Jahresbericht 2005 Universitätsspital Basel

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22.10.2014 Aufrufe

Stammzellen Intensive Vernetzung Die Stammzelltransplantation ist ein wegweisendes Beispiel universitärer Medizin. Sie ist nur denkbar im engen Verbund zwischen Diagnostik, Forschung und Therapie, in intensiver Zusammenarbeit internistischer und chirurgischer Disziplinen und in Kooperation zwischen Pflege, ärztlicher Betreuung, Support Team und Administration. Der Pflege kommt eine zentrale Rolle zu. Patient, Familie und Spender mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen müssen in einen Ablauf mit komplexen Anforderungen integriert werden. Forschung und Datenerfassung sind dabei nicht Nebenprodukt. Sie sind integraler Bestandteil der Therapie. Koordination und Datateam bilden eine zentrale Schlüsselstelle. Nabelschnurblutbank und Spenderregister Am Anfang der Stammzelltransplantation wurden ausschliesslich Knochenmarkstammzellen von gesunden Geschwistern verwendet. Heute ist das Spektrum breit. Patienteneigene Stammzellen, Stammzellen von Geschwistern oder anderen Familienmitgliedern, von typisierten, unverwandten Spendern oder Stammzellen aus Nabelschnurblut stehen zur Verfügung. Das optimale Produkt wird in Abhängigkeit von Krankheit, Verfügbarkeit und Risikokonstellation gewählt. Ein wichtiges Element bildet die öffentliche Nabelschnurblutbank. Entstanden aus einer gemeinsamen Initiative der Frauenklinik, des UKBB und der Hämatologie am USB, bildet die Nabelschnurblutbank zusammen mit der Nabelschnurblutbank in Genf und der Stiftung Swiss Blood Stem Cells eine Drehscheibe für die Vermittlung von gesunden Stammzellen. So stehen Stammzellen aus Basel für Patienten in der ganzen Welt zur Verfügung, wie im Gegenzug Basel sich auf das weltweite Netz der Nabelschnurblutbanken und Spenderregister stützen kann. Ausblick Die Stammzellforschung ist ein sich rasch entwickelndes Gebiet. Neue gezielte Medikamente wie das Imatinib bei der chronisch myeloischen Leukämie werden die Stammzelltransplantation erübrigen. Auf der anderen Seite werden neue Krankheiten, z.B. die systemische Sklerose, mit der Stammzelltransplantation günstig beeinflusst. Was für das Blut bildende System gilt, wird möglicherweise bald Realität für andere erkrankte Organe. Stammzellen aus Blut, Knochenmark oder anderem Gewebe könnten in naher Zukunft bei Krankheiten wie Diabetes, Herzinsuffizienz, Parkinson oder bei chronischen Wunden, Knorpel- und Knochenschäden das fehlende Gewebe oder die kranken Organe erneuern. Die Voraussetzungen, diese Therapieformen am USB anzubieten, sind gegeben. Die Vorbereitungen dazu sind im Gange. 8/9

Im Kampf gegen die Fettsucht Adipositas Zu viel Essen bei zu wenig Bewegung: Das ist das Problem vieler Menschen in der modernen Konsumgesellschaft. Immer mehr Menschen sind übergewichtig, die Behandlung ist nicht einfach. Das USB hat eine Sprechstunde für Betroffene eingerichtet. Übergewicht (Adipositas) hat in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Diese Feststellung gilt nicht nur für industrialisierte Länder, sondern auch für städtische Gegenden in ehemaligen Entwicklungsländern wie Asien und Südamerika. In Nordamerika sind zwei von drei Erwachsenen übergewichtig. Die Adipositas hat im Jahr 2005 das Zigarettenrauchen als Gesundheitsproblem überholt. Gerade bei Kindern und Jugendlichen sind die Zunahmeraten am frappantesten. Gemäss einer Zürcher Studie hat die Anzahl adipöser Kinder in den letzten zwanzig Jahren um das Zehnfache zugenommen! Drei Viertel davon werden auch im Erwachsenenalter übergewichtig bleiben. Viele von ihnen werden Diabetes und atherosklerotische Komplikationen haben; ihre Lebenserwartung wird kürzer sein als diejenige der Generation ihrer Eltern. Der wichtigste Grund für die Epidemie liegt in übermässiger Nahrungszufuhr bei verminderter Bewegung. Bei massiv Übergewichtigen (morbide Adipositas) ist die Veranlagung zum krankhaften Dickwerden zudem oft genetisch bedingt. Schwierige Behandlung Die Behandlung der Adipositas ist schwierig. Beratungen bringen eine Gewichtsabnahme von ca. 5 bis 10 kg. Das vermindert zwar Stoffwechselkomplikationen, das Problem ist aber damit nicht wirklich gelöst. Ähnlich bescheiden ist die Wirkung von Medikamenten; zudem wirken diese nur, solange sie eingenommen werden, und nur wenige Menschen sind dazu ein Leben lang bereit. Die wirksamste und im wahrsten Sinn des Wortes einschneidendste Therapie ist die chirurgische Behandlung, auch «bariatrische Chirurgie» genannt. Der «Magen-Bypass» hat sich dabei in den letzten Jahren als effizienteste und auch sichere Methode zur Behandlung der krankhaften Adipositas etabliert, wie Statistiken aus den USA und Schweden zeigen. Bei dieser Operation wird der Magen unter Belassung eines kleinen Restes durchtrennt und in eine hochgezogene Dünndarmschlinge abgeleitet. Durch die so erreichte Restriktion der Nahrungszufuhr Jahresbericht Universitätsspital Basel 2005

Im Kampf gegen die Fettsucht<br />

Adipositas<br />

Zu viel Essen bei zu wenig Bewegung: Das ist das Problem vieler Menschen<br />

in der modernen Konsumgesellschaft. Immer mehr Menschen sind übergewichtig,<br />

die Behandlung ist nicht einfach. Das USB hat eine Sprechstunde<br />

für Betroffene eingerichtet.<br />

Übergewicht (Adipositas) hat in den letzten Jahren<br />

weltweit zugenommen. Diese Feststellung gilt nicht<br />

nur für industrialisierte Länder, sondern auch für<br />

städtische Gegenden in ehemaligen Entwicklungsländern<br />

wie Asien und Südamerika. In Nordamerika<br />

sind zwei von drei Erwachsenen übergewichtig. Die<br />

Adipositas hat im Jahr <strong>2005</strong> das Zigarettenrauchen<br />

als Gesundheitsproblem überholt. Gerade bei Kindern<br />

und Jugendlichen sind die Zunahmeraten am<br />

frappantesten. Gemäss einer Zürcher Studie hat die<br />

Anzahl adipöser Kinder in den letzten zwanzig Jahren<br />

um das Zehnfache zugenommen! Drei Viertel davon<br />

werden auch im Erwachsenenalter übergewichtig<br />

bleiben. Viele von ihnen werden Diabetes und atherosklerotische<br />

Komplikationen haben; ihre Lebenserwartung<br />

wird kürzer sein als diejenige der Generation<br />

ihrer Eltern. Der wichtigste Grund für die Epidemie<br />

liegt in übermässiger Nahrungszufuhr bei verminderter<br />

Bewegung. Bei massiv Übergewichtigen (morbide<br />

Adipositas) ist die Veranlagung zum krankhaften<br />

Dickwerden zudem oft genetisch bedingt.<br />

Schwierige Behandlung<br />

Die Behandlung der Adipositas ist schwierig. Beratungen<br />

bringen eine Gewichtsabnahme von ca. 5<br />

bis 10 kg. Das vermindert zwar Stoffwechselkomplikationen,<br />

das Problem ist aber damit nicht wirklich<br />

gelöst. Ähnlich bescheiden ist die Wirkung von Medikamenten;<br />

zudem wirken diese nur, solange sie<br />

eingenommen werden, und nur wenige Menschen<br />

sind dazu ein Leben lang bereit.<br />

Die wirksamste und im wahrsten Sinn des Wortes<br />

einschneidendste Therapie ist die chirurgische Behandlung,<br />

auch «bariatrische Chirurgie» genannt.<br />

Der «Magen-Bypass» hat sich dabei in den letzten<br />

Jahren als effizienteste und auch sichere Methode<br />

zur Behandlung der krankhaften Adipositas etabliert,<br />

wie Statistiken aus den USA und Schweden zeigen.<br />

Bei dieser Operation wird der Magen unter Belassung<br />

eines kleinen Restes durchtrennt und in eine<br />

hochgezogene Dünndarmschlinge abgeleitet. Durch<br />

die so erreichte Restriktion der Nahrungszufuhr<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> <strong>2005</strong>

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