. Der Modellversuch<br />

Modellversuch<br />

Um festzustellen, auf welche Resonanz „Ausbildung vor Ort (AvO)“ bei Ehrenamtlichen<br />

stößt, starten wir einen einjährigen Modellversuch. Vier Mitarbeiterrunden<br />

aus Pfarrgemeinden und Jugendverbänden entscheiden sich<br />

dafür, AvO auszuprobieren und zu überprüfen. Dabei passen wir uns den<br />

zeitlichen Möglichkeiten der Teilnehmer/-innen an, indem wir sowohl ganztägig<br />

als auch stundenweise zusammenkommen. So nehmen insgesamt 48<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an diesem Testlauf teil. Dieser Modellversuch<br />

soll uns Hinweise geben, ob diese neue Form der Mitarbeiterqualifizierung<br />

die in sie gesteckten Erwartungen erfüllt. Mit Hilfe einer Selbstevaluation<br />

werden im Anschluss an den Modellversuch die fachliche <strong>Qualität</strong> unseres<br />

Ausbildungsansatzes und dessen Ergebnisse untersucht.<br />

3. Die Selbstevaluation<br />

Selbstevaluation<br />

Mit Hilfe der Selbstevaluation wollen wir herausfinden, ob und inwieweit<br />

AvO als neue Form der Qualifizierung Ehrenamtlicher wirklich geeignet ist.<br />

Dabei geht es nicht nur darum, dass wir unsere Vermutungen bestätigt bekommen.<br />

Vielmehr wollen wir wissen, wie unsere Angebote von den Teilnehmern<br />

undTeilnehmerinnen beurteilt werden. Um die Leistungen und<br />

Wirkungen von AvO systematisch überprüfen zu können, haben wir ausgehend<br />

von den AvO-Zielen Untersuchungsfragen entwickelt.<br />

Der Selbstevaluation liegen folgende Fragestellungen zugrunde:<br />

❒ Wie sehen die Adressaten diese neue Ausbildungsform?<br />

❒ Setzt AvO tatsächlich so nah wie möglich an den individuellen Bedürfnissen<br />

der Ehrenamtlichen an?<br />

❒ Welche Bedeutung haben die eigene Mitarbeiterrunde und der Veranstaltungsort<br />

in der eigenen Pfarrgemeinde für die Teilnahme an<br />

AvO?<br />

❒ Haben die Teilnehmer/-innen die Möglichkeit, ihre Interessen zu formulieren<br />

und das AvO-Angebot mitzugestalten?<br />

❒ Was können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre konkreten<br />

Aufgaben lernen?<br />

❒ Welche Ausbildungsinhalte können direkt umgesetzt werden?<br />

❒ Ermöglicht AvO persönlichkeitsbezogene Kompetenzen zu vertiefen?<br />

70<br />

Versehen mit einem persönlichen Anschreiben, in dem das Selbstevaluationsprojekt<br />

erläutert wird, und einem frankiertem Rückumschlag wurde ein<br />

an den zuvor genannten Fragestellungen orientierter Fragebogen versandt.<br />

Von den insgesamt 48 befragten AvO-Teilnehmenden schickten 21 Personen<br />

(18 weiblich/3 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 28,9 Jahren beantwortete<br />

Fragebögen <strong>zur</strong>ück. Das ergibt einen Rücklauf von annähernd 44<br />

Prozent.


Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />

QS <strong>26</strong><br />

4. Die Ergebnisse<br />

Die Fragebögen konnten wir gut auswerten, weil sowohl die Anzahl der<br />

Fragen als auch die differenzierten Fragestellungen kaum zu Irritationen<br />

führten. Bis jetzt liegen noch nicht alle Daten vor, aber folgende Tendenzen<br />

werden schon deutlich.<br />

❒ Ehrenamtliche und hauptberufliche Kontaktpersonen vor Ort motivieren<br />

die Mitarbeiterrunde für AvO. Fast alle Befragten haben zuvor<br />

noch nie an einem Ausbildungsangebot im Rahmen katholischer<br />

Jugendarbeit teilgenommen.<br />

❒ Ausschlaggebend für die AvO-Teilnahme ist nicht der Veranstaltungsort,<br />

sondern die Ausbildung in der eigenen vertrauten Mitarbeiterrunde.<br />

❒ Die AvO-Themenpalette ist der Hälfte der Befragten bekannt und<br />

dazu geeignet, ein individuelles AvO-Angebot zusammenzustellen.<br />

❒ Von fast allen wird <strong>zur</strong>ückgemeldet, dass sie ihre Interessen im Hinblick<br />

auf Ausbildung formulieren konnten und dass die konkrete Situation<br />

vor Ort berücksichtigt wurde.<br />

❒ Rund die Hälfte aller Befragten meint, jetzt ihre Aufgaben in der Jugendarbeit<br />

qualifizierter wahrnehmen zu können als vorher. Als<br />

persönlich bereichernd wurde vor allen Dingen die Beziehung zu<br />

anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erlebt.<br />

❒ Vorgestellte und ausprobierte Arbeitshilfen und Materialien des<br />

AvO-Angebotes konnten zwischenzeitlich von der Hälfte aller Befragten<br />

erfolgreich eingesetzt werden.<br />

❒ Die Hälfte aller Teilnehmer/-innen ist motiviert worden, ein AvO-<br />

Folgeangebot in Anspruch zu nehmen.<br />

❒ Eine wichtige Rückmeldung ist, dass diese Form der Ausbildung<br />

Spaß macht und fortgesetzt werden soll.<br />

71


QS <strong>26</strong><br />

Ausbildung von Ehrenamtlichen vor Ort<br />

5. Die Konsequenzen<br />

❒ AvO wird auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildungsangebote<br />

der Dekanatsstelle sein.<br />

❒ AvO als ortsnahe, situationsgerechte und bedürfnisorientierte Form<br />

der Qualifizierung Ehrenamtlicher gelingt nur bei einer guten Beziehung<br />

zu anerkannten Multiplikatoren in den Gemeinden.<br />

Um die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei AvO adäquat<br />

zu berücksichtigen, ist es notwendig, erfahrene Ehrenamtliche<br />

und Hauptberufliche aus den Gemeinden in die Planung und Durchführung<br />

von AvO mit einzubeziehen.<br />

❒ Ausschlaggebendes Kriterium für die Beibehaltung eines solchen niederschwelligen<br />

Angebotes ist die vertraute Mitarbeiterrunde. Es stellt<br />

sich deshalb die Frage, ob auch eine gemeinsame AvO-Maßnahme mit<br />

mehreren Mitarbeiterrunden durchgeführt werden kann.<br />

Zum Autor<br />

Michael Kloppenburg ist Dipl.-Sozialpädagoge und Referent für katholische<br />

Jugendarbeit im Dekanat Meschede, Erzdiözese Paderborn.<br />

Anschrift<br />

Dekanatstelle für katholische Jugendarbeit<br />

Stiftsplatz 13<br />

59872 Meschede<br />

Tel.: (02 91) 99 16 17<br />

Fax: (02 91) 99 16 54<br />

Jugendarbeit in der Pfarrgemeinde trägt<br />

zum Gemeindeaufbau und <strong>zur</strong> Gemeindeentwicklung<br />

bei, indem sie jungen<br />

Menschen beziehungsreiche Räume<br />

und Möglichkeiten des Engagements<br />

anbietet. (G+E, Seite 51)<br />

Katholische Jugendarbeit als Ort, wo die<br />

Lebensmöglichkeiten des Evangeliums<br />

ausgesprochen und erfahrbar werden<br />

und Kinder und Jugendliche damit in<br />

der Vielzahl von Sinnangeboten einen<br />

Zugang zum Glauben an Gott und zu<br />

christlicher Lebenspraxis finden können.<br />

(G+E, Seite 30)<br />

72


KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />

QS <strong>26</strong><br />

4.3 Selbstevaluationen der Dekanatsstelle Witten<br />

Wie gut ist unsere Öffentlichkeitsarbeit?<br />

Was motiviert die Mitarbeiter/-innen, an unseren Veranstaltungen<br />

teilzunehmen?<br />

Konstanze Böhm-Kotthoff<br />

Die Dekanatsstellen für katholische Jugendarbeit haben die Aufgabe, ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter/-innen in der Jugendarbeit zu unterstützen und zu begleiten.<br />

Das geschieht unter anderem durch Ausbildungs- und Beratungsangebote<br />

und durch die Ausleihe von Materialien und Medien. Diese Angebote<br />

veröffentlichen wir in dem Informationsheft „<strong>Vom</strong> Feinsten“, das zweimal<br />

im Jahr erscheint und den circa 1.800 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

in der katholischen Jugendarbeit unserer Region kostenfrei zugeschickt<br />

wird. Den Schwerpunkt legen wir dabei auf die Information über<br />

die Veranstaltungen der Dekanatsstellen wie zum Beispiel Ausbildungsseminare,<br />

Workshops oder Großveranstaltungen.<br />

Im Kreis der Kollegen und Kolleginnen wollen wir<br />

über diese Frage nicht weiterhin nur Vermutungen<br />

anstellen, sondern Klarheit bekommen. Darum<br />

führten wir 1998 mit Hilfe zweier Studierenden der<br />

Katholischen Fachhochschule Paderborn eine<br />

Selbstevaluation zu unserem Veranstaltungsheft<br />

„<strong>Vom</strong> Feinsten“ durch. In Telefoninterviews haben<br />

die Studierenden zehn Prozent der circa 1.800 Leser/-innen nach ihren Einschätzungen<br />

zu den Inhalten und der Angebotspalette in „<strong>Vom</strong> Feinsten“<br />

befragt.<br />

Mit den Ergebnissen dieser Befragung können wir sehr zufrieden sein. Unsere<br />

Zweifel, ob Arbeitszeit und Kosten für die Erstellung des Heftes sich lohnen,<br />

sind damit behoben. Die ziemlich aufwendige Evaluation, die nur mit<br />

Unterstützung der beiden Studierenden möglich war, hat uns in diesem Teil<br />

unserer Arbeit bestätigt und bestärkt: „<strong>Vom</strong> Feinsten“ wird als Veranstaltungsheft<br />

angenommen, akzeptiert und geschätzt. 1<br />

An diese erste Selbstevaluation schließt sich für uns bald eine weiterführende<br />

Frage an:<br />

Wenn unsere Angebote so positiv bewertet werden und wenn die Werbung<br />

dafür gut ist, warum ist es dann trotzdem so schwierig, <strong>zur</strong> Teilnahme<br />

an Veranstaltungen zu motivieren?<br />

Die Veranstaltungsangebote der Dekanatsstellen<br />

sind vielfältig und qualifiziert.<br />

Aber bringt unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />

das auch rüber?<br />

1<br />

Eine ausführliche Darstellung der Selbstevaluation findet sich in der Studienarbeit von Stefanie Pathman und Rainer Hake: „Evaluation in<br />

der Sozialen Arbeit, dargestellt am Beispiel des Veranstaltungsheftes ,<strong>Vom</strong> Feinsten’, vorgelegt an der Katholische Fachhochschule NW, Abt.<br />

Paderborn (unveröffentlichtes Manuskript), 1998<br />

73


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />

Wir versuchen auf verschiedenen Wegen, ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen<br />

für unser Angebot zu interessieren:<br />

• Sie bekommen die Informationen in „<strong>Vom</strong> Feinsten“.<br />

• Wir bitten Kontaktpersonen und hauptamtliche Mitarbeiter/-innen wie<br />

zum Beispiel Priester oder Gemeindereferentinnen, in der Jugendarbeit<br />

ihrer Gemeinde auf unsere Angebote hinzuweisen.<br />

• Wir beziehen ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen in die Leitung von Veranstaltungen<br />

ein, in erster Linie aufgrund ihrer Kompetenzen, aber<br />

auch in der Hoffnung, dass sie Teilnehmer/-innen „mitbringen“.<br />

• Wir sprechen potenzielle Teilnehmer/-innen direkt an.<br />

Welcher dieser Wege am erfolgreichsten ist, haben wir nie ausgewertet. Die<br />

Beteiligung am Projekt KQ bietet nun die Gelegenheit, diese grundsätzliche<br />

Frage zu untersuchen:<br />

Wer oder was motiviert die Teilnehmer/-innen, unsere Veranstaltungen<br />

zu besuchen?<br />

Was ist letztlich ausschlaggebend dafür, dass sie sich anmelden?<br />

Die Frage klingt zunächst simpel und banal. Aber vielleicht ist sie ein gutes<br />

Beispiel dafür, dass sich Selbstevaluation nicht immer nur mit Grundsatzfragen<br />

eines Arbeitsfeldes befassen muss. Es handelt sich um eine der Fragen,<br />

die in der alltäglichen Arbeit immer mal wieder auftauchen und über die wir<br />

im Kollegenteam wiederholt spekulieren, die aber nie wirklich geklärt werden.<br />

Durch die Beantwortung dieser Frage erhoffen wir uns nun Klarheit darüber,<br />

wie wir unsere Kräfte im Bereich der Teilnehmerwerbung gezielter und<br />

sinnvoller einsetzen können. Für die Befragung haben wir einen Fragebogen<br />

entwickelt, den die Teilnehmer/-innen zu Beginn jeder Veranstaltung ausfüllen<br />

sollen. Darum muss er vor allem das Kriterium erfüllen, kurz und einfach<br />

zu sein, denn die Hektik zu Beginn einer Veranstaltung ist meist groß: Da<br />

treffen immer neue Leute ein, da werden Teilnehmerbeiträge eingesammelt,<br />

Listen ausgefüllt, Bekannte begrüßt ...<br />

So sieht der Fragebogen aus:<br />

74


KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die Dekanatsstellen machen <strong>zur</strong>zeit eine Umfrage unter den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern an ihren Veranstaltungen. Darum bitten wir<br />

dich/Sie, kurz folgende Fragen zu beantworten:<br />

Wer oder was hat dich am stärksten motiviert/war ausschlaggebend, dich<br />

zu dieser Veranstaltung anzumelden? Mehrfachnennungen sind möglich,<br />

bitte markiert aber deutlich (am besten durch zusätzliches Unterstreichen),<br />

welche Motivation schließlich die wichtigste für die Anmeldung<br />

war.<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

❒<br />

Die Ausschreibung in „<strong>Vom</strong> Feinsten“.<br />

Das Thema/die Inhalte der Veranstaltung.<br />

Ich kannte schon vorher einige der anderen Teilnehmer/-innen.<br />

Ich kannte schon vorher jemanden aus dem Leitungsteam.<br />

Ich bin direkt angesprochen worden, ob ich teilnehmen möchte, und<br />

zwar<br />

❒ von einem/einer anderen Teilnehmer/-in<br />

❒ von einem Mitglied des Leitungsteams<br />

❒ von jemandem aus meiner Gemeinde/meinem Verband, und zwar<br />

❒ vom Pfarrer/Vikar<br />

❒ von dem/der Gemeindereferenten/-referentin<br />

❒ von anderen Mitarbeitern oder Leitern aus der<br />

Jugendarbeit<br />

❒ von _____________________<br />

❒ Andere Gründe:<br />

Ich bin _____ Jahre alt; ❒ weiblich ❒ männlich.<br />

Tafel 19: Fragebogen <strong>zur</strong> Motivation, Veranstaltungen zu besuchen<br />

75


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />

Die Teilnehmer/-innen haben den Fragebogen gleich nach ihrem Eintreffen<br />

ausgefüllt; das dauerte in der Regel nur ein bis zwei Minuten. Bei neun sehr<br />

unterschiedlichen Veranstaltungen von Ende 1998 bis Mitte 1999 hatten wir<br />

einen Rücklauf von insgesamt 191 Fragebögen. Die Auswertung erfolgte per<br />

Computer.<br />

Sehr interessant, aber im Untersuchungszeitraum zeitlich zu aufwendig, ist<br />

sicher auch die „Gegenprobe“ bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern und<br />

Mitarbeiterinnen, die nie an unseren Veranstaltungen teilnehmen: Warum<br />

lassen sie sich nicht motivieren, unsere Angebote wahrzunehmen?<br />

Ergebnisse der<br />

Selbstevaluation<br />

Was bringt die Selbstevaluation für die Arbeit?<br />

Die Ergebnisse der Selbstevaluation müssen im Kollegenteam noch ausgewertet<br />

werden. Einige mögliche Konsequenzen für unsere Arbeit werden<br />

aber schon deutlich:<br />

1. Die direkte Ansprache potenzieller Teilnehmer/-innen ist immens wichtig:<br />

60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie für die Teilnahme an den Veranstaltungen<br />

durch direkte Ansprache motiviert wurden. Die Multiplikatoren<br />

in den einzelnen Kirchengemeinden, denen wir diese Motivationsaufgabe<br />

„zugedacht“ haben, können oder wollen sie aber nicht, wie von uns erwartet,<br />

wahrnehmen. Darum müssen wir über eine andere Einbindung dieser<br />

Multiplikatoren in unsere Arbeit nachdenken 2 .<br />

2. Unterschiedliche Veranstaltungstypen und die Altersspanne der verschiedenen<br />

Zielgruppen verlangen auch unterschiedliche Vorgehensweisen in<br />

der Werbung: Während bei einigen Veranstaltungen die Information in<br />

„<strong>Vom</strong> Feinsten“ schon ausreicht, ist bei anderen eine direkte Ansprache und<br />

persönliche Motivation notwendig. Solche Werbewege können wir in Zukunft<br />

im Vorfeld der Veranstaltungen gezielter einplanen und müssen sie<br />

nicht mehr dem Zufall oder der Initiative einzelner Kollegen und -innen überlassen.<br />

3. Die Befragung bestätigt uns durch direkte Rückmeldungen zu unserer Arbeit:<br />

Viele schrieben ausdrücklich unter ihren Fragebogen, dass sie deshalb<br />

an unseren Veranstaltungen teilnehmen, weil sie diese schon häufiger besucht<br />

haben und „gut“, „toll“ oder „super“ fanden.<br />

Nebenergebnisse meiner Selbstevaluation<br />

In der Vorbereitung der Selbstevaluationen nicht angezielt, aber im Ergebnis<br />

sehr interessant, sind einige Informationen, die die Evaluationen quasi „nebenbei“<br />

mitlieferten:<br />

So gibt die erste Evaluation zu „<strong>Vom</strong> Feinsten“ auch Auskunft darüber, wie<br />

gut ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen die Dekanatsstellen und uns als Referenten<br />

und Referentinnen kennen und nutzen. Und ganz beiläufig wurde einigen<br />

Kollegen und Kolleginnen deutlich, dass sie dringend einmal die Aktualität<br />

ihrer Adresskartei überprüfen müssen.<br />

2<br />

Siehe dazu auch den Beitrag von Ludger Vollenkemper in diesem Heft.<br />

76


KQ in Dekanatsstellen – Witten<br />

QS <strong>26</strong><br />

Die zweite Selbstevaluation liefert interessante Ergebnisse über die Altersstruktur<br />

unserer Teilnehmer/-innen. Und nebenbei stellen wir mit Erstaunen<br />

fest, dass unsere Veranstaltungen gar nicht auf so wackligen Beinen stehen,<br />

wie wir angenommen haben: Seit Anfang 1998 ist kein einziges Angebot ausgefallen.<br />

Keine Angst vor Selbstevaluation!<br />

Da schon das Wort schwer auszusprechen ist, erlebe ich bei vielen Kollegen<br />

und Kolleginnen eine große Scheu, sich an eine Selbstevaluation heranzuwagen,<br />

auch wenn es in der alltäglichen Arbeit genug Fragen gibt,<br />

die eine Untersuchung lohnen würden. Aus den eigenen Erfahrungen<br />

kann ich drei Empfehlungen weitergeben:<br />

Mut <strong>zur</strong><br />

Selbstevaluation<br />

❒ Auch sehr begrenzte Fragestellungen lohnen eine Untersuchung!<br />

Oft sind es solche Fragen, die mich in der alltäglichen Arbeit am meisten<br />

beschäftigen und über die ich durch eine Selbstevaluation recht<br />

einfach Klarheit bekommen kann. Da der Untersuchungsgegenstand<br />

sehr begrenzt ist, hält sich auch der Aufwand für eine solche Evaluation<br />

in Grenzen.<br />

❒ Kontakt zu Fachhochschulen aufnehmen!<br />

Das lohnt sich besonders bei der Planung aufwendigerer Befragungen.<br />

Eine Zusammenarbeit hat gleich für drei Seiten positive Effekte:<br />

Die Lehrenden an den Fachhochschulen finden so neue Praxisfelder<br />

für die Studierenden. Die Studierenden können die Arbeit an einem<br />

solchen Projekt als Praktikum oder als Praxisteil für Studien- und Diplomarbeiten<br />

nutzen. Und für uns verringert die Mitarbeit der Studierenden<br />

den Arbeitsaufwand und ermöglicht bei Befragungen objektivere<br />

Ergebnisse.<br />

❒ Kompetenzen von Kollegen und Kolleginnen einbinden!<br />

Unterstützung durch Kollegen und Kolleginnen habe ich unter anderem<br />

dadurch bekommen, dass Fragebogenentwürfe gegengelesen<br />

und die Bögen auch bei ihren Veranstaltungen eingesetzt haben. Ein<br />

Kollege hat die Computerdatei für die Auswertung der Evaluation entworfen.<br />

Konstanze Böhm-Kotthoff ist Dipl.-Sozialpädagogin und Referentin für<br />

katholische Jugendarbeit im Dekanat Witten, Erzdiözese Paderborn.<br />

Dekanatsstelle für katholische Jugendarbeit<br />

Hauptstr. 83<br />

58452 Witten<br />

Tel.: (0 23 02) 2 19 84<br />

Fax: (0 23 02) 2 70 82<br />

77<br />

Zur Autorin<br />

Anschrift


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

5. KQ in Jugendbildungsstätten<br />

Stichwort: Jugendbildungsstätten<br />

Jugendbildungsstätten in der Erzdiözese Paderborn sind „gastliche Häuser“<br />

in Trägerschaft des Erzbistums und anderer religiöser Gemeinschaften.<br />

Sie bieten einzelnen jungen Menschen, Gruppen, und Verbänden,<br />

Schulklassen und anderen als Beleghäuser Platz für ihre eigenständige<br />

Arbeit und sie treten selbst als Veranstalter auf.<br />

Jugendbildungsstätten verstehen sich als „Orte der Nichtalltäglichkeit“.<br />

Sie „... sind ein geschützter Ort, wo Jugendliche sich aus-sagen, aus-drücken<br />

und aus-probieren können.“ So werden in „... bewusster Distanz zum Alltag<br />

... neue (Selbst-)Erfahrungen möglich.“ (G+E, Seite 69)<br />

5.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Jugendbildungsstätte<br />

„Jugendhof Pallottihaus“<br />

Christian Kunz, Monika Schneider<br />

Die Jugendbildungsstätte „Jugendhof“ bietet seit fast 16 Jahren religiöse Bildungsveranstaltungen<br />

für Schulklassen (Tage der Orientierung) in Trägerschaft<br />

der Ordensgemeinschaft der Norddeutschen Pallottinerprovinz an. In<br />

einem Team, bestehend aus Theologen, Pädagogen, Sozialpädagogen und<br />

Sozialpädagoginnen und einem großen Stamm ehrenamtlicher Mitarbeiter/<br />

-innen, arbeiten wir mit Schülern und Schülerinnen der unterschiedlichsten<br />

Altersstufen und Schultypen zu Themen, die ihnen bei ihrer Suche nach Identität<br />

und Orientierung Hilfe geben können.<br />

An der Lebenswirklichkeit ansetzen<br />

Dabei ist es uns wichtig, dass unsere Arbeit immer an den konkreten Lebenswirklichkeiten<br />

der Schüler/-innen ansetzt und wir ihnen durch die Bearbeitung<br />

jugendgemäßer Themen Hilfen und Orientierung für ihre zukünftige<br />

Lebensplanung und -gestaltung anbieten können. 1<br />

Die <strong>Qualität</strong> unserer pädagogischen Arbeit mit den Schülerinnen und<br />

Schülern haben wir in den vergangenen Jahren durch regelmäßige interne<br />

Fortbildungen, einen supervisorisch begleiteten Professionalisierungsprozess<br />

und über Jahre hinweg durch unterschiedliche Statistiken, Kursauswertungen<br />

und -reflexionen gesichert und verbessert.<br />

Ein weiteres Produkt unserer langjährigen qualitätsorientierten Arbeit war<br />

die Erstellung eines schriftlichen Konzeptes, in denen unsere Leitlinien, Aufträge,<br />

Anliegen sowie unsere pädagogischen Richtlinien und Ziele publiziert<br />

sind.<br />

1<br />

vgl. hierzu auch BDKJ Diözesanverband Paderborn (Hrsg.): Konzeption für die Arbeit in Orientierungstagen, Paderborn 1996, S. 6.<br />

78


KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

QS <strong>26</strong><br />

Evaluation als Chance<br />

Als das Evaluationsprojekt „Konzept<strong>Qualität</strong> – KQ“ vorgestellt wird, erkennen<br />

wir darin die Chance, unsere Arbeit kritisch auf den Prüfstein zu stellen<br />

und uns mit bisher weniger bekanntem wissenschaftlichen Handwerkszeug<br />

vertraut zu machen.<br />

Unsere Ausgangslage<br />

Wir entscheiden uns, eine thematische Kurseinheit zu evaluieren, die bei unseren<br />

Schülerinnen einen besonderen Stellenwert einnimmt.<br />

Die Entscheidung fällt auf das häufig gewünschte Thema „Gewalt und Aggression“,<br />

das 1997 fast in der Hälfte aller Hauptschulklassen bearbeitet wurde.<br />

Nicht nur, weil dieses Thema in den letzten Jahren bei den Schülern und<br />

Schülerinnen so populär ist, und es auch nicht unbedingt ein „klassisches“<br />

Thema von Orientierungstagen dargestellt, war uns eine Auseinandersetzung<br />

mit dieser Kurseinheit besonders wichtig. Auch vor dem Hintergrund,<br />

dass einige pädagogische Mitarbeiter/-innen noch Unsicherheiten im Umgang<br />

mit der Bearbeitung dieses Themas im Rahmen von Orientierungstagen<br />

haben. Dabei ergeben sich regelmäßig folgende Fragen:<br />

• Ist das Thema „Gewalt und Aggression“ zentral für Tage der Orientierung?<br />

• Was kann ich inhaltlich hierzu leisten und welche Methoden stehen mir<br />

zu Verfügung?<br />

• Wie kann ich die Kurseinheit besser beurteilen?<br />

Vor diesem Hintergrund formulieren wir zu Beginn unserer Selbstevaluation<br />

die Ausgangsfrage:<br />

❒ Wie kann ich gut (differenziert, abwechslungsreich, informativ,<br />

lösungsorientiert) zu dem Thema Gewalt und Aggression arbeiten?<br />

Um eine möglichst große Schüler(-innen)gruppe zu erreichen, entscheiden<br />

wir uns für das Untersuchungsinstrument der standardisierten Befragung<br />

und entwickeln zeitgleich zwei Fragebögen <strong>zur</strong> Beurteilung der Seminareinheit<br />

„Gewalt und Aggression“:<br />

• einen Fragebogen für die Schüler und Schülerinnen<br />

und<br />

• einen gesonderten Fragebogen für die Kursleitung.<br />

79


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

Die Fragebögen werden so aufgebaut, dass nach wichtigen und interessanten<br />

Punkten gefragt und beide Bögen so aufeinander abgestimmt sind, dass<br />

zwischen ihnen eine möglichst große Vergleichbarkeit hergestellt werden<br />

kann. So sollen Differenzen in der Beurteilung zwischen den Schülern und<br />

Schülerinnen und der Kursleitung ersichtlich werden.<br />

In einem ersten Schritt formuliert die KQ-Projektgruppe für uns relevante<br />

<strong>Qualität</strong>skriterien, die Standards bilden und uns als Ausgangspunkt für weitere<br />

Arbeitsschritte dienen sollen:<br />

Mögliche <strong>Qualität</strong>skriterien<br />

für die Kursteilnehmer/-innen<br />

sind:<br />

• nicht langweilig,<br />

• interessant,<br />

• eigene Erlebnisse bzw. Erfahrungen<br />

einbringen können,<br />

• hilfreich,<br />

• Informationen erhalten,<br />

• kreative Auseinandersetzung<br />

und Verarbeitung,<br />

• Lösungsmöglichkeiten und<br />

• Handlungsalternativen.<br />

Für die Kursleiter/-innen sind<br />

folgende <strong>Qualität</strong>skriterien<br />

denkbar:<br />

• Einbringen von persönlicher<br />

Betroffenheit<br />

• Interesse geweckt, Förderung<br />

der Diskussion,<br />

• Informationen über Gewalt,<br />

• Fähigkeit, die Perspektive zu<br />

wechseln,<br />

• Kursleitung hat sich persönlich<br />

anfragen lassen,<br />

• Empathie und anderes<br />

In einem nächsten Schritt bilden wir aus diesen <strong>Qualität</strong>skriterien Indikatoren,<br />

die wiederum die Basis für die späteren Fragen in den beiden Fragebögen<br />

sind. Die Frage ist also:<br />

❒ Woran können wir erkennen, dass die <strong>Qualität</strong>skriterien auch umgesetzt<br />

werden konnten?<br />

Indikatoren<br />

Indikatoren für die Kursteilnehmer/-innen:<br />

• Methodenvielfalt,<br />

• Partizipationsmöglichkeiten,<br />

• Wissens - und Informationsvermittlung,<br />

• Intensität der persönlichen<br />

Auseinandersetzung<br />

Indikatoren für die Kursleiter/<br />

-innen:<br />

• personales Angebot,<br />

• Moderation und Gesprächsführung,<br />

• Perspektivenwechsel<br />

80<br />

Nach einer Testphase von drei Wochen haben wir die Fragebögen während<br />

der Erhebungsphase (Februar bis Mai 1999) eingesetzt und dabei sieben<br />

Schulklassen mit insgesamt 125 Schülern und Schülerinnen und zehn Kursleiter/-innen<br />

befragt.


KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

QS <strong>26</strong><br />

Ergebnis der Bewertung der Kursleiter und Kursleiterinnen:<br />

Das Engagement und die Beteiligung der Gruppen wird von den Kursleitern<br />

und Kursleiterinnen überwiegend positiv eingeschätzt:<br />

❒ In der Moderation haben die Kursleiter/-innen überwiegend auffordernd<br />

und stark führend gehandelt.<br />

❒ Auffällig ist, dass in 67 Prozent aller Kurse sich für die Kursleiter/-innen<br />

keine Gelegenheit ergab, sich mit persönlichen Erfahrungen in den Gruppenprozess<br />

einzubringen.<br />

❒ Die Gefühle der Kursleiter/-innen bei den Arbeitseinheiten werden in hohem<br />

Maß als „engagiert“ und „sicher“ beschrieben. Lediglich in acht Prozent<br />

der Kurse wurden die Gefühle „verärgert“ und „genervt“ genannt.<br />

❒ Was den Perspektivenwechsel der Schüler betrifft, so sind nach Einschätzung<br />

der Kursleiter/-innen drei Viertel der Schüler/-innen „eher gut“ in<br />

der Lage, sich in Täter- und Opferrollen hineinzuversetzen.<br />

❒ In 91 Prozent der Fälle ist der thematische Aufbau der Arbeitseinheit „eher<br />

gut“ nachvollziehbar und auf die Bedürfnisse der Schüler/-innen abgestimmt.<br />

❒ Als Methoden werden der Häufigkeit nach Diskussion, Kleingruppenarbeit,<br />

Brainstorming, Rollenspiele, Collage, Einstiegsspiel und Videofilm<br />

eingesetzt. Alle Methoden erweisen sich als geeignet.<br />

Insgesamt kommen die Kursleiter/-innen in ihrer Bewertung zu eher positiven<br />

Urteilen über die Gruppe, den Inhalt und den Verlauf der inhaltlichen<br />

Arbeit.<br />

Ergebnis der Bewertung der Kursteilnehmer und Kursteilnehmerinnen:<br />

Die Fragebögen der Schüler/-innen werden geschlechtsspezifisch ausgewertet.<br />

Allgemein kommen die Schüler zu sehr positiven Rückmeldungen:<br />

❒ Die Jungen bewerten das Thema „Gewalt“ mit 89 Prozent, die Mädchen<br />

mit 94 Prozent als interessant.<br />

❒ 74 Prozent Jungen und 69 Prozent Mädchen finden das Thema abwechslungsreich<br />

gestaltet.<br />

❒ 87 Prozent der Jungen und 92 Prozent der Mädchen hat die Bearbeitung<br />

des Themas Spaß gemacht.<br />

❒ Immerhin ist es noch für 37 Prozent der männlichen und für 53 Prozent<br />

der weiblichen Kursteilnehmer persönlich wichtig.<br />

❒ Auf der anderen Seite finden 22 Prozent der Jungen und 24 Prozent der<br />

Mädchen das Thema als einseitig bearbeitet.<br />

81


QS <strong>26</strong><br />

KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

❒ Etwa die Hälfte aller Teilnehmer/-innen kann während der Bearbeitung<br />

des Themas ihre eigenen Erfahrungen einbringen.<br />

❒ Ähnlich positiv fällt die Bewertung der Schüler/-innen dazu aus, ob sie in<br />

irgendeiner Weise neue Erfahrungen während des Seminarprozesses gemacht<br />

haben.<br />

❒ Sowohl über Ursachen, über Konfliktlösungen als auch über Formen können<br />

über 60 Prozent aller Schüler/-innen (ihrer Meinung nach) etwas Neues<br />

erfahren.<br />

❒ Auf der anderen Seite geben vereinzelt Schüler/-innen an, dass ihnen<br />

Möglichkeiten zum Abbau von Gewalt und Vorschläge zum Umgang damit<br />

gefehlt haben.<br />

Beobachtungen während der Auswertungsphase<br />

Bei der Auswertung sind lediglich die Fragebögen einer Realschule und von<br />

zwei Gymnasien vorhanden. Der Rest setzt sich aus Hauptschulklassen zusammen.<br />

Das führt dazu, dass das Ergebnis im Wesentlichen von ihnen bestimmt<br />

ist. Die Bewertungsunterschiede <strong>zur</strong> Realschule und Gymnasien sind<br />

teilweise sehr groß. Die Realschüler und Gymnasiasten bewerten das Thema<br />

insgesamt besser.<br />

Das Thema „Gewalt und Aggression“ wird von den Schüler/-innen überwiegend<br />

positiv bewertet. Interessant ist, dass vergleichsweise nur wenigen das<br />

Thema „Gewalt“ persönlich wichtig ist. Immerhin bewertet fast ein Viertel<br />

der Schüler und Schülerinnen das Thema als einseitig.<br />

Die Beurteilung liegt insgesamt eher im mittleren Bereich: Eigene Erfahrungen<br />

bringt gut die Hälfte aller Schüler/-innen ein. Etwa ein Drittel der<br />

Schüler/-innen hat bei der Bearbeitung der Themen nichts Neues erfahren.<br />

Dies spiegelt sich auch bei den Kursleitern und Kursleiterinnen wider, bei deren<br />

Einschätzung etwa ein Drittel der Schüler/-innen eher nicht in der Lage<br />

ist, sich in Täter- und Opferrollen hineinzuversetzen.<br />

Von den Kursleitern und Kursleiterinnen wertet lediglich ein Drittel die<br />

Schüler/-innen als „interessiert“ und nur ein Fünftel als „engagiert“. Die Einschätzung<br />

der Schüler/-innen zu ihrer Beteiligung fällt etwas positiver aus.<br />

Nur knapp die Hälfte der Kursleiter/-innen bewertet sich selbst als engagiert.<br />

Dies könnte auf eine gewisse Unzufriedenheit schließen lassen. Die Rückmeldung<br />

der Schüler/-innen fällt in den Punkten „abwechslungsreich“ und „einseitig“<br />

nicht ganz so positiv aus. Bei den Punkten „interessant“ und „Spaß<br />

gemacht“ stimmt die Rückmeldung etwa mit der Einschätzung der Kursleiter/-innen<br />

überein.<br />

82


KQ in Jugendbildungsstätten – Olpe<br />

QS <strong>26</strong><br />

Fazit:<br />

❒ Im Rahmen des Projektes ist es uns gelungen, einen tieferen Einblick in<br />

unsere eigene pädagogische Praxis zu bekommen, indem wir uns bei der<br />

Bearbeitung eines Themas auf zwei Ebenen Rückmeldungen einholen<br />

und durch deren standardisierte Form neue aufschlußreiche Ergebnisse<br />

erhalten.<br />

❒ An allererster Stelle ist für uns positiv zu vermerken, dass uns die Schüler/<br />

-innen für die Bearbeitung des Themas ein sehr gutes Feedback geben.<br />

Interessanterweise stellen wir den Schülern und Schülerinnen in ihrer Beteiligung<br />

und Auseinandersetzung ein weniger gutes Zeugnis aus.<br />

❒ Konkreten Handlungsbedarf sehen wir durch die Rückmeldung der<br />

Schüler/-innen, dass etwa ein Drittel der Schüler/-innen bei der Bearbeitung<br />

der Themen nichts Neues erfahren hat. Diese Prozentzahl ist uns<br />

eindeutig zu hoch und wir möchten durch verstärkte Anstrengungen diese<br />

Quote senken. Wir sehen uns deshalb herausgefordert:<br />

• noch intensiver auf die Bedürfnislage der Schüler/-innen<br />

einzugehen,<br />

• uns selbst durch interne und externe Fortbildungen für das<br />

Thema „Gewalt und Aggression“ zu qualifizieren,<br />

• neue Methoden und Techniken anzuwenden,<br />

• neue Zusatzangebote für interessierte Schüler/-innen anzubieten,<br />

zum Beispiel Ausbildung zum „Streitschlichter“ an Wochenenden<br />

zu konzipieren und andere.<br />

❒ Was <strong>zur</strong>ückbleibt, ist die Erkenntnis, dass aufgrund dieses Prozesses der<br />

Selbstevaluation eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema „Gewalt<br />

und Aggression“ im Team stattfindet. Zudem wollen wir ähnliche<br />

Auswertungsbögen zu anderen Themen unserer Orientierungstage entwickeln.<br />

❒ Trotz positiver Ergebnisse und Erkenntnisse bleibt am Ende des Projektes<br />

aber auch die Einschätzung, dass der Arbeitsaufwand in keinem Verhältnis<br />

zu den Ergebnissen steht. Die Tatsache, dass über ein Zeitraum von<br />

18 Monaten mindestens fünf Mitarbeiter/-innen ein erhebliches Deputat<br />

an Arbeitszeit für das Projekt aufwenden müssen, andere wichtige Tätigkeiten<br />

dafür <strong>zur</strong>ückstellen, lassen auch ein unbefriedigendes Gefühl<br />

<strong>zur</strong>ück. Vielleicht haben wir uns insgeheim einen weitreichenderen Nutzen<br />

erhofft, der sich in der täglichen Arbeit deutlicher widerspiegelt.<br />

❒ Als positiven Nebeneffekt haben wir die Auswertungsbögen, die wir am<br />

Ende des Kurses einsetzen, weiterentwickelt und in die wöchentliche Seminararbeit<br />

integriert.<br />

Christian Kunz (Dipl.-Pädagoge), Monika Schneider (Dipl.-Sozialpädagogin<br />

im Anerkennungsjahr) arbeiten als hauptberufliche Referenten in der Jugendbildungsstätte<br />

„Jugendhof Pallotti-Haus“ in Olpe.<br />

Jugendhof Pallotti-Haus<br />

Im Osterseifen 1 Tel.: (0 27 61) 6 08 <strong>26</strong><br />

57462 Olpe Fax: (0 27 61) 6 08 32<br />

83<br />

Zum Autor/<br />

<strong>zur</strong> Autorin<br />

Anschrift


QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen für Kursteilnehmer/-innen<br />

Mit diesem Fragebogen befragten wir die Kursteilnehmer/-innen:<br />

Einschätzung der Kursteilnehmer/-innen zum Thema „Gewalt und<br />

Aggression“<br />

0. Persönliche Daten<br />

Alter: ........<br />

Geschlecht O weiblich O männlich<br />

Schultyp O Sonderschule O Hauptschule O Realschule O Gymnasium<br />

Schule: .............................<br />

Datum: .............................<br />

1. Für mich war das Thema ...<br />

trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />

interessant O O O O<br />

abwechslungsreich O O O O<br />

persönlich wichtig O O O O<br />

einseitig O O O O<br />

hat Spaß gemacht O O O O<br />

2. Ich schätze meine Beteiligung folgendermaßen ein:<br />

O stark O mittel O wenig O gar nicht<br />

3. Ich konnte ...<br />

trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />

meine eigenen<br />

Erfahrungen<br />

einbringen O O O O<br />

meine eigene<br />

Meinung<br />

einbringen O O O O<br />

4. Ich habe mehr über das Thema erfahren.<br />

trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />

O O O O<br />

Wenn ja, was:<br />

trifft voll zu trifft eher zu trifft weniger zu trifft nicht zu<br />

über Ursachen O O O O<br />

über Formen O O O O<br />

über Lösungsmöglichkeiten<br />

O O O O<br />

über Auswirkungen O O O O<br />

wie andere<br />

darüber denken O O O O<br />

über ....................... O O O O<br />

Wenn nein, was fehlte: .............................................................................<br />

.............................................................................<br />

Tafel 20: Fragebogen für Kursteilnehmer/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“<br />

84


Fragebogen für die Kursleiter/-innen<br />

QS <strong>26</strong><br />

1<br />

Mit diesem Fragebogen befragten wir die Kursleiter/-innen:<br />

Einschätzung der Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und<br />

Aggression“<br />

0. Daten <strong>zur</strong> Klasse und Einheit<br />

Schultyp O Sonderschule O Hauptschule O Realschule O Gymnasium<br />

Schule: .............................<br />

Datum: .............................<br />

Klasse: ........ (Zahl)<br />

Gruppengröße: ........ (Zahl)<br />

Gruppenzusammensetzung:<br />

O mehrheitlich weiblich O mehrheitlich männlich O relativ ausgeglichen<br />

Dauer der Einheit:<br />

O eine Arbeitseinheit O zwei Arbeitseinheiten O mehr als zwei Einheiten<br />

1. Gruppeneinschätzung<br />

O gehemmt O aggressiv O störend O schweigsam<br />

O engagiert O interessiert O lebhaft O lustlos<br />

O ........ O ........ O ........ O ........<br />

2a. In der Moderation habe ich gehandelt<br />

O auffordernd O akzeptierend O stark führend O kooperativ<br />

O autoritär O passiv O abwartend O bewertend<br />

O ........ O ........ O ........ O ........<br />

2b. Ich habe mich in der Kurseinheit mit eigenen Erfahrungen<br />

eingebracht.<br />

O Ja O Nein<br />

2c. In der Moderation habe ich mich gefühlt<br />

O gelangweilt O sicher O verärgert O engagiert/motiviert<br />

O anstrengend O unsicher O ........ O ........<br />

3. Perspektivenwechsel<br />

Konnten sich die Schüler in verschiedene Rollen (z.B. Täter/Opfer)<br />

hineinversetzen?<br />

O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />

4. Didaktik/Methodik<br />

War der Aufbau der Einheit für die Schüler nachvollziehbar?<br />

O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />

War der Aufbau der Einheit auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt?<br />

O trifft voll zu O trifft eher zu O trifft weniger zu O trifft nicht zu<br />

Tafel 21.1: Fragebogen für Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“<br />

85


QS <strong>26</strong><br />

Fragebogen für Kursleiter/-innen<br />

2<br />

5. Eingesetzte Methoden<br />

habe eingesetzt halte für geeignet halte für ungeeignet<br />

Film O O O<br />

Videofilm drehen O O O<br />

Rollenspiel O O O<br />

Brainstorming O O O<br />

Planspiel O O O<br />

Collage O O O<br />

Rollenspiel O O O<br />

Diskussion O O O<br />

Kleingruppenarbeit O O O<br />

Situationsanalyse O O O<br />

Einzelarbeit O O O<br />

................... O O O<br />

................... O O O<br />

................... O O O<br />

6. Anregungen/Verbesserungsvorschläge/Mir fehlte ...:<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

7. Wie bewerte ich abschließend mein pädagogisches Handeln?<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................<br />

86<br />

Tafel 21.2: Fragebogen für Kursleiter/-innen zum Thema „Gewalt und Aggression“


Prozessorientiertes Projektmanagement<br />

QS <strong>26</strong><br />

6. Prozessorientiertes Projektmanagement als<br />

Leitungsaufgabe<br />

(oder welche Erfahrungen wir unterwegs gemacht haben)<br />

Werner Hellwig<br />

Ein Prozess benötigt einen Ausgangspunkt!<br />

Aus kleinen Anfängen wird häufig etwas ganz Großes!<br />

Der Ausgangspunkt für dieses Projekt war ein angedachter Evaluationsprozess<br />

in dem HOT Dortmund Mengede. Bei der Konkretisierung der Idee<br />

wurde schnell klar, dass eine Einbeziehung anderer Felder katholischer Jugendarbeit<br />

sinnvoll ist. So entstand die Projektidee zu KQ.<br />

Ohne formulierte Projektidee, klare Zielsetzungen<br />

und geklärte Finanzierung<br />

scheitert das Unternehmen.<br />

Eine klar formulierte Projektbeschreibung, die das Projekt in den Gesamtzusammenhang<br />

der Institution setzt, ist unerlässlich.<br />

Hierzu gehören:<br />

• der Auftrag der Institution und ihr Interesse (Nutzen) an dem<br />

Projekt,<br />

• konkrete Zielsetzungen,<br />

• konzeptionelle Grundlagen,<br />

• die Strukturen des Projektes,<br />

• die Arbeitsweisen und Projektvorhaben,<br />

• die personellen Ressourcen.<br />

Diese Projektbeschreibung dient als Grundlage für<br />

die weitere Projektentwicklung.<br />

Ein Projekt in unserer Größenordnung kann nicht allein<br />

aus Eigenmitteln finanziert werden. Es ist also<br />

Als Nächstes muss die Finanzierung des<br />

Projektes geklärt werden.<br />

die Frage zu klären, wer Interesse an diesem Projekt<br />

und seinen Ergebnisse haben könnte. Für unser Projekt<br />

waren das Land NRW und das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren<br />

und Jugend als Partner interessant. Schließlich brachte ein Telefonat mit<br />

dem Schriftleiter der <strong>Qs</strong>-Hefte Klarheit über eine mögliche Zusammenarbeit.<br />

Finanzierungswege wurden erkennbar, die schließlich in die konkrete Antragstellung<br />

beim Bundesministerium mündeten.<br />

87


QS <strong>26</strong><br />

Prozessorientiertes Projektmanagement<br />

Ohne Auftrag läuft gar nichts!<br />

Bevor die Projektidee umgesetzt werden kann, ist die eindeutige Beauftragung<br />

durch die eigene Institution erforderlich. Hiermit stellen sich die Entscheidungsebenen<br />

hinter das Projekt und seiner Zielsetzung. Auch wenn<br />

ein Projekt zu einem hohen Maße aus Fremdmitteln finanziert wird, so ist<br />

diese Beauftragung durch die eigene Institution unerläßlich.<br />

Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende.<br />

Ein klar strukturierter Zeitplan für die Umsetzung des Projektes ist eine der<br />

wichtigsten Voraussetzungen. Ein Projekt muss einen Anfang und ein Ende<br />

haben, ein Ziel, auf welches die Arbeit hin ausgerichtet ist. Weiterhin ist es<br />

Voraussetzung, dass die verschiedenen Stationen, die das Projekt durchläuft,<br />

schon zu Projektbeginn (zumindest als Grobplanung) terminiert werden.<br />

Die Einhaltung des Zeitplanes und der gesetzten Termine ist gerade bei der<br />

Fremdfinanzierung eines Projektes von Bedeutung, da dann in der Regel eine<br />

Abhängigkeit von den Mitteln gegeben ist.<br />

Dennoch: „Meistens kommt es anders, als man denkt (oder plant)!“ Aus<br />

dem Grunde sind Zeitpuffer -gerade in der Endphase- besonders wichtig.<br />

Von der Einhaltung des Zeitplanes ist der Erfolg des Projektes abhängig!<br />

Jetzt muss eine Projektleitung und ein<br />

Projektteam her!<br />

Die grundlegenden Voraussetzungen sind nun<br />

geschaffen! Für die Umsetzung des Projektes ist nun eine Projektleitung erforderlich,<br />

die das Projekt nach außen und innen managt.<br />

Äußeres Management:<br />

❒ Die gesamte administrative Abwicklung, die Beantragung der Finanzmittel<br />

und die Abrechnung mit dem Zuschußgeber.<br />

❒ Die Gestaltung des Zeitplanes (Zeitmanagement).<br />

❒ Die Vertretung und Einbindung des Projektes innerhalb der eigenen<br />

Institution.<br />

❒ Der Kontakt und der Austausch zum inneren Management und<br />

Projektteam.<br />

88


Prozessorientiertes Projektmanagement<br />

QS <strong>26</strong><br />

Inneres Management:<br />

❒ Die inhaltlich-konzeptionellen Grundlagen entwickeln und managen.<br />

❒ Für die Vernetzung der Projektfelder sorgen.<br />

❒ Die fachlich-wissenschaftliche Begleitung einbeziehen und an den<br />

entscheidenen Stellen des Projektes verorten. Dies kann zum Beispiel<br />

durch Studientage, die für Austausch und Transparenz zwischen den<br />

Projektfeldern und für die Vermittlung von Fachwissen sorgen, geschehen.<br />

❒ Den Zeitplan gestalten.<br />

Wir hatten uns für eine Aufgabenteilung in der Projektleitung entschieden.<br />

Während ein Vertreter der Institution das äußere Projektmanagement übernahm,<br />

war es uns wichtig, für das innere, inhaltliche Management eine<br />

außenstehende Person zu gewinnen. Ähnlich war es auch bei dem Projektteam:<br />

Zwei Personen, die die Projektfelder begleiteten, waren zwar mit der<br />

Institution verbunden, aber im Arbeitsfeld unbeteiligte Mitarbeiter.<br />

Für das Leitungshandeln und Management sind dabei zwei Ebenen<br />

wichtig:<br />

1. die sachliche und aufgabenorientierte Ebene und<br />

2. die Beziehungsebene zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

und zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

und der Projektleitung.<br />

Schlüsselpersonen in jedem Projekt sind diejenigen,<br />

die die „eigentliche Arbeit“ tun sollen – oder<br />

in unserem Fall: die eine Idee für ein Evaluationsprojekt<br />

entwickeln und motiviert sind, diese umzusetzen.<br />

Hier sind Kreativität, Fachlichkeit, aber<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit<br />

• Ressourcen,<br />

• Ideenreichtum und<br />

• Eigeninitiative<br />

sind gefragt.<br />

auch Motivation und die Bereitschaft, zeitliche Ressourcen <strong>zur</strong> Verfügung<br />

zu stellen, gefragt.<br />

Die Mitarbeiter/-innen müssen von dem Nutzen und der Sinnhaftigkeit des<br />

Projektes überzeugt sein.<br />

Klare Zielsetzungen, Arbeitsaufträge und ein zeitlich überschaubarer, begrenzter<br />

und planbarer Zeitrahmen sind für ihre Entscheidung <strong>zur</strong> Mitarbeit<br />

wichtig.<br />

<strong>Vom</strong> Start des Projektes an war es ein Ziel, die Arbeit und die zutreffenden<br />

Entscheidungen transparent zu machen, das heißt, die Mitarbeiter/-innen<br />

aus den verschiedenen Arbeitsfeldern zu beteiligen und nicht allein von<br />

89


QS <strong>26</strong><br />

Prozessorientiertes Projektmanagement<br />

oben nach unten zu entscheiden. So war es selbstverständlich, dass die<br />

Einrichtungen aus den unterschiedlichen Feldern katholischer Jugendarbeit<br />

sich für eine Beteiligung bewerben konnten und nicht von der Projektleitung<br />

ausgesucht wurden. Für die Mitarbeiter/-innen war schnell klar, dass<br />

die Mitarbeit am Projekt für sie auch von hohem Nutzen war: Unter fachlicher<br />

und wissenschaftlicher Anleitung bzw. Begleitung eröffnete sich die<br />

Möglichkeit, ein Angebot der praktischen Arbeit zu evaluieren und auf seine<br />

Nicht immer können alle Ziele erreicht<br />

werden!<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale hin zu untersuchen. Deshalb<br />

war eine hohe Eigenmotivation bei den Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen von Anfang an vorhanden.<br />

Im Laufe der praktischen Projektarbeit zeigt sich, welche Ziele des Projektes<br />

umgesetzt, welche vielleicht modifiziert und welche Zielsetzungen nicht erreichbar<br />

sind. Auf unser Projekt bezogen bedeutet dies, dass zwei Evaluationsprozesse<br />

nicht umgesetzt werden konnten, da in den Einrichtungen<br />

die Konzeptentwicklung im Vordergrund stand. Auch geht während eines<br />

Projektes das Leben weiter, zum Beispiel wenn ein Mitarbeiter seine Stelle<br />

wechselt oder eine andere Mitarbeiterin erkrankt.<br />

Selbstevaluation nicht vergessen.<br />

Dabei ist auch an dieser Stelle die Selbstevaluation gefragt:<br />

• Was hat das Projekt bewirkt und verändert?<br />

• Welche Entwicklungen sind deutlich geworden?<br />

• Was ist jetzt anders als vorher?<br />

• Welche konzeptionellen Wege und inhaltlichen Perspektiven erschließen<br />

sich uns?<br />

Der Auftraggeber eines Projektes möchte selbstverständlich<br />

auch zum Projektende die Ergebnisse<br />

Präsentation der Ergebnisse ist wichtig.<br />

präsentiert bekommen. Hierzu sind alle Beteiligten<br />

einzuladen. Neben der Vorstellung der Ergebnisse geht es um die Auswertung<br />

des Prozesses, den Dank für die Mitarbeit und um die Beendigung<br />

des Projektes.<br />

90


Prozessorientiertes Projektmanagement<br />

QS <strong>26</strong><br />

Bereits bei der Vorbereitung eines Projektes ist es notwendig, sich ein wenig<br />

Zeit zu nehmen und über das Projekt, den Ablauf und die Rahmenbedingungen<br />

nachzudenken:<br />

Vor Projektbeginn sollten folgende Fragen geklärt sein:<br />

❒ Welche Aufgabe haben wir, warum wollen wir das Projekt durchführen?<br />

❒ In welchem größeren Zusammenhang steht das Projekt?<br />

❒ Welche Argumente sprechen für das Projekt? (Argumentationsgrundlage<br />

erstellen)<br />

❒ Welche Finanzen werden benötigt und wer stellt sie bereit?<br />

❒ Wer ist für das Projekt verantwortlich und für bestimmte Aufgaben<br />

zuständig?<br />

❒ Wer wird mit der Projektleitung beauftragt?<br />

❒ Welche Mitarbeiter/-innen werden in das Projektteam berufen?<br />

❒ Ist bereits eine klare Beauftragung durch die Institution eingeholt<br />

worden?<br />

❒ Welcher Zeitrahmen steht <strong>zur</strong> Verfügung? (Es ist wichtig, einen Zeitplan<br />

mit verschiedenen Etappen zu entwickeln.)<br />

❒ Haben wir einen Zeitpuffer eingeplant?<br />

❒ Welche „Projektkultur“ wollen wir prägen?<br />

❒ Haben wir auch kritische Punkte bedacht?<br />

❒ Welche Transparenz müssen wir zu Personen und Organisationen<br />

schaffen?<br />

❒ Wie soll die Projektorganisation gestaltet werden?<br />

❒ Wie wollen wir im Projekt Entscheidungen treffen?<br />

❒ Wie wollen wir unsere Zusammenarbeit auf der Sach- und Beziehungsebene<br />

gestalten?<br />

Werner Hellwig<br />

Tafel 22: Fragen für die Vorbereitung von Projekten<br />

91


QS <strong>26</strong><br />

Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

7. Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

Andreas Watzek und Gregor Drebber<br />

7.1 Von Anfang an ...<br />

Bereits in der Entwicklung des Projektes wird deutlich, dass Mitarbeiter/-innen<br />

in der Anwendung eines für sie neuen Arbeitsinstrumentes Beratung<br />

und Begleitung benötigen. Das sozialwissenschaftliche Instrument der<br />

Selbstevaluation soll ausprobiert werden und die Praxis der Fachkräfte in den<br />

verschiedenen Arbeitsfeldern qualifizieren. Schon der Begriff Selbstevaluation<br />

kann ungute Gefühle auslösen. Assoziationen wie „überprüfen“, „bewerten“,<br />

„untersuchen“, „unter die Lupe nehmen“ können ja schon einen<br />

klammheimlichen Vorwurf beinhalten, dass die geleistete Arbeit nicht in Ordnung<br />

ist, dass unprofessionell gearbeitet wird, dass Ressourcen nicht zielgerichtet<br />

eingesetzt werden.<br />

Mit solchen Implikationen lässt sich nicht unbedingt locker und zuversichtlich<br />

an die Arbeit gehen. Mit welchen Erfahrungen, Herausforderungen und<br />

Hindernissen werden die Mitarbeiter/-innen unterwegs im Prozess konfrontiert<br />

werden?<br />

Aus all diesen Gründen haben wir erfahrene Projektbegleiter, die sowohl<br />

Feldkompetenz als auch genug Abstand und Distanz zu den Arbeitsbezügen<br />

der Teams mitbrachten.<br />

Ziele der Begleitung waren,<br />

• die Selbstevaluationsprozesse qualifiziert durchzuführen,<br />

• verwertbare Ergebnisse zu erhalten,<br />

• Erfahrungen mit der Anwendung dieses neuen Instrumentes zu<br />

sammeln,<br />

• für die Mitarbeiter/-innen einen Lernprozess zu gestalten, der sie befähigt,<br />

später eigene Evaluationen durchzuführen.<br />

7.2 Kontrakt<br />

In einem Kontrakt wurden Absprachen über Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen<br />

für den Prozess getroffen sowie über Erwartungen und erhoffte<br />

Resultate und Auswirkungen gesprochen. Der Zeitraum für die Arbeit war<br />

durch den Projektrahmen vorgegeben und strukturiert so die Arbeit in den<br />

verschiedenen „KQ-Teams“.<br />

92


Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

QS <strong>26</strong><br />

7.3 Konzepte entwickeln – Veränderungsprozesse gestalten<br />

Wie bereits beschrieben werden zunächst die bestehenden Konzeptionen<br />

auf ihre Aktualität hin überprüft und weiterentwickelt. Dieser erste Prozessschritt<br />

wird dialogisch gestaltet, das heißt zusammen mit den Trägern. Dies<br />

ist wichtig, denn erst eine verbindliche Konzeption ist eine sichere Ausgangsbasis<br />

für die Selbstevaluation.<br />

Schon die Weiterentwicklung der Konzeptionen, das Hinterfragen und „In-<br />

Beziehung-Setzen“ von Zielen, Inhalten, Optionen, Inhalten mit den Programmen<br />

löst „Veränderungsprozesse“ auf unterschiedlichen Ebenen aus.<br />

Es werden schnell Stärken und Schwächen, Entwicklungspotenziale und Unstimmigkeiten<br />

der gesamten Organisationen deutlich. Aber auch innerpsychische<br />

und psychosoziale Themen treten in den Vordergrund, manchmal<br />

auch unausgesprochen.<br />

Visionen<br />

Ziele<br />

Ziele<br />

Strukturen<br />

Strukturen<br />

Rollen<br />

Rollen<br />

Rollen<br />

Regeln<br />

Regeln Regeln Regeln<br />

Verhalten<br />

Programm Projekte Alltägliches<br />

Tafel 23: Kulturpyramide<br />

93


QS <strong>26</strong> Veränderungsmanagement<br />

Die Berater wussten von dieser Dynamik und stellen sich darauf ein, dass es<br />

an unterschiedlichen Etappen des Prozesses zu Fragen, Unsicherheiten und<br />

Irritationen kommen kann. Sie ermöglichen eine Bearbeitung und Klärung<br />

und verhelfen den Teams so zu einer Weiterarbeit am Projekt.<br />

Die Skizze „Veränderungsmanagement“ macht deutlich, welche Entwicklungschritte<br />

und Etappen zu bewältigen sind, damit es auch zu beabsichtigten<br />

Veränderungen und Entwicklungen kommen kann.<br />

Status quo<br />

Motivation<br />

für Veränderung<br />

Nein<br />

Ja<br />

Begeisterung<br />

und<br />

Aufregung<br />

aber auch<br />

Zweifel<br />

und<br />

Einwände<br />

Neue Wege beschreiten<br />

Ablehnung<br />

Irritation<br />

Turbulenzen<br />

Chaos<br />

Positive Rückkopplung<br />

Rückfall in bekannte Strukturen<br />

Neue Möglichkeiten<br />

Neue Ordnung<br />

Quelle: G. Osterhold: <strong>Vom</strong> Chef zum Coach, S. 41<br />

94<br />

Tafel 24: Veränderungsmanagement


Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

QS <strong>26</strong><br />

Rolle und Aufgabe der Berater ist es, um diese Veränderungsdynamik zu wissen<br />

und an der geeigneten Stelle Hilfe und Unterstützung anzubieten, damit<br />

auftauchende Fragen nicht zu Krisen werden und das Projekt nicht vorzeitig<br />

beendet werden muss.<br />

Innerhalb des Prozesses der Begleitung und Beratung<br />

tauchen Fragen auf wie<br />

Beratung setzt nicht nur an den offenen<br />

sondern auch verdeckten Fragen an.<br />

❒ Wohin wird das Hinterfragen führen? Werden wir total verunsichert?<br />

❒ Wie können hohe und unterschiedliche Außenanforderungen von uns bewältigt<br />

und integriert werden?<br />

❒ Wie einigen wir uns auf wichtige Zielformulierungen?<br />

❒ Wie gehen wir mit Abhängigkeiten und Ohnmacht gegenüber Klientel,<br />

Politik, Rahmenbedingungen um?<br />

❒ Bedeuten konzeptionelle Veränderungen auch Veränderungen in der Zusammenarbeit<br />

des Teams und der Schwerpunktsetzung?<br />

❒ Welche Auswirkungen hat unsere ausschnitthafte Untersuchung und Entwicklung<br />

auf die gesamte Institution?<br />

❒ Wie können wir die Ergebnisse integrieren, sodass das Alltagshandeln zufriedenstellend<br />

und kreativ ist und die Arbeit Spaß macht?<br />

Systemische Beratung in Veränderungsprozessen<br />

7.4 Beratungskonzept<br />

Für eine solche Prozessbegleitung und unter Berücksichtigung der Dynamiken<br />

in Veränderungsprozessen bietet es sich an, ein Beratungskonzept auf<br />

der Grundlage der systemischen Beratung (siehe Seite 7) zu nutzen.<br />

Die Prozessbegleiter haben sich mit ihrer persönlichen Haltung und ihrem<br />

Verständnis von Beratung den Fachkräften und Teams <strong>zur</strong> Verfügung gestellt: 1<br />

95


QS <strong>26</strong><br />

Begleitung und Beratung im Projekt KQ<br />

Eckpunkte des Beratungskonzeptes<br />

1. Kontextanalyse:<br />

Die Institution und die inhaltliche Arbeit werden im Kontext zu den relevanten<br />

Umwelten und ihren Einflussgrößen auf die inhaltliche Arbeit<br />

gesehen.<br />

2. Anerkennung gefundener Problemlösungen:<br />

Frühere Konzeptentscheidungen werden wertgeschätzt, da sie immer der<br />

bestmöglichste Versuch waren, zu einer guten Lösung zu kommen.<br />

3. Beratung als Dialog:<br />

In der Beratung gibt es keine Einbahnstraße:<br />

Lösungen und Entwicklungen werden gemeinsam erarbeitet.<br />

4. Selbstreferenz:<br />

Das Denken und Fühlen, Ideen und Bedenken des Prozessbegleiters dürfen<br />

wirksam werden. Sie beeinflussen auch das Geschehen im Beratungsprozess.<br />

5. Wandlung und Entwicklung:<br />

Die Prozessbegleiter haben den Auftrag, die Mitarbeiter/-innen, Teams<br />

und Einrichtungen bei Wandlung und Entwicklung zu unterstützen. Dabei<br />

ist es wichtig, immer wieder Visionen und Ziele der Mitarbeiter/-innen<br />

zu erfragen.<br />

6. Selbstwert und Kongruenz:<br />

Die Haltung des Beraters/der Beraterin ermöglicht Wertschätzung für die<br />

geleistete Arbeit, für die Adressaten und für die Umwelt.<br />

7. Selbstorganisation:<br />

Die Verantwortung für die Inhalte des Prozesses ist und bleibt bei den Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen sowie der Institution. Der Berater/die Beraterin<br />

sorgt dafür, dass dies so bleibt und unterstützt die Beteiligten in der Eigenverantwortung<br />

und Selbstorganisation.<br />

Vgl. Osterhold, Seite 56 ff.<br />

Im Verlauf des Projektes zeigt sich an vielen Stellen, dass Begleitung und Beratung<br />

sinnvoll ist. Die Berater/-innen sorgen für die Transparenz des gesamten<br />

Prozesses und das Erarbeiten der einzelnen Schritte und Aufgaben innerhalb<br />

von Konzeptentwicklung und Selbstevaluation. Die Beteiligten können sich voll<br />

und ganz auf die Beantwortung der inhaltlichen Fragen konzentrieren, während<br />

die Berater/-innen immer wieder für die Rahmenbedingungen sorgen. Zwischenreflexionen<br />

und das Einbauen von Lernschleifen ermöglichen es zudem,<br />

die Arbeitsfähigkeit der Beteiligten zu erhöhen.<br />

Zu den Autoren<br />

Andreas Watzek (siehe Seite 34)<br />

Gregor Drebber ist Dipl.-Pädagoge und Supervisor, Referatsleiter für die Fortund<br />

Weiterbildung hauptberuflicher Mitarbeiter in der Abteilung<br />

Jugendpastoral/Jugendarbeit des Erzbischöflichen Generalvikariats, Paderborn.<br />

96


Literaturliste<br />

QS <strong>26</strong><br />

Literaturliste<br />

Grundlagen und Eckpunkte katholischer Jugendarbeit im Erzbistum<br />

Paderborn „Helfer zu Eurer Freude“, Bruno Kresing (Hrsg.), Paderborn 1999<br />

Erzbischöfliches Generalvikariat Hauptabteilung Pastorale Dienste,<br />

Paderborn 1994<br />

Produktdefinitionen für katholische Kinder und Jugendarbeit, eine Arbeitshilfe<br />

des Landesausschusses katholischer Jugendarbeit/BDKJ NW in Zusammenarbeit<br />

mit INSO, Düsseldorf 1997<br />

Social Marketing in der Jugend und Sozialarbeit, Poersch/Watzek (Hrsg.),<br />

Paderborn 1996<br />

Ehrenamt fördern, Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn, Abteilung<br />

Jugendpastoral/Jugendarbeit, Paderborn 1997<br />

Standards <strong>zur</strong> Konzeption von Ausbildungsmaßnahmen für ehrenamtliche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der katholischen Jugendarbeit der Erzdiözese<br />

Paderborn, Bund der Deutschen katholischen Jugend und Erzbischöfliches<br />

Generalvikariat Paderborn, Abteilung Jugendpastoral/Jugendarbeit,<br />

Paderborn 1998<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sentwicklung von unten, Prof. Dr. Hiltrud<br />

von Spiegel, in Merchel: <strong>Qualität</strong> der Jugendhilfe, Münster 1998<br />

Konzepte entwickeln, Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.)<br />

Weinheim 1996<br />

Zielfindung und Zielklärung, <strong>Qs</strong>-Heft Nr. 21, Bundesministerium für Familie,<br />

Frauen, Senioren und Jugend, Bonn 1999<br />

Konzeption für die Arbeit in Orientierungstagen, BDKJ-Diözesanverband<br />

Paderborn, Paderborn 1996<br />

<strong>Vom</strong> Chef zum Coach, Gisela Osterhold, Wiesbaden 1998<br />

Unsere Räume sind ihre Freiräume, Katholische und Evangelische Jugendfreizeitstätten<br />

in Essen „Produktbeschreibung“; Evangelische Jugend Essen<br />

und BDKJ Essen in Zusammenarbeit mit INSO, Essen/Ratingen 1997<br />

97


QS <strong>26</strong><br />

Übersicht der bisherigen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />

Übersicht über die im Rahmen der<br />

„Initiative <strong>Qualität</strong>ssicherung“ erschienenen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />

<strong>Qs</strong> 1<br />

<strong>Qs</strong> 2<br />

<strong>Qs</strong> 3<br />

<strong>Qs</strong> 4<br />

<strong>Qs</strong> 5<br />

<strong>Qs</strong> 6<br />

<strong>Qs</strong> 7<br />

<strong>Qs</strong> 8<br />

<strong>Qs</strong> 9<br />

<strong>Qs</strong> 10<br />

<strong>Qs</strong> 11<br />

<strong>Qs</strong> 12<br />

Evaluation der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit<br />

(Zusammenfassung <strong>zur</strong> Evaluationsforschung, einschließlich einer kommentierten<br />

Auswahlbibliographie der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung,<br />

Remscheid)<br />

Bundesinitiative <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe<br />

(Beschreibung der Initiative und von geförderten Einzelprojekten<br />

während einer Fachkonferenz im Christlichen Jugenddorfwerk, Bonn)<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung und <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Jugendverbandsarbeit<br />

(Bedarf und Anforderungen im Konzept des Controlling und der Selbstevaluation<br />

der DLRG-Jugend und des ISS, Frankfurt)<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement in der Jugendverbandsarbeit<br />

(Vorstudie für ein <strong>Qualität</strong>ssicherungsprojekt in einer<br />

KJP-Zentralstelle in Abgrenzung <strong>zur</strong> ISO 9000 ff.<br />

im Jugendhaus Düsseldorf e. V.)<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />

(Dokumentation einer Fachtagung des DRK in Nürnberg)<br />

<strong>Qualität</strong>sanforderungen in der Jugendsozialarbeit<br />

(Teil 1 der Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und<br />

<strong>Qualität</strong>sstandards der BAG Jugendsozialarbeit, Bonn)<br />

<strong>Qualität</strong>sstandards in der Jugendsozialarbeit<br />

(Teil 2 der Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards<br />

der BAG Jugendsozialarbeit, Bonn)<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit<br />

(Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Bundestagsfraktion<br />

von CDU/CSU und FDP <strong>zur</strong> ehrenamtlichen Tätigkeit und zu ihrer Bedeutung<br />

für unsere Gesellschaft)<br />

<strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards<br />

(Dokumentation einer Fachtagung zu <strong>Qualität</strong> und <strong>Qualität</strong>sstandards in<br />

der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung der Akademie<br />

Klausenhof, Dingden)<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung durch Zusammenarbeit<br />

(Dokumentation einer Fachtagung über Vernetzung regionaler<br />

Initiativen in der Thomas-Morus-Akademie, Bergisch Gladbach)<br />

Evaluation der sozialpädagogischen Praxis<br />

(Dokumentation einer Fachtagung der Universität Osnabrück)<br />

<strong>Qualität</strong>s-Controlling eines Trägers der internationalen Jugendarbeit<br />

(Projektbericht des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes e.V.,<br />

Dortmund)<br />

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Übersicht der bisherigen <strong>Qs</strong>-Hefte<br />

QS <strong>26</strong><br />

<strong>Qs</strong> 13<br />

Prozessorientierte <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in der politischen Bildung durch thematisch-zentrierte Evaluation<br />

(Konzept der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische<br />

Jugendbildung, Bad Boll)<br />

<strong>Qs</strong> 14 <strong>Qualität</strong> fängt im Vorstand an<br />

<strong>Qualität</strong>sentwicklung in der ehrenamtlichen Vorstandsarbeit<br />

(Bericht der Fachhochschule, Köln)<br />

<strong>Qs</strong> 15<br />

<strong>Qs</strong> 16<br />

<strong>Qs</strong> 17<br />

<strong>Qs</strong> 18<br />

<strong>Qs</strong> 19<br />

<strong>Qs</strong> 20<br />

<strong>Qs</strong> 21<br />

<strong>Qs</strong> 22<br />

<strong>Qs</strong> 23<br />

<strong>Qs</strong> 24<br />

<strong>Qs</strong> 25<br />

<strong>Qs</strong> <strong>26</strong><br />

<strong>Qualität</strong> schaffen<br />

Welches Know-how brauchen Freiwilligen-Agenturen?<br />

(Dokumentation einer Fachtagung der Stiftung „MITARBEIT“, Bonn)<br />

Ergebnisse des <strong>Qualität</strong>ssicherungsprozesses<br />

im Jugendhaus Düsseldorf e.V.<br />

(Umsetzung der Vorstudie von <strong>Qs</strong> 4)<br />

Keine <strong>Qualität</strong> ohne Qualifizierung<br />

(Qualifizierung ehrenamtlichen Engagements im<br />

Hessischen Jugendring, Frankfurt)<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement in der Caritas-Jugendhilfe GmbH Köln<br />

(auf der Grundlage der ISO 9000 ff.)<br />

Leitfaden für Selbstevaluation und <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

(Erarbeitet von der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung, Remscheid)<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten<br />

(Erarbeitet vom AdB, Bonn)<br />

Zielfindung und Zielklärung – Ein Leitfaden<br />

(Erarbeitet von Dr. Wolfgang Beywl und Frau Ellen Schepp-Winter)<br />

<strong>Qualität</strong>sprodukt Erziehungsberatung<br />

(Empfehlungen der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V., Fürth,<br />

zu Leistungen, <strong>Qualität</strong>smerkmalen und Kennziffern)<br />

<strong>Qualität</strong>sprofile verbandlicher Jugendarbeit<br />

(Dokumentation des Projektes „Zukunftsorientierte Jugendverbandsarbeit“ des<br />

BDKJ, Düsseldorf)<br />

Selbstbewertung des <strong>Qualität</strong>smanagements – Eine Arbeitshilfe<br />

(Ein Konzept betrieblicher <strong>Qualität</strong>sfähigkeit in der Erziehungshilfe;<br />

erarbeitet von Peter Gerull, Evangelischer Erziehungsverband, Hannover)<br />

Zielorientierte Zusammenarbeit von Zuwendungsgebern und<br />

Zuwendungsnehmern<br />

(Dr. Wolfgang Schröder)<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Leitbild</strong> <strong>zur</strong> <strong>kontinuierlichen</strong> <strong>Qualität</strong><br />

(Ein <strong>Qualität</strong>entwicklungsprozess in der katholischen Jugendarbeit der Erzdiözese<br />

Paderborn)<br />

Titel und Kurzinformationen zu den Inhalten der <strong>Qs</strong>-Hefte können über die Homepage des BMFSFJ<br />

eingesehen werden.<br />

http://www.bmfsfj.de/biblioth/kindjuge/index.htm<br />

Es ist ferner möglich, dort die Gesamttexte der Hefte einzusehen und herunterzuladen.<br />

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