Jahresbericht 2008 Universitätsspital Basel
Jahresbericht 2008 Universitätsspital Basel Jahresbericht 2008 Universitätsspital Basel
Jahresbericht 2008 Universitätsspital Basel
- Seite 3 und 4: Jahresbericht 2008 Universitätsspi
- Seite 5: 3 Editorial Geschätzte Leserin Ges
- Seite 9: 01 MS - neue Erkenntnisse, neue Med
- Seite 12: MS - neue Erkenntnisse, neue Medika
- Seite 15 und 16: 02 Tinnitus - leben lernen mit Nebe
- Seite 19 und 20: einer akustisch vollständig isolie
- Seite 22 und 23: 1- bis 2-Wochen-Rhythmus- den Umgan
- Seite 24: Nanowissenschaft - was bringt sie d
- Seite 28: Nanowissenschaft - was bringt sie d
- Seite 31 und 32: 04 Besseres Licht - auch unserer Um
- Seite 35 und 36: auch unserer Verantwortung der Umwe
- Seite 38 und 39: Nachhaltige Ergebnisse Für die Ern
- Seite 40: Notärzte - Dienst für die ganze R
- Seite 44: Notärzte - Dienst für die ganze R
- Seite 47 und 48: 06 Herz und Thorax - Chirurgie auf
- Seite 51 und 52: Teilnahme an multizentrischen Studi
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2008</strong><br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong>
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2008</strong><br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
MS – neue Erkenntnisse, neue Medikamente Seite 5<br />
Tinnitus – leben lernen mit Nebengeräuschen Seite 13<br />
Nanowissenschaft – was bringt sie der Medizin? Seite 21<br />
Besseres Licht – auch unserer Umwelt zuliebe Seite 29<br />
Notärzte – Dienst für die ganze Region Seite 37<br />
Herz und Thorax – Chirurgie auf Wachstumskurs Seite 45<br />
Geburtshilfe- und Schwangerschaftsmedizin Seite 53<br />
Nierenspende – «Ich würde es wieder tun ...» Seite 61<br />
Freiwilligendienst – wichtig und wertvoll Seite 69<br />
Knochen – Hilfe aus dem Reagenzglas Seite 77<br />
Die Notfallstation – Belastungstest Euro 08 Seite 85<br />
USB-Lehre – vom Praktikum zum Diplom im eigenen Haus Seite 93<br />
Jahresrechung Seite 101 – 118
3<br />
Editorial<br />
Geschätzte Leserin<br />
Geschätzter Leser<br />
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das trifft auch für die Themenauswahl beim <strong>Jahresbericht</strong> zu. Das <strong>Universitätsspital</strong><br />
<strong>Basel</strong> könnte – wie in jedem Jahr – eine Fülle an attraktiven Beiträgen präsentieren, die Ihr Interesse gewiss<br />
ebenso wecken würde. Wir müssen uns zwangsläufig beschränken auf eine Kostprobe dessen, was wir an Besonderem<br />
zu bieten haben.<br />
Themenvielfalt ist ohnehin das Grundmerkmal eines grossen<br />
Spitals mit universitärer Ausrichtung. Eines Spitals, wo<br />
komplexe medizinische Behandlungen und Therapien sowie<br />
spezifische pflegerische Qualitäten für eine umfassende<br />
Versorgung unserer Patientinnen und Patienten<br />
sorgen. Mehr denn je ist jedoch nicht allein die Menge<br />
medizinischer Behandlungsmöglichkeiten massgebend,<br />
entscheidend ist deren Qualität. Auf Qualität setzen wir.<br />
Qualität beginnt bei jeder einzelnen Leistung, bei jeder<br />
Handlung für den und am Patienten. Ein Qualitätsbewusstsein<br />
zu schaffen, ist ein umfassender Auftrag, den wir mit<br />
Sorgfalt erfüllen wollen. Nach aussen und nach innen. Für<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des <strong>Universitätsspital</strong>s<br />
<strong>Basel</strong> bedeutet dies Selbstkontrolle, jedoch auch Ansporn,<br />
immer besser zu werden. Wir treten quasi in einen<br />
Wettbewerb untereinander. Gut zu sein, darf und kann<br />
nicht genügen. Besser werden gibt die Richtung vor.<br />
Die Universitätsspitäler der Schweiz stehen schon seit<br />
geraumer Zeit in einem Wettbewerbsverhältnis zueinander.<br />
Dieser Wettbewerb wird sich im Hinblick auf die<br />
Neuorganisation der hoch spezialisierten Medizin in der<br />
Schweiz und auf die bevorstehende freie Spitalwahl für<br />
allgemein versicherte Patientinnen und Patienten weiter<br />
verschärfen. Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> bündelt deshalb<br />
seine Kräfte noch stärker als in der Vergangenheit,<br />
indem es die Schwerpunkte von Universität und <strong>Universitätsspital</strong>,<br />
Klinischer Forschung und Medizinischer<br />
Fakultät, noch enger miteinander vernetzt. Hinsichtlich<br />
landesweiter Positionierung des Basler <strong>Universitätsspital</strong>s<br />
in der hoch spezialisierten Medizin verschafft uns<br />
dies eine ausgezeichnete Ausgangslage.<br />
Vorhaben der Zukunft basieren auf den Erfahrungen<br />
und Ergebnissen von gestern. Das Jahresergebnis ist<br />
ein Spiegel unserer Leistungen. Mit Blick auf die Resultate<br />
des vergangenen Geschäftsjahres fällt die erneut erhöhte<br />
Produktivität auf. Betrachtet man die Produktivität<br />
pro Mitarbeiter oder Mitarbeiterin, so hat sich diese<br />
markant erhöht, nämlich um 5 % im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Das ist eine beachtliche Leistung, die grosse Anerkennung<br />
verdient.<br />
Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> erfreut sich eines anhaltend<br />
starken Patientenzustroms, dem wir auch in Zukunft mit<br />
starken Leistungen, mit Fachkompetenz auf höchstem<br />
Niveau und mit intensiver Patientenorientierung gerecht<br />
werden wollen. Das Potenzial, laufend Verbesserungen<br />
anzubringen, haben wir. Wir gehen sportlich an den Start<br />
für die Ziele, die in Reichweite liegen, und für jene, die<br />
sich abzeichnen, gemäss dem Motto: «Wer aufhört, besser<br />
werden zu wollen, hört auf, gut zu sein.»<br />
Dr. Werner Kübler, MBA<br />
Direktor
MS – neue Erkenntnisse, neue Medikamente<br />
Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung,<br />
die meist junge Erwachsene befällt und sie ein Leben<br />
lang begleitet, in den meisten Fällen mit zunehmender<br />
Behinderung. Heute leiden in der Schweiz etwa<br />
10 000 Menschen an MS. Schon Robert Bing, erster<br />
Professor für Neurologie in <strong>Basel</strong>, beschäftigte<br />
sich Anfang des 20. Jahrhundert intensiv mit der<br />
Krankheit. Heute pflegt das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong><br />
einen interdisziplinären MS-Betreuungs- und -Forschungsschwerpunkt,<br />
der im internationalen Vergleich<br />
sehr gut aufgestellt ist und in der rasanten<br />
Entwicklung auf diesem Gebiet eine aktive und<br />
insbesondere in der Therapieforschung führende<br />
Rolle spielt.<br />
06<br />
Multiple Sklerose
01<br />
MS – neue Erkenntnisse,<br />
neue Medikamente<br />
In der Schweiz leiden etwa 10 000 Menschen an multipler Sklerose. Die Beschäftigung<br />
mit dieser chronischen Erkrankung hat in <strong>Basel</strong> eine lange Tradition. Entsprechend<br />
gut aufgestellt ist der interdisziplinäre MS-Forschungsschwerpunkt am<br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong>.<br />
05<br />
Multiple Sklerose
Spezialsprechstunde<br />
Die Neurologische Poliklinik am USB unterhält eine<br />
MS-Spezialsprechstunde, in welcher jährlich über<br />
1000 Betroffene betreut werden, meist in Zusammenarbeit<br />
mit praktizierenden Neurologinnen und<br />
Neurologen sowie Hausärztinnen und Hausärzten.<br />
Zum Sprechstundenteam gehören auch Fachpersonen<br />
der Neuropsychologie und der Pflege sowie<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medikamentenanwendungsberatung,<br />
der neurologischen<br />
Physiotherapie und des Sozialdienstes. Sie pflegen<br />
eine enge Zusammenarbeit mit dem klinisch-neuroimmunologischen<br />
Labor sowie der Neuroradiologie.<br />
Das MS-MRI-Evaluationszentrum ist aus Neurologie<br />
und Neuroradiologie hervorgegangen und<br />
heisst jetzt Medical Image Analysis Center (MIAC).<br />
Es dient als zentrales Referenzzentrum zur Auswertung<br />
von MRI-Befunden verschiedener internationaler<br />
Studien. Professionelle Unterstützung in der<br />
Planung und Durchführung von Studien ist durch<br />
die Clinical Trial Unit (CTU) des USB gewährleistet,<br />
in welche ab 2009 auch das MIAC als selbstständige<br />
Einheit integriert ist.<br />
Bisher Erreichtes<br />
Betainterferon und Glatirameracetat, zwei Medikamente,<br />
die seit nun rund 15 Jahren für die Behandlung<br />
der MS eingesetzt werden, vermindern<br />
die Anzahl von Schüben um circa 30 Prozent und<br />
verzögern damit auch die Anhäufung von neurologischen<br />
Störungen. In einer grossen europäischkanadischen<br />
Studie konnten wir zeigen, dass der<br />
Beginn der Behandlung mit Interferon beta-1b unmittelbar<br />
nach dem ersten Schub nicht nur die<br />
Wahrscheinlichkeit eines zweiten um rund 50 Prozent<br />
reduziert, sondern auch die Entwicklung von<br />
bleibenden Störungen aufhält.
MS – neue Erkenntnisse, neue Medikamente<br />
Neue Therapien<br />
Das bessere Verständnis der Interaktion von Immunsystem<br />
und Nervensystem erlaubt aber auch<br />
die Entwicklung neuer Therapieprinzipien:<br />
• Natalizumab ist der erste für die Behandlung der<br />
MS zugelassene monoklonale Antikörper. An seiner<br />
klinischen Entwicklung war das MS-Zentrum<br />
am USB führend beteiligt. Er verhindert den Übertritt<br />
von Immunzellen aus der Blutbahn in das zentrale<br />
Nervensystem. Mit diesem Wirkungsmechanismus<br />
konnte die Schubhäufigkeit im Vergleich zu<br />
Placebo um gut zwei Drittel verringert werden.<br />
• FTY720 (Fingolimod) ist eine als Tablette erhältliche<br />
Substanz. Sie hindert potenziell schädliche<br />
Immunzellen daran, aus den Lymphknoten wieder<br />
auszutreten und über die Blutbahn schliesslich<br />
das zentrale Nervensystem zu erreichen. In<br />
einer vom USB-Forschungszentrum geleiteten<br />
Phase-II-Studie konnte ein im Vergleich zu Placebo<br />
deutlicher Effekt auf die Zahl von MS-Herden<br />
in monatlich durchgeführten MRI, aber auch eine<br />
Verminderung der Schubhäufigkeit um gut 50 Prozent<br />
nachgewiesen werden. In einer ersten Phase-<br />
III-Studie mit mehr als 1000 Patienten trat auch<br />
eine im Vergleich zu Interferon signifikant bessere<br />
Unterdrückung der Schubaktivität zu Tage.<br />
10<br />
Multiple Sklerose
• Ebenfalls in einer von hier aus geleiteten Phase-<br />
II-Studie erfolgreich war ein orales Präparat, das<br />
ursprünglich von einem kleinen Schweizer Unternehmen<br />
für die Behandlung der Schuppenflechte<br />
entdeckt worden ist. Dimethylfumarat hat einen<br />
entzündungshemmenden Effekt, der aber die Immunreaktion<br />
insgesamt nicht unterdrückt und zudem<br />
auch zytoprotektive, also die Zellen schützende,<br />
Wirkungen verspricht.<br />
• Neuere Erkenntnisse der Forschung weisen auf<br />
eine bedeutende Rolle von B-Lymphozyten und<br />
Antikörpern in der Entstehung und Unterhaltung<br />
des Krankheitsprozesses hin. Zurzeit läuft eine Phase-II-Studie<br />
unter Beteiligung des USB, mit der die<br />
Wirkung von Ocrelizumab, eines monoklonalen Antikörpers<br />
gegen B-Zellen untersucht wird. Eine weitere<br />
Studie, an der das MS-Forschungszentrum im<br />
Haus führend teilnimmt, betrifft ein rekombinantes<br />
Protein namens Atacicept. Es bindet an Moleküle,<br />
die für die Steuerung von B-Zellen wichtig sind und<br />
beeinflusst damit gezielter die Funktion von Plasma-<br />
und B-Zellen.<br />
Die genannten, bereits zugelassenen und auch neu<br />
überprüften Medikamente greifen vor allem in der<br />
frühen, eher entzündlichen Phase der Erkrankung<br />
ein. Mit neu zu entwickelnden Präparaten sollte<br />
auch der mehr degenerative, nicht mehr so direkt<br />
von der krankhaften Immunreaktion abhängige Anteil<br />
am Krankheitsgeschehen beeinflusst werden,<br />
der die spätere Phase der langsam zunehmenden<br />
Behinderung prägt.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Bei aller Freude über das Erreichte stellen sich mit<br />
der zunehmenden Zahl an therapeutischen Optionen<br />
auch immer drängender neue Fragen. Für<br />
wen ist welches Präparat am besten geeignet? Wer<br />
braucht eine Kombination verschiedener Therapieprinzipien?<br />
Wie können wir die Therapie besser<br />
steuern, um bei potenteren Medikamenten Risiken<br />
möglichst gering zu halten? Hier müssen mithilfe<br />
sorgfältiger klinischer Dokumentation, eines<br />
Monitorings mit neuen bildgebenden Verfahren<br />
und zunehmend mit molekularbiologischen Untersuchungstechniken<br />
Kriterien für eine phasenadaptierte<br />
und möglichst individualisierte Therapie entwickelt<br />
werden.
02<br />
Tinnitus – leben lernen<br />
mit Nebengeräuschen<br />
Ohrgeräusche sind lästig und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Im<br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> lernen Betroffene in einem interdisziplinären Therapieprogramm,<br />
wie man Tinnitus mit der Zeit «überhören» kann.<br />
13<br />
Tinnitus
Tinnitus – leben lernen mit Nebengeräuschen<br />
Mit Tinnitus bezeichnen wir ein Rauschen oder Pfeifen<br />
in den Ohren. Das Symptom ist häufig: Nahezu<br />
die Hälfte aller Menschen hört ab und zu ein Ohrgeräusch,<br />
zehn Prozent davon ständig, wobei sich<br />
nur wenige dadurch derart gestört fühlen, dass sie<br />
einen Arzt aufsuchen. In diesen Fällen beeinträchtigt<br />
das ständige Pfeifen oder Rauschen die Konzentrationsfähigkeit<br />
der Betroffenen; sie schlafen<br />
schlecht, sind nervös, gereizt und werden manchmal<br />
sogar depressiv.<br />
Ohrgeräusche sind normal<br />
Woher kommen Ohrgeräusche? Grundsätzlich hören<br />
sie fast alle Menschen nach einer gewissen Zeit<br />
vollständiger Ruhe, zum Beispiel, wenn wir uns in<br />
14<br />
Tinnitus
einer akustisch vollständig isolierten Kammer aufhalten.<br />
Das Geräusch verschwindet wieder, sobald<br />
wir den schalltoten Raum verlassen. Deshalb gehen<br />
die Forscher inzwischen davon aus, dass Ohrgeräusche<br />
in uns allen vorhanden sind, auch wenn<br />
wir sie in der Regel nicht hören. Durch äussere<br />
Auslöser können sie plötzlich stärker und dadurch<br />
als störend wahrgenommen werden. Solche Auslöser<br />
können akute Erkrankungen im Hals-Nasen-<br />
Ohren-Bereich sein, Erkrankungen der Blutgefässe,<br />
der Halswirbelsäule und des Kiefergelenks oder<br />
aber seelische Anspannung, Stress- oder Belastungssituationen.<br />
Auch bei Depressionen kann ein<br />
Ohrgeräusch auftreten oder ein schon vorhandenes<br />
lauter und dadurch unerträglich werden. Was<br />
können wir dagegen tun?<br />
Training statt Medikamente<br />
Oft hören die Betroffenen vom Arzt dann den wenig<br />
hilfreichen Satz: «Lernen Sie, damit zu leben; es<br />
gibt nichts, was man dagegen tun kann.» Dies gilt<br />
insbesondere in Fällen, in denen kein eindeutiger<br />
körperlicher Auslöser gefunden wird. Kann man<br />
wirklich nichts tun? Medikamente gegen Tinnitus<br />
existieren noch keine, aber es gibt Hilfe in Form<br />
spezieller Trainingsprogramme. Ein solches bietet<br />
die Hals-Nasen-Ohren-Klinik des <strong>Universitätsspital</strong>s
Tinnitus – leben lernen mit Nebengeräuschen<br />
<strong>Basel</strong> in Zusammenarbeit mit der Abteilung Psychosomatik<br />
der Inneren Medizin seit einigen Jahren<br />
an. In diesem Programm lernen die Betroffenen,<br />
dass der Tinnitus, der in schweren Fällen dauerpräsent<br />
ist und Wahrnehmung, Fühlen und Denken<br />
vollständig dominiert, durchaus in den Hintergrund<br />
verschoben werden kann. Wenn das gelingt,<br />
wird er nicht mehr als störend wahrgenommen und<br />
verschwindet manchmal sogar komplett. Es ist, wie<br />
wenn wir bei offenem Fenster und Strassenlärm ein<br />
Telefongespräch führen, und uns dabei durch die<br />
Geräuschkulisse nicht stören lassen, sondern konzentriert<br />
und entspannt telefonieren.<br />
«Bewertungsmuster» ändern<br />
An diesem Programm können Patientinnen und<br />
Patienten teilnehmen, die wir vorgängig in der interdisziplinären<br />
Sprechstunde untersucht und das<br />
Krankheitsbild umfassend abgeklärt haben. Liegt<br />
eine Hörstörung vor, wird diese behandelt und –<br />
wenn nötig – eine Hörgeräteanpassung durchgeführt.<br />
Im Anschluss an die medizinische Abklärung<br />
erfolgt eine erste, ausführliche Beratung. Das Trainingsprogramm<br />
wird in der Tinnitusbewältigungsgruppe<br />
vermittelt. Jeweils zehn bis maximal zwölf<br />
Patientinnen und Patienten bilden eine geschlossene<br />
Gruppe. In zehn Doppelstunden lernen sie im<br />
18<br />
Tinnitus
1- bis 2-Wochen-Rhythmus- den Umgang mit dem<br />
Tinnitus. Dabei werden die Ursachen für die starke<br />
Beeinträchtigung analysiert, einzelne Situationen<br />
besprochen und andere, alternative Bewertungsmuster<br />
innerhalb der Gruppe entwickelt und eingeübt.<br />
Das Programm fördert auch das Erlernen<br />
von Entspannungs- sowie speziell für Tinnitus entwickelten<br />
Imaginationstechniken und enthält Elemente<br />
autogenen Trainings.<br />
die Teilnehmer, ihren Tinnitus anders zu bewerten.<br />
Allein diese mentale Fähigkeit führt bei einem hohen<br />
Prozentsatz der Betroffenen zu einer nachhaltigen<br />
Reduktion des Tinnitus und damit zu einer<br />
deutlichen Steigerung der Lebensqualität.<br />
Dank diesem interdisziplinären Trainingsprogramm,<br />
das in der Nordwestschweiz einzigartig ist, lernen
03<br />
Nanowissenschaft –<br />
was bringt sie der Medizin?<br />
Die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts wird auch die Medizin nachhaltig<br />
beeinflussen und verändern. Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> ist schweizweit die führende<br />
Klinik in der interdisziplinären Forschung auf diesem Gebiet.<br />
21<br />
Nanowissenschaft
Nanowissenschaft – was bringt sie der Medizin?<br />
Neue technologische Entwicklungen waren in der<br />
Medizin stets Meilensteine für besseres Verständnis<br />
und wirksamere Therapien. So erlaubte der Bau des<br />
ersten Lichtmikroskops die Entdeckung der Bakterien<br />
und führte damit zur Entwicklung der Antibiotika.<br />
Die Nanowissenschaft ist sehr jung und wird<br />
oft als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts<br />
betrachtet. Sie befasst sich mit sehr kleinen Objekten<br />
(nanos = Zwerg) wie Molekülen, Partikeln und<br />
Oberflächen, welche mit neuartigen Instrumenten<br />
untersucht und gezielt strukturiert werden. Hier berühren<br />
sich Physik, Chemie, Biologie und Medizin,<br />
was dieses Forschungsgebiet einzigartig interdisziplinär<br />
macht. Welche Auswirkungen aber haben die<br />
Nanowissenschaften auf die Medizin der Zukunft?<br />
22<br />
Nanowissenschaft
Werkzeuge und Methoden<br />
• Rastermikroskope tasten Oberflächen punktweise<br />
ab und produzieren Bilder mit enormer Auflösung<br />
bis hin zum Einzelatom. Diese Mikroskope sind<br />
in der biomedizinischen Bildgebung wichtig. Die<br />
Technologie kann auch für empfindliche Sensoren<br />
für die medizinische Diagnostik eingesetzt werden.<br />
• Die Nanooptik kann das Zusammenspiel zweier<br />
Moleküle untersuchen. Dies erlaubt den Bau nanooptischer<br />
Sensoren für den Nachweis von Krankheitsmarkern.<br />
• Nanomaterialien: Die Nanostruktur eines Objektes<br />
hat enorme Auswirkungen auf seine Eigenschaften.<br />
Nanostrukturierte Materialien sind wichtig<br />
für die Biokompatibilität von Implantaten und<br />
Medikamententrägern und für neuartige medizinische<br />
Labortests.<br />
• Nanofluidik: Nanomedizinische Messmethoden<br />
kommen mit sehr kleinen Probemengen aus. Mit<br />
einem einzelnen Tropfen Blut kann eine grosse Zahl<br />
verschiedener Messungen durchgeführt werden.<br />
• Nanosysteme: Damit im Körper gezielte Therapien<br />
mit optimaler Wirksamkeit bei minimalen Nebenwirkungen<br />
erreicht werden können, sind Nanoobjekte<br />
mit komplexer Funktionalität nötig. Derartige<br />
«intelligente» Nanoobjekte sind durch biologische<br />
Vorbilder im menschlichen Körper inspiriert. Dass
Nanowissenschaft – was bringt sie der Medizin?<br />
keine Notwendigkeit besteht, genetisches Material<br />
zu transferieren, und auch die Verwendung von<br />
Stammzellen nicht nötig ist, ist in gewissen Situationen<br />
ein Vorteil.<br />
Früherkennung<br />
Krankheiten wie die Arteriosklerose können mit<br />
nanomedizinischen Methoden schon im Frühstadium<br />
erfasst werden, was etwa bei arteriosklerosekranken<br />
Mäusen schon gut funktioniert. In Zukunft<br />
könnten somit Personen mit hohem Risiko<br />
für Schlaganfälle oder Herzinfarkte – also Krankheiten,<br />
die zu viel Leiden, Verlust der Selbstständigkeit<br />
und hohen Kosten im Spital und ausserhalb führen<br />
– schon vor dem Krankheitsfall behandelt werden.<br />
Wird die Nanomedizin eines Tages sogar die<br />
Arteriosklerose als Krankheit ausrotten können?<br />
Nachhaltige Nanomedizin<br />
In der Nanomedizin genügen kleinste Substanzmengen<br />
für die Diagnostik und für die gezielte Therapie:<br />
Hundertfach kleinere Substanzmengen können dieselbe<br />
Wirkung erreichen wie herkömmliche Medikamente.<br />
Miniaturisierte diagnostische Tests reduzieren<br />
den Verbrauch an chemischen Reagenzien und<br />
Proben massiv. Dies birgt ein grosses Potenzial für<br />
eine nachhaltige und umweltverträgliche Medizin.<br />
26<br />
Nanowissenschaft
Offene Fragen<br />
Welche Krankheiten werden von den Erkenntnissen<br />
der Nanowissenschaft am meisten profitieren? Wie<br />
werden sie den Krankheitsverlauf, die Lebensqualität<br />
und die Prognose beeinflussen? Unsere Umwelt<br />
enthält grosse Mengen von so genannten Nanopartikeln,<br />
beispielsweise aus Ölheizungen, Zigaretten,<br />
Fotokopiertonern, Papieren, Sonnen crèmes oder<br />
Mobiltelefonbatterien. Es ist wichtig, zu verstehen,<br />
wie der Körper mit diesen Partikeln umgeht, sie aufnimmt<br />
und ausscheidet. Dies wird in den Nanowissenschaften<br />
intensiv erforscht.<br />
Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> hat die strategische<br />
Wichtigkeit der Nanomedizin, die einen bleibenden<br />
Einfluss auf die Medizin der Zukunft haben wird,<br />
früh erkannt. Es ist in der interdisziplinären Forschung<br />
«Nanowissenschaften / Medizin» die führende<br />
Klinik in der Schweiz. <strong>Basel</strong> ist der Treffpunkt<br />
der europäischen Pioniere dieses Gebietes, die sich<br />
jährlich an der Europäischen Konferenz für klinische<br />
Nanomedizin treffen.
04<br />
Besseres Licht –<br />
auch unserer Umwelt zuliebe<br />
Die Optimierung der Beleuchtung in Patientenzimmern und an Arbeitsplätzen<br />
eines <strong>Universitätsspital</strong>s setzt beträchtliche Investitionen voraus. Das USB hat<br />
diese in einem innovativen Vertrag an die Industriellen Werke <strong>Basel</strong> delegiert.<br />
29 Energiesparcontracting
Besseres Licht – auch unserer Umwelt zuliebe<br />
Die Ansprüche an die Lichtverhältnisse in Räumen<br />
sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich<br />
gestiegen und die Vorgaben strenger geworden.<br />
Was vor dreissig Jahren standardmässig an<br />
Beleuchtung installiert wurde und für einen Büroarbeitsplatz<br />
mit Schreibmaschine genügte, ist<br />
heute, an einem Arbeitsplatz mit PC ein Ärgernis.<br />
Zudem gilt es, Energie möglichst effizient zu<br />
nutzen und den Stromverbrauch zu senken. Kein<br />
leichtes Unterfangen in einem energieintensiven<br />
Betrieb wie einem Spital, aber eine Herausforderung,<br />
der sich das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> gerne<br />
stellt. Neben den betrieblichen und ökonomischen<br />
Vorteilen, die mit den entsprechenden<br />
Massnahmen verbunden sind, können wir dabei 30 Energiesparcontracting
auch unserer Verantwortung der Umwelt gegenüber<br />
nachkommen.<br />
Herausfordernde Aufgabe<br />
Damit wir Menschen uns in einem Raum wohlfühlen,<br />
sind neben der richtigen Temperatur und<br />
der richtigen Feuchte vor allem die Lichtverhältnisse<br />
wichtig. Dafür sind in den vergangenen Jahren<br />
ausgeklügelte Beleuchtungssysteme mit modernen<br />
Leuchtkörpern entwickelt worden, die im Vergleich<br />
zu herkömmlichen Systemen weniger Strom<br />
verbrauchen. Bei grösseren Gebäuden, zum Beispiel<br />
im Klinikum 2 des USB, kann die Erneuerung<br />
der Beleuchtung jedoch unmöglich immer mit der<br />
rasch fortschreitenden Entwicklung Schritt halten.<br />
Dieses Gebäude wurde vor mehr als dreissig Jahren<br />
in Betrieb genommen und die Beleuchtung entspricht<br />
nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Die<br />
in die Decken eingelassenen Leuchtkörper lassen<br />
sich nur mit grossem Aufwand ändern. Auch ist es<br />
schwierig, Anpassungen so zu gestalten, dass sie<br />
mit dem übrigen Erscheinungsbild harmonieren.<br />
Umfangreiche und aufwendige Erneuerungsarbeiten<br />
waren aber letztlich nicht mehr zu umgehen. So<br />
galt es, die Beleuchtung von insgesamt 3195 Bettenzimmern,<br />
Büros und Fluren anzupassen. Total<br />
waren 5580 Leuchtkörper betroffen. Zuerst muss-
Besseres Licht – auch unserer Umwelt zuliebe<br />
ten wir die Finanzierung für diese Rundumerneuerung<br />
sichern und traten deshalb mit den Industriellen<br />
Werken <strong>Basel</strong> (IWB) in Kontakt.<br />
Verblüffende Lösung<br />
Der kantonale Energieversorger bietet seit vielen<br />
Jahren so genannte Energiesparcontractings an.<br />
Dabei handelt es sich um Verträge zwischen den<br />
IWB und einem Energiebezüger. Dabei verpflichten<br />
sich die IWB, die notwendigen Investitionen vorzunehmen.<br />
Bedingung ist, dass die so finanzierten<br />
Anpassungen einen geringeren Energieverbrauch<br />
zum Ziel haben. Der Energiebezüger seinerzeit geht<br />
die Verpflichtung ein, während einer festgelegten<br />
Dauer weiterhin die Energiekosten zu bezahlen, die<br />
vor der Investition angefallen sind. Mit der Differenz<br />
zwischen den früheren (hohen) und den neu<br />
tatsächlich anfallenden (tiefen) Energiekosten wird<br />
die Rückzahlung der Investition an die IWB sichergestellt.<br />
Die Verträge sind so ausgelegt, dass die<br />
Nutzungsdauer der Investition ein Vielfaches der<br />
Vertragsdauer beträgt. Damit profitiert der Energiebezüger<br />
noch eine lange Zeit nach Ablauf des<br />
Vertrages vom tieferen Verbrauch und den niedrigeren<br />
Kosten.<br />
34 Energiesparcontracting
Nachhaltige Ergebnisse<br />
Für die Erneuerung der Beleuchtung im Klinikum 2 –<br />
mit direktem Nutzen für unsere Patientinnen, Patienten<br />
und Mitarbeitenden – haben wir nahezu<br />
eine halbe Million Franken investiert, ohne dass wir<br />
dafür unsere eigenen Mittel angreifen mussten. Wir<br />
erreichten damit Stromeinsparungen in der Höhe<br />
von 535 000 kWh pro Jahr und senkten die Kosten<br />
um jährlich mehr als Fr. 100 000.–. Das war bereits<br />
das vierte Projekt, welches wir mittels Energieeinspar-Contracting<br />
realisiert haben. Total haben wir<br />
damit bisher Einsparungen von 2,9 Mio. kWh pro<br />
Jahr erzielt. Dies entspricht etwa dem Energieverbrauch<br />
von 112 Einfamilienhäusern. Wäre die eingesparte<br />
Energie durch ein Heizkraftwerk erzeugt<br />
worden, hätte dies zu einer CO 2 -Reduktion von 730<br />
Tonnen pro Jahr geführt.<br />
Alles in allem: Eine nachhaltige Erfolgsgeschichte,<br />
die im USB bestimmt eine Fortsetzung finden<br />
wird – auch der Umwelt zuliebe!
05<br />
Notärzte –<br />
Dienst für die ganze Region<br />
365 Tage im Jahr und 24 Stunden täglich ist für <strong>Basel</strong>, die Nordwestschweiz und<br />
die trinationale Regio Basiliensis ein Notarzt oder eine Notärztin verfügbar. Sie stellen<br />
bei lebensbedrohlichen Unfällen oder Erkrankungen bereits vor dem Eintritt ins<br />
Spital die Akutversorgung sicher.<br />
37 Notärztlicher<br />
Dienst
Notärzte – Dienst für die ganze Region<br />
Von den Notfällen, zu denen die Sanität <strong>Basel</strong> pro<br />
Jahr ausrücken muss, handelt es sich rund 500<br />
Mal um schwere, zum Teil lebensbedrohliche Situationen.<br />
In solchen Fällen zieht das Sanitätsteam<br />
eine Notärztin oder einen Notarzt aus dem <strong>Universitätsspital</strong><br />
<strong>Basel</strong> bei. Dort sind zu jeder Zeit<br />
erfahrene Anästhesisten im Dienst, die sofort ihren<br />
Arbeitsplatz verlassen können, die Sicherheitskleidung<br />
anziehen und dann auf der Notfallstation<br />
vom Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) abgeholt werden.<br />
Zusammen mit dessen Fahrer oder Fahrerin<br />
und den beiden Sanitätern bilden der Notarzt oder<br />
die Notärztin ein qualifiziertes Viererteam für die<br />
Erstversorgung vor Ort.<br />
38 Notärztlicher<br />
Dienst
Am Boden ...<br />
Zu den Kernkompetenzen der Notärzte gehört die<br />
Stabilisierung der Vitalfunktionen. Bei Atemnot<br />
oder Atemstillstand sichern sie die Atemwege und<br />
leiten wenn nötig die Beatmung ein, um eine ausreichende<br />
Versorgung mit Sauerstoff zu gewährleisten.<br />
Bei Kreislaufproblemen müssen sie auch bei<br />
schlechten Umgebungsbedingungen einen venösen<br />
Zugang finden können, um mittels Infusionen<br />
oder Medikamenten den Kreislauf zu stabilisieren.<br />
Dies gilt für Schocksituationen gleichermassen wie<br />
für hypertensive Zustände mit extrem hohen Blutdruckwerten.<br />
Sie behandeln Herzrhythmusstörungen<br />
medikamentös oder elektrisch. Bei den rund<br />
100 Herz-Kreislauf-Stillständen pro Jahr leiten sie die<br />
Reanimation. Diese Fähigkeiten gehören auch zum<br />
Pflichtenheft der Anästhesistinnen und Anästhesisten.<br />
Daher ist die Verbindung Anästhesie/präklinische<br />
Notfallmedizin logisch und konsequent, denn<br />
die beiden Fachgebiete weisen viele Überschneidungen<br />
auf. Ein Jahr Weiterbildung in Anästhesie<br />
ist denn auch verbindlich im FMH-Curriculum für<br />
den Fähigkeitsausweis Notarzt vorgeschrieben.<br />
... und in der Luft<br />
Im Rahmen eines seit Jahren bestehenden Vertrages<br />
werden erfahrene Notärztinnen und Notärzte
Notärzte – Dienst für die ganze Region<br />
auch an die Rega-Basis <strong>Basel</strong> «ausgeliehen». Diese<br />
komplettieren das Team mit Rettungssanitäter<br />
und Pilot. Gemeinsam wird so eine fliegende Intensivstation<br />
zur Patientin oder zum Patienten gebracht,<br />
teilweise weitab von befahrbaren Strassen.<br />
Häufig leistet aber der bodengebundene Rettungsdienst<br />
die Erstversorgung. «Rega 2» (Rufname der<br />
Helikopterbasis <strong>Basel</strong>) ergänzt die Behandlung und<br />
fliegt die Patienten schnell, sicher und schonend ins<br />
nächste geeignete Spital, meist ein grösseres Kantons-<br />
oder <strong>Universitätsspital</strong>. Rega 2 transportiert<br />
aber nicht nur Verletzte und Kranke innerhalb des<br />
Schweizer Staatsgebiets. Als Primärhubschrauber<br />
des DRK Lörrach wird sie in Süddeutschland und<br />
zunehmend auch im Elsass aufgeboten.<br />
Umfassende Ausbildung<br />
Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> ist das nationale Kompetenzzentrum<br />
für Anästhesie und Notfallmedizin<br />
der Schweizerischen Akademie für Militär- und<br />
Katastrophenmedizin (SAMK) und eine zertifizierte<br />
Weiterbildungsstätte für die Notarztausbildung.<br />
Zum FMH-Curriculum gehören neben der praktischen<br />
Ausbildung auch notfallmedizinische Kurse,<br />
welche von der Anästhesie durchgeführt beziehungsweise<br />
unterstützt werden. Angeboten<br />
werden Notarzt-, Trauma- und Reanimationskurse,<br />
42<br />
Notärztlicher Dienst
aber auch ein Dienstarztkurs für Grundversorgerinnen<br />
und -versorger. In Zusammenarbeit mit dem<br />
Koordinierten Sanitätsdienst (KSD) wurde ein Lehrgang<br />
Sanitätsdienstliche Führung Grossereignis<br />
(SFG) für Einsatzleiter /Bereichsleiter Sanität und<br />
Leitenden Notarzt (LNA) erarbeitet, der national<br />
seit 2004 angeboten wird.<br />
unter freiem Himmel die notfallmedizinische Versorgung<br />
sicherstellen. Genau diese wichtige Tätigkeit<br />
leisten Anästhesistinnen und Anästhesisten<br />
des USB für die Region <strong>Basel</strong>, die Nordwestschweiz<br />
und das angrenzende Ausland.<br />
Wer «Anästhesie» und «Narkose» hört, stellt sich<br />
kaum Notärztinnen und -ärzte in leuchtender Sicherheitskleidung<br />
und guten Schuhen vor, welche<br />
in der Wohnstube, aber auch bei Regen und Kälte
06<br />
Herz und Thorax –<br />
Chirurgie auf Wachstumskurs<br />
In den beiden vergangenen Jahren wurde die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie in<br />
zwei eigenständige Kliniken für Thoraxchirurgie und Herzchirurgie aufgeteilt. Dies<br />
erleichterte beiden Fachrichtungen die weitere Spezialisierung und Fokussierung auf<br />
ihr operatives Spektrum und verhalf ihnen zu einer Zunahme der Patientenzahlen.<br />
45 Herzchirurgie
Herz und Thorax – Chirurgie auf Wachstumskurs<br />
Die Klinik für Herzchirurgie des <strong>Universitätsspital</strong>s<br />
<strong>Basel</strong> ist zusammen mit der Klinik für Herzund<br />
Gefässchirurgie des <strong>Universitätsspital</strong>s Bern<br />
in einem gemeinsamen universitären Zentrum für<br />
Herzchirurgie <strong>Basel</strong> Bern eingebunden, einem Kooperationsbereich<br />
der beiden Universitäten <strong>Basel</strong><br />
und Bern. Mit diesem Modell wurde ein Meilenstein<br />
der interkantonalen Kooperation gesetzt; damit<br />
können auch die Leistungen in diesem Bereich<br />
der hoch spezialisierten Medizin in Gegenwart<br />
und Zukunft abgedeckt werden. Die beiden autonomen<br />
Kliniken arbeiten eng zusammen in strategischen<br />
Absprachen des operativen Angebots<br />
sowie in Bereichen der Personalplanung, des Einkaufs,<br />
der Ausrichtung der Forschung sowie der 46 Herzchirurgie
Teilnahme an multizentrischen Studien. Das Forschungslabor<br />
der Herzchirurgie wurde restrukturiert,<br />
neue Projekte wurden lanciert und die Kooperation<br />
mit Personalaustausch mit ausländischen<br />
Forschungsanstalten wie z.B. Johns Hopkins Universität<br />
in Baltimore (USA) intensiviert.<br />
2007: deutliche Steigerung<br />
Die Abteilung für Herzchirurgie wurde bis Ende<br />
März <strong>2008</strong> von Prof. Thierry Carrel ad interim geleitet.<br />
Aus dem grossen zeitlichen und persönlichen<br />
Einsatz aller Mitarbeitenden und von Professor<br />
Carrel selbst resultierte im Jahr 2007 eine deutliche<br />
Steigerung der Eingriffe im Vergleich zu 2006.<br />
Im April <strong>2008</strong> erfolgte die ordentliche Berufung von<br />
Prof. Friedrich Eckstein als Chefarzt und Ordinarius.<br />
Trotz verringertem Personalbestand im Gegensatz<br />
zu den vorangegangenen Jahren konnte das Operationsaufkommen<br />
zahlenmässig stabilisiert und<br />
gleichzeitig das Leistungsspektrum der Klinik erweitert<br />
werden. So zeigte die Statistik deutliche<br />
Steigerungen im Bereich der Kombinationseingriffe,<br />
der rekonstruktiven Herzklappenchirurgie, der komplexen<br />
Chirurgie der Aorta ascendens und des Aortenbogens<br />
sowie der minimalinvasiven Eingriffe. In<br />
enger Kooperation mit den Kollegen der interventionellen<br />
Kardiologie wurden die ersten transapikalen
Herz und Thorax – Chirurgie auf Wachstumskurs<br />
Aortenklappenimplantationen am schlagenden Herzen<br />
ohne Herz-Lungen-Maschine in <strong>Basel</strong> durchgeführt.<br />
Diese Therapieform bietet sich speziell für<br />
Patientinnen und Patienten an, für die eine konventionelle<br />
Operation bislang ein zu hohes Risiko bedeutete.<br />
Kooperation bringt Qualität<br />
In der konventionellen Herzchirurgie werden zunehmend<br />
komplexere Operationen an älteren und kränkeren<br />
Patienten durchgeführt. Im klinischen Alltag<br />
bedingt dies eine enge Kooperation mit und eine<br />
Einbindung von anderen chirurgischen Fächern sowie<br />
eine konstruktive Teamarbeit mit den Partnerdisziplinen<br />
Kardiologie, Anästhesie und Intensivmedizin.<br />
Nur durch eine gemeinsame Fokussierung<br />
und Spezialisierung kann bei der immer komplexer<br />
werdenden Tätigkeit das geforderte hohe Mass an<br />
Qualität in der Behandlung erreicht werden. Vor und<br />
nach der Operation werden Herzpatienten durch<br />
hohe Kompetenz und Verantwortung des Pflegepersonals<br />
auf den Bettenstationen fachspezifisch<br />
pflegerisch betreut. Es besteht eine enge und konstruktive<br />
Zusammenarbeit mit der Kardiologie des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s, mit Personalrotation und täglichen<br />
gemeinsamen Besprechungen der prä- und<br />
postoperativen Herzpatienten. Zusätzlich wurde 50 Herzchirurgie
die klinische Kooperation mit den niedergelassenen<br />
Ärzten und kardiologischen Abteilungen der umliegenden<br />
Spitäler in <strong>Basel</strong> und den Nachbarkantonen<br />
intensiviert und ausgebaut sowie die Notfallversorgung<br />
von Patientinnen und Patienten auch aus dem<br />
angrenzenden Ausland garantiert.<br />
Zusammenfassend gesagt hat die Klinik für Herzchirurgie<br />
des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> eine wichtige<br />
Funktion innerhalb des Zentrumsspitals und nimmt<br />
in der Region Nordwestschweiz eine herausragende<br />
Stellung in der routine- und notfallmässigen Behandlung<br />
von erworbenen Krankheiten des Herzens<br />
und seiner angrenzenden grossen Gefässe ein.
07<br />
Geburtshilfe- und<br />
Schwangerschaftsmedizin<br />
Geburtshilfe ist mehr als «einem Kind auf die Welt helfen». Zum Spektrum medizinischer<br />
Behandlungen an der Universitätsfrauenklinik tragen verschiedene Disziplinen<br />
bei. Ein Überblick am Fall einer Zwillingsgeburt.<br />
53 Geburtshilfe
Geburtshilfe- und Schwangerschaftsmedizin<br />
Familie S. feiert heute einen besonderen Tag: Die<br />
Zwillinge Linus Phil und Finn Leon kommen nach<br />
Hause. Sie wurden 8 Wochen zu früh geboren und<br />
mussten deshalb für einige Wochen auf die Neonatologie<br />
aufgenommen werden. Nun aber freut<br />
sich der Grosse, der zweieinhalbjährige Luca Florim,<br />
über die zwei Geschwister. Er muss zwar ab<br />
jetzt seine Eltern mit ihnen «teilen», aber dafür ist<br />
er der King unter den Brüdern.<br />
Breites Behandlungsspektrum<br />
Zwillingsgeburten sind ein gutes Beispiel für das<br />
Behandlungsspektrum an der Universitätsfrauenklinik,<br />
da diese sowohl in der Schwangerschaftsbetreuung<br />
als auch während des Geburtsvorgangs 54 Geburtshilfe
als Risikoschwangerschaften eingestuft werden<br />
und von einem multidisziplinären Team begleitet<br />
werden sollten. Besonders wichtig ist zu Beginn<br />
der Schwangerschaft die Ultraschalluntersuchung.<br />
Da wird abgeklärt, ob es sich um ein- oder<br />
zweieiige Zwillinge handelt. Je nachdem laufen<br />
dann die Schwangerschaftskontrollen aufgrund<br />
unterschiedlicher Risiken mit anderen Schwerpunkten<br />
ab.<br />
Gezielte Interventionen<br />
Eine zentrale Frage ist die Abschätzung des Frühgeburtsrisikos,<br />
das heisst einer Geburt vor der 37. beziehungsweise<br />
der 34. Schwangerschaftswochen.<br />
Es geht bei der Schwangerschaftskontrolle darum,<br />
den richtigen Weg zu finden zwischen ambulanten<br />
engmaschigen Kontrollen und gezielten Interventionen,<br />
häufig im Rahmen einer stationären Aufnahme.<br />
Aber es kann bei Zwillingen auch unter der<br />
Geburt spezielle Probleme bei der Mutter oder den<br />
Kindern geben, die dazu führen, dass die Kleinen zu<br />
früh auf die Welt kommen. Dann ist oft eine hoch<br />
spezialisierte Therapie auf der neonatologischen<br />
Intensivabteilung des UKBB notwendig. Ferner ist<br />
bei Zwillingsmüttern die körperliche und seelische<br />
Umstellung im Wochenbett manchmal komplizierter.<br />
Auch hier sind verschiedene Abteilungen der
Geburtshilfe- und Schwangerschaftsmedizin<br />
UFK und des <strong>Universitätsspital</strong>s in der Betreuung<br />
involviert.<br />
Mehr Mehrlinge<br />
<strong>2008</strong> kamen in der Geburtsabteilung der Universitätsfrauenklinik<br />
mit 63 Zwillingspaaren und 2 Mal<br />
Drillingen mehr als ein Zwillingspaar pro Woche<br />
auf die Welt. Diese Zunahme entspricht einem internationalen<br />
Trend. Neben der hochstehenden<br />
medizinischen Kompetenz, der räumlichen Nähe<br />
der involvierten Abteilungen und dem optimalen<br />
Raumkonzept der Mutter-Kind-Einheit sind es vor<br />
allem die routinierten Ärzte und das erfahrene Pflegepersonals,<br />
die Schwangerschaften im <strong>Universitätsspital</strong><br />
<strong>Basel</strong> zu einem glücklichen Ende und gesunden<br />
Kindern führen.<br />
58 Geburtshilfe
08<br />
Nierenspende –<br />
«Ich würde es wieder tun ...»<br />
Der 34-jährige Markus Breitenstein hat etwas Ungewöhnliches getan. Der kerngesunde<br />
junge Mann hat eine seiner Nieren gespendet – nicht einem Familienmitglied<br />
oder einem Freund, sondern aus gläubiger Nächstenliebe einem ihm<br />
völlig Fremden.<br />
61 Organspende
Nierenspende – «Ich würde es wieder tun ...»<br />
Markus Breitenstein weiss nicht, wem seine Niere<br />
zu neuer Lebensqualität verholfen hat. Das hat für<br />
seine altruistische Entscheidung auch keine Rolle<br />
gespielt. Im September <strong>2008</strong> haben ihm die Nephrologen<br />
am <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> eine Niere<br />
entnommen. Die Operation verlief ohne Komplikationen.<br />
Der Spender hat sich physisch und psychisch<br />
rasch wieder erholt. Die Basler Ärzte, erzählt<br />
Breitenstein, seien anfangs schon überrascht<br />
gewesen. Sie sind es nicht gewohnt, dass ihre Patienten<br />
Organe von einer lebenden Person erhalten,<br />
die nicht dem sozialen Umfeld der Empfänger<br />
angehören.<br />
62 Organspende
Spender fehlen<br />
In der Schweiz herrscht Mangel an Spenderorganen.<br />
Die fortgeschrittene Transplantationschirurgie<br />
ist zwar in der Lage, vielen Menschen das Leben<br />
zu retten, dennoch sterben in der Schweiz jährlich<br />
mehrere Dutzend Menschen, weil für sie kein<br />
Spenderorgan verfügbar ist. Im Jahr <strong>2008</strong> waren<br />
dies 62 Personen. In diesem Jahr nahm die Zahl der<br />
Spender zwar erfreulicherweise zu, doch gleichzeitig<br />
verlängerte sich die Warteliste. Besonders<br />
Patientinnen und Patienten mit Nieren- und Lebererkrankungen<br />
sind dringend auf die Hilfe von<br />
Spendern angewiesen.<br />
Selbstverständlicher Altruismus<br />
Markus Breitenstein ist 34 Jahre alt. Der gelernte<br />
Konstruktionszeichner lebt im Aargau und arbeitet<br />
als Leiter Fabrikation bei einem Maschinenbauunternehmen.<br />
Seine altruistische Spende führt er<br />
auf seinen Glauben zurück. Breitenstein ist zwar in<br />
einem christlichen Umfeld aufgewachsen, fühlte<br />
sich aber bald zum Buddhismus hingezogen. «Für<br />
uns Buddhisten gibt es keinen Gott, der für unsere<br />
Handlungen zuständig ist. Wir übernehmen<br />
dafür selbst die Verantwortung», sagt er. Hilfe für<br />
Kranke zu leisten, betrachtet er daher als Selbstverständlichkeit.<br />
«Das entspricht unserem Werteverständnis.»<br />
Seit seinem 16. Lebensjahr spendet<br />
Breitenstein regelmässig Blut.<br />
Am USB aus Sympathie zu <strong>Basel</strong><br />
Ans <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> kam Markus Breitenstein,<br />
weil ihm der gute Ruf des Hauses als Transplantationszentrum<br />
bekannt war, «und weil mir als<br />
Aargauer <strong>Basel</strong> sympathischer ist als Zürich». Der<br />
Empfang in der Abteilung für Transplantationsimmunologie<br />
und Nephrologie sei sehr herzlich gewesen,<br />
erzählt er. Die Spezialisten klärten zuerst ab,<br />
ob er als Spender in Frage komme. Zusätzlich fand<br />
ein Gespräch mit einem Psychosomatiker statt.
Nierenspende – «Ich würde es wieder tun ...»<br />
«Mit dem Operateur hatte ich gleich einen guten<br />
Kontakt. Er hat mir die technischen Abläufe von<br />
der Narkose über die Entnahme der Niere bis zum<br />
postoperativen Prozess anschaulich erklärt und mir<br />
Vertrauen eingeflösst. Wenn ich Fragen hatte, war<br />
immer jemand da, der sie mir beantwortet hat. So<br />
erhielt ich ein Gefühl der Sicherheit», sagt Markus<br />
Breitenstein.<br />
Die richtige Entscheidung<br />
Ende September erfolgte dann die Operation. Sie<br />
verlief reibungslos. Nur die Narbe war für Markus<br />
Breitenstein noch eine Zeit lang zu spüren. Nach<br />
kurzer Zeit war er dann aber völlig schmerzfrei.<br />
Auch im Abstand einiger Monate ist er überzeugt,<br />
dass er eine richtige Entscheidung getroffen hat.<br />
«Ich würde es noch einmal tun und bin froh, dass es<br />
mir mit meiner Spende gelungen ist, meinen moralischen<br />
Überzeugungen Ausdruck zu verleihen.»<br />
Markus Breitenstein findet es bedauerlich, dass es<br />
in der Schweiz trotz der hoch entwickelten medizinischen<br />
Standards kranke Menschen gibt, denen<br />
nicht rechtzeitig mit einer Organspende geholfen<br />
werden kann – nicht nur aus moralischen, sondern<br />
auch aus ökonomischen Gründen. Er weist<br />
darauf hin, dass die vielen Dialysepatienten nicht<br />
nur unter schwerwiegenden Beeinträchtigungen 66 Organspende
zu leiden hätten, sondern dass ihre Dialyse auch<br />
enorme Kosten verursacht. Der Appell, den Organspendeausweis<br />
auszufüllen, ist ihm daher ein Anliegen,<br />
und er wünscht sich von Politikern und Medien,<br />
dass sie sich engagierter für Organspenden<br />
einsetzen.<br />
Kontakt verboten<br />
Den Menschen, den Markus Breitenstein mit seiner<br />
Spende von der Dialyse erlöst hat, kennt er nicht.<br />
Die Ärzte hätten ihm nur mitgeteilt, dass es ihm gut<br />
gehe. Von Gesetzes wegen ist es verboten, dass<br />
Spender und Empfänger miteinander Kontakt haben.<br />
Damit soll verhindert werden, dass kommerzielle<br />
Aspekte bei der Organspende eine Rolle spielen.<br />
Breitenstein akzeptiert diese Einschränkung,<br />
meint aber doch: «Ich fände es schön, wenn wir<br />
uns in ein paar Jahren einmal kennen lernen und<br />
eine Tasse Kaffee miteinander trinken könnten.»
09<br />
Freiwilligendienst –<br />
wichtig und wertvoll<br />
Der Freiwilligendienst des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> begleitet Patientinnen und Patienten<br />
im Spitalalltag. Für die Kranken ist der zwischenmenschliche Kontakt ein<br />
zusätzlicher positiver Aspekt in ihrem Heilungsprozess; für die Pflege bedeutet er<br />
eine Entlastung.<br />
69 Freiwilligendienst
Freiwilligendienst – wichtig und wertvoll<br />
Mehr als 40 Freiwillige unterstützen das Personal<br />
des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> in der Betreuung seiner<br />
Patientinnen und Patienten. Sie begleiten Menschen,<br />
die zu einer Operation eintreffen, und andere<br />
zu Voruntersuchungen, besuchen Patientinnen und<br />
Patienten und kümmern sich um Besorgungen.<br />
Begleitung zur Dialyse<br />
Eine der Freiwilligen ist Elsbeth Hösli. An diesem<br />
Freitagvormittag besucht sie eine Patientin auf der<br />
Dialysestation. Die Frau ist dement und wird drei<br />
Mal pro Woche aus einem Heim zum Unispital gebracht.<br />
Die Patientin spricht kaum, doch in ihren<br />
Augen und aus ihrem Lächeln wird deutlich, dass<br />
sie Frau Hösli erkennt und sich über ihren Besuch 70 Freiwilligendienst
freut. Während der drei bis vier Stunden dauernden<br />
Dialyse hält sich diese am Bett der Patientin auf,<br />
liest ihr aus der Zeitung vor, streichelt ihr gelegentlich<br />
über Schulter und Beine und sorgt dafür, dass<br />
sie bequem liegt. Die Patientin geniesst die Aufmerksamkeit,<br />
die sie erfährt. Ruhig und entspannt<br />
liegt sie da.<br />
Fortschritte dank Begleitung<br />
Das war nicht immer so. Bevor Elsbeth Hösli ihre<br />
regelmässigen Besuche aufnahm, war die Patientin<br />
mitunter so unruhig, dass ihr Arm fixiert werden<br />
musste. Es hätte sonst die Gefahr bestanden, dass<br />
die Schläuche, die sie mit dem Dialysegerät verbinden,<br />
herausgerissen worden wären. Gelegentlich<br />
war das Unwohlsein so gross, dass die Pflegefachkräfte<br />
keine andere Wahl hatten, als zum Beruhigungsmittel<br />
zu greifen. Neben Frau Hösli kümmert<br />
sich noch eine weitere Freiwillige um die Nierenpatientin.<br />
Die Besuche der beiden Frauen haben bewirkt,<br />
dass die Patientin die Dialyse nun nicht mehr<br />
als Belastung empfindet. «Die Arbeit der Freiwilligen<br />
bedeutet für uns eine grosse Hilfe», sagt die<br />
Pflegeleiterin der Nephrologie. Zwar sei die Dialyse<br />
an sich nicht schmerzhaft. Die Patientin habe aber<br />
womöglich aufgrund ihrer Demenz das Eindringen<br />
der Nadeln nicht als medizinische Hilfe, sondern<br />
als Gewaltakt betrachtet. «Die Freiwilligen gliedern<br />
sich bei uns hervorragend in die Abläufe ein und<br />
beweisen viel Geduld und Feingefühl im Umgang<br />
mit den Patienten», sagt die Pflegeleiterin. Es sei<br />
eindrücklich gewesen, wie Elsbeth Hösli nur anhand<br />
von Mimik und Gestik ein Vertrauensverhältnis<br />
zur Patientin aufgebaut habe.<br />
Wortlose Kommunikation<br />
Immer dann, wenn eine der Pflegefachfrauen zur<br />
Kontrolle ans Bett der Dialysepatientin tritt, ergreift<br />
Frau Hösli die Hand der Patientin, um beruhigend<br />
auf sie einzuwirken. Die Kommunikation zwischen
Freiwilligendienst – wichtig und wertvoll<br />
den beiden hat einen stark nonverbalen Aspekt, da<br />
die Patientin kaum spricht. Trotzdem ist im Laufe<br />
der Zeit eine emotionale Bindung zwischen den<br />
beiden Frauen entstanden. Für die Patientin ist die<br />
Anwesenheit Elsbeth Höslis eine der wenigen Kontakte<br />
ausserhalb von Heim und Spital. «Und ich<br />
habe den Eindruck, etwas Wichtiges zu tun. Ich<br />
spüre die Dankbarkeit der Patientin. Das macht mir<br />
Freude», sagt Frau Hösli. Im Kontakt mit der Patientin<br />
habe sie viel über die Psyche und die Bedürfnisse<br />
alter Menschen gelernt, was für sie auch den<br />
Umgang mit ihrer eigenen 92-jährigen Mutter einfacher<br />
gemacht habe. Aus dem Dialysegerät dringt<br />
nun ein akustisches Signal. Die Sitzung ist beendet.<br />
Vorsichtig zieht die Pflegefachfrau die Nadeln<br />
aus dem Unterarm der Patientin. Diese muss jetzt<br />
noch einen Augenblick ruhen, dann wird sie in ihren<br />
Rollstuhl gesetzt und Elsbeth Hösli schiebt sie<br />
durch die Flure des Spitals zum Transportfahrzeug.<br />
Engagement macht Freude<br />
Frau Hösli ist dem USB schon seit mehr als 20 Jahren<br />
verbunden. Vor ihrer Pensionierung hat sie in<br />
der Abteilung Zentrales Patientenwesen gearbeitet.<br />
Unter den Mitarbeitenden des Freiwilligendienstes<br />
befinden sich mehrere Ehemalige und Pensionierte.<br />
Aber auch jüngere Menschen empfinden es 74 Freiwilligendienst
als Bereicherung, sich unentgeltlich zu engagieren.<br />
Der jüngste Freiwillige ist 32 Jahre alt. Elsbeth Hösli<br />
geniesst nach ihrer Pensionierung den Ruhestand,<br />
sagt aber: «Ich habe aber dann doch das Unispital<br />
vermisst und mich daher beim Freiwilligendienst<br />
gemeldet. Das gibt mir die Gelegenheit, einige der<br />
ehemaligen Kolleginnen und Kollegen wiederzusehen.»<br />
Auch zwischen den Mitarbeitenden des<br />
Freiwilligendienstes finden Austausch und regelmässige<br />
Treffen statt. Frau Hösli will gern auch in<br />
Zukunft im Freiwilligendienst mitwirken und lobt<br />
dessen Leitung. Der Einstieg werde einem leicht<br />
gemacht, man erhalte eine hervorragende Einführung<br />
und viel Unterstützung, sodass die Freiwilligenarbeit<br />
viel Freude bereite.
10<br />
Knochen –<br />
Hilfe aus dem Reagenzglas<br />
Stammzellen im menschlichen Fett können zur Heilung und Neubildung von Knochensubstanz<br />
eingesetzt werden. Eine Forschungsgruppe am <strong>Universitätsspital</strong><br />
<strong>Basel</strong> steht kurz vor der Prüfung dieser neuen Perspektive am Patienten.<br />
77 Knochen<br />
aus dem Reagenzglas
Knochen – Hilfe aus dem Reagenzglas<br />
Fett hat keinen guten Ruf; insbesondere die eigenen<br />
Pölsterchen werden in der Regel wenig geschätzt.<br />
Es hat allerdings auch sehr nützliche Bestandteile.<br />
So findet sich darin in grosser Zahl ein<br />
einzigartiger Zelltyp: die Stammzelle. Dabei handelt<br />
es sich um eine allgemeine Vorläuferzelle, die in der<br />
Lage ist, sich beispielsweise zur Knorpel-, Knochenoder<br />
Bindegewebszelle weiterzuentwickeln.<br />
Stammzellen im Fett<br />
Viele Gewebe des menschlichen Körpers enthalten<br />
einen kleinen Anteil dieser Stammzellen, die Heilungsprozesse<br />
unterstützen können. Bekannt ist<br />
hier insbesondere das Knochenmark. Erst seit wenigen<br />
Jahren weiss man jedoch, dass sich Stamm- 78 Knochen<br />
aus dem Reagenzglas
zellen auch im leicht zugänglichen Fett direkt unter<br />
der Haut finden lassen. Daraus ergibt sich ein immenses<br />
therapeutisches Potenzial, das am <strong>Universitätsspital</strong><br />
<strong>Basel</strong> erforscht wird.<br />
Praxisbezogene Forschung<br />
Nach zehnjähriger eigener Forschungstätigkeit und<br />
aufgrund vieler Kontakte zu Spezialisten im In- und<br />
Ausland können in unserer Forschungsgruppe Wissenschaftler<br />
verschiedenster Fachrichtungen auf<br />
einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen. In<br />
Zusammenarbeit mit erfahrenen Chirurgen unterschiedlicher<br />
Spezialitäten suchten sie immer den<br />
Bezug zur Praxis und berücksichtigten die Bedürfnisse<br />
der Patientinnen und Patienten.<br />
Einsatz in der Knochenheilung<br />
Neben Projekten zur Heilung von Knorpeldefekten,<br />
wie man sie beispielsweise in abgenutzten Gelenken<br />
findet, oder zum Ersatz gealterten Bandscheibengewebes<br />
gilt ein besonderes Interesse der Möglichkeit,<br />
mithilfe dieser Stammzellen die Knochenheilung zu<br />
unterstützen. Bisher nutzte man hierzu körpereigene<br />
Knochensubstanz, beispielsweise aus dem Becken.<br />
Die Entnahme an dieser Stelle führt jedoch häufig<br />
zu lang anhaltenden Schmerzen und schwächt die<br />
dortige Knochenstruktur. Die Fettentnahme dage-
Knochen – Hilfe aus dem Reagenzglas<br />
gen belastet den Patienten kaum und führt nicht zu<br />
einer strukturellen Schädigung.<br />
Prüfung an Patienten geplant<br />
Den Wissenschaftlern ist es im Labor bereits gelungen,<br />
Knochen zu züchten und im Tiermodell zu<br />
testen. Besonders faszinierend ist, dass dieser Knochen<br />
über ein von Spender- und Empfängerzellen<br />
gemeinsam gebildetes Gefässsystem versorgt wird<br />
und so eine funktionelle Einheit bildet. Diese Tatsache<br />
ist für den weiteren therapeutischen Einsatz<br />
essenziell, da der Knochen ohne Gefässanschluss<br />
abstürbe. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse ist<br />
eine Prüfung am Patienten geplant. Nach Optimierung<br />
der Prozesse sollte es sogar möglich sein, in<br />
einem Eingriff Stammzellen aus dem Fett zu isolieren<br />
und wieder zu implantieren. Zu Beginn einer<br />
Operation wird dem Patienten zunächst vom plastischen<br />
Chirurgen eine geringe Menge Fett abgesaugt.<br />
Während der Orthopäde oder der Unfallchirurg<br />
die Fraktur einrichtet, werden die Stammzellen<br />
unter sterilen Bedingungen im Operationssaal isoliert.<br />
Sie werden auf Knochenersatzmaterialien, wie<br />
sie bereits seit Langem klinisch verwendet werden,<br />
aufgebracht und in die Bruchzone implantiert. Dort<br />
bilden sie einerseits neuen Knochen, regen vermutlich<br />
aber auch den vorhandenen zur Heilung an. 82 Knochen<br />
aus dem Reagenzglas
Chance für Osteoporosebehandlung<br />
Diese Fähigkeit der Stammzellen will man sich zunächst<br />
in der Behandlung von Frakturen am osteoporotischen<br />
Knochen zunutze machen. Mit den<br />
bisherigen Methoden lassen sich nämlich gerade<br />
in einer älteren Patientengruppe trotz besonderer<br />
Expertise auf dem Gebiet der Osteoporosebehandlung<br />
beispielsweise bei Oberarmbrüchen nicht immer<br />
zufriedenstellende Ergebnisse erzielen, da die<br />
Heilungsfähigkeit und die Stabilität des osteoporotischen<br />
Knochens deutlich vermindert sind. So<br />
kommt es trotz operativer Versorgung häufig zu<br />
einem Ausreissen der eingesetzten Platten oder<br />
Schrauben, zu einer verzögerten Knochenheilung<br />
oder einem Absterben des Oberarmkopfes. Diese typischen<br />
Komplikationen bedeuten für die Patienten<br />
Schmerzen, häufige Arztbesuche, erneute Operationen<br />
und eine starke funktionelle Einschränkung.<br />
Ärzte und Wissenschaftler sind zuversichtlich, mit<br />
dem Einsatz von Stammzellen diese Ergebnisse<br />
verbessern zu können.
11<br />
Die Notfallstation –<br />
Belastungstest Euro 08<br />
Im Vorfeld der Euro 08 wurde die Katastrophenorganisation des Kantons auf Vordermann<br />
gebracht. Der Notfallstation kam eine wichtige Rolle im Dispositiv zu.<br />
Anlässlich der «Oranje-Invasion» haben ihre Mitarbeitenden den Stresstest mit<br />
Bravour bestanden.<br />
85 Die<br />
Notfallstation
Die Notfallstation – Belastungstest Euro 08<br />
Ein Jahr hatte die Vorbereitung gedauert. Die Zeit<br />
für Sitzungen, Planungen und Gespräche hatte<br />
Freizeit und Vorfreude zünftig reduziert. Die Notfallstation<br />
des Unversitätsspitals <strong>Basel</strong> war mit ihren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht nur mit<br />
der Planung der eigenen Versorgung beschäftigt,<br />
sondern auch sehr stark in der Gesamtplanung im<br />
Fachbereich Sicherheit der lokalen und nationalen<br />
Euro-08-Organisation engagiert. So wurden unter<br />
anderem das Computersystem IES des koordinierten<br />
Sanitätsdienstes miterprobt, die Massendekontamination<br />
von Patienten in den Räumlichkeiten der<br />
Physiotherapie geübt und Einsatzübungen mit allen<br />
Partnern durchgeführt.<br />
86 Die<br />
Notfallstation
Hochbetrieb im Vorfeld<br />
Zur gleichen Zeit lief der Normalbetrieb auf vollen<br />
Touren. Die ersten fünf Monate des Jahres <strong>2008</strong><br />
brachten die höchsten Patientenzahlen, die unsere<br />
Notfallstation je zu verzeichnen hatte. «Und nun<br />
auch noch die Euro?», fragten sich viele sorgenvoll.<br />
Sorgen machten sich auch die Verantwortlichen auf<br />
allen Ebenen. Die Regierung beschloss, die Messehalle<br />
5 zu einem Feldlazarett umzugestalten, um die<br />
Notfallstation von den erwarteten Massen betrunkener<br />
Fussballfans zu entlasten. Die Direktion des<br />
USB sprach ein zusätzliches Budget, um sicher genügend<br />
Arztpersonal und Pflegende vor Ort zu haben,<br />
wenn es zur Überlastung kommen sollte. Alle<br />
Kliniken und Bereiche halfen mit: Von der Chirurgie<br />
und der Kardiologie wurden Ärzte in die Messehalle<br />
5 delegiert, die Physiotherapie liess Mitarbeitende<br />
zu ABC-Dekontaminationsfachleuten ausbilden<br />
(wobei anlässlich einer Übung in den schweisstreibenden<br />
orangefarbenen Schutzanzügen leider ein<br />
echter Unfall mit Verletzungsfolge passierte), und<br />
die Intensivstationen stellten der Notfallstation prophylaktisch<br />
Personal zur Verfügung. Altgediente<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Chirurgie liessen<br />
sich auf der Chirurgischen Poliklinik noch einmal<br />
für den richtig grossen Einsatz einteilen. Der<br />
Aktivitätspegel stieg auf bisher ungekannte Hö-
Die Notfallstation – Belastungstest Euro 08<br />
hen, und die Spannung vor dem Eröffnungsspiel<br />
war kaum zu überbieten. Notfallleitung und Ereignisstab<br />
verbrachten nun auch die Spielabende im<br />
Spital, um schnell vor Ort zu sein, wenn sich ein<br />
Grossereignis ankündigte. Nur – wo blieben die Patientinnen<br />
und Patienten?<br />
Verhaltener Start<br />
Die grosse Erleichterung kam schon bald. Die<br />
Tschechen waren nicht in Massen angereist. Die<br />
Schweizer Fans blieben offenbar lieber zu Hause<br />
in der warmen Stube, statt im kühlen Regen am<br />
Rhein zu sitzen. Und die Türken nahmen uns schon<br />
nach einer Woche die letzte Hoffnung auf ein grosses<br />
Fussballfest. Ganz im Gegenteil zur tristen Ambiance<br />
in der Stadt hob sich die Stimmung auf der<br />
Notfallstation von Tag zu Tag. Man war noch einmal<br />
mit einem blauen Auge davongekommen. Zwar<br />
herrschte Hochbetrieb, was die «einheimischen Patienten»<br />
betraf – bis zum Jahresende stellten sie mit<br />
41 499 Patienten (über 2500 mehr als je zuvor) einen<br />
neuen Rekord auf –, aber die blessierten Fussballfans<br />
blieben weitgehend aus. Die Messehalle 5 mit<br />
ihrer Kapazität für über hundert Personen wurde nur<br />
vereinzelt aufgesucht; die wenigen Verletzten aus<br />
dem Stadion und der Fanmeile konnten zu 90 Prozent<br />
vor Ort behandelt werden.<br />
90 Die<br />
Notfallstation
Höhepunkt Hollandfans<br />
Doch dann kamen die Holländer. So etwas hatte<br />
weder <strong>Basel</strong> noch der Notfall je erlebt. Wer konnte<br />
sie schon zählen? Hunderttausend oder mehr?<br />
Und alle mit der Flasche in der Hand. Schon am<br />
Morgen. Konnte dies gut gehen? Die Hilfsstellen<br />
in den Fanmeilen benötigten bald mehr Material<br />
von der Notfallstation, die erhitzten Fans sprangen<br />
immer häufiger von der mittleren Brücke ins kühle<br />
Nass des Rheins – bis sich die ersten Unfälle ereigneten.<br />
Fazit: 3 schwer verletzte Brückenspringer,<br />
70 leicht Verletzte in der Notfallstation und gegen<br />
700 in den Sanitätshilfsstellen vor Ort. Auch wenn<br />
fast alle traurig waren über das Ausscheiden der<br />
fröhlichen «Oranjer» aus dem Turnier, hatte sich ihretwegen<br />
schliesslich die ganze Planung doch gelohnt.<br />
Der Härtetest war bestanden worden.
12<br />
USB-Lehre – vom Praktikum<br />
zum Diplom im eigenen Haus<br />
Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> bereitet als Stätte von Lehre und Forschung Studierende<br />
auf ihre späteren Berufe vor. In seinen Kliniken und Dienstleistungsbereichen bildet<br />
es aber auch Berufsleute für die meisten Bereiche des Gesundheitswesens aus.<br />
93 USB<br />
als Lehrbetrieb
USB-Lehre – vom Praktikum zum Diplom im eigenen Haus<br />
Die fünfzigjährige Emma Gerter* arbeitet als diplomierte<br />
Pflegefachfrau am <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong>.<br />
Neben dieser Tätigkeit engagiert sie sich als Berufsbildnerin<br />
in der Ausbildung im Betrieb und als Dozentin<br />
am Bildungszentrum Gesundheit <strong>Basel</strong>. Sie<br />
zeigt mit ihrem beeindruckenden Werdegang auf,<br />
welche Möglichkeiten bestehen, sich ausgehend<br />
von der einfachsten Grundausbildung bis hin zur<br />
hoch qualifizierten Fachfrau weiterzuentwickeln.<br />
Viele Ausbildungsmöglichkeiten<br />
Mit sechzehn Jahren entschied sich Emma Gerter,<br />
am USB ein einjähriges Praktikum als Spitalgehilfin<br />
zu absolvieren. In den folgenden Jahren bildete<br />
sie sich stetig weiter, erwarb zuerst den Titel 94 USB<br />
als Lehrbetrieb
einer praktischen Krankenpflegerin und durchlief<br />
die Ausbildung zur Gruppenleiterin. Danach arbeitete<br />
sie einige Jahre auf einer Langzeitabteilung am<br />
USB. In den darauffolgenden Jahren durchlief sie<br />
zuerst ein Passerellenprogramm zur Pflegefachfrau<br />
DN1 und erlangte einige Jahre später den Ausweis<br />
zur diplomierten Pflegefachfrau DN2. Im Anschluss<br />
daran absolvierte sie eine Weiterbildung in der Pflege<br />
(Höfa1).<br />
USB als Ausbildungsstätte<br />
Das <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> ist auch eine Ausbildungsstätte.<br />
Als solche stellt es neben den Studienplätzen<br />
im Fach Medizin pro Jahr etwa 250 Plätze in<br />
über 30 verschiedenen Ausbildungsgängen zur Verfügung.<br />
Im Bereich des Gesundheitswesens sind<br />
dies zum Beispiel Ausbildungen in Pflege, Medizinischer<br />
Radiologie, Labor, Operationstechnik, Physiotherapie,<br />
Ergotherapie, Logopädie und zur Hebamme.<br />
Daneben werden Ausbildungen im kaufmännischen<br />
Bereich, in Hauswirtschaft, Küche, Informatik, Elektronik,<br />
Betriebsunterhalt und Logistik angeboten.<br />
Die Lehrgänge bewegen sich je nach Berufssparte<br />
auf verschiedenen Niveaus: Berufslehre, höhere<br />
Fachschule, Fachhochschule, Hochschule. Das USB<br />
ist zudem Bildungsanbieter für die Nachdiplomstudien<br />
HF und Weiterbildungen in Pflege (Anästhesie-,
USB-Lehre – vom Praktikum zum Diplom im eigenen Haus<br />
Notfall- und Intensivpflege sowie Höfa1) und bildet<br />
dabei Studierende zahlreicher Partnerspitäler der<br />
ganzen Schweiz aus. Zudem ist das USB stark in die<br />
akademische Ausbildung für Medizinstudentinnen<br />
und -studenten zur Erlangung des Staatsexamens<br />
bzw. die Weiterbildung zur Erlangung des Facharzttitels<br />
FMH eingebunden.<br />
Kompetente Begleitung<br />
Für die Ausbildung am <strong>Universitätsspital</strong> ist ein spezialisiertes<br />
Kernteam zuständig. Es begleitet neben<br />
den Lernenden und Studierenden auch eine grosse<br />
Anzahl Berufsbildner und Berufsbildnerinnen,<br />
welche diese vor Ort individuell betreuen. Entsprechend<br />
den neusten pädagogischen Erkenntnissen<br />
werden die Konzepte zur betrieblichen Ausbildung<br />
entwickelt und den Berufsbildnern und -bildnerinnen<br />
zur Verfügung gestellt. Ein wesentliches Ziel<br />
besteht darin, den Auszubildenden die bestmögliche<br />
Vorbereitung auf ihre berufliche Zukunft zu bieten<br />
und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich beruflich<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Spezialisierung im Haus<br />
«Kein Abschluss ohne Anschluss» ist ein wichtiger<br />
Leitgedanke des Ausbildungsangebotes des <strong>Universitätsspital</strong>s<br />
<strong>Basel</strong>. Dass dies nicht nur eine Idee 98 USB<br />
als Lehrbetrieb
ist, sondern gelebte Realität, zeigt die Geschichte<br />
von Emma Gerter. Der Weg, den sie mit viel Eigeninitiative<br />
und zum Teil auch auf eigene Kosten auf<br />
sich genommen hat, gehört heute zum Gesamtkonzept:<br />
Nach jeder Ausbildung soll eine weitere<br />
Spezialisierung möglich sein. So bieten wir zum<br />
Beispiel Absolventinnen und Absolventen einer<br />
Grundausbildung die Möglichkeit, im Haus eine anschliessende<br />
Ausbildung auf der Ebene einer höheren<br />
Fachschule anzugehen. Und im Anschluss daran<br />
bietet sich eine weitere Spezialisierung in einem<br />
Nachdiplomstudium an.<br />
Zurzeit absolviert Emma Gerter den Kurs zur Erlangung<br />
des eidgenössischen Fachausweises als Berufsbildnerin<br />
an der Fachhochschule Nordwestschweiz.<br />
Dieser Ausweis wird es ihr ermöglichen,<br />
ihre Dozentinnentätigkeit auszuweiten. Es ist zu<br />
hoffen, dass sie, hoch qualifiziert und kompetent,<br />
dem <strong>Universitätsspital</strong> noch lange erhalten bleibt.<br />
* Name geändert
101<br />
Jahresrechnung <strong>2008</strong>
103<br />
Kennzahlen<br />
im Überblick<br />
Der Abschluss <strong>2008</strong>, wie auch des Vorjahrs, wurden gemäss<br />
den Vorschriften (REKOLE © ) des Spitalverbandes<br />
H+ erstellt.<br />
Der Personalaufwand stieg um 15.2 Mio. CHF bzw. 3.4 %<br />
gegenüber dem Vorjahr an. Die Entwicklung des Sachaufwandes<br />
war um 51.7 Mio. CHF bzw. 22.8 % höher.<br />
Der Gesamtertrag im Jahr <strong>2008</strong> stieg um 28.7 Mio. CHF<br />
auf 549.7 Mio. CHF.<br />
Das Ertragswachstum im <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
war von verschiedenen Faktoren geprägt. Im Bereich<br />
der Dienstleistungen für die Gesundheitsversorgung<br />
stieg die Anzahl der behandelten stationären Patientinnen<br />
und Patienten gegenüber dem Vorjahr um 598 auf<br />
27 400. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl der Pflegetage<br />
um rund 4.1 %. Zudem beeinflussten die neu ausgehandelten<br />
Tagestaxen und Tarife für die allgemeine<br />
Abteilung den Verlauf der Erträge positiv. Ebenso wurden<br />
Anpassungen an die Teuerungsentwicklung der<br />
vergangenen Jahre bei den Preisen der halbprivat und<br />
privat versicherten Patientinnen und Patienten vorgenommen.<br />
Schliesslich führte die deutlich zunehmende<br />
Nachfrage nach ambulanten Leistungen zu höheren Erträgen.<br />
All diese Faktoren resultieren in einer Steigerung<br />
der Erträge aus Patientenleistungen von 27.4 Mio. CHF<br />
bzw. 6.3 % gegen über dem Vorjahr.<br />
Der Finanzertrag verringerte sich um 1.0 Mio. CHF, während<br />
bei den Erträgen aus Leistungen für Dritte und Personal<br />
eine Steigerung zu verzeichnen war, der insbesondere<br />
auf erhöhte Verkäufe von Medikamenten an die<br />
Spitäler der Region und übrige Dienstleistungen an Dritte<br />
zurückzuführen ist.<br />
Die Besoldungen und Löhne sind um 10.5 Mio. CHF gegenüber<br />
dem Vorjahr gewachsen, was im Wesentlichen<br />
mit einer erhöhten Beschäftigung (volle Stellen) erklärbar<br />
ist. Die totale Beschäftigung per 31.12.<strong>2008</strong> betrug<br />
3543 Stellen und liegt damit 51 Stellen über dem Vorjahr.<br />
Die Arzthonorare stiegen als Folge der höheren<br />
Einzelleistungstarife gegenüber dem Vorjahr insgesamt<br />
um 11.8 %.<br />
Der Aufwand für den medizinischen Bedarf ist um<br />
15.6 Mio. CHF gewachsen. Der Mehrverbrauch ist insbesondere<br />
beim Verband-, Naht- und Implantationsmaterial<br />
sowie bei den Instrumenten und Utensilien<br />
festzustellen, die überwiegend im invasiven und chirurgischen<br />
Bereich zum Einsatz kommen. Einen Zuwachs<br />
verzeichnete auch der Einkauf für Chemikalien und Reagenzien.<br />
Die medizinischen Fremdleistungen konnten<br />
hingegen reduziert werden. Der Lebensmittel- und<br />
Haushaltsaufwand stieg um rund 8.7 %. Der Aufwand<br />
für den Unterhalt von Mobilien und Immobilien fällt um<br />
1.6 Mio. CHF (10.3 %) höher aus als im Vorjahr.<br />
Als Folge höherer Frequenzen im medizinischen Bereich<br />
und des umgebauten, attraktiveren und damit mehr besuchten<br />
Personalrestaurants erhöhte sich der Lebensmittelaufwand<br />
wie auch der Aufwand für Haushaltsartikel,<br />
Textilien und Berufskleider.<br />
Der Betriebsaufwand betrug 740.6 Mio. CHF und lag damit<br />
66.9 Mio. CHF bzw. 9.9 % über dem Vorjahr. Darin<br />
enthalten ist erstmals die kalkulatorische Miete in Höhe<br />
von CHF 30.5 Mio.<br />
Der Aufwand für Anlagennutzung enthält neben den<br />
Abschreibungen und den Sonderabschreibungen für<br />
Kleininvestitionen erstmals die kalkulatorische Miete<br />
von 30.5 Mio. CHF, weshalb der Aufwand für Anlagennutzung<br />
mit 60.7 Mio. CHF gesamthaft um rund 100 % über<br />
dem Vorjahr liegt. Aufgrund der neu geltenden Regeln der<br />
Raumbewirtschaftung im Kanton <strong>Basel</strong>-Stadt wird in der
Kennzahlen im Überblick<br />
104<br />
Erfolgsrechnung des <strong>Universitätsspital</strong>s ab 1.1.<strong>2008</strong> der<br />
in Rechnung gestellte Mietaufwand verbucht.<br />
Beim Aufwand für Energie und Wasser wurde dieses<br />
Jahr der Vorjahreswert als Folge der Teuerungstendenzen<br />
im Energiemarkt deutlich überschritten.<br />
Der Verwaltungs- und Informatikaufwand ist um 0.6 Mio.<br />
CHF gestiegen. Der Zuwachs ist überwiegend im Bereich<br />
der Informatik angefallen.<br />
Beim übrigen nicht patientenbezogenen Aufwand trugen<br />
vor allem höhere Haftpflicht-Versicherungsprämien<br />
zum Wachstum bei. Hinzu kamen Zusatzaufwendungen<br />
im Bereich der Qualität und der Sicherheit.<br />
Im Rahmen der Auflösung einer Rückstellung, die seinerzeit<br />
für allfällige Rückzahlungen aus der Abrechnung<br />
vom Basler Spitalvertrag gebildet wurde, resultiert ein<br />
ausserordentlicher Ertrag.<br />
Das abgeschlossene Jahr zeigt finanziell ein positives<br />
Bild. Auf der Ertragsseite wurde ein deutlicher Zuwachs<br />
des Fakturierungsvolumens für Patientenleistungen<br />
realisiert. Damit konnte der zusätzliche angefallene Aufwand<br />
vollumfänglich gedeckt werden. Die erstmals verbuchte<br />
kalkulatorische Miete belastet das Ergebnis zusätzlich<br />
um gut CHF 30 Mio. gegenüber dem Vorjahr.<br />
Insgesamt zeigen die finanziellen Kennzahlen des <strong>Universitätsspital</strong>s<br />
verbunden mit einer weiteren Produktivitätssteigerung<br />
jedoch eine befriedigende Entwicklung.
105<br />
Bilanz des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
in 1000 Franken 31.12.<strong>2008</strong> 31.12.2007<br />
Aktiven<br />
Flüssige Mittel 1’459 1’519<br />
Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 113’445 109’282<br />
Übrige Forderungen 333 296<br />
Warenvorräte 9’077 8’778<br />
Aktive Abgrenzungsposten 10’742 7’505<br />
Umlaufsvermögen 135’056 127’380<br />
Immobilien 23’869 24’342<br />
Betriebseinrichtungen 102’016 92’577<br />
Anlagevermögen 125’885 116’919<br />
Summe Aktiven 260’941 244’299<br />
Passiven<br />
Kurzfristige Verbindlichkeiten aus<br />
Lieferungen und Leistungen 37’743 35’229<br />
Übrige Verbindlichkeiten 197’320 181’742<br />
Passive Abgrenzungsposten 5’228 4’018<br />
Kurzfristiges Fremdkapital 240’291 220’989<br />
Rückstellungen 20’650 23’310<br />
Rückstellungen 20’650 23’310<br />
Summe Passiven 260’941 244’299
Erfolgsrechnung des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
106<br />
in 1000 Franken <strong>2008</strong> 2007 Veränderung<br />
Besoldungen und Löhne 336’861 326’387 10’474<br />
Arzthonorare 27’489 24’591 2’898<br />
Sozialleistungen 93’772 92’940 832<br />
Übriger Personalaufwand 4’304 3’269 1’035<br />
Personalaufwand 462’426 447’187 15’239<br />
Medizinischer Bedarf 149’557 133’953 15’604<br />
Lebensmittelaufwand 7’157 6’517 640<br />
Haushaltaufwand 10’937 10’130 807<br />
Unterhalt und Reparaturen von Immobilien 8’243 7’667 576<br />
Unterhalt und Reparaturen von<br />
Betriebseinrichtungen 8’547 7’551 996<br />
Aufwand für Anlagennutzung 60’706 30’121 30’585<br />
Zinsaufwand 206 198 8<br />
Aufwand für Energie und Wasser 9’208 8’515 693<br />
Verwaltungs- und Informatikaufwand 17’343 16’761 582<br />
Übriger patientenbezogener Aufwand 1’487 1’223 264<br />
Übriger nicht patientenbezogener Aufwand 4’764 3’799 965<br />
Sachaufwand 278’155 226’435 51’720<br />
Betriebsaufwand 740’581 673’622 66’959
107<br />
in 1000 Franken <strong>2008</strong> 2007 Veränderung<br />
Erträge aus medizinischen, pflegerischen<br />
und therapeutischen Leistungen 207’285 200’132 7’153<br />
Erträge aus ärztlichen Leistungen 83’635 78’262 5’373<br />
Erträge aus übrigen Spitalleistungen 175’706 160’768 14’938<br />
Erträge aus übrigen Leistungen für Patienten /-innen 944 1’016 –72<br />
Finanzertrag 2’056 3’077 –1’021<br />
Ertrag aus Leistungen für Dritte und Personal 23’573 21’255 2’318<br />
Beiträge und Subventionen 56’473 56’474 –1<br />
Betriebsertrag 549’672 520’984 28’688<br />
Ausserordentlicher und betriebsfremder<br />
Aufwand und Ertrag 1’792 –7’030 8’822<br />
Erfolg gemäss Bewertungsvorschriften H+ –189’117 –159’668 –29’449<br />
Überleitung zur Staatsrechnung 0<br />
Erfolg gemäss Bewertungsvorschriften H+ –189’117 –159’668 –29’449<br />
Differenz Abschreibung / Investitionen H+ /<br />
Staatsrechnung –6’551 –8’977 2’426<br />
Saldo laufende Rechnung <strong>Basel</strong>-Stadt –195’668 –168’645 –27’023
Anhang zur<br />
108<br />
Jahresrechnung <strong>2008</strong><br />
Grundlagen und Grundsätze zur<br />
Jahresrechnung<br />
Die Bilanz und die Erfolgsrechnung sind in Anlehnung an<br />
die Rechnungslegungsvorschriften von H+ und die Vorschriften<br />
gemäss Spitalgesetz erstellt worden. Die Rechnungslegung<br />
entspricht den allgemein gültigen kaufmännischen<br />
Grundsätzen, d.h., alle bis zum Bilanzstichtag<br />
abgeschlossenen Geschäfte sind in der Jahresrechnung<br />
als Aufwand und Ertrag erfasst und nach anerkannten<br />
Grundsätzen wie der Bilanzklarheit und -wahrheit, der<br />
Wesentlichkeit sowie der Periodizität ausgewiesen. Die<br />
Vorschriften von H+ wurden umgesetzt und die Rechnungslegungsgrundsätze<br />
gemäss REKOLE © von H+ angewandt.<br />
Da es sich beim <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> (USB) um eine<br />
Dienststelle des Kantons <strong>Basel</strong>-Stadt handelt, hat die Bilanz<br />
nur eine beschränkte Aussagekraft. Die Position Eigenkapital<br />
fehlt deshalb gänzlich, und die Immobilien widerspiegeln<br />
bei Weitem nicht den tatsächlich getätigten<br />
Investitionsaufwand in Sachanlagen der vergangenen<br />
Jahrzehnte. Die vom <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> verwalteten<br />
Gelder von Drittmittelfonds sind in der Jahresrechnung<br />
nicht enthalten.<br />
Bilanz<br />
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen<br />
In dieser Position sind sämtliche Forderungen gegenüber<br />
Patientinnen und Patienten, Versicherungen, Krankenkassen,<br />
Kantonen und Dritten sowie Vorauszahlungen<br />
an Lieferanten, sonstige Forderungen enthalten wie<br />
auch Vorauszahlungen von Debitoren und durchlaufende<br />
Positionen.<br />
Das Delkredererisiko ist mit einer entsprechenden Wertberichtigung<br />
berücksichtigt worden. Nicht mehr einbringliche<br />
Forderungen wurden abgeschrieben.<br />
2. Warenvorräte<br />
Bei den Warenvorräten handelt es sich um Produkte<br />
des medizinischen Bedarfs (z.B. Medikamente, Implantate,<br />
Instrumente, Utensilien, Verbandmaterial usw.) sowie<br />
um Textilien, Lebensmittel, Büromaterial, Werkzeuge<br />
und Bestandteile für die technische Infrastruktur. Die<br />
Bewertung erfolgt zu durchschnittlichen Einstandspreisen.<br />
Es besteht eine Wertberichtigung für sich nicht im<br />
Umlauf befindende Waren.<br />
3. Aktive/passive Abgrenzungsposten<br />
Die aktiven und passiven Abgrenzungsposten beinhalten<br />
die Aufwands- sowie Ertragsabgrenzungen für noch<br />
nicht fakturierte Leistungen und Erträge zum Zeitpunkt<br />
der Rechnungsschliessung.<br />
4. Immobilien<br />
Kleinere wertvermehrende Investitionen, die über einen<br />
definierten Standardausbau der von der Immobilien <strong>Basel</strong>-<br />
Stadt gemieteten Räume hinausgehen, machen die Position<br />
Immobilien aus. Alle anderen Investitionen in Grundstücke<br />
und Gebäude werden nicht in der Dienststelle,<br />
sondern global in der Staatsrechnung ausgewiesen.<br />
5. Betriebseinrichtungen<br />
Unter der Position Betriebseinrichtungen sind Investitionen<br />
in medizinische Apparate, Einrichtungen, Fahrzeuge<br />
und in die Informatik enthalten. Kleininvestitionen<br />
(Beschaffungen pro Gegenstand unter 3000 CHF) von<br />
Mobilien, Betriebseinrichtungen und medizinischen Apparaten<br />
werden nicht aktiviert und über die Erfolgsrechnung<br />
als Aufwand verbucht. Die vom Staat zwingend als<br />
Objektkredite über CHF 0.3 Mio. vorgegebenen Budgetpositionen<br />
werden, sofern sie nicht aktiviert und in die<br />
Anlagenbuchhaltung aufgenommen worden sind, ebenfalls<br />
als Aufwand für Anlagennutzung behandelt.
109<br />
6. Kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen / übrige Verbindlichkeiten<br />
Der Austausch von Lieferungen und Leistungen sowie<br />
der gesamte Geldfluss zwischen dem USB, den Drittmittelfonds<br />
und anderen Dienststellen des Kantons <strong>Basel</strong>-<br />
Stadt wird über Kontokorrentkonten abgewickelt. In den<br />
übrigen Verbindlichkeiten sind die Verpflichtungen des<br />
USB gegenüber der Dienststelle des Finanzdepartements<br />
inbegriffen. Kontokorrentkonten zwischen staatlichen<br />
Dienststellen im eigenen Gemeinwesen werden<br />
nicht verzinst.<br />
7. Rückstellungen<br />
Bestehende Risiken (z.B. tarifliche oder rechtliche Risiken)<br />
sind mit dieser Position abgedeckt. Im Weiteren<br />
sind auf Basis der Erhebung der Jahresendsaldi der Ferien,<br />
Überzeiten und Gleitzeit entsprechende Rückstellungen<br />
zulasten der Erfolgsrechnung getätigt worden.<br />
Erfolgsrechnung<br />
8. Ausserordentliche Positionen<br />
Unter «Ausserordentlicher und betriebsfremder Aufwand<br />
und Ertrag» werden Aufwendungen und Erträge für Anpassungen<br />
von Rückstellungen für Risiken aus früheren<br />
Geschäftsjahren und aus Anlagenverkauf ausgewiesen.<br />
9. Aufwand für Anlagennutzung<br />
Mit dem Regierungsratsbeschluss vom 14. November<br />
2006 wurde ein internes Mietreglement verabschiedet,<br />
das ab 1.1.<strong>2008</strong> neu eine Miete für Räume vorsieht. Für<br />
die vom <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> in Anspruch genommenen<br />
Räume bestehen Verträge, die gestützt auf das<br />
interne Mietreglement mit Immobilien <strong>Basel</strong>-Stadt abgeschlossen<br />
wurden. In der Erfolgsrechnung wird der<br />
Mietaufwand für die Räume erstmalig ausgewiesen.<br />
unter 3000 CHF von Mobilien, Betriebseinrichtungen<br />
und medizinischen Apparaten, die nicht aktiviert werden,<br />
ausgewiesen. Die Objektkredite über CHF 0.3 Mio.,<br />
die gemäss den Vorgaben der Staatsrechnung definiert<br />
sind, werden, sofern sie nicht aktiviert und in die Anlagenbuchhaltung<br />
aufgenommen worden sind, ebenfalls<br />
in dieser Position ausgewiesen.<br />
10. Differenz Abschreibung / Investitionen<br />
H+ / Staatsrechnung<br />
Die Differenz der Abschreibungen gemäss Staatsrechnung<br />
und nach H+ wird hier aufgeführt. In Abzug gebracht<br />
werden die gemäss den Vorgaben H+ über Aufwand<br />
gebuchten Investitionen, die in der Staatsrechnung<br />
aktiviert werden.<br />
Übrige Punkte zur Jahresrechnung<br />
Nicht bilanzierte Leasingverbindlichkeiten<br />
Alle Leasingverbindlichkeiten sind entsprechend in der<br />
Bilanz ausgewiesen.<br />
Brandversicherungswerte der Anlagen<br />
Die Brandversicherungswerte der Anlagen werden durch<br />
die Rimas AG verwaltet.<br />
Eventualverbindlichkeiten<br />
Es bestehen keine Eventualverbindlichkeiten.<br />
Neben den Abschreibungen gemäss den Vorgaben von<br />
H+ werden hier auch Beschaffungen pro Gegenstand
Anhang zur Jahresrechnung <strong>2008</strong><br />
110
111
Anhang zur Jahresrechnung <strong>2008</strong><br />
112<br />
1. Entwicklung Aufwand / Ertrag | Entwicklung Beitrag <strong>Basel</strong>-Stadt<br />
Der Betriebsaufwand des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> beziffert sich auf 729.1 Mio. CHF Damit war er um 9.2 Mio. CHF<br />
höher als im Vorjahr. Gleichzeitig erhöhte sich der Betriebsertrag um 30.6 Mio. CHF auf 561.6 Mio. CHF. Neu wurden<br />
30.5 Mio. CHF kalkulatorische Miete belastet. Der Beitrag <strong>Basel</strong>-Stadt entspricht den Nettoausgaben der Staatsrechnung<br />
des <strong>Universitätsspital</strong>s.<br />
Entwicklung Aufwand/Ertrag<br />
Entwicklung Aufwand/Ertrag Aufwand<br />
in Mio. Franken<br />
in Mio. Franken<br />
Ertrag<br />
Entwicklung Beitrag <strong>Basel</strong>-Stadt<br />
Entwicklung Beitrag <strong>Basel</strong>-Stadt<br />
in Mio. Franken<br />
in Mio. Franken<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
100<br />
2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong><br />
Aufwand<br />
Ertrag<br />
0<br />
2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong><br />
2. Entwicklung Personalaufwand | Anzahl stationäre Akutpatientinnen und -patienten<br />
In den Akutkliniken hat sich die Zahl der behandelten Patientinnen und Patienten um 598 auf 27 400 erhöht.<br />
Entwicklung Personalaufwand<br />
Entwicklung Personalaufwand<br />
in 1000 Franken<br />
in 1000 Franken<br />
Anzahl stationäre<br />
Anzahl stationäre<br />
Akutpatientinnen und -patienten<br />
Akutpatientinnen und -patienten<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
32’000<br />
30’000<br />
28’000<br />
26’000<br />
24’000<br />
22’000<br />
0<br />
20’000<br />
2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong> 2004 2005 2006<br />
2007 <strong>2008</strong>
113<br />
3. Anzahl Pflegetage im Akutbereich<br />
Die Pflegetage stiegen um 9 154 auf 234 765. Die Bereiche Chirurgie, Medizin und Medizinische Querschnittsfunktionen<br />
legten zu, der Bereich Spezialkliniken blieb unter dem Vorjahreswert. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
stieg um 0.2 auf 8.6 Tage.<br />
Anzahl Pflegetage im Akutbereich<br />
Anzahl Pflegetage im Akutbereich<br />
235’000<br />
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
im<br />
Durchschnittliche<br />
Akutbereich<br />
Aufenthaltsdauer im Akutbereich<br />
in Tagen<br />
10<br />
230’000<br />
225’000<br />
9<br />
220’000<br />
215’000<br />
8<br />
210’000<br />
205’000<br />
2004 2005 2006 2007 <strong>2008</strong> 2004 2005 2006<br />
7<br />
2007 <strong>2008</strong><br />
4. Anzahl Patien ten /-innen der Geriatrischen Universitätsklinik<br />
Die Anzahl Patientinnen und Patienten stieg um 29 auf 617. Die Pflegetage stiegen um 783 auf 10 369,<br />
die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um 0.5 auf 16.9 Tage.<br />
Anzahl Patienten/-innen der<br />
Geriatrischen Universitätsklinik<br />
und der Pflegeheime<br />
Austritte<br />
Anzahl Pflegetage der Geriatrischen<br />
Universitätsklinik und der Pflegeheime<br />
700
Jahresdaten <strong>2008</strong><br />
zum stationären Bereich<br />
114<br />
Anzahl Anzahl Aufenthalts- Durschn. Betten-<br />
Patienten / Pflege- tage je betriebene bestand am<br />
-innen tage*** Patient /-in Betten 31.12.08<br />
Bereich Medizin<br />
Innere Medizin 7’223 71’991 10.0 203.0 203.0<br />
Kriseninterventionsstation 562 2’630 4.7 8.0 8.0<br />
Neurologie 835 8’911 10.7 24.0 24.0<br />
Notfallstation** 3’166 11’138 **0.9 15.0 15.0<br />
Bereich Chirurgie<br />
Chirurgie (alle Disziplinen) 8’685 85’388 9.8 252.3 252.3<br />
Bereich Spezialkliniken<br />
Augenklinik 855 3’591 4.2 12.0 12.0<br />
Dermatologie 229 3’811 16.6 12.0 12.0<br />
HNO 990 6’717 6.8 19.0 19.0<br />
Gynäkologie 1’130 6’971 6.2 24.0 24.0<br />
Mutter und Kind 2’236 14’629 6.5 45.0 45.0<br />
Bereich<br />
Querschnittsfunktion<br />
Nuklearmedizin 688 2’491 3.6 6.0 6.0<br />
Übrige Abteilungen** 187 6’128 **1.5 21.0 21.0
115<br />
Anzahl Anzahl Aufenthalts- Durchschn. Betten-<br />
Patienten/ Pflege- tage je betriebene bestand am<br />
-innen tage*** Patient/-in Betten 31.12.08<br />
Total Akutbereich 26’786 224’396 8.4 641.3 641.3*<br />
Akutgeriatrie 614 10’369 16.9 28.0 28.0<br />
Total<br />
Akutbereich /<br />
Akutgeriatrie 27’400 234’765 8.6 669.3 669.3<br />
* Davon: Akut-<br />
Stationsbetten (somatisch) 579.3<br />
Intensivpflege- und<br />
Notfallbetten 54.0<br />
Psychiatriebetten<br />
(Krisenintervention) 8.0<br />
Total 641.3<br />
** Relation externe Austritte und interne Übertritte zu Anzahl Pflegetage<br />
*** Zählweise gemäss Definition vom Bundesamt für Statistik<br />
(Pflegetage nach bisheriger Zählweise: 228 725)<br />
5. Jahresdaten zum stationären Bereich<br />
Sowohl die Pflegetage als auch die Patientenzahl nahmen im Vergleich zum Vorjahr zu. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
im akut-somatischen Bereich stieg um 0.2 auf 8.4 Tage. Im Akutbereich und in der Akutgeriatrie stieg<br />
die durchschnittliche Aufenthaltsdauer um 0.2 auf 8.6 Tage. Die Anzahl der teilstationären Behandlungen stieg um<br />
179 auf 4144.
Pflegetage des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
116<br />
Pflegetage <strong>2008</strong> nach Wohnort der Patientinnen und Patienten Pflegetage*** %<br />
(Akutbereich inkl. Akutgeriatrie)<br />
BS 139’374 59.4<br />
BL 47’271 20.1<br />
AG 10’365 4.4<br />
SO 7’190 3.1<br />
Jura 7’322 3.1<br />
Übrige Schweiz 7’862 3.3<br />
Baden-Württemberg 9’694 4.1<br />
Elsass 1’909 0.8<br />
Übriges Ausland 3’778 1.6<br />
Total 234’765 100.0<br />
*** Zählweise gemäss Definition vom Bundesamt für Statistik<br />
(Pflegetage nach bisheriger Zählweise: 228 725)<br />
6. Pflegetage <strong>2008</strong> nach Wohnort der Patientinnen und Patienten<br />
59.4 Prozent der Pflegetage stammen von Patienten aus <strong>Basel</strong>-Stadt. Die restlichen 40.6 Prozent gehen fast zur Hälfte<br />
auf das Konto von <strong>Basel</strong>-Landschaft. Die Pflegetage von ausländischen Patientinnen und Patienten stammen zu rund<br />
63 Prozent von Personen aus Süddeutschland (Baden-Württemberg).<br />
Durchschnittliche Kosten pro Pflegetag (in CHF) 2007 <strong>2008</strong><br />
Gesamtspital 1’445 1’606<br />
7. Durchschnittliche Kosten pro Pflegetag<br />
Die Kosten pro Pflegetag haben sich im Vergleich zum Vorjahr um 11.1 Prozent auf 1 606 CHF erhöht. In diesem<br />
Betrag ist der Aufwand für Lehre und Forschung nicht enthalten, damit die Vergleichbarkeit mit anderen Spitälern<br />
gewährleistet ist. Der absolute Betrag reflektiert die komplexen und kostenintensiven Behandlungen, welche vom<br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> für die Patientinnen und Patienten der Nordwestschweiz einschliesslich des grenznahen Auslands<br />
angeboten werden.
117<br />
Personal des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
Personalbestand, Stellen per 31.12.<strong>2008</strong> (ohne Drittmittel) Anzahl Stellen inkl. LuF<br />
Medizin 794.2 861.6<br />
Chirurgie 464.5 501.2<br />
Spezialkliniken 396.0 420.4<br />
Medizinische Querschnittsfunktionen 829.6 856.4<br />
Direktion / Stäbe 99.5 99.5<br />
Informatik 50.1 50.1<br />
Projekte 6.7 6.7<br />
Ressort Personal / Finanzen / Betrieb 711.9 711.9<br />
Ressort Gesundheitsberufe 12.5 14.4<br />
Departement Forschung 0.0 39.8<br />
Total 3’365.0 3’562.0<br />
Quelle:<br />
Beschäftigungsentwicklung nach Bereichen per 31.12.<strong>2008</strong><br />
Verteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
nach Wohnort Personen %<br />
<strong>Basel</strong>-Stadt 2’106 45.1 %<br />
<strong>Basel</strong>-Landschaft 1’272 27.2 %<br />
Übrige Schweiz 414 8.9 %<br />
Deutschland 564 12.1 %<br />
Frankreich 311 6.7 %<br />
Übrige Länder 3 0.1 %<br />
Total 4’670 100.0 %
Organigramm des<br />
<strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong><br />
118<br />
Direktor<br />
Dr. Werner Kübler<br />
Direktionsstab<br />
Christian Schuhmacher<br />
Departement<br />
Biomedizin<br />
Prof. Radek Skoda<br />
Bereich Chirurgie<br />
Dr. Peter H. Lessing<br />
Bereich Medizin<br />
Prof. Jürg A. Schifferli<br />
Bereich Spezialkliniken<br />
Dr. Norbert Spirig<br />
Bereich Medizinische<br />
Querschnittsfunktionen<br />
Sabine Braendle<br />
Bereich<br />
Personal und Betrieb<br />
Mario Da Rugna<br />
Ressort<br />
Medizinische Prozesse<br />
und Qualität<br />
Prof. Michael Heberer<br />
Ressort Entwicklung<br />
Gesundheitsberufe<br />
Silvia Rosery<br />
Ressort Finanzen<br />
Martin Gerber<br />
• Allgemeinchirurgie<br />
- Gefässchirurgie<br />
- Traumatologie<br />
• Herzchirurgie<br />
• Thoraxchirurgie<br />
• Institut für chir.<br />
Forschung und<br />
Spitalmanagement<br />
• Neurochirurgie<br />
• Orthopädie<br />
• Urologie<br />
• Wiederherstellende Chir.<br />
• Innere Medizin<br />
• Spez. Abteilungen<br />
• Neurologie<br />
• Psychiatrische Poliklinik<br />
• Akutgeriatrie<br />
• Medizinische Poliklinik<br />
• Notfallstation<br />
• Frauenklinik<br />
• Augenklinik<br />
• Dermatologie<br />
• Hals-Nasen-Ohren-Klinik<br />
• Anästhesie<br />
• Pathologie<br />
• Radiologie<br />
• Spitalpharmazie<br />
• Therapiedienste<br />
• Labormedizin<br />
• Study Coordination<br />
Center<br />
• Human Resources<br />
• Hotellerie<br />
• Infrastruktur<br />
• Logistik<br />
Ressort Prozessunterstützung<br />
und Informatik<br />
Jürg Lindenmann<br />
Ressort<br />
Lehre und Forschung<br />
Prof. Albert<br />
Urwyler (Dekan)<br />
6_09
120<br />
Impressum<br />
Redaktion Andreas Bitterlin (Leitung), Urs Flury, Christian Schuhmacher<br />
Konzeption, Gestaltung, Typografie und Prepress Schaffner & Conzelmann AG, <strong>Basel</strong><br />
Fotos Schaffner & Conzelmann AG, <strong>Basel</strong>, Urs Flury, USB<br />
Druck Steudler Press AG, <strong>Basel</strong><br />
Ein statistischer Anhang zum vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2008</strong> – mit detaillierten Angaben zu den einzelnen<br />
Departementen, Kliniken, Instituten und Bereichen – ist bei der Direktion des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> erhältlich.